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Auch heute freue ich mich wieder darüber, einen äußerst kompetenten und prominenten Gast vorstellen zu dürfen: Prof. Gerd Gigerenzer. Das Thema ist eines, das uns seit einiger Zeit begleitet, und auch noch weiter begleiten wird, denn es gehört zu den wesentlichsten Fragen der heutigen Zeit. Werden wir von der stetig steigenden Komplexität in unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft überrollt, oder gelingt es, Mechanismen zu entwickeln, trotzdem kluge und resiliente Entscheidungen zu treffen? Entscheidungen, die uns auch helfen, mit komplexen Risiken umzugehen? Gerd Gigerenzer war unter anderem langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, ist Direktor des Harding Center for Risk Literacy an der Universität Potsdam, Partner von Simply Rational - The Institute for Decisions und Vizepräsident des European Research Council (ERC). Er ist ehemaliger Professor für Psychologie an der Universität von Chicago und John M. Olin Distinguished Visiting Professor, School of Law an der Universität von Virginia. Darüber hinaus ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Wissenschaften und der British Academy sowie Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Er hat unzählige Preise gewonnen sowie zahlreiche Bücher geschrieben, die nicht nur inhaltlich höchst relevant sondern zudem auch noch sehr zugänglich für eine breite Leserschicht sind. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Entscheidungen unter Unsicherheit und Zeitbeschränkung Risikokompetenz und Risikokommunikation Entscheidungsstrategien von Managern, Richtern und Ärzten Und genau über diese Themen werden wir uns in der Episode unterhalten. Wie geht man in Situationen großer Unsicherheit mit Daten und Informationen um? »Je größer die Unsicherheit ist, desto mehr Informationen muss man ignorieren.« Was ist eine Heuristik, und welche Heuristiken wenden wir erfolgreich in welchen Situationen an? »In Situationen von Unsicherheit, verlassen sich Menschen nicht auf die ganze Vergangenheit, sondern auf die jüngste Vergangenheit — das nennt man recency Heuristik.« Warum führen mehr Daten nicht immer zu besseren Entscheidungen? »Ein Datenpunkt, gut gewählt, erlaubt [in vielen Fällen] bessere Vorhersagen als Big Data« Was ist Intuition und unter welchen Umständen ist intuitives sinnvoller als vermeintlich rationales Entscheiden? »Intuition ist keine Willkür. Intuition ist gefühltes Wissen, das auf jahrelanger Erfahrung beruht.« Was ist von den neuen Theorien der Rationalität, z. B. dem System 1 und 2 von Kahnemann zu halten? »The abject failure of models in the global financial crisis has not dented their popularity among regulators.«, Mervyn King Was ist defensives Entscheiden, und warum ist es eines der größten Probleme unserer modernen Welt? »Der Arzt ist nicht in einer Situation, dem Patienten das Beste zu empfehlen. Viele Ärzte fürchten, dass die Patienten klagen, insbesondere, wenn etwas unterlassen wurde. Die Patienten klagen nicht, wenn unnötige Operationen vorgenommen wurden.« Weniger kann oft mehr sein: »Viele Menschen denken — auch in der Wissenschaft — mehr ist immer besser.« Dabei gilt in den meisten Fällen, gerade auch dort, wo wir häufig versuchen, komplexe Modelle anzuwenden: »Je größer die Unsicherheit ist, umso einfacher muss man die Regulierung [oder das Modell] machen.« Eine Erkenntnis, die im Grunde jedem klar ist, der sich mit der Steuerung komplexer Systeme auseinandersetzt. Warum handeln wir stetig dagegen? »Wir brauchen eine Welt, die den Mut hat zur Vereinfachung.« Und dann gibt es noch den Aspekt der Rückkopplung von (schlechten) Modellen auf die Welt, die sie vermeintlich beschreiben oder vorhersagen, und wir kommen leicht in einen Teufelskreis der zirkulären und selbstverstärkenden Fehler. Wie lassen sich diese vermeiden? Was wird die Folge sein, wenn diese Formen der Modellierung und Verhaltenssteuerung auf eine immer totalitärere und total überwachte Gesellschaft trifft? Entwickeln wir uns aber in der Realität mit künstlicher Intelligenz, Large Language Models und IT-getriebener Automatisierung, aber nicht gerade ins Gegenteil? Eine Welt, deren Entscheidungen von immer komplexeren Systemen intransparent getroffen werden, wo niemand mehr nachvollziehen oder bewerten und in Wahrheit verantworten kann, ob diese Entscheidungen sinnvoll sind? Denken wir beispielsweise an Modelle, die Rückfallwahrscheinlichkeiten von Straftätern bewerten. »Viele Menschen lächeln über altmodische Wahrsager. Doch sobald die Hellseher mit Computern arbeiten, nehmen wir ihre Vorhersagen ernst und sind bereit, für sie zu zahlen.« Zu welcher Welt bewegen wir uns hin? Zu einer, in der wir radikale Unsicherheit akzeptieren und entsprechen handeln, oder einer, wo wir uns immer mehr der Illusion von Kontrolle, Vorhersagbarkeit und Steuerbarkeit verlieren? »In einer Welt, in der Technik (vermeintlich) smart wird, brauchen wir vor allem eines, nämlich Menschen, die auch smart werden. Also Menschen, die mitdenken, die sich nicht zurücklehnen und konsumieren; die sich nicht auf das reduzieren lassen, was man ihnen empfiehlt.« Und zum Ende macht Prof. Gigerenzer noch den wichtigsten Aufruf der heutigen Zeit: Mitdenken! Denn es gilt: »The world is inherently uncertain and to pretend otherwise is to create risk, not to minimise it.«, Mervyn King Referenzen Andere Episoden Episode 121: Künstliche Unintelligenz Episode 118: Science and Decision Making under Uncertainty, A Conversation with Prof. John Ioannidis Episode 112: Nullius in Verba — oder: Der Müll der Wissenschaft Episode 109: Was ist Komplexität? Ein Gespräch mit Dr. Marco Wehr Episode 107: How to Organise Complex Societies? A Conversation with Johan Norberg Episode 106: Wissenschaft als Ersatzreligion? Ein Gespräch mit Manfred Glauninger Episode 99: Entkopplung, Kopplung, Rückkopplung Episode 92: Wissen und Expertise Teil 2 Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Episode 79: Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson Prof. Gerd Gigerenzer Prof. Gigerenzer amd MPIB-Berlin Fachliche Referenzen Gerd Gigerenzer, Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition, Goldmann (2008) Gerd Gigerenzer, Das Einmaleins der Skepsis: Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken, Piper (2015) Gerd Gigerenzer, Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft, Pantheon (2020) Gerd Gigerenzer, Klick: Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen, Bertelsmann (2021) Gerd Gigerenzer, Smart Management: Mit einfachen Heuristiken gute Entscheidungen treffen, Campus (2025) Daniel Kahnemann, Schnelles Denken, langsames Denken, Siedler Verlag (2012) Gerd Gigerenzer, The rationally wars: a personal reflection, BPP (2024) Konstantinos Katsikopoulos, Gerd Gigerenzer et al, Transparent modeling of influenza incidence: Big data or a single data point from psychological theory?, International Journal of Forecasting (2022) Mervyn King, John Kay, Radical Uncertainty, Bridge Street Press (2021) Rory Sutherland, Alchemy, WH Allen (2021) Peter Kruse, next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung, Gabal (2020) John P. Ioannidis, Forecasting for COVID-19 has failed, International Journal of Forecasting (2022)
In der aktuellen Podcast-Episode spreche ich mit Eric Joachim Kubitz vom Wort & Bild Verlag. Wer den Namen des Verlages nicht kennt, wird mit Sicherheit etwas mit der "Apotheken Umschau" anfangen können. Wir besprechen, wie beim Verlag KI mittlerweile eingesetzt wird, welche Herausforderungen sich daraus ergeben und wie sich der Journalismus in den kommenden Jahren vielleicht verändern wird. Euer Feedback an mich!Wenn ihr mir eine Frage stellen oder Feedback zum Podcast per Sprachnachricht übermitteln wollt – egal, ob per Smartphone, Tablet oder via Rechner, dann nutzt doch bitte unsere Message-Funktion. Gerne teilt mir auch Themenwünsche mit, die ihr gerne im Podcast mal besprochen haben wollt. Alternativ könnt ihr mir gerne auch eine E-Mail schrieben oder mich per LinkedIn kontaktieren.
* Hier findest du den Kurs "Light of mind" https://go.homodea.com/light-of-mind * Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag und heiße euch herzlich willkommen zu einer ganz besonderen Episode in meinem Podcast "Alles Menschen". Heute habe ich Claudia Liebing, auch liebevoll Claudi genannt, zu Gast. Sie wird uns ihre beeindruckende Geschichte von Verzweiflung und Hoffnung erzählen. Claudi hat die dunkelsten Stunden ihres Lebens durchlebt und nach zwei überlebten Suizidversuchen ihren Weg zurück ins Licht gefunden. Als freiberufliche Texterin, Model und Expertin für positives Mindset ermutigt sie Menschen, das Leben von seiner schönsten Seite zu betrachten und wiederkehrende Muster zu durchbrechen. Heute führt sie ein erfülltes und glückliches Leben und verfolgt ihre Träume mit Leidenschaft. Ihre bewegende Geschichte hat sie in ihrem Buch "Narben meiner Seele" festgehalten. Claudis Mission ist es, uns allen Mut und Hoffnung zu schenken und zu zeigen, dass auch ein aufgegebenes Leben wieder lebenswert sein kann. Ich wünsche euch viel Freude beim Hören und tiefe Erkenntnisse. In Verbundenheit, Veit * Hier findest du Hilfe in Notfällen: DBT Therapieprogramm telefonischer Seelsorge-Notruf 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 22 Über Claudia: * Claudia Live am 14.09. in Köln im Klassik-Kloster in Köln Bücher * Trailer zu den Büchern: https://www.youtube.com/watch?v=Fv7MtCOrrVE * Narben meiner Seele: www.wortverzaubert.de/narbenmeinerseele * Das Geheimnis mentaler Stärke: https://amzn.eu/d/056r1xBA * 100 Frauen schreiben Briefe an das Leben: https://amzn.eu/d/0i5klDuO * Email: cliebing@email.de * Homepage: www.claudialiebing.de * Instagram:https://www.instagram.com/mindset.zauber * Hüttenzauber: www.huettenzauber-kassel.de * Hier findest du noch weitere wichtige Anlaufstellen * Selbsttest für die Früherkennung von Psychosen: https://www.psychose-frueherkennung.d... * Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft: https://amzn.eu/d/gJHKa1q * Online Hilfe bei psychischen Problemen allgemein: https://instahelp.me/de/ https://www.psychenet.de/de/hilfe-fin... https://www.telefonseelsorge.de/telefon/ * Psychose-Beratung für Angehörige https://www.janssenwithme.de/de-de/ps... https://www.bapk.de/der-bapk.html * SeeleFon: Tel: 0228 7100 24 24 In Akutfällen: an den lokalen Sozialpsychiatrischen Dienst oder an die Polizei wenden. * Depression für Angehörige: https://www.janssenwithme.de/de-de/ge... https://depression.aok.de * Für Betroffene: https://www.deutsche-depressionshilfe... https://moodgym.de https://www.selfapy.com * Allgemeine Informationen zur Entscheidungshilfe bei Psychose: https://www.psychenet.de/de/entscheid... Alles zu Veit Lindau * Homepage: https://go.veitlindau.com/bold-impact * Instagram: https://www.instagram.com/veit.lindau/ * Facebook: https://www.facebook.com/veitlindau * Lust auf mehr? Hier geht's zu homodea: http://go.homodea.com/hd191 * homodea Meditations-App: https://homodea-meditation.com/ * Instagram: https://www.instagram.com/homodea/ * Facebook: https://www.facebook.com/homodea * Du kannst dir den Podcast überall auf Apple Podcasts, Spotify, meinem Blog, YouTube, SoundCloud und allen Podcastapps kostenlos anhören. * Wir freuen uns sehr, wenn dich die Folge inspiriert. Schreibe uns sehr gern unter podcast@veitlindau.com deine Wünsche für weitere Gäst:innen. * Du möchtest etwas Gutes für die Welt beitragen? Die ichliebedich-Stiftung fördert weltweit integrale Projekte der Potenzialentfaltung und der Kultur des Mitgefühls, besonders für Kinder und Jugendliche. https://ichliebedich-stiftung.de/ ich liebe dich-Stiftung https://www.paypal.com/paypalme/ichliebedich oder IBAN: DE37 6625 0030 0030 0711 46 BIC: SOLADES1BAD
Ob bei Logistikern oder Programmierern: Schon jetzt übernimmt Künstliche Intelligenz Aufgaben in vielen Berufen. Droht uns Massenarbeitslosigkeit? Oder ist die KI eine Chance für Branchen, in denen uns Fachkräfte fehlen?
Der heutige Gesprächspartner ist wieder Jan David Zimmermann, was mich sehr freut! Jan ist Autor, Journalist und Wissenschaftsforscher, hat auch gerade ein neues und äußerst empfehlenswertes Buch herausgebracht — Lethe, Vom Vergessen des Totalitären. Außerdem ist er Redakteur beim Stichpunkt-Magazin. Das heutige Thema ist »(Epistemische) Krisen?«. Eine Anmerkung vorweg: wir haben die Episode vor dem Hamas-Terroranschlag aufgenommen. Wir beide sind von der darauf folgenden Welle des Antisemitismus in Europa, den USA und Australien zutiefst schockiert. Besonders erschreckend ist daran natürlich die Tatsache, dass zahlreiche antisemitische und unfassbar inhumane Äußerungen von Personen, die zuvor als Intellektuelle bezeichnet wurden, stammen — Personen, die an Unis unterrichten, in Medien arbeiten, oder in politischen Funktionen tätig sind. Hier findet sich leider wir ein Thema bestätigt, das ich in vergangenen Episoden angesprochen habe und auch in zukünftigen Episoden thematisieren werde: einen bedrückenden Verlust an intellektueller Redlichkeit und Qualität in wesentlichen gesellschaftlichen Institutionen wie etwa Universitäten. Aber selbst wenn wir später aufgenommen hätten, hätte ich dieses Thema ohnedies noch nicht im Podcast aufgreifen wollen. Auch wenn die Eckpunkte dieses Konfliktes sehr klar sind, viele Details und Folgen sind es nicht. Den Grund habe ich in früheren Episoden schon mal erklärt: dieser Podcast beschäftigt sich ganz bewusst nicht mit aktuellen Themen. Ich möchte hier nicht im medialen Rennen um die knalligste Spekulation beteiligen. In der heutigen Medienlandschaft dominiert das Rauschen und erst, wenn der Lärm leiser geworden ist, oft nach einigen Jahren, kann man anfangen, solche Themen vernünftig und in der Tiefe aufzuarbeiten. Daher habe ich auch erst in diesem Jahr begonnen, Covid als Thema langsam aufzugreifen und weitere Folgen sind in Vorbereitung. Aber zurück zu dieser Episode: Was ist eine (epistemische) Krise? Mit welchen Transformationen haben wir seit 2020 zu tun? Fallen wir von einer Krise in die nächste, oder doch nicht? Warum ist der Krisenbegriff selbst schwierig? Wer definiert eigentlich, was eine Krise ist und wie groß sich diese darstellt, denken wir an die stete Aufrüstung der Worte um noch Gehör zu finden: zur gleichen Zeit, wie die IPCC-Szenarien mit dem letzten Bericht optimistischer werden, wird die Sprache aufgerüstet, aus dem Klimawandel wird die Klimakrise und nun die Klimakatastrophe. Was folgt als Nächstes? Und die Krisen machen vor sich selbst nicht halt, denn diejenigen, die die Krisen ausrufen, unsere Institutionen und Universitäten, stecken selbst in einer schweren Krise. Wir erleben also vermeintlich multilple Krisen, und trotzdem fällt es der Gesellschaft schwer sich auf gemeinsame Momente zu einigen! Ein Kristallisationpunkt des Diskurses ist das Intenet? Aber welche Rolle spielt es: ist es totalitär und radikal, verdummend oder eher das Gegenteil? Wird gar die Komplexität der Welt heute besser gespiegelt als je zuvor, nur gefällt dies manchen nicht, die sich zuvor in der Deutungshoheit gesehen haben? Wie kann man der Gesellschaft komplexe Verhältnisse vermitteln? “If you're not confuse you're not paying attention”, Tom Peters Oder ist die Komplexität vielleicht nur ein Auswuchs, eine Täuschung der Verwirrungen des postmodernen Relativismus? Wer kann urteilen, oder besser: wem trauen wir Urteilskraft zu? Intellektuelle Bescheidenheit und Umgang mit Fehlern und Fehleinschätzungen scheinen immer wesentlicher zu werden und sind dennoch selten zu finden. »Das ist das Prinzip der dauernden Fehlerkorrektur: die Methode, dauernd nach Fehlern zu suchen und frühzeitig kleine und beginnende Fehler zu korrigieren. Diese Methode der rechtzeitigen Fehlerkorrektur zu verfolgen ist nicht nur eine Weisheitsregel, sondern geradezu eine moralische Pflicht: Es ist die Pflicht zur dauernden Selbstkritik, zum dauernden Lernen, zu dauernden kleinen Verbesserungen unserer Einstellung, unserer Urteile – auch der moralischen – und unserer Theorien. Hier wird das Können zum Sollen: wir können aus unseren Fehlern lernen; darum ist es unsere Pflicht, aus unseren Fehlern zu lernen.«, Karl Raimund Popper Kann Selbstkritik als moralische Pflicht gelten? Wie sieht es mit Heinz von Foersters Beobachtung zweiter Ordnung aus, und welche Rolle spielt das ständige Reframen eigentlich klarer Sachverhalte? Müssen wir die Krise überwinden oder führt sie ohnedies zu neuen Bedingungen, die besser sind als zuvor? Wie sieht es mit der sozialen Regulierung von Wissensformen aus, anders gesagt, was können wir von Seiten der wissensoziologischen Diskussion lernen? Gibt es so etwas wie illegitimes Wissen? Wie ist das Verhältnis zwischen Experten/Wissenschaftern und Politik? Wir gehen dann noch etwas weiter ins 20. Jahrhundert zurück und kommen (metaphorisch) zu Thomas Kuhns Paradigmenwechsel und stellen die Frage: Wenn der Schleier gefallen ist, möchte man wieder in den Nebel zurück? Was ist von Wissenschaftsskepsis zu halten? Ist dies ein Problem oder eine große Chance für unsere Gesellschaft? Aller vermeintlicher Inklusivitätsbemühungen zum Trotz scheint das Gegenteil zu passieren und wir werden immer ambiguitätsintolerater. Aus »anything goes« wird »nothing goes«. Komplexe Menschen, die wichtige Beiträge für unsere Gesellschaft leisten, können in anderen Aspekte völlig irren, man denke an Wissenschafter wie Isaac Newton oder Kary Mullis. Was können wir noch von Ernst von Glasersfeld, und Heinz von Foerster, den radikaler Konstruktivsten, lernen? Dann kommen wir auf die Frage, ob die Geisteswissenschaften sich an den Naturwissenschaften orientieren sollen? Wir vertagen diese Frage aber auf eine andere Episode. Wie kommt es eigentlich in der Wissenschaft zur Meinungsbildung, welche Rolle spielen Epistemic Communities, und was ist von Gruppenbildung in der Wissenschaft zu halten? Pierre Bourdieu spricht vom Homo Academicus, Ludwig Fleck von Denkkollektiven. In welchem Zusammenhang steht das zu den moderneren Formulierungen wie »Trust the Science« oder gar »Follow the Science«? Was ist die Triple Helix von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik? Wie stehen diese Überlegungen zu der Tatsache, dass Fortschritt nur mit heterodoxem und orthodoxem Denken gemeinsam zu bekommen ist? Was bedeutet dies für Diversität in Wissenschaft und Eliten in Theorie und Praxis? Welchen Schaden richtet dabei das heute überall zu erlebende Pseudo-Qualitätsmanagement an? »Nicht mehr die Wahrheit hat hier eine Macht, sondern was Macht über uns hat legitimieren wir theoretisch als das Wahre.«, Hans Blumenberg Wie kann es gelingen, Fehlerkultur guter (!) Wissenschaft in die Politik mitnehmen? Dabei aber gleichzeitig nicht den Fehler von über-Rationalisierung zu begehen, also Wissenschaft als rationales Schild für Politik und Management zu missbrauchen? »Viele Menschen lächeln über altmodische Wahrsager. Doch sobald die Hellseher mit Computern arbeiten, nehmen wir ihre Vorhersagen ernst und sind bereit, für sie zu zahlen.«, Gerd Gigerenzer Dabei stelle ich wieder einmal die fundamentale Frage: wollen Menschen belogen, oder würde Wahrheit politisch belohnt werden? Ich glaube zweiteres, aber was ist Jans Meinung? Zuletzt stellt sich die ernüchternde Frage, ob wir die Dimension eines großen Umbruches während des Umbruches überhaupt verstehen kann? Wer die erste Episode mit Jan noch nicht gehört hat, unbedingt Nachhören! Referenzen Andere Episoden Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Episode 79: Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson Episode 74: Apocalype Always Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 47: Große Worte Episode 45: Mit »Reboot« oder Rebellion aus der Krise? Episode 39: Follow the Science? Episode 38: Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann Episode 37: Probleme und Lösungen Episode 27: Wicked Problems Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit Jan David Zimmermann Homepage von Jan Jan David Zimmermann, LETHE. Vom Vergessen des Totalitären, als vobiscum (2023) Stichpunkt Magazin Facebook: Jan D. Zimmermann Instagram: j._zimmermann Fachliche Referenzen Karl Popper: Das Elend des Historizismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, S. XI [Vorwort zur deutschen Ausgabe] Reason TV, The Truth about Sweden's COVID Policy (2023) Uwe Pörsken: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur. Klett-Cotta 2011 (ursprünglich erschienen: 1988) Mai'a K. Davis Cross, Rethinking epistemic communities twenty years later (2012) Ludwik Fleck, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv, Suhrkamp (1980) Peter M. Haas, Introduction: Epistemic Communities and International Policy Coordination, International Organization, Vol. 46, No. 1, Knowledge, Power, and International PolicyCoordination (Winter, 1992), pp. 1-35 Hyrum Lewis & Verlan Lewis, The Myth of Left and Right: How the Political Spectrum Misleads and Harms America, Oxford University Press (2022) Mitchell G . Ash, Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander (2002) Hans Blumenberg: Paradigmen zu einer Metaphorologie. Suhrkamp, Frankfurt a.M .1960, S.22. Gerd Gigerenzer, Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft, Pantheon (2020)
Ich denke seit ein paar Wochen über die Begriffe »Expertise« und »Wissen« nach. Wie stehen diese zueinander und in Bezug zu Prognostik. Dazu irritiert die übliche oder alltägliche Verwendung der Begriff »Expertise« beziehungsweise »Experte«. Regelmäßig werden in Medien Experten präsentiert oder von Politikern auf Experten verwiesen, die die Welt erklären und Prognosen komplexer Systeme mit großem Selbstvertrauen darlegen. Wenn dann aber regelmäßig von Experten oder Institutionen schwere Fehler in der Einschätzung gemacht werden, dann hat das negative Effekte für alle Menschen, für unser Vertrauen in Politik und in wesentliche Institutionen. Was ist die Aussage eines Experten wert? Was ist von Prognosen zu halten? Zum Einstieg werden einige Beispiele schwerwiegender Fehleinschätzungen von Experten über die Jahrzehnte diskutiert, und was noch schlimmer ist, Fehleinschätzungen aus denen offenbar systemisch nichts gelernt wurde: Es ist unmöglich die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren (Paul Ehrlich, 1960er Jahre) Bevölkerungsexplosion oder -implosion (1960er Jahre bis heute)? Peak Oil (1980er bis 2000er Jahre) Eiszeit oder kochender Planet? Versagen der deutschen Energiewende Prognosen über den Ukraine Krieg Verschiedenste Wirtschaftsprognosen »Voraussagen der Euro-Dollar-Wechselkurse sind wertlos. Jedes Jahr im Dezember sagen internationale Banken die Wechselkurse für das Ende des folgenden Jahres vorher. Meistens liegt der tatsächliche Kurs außerhalb des gesamten Prognosebereichs.«, Gerd Gigerenzer Sind das alles nur Anekdoten, oder wurde die Qualität von Expertenprognosen systematisch untersucht? »Der Durchschnittsexperte hatte bei vielen der von mir gestellten politischen und wirtschaftlichen Fragen kaum besser abgeschnitten als hätte er geraten […] « »je berühmter ein Experte war umso schlechter war die Leistung«, Phil Tetlock Mit anderen Worten: je öfter sie den »Experten« im Fernsehen sehen, desto schlechter sind wahrscheinlich seine Prognosen. Was ist nun tatsächlich Expertise? Was ist Wissen? Versuchen wir eine Definition: »Expertise ist die Fähigkeit, Veränderungen in der Welt konsistent vorauszusagen oder herbeizuführen.« Schon in der Antike gab es unterschiedliche Begriffe für verschiedene Formen des Wissens: episteme (gr) oder scientia (lat) für Wissen um seines selbst Willen sowie techne (gr) oder ars (lat) für angewandtes Wissen; vielleicht vergleichbar damit, was ich Expertise nenne. Gibt es Kompetenz, Expertise ohne Tun? Welche Beispiele für Bereiche gibt es, in denen man von Expertise sprechen kann, welche, in denen keine Expertise in diesem Sinne möglich ist? Gibt es Expertise an der Universität? Dazu kommt die Frage des Vertrauens, wie in der letzten Episode betont wurde: »Vertrauen ist ein sozialer Prozess, und Expertise ist sozial bestimmt. [...] Du musst der Wissenschaft folgen heißt, du musst mit meinen Werturteilen übereinstimmen.[...] Eine Entscheidung kann niemals wissenschaftlich fundiert sein. […] « »Letztendlich ist die Definition eines Experten die eines Menschen, dessen Urteile man bereit ist, als das eigenen zu akzeptieren« Was fangen wir nun mit diesem Befund an? Was tun? Eine Zusammenfassung in vier Punkten: (1) Sind wir im Zeitalter der Post-Expertise angelangt? »In den meisten Teilen der Gesellschaft wird man ermutigt, sich auf Experten zu verlassen — wir alle tun das mehr als wir sollten«, Noam Chomsky (2) Das Tun nicht vergessen — Expertise lässt sich nicht virtualisieren »Ich glaube nicht, dass man ein guter Erfinder sein kann, wenn man nicht weiß, wie das Zeug gebaut wird, dass man designed«, Walter Isaacson über Elon Musk (3) Mit Unsicherheit leben lernen — die Herausforderung unserer Zeit »Die Menschen neigen dazu, Unsicherheit verstörend zu empfinden.«, Phil Tetlock (4) Evolution, oder: meine Arbeits-These zum Fortschritt »Seed — Select — Amplify« Diese Episode ist eine Reflexion und ich freue mich wieder besonders über kritisches Feedback! »Dumme Menschen können Probleme verursachen, aber es braucht häufig geniale Menschen um eine wirkliche Katastrophe auszulösen«, Thomas Sowell Referenzen Andere Episoden Episode 13: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 1 Episode 14: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 2 Episode 36: Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna Veronika Wendland Episode 42: Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg Episode 59: Wissenschaft und Umwelt — Teil 1 Episode 60: Wissenschaft und Umwelt — Teil 2 Episode 62: Wirtschaft und Umwelt, ein Gespräch mit Prof. Hans-Werner Sinn Episode 73: Ökorealismus, ein Gespräch mit Björn Peters Episode 74: Apocalype Always Episode 76: Existentielle Risiken Fachliche Referenzen Leonard Nimoy, Ice Age 1979 Vorsicht, wer die Konjunktur prophezeit, Der Standard (8.2.2020) Spectator Inflation Prediction (17.8.2022) Stuart Ritchie, Michael Story, How the experts messed up on Covid, UnHerd (2020) Gerd Gigerenzer, Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft, Pantheon (2020) Karl Popper, The Myth of the Framework Daniel Yankelovich, Wicked Problems, Workable Solutions, Rowman & Littlefield (2014) Neil Gershenfield, Lex Fridman #380 Walter Isaacson, Lex Fridman #395 Nassim Taleb, What do I mean by Skin in the Game? My Own Version, Medium (2018) Scott Adams, Prediction and Forecast Thomas Sowell on “Social Justice Fallacies”, Uncommon Knowledge (2023)
In dieser Predigt spricht Thore Runkel von Equippers Rhein-Main über Risiko.
Geheimdienstmethoden und psychologische Eignungstests – beim Auswahlprozess für die Spitzenjobs der deutschen Wirtschaft müssen sich die Kandidatinnen und Kandidaten auf einiges gefasst machen. Weiterführende Links: Großer CEO-Selbsttest: Habe ich das Zeug zum Vorstand? Inside-Bericht: Wie heute die Topjobs in der Wirtschaft vergeben werden Löwe sucht Höhle, Folge 4: Marcus Diekmann im Verhör der Profis Löwe sucht Höhle, Folge 3: Ein Nebenjob für 300.000 Euro Zum manager magazin Abo Der Tag – Die Wirtschaftsnachrichten als Podcast und Newsletter Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick. Ab jetzt täglich ab 18:00 Uhr. Hier geht es zur Anmeldung! Dieser Podcast wurde produziert von Luca Ziemek und Mareike Larissa Heinz.Mehr Hintergründe zum Thema erhalten Sie bei SPIEGEL+. Jetzt für nur € 1,– im ersten Monat testen unter spiegel.de/abonnieren Informationen zu unserer Datenschutzerklärung
Kaum zu glauben, aber sie sind wieder da: Zinsen. Nachdem die Banken ihre Kunden jahrelang mit mikroskopischen Zinsen abgespeist oder ihnen gar Strafzinsen aufgedrückt haben, ziehen sie die Konditionen für Tages- und Festgeld zunehmend an. Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein Geldinstitut seine Konditionen anhebt. Befeuert von der Zinsoffensive der Neobroker, ist es zu einem wahren Wettbewerb um die Einlagen von Sparern gekommen. Doch nicht alle Banken machen mit: Noch immer geben viele Institute die Zinswende kaum oder gar nicht an ihre Kunden weiter. In dieser Episode spricht Philipp mit dem Zinsexperten Max Herbst von der Frankfurter FMH-Finanzberatung darüber, wie Sparer das Maximum aus der Zinswende rausholen, ob sie nun eher auf Tages-, Festgeld oder doch lieber auf Anleihen setzen sollten – und wie viel Luft nach oben bei den Angeboten noch ist. Ihr wollt wissen, wie viel Geld ihr mit der Zinswende verdienen könnt und wo es die besten Angebote gibt? Unser großer Tages- und Festgeld-Check liefert die Antworten: https://www.wiwo.de/29167938.html Mitarbeit: Johannes Grote, Anna Hönscheid Sounddesign: Christian Heinemann Disclaimer: Dieser Podcast ist keine Anlageberatung, sondern dient lediglich der Information und Unterhaltung. Die Hosts oder der Verlag übernehmen keine Haftung für Anlageentscheidungen, die ihr aufgrund der im Podcast gehörten Informationen trefft. *** Exklusiv für WirtschaftsWoche BörsenWoche-Hörerinnen und -Hörer gibt es außerdem hier ein besonderes Abo-Angebot: https://vorteile.wiwo.de/bw-podcast/ Helft uns, unsere Podcasts weiter zu verbessern. Eure Meinung ist uns wichtig: www.wiwo.de/zufriedenheit In der WiWo BörsenWoche bekommt ihr jeden Montag konkrete Anlagetipps, profunde Analysen und Einschätzungen von Trends. Herzstück der BörsenWoche sind zwei Musterdepots, bei denen die Geldanlage auf eigene Faust im Vordergrund steht: https://www.wiwo.de/boersenwoche/
Nach dem Kollaps dreier US-Banken sind nicht nur in den Staaten Anleger verunsichert. Manche befürchten gar eine Bankenkrise wie 2008, da die insolvente Silicon Valley Bank die größte Pleite seit Lehman Brothers darstellt, die damals die Finanzkrise mit auslöste. Kolja Rudzio, Wirtschaftsredakteur bei der ZEIT, erklärt in dieser Folge, wie sicher die Einlagen deutscher Anlegerinnen sind. Weniger als eine von 10.000 Corona-Impfungen führt zu schweren Schäden, haben das deutsche Paul-Ehrlich-Institut und die europäische Zulassungsbehörde ermittelt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, solche sogenannten Impfschäden schneller anzuerkennen und Betroffenen besser zu helfen. Ingo Arzt berichtet von seinen Recherchen zu dem Thema. Und sonst so? Zehntausende in Mumbai bekommen erstmals eine Adresse. Moderation und Produktion: Elise Landschek Mitarbeit: Lennard Simmons Fragen, Kritik, Anregungen? Sie erreichen uns unter wasjetzt@zeit.de. Weitere Links zur Folge: Geldanlage und Risiko: Wie sicher ist mein Geld jetzt? (https://www.zeit.de/wirtschaft/geldanlage/2023-03/geldanlage-risiko-sparer-pleite-silicon-valley) Silicon Valley Bank: Droht jetzt die nächste Finanzkrise? (https://www.zeit.de/wirtschaft/boerse/2023-03/silicon-valley-bank-finanzkrise-pleite-usa) Covid-19: Karl Lauterbach verspricht Hilfen für Long-Covid- und Impfgeschädigte (https://www.zeit.de/gesundheit/2023-03/lauterbach-hilfen-impfschaeden-long-covid) Adressen in Mumbai (https://www.ashoka.org/de-de/fellow/pratima-joshi)
Ob Stürze, Corona-Infektionen oder Herz-Probleme: Radprofis wollen so schnell es geht wieder aufs Rad. Und die Teams brauchen die Fahrer im engen Rennkalender. Aber: Wie gefährlich ist der schnelle Weg zurück? Darüber diskutiert Michael Antwerpes mit Gesundheits-Experte Prof. Dr. Ingo Froböse und ARD-Radsport-Experte Holger Gerska.
In Episode 42 habe ich mit Herbert Saurugg über gesellschaftliche Verwundbarkeit, mit starkem Fokus auf Blackout und die Gründe dafür, sowie die Risiken, die zu wenig im Bewusstsein sind, gesprochen. Wenn wir die Reaktion auf die Covid-Pandemie in vielen Staaten beobachten, sowie den Umgang mit Energiesystemen — Stichwort »Energiewende« — wird vielen Menschen klar, dass eine Disruption, ein katastrophaler Einschnitt, ein Kollaps der gewohnten Prozesse der Moderne durchaus möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich ist. Ein Blackout des Energiesystems, wie mit Herbert in der vorigen Folge besprochen, ist aber nur eine der zahlreichen möglichen Auslöser von Disruptionen des gesellschaftlichen Lebens und dies mit unter Umständen globalen Dimensionen. Man könnte unter anderem an folgende Auslöser denken: Covid-19 als Vorgeschmack anderer (gefährlicherer) Pandemien Konflikte großer politischer Systeme (USA, Europa, China, Russland, …) Finanz-Crash Lieferketten-Risiken (etwa in Folge der Fragilität ausgelöst durch »Just in Time« Optimierung der 1990er) Carrington Event (siehe Referenzen) IT-Störungen / Hack-Angriffe, außer Kontrolle geratene Systeme usw. (siehe andere Episoden) In dieser Episode spreche ich wieder mit Herbert Saurugg und als neuer Gast hinzu kommt John Haas: John Haas ist Psychologe, FH-Lektor und Autor des Bestsellers Covid-19 und Psychologie - Mensch und Gesellschaft in Zeiten der Pandemie Herbert Saurugg ist internationaler Blackout- und Krisenvorsorge-Experte und betreibt ein Fachblog zum Thema. Wir beginnen die Episode mit der Frage, was wir unter Moderne und deren Disruptions-Risiken verstehen? Herbert betont, dass wir seit spätestens den 1950er Jahren in einer Netzwerkgesellschaft leben und diese Vernetzung und damit verbundene Komplexität ständig an Fahrt aufnimmt. Wie geht unser Bildungssystem mit diesen Änderungen um? Wir erleben bei vielen globalen systemischen Problemen eine zeitverzögerte Wirkung wo kleine Ursache große Wirkung zeigen können. Bis heute scheint dies in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht hinreichend verstanden. Wir versuchen vielmehr alte Strukturen aufrechtzuerhalten, die mit der Komplexität der modernen Welt nicht mehr zusammenpassen — kann das gut gehen? Auch wenn es keine fertigen Lösungen geben mag — in welchen Räumen könnte und sollte man nachdenken? Aus psychologischer Sicht könnte man sehen, dass die Funktionserwartung der Welt den Diskurs über Disruption voraussetzt! Was machen wir mit einem »Alten Hirn in einer neuen Welt?«, John Denken wir immer noch in monokausalen Pfaden und Attributionen? Wie kann unsere »alte Hardware« mit der neuen Welt umgehen (lernen) und was ist in diesem Zusammenhang von dem »Hype-Wort« Resilienz zu verstehen oder zu halten? Ein »Blackout«, wie in der letzten Folge besprochen, kann als eines, von vielen möglichen Szenarien gelten — in diese Folge stelle ich die Frage, ob wir uns an einer abstraktere Betrachtung und Krisenvorsorge versuchen sollten? Die Idee, so John, von einem Weltenende begleitet uns seit Jahrtausenden. Was steckt dahinter? Vielleicht tiefenpsychologisch der Drang, die Welt als einfach zu verstehen, nach dem Motto: »Die Welt ist mir zu kompliziert, daher muss das alles mal den Bach runtergehen.« oder theologisch eine Endzeiterwartung? Sehnen wir uns die Disruption also nur herbei, oder droht sie tatsächlich? Was bedeutet »vorbereiten« aus psychologischer Sicht? Welche Rolle spielt die evolutionäre Entwicklung unseres Gehirns? Konkreter gesprochen: was hat es mit dem Ziel als Individuum und Familie 14 Tage autark über die Runde kommen zu können auf sich? Aber das kann nicht alles gewesen sein: den eigenen »kleinen Misthaufen« zu optimieren, scheint oftmals irrelevant. Wenn in einer vernetzten Welt die Krise über uns hereinbricht — kann man sich da hinreichend isolieren? Sieht jeder nur seine kleine Welt, nicht aber die Risiken der Abhängigkeiten von anderen? Wie können wir als Gesellschaft und als Politik mit dem Vorsorgeparadoxon umgehen: gerade wenn man gut vorbereitet ist, passiert die Katastrophe nicht und man muss sich unter Umständen rechtfertigen, warum man Geld für eben diese Vorsorge ausgegeben hat. Rächt sich gar die enorm hohe Versorgungssicherheit der letzten Jahrzehnte im Westen heute in Form schlechter Risiko-Kompetenz? Wie kann bessere Risikokompetenz — wie sie etwa Gert Gigerenzer fordert — erreicht werden? Was also können wir auf individueller Ebene (als Vorsorge) tun? Welche Rolle spielen Strukturen verschiedener Skalierung (Gemeinde, Stadt, Staat, EU, ...) und was ist auf diesen anderen Ebenen systemisch zu erledigen, aber auch von staatlichen Organisationen wie dem Militär? Nach Frederic Vester gilt: mit Vernetzung steigt Stabiliät — aber wie lange? Und ebenso wichtig: welcher psychologischer Hilfsmittel kann ich mich bedienen? Oder birgt gerade die präventive Beschäftigung mit diesen Themen Risiken (für manche Gruppen von Menschen)? Welche Rolle spielt das Individuum als Medienproduzent, sprich: was ist die Rolle des Internets und der sozialen Medien in der Herstellung »richtiger« Strukturen oder der Verhinderung notwendiger lokaler Strukturen? Spielen diese weak ties hier eine wesentliche Rolle oder führen sie eher zu Störung und Ablenkung, gar zu existentieller Verunsicherung bei (manchen) Menschen? Ein Schwarz/Weiß-Denken hilft letztlich nicht, sondern nur »sowohl als auch«: Der Weg aus der Disruption kann letztlich nur aus einem klugen Zusammenspiel zwischen Individuen, kleinen Gruppen und gesellschaftlichen Strukturen funktionieren, aber wie? Welche Rolle spielen Effizienz und Optimierung? Wenn es im Zuge dieser Notwendigkeiten zu einem Verlust der Bedeutung des Nationalstaats kommt, vielleicht sogar kommen muss, welche — auch negativen — Effekte sind zu erwarten? Und um die politische Dimension weiterzudenken: gibt es eine »linke« und »rechte« oder »libertäre« Betrachtung der Krise? In welchem Wechselspiel sollten wir denken? Welche Rolle spielt Wettbewerb und Kollaboration? Wo stehen wir global, wenn sich einflussreiche intellektuelle und ökonomische »Eliten« von der Welt mit Phantasien oder Plänen von Rückzug auf einsamen Inseln mit Privatarmeen, durch vermeintliche Kolonialisierung des Weltraums oder in die Singularität des Computers verabschieden? Was ist psychologisch im Falle einer Disruption zu erwarten? Die extremen Ängste dieser ökonomischen Eliten mit Mord und Totschlag oder eher der Versuch kooperativ wieder einen Normalzustand herzustellen? Was ist in diesem Fall die Inkompetenz-Illusion? »Die Menschen können nach wie vor viel, nur unterschätzen sie sich in vielerlei Belangen«, John Referenzen John Haas John Haas, "Covid-19 und Psychologie - Mensch und Gesellschaft in Zeiten der Pandemie" Linkedin Research Gate Persönliche Webseite Herbert Saurugg Fachblog Vernetzung & Komplexität / Blackout Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge Initiative "Mach mit! Österreich wird krisenfit!" Netzwerkgesellschaft Email office@saurugg.net Twitter LinkedIn Andere Episoden Episode 42: Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg Episode 45: Mit Reboor oder Rebellion aus der Krise Episode 17: Kooperation Fachliche Referenzen Carrington Event: Lloyds, Solar Storm Risk und NASA science: near miss of 2012 Frederic Vester, Unser Welt — ein vernetztes System, dtv (1983) Rupert Riedl, Biologie der Erkenntnis, Parey (1980) Gert Gigerenzer, Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft, Bertelsmann (2013) Daniel Kahnemann, Schnelles Denken, langsames Denken, Penguin (2016) Geoffrey West, Scale, W&N (2018) Koyaanisqatsi Film — »Die Welt außerhalb der Balance« Steward Brand, Pace Layering: How Complex Systems Learn and Keep Learning (2018) Mark Elsberg, Gier, blanvalet (2020) Der Seneca-Effekt - Bardi, Ugo Der plötzliche Kollaps von allem, John Casti Nassim Taleb, Antifragilität, Pantheon (2018) Die Zerbrechlichkeit der Welt: Kollaps oder Wende. Wir haben es in der Hand, Stefan Thurner Klaus Vondung, Apokalypse ohne Ende, Universitätsverlag Winter, Heidelberg (2018)
Omikron macht vielen Angst. Aus Dänemark und Großbritannien wissen wir: Wenn die Welle rollt, ist sie nur schwer zu stoppen. Denn die Variante ist hoch ansteckend. Jetzt wächst die Sorge um die kritische Infrastruktur. Was passiert, wenn so viele in Quarantäne müssen, dass keiner mehr den Müll abholt, keiner mehr die Kranken pflegen kann, niemand mehr die U-Bahn oder den Zug steuert, dass es niemanden mehr gibt, der sich um Gas, Strom und Abwasser kümmert, dass Feuerwehr und Polizei lahmgelegt werden? Was muss geschehen, um das Virus zu stoppen, droht ein neuer Shutdown? Und reichen die Maßnahmen, die die MPK gestern beschlossen hat? Wie krisenfest ist die kritische Infrastruktur, wie bereiten die einzelnen Gewerke sich vor?
Ein häufiger Grund für Störungen und Behinderungen sind zu spät oder gar nicht getroffene Entscheidungen des AG. Diese führen zu unnötigen und vermeidbaren Mehrkosten. Dieses Verhalten kann nach dem bekannten Psychologen und Bestsellerautor Gerd Gigerenzer als defensives Entscheidungsverhalten in Reinkultur eingestuft werden. In seinen Buch „Risiko“ beschreibt er, dass defensives Entscheidungsverhalten vielfach seinen Ursprung in einer ungenügenden Fehlerkultur hat. Dort wo Fehler verurteilt werden und nicht dazu genutzt werden, um sich ständig zu verbessern und weiter zu entwickeln, herrscht auch oft eine Kultur mangelnder Entscheidungskraft. Diese spannende Thema kann sehr gut auf die Baubranche übertragen werden. In dieser Podcast Folge erfährst du: • Was defensives Entscheidungsverhalten genau ist. • Wie es mit der Fehlerkultur in Zusammenhang steht. • Warum Prozesse und Leitfäden vielfach nicht nutzbringend eingesetzt werden. • Warum wir Menschen dazu neigen, defensiv zu entscheiden. Wir sollten alle mehr Mut in unseren Entscheidungen zeigen. Wir brauchen eine offene Fehlerkultur, um unsere Branche und die Gesellschaft als Ganzes weiter zu entwickeln. Mit dieser Podcast Folge möchte ich dir dabei helfen diesen Mut und diese Fehlerkultur zu entwickeln. Hör dir also die aktuelle Podcast Folge an und mache dir Gedanken, wo du zukünftig mutiger sein möchtest! Hier geht’s direkt zum Download des Anti-Claim-Management-Kit: https://stefanufertinger.com/acm-kit/ Auf folgender Seite kommst zur Homepage zu meinem Buch „Handbuch Örtliche Bauaufsicht“: https://oertlichebauaufsicht.at/ Auf dieser Seite erreichst du die Abteilung „Örtliche Bauaufsicht“ der AFRY Austria GmbH und kannst Kontakt mit mir und meinen Kollegen aufnehmen: https://afry.com/de-at/dienstleistung/ortliche-bauaufsicht-bauleitung Auf dieser Seite erreichst du die Bauwirtschaftsabteilung der AFRY Austria GmbH. Wir helfen dir bei deinen bauwirtschaftlichen Fragestellungen. Nimm einfach Kontakt mit mir auf: https://afry.com/de-at/dienstleistung/bauwirtschaft?page=3488 Hier ist der Link zum sehr lesenswerten buch von Gerd Gigerenzer:. https://www.amazon.de/Risiko-Wie-richtigen-Entscheidungen-trifft/dp/3570554422/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=gerd+gigerenzer+risiko&qid=1614152744&sr=8-1
Der Lockdown ist unumgänglich. Das Reduzieren von Kontakten ist aus mathematischer Sicht die einzige Lösung, um die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen, sagt die Mathematikerin Maria Barbarossa vom Frankfurt Institute of Advanced Studies.
Von der Geschäftsführerin zur Inhaberin – mit 28 Jahren übernimmt Ines Sterling kurzentschlossen einen Brauerei-Service. Für diese externe Nachfolge wurde unser Gast der 11. Podcast-Folge jetzt mit dem VDU Next Generation Award ausgezeichnet. Aber bei einer Nachfolge ist es nicht geblieben, Ines Sterling hat seitdem weitere Unternehmen gegründet und übernommen – ein wahnsinnig spannender Werdegang, von dem sie uns erzählt. Welche Hindernisse es gab und wieso Fördermittel für sie zur Pflichtlektüre für Unternehmer gehören, erfahren Sie in der neuen Folge.
Es war ein Risiko: Wie würde die Rückkehr der Fans von der Bundesliga bis in die 3. Liga, von RB Leipzig bis Zwickau, von Heidenheim bis Bremen, aussehen? Thomas Kunze findet: Die Fan-Rückkehr ist geglückt.
Was passiert bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus? Für wen besteht das größte Risiko? Wie kann man sich schützen? Der Gesundheitsexperte David Heymann, der 2004 die globale Antwort auf den SARS Ausbruch geleitet hat, berichtet über die neuesten Erkenntnisse zu COVID-19 und was die Zukunft uns bringen mag.
Wenn Angela Merkel nach einem langen Tag mal zittert, stürzt sich die Öffentlichkeit auf sie. Dabei heißt das nur, Politiker sind auch Menschen. Und wie sieht es in der Arbeitswelt aus? Dürfen wir da schwach sein? Kann Schwäche zeigen nicht Stärke sein?
Jetzt Sparplan starten: Hier klicken Ja, Renditen sind planbar, wenn folgende vier Faktoren bei der Wahl der Anlage beachtet: Wann brauche ich das Geld? Wie hoch ist der Sparbetrag? Wie hoch ist das Risiko? Wie flexibel ist das Investment? Jetzt Sparplan starten: Hier klicken
- Eine hypothetische Umfrage: Für welche der folgenden 4 Aspekte von Trading und Investieren interessieren sich die Hörer am meisten: 1. Einstiegssignal 2. Ausstieg 3. Moneymanagement 4. Tradingpsychologie - Wie lautet die richtige Reihenfolge in Bezug auf die Bedeutung für Dein Trading? - Ein aufschlussreicher Versuch von Ralph Vince zum Thema Moneymanagement mit 40 Akademikern - Warum scheiterten 95% von ihnen? - Welche 2 Erkenntnisse gewinnen wir aus diesem Versuch? - Ein reales Beispiel eines professionellen Pokerspielers - Was genau verstehen wir unter Moneymanagement? - 2 wichtige Begriffe in dem Zusammenhang: Positionsgröße und Risiko - Wie hängen sie zusammen? - Welche 2 Risiken gilt es zu beachten? - Welche 3 Ziele haben wir als Trader und Investoren? - Warum konzentrieren sich Anfänger und oft auch Fortgeschrittene auf das falsche Ziel? - Ein Exkurs in die Psychologie - Ein reales Beispiel für das verhängnisvolle Zusammenwirken von Psychologie und Moneymanagement - Welche wichtige Asymmetrie beim Handel an der Börse solltest Du kennen? - Wie wirkt diese Asymmetrie? - Was sind die Konsequenzen daraus für Dein Trading? - Was ist die richtige Reihenfolge für die 3 Ziele beim Traden und Investieren? - Welches Fazit ziehen wir aus Folge 11? - Pick der Woche: o Die Entwicklung internationaler Aktienindices seit dem Beginn der Finanzkrise