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Jörg Rockenbach macht seit über 20 Jahren Heimdialyse. Er beschreibt aus seiner Perspektive die Unterschiede, sowie Vor- und Nachteile zwischen Heimdialyse und herkömmlicher Dialyse. Jörg teilt persönliche Erlebnisse und erzählt von anderen Patienten, die durch die Heimdialyse ihre Lebensqualität verbessert haben. Adrian und Jörg unterhalten sich auch über die technischen Aspekte der Heimdialyse und die erforderlichen Trainings, die man davor durchläuft. Ebenso gibt Jörg Einblicke in die Aktivitäten seines Vereins, der Heimdialysepatienten unterstützt und Informationen weitergibt. In diesem Gespräch geht es um die Bedeutung sozialer Kontakte und Unterstützung durch Selbsthilfevereine für Menschen an der Dialyse. Es wird über die Zukunft der Heimdialyse und die Zukunftsperspektive von Kompaktdialysegeräten, sowie der Digitalisierung gesprochen. Jörg gibt auch hilfreiche Tipps für Menschen an der Dialyse und teilt persönliche Geschichten. Er ist nämlich überzeugt, dass Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit für Menschen mit Nierenversagen das Nonplusultra sind, um ein erfülltes, aktives Leben weiterführen zu können. In der Folge sprechen wir über -Technische Anforderungen für die Heimdialyse wie zB ein Dialysegerät, eine Liege oder ein Bett, Strom- und Wasseranschlüsse sowie Dialysematerialien. - Die Wichtigkeit sich über alle Behandlungsmöglichkeiten umfassend zu informieren, um die für sich selbst beste Behandlungsoption gemeinsam mit dem Ärzteteam zu finden, die sich sowohl an Gesundheit als auch präferierten Lebensstil bestmöglich anpasst. - Persönliche Erlebnisse, Urlaubsdialyse, Vereinsarbeit und Digitalisierung Du hast Fragen oder möchtest deine Geschichte mit uns teilen? Folge uns auf Instagram oder schreibe eine Mail an info@funktionieren-podcast.de Du möchtest dich mit Jörg in Verbindung setzen? www.hdpev.de www.dialysestammtisch.de www.radtour-pro-organspende.de Unterstützt wird diese Podcastserie von Mizu, deinem persönlichen Begleiter im Leben mit CKD. Die Mizu App hilft dir, deine chronische Nierenkrankheit (CKD) besser in den Griff zu bekommen. Lade dir die App kostenlos in App Store und Playstore herunter und meistere deinen Gesundheitszustand mit medizinisch validierten Funktionen und Ressourcen.
MS-Perspektive - der Multiple Sklerose Podcast mit Nele Handwerker
Erfahre wie schwere Spastiken dank der lokal implantierten Synchromed Pumpe behandelt werden können, wenn Tabletten nicht mehr ausreichen. Den vollständigen Artikel zum Nachlesen findest Du auf meinem Blog: https://ms-perspektive.de/235-synchromed Im folgenden Beitrag geht es um die implantierbare Synchromed Pumpe von Medtronic, die bei schweren Spastiken eingesetzt werden kann, wenn Tabletten nicht mehr ausreichend hoch dosiert werden können, um den erwünschten Effekt zu erreichen, oder die Nebenwirkungen durch die orale Einnahme nicht mehr akzeptabel sind. Damit ist bereits klar, dass die Pumpentherapie für eine sehr bestimmte Zielgruppe in Frage kommt, die dauerhaft unter schweren Spastiken leidet. Durch die lokale Abgabe des flüssigen Medikaments ins Nervenwasser muss teilweise nur 0,001 Prozent der Dosis, die als Tablette nötig ist, verabreicht werden und das Verdauungssystem wird nicht belastet. Dank der Pumpe können schwere Spastiken, die bei einer fortgeschrittenen MS vorliegen können, besser behandelt werden, um die Lebensqualität der betroffenen Person und der Pflegenden zu erhöhen. Ansprechpartner ist Deine behandelnde Neurologin oder Dein behandelnder Neurologe. Sie oder er überprüft, ob diese Lösung für Dich in Frage kommt oder gesundheitliche Aspekte dagegen sprechen. Medtronic bietet dazu eine spezielle Webseite mit ausführlichen Informationen an, wo Du Dich bereits vorab informieren und bei Bedarf Kontakt aufnehmen kannst. Diese Podcastfolge sowie der dazugehörige Blogbeitrag wurden durch die freundliche Unterstützung der Medtronic GmbH ermöglicht. Inhaltsverzeichnis Vorstellung – Wer sind Christina Kühnhausen und Achim Kohlen? Einführung und Hintergrund zur Therapie bei schweren Spastiken durch MS Langzeiteffekte und Nachhaltigkeit der intrathekalen Pumpentherapie bei MS Patientenaufklärung und Bewusstsein Kostenerstattung und Zugänglichkeit Botschaft an MS-Betroffene Verabschiedung Quellen Vorstellung – Wer sind Christina Kühnhausen und Achim Kohlen? Hallo, mein Name ist Christina Kühnhausen, ich bin seit 8 Jahren bei Medtronic und seit den letzten 3 Jahren für Marktentwicklung und Aufklärung über die intrathekale Pumpentherapie verantwortlich. Und weil wir insbesondere die Patientenaufklärung wichtig finden, freuen wir uns sehr auf das heutige Interview! Ich bin Achim Kohlen und arbeite seit 10 Jahren bei Medtronic im Bereich Neuromodulation, wozu auch die Sychromed, unsere intrathekale Arzneimittelpumpe, gehört. Ich habe viele Jahre Ärzte und Patienten im technischen Außendienst vor Ort unterstützt und möchte nun die Therapie bekannter machen. Botschaft an MS-Betroffene Achim, was möchtest du Menschen mit MS sagen, die unter schweren Spastiken leiden und nach neuen Behandlungsoptionen suchen? Mir ist es wichtig, dass Ihr von dieser Behandlungsoption wisst! Deshalb sind wir heute hier. Ich möchte Euch ermutigen, Euch zu informieren und Euren Arzt gezielt anzusprechen. Er kann Euch dann ganz individuell beraten und mit Euch herausfinden, was für Euch die beste Option ist. Wenn Ihr Ängste oder Fragen bzgl. der Operation oder Therapie habt, macht Euch bei Eurem Arzt oder auf unserer Website schlau! Das löst häufig schon viele Knoten! Verabschiedung Christina, wo findet man ausführliche Informationen zur SynchroMed® Arzneimittelfunktionspumpe von Medtronic bei schweren Spastiken für Menschen mit MS im Internet? Auf jeden Fall auf der bereits genannten Internetseite. Gerne könnt ihr euch auch bei akuten Fragen, die nicht eine medizinische Beratung beinhalten, an mich wenden. Den Kontakt findet ihr auch auf unserer verlinkten Seite: http://bit.ly/Pumpentherapie_Spastik_beiMS --- Wenn du unter schweren Spastiken aufgrund der MS leidest, dann weißt Du nun, wo Du Dich über Behandlungsoptionen informieren kannst. Bis bald und mach das Beste aus Deinem Leben, Nele Mehr Informationen und positive Gedanken erhältst Du in meinem kostenlosen Newsletter. Hier findest Du eine Übersicht zu allen bisherigen Podcastfolgen.
Es besteht Dynamik in den Behandlungsoptionen des Typ 1 Diabetes. Eine Perspektive sind die planbaren Transplantationen.In dieser Episode beschäftigen wir uns mit dem Thema Typ 1 Diabetes und seinen Behandlungsmöglichkeiten. Unsere Gäste, Frau Prof. Barbara Ludwig und Herr Dr. Tobias Wiesner, sprechen auch über die Möglichkeiten der Betazell-Ersatztherapie als Behandlungsoption bei Typ 1 Diabetes. MAT-DE-2304039 v1.0 09/2023, MAT-AT-2300907 v1.0 09/2023, MAT-CH-2301452 v1.0 09/2023
Ein schrecklicher Unfall hinterließ sichtbare und unsichtbare Narben bei einem jungen Unfallopfer. Das Reha-Management erwägt plastisch-chirurgische Maßnahmen, während das Opfer auch traumapsychologisch behandelt wird. Die PTBS-Behandlung begann spät aufgrund verspäteter Bekanntschaft zwischen Familie und Jörg Dommershausen. Dank der Haftpflichtversicherung konnte eine schnelle Lösung im Sozialversicherungssystem gefunden werden. Die PTBS hatte Auswirkungen auf Schule und Freundeskreis. Jeder Blick in den Spiegel erinnerte das Opfer an den tragischsten Tag, an dem nahe Verwandte starben. Eine Lösung wurde gesucht und eine Behandlungsoption bei Prof. Vogt, Chefarzt für Plastische Chirurgie an der MHH in Hannover, gefunden. Die Termine für die Operation müssen nun abgestimmt werden.
Ein Abnehm-Trend erobert Social Media: Elon Musk und vermutlich auch Kim Kardashian spritzen sich das Medikament Ozempic, um abzunehmen. In Deutschland gelten die "Abnehm-Spritzen" als Lifestyle-Produkt und sind dadurch für Menschen mit diagnostizierter Adipositas sehr schwer zu bekommen. Dabei wäre das eine vielversprechende Behandlungsoption. Ein Medikament zwischen Schönheitshype und Lösung für chronisch Kranke. Boris Geiger aus der BR-Wissenschaftsredaktion erzählt in dieser 11KM-Folge von Patientin Barbara, die mit den Spritzen abgenommen hat. Für ARD wissen brachtet Boris Geiger mit Christiane Streckfuß Adipositas aus einem anderen Blickwinkel. Den Film “Mein Körper. Mein (Mehr-) Gewicht. Hilft Body Positivity” gibt es in der ARD Mediathek: https://1.ard.de/Doku_Mehrgewicht?podcast=11km Boris Geigers Film über die Abnehmspritzen auf 3sat findet ihr hier: https://www.3sat.de/wissen/nano/230327-sendung-spritze-gegen-uebergewicht-was-ist-dran-nano-100.html An dieser Folge waren beteiligt: Folgenautorin: Lisa Hentschel Mitarbeit: Hans Christoph Böhringer Produktion: Konrad Winkler, Jonas Teichmann, Viktor Veress, Eva Erhard und Christine Dreyer Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler 11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR. Unser Podcast-Tipp: Die Ernährungs-Docs – Essen als Medizin: https://www.ardaudiothek.de/sendung/die-ernaehrungs-docs-essen-als-medizin/12267783/
Ketamin gehört zu den bewusstseinserweiternden Substanzen, die man eher mit der Berliner Clubszene in Verbindung bringt. Die Berliner Anästhesistin Dr. Andrea Jungaberle aber behandelt depressive Patientinnen und Patienten damit. Für viele von ihnen eine letzte Behandlungsoption. Von Ursula Stamm
MS-Perspektive - der Multiple Sklerose Podcast mit Nele Handwerker
Eva Marten erklärt, aus welchen Bausteinen elevida besteht und wie dadurch die Fatigue bei MS-Patienten verbessert werden kann. Hier geht es zum Blogbeitrag: https://ms-perspektive.de/interview-zu-elevida-zur-behandlung-von-fatigue In Folge 136 beantwortet Eva Marten meine Fragen zu elevida, dem Online-Angebot zur Behandlung von Fatigue bei MS. Der Beitrag gehört zur Themenwoche digitale Unterstützungsangebote für MS-Patienten. Du erfährst, was elevida ist, wie das Programm aufgebaut ist, was überhaupt eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist und welche Verbesserung der chronischen Müdigkeit damit möglich sind. Inhaltsverzeichnis Vorstellung elevida – Online-Angebot zur Verringerung der Fatigue bei MS elevida im Einsatz Abschluss Vorstellung Wichtigste berufliche Stationen und Ausbildung Psychologie Studium und ausgebildete Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (VT = Verhaltenstherapie) Nach dem Diplom-Studium nach Lübeck und dort im jetzigen ZIP (Zentrum für Integrative Psychiatrie) therapeutisch und forschend tätig gewesen Parallel Weiterbildung zur Verhaltenstherapeutin für Erwachsene und Kinder am IVAH in Hamburg begonnen Später ambulante Reha-Maßnahmen begleitet und in Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet Seit 2015 bei GAIA: bis 2021 in Integrierter Versorgung, dann als Klinische Expertin im DiGA-Team Außerdem behandle ich in der Psychologischen Praxis einer Kollegin auch eigene Patient:innen Persönliche Motivation für den Beruf Ich hatte Psychologie schon als Schulfach und fand es total spannend. Nach dem Abitur habe ich ein einjähriges Praktikum in einem Kinder- und Jugendheim gemacht, um herauszufinden, ob die Arbeit in einem helfenden Beruf etwas für mich ist. Obwohl ich am Anfang vor allem mit Kindern arbeiten wollte, habe ich damals gemerkt, dass auch die Erwachsenen – Eltern und Erzieher:innen zum Beispiel – dringend Hilfe benötigen. Ich habe mein Studium also mit dem Wunsch begonnen, Therapeutin zu werden und habe ihn mir erfüllt. Der Job bei GAIA hat mich gereizt, weil ich während meiner Therapieausbildung die Erfahrung gemacht habe, dass das enge organisatorische Korsett der klassischen ambulanten Psychotherapie weder für mich noch für meine Patient:innen immer das passende ist. Deshalb hat mich das Thema Online-Programme, schon lange bevor es DiGA (Digitale Gesundheitsanwendungen) gab, angesprochen und ich freue mich, aktiver Teil dieser Entwicklung zu sein. Privates Ich wollte nach dem Studium unbedingt in den Norden ziehen, um möglichst nah am Meer zu sein und finde Hamburg einfach eine traumhaft schöne Stadt zum leben und arbeiten. Ich verbringe so viel Zeit wie möglich draußen und auf dem Wasser, zum Beispiel beim Stand Up Paddeln. Ich bin glückliche Mama zweier lebhafter Söhne. elevida – Online-Angebot zur Verringerung der Fatigue bei MS Wie würden Sie elevida kurz und knapp beschreiben? elevida ist eine Digitale Gesundheitsanwendung, also ein Online-Programm, für Fatigue bei Multipler Sklerose, das die Symptome von Fatigue bei MS nachweislich verringert. Es ist ein zugelassenes Medizinprodukt, das man von zu Hause aus jederzeit nutzen kann und das für jeden sehr leicht zu bedienen ist. Da es sich bei elevida nicht um eine App handelt, können Patient:innen das Programm über einen Internetbrowser online sowohl über ihren Computer als auch über ihr Smartphone nutzen. Patient:innen lernen mit dem Programm besser mit ihrer Erkrankung umzugehen, in dem es ihnen hilft, mit neuen Denk- und Verhaltensmustern auf ihre Symptome zu reagieren. elevida besteht aus verschiedenen Modulen zu unterschiedlichen Themenfeldern, durch die die Patient:innen geleitet werden. Aufgebaut ist das Programm als virtueller Dialog. Das heißt, dass elevida kurze therapeutische Informationen anbietet und Nutzer:innen aus unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten diejenige auswählen können, die am besten zu ihrer Situation passt. Das Programm geht dann auf diese Antwort empathisch ein und liefert weitere Informationen, Tipps oder Übungen. Nachdem man elevida verschrieben bekommen und sich registriert hat, kann man sofort mit dem Programm loslegen – ganz ohne Wartezeit. Für Patient:innen ist elevida zuzahlungsfrei, weil die Kosten von allen gesetzlichen Krankenkassen und von vielen privaten Kassen übernommen werden. Was war die Motivation zum Entwickeln von elevida? Wir entwickeln schon seit mehr als 20 Jahren Selbsthilfeprogramme für Patient:innen und Patientinnen und haben damit schon vielen tausend Menschen helfen können. Wenn wir digitale Therapien entwickeln, stellen wir immer die Patient:innen in den Mittelpunkt. Deshalb fragen wir uns zu Beginn jedes Prozesses, wie wir ihnen helfen und dazu beitragen können, ihr Problem zu lösen. Darauf basiert unser gesamter Prozess, in den Experten aus unterschiedlichen Bereichen involviert sind. So haben wir festgestellt, dass es für Fatigue bei MS Defizite in der üblichen medizinischen Versorgung gibt. Bis dato gab und gibt es keine wirksame medikamentöse Behandlung. Das war ein Ansatzpunkt für uns. Denn diese Lücke wollten wir schließen. Um Versorgungslücken zu identifizieren und mehr darüber zu erfahren, ziehen wir außerdem externe Experten zu Rate und sprechen mit Wissenschaftlern und Forschern im universitären Umfeld. Unsere Firma hat besondere Kompetenzen im Bereich der digitalen Therapien, die auf kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) basieren. Deshalb fokussieren wir uns bei Indikationen, für die wir eine Behandlung entwickeln vor allem auf solche, die mit Hilfe kognitiv-verhaltenstherapeutischer Techniken behandelt werden können. Bei Fatigue bei Multipler Sklerose ist das der Fall – deshalb wird KVT auch in den aktuellen Leitlinien als eine der wenigen Behandlungsoptionen empfohlen. Wer war alles an der Entwicklung von elevida beteiligt? An der Entwicklung von elevida waren viele forschende und praktizierende Experten aus der Neurologie und Psychotherapie beteiligt. Nachdem wir beschlossen hatten, eine digitale Therapie für Patient:innen mit Multipler Sklerose und Fatigue anzubieten, haben medizinische Experten wie Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen einen Behandlungsplan erstellt und die Inhalte von elevida entwickelt. Der Entwurf, der so entstanden ist, musste natürlich gründlich validiert und getestet werden. Nachdem das geschehen war, haben sich unsere Design- und Entwicklungsteams an die Arbeit gemacht und sich darum gekümmert, dass elevida auf die spezifischen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten wird. Da wir alle Online-Programme, die bei uns im Haus entwickelt werden, auch auf ihre Wirksamkeit prüfen, hat unser internes Team für klinische Studien in Zusammenarbeit mit universitären Partnern, wie dem Universitätsklinikum in Hamburg Eppendorf, eine sogenannte randomisiert kontrollierte Studie (RCT) konzipiert. Denn nur indem wir umfassende Studien durchführen, erreichen wir unser Ziel: Patient:innen, die dringend Zugang zu evidenzbasierten, wirksamen digitalen Therapien benötigen, diesen auch zu verschaffen. Es nützt ja nichts, ein nur vermeintlich gutes Programm zu entwickeln, wenn es am Ende gar nicht wirkt. Die Studie zu elevida hat aber gezeigt: es wirkt. Denn die Fatigue konnte bei den Teilnehmer:innen der Studie durch elevida signifikant, also bedeutsam, reduziert werden. Weil die Studienergebnisse schon vorlagen, als die ersten Online-Programme als DiGA zugelassen werden konnten, hat elevida vom Bundesgesundheitsministerium die Genehmigung bekommen, als verschreibungsfähiges Medizinprodukt dauerhaft eingesetzt zu werden. Welche Verbesserung der chronischen Fatigue konnten Sie im Durchschnitt messen? In der klinischen Studie Studie (Pöttgen J, et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2018;0:1–7. doi:10.1136/jnnp-2017-317463), die wir gemeinsam mit Expert:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf durchgeführt haben, zeigte sich, dass bei Patient:innen, die zusätzlich zu einer sonst üblichen Behandlung elevida genutzt haben, die Fatigue deutlich stärker abgenommen hatte als bei Patient:innen, die nur die sonst übliche Behandlung erhielten. Nach 12 Wochen elevida haben sich die Beschwerden, die durch die Fatigue verursacht werden, signifikant reduziert. Da Fatigue-Symptome objektiv nicht zu messen sind, wurde die Beurteilung mittels einer Selbsteinschätzung der Patient:innen vorgenommen. Die Mittelwerte der elevida- und der Kontrollgruppe unterschieden sich um 2,74 Punkte zugunsten von elevida. Weitere eingesetzte Fragebogen zur Erfassung der Fatigue-Symptomatik bestätigten dieses Ergebnisse. Der Effekt war stabil mit recht ähnlichen Werten in einer Follow-up-Messung nach 24 Wochen. elevida im Einsatz Welche Faktoren führen zu einer chronischen Müdigkeit und welche davon können mit Hilfe von elevida positiv beeinflusst werden? Es sind ganz unterschiedliche Faktoren, die zur Fatigue führen können. Nicht alle können wir aktiv beeinflussen oder bewusst wahrnehmen. Einige aber schon. Nämlich unsere Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle und sogar unsere Physiologie. Diese vier Faktoren beeinflussen sich auch gegenseitig und können wiederum ebenfalls durch Umwelteinflüsse verstärkt werden. Auf diese Aspekte stützt sich auch die Arbeit mit elevida. Deshalb beantworten die Patient:innen im Programm am Anfang Fragen zu ihren Gedanken, Gefühlen, ihrem Verhalten und ihren Körperempfindungen, die mit Fatigue in Zusammenhang stehen. Auf Basis der Antworten erstellt elevida mit dem Nutzer oder der Nutzerin ein individuelles Fatigue-Modell, das all diese Faktoren berücksichtigt und macht Vorschläge, wie man an diesen Punkten ansetzen kann, um die Fatigue zu verbessern. Für wen ist das Angebot geeignet und für wen nicht? Alle, die älter als 18 Jahre sind, MS haben und außerdem Fatigue-Symptome, können elevida nutzen. Es gibt dabei auch eine große Anzahl an älteren Patient:innen, die elevida gerne und erfolgreich verwenden. Wir haben das Programm extra so konzipiert, dass es sehr unkompliziert zu benutzen ist und sich u.a. vom Zeitaufwand auf die nutzende Person einstellt. Man braucht nur ein internetfähiges Gerät und kann dann ganz einfach online das Programm bedienen. Nicht verwenden sollten das Programm Menschen, die eine Schizophrenie, akute vorübergehende psychotische Störungen, schizoaffektive Störungen oder bipolare affektive Störungen haben. Wieso haben Sie sich für eine Gesprächsführung durch die elevida Anwendung entschieden? Rund 80 Prozent (https://www.nationalmssociety.org/Symptoms-Diagnosis/MS-Symptoms/Fatigue (zuletzt abgerufen am 28.03.22)) der Menschen mit MS sind im Laufe ihrer Erkrankung auch von Fatigue betroffen. Trotzdem ist Fatigue ein Symptom, das oft nicht behandelt wird. Das hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es bisher keine medikamentöse Therapie gegen Fatigue. Zum anderen sind andere Therapien wie psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten nur schwer zugänglich für viele Menschen mit Fatigue. Laut aktueller Leitlinien ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) eine wirksame Behandlungsoption bei MS Fatigue. Leider ist das klassische psychotherapeutische Setting aber für viele Menschen mit MS nicht ideal – weil sie beispielsweise während eines Schubes das Haus nicht verlassen oder sich aufgrund der Fatigue nicht lange genug konzentrieren können. Außerdem gibt es nur wenige Therapeut:innen, die sich gut mit diesem Thema auskennen. Deshalb haben wir elevida entwickelt, um MS-Patient:innen mit Fatigue eine wirksame verhaltenstherapeutische Behandlung an die Hand zu geben, die sicher, effektiv sowie leicht zugänglich ist und zudem flexibel genutzt werden kann. Um die Wirksamkeit dieser Behandlung zu maximieren, konzentrieren wir uns auf die Kernfunktion: Die Gesprächsführung in elevida simuliert den Dialog mit einem echten Gegenüber. So vermittelt elevida wichtige Informationen zur Fatigue und hilfreiche Übungen im Umgang damit – eben wie ein echter Therapeut oder eine Therapeutin es tun würde. Auf zusätzlichen Schnickschnack verzichten wir ganz bewusst, damit man sich ganz auf dieses virtuelle Gespräch konzentriert und darauf einlassen kann. Welche Bausteine gibt es noch neben den Fragen? elevida besteht, wie schon erwähnt, aus einem dynamischen Dialog, den die Nutzer:innen mit dem Programm führen. Darin bekommen sie viele Informationen und Tipps, die auf Menschen mit MS-Fatigue zugeschnitten sind, können Audios anhören und werden durch therapeutische Übungen geführt. Daneben verfügt elevida noch über eine Reihe anderer Funktionen. Die Nutzer:innen erhalten beispielsweise zusätzliche Inhalte und Unterstützung per E-Mail oder SMS. Diese sollen sie zur weiteren Nutzung von elevida motivieren. Denn es ist erwiesen, dass die Wirksamkeit internetgestützter Therapien erhöht wird, wenn zusätzliche Kommunikationsmethoden zum Einsatz kommen (Webb, Thomas L., Judith Joseph, Lucy Yardley, und Susan Michie. „Using the Internet to Promote Health Behavior Change: A Systematic Review and Meta-Analysis of the Impact of Theoretical Basis, Use of Behavior Change Techniques, and Mode of Delivery on Efficacy“. Journal of Medical Internet Research 12, Nr. 1 (17. Februar 2010): e4. https://doi.org/10.2196/jmir.1376.). Außerdem haben die Patient:innen die Möglichkeit, sich selbst zu überprüfen im Hinblick auf ihr Fitnesslevel sowie die eigene Aufmerksamkeit gegenüber der Fatigue und ob beziehungsweise wie sich ihr Umgang mit Fatigue verändert hat. Diese Entwicklung und seine eigenen Fortschritte im Blick zu behalten, kann ebenfalls unheimlich motivierend sein. Natürlich kann das Programm jederzeit unterbrochen werden. Es fährt dann an genau der Stelle wieder fort, an der man zuletzt gewesen ist. So muss man sich nicht merken, wo man aufgehört hat. Zusätzlich dazu werden die Nutzer:innen auch regelmäßig daran erinnert, Pausen einzulegen. Damit möchten wir gewährleisten, dass Menschen mit Fatigue sich mit der Arbeit im Programm nicht überfordern und sie das Erlernte auch zwischendurch einfach einmal sacken lassen können. Wie viel aktive Teilnahme ist von MS-Patienten nötig, um einen Erfolg zu erzielen? Wir empfehlen, dass elevida ein bis zwei Mal wöchentlich für mindestens 30 Minuten genutzt wird, um spürbare Verbesserungen zu erzielen. Dabei sollte man sich tatsächlich die Zeit nehmen, sich eine Umgebung aussuchen, in der man ungestört mit dem Programm arbeiten und es intensiv nutzen kann. Im Endeffekt bleibt es aber natürlich jedem und jeder selbst überlassen, wie intensiv und wie oft er oder sie mit elevida arbeiten möchte. Es gibt auch Patient:innen, die täglich mit dem Programm arbeiten, weil sie es als eine wertvolle Unterstützung im Alltag empfinden und elevida sie motiviert, an ihrer Symptomatik zu arbeiten. Welches Feedback erhalten Sie von den Nutzern der Anwendung? Insgesamt bekommen wir sehr viel positives Feedback zu elevida. Wir freuen uns immer, wenn uns Nutzer und Nutzerinnen E-Mails schicken und schildern, wie die Tipps und Übungen in elevida ihnen geholfen haben. Natürlich gibt es auch Menschen, gerade langjährig Erkrankte, die nicht mehr ganz so viel Neues daraus mitnehmen und für die vieles Wiederholung ist. Was nicht heißt, dass sie nicht auch von elevida profitieren können. Besonders hilfreich ist elevida für Menschen, die vielleicht erst vor Kurzem die Diagnose MS bekommen haben oder aktuell ganz akut unter Fatigue-Symptomen leiden. Warum ist eine Verschreibung auf 90 Tage angelegt? Und für wen macht es Sinn, eine zweite Verschreibung für weitere 90 Tage zu beantragen? Von Seiten des Bundesgesundheitsministeriums wurde für alle DiGA, unabhängig davon, welche Nutzungsdauer empfohlen wird, eine Verordnungsdauer von jeweils 90 Tagen festgelegt – äquivalent zur Verordnung von Medikamenten. Während der Verordnungsdauer und ab dem Zeitpunkt, ab dem sich Nutzer:innen zum ersten Mal für elevida registrieren, kann das Programm also für 90 Tage genutzt werden. Für diejenigen, die davon profitieren und um Effekte zu stabilisieren, empfehlen wir eine Nutzungsdauer von 180 Tagen, d.h. das Programm muss zwei Mal verordnet werden. Diese Nutzungsdauer haben wir übrigens auch in der Wirksamkeitsstudie untersucht. Können Sie etwas zu den langfristigen Auswirkungen sagen? In der gerade erwähnten Studie konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Fatigue-Symptome durch elevida nach 12 Wochen signifikant reduziert werden und auch nach noch 24 Wochen stabile Effekte sichtbar sind. Aktuell läuft eine Anwendungsstudie in großen neurologischen Praxen, die sich den Verlauf “in der echten Welt” über zwei Jahre anschaut. Dann können wir mehr dazu sagen. In jedem Fall ist es so: elevida basiert auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Dabei sollen die Nutzer:innen lernen, sich selbst zu beobachten, Probleme und negative Denkmuster zu identifizieren und alternative Lösungsansätze zu entwickeln. Ziel dieser Therapieform ist es nicht, kurzfristig Besserung zu erreichen, sondern sein Leben langfristig so zu gestalten, dass mit auftauchenden Problemen und Anforderungen besser umgegangen werden kann. Wenn jemand von elevida gut profitiert, wendet er die neu erlernten Denk- und Verhaltensstrategien nicht nur während der Nutzungsdauer an, sondern kann sie idealerweise für immer fest in seinen Alltag integrieren. Wie werden persönliche Daten gesichert? Wir wissen natürlich, dass die Datensicherheit grundsätzlich, aber vor allem bei Medizinprodukten, besonders wichtig ist. Denn immerhin geht es hier um sensible Gesundheitsdaten. Deshalb müssen dauerhaft gelistete DiGA und damit natürlich auch elevida der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen und strenge gesetzliche Vorschriften erfüllen – auch in Bezug auf Datensicherheit. Deshalb nutzen wir auch Server, die sich in einem ISO 27001-zertifizierten Rechenzentrum in Deutschland befinden. Über den Datenschutz haben wir uns bei der Entwicklung von elevida natürlich ausführlich Gedanken gemacht. Das ist der Grund, weshalb elevida ausschließlich als browserbasierte Anwendung und nicht über App-Stores verfügbar ist. Dadurch wird verhindert, dass Anbieter der App-Stores über Nutzerdaten Rückschlüsse auf Erkrankungen ziehen können, indem sie erfassen, ob und wie elevida verwendet wird. Wir wollen, dass alle, die elevida nutzen, dabei ein gutes Gefühl haben. Deshalb fragen wir so wenige Daten wie möglich ab. So können sich Nutzer:innen anonym anmelden. Dafür brauchen sie nur eine E-Mail Adresse. Im Programm selbst müssen sie nicht ihren Klarnamen nutzen, sondern können auch ein Pseudonym verwenden. Was müssen interessierte MS-Patienten tun, wenn sie an elevida interessiert sind? Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für elevida. Deshalb steht an erster Stelle das Rezept, das interessierte Nutzer:innen von ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder Psychotherapeut:in erhalten. Auf elevida.de kann ein Informationsblatt für Behandler:innen heruntergeladen werden, das man zum nächsten Termin mitnehmen kann. Das Rezept müssen die Patient:innen dann an ihre Krankenkasse weiterleiten. Das funktioniert entweder postalisch oder auf elektronischem Weg. Daraufhin sendet die Krankenkasse ihrem Mitglied einen 16-stelligen Freischaltcode, der auf der Webseite eingegeben werden kann. Nach der Registrierung kann elevida dann 90 Tage genutzt werden. Um das Programm insgesamt 180 Tage nutzen zu können, muss man es sich ein zweites Mal verschreiben lassen. Die Module, die bis dahin bereits absolviert wurden, bleiben natürlich erhalten, sodass man nicht noch einmal von vorne beginnen muss. Auch Privatpatient:innen haben die Möglichkeit, elevida zu nutzen. Dafür müssen Menschen, die Interesse an elevida haben, einen Kostenvoranschlag bei ihrer Krankenkasse einreichen, die dann darüber entscheidet, ob sie die Kosten übernimmt. Wenn das der Fall ist, können uns die Nutzer:innen die Bestätigung der Kostenübernahme zukommen lassen und wir senden ihnen einen Zugangslink zum Programm per E-Mail. Abschluss Welchen Durchbruch für die Behandlung der MS wünschen Sie sich in den kommenden 5 Jahren? Ich hoffe auf mehr supportive Programme speziell für MS-Betroffene, für die eine klassische ambulante Psychotherapie eben oft nicht passend ist. Wir haben zum Beispiel neben elevida noch ein weiteres Programm entwickelt, das auf Menschen mit MS zugeschnitten ist, die zusätzlich an einer Depression leiden. Ich bin sicher, es wird zukünftig noch viel mehr in dieser Richtung geben und halte das für einen wichtigen Baustein im Behandlungspaket für MS-Betroffene. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass die Digitalisierung das Gesundheitswesen nicht nur für MS-Patient:innen, sondern generell weiter verändern wird. Digitale Gesundheitslösungen werden sich etablieren und das Leben von Patient:inn als Alltagshelfer erleichtern. Online-Programme haben das Potenzial, Behandlungen zukünftig noch stärker zu unterstützen und zu verbessern. Ich wünsche mir, dass DiGA ein ganz normaler Teil der medizinischen Versorgung und so selbstverständlich werden wie ein Arztbesuch. Ich glaube, wenn medizinische und andere therapeutische Behandlungsansätze – auch neue, digitale – Hand in Hand gehen, können wir wirklich viel erreichen! Möchten Sie den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf dem Weg geben? Ja, tatsächlich noch etwas Persönliches. Ich weiß, dass man das nicht vergleichen kann mit einer chronischen Erkrankung wie Fatigue bei MS, aber ich habe mich vor Kurzem mit Covid infiziert und erstmals in meinem Leben Symptome einer übermäßigen Erschöpfung erlebt, wie ich es bisher nur von Patient:innen kannte. Egal, wie viel ich geschlafen habe, ich war völlig kaputt, zum Beispiel nach dem Gang vom Bett zur Küche. Als das über mehrere Tage anhielt, wurde ich fast panisch, weil ich Angst hatte, es würde nie wieder besser werden. Ich zog mich stark zurück und traute mir immer weniger zu. Und woran habe ich gedacht in meinem Elend? An elevida! Mir fiel wieder ein, was sich wie ein roter Faden durch das Programm zieht, nämlich wie wichtig die richtige Balance aus Belastung und Ruhe ist. Und welchen Einfluss positives Denken haben kann. Also habe ich beschlossen, auf das Beste zu hoffen (Ich bekomme kein Long Covid – basta!) und angefangen, mich wieder kleineren Belastungen, wie etwas Hausarbeit und täglichen Spaziergängen auszusetzen, wann immer es halbwegs möglich war. Sobald ich müde wurde, habe ich mich wieder ausgeruht, teilweise für Stunden. Schritt für Schritt konnte ich so über mehrere Wochen fast wieder in meinen gewohnten Alltag zurückkehren. Damit möchte ich allen MS-Betroffenen Mut machen! Fatigue ist ein heftiges Symptom und kann das Leben radikal einschränken, keine Frage. Es gibt aber wirklich viele Tipps und Möglichkeiten, mit dieser Müdigkeit so umzugehen, dass die schönen Momente wieder deutlich häufiger werden. Genau diese Tipps stecken in elevida. Vielen Dank an Eva Marten für das geführte Interview. Ich wünsche Dir bestmögliche Gesundheit, Nele Mehr Informationen rund um das Thema MS erhältst du in meinem kostenlosen MS-Letter. Hier findest Du eine Übersicht über alle bisherigen Podcastfolgen.
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In Folge 9 der grünen Stunde unterhalte ich mich mit Florian über sein schwieriges Dasein als Cannabispatient. Was bedeutet es als austherapiert zu gelten? Warum ist Cannabis für Florian die letzte, funktionierende Behandlungsoption und wie hilft es ihm im Alltag? Und warum treibt ihn all das in die Schulden? Hört rein und erfahrt hautnah welche negativen Auswirkungen die aktuelle Drogenpolitik von Jens Spahn, Daniela Ludwig & Co. tatsächlich auf menschliche Schicksale haben kann. Shownotes: 01:20 Die Reaktorstäbe werden hochgefahren. 01:50 Vorstellung Flo - Eigentherapie in den Niederlanden. 04:20 Das Mindset beim Konsum ist wichtig. 08:20 Durch die Sortenvielfalt in Holland gekifft. 09:20 Cannabis ist in Amsterdams Apotheken günstiger als in Coffee Shops. 11:25 Kein Highgefühl mehr nach 2 Wochen medizinischem Dauerkonsum. 16:20 Wie wirkt Cannabis bei Flo. 19:50 Flo's Geschichte im WDR. 26:35 Korrektur: Daniela Ludwig. 34:00 Shoutout: facebook Gruppe - Cannabis als Medizin. 35:20 Hanffreunde Münster. 39:00 Warum Flo Joints raucht. 40:00 Keine Edibles für Flo. 46:00 Legal High - Alles andere als harmlos. 53:15 Übelkeit nach CBD Konsum. 1:03:20 Das Grow-Paradoxon. 1:09:15 Patientenhilfe auf Twitch. 1:22:00 Mindset. 1:30:00 Hanf statt Holz. 1:32:00 Vernetzt euch!
"Sarkome sind schlecht behandelbar" ist ein weit verbreitetes Engramm unter Ärztinnen und Ärzten - doch stimmt das so? Im dritten Teil unserer gyn-onkologischen Experteninterview-Reihe sprachen wir mit Prof. Dr. Jalid Sehouli (Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie an der Charité) über vielversprechende Entwicklungen in der Behandlung gynäkologischer Sarkome.
Evolution Radio Show - Alles was du über Keto, Low Carb und Paleo wissen musst
In Folge #117 Das Video der aktuellen Folge direkt auf Youtube öffnen Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen "Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen" auf https://paleolowcarb.de/haftungsausschluss/ #geNUSS[explosion] von [næhr:sinn] - das low carb knusper nuss müsli [næhr:sinn] geNUSS[explosion] ist ein hochwertiges low-carb* Müsli und besteht zu 100% aus natürlichen Zutaten. Es ist gut als Frühstück und Snack und hat nur 13,7g verwertbaren Kohlenhydraten auf 100g. Es ist getreidefrei und sojafrei. Perfekt für den Start in den Tag. Wir verarbeiten nur hochwertigste, nährstoffreiche Zutaten, die dich länger satt machen und nachhaltig mit Energie versorgen. Wir nutzen ballaststoffreiche Kokosnuss, Erdmandel und heimische Nüsse. Mehr darüber erfährst du auf lowcarbmüsli.at oder auf Amazon.de Und nicht vergessen: Wenn du uns auf Youtube siehst, und wenn du es noch nicht getan hast, dann abonniere unseren Kanal „Evolution Radio Show“ Wenn du das Podcast hörst, dann findest du die Links für Apple iTunes und Android hier auf unserer Homepage Kurze Zusammenfassung Heidrun Schaller ist 25 Jahre alt und gerade dabei ihren Master in Linguistik abzuschließen, als sich ihr Leben, durch eine dramatische Diagnose vollkommen verändert - Colitis ulcerosa, und zwar eine besonders schwere Form der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) entzündet sich der Darm aus unerfindlichem Grund und bleibt dann mal mehr, mal weniger entzündet. Weil man eben den Grund nicht kennt, ordnet man die Krankheiten pauschal den Autoimmunkrankheiten zu. Die Symptome sind extremer Durchfall (in akuten Phasen ggf. über 20mal pro Tag), Gewichtsverlust, Blutverlust, Bauchschmerzen, Übelkeit, Nährstoffmangel etc. Viele Patienten müssen irgendwann operiert werden, um Teile des Darms zu entfernen, manche auch viele Male, manche leben irgendwann mit einem künstlichen Darmausgang. Die Diagnose ist ein Lebensurteil – man wird zu einem Leben mit der Krankheit verurteilt, denn Aussicht auf Heilung gibt es nicht. Wäre die Krankheit an sich nicht schon schlimm genug, treten bei Heidrun noch andere seltenere Probleme auf. Das Standartmedikament Mesalazin (5-ASA, Markenname Pentasa, Salofalk oder Claversal), schädigt Heidruns Nieren massiv. Das andere Medikament, Azathioprin schied wegen eine Unverträglichkeitsreaktion aus. Als letzten Strohhalm versuchte Heidrun die Therapie mit einem Immunsuppressivum (Remicade). Sie erlitt einen anaphylaktischen Schock und kam in die Notaufnahme. Somit gab es für sie –abgesehen von Kortison – eigentlich keine medizinische Behandlungsoption mehr. Verzweifelt und auf der Suche nach Alternativen, stolpert Heidrun über die Specific Carbohydrate Diet (SCD) und beginnt diese dann ab August 2011 umzusetzen, mit überraschenden Ergebnissen. Gleichzeitig wird Heidrun auch auf Paleo aufmerksam und da die SCD und Paleo sehr viele Überschneidungen haben, probiert sie den Übergang von SCD zu einem Autoimmun-Paleo Protokoll (AIP). Heidrun Schaller lebt seit dieser Zeit strikt nach AIP. Durch Selbstversuche und Testen neuer Konzepte hat sie für sich die SCD und AIP optimiert. In ihrem Blog www.urgesundheit.de und in ihrem Buch Die Paleo-Revolution: Gesund durch Ernährung im Einklang mit unserem genetischen Erbe - Heidrun Schaller hat sie ihre Erfahrungen zusammengefasst. [] #Transkript Julia: Liebe Heidrun, herzlich willkommen zur Evolution Radio Show. #00:00:10-3# Heidrun: Dankeschön für die Einladung. Ich freue mich hier zu sein. #00:00:13-5# Julia: Ich freue mich ganz besonders, dass ich dich endlich mal erwischt habe, weil du bist sehr, sehr eingeteilt natürlich. In welcher Weise, da wirst du noch jetzt ein bisschen dann später drauf zu sprechen kommen. Weil du bist nicht nur eine Mutter, sondern hast dir auch ein großes Ziel gesetzt. Bevor wir jetzt über das eigentliche Thema, nämliche die Autoimmunerkrankung sprechen, vielleicht kannst du mal ein paar Worte zu deinem Hintergrund sagen und dann gerne überleiten zu deiner Geschichte, die dich in den letzten Jahren praktisch geprägt hat und dahin gebracht hat oder auf den Weg gebracht hat, wo du jetzt bist. #00:01:03-6# Heidrun: Ja, sehr gerne. Ich bin eigentlich von Haus aus Übersetzerin. Ich habe 2001 mein Diplom gemacht an der Uni Heidelberg. Geboren und aufgewachsen bin ich in München und war halt während meiner Studienzeit und auch davor viel in Amerika unterwegs. Also gleich nach dem Abitur war ich erstmal ein Jahr als Au Pair in Seattle und auch während meiner Studienzeit hatte ich dann nochmal ein Stipendium in einem College in Amerika und war halt immer sehr viel unterwegs und dann als ich so gegen Ende meiner, also eigentlich nach dem Vordiplom in Australien gelebt habe mal für ein halbes Jahr, da habe ich gemerkt, dass mit meiner Gesundheit irgendwas nicht stimmt. Da habe ich schon oft Bauchschmerzen gehabt und gerade, wenn ich irgendwie in Eile war oder so, habe ich häufig Durchfallattacken bekommen und das habe ich halt auf mein hektisches Leben zurückgeführt und mir da nicht weiter Gedanken drübergemacht. Und dann, als ich dann wieder in Heidelberg war und mein Studium dort wieder aufgenommen habe, also mein Hauptstudium dann in Richtung Übersetzerdiplom, da wurde es aber immer schlimmer und ist dann auch nicht mehr weggegangen, selbst in ruhigeren Zeiten und irgendwann kam ich dann nicht mehr drum rum, dass ich mich dieser Sache mal stellen musste und habe dann eben 2001, also genau in der Prüfungsphase, als ich mich gerade eigentlich auf die mündliche Prüfung vorbereitet habe, habe ich dann die Diagnose bekommen, dass ich Colitis ulcerosa habe und das war natürlich ein wirklich sehr, sehr großer Schock, weil ich zwar schon damit gerechnet habe, dass ich irgendwie krank bin, aber natürlich in keinster Weise irgendwie darauf mental vorbereitet war, dass es jetzt was ist, womit ich mich den Rest meines Lebens herumschlagen muss. Das war eben dann schlussendlich die Feststellung, dass es tatsächlich unheilbar und chronisch ist und dass es eben nur Medikamente gibt, die möglichst unter Kontrolle halten sollen, aber niemals eine Heilung herbeiführen können. #00:03:17-9# Julia: Für die Zuhörer und Zuschauer, könntest du mal noch erklären: Was ist Colitis ulcerosa eigentlich? #00:03:23-9# Heidrun: Das ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die den Verdauungstrakt betrifft, ähnlich wie Morbus Crohn, welche vielleicht ein bisschen bekannter ist. Im Gegensatz zu Morbus Crohn ist eben bei der Colitis ulcerosa "nur" der Dickdarm betroffen und bei Morbus Crohn kann der Magen, auch der Dünndarm eigentlich alles, sogar die Speiseröhre betroffen sein. Dann entzündet sich eben die Schleimhaut jeweils in dem betroffenen Abschnitt des Verdauungstraktes, in dem Fall eben im Dickdarm und das führt eben dazu, dass man sehr, sehr häufig Durchfälle hat, teilweise auch blutige Durchfälle oder mit Schleimabgang. Teilweise 20 bis 30 Mal am Tag, sodass man das Haus nicht mehr verlassen kann. (Julia: Wahnsinn) Man nimmt teilweise sehr, sehr stark innerhalb kürzester Zeit ab. Das war also auch bei mir der Fall, dass ich halt sehr, sehr dünn geworden bin und wenn das unbehandelt ist, kann es einen halt umbringen, ansonsten, wenn es, also selbst für Leute, die das relativ gut unter Kontrolle halten, kommt es über die Jahre dann häufig noch zu anderen Erscheinungen, dass zum Beispiel die Gelenke mit betroffen sind. Also, dass man dann so Art rheumatische, ja es heißt immer extraintestinale Manifestation, also außerhalb des Verdauungstraktes kommt es dann auch zu Symptomen. Julia: Es ist ja auch oft so, dass oder bei vielen, dass eine Autoimmunerkrankung oft nicht alleine kommt. #00:05:03-4# Heidrun: Das kommt noch hinzu. Ja. #00:05:04-4# Julia: Dass ja dann oft auch andere Autoimmunerkrankungen dazukommen. #00:05:09-9# Heidrun: Richtig. Ja. Genau. Also bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ist es häufig so, dass die dann, dass Hashimoto relativ verbreitet ist als zusätzliche Erkrankung, aber auch sehr häufig Rheuma. Und so ging das halt dann, also so ging es dann mit mir bergab, sage ich mal salopp. Ich habe halt, also da stellte sich dann leider sehr bald mal raus, dass meine Erkrankung sehr kompliziert war, also kein leicht zu behandelnder Fall. Ich habe halt sehr viel Komplikationen erlitten und auch die Medikamente, die zur Verfügung standen, die waren bei mir nicht sehr effektiv. Und dass ich halt immer hohe Dosen nehmen musste. Und zu Anfang war es ja so, dass ich natürlich gleich mit Cortison behandelt wurde. Das ist ja so das Standardmedikament, was die Schübe also eindämmen soll und wenn es gut läuft, dann muss man das halt nur kurze Zeit nehmen und kann dann, wenn man die Remission, also die symptomfreie oder fast symptomfreie Phase erreicht hat, dann ohne Cortison leben, aber bei mir kam es halt nicht dazu, weil ich gleich immer wieder Rückfälle hatte. Wenn ich eine gewisse Schwelle unterschritten habe von diesem Cortison und da hatte ich halt sehr schlimmer Nebenwirkungen davon. Also ein bisschen ist das ja bekannt von Cortison, dass man halt eine starke Gewichtszunahme erleidet. Das war jetzt bei mir gar nicht so schlimm, aber ich halte ein unglaublich verändertes Aussehen vom Gesicht her. Es war sehr, sehr rund, ich weiß nicht, ich kann ja das Foto mal zeigen, was ich in meinem Buch davon habe. Ich weiß nicht, ob man es sehr gut erkennen kann auf der Kamera. Ich zeig es mal. #00:06:49-0# Julia: Sonst könnten wir, ja du kannst es mal herzeigen, weil sonst würden wir es, wenn es dir recht ist, können wir es dann auch in den Shownotes noch dazu geben? Ah ja. Vollkommen anders. Man sieht es sehr gut. Ja. #00:07:02-0# Heidrun: Das war natürlich auch belastend irgendwo und man wusste halt einfach, also man wusste halt einfach nicht, wann man das Zeug mal wieder loswird. Dann einfach so auch psychisch unheimlich belastend gewesen, also es hat mich ja mitten in meinem Diplom halt, in der Diplomvorbereitung hat mich das getroffen wie der Schlag und ich wusste nicht, ob ich jemals irgendwie ein annähernd normales Berufsleben oder auch sonstiges Leben hätte führen können. #00:07:31-1# Julia: Was muss man sich das vorstellen? Wie ist da normalerweise die Progression? Weil es ist ja nicht heilbar eigentlich. Also wie wir das normalerweise behandelt beziehungsweise wie schaut das normalerweise aus? #00:07:47-9# Heidrun: Wie gesagt, die akuten Schübe, die werden eigentlich fast immer mit Cortison behandelt erstmal, sozusagen als Notfallprogramm erstmal, um die Entzündung runterzufahren. Und dann ist halt das Standardmedikament, was man eigentlich durchgängig nimmt, auch während dem Schub, aber eben auch während der Remission, das ist dieses sogenannte Mesalazin, und das ist halt ein Verwandter sage ich mal von Aspirin, von Acetylalicylsäure. Aber es ist, also wurde mal gesagt, dass es so gut wie nebenwirkungsfrei ist, aber in meinem Fall war das halt leider nicht so. Ich habe dann nach zweieinhalb oder drei Jahren, wo ich das genommen habe, eine Nebenwirkung gehabt, die sehr selten ist. Und zwar war es bei mir so, dass meine Nierenfunktion mit einem Mal eingeschränkt war. Und das wurde dann halt immer wieder untersucht und es stellte ich, also kam halt raus, dass das jetzt tatsächlich der Fall ist und nicht nur einmal irgendwie ein zufälliger Untersuchungswert war und dann stellte sich eben raus bei genauerer Betrachtung, dass ich nur noch 30 Prozent Nierenfunktion hatte. Das ist also so, als ob man weniger als eine Niere noch hat, deutlich weniger. Denn eine Niere kann eigentlich 100 Prozent sogar bringen. Das heißt, ich hatte im Prinzip keine Niere mehr. Und die Niere kann sich ja nicht regenerieren, also das ist nicht wie die Leber, die dann irgendwann wieder gesunden kann, sondern wenn die Nierenfunktion weg ist, dann ist die halt weg. Das war dann auch wieder so ein Fall, wo ich halt sehr für mich selbst dann sprechen musste und aktiv werden musste, weil mein Arzt damals eben nicht der Meinung war, dass das Mesalazin dafür verantwortlich ist. Aber ich habe halt mich wirklich schlaugemacht und recherchiert, war wirklich der Überzeugung, dass das davon kommen muss. Und es stellte sich dann eben auch raus, dass ich Recht hatte und zum Glück konnte ich noch die Notbremse ziehen, weil der hätte mir das halt immer weiter verschrieben. Habe dann auch später den Arzt gewechselt natürlich. Aber es war natürlich blöd, weil das Mesalazin ist relativ wichtig auch in der Behandlung und dadurch, dass das weggefallen ist, war ich dann halt wieder dem erhöhten Risiko eines Schubs ausgesetzt ständig. #00:10:03-6# Julia: Und da bleibt dann nur mehr Cortison übrig? #00:10:07-8# Heidrun: Ja, also eigentlich, es gibt natürlich noch andere Medikamente, die natürlich weit weniger gerne verschrieben werden. Das sind dann diese Immunsuppressiva, wie zum Beispiel Azathioprin und Methotrexat. Aber Methotrexat konnte ich nun ironischerweise gerade nicht mehr nehmen, weil das darf man bei eingeschränkter Nierenfunktion eben nicht nehmen. #00:10:26-2# Julia: Okay. #00:10:26-3# Heidrun: Auch weg. Dann habe ich Azathioprin verschrieben bekommen, das ist eben ein Immunsuppressivum und das hat bei mir auch eine seltene Nebenwirkung hervorgerufen, nämlich eine sogenannte Knochenmarkdepression. Da habe ich ein ganz verändertes Blutbild dann gehabt. Ich glaube, das war eine Thrompozytopenie, also ich hatte weniger Blutplättchen, und hatte auch, ich sah wirklich aus, als wäre ich vermöbelt worden. Ich hatte wirklich am ganzen Körper blaue Flecken. Das haben wir dann zweimal versucht mein Arzt und ich, also eingeschlichen, ausgeschlichen, wieder eingeschlichen und es kam halt beide Male zu diesem Effekt. Und dann haben wir das auch wieder aufgegeben und dann habe ich, weil mein Arzt nun auch schon ziemlich ratlos war, hat er mir empfohlen Ausdauersport anzufangen. Das war seiner Meinung nach irgendwie so, also er war da auch so ein bisschen auf so einem Trip, das war so sein Steckenpferd irgendwie. Und das habe ich dann halt wirklich sehr, sehr obsessiv gemacht. Ich bin wirklich sechs Mal die Woche halt joggen gegangen, ausdauersport-mäßig und das hat, also hat mir glaube ich nicht geschadet, aber es war halt einfach ein extremer Stressfaktor, weil das muss man auch erstmal in seinen Alltag einbauen. (Julia: Auf jeden Fall) So viel Sport zu machen und es war halt wirklich so, dass teilweise im Sommer kam ich halt nicht mehr dazu irgendwie an den See zu fahren oder so, weil nach der Arbeit war halt dann Sport angesagt. Das, was andere Leute so in ihrer Freizeit machen, da konnte ich halt nicht dran teilnehmen und deswegen habe ich es dann auch irgendwann nicht mehr durchgehalten. Und dann, womit habe ich dann eigentlich weitergemacht? Ach ja, genau. Dann hatte ich ja irgendwann zu einem anderen Arzt gewechselt und der hat dann versucht mir Remicade, das ist Inflixamab heißt das, das ist ein sogenannter monoclonaler Antikörper. Also das sind diese Biologika, die man eben so aus der Rheumabehandlung auch kennt. Das ist auch so eine Art Immunsuppressivum und eigentlich schon sehr fortschrittlich und sehr gezielt und das hat aber bei mir sofort einen anaphylaktischen Schock hervorgerufen. Also ich bin in der Praxis sozusagen mit Tatütata ins nächste Krankenhaus eingeliefert worden, weil ich halt wirklich dort, kaum dass die ersten Tropfen liefen, hat mich sofort, habe ich keine Luft bekommen, hatte hier Flecken überall und es war damals klar, dass ich das auch nicht nehmen kann. Das war halt wirklich so der letzte Strohhalm. Denn das war wirklich, also das ist ja schon keine leichte Entscheidung so ein Medikament überhaupt anzunehmen, denn es geht auch mit einem Risiko einher. Also Remicade und auch die anderen Biologika haben alle immerhin schon ein signifikantes Krebsrisiko. Und dass das halt nicht funktioniert hat, das war dann schon auch ein herber Schlag. Und habe ich dann eben angefangen vermehrt nochmal wieder im Internet zu recherchieren, habe ich schon immer gemacht, ich habe ja auch immer nebenbei 1.000 Sachen probiert, die halt, es wird ja dann immer irgendeine Sau durchs Dorf getrieben in der Szene. Julia: So nur von der Orientierung her, welches Jahr sind wir da circa? #00:13:44-2# Heidrun: Moment, jetzt haben 2017, das muss dann so 2011 gewesen sein. #00:13:48-8# Julia: Okay. #00:13:49-6# Heidrun: Ja. Genau. Und da bin ich dann nochmal, ach ne warte mal, das war sogar, ne warte mal, ich habe ja nicht sofort mit der Ernährungsumstellung angefangen. Ich habe, das war dann doch eher so 2008. #00:14:06-7# Julia: Okay, doch. Ja. #00:14:07-6# Heidrun: Da habe ich mich dann nochmal im Internet so in verschiedenen Foren angemeldet und so. Und dann hat es noch ein Stück gedauert bis ich irgendwann über Facebook eben dann auf diese STD-Ernährung gestoßen bin, Specific Carbohydrate Diet. Das war zunächst mal mein Ding und das war also wirklich, das hat mich so sehr geprägt oder war halt wirklich eine coole Sache, war ein wahnsinnig guter Einstieg in die Ernährungsumstellung. Da ist die Specific Carbohydrate Diet eben eine Diät, eine Ernährungsweise, die wirklich von Leute mit meiner Erkrankung mal erdacht worden ist. Ursprünglich von einem Kinderarzt in Amerika, dem Doktor Haas und dann später von einer Frau Gottschall weitergeführt. Die hat eben auch ein Buch darüber geschrieben, das heißt einfach Specific Carbohydrate Diet oder Breaking the Vicious Cycle. Also das heißt ja, den Teufelskreis durchbrechen und das war halt, da habe ich wirklich auch lange gebraucht, bis ich bis mich dazu durchringen konnte das zu probieren, weil ich halt schon so viele alternative Methoden ausprobiert hatte und alles hat nur Geld gekostet und hat dann am Ende nicht gebracht. Aber irgendwann habe ich den Sprung ins kalte Wasser dann gewagt und der Unterschied zwischen der Specific Carbohydrate Diet und der Paleo-Ernährung ist jetzt erstmal, dass bei der SCD sage ich jetzt mal, das ist ja die Abkürzung dafür, (Julia: Genau) dass dort alle Stärke komplett verboten ist, man darf überhaupt keine Stärke zu sich nehmen, auch keine Süßkartoffeln, auch keine Kochbananen, nichts. Der Hintergrund ist halt, dass der Herr Dr. Haas die Theorie hatte, dass insbesondere im Dünndarm die Enzyme fehlen bei Leuten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, um Stärke aufzuspalten. Eben diese Polysaccharide dann als solche bestehen bleiben und den falschen Bakterien oder Bakterien, die uns nicht guttun, als Futter dienen. Und dann eben, weil sich dann die Schleimhaut, also nicht Bakterien, sondern die Immunzellen, die sich in der Schleimhaut befinden, wehren sich irgendwann gegen diese enorme Vermehrung von Bakterien und dadurch kommt das eben zu Entzündungsprozessen oder sie werden angeheizt, wenn sie schon bestehen. Also das hat mich unheimlich begeistert natürlich, dass das wirklich schnell angeschlagen hat. Das war tatsächlich wirksam, das konnte man deutlich erkennen und auch nicht leugnen. Selbst mein Arzt war beeindruckt. Das ist ja schon mal sehr selten, dass man ... #00:17:00-6# Julia: Also du hast umgestellt und hast dann sehr schnell positive Ergebnisse, Veränderungen gesehen? #00:17:06-1# Heidrun: Richtig. Ja. Ich habe sogar, ich glaube so 1 Monat oder 6 Wochen nachdem ich damit angefangen hatte, hatte ich eine Darmspiegelung und da habe ich halt wirklich zum ersten Mal seit meiner Diagnose keine Entzündungszeichen gehabt. (Julia: Wahnsinn) Also mein Arzt und der ist normalerweise oder überhaupt sind Schulmediziner ja normalerweise nicht unbedingt so angetan davon, wenn man ihnen von irgendwelchen Wundermittelchen oder Lebensstilveränderungen berichtet oder halt von den Erfolgen, die man damit hat. Und der hat aber dann auch daran also schon war dann meiner Meinung auch und hat sich meiner Auffassung angeschlossen, dass das wirkt und dass ich weitermachen soll. (Julia: Super) Und dann also natürlich die Gemeinsamkeiten der SCD mit der Paleo-Ernährung sind weitaus größer als die Unterschiede, also es geht halt auch da drum, (unv.) Essen selber zu machen, hochwertige Produkte zu verwenden, keine industriell vorgefertigten, also keine Fertigprodukte oder ähnliches zu verwenden und man isst auch zuckerfrei, aber nur in dem Sinne, dass man halt keine so Succrose isst, also Honig zum Beispiel darf man essen und auch Obst und also alles, was Fructose und Glukose enthält darf man essen, weil es eben darum geht, dass es Monosaccharide sind, man darf nur Monosaccharide zu sich nehmen, weil alles, was stärker polymerisiert ist sozusagen, vom Körper dann nicht gespalten werden kann. #00:18:39-2# Julia: Ja. Gut. Und bei den Monosacchariden da braucht man natürlich nichts mehr spalten. #00:18:43-4# Heidrun: Genau. #00:18:44-6# Julia: Das geht so. Und ich die SCD auch eher Lower-Carb, (Heidrun: Genau) also wird grundsätzlich schon kohlenhydratreduziert kann man sagen oder? #00:18:57-8# Heidrun: Ja also dadurch, dass man ja Obst jetzt nicht in unbegrenzten Mengen zu sich nimmt und also ich bin jetzt auch nicht so der Mensch, der irgendwie haufenweise Honig in den Tee rührt oder so. Also ich habe sehr, sehr low carb gegessen, weil halt der größte Anteil von dem, was ich so an Kohlenhydraten früher zu mir genommen habe, war halt schon in Form von Stärke und dadurch, dass das weggefallen ist, hatte ich dann automatisch eine sehr low carb Ernährung. Also das war halt dann letztendlich auch der Punkt, der mir dann irgendwann zu schaffen gemacht hat, weil ich halt, obwohl ich schon sehr dünn war, als ich angefangen habe damit, bin ich halt immer dünner geworden und in den Foren, wo ich dann davon berichtet habe oder wo auch andere eben mit diesem Problemen zu kämpfen hatten, da kam immer der Ratschlag von den alten SCD-Hasen, ja mach weiter, mach weiter, weil nach 3, 4 Monaten hört das auf oder manche haben auch gesagt nach 6 bis 9 Monaten kehrt sich der Trend von selber um und du wirst dann wieder zunehmen, weil dein Darm ausgeheilt ist, wirst du dann wieder zunehmen. Aber dieser Punkt kam halt bei mir einfach nicht, sondern ich wurde immer dünner. Also das war halt nicht gut und deswegen habe ich dann irgendwann, ich hatte natürlich dadurch, dass es ja so starke Überschneidungen gibt zwischen der Paleo- und der SCD-Stile, hatte ich auch eigentlich fast zeitgleich mit der SCD auch von Paleo gehört und habe mich dann da vermehrt eingelesen und bin dann irgendwann zu der Überzeugung gelangt, das will das mal ausprobieren sollte, einfach weil man dort auch Stärke zu sich nehmen kann und das habe ich dann halt gemacht. Da konnte ich dann auch mein Gewicht zumindest stabilisieren und auch wieder zunehmen. Ich muss aber sagen, dass es, also immer, wenn ich doch mal wieder Zeiten habe, wo ich mehr Beschwerden spüre, da ist es doch dann gut, wenn ich 1, 2 Tage wirklich gar keine Stärke ... #00:20:52-3# Julia: Okay. Ja. #00:20:53-4# Heidrun: Also das ist macht auf jeden Fall einen Unterschied aus. #00:20:56-9# Julia: Und wie, weil es mich halt persönlich auch interessiert, wie geht's dir da mit Fett, also kannst du das gut aufnehmen oder musst du da auch aufpassen oder? #00:21:06-9# Heidrun: Also, wenn ich gerade Symptome habe, dann komme ich mit Fett nicht so gut klar. Das ist halt ein bisschen blöd, weil man hat immer so diesen, man muss immer abwägen, man muss immer einen Kompromiss finden zwischen den Kalorien, die man ja braucht, gerade wenn man nicht noch weiter abnehmen möchte und dann ist es aber hier eben mit dieser Darmerkrankung auch schwierig, weil gerade die Dinge, die halt auch satt machen, nämlich Kohlenhydrate und Fette sind beides jetzt Dinge, die nicht so einwandfrei verträglich sind. #00:21:38-7# Julia: Okay. Ja. Eben. So ist es. Ja. #00:21:41-9# Heidrun: Mit Proteinen kommt man eigentlich am besten klar, mit magerem Fleisch. Das ist ... #00:21:46-2# Julia: Okay. Aber da ist halt auch begrenzt wieviel man Fleisch oder mageres Protein mal zu sich nehmen kann, ist dann natürlich sehr schwierig, weil man von der Fettseite her auch eingeschränkt ist. #00:21:57-5# Heidrun: Ja. Das stimmt. Also die Elaine Gottschall, die ja dieses Buch geschrieben hat, auf das eigentlich die SCD heute sich hauptsächlich stützt, die hat auch gesagt, dass man in der ersten Zeit, also es gibt so eine Intro Diet, die man halt 2, 3 bis 4 Tage machen soll, wenn man damit anfängt, und da spielt die selbstgemachte Hühnersuppe eine wichtige Rolle und da sagt sie halt auch, dass man während der Intro Diet das Fett abschürfen sollte. Also das ist auch wirklich ein sinnvoller ... #00:22:30-4# Julia: Okay. Das heißt, von deiner Erfahrung her, dass wenn jetzt jemand beginnen möchte, auch mit der Ernährungsumstellung, wirklich zuerst mal auf jeden Fall nach der SCD das umsetzen und dann vielleicht eine Transition zu einer Paleo-Ernährung? #00:22:53-0# Heidrun: Ja. Das ist schwierig. Das weiß ich gar nicht so genau, was ich da raten würde ehrlichgesagt. Also ich persönlich habe eigentlich mit der AIP angepasst, mit Paleo-Ernährung wahrscheinlich eher die größeren Erfolge gehabt. Es war nämlich so, ich habe ja, also bei Elaine Gottschall ist es halt so, dass die eher stark den Fokus auch auf Nusslinie und so weiter richtet. Also bei ihr wird ja sehr viel gebacken. Also in dem Rezeptteil des Buches wird sehr, um dann diese Ernährung irgendwie halbwegs erschwinglich zu machen und auch für eine gewisse Sättigung zu sorgen, schlägt sie halt vor, dass man auch wirklich Brot bäckt aus Nussmehl und so weiter und das hat halt bei mir nicht wirklich funktioniert, weil ich dann mit der Zeit auch so eine, am Anfang ging es irgendwie noch, aber mit der Zeit wurde ich irgendwie immer empfindlicher gegen die Nussmehle. Konnte ich dann irgendwann gar nicht mehr gut vertragen und dadurch wurde es dann immer schwieriger. Da hat mir das dann auch wirklich gefehlt, dass ich irgendwie halt die Stärke, die hat mir dann noch mehr gefehlt als davor. Und da war ich halt dann froh, dass ich, also ich die AIP, also das Autoimmunprotokoll der Paleo-Ernährung entdeckt habe, das damit ergänzen konnte und einfach leichter, unkomplizierter und billiger satt geworden bin. #00:24:14-6# Julia: Was sind denn die großen Unterschiede jetzt zwischen Normal-Paleo und dem Autoimmunprotokoll der Paleo-Ernährung? #00:24:23-3# Heidrun: Also beim Autoimmunprotokoll da fallen die Nachtschattengewächse weg, also sowas wie Kartoffeln und Tomaten und Auberginen und so weiter, dann natürlich Nüsse und Mandeln. Was fehlt den noch? #00:24:43-9# Julia: Wie schaut es mit Eiern aus? #00:24:45-6# Heidrun: Ach ja genau. Eier und Milch fallen auch weg. Ja. #00:24:49-7# Julia: Also das stelle ich mir persönlich ja sehr schwer ... #00:24:51-8# Heidrun: Das ist mir deswegen jetzt auch nicht eingefallen, weil ich die nicht befolgt habe. Weil das habe ich nämlich, also ich habe halt so ein bisschen auch selber ausgetestet, was mir guttut und was nicht und habe halt gemerkt, dass Eier und Milch für mich, also Laktose habe ich schon nicht zu mir genommen, weil da habe ich mich wieder so ein bisschen an der SCD orientiert, weil Laktose ist ja wieder ein Zweifachzucker, also ein Disaccharid, und das kann man ja dann wieder nicht spalten und das habe ich auch für mich so empfunden, dass Laktose eben eher nicht so gut geht und deswegen habe ich nach dem SCD-Protokoll für mich selber Joghurt zubereitet, der 24 Stunden fermentiert und der ist ja 24 Stunden ist er laktosefrei. Dafür habe ich dann auch teilweise Rohmilch verwendet und das war super. Also ist mir immer super gut bekommen, hat auch sattgemacht und war halt lecker auch einfach und bei anderen Milchprodukten, also Milch so, also einfach Milch im Rohzustand oder in flüssiger Form habe ich halt nicht zu mir genommen, aber ich habe immer Butter gegessen, ich habe immer Brie gegessen und habe immer gereiften Käse auch dann zu mir, also jetzt keinen Frischkäse oder Quark oder so, aber halt den gereiften, der dann auch laktosefrei, den habe ich auch gegessen. #00:26:10-1# Julia: Hast du da irgendwie einen Unterschied zwischen Kuhmilch oder Ziege und Schaf oder so gemerkt oder ist das ...? #00:26:16-2# Heidrun: Ich persönlich habe das nicht gemerkt. Nein. Ich habe es immer mal ausprobiert, gerade wenn ich wieder nicht so gut klargekommen bin, dann habe ich versucht irgendwie da auszuweichen auf Ziegenmilch oder so oder Ziegenkäse, aber das hat eigentlich für mich keinen Unterschied gemacht. #00:26:30-2# Julia: Keine Auswirkungen. Für dich ist eigentlich also wichtig gewesen, dass die Laktose weg ist oder reduziert auf jeden Fall und hast du dann auch, weil du gesagt hast, dass du Rohmilch verwendest, um das Joghurt zu mache, hast du da Erfahrungen, das konventionelle oder normales Joghurt aus dem Geschäft dir weniger guttut oder war das einfach eine andere Motivation? Heidrun: Nein, das war eigentlich mehr eine theoretische Überlegung. Ich habe die Rohmilch übrigens dann abgekocht, was natürlich dann keine Rohmilch mehr war, die ich letztendlich eingesetzt habe, aber ich fand es halt unheimlich schwierig heutzutage Milch zu finden, die Bio ist, aber gleichzeitig nicht diese sogenannte länger haltbare Milch ist. Das steht dann zwar drauf auf den Packungen, aber das bedeutet ja nichts Anderes als, dass die eigentlich homogenisiert ist. Und das wollte ich halt vermeiden, weil da ja eben verschiedentlich dann auch zu lesen ist, dass diese sehr fein verteilten Fetttröpfchen, die ja dann ganz klein sind, dass die teilweise dem Verdauungstrakt auch Probleme bereiten können. (Julia: Genau. Ja.) Deswegen, das wollte ich halt, ich wollte halt keine homogenisierte Milch haben. #00:27:40-4# Julia: Und hocherhitzt wird sie dann auch noch höher erhitzt. #00:27:45-1# Heidrun: Genau. Ja. Und deswegen, also das war eigentlich so der Hauptgrund dafür. #00:27:50-5# Julia: Praktisch wo stehst du jetzt im Moment? Du hast ja jetzt sehr, sehr viel herausgefunden, sehr viel für dich experimentiert, also wo stehst du in puncto Ernährung und auch in puncto wie geht's dir mit deiner Krankheit? #00:28:07-7# Heidrun: Im Moment mache ich ja immer noch dasselbe, was ich halt schon die ganze Zeit gemacht habe, dass ich halt, also ich befolge im Prinzip das AIP, aber ich habe für mich selber so ein paar Abwandlungen gemacht, zum Beispiel esse ich Reis, weil ich einfach gemerkt habe, dass das für mich eine gute Sättigungsbeilage ist und dass die mir überhaupt nicht schadet. Also besser als ich sage mal Kartoffelbrei oder so. Ich esse zwar auch manchmal Kartoffeln, das traue ich mich manchmal, aber das kann ich halt nicht bringen, wenn es mir gerade nicht so gutgeht. Und da muss ich vielleicht dazu sagen, wenn ich von Symptomen, also Tagen spreche, wo ich Symptome empfinde, dann ist das nicht zu vergleichen mit dem, was ich früher hatte. Also das ist alles auf einem sehr, sehr hohen Niveau jetzt mittlerweile. Mir geht's eigentlich wirklich sehr, sehr gut, aber ich weiß natürlich wie mein Darm sich anfühlt oder mein Bauch, wenn ich sozusagen ein bisschen Vorsicht walten lassen muss. Das sind dann zum Beispiel eben Tage, wo ich keine Kartoffeln essen würde, aber Reis schon. Weil Reis irgendwie für mich, also weißer Reis ist total harmlos für mich. #00:29:20-0# Julia: Interessant. Ja. Und musst du jetzt noch, nimmst du noch Cortison? #00:29:24-7# Heidrun: Nein, nein, nein. Um Gottes Willen, Cortison nehme ich schon ganz lange nicht mehr. Aber genau, also ich habe eine sehr einschneidende Veränderung nochmal jetzt erfahren und zwar nehme ich seit neuestem Humira, das ist ein ganz ähnliches Medikament wie Remicade, dieses Medikament, was mich damals eben in die Notaufnahme geschickt hat. Also ein Biologika und erstaunlicherweise vertrage ich das sehr gut, also es ist wirklich das erste Mal kann man eigentlich sagen, dass ich jetzt, das Medikament sowohl wirksam ist als auch bisher nebenwirkungsarm. Das ist sozusagen jetzt so dieser Kompromiss, den ich geschlossen habe mit mir selbst, weil ich ja jetzt studieren war. Also ich habe mich ja jetzt in meinem fortgeschrittenen Alter nochmal dazu durchgerungen nochmal ganz neu durchzustarten und ein Biologiestudium aufzunehmen. Ich habe ja vor 2 Jahren nochmal ein Kind bekommen, also mein 2. Kind und deswegen ist mein Leben im Moment wirklich sehr, sehr stressig, mein Tag ist wirklich voll von morgens bis abends bis später. Und nachts lerne ich eigentlich, wenn meine Kinder im Bett sind. Dadurch und weil Stress für mich eigentlich der wichtigste Trigger ist für meine persönliche Autoimmunerkrankung, habe ich jetzt gesagt, um diese stressige Phase irgendwie zu überstehen, dieses Studium, was mich ja eigentlich auch irgendwann mal dazu befähigen soll wirklich in die Forschung zu gehen und noch effektiver an einer Heilung für Autoimmunerkrankungen zu arbeiten, muss ich jetzt irgendwie mich dafür wappnen und mir noch ein zusätzliches Schutzschild einfach besorgen und das ist jetzt so dieses Humira. #00:31:13-1# Julia: So das war dann der Grund, warum du jetzt doch ein Medikament nimmst. #00:31:18-0# Heidrun: Ja. Weil ich halt, ich bin halt auch wirklich vom morgens bis abends unterwegs, also ich kann jetzt nicht irgendwie hier in die Hofmetzgerei irgendwie fahren und mich, also ich kann einfach nicht mehr so viel Energie und Zeit investieren wie es früher möglich war, um diese Ernährung so gut zu befolgen. Ich muss auch manchmal in der Mensa essen einfach, auch wenn ich natürlich dort kein Paleo kriege, sondern halt nur irgendwie, dann muss ich halt die Hälfte weglassen von dem, was da auf dem Teller liegt oder so. Weil es geht einfach von meinem Tagesablauf nicht mehr so gut zu integrieren, so richtig streng AIP zu essen ... #00:31:54-0# Julia: Ja. Aber es könnte ja auch sein, dass du einfach jetzt auch an einem Punkt bist, wo das durch die Arbeit, die du davor schon geleistet hast, vielleicht jetzt eher möglich ist als, wer weiß, ob das vor ein paar Jahren überhaupt möglich gewesen wäre so wie du es jetzt machst? #00:32:15-9# Heidrun: Weiß ich natürlich nicht, weil das Humira ja schon ein ziemlich effektives Medikament auch ist, aber ich denke schon, dass das auf jeden Fall ... #00:32:25-0# Julia: Ach so und das hat es damals noch nicht gegeben oder? #00:32:28-9# Heidrun: Das war vor ein paar Jahren für, also damals als ich so heftig auf das Remicade reagiert haben, da wäre das natürlich eine Alternative gewesen und die hätte mein Arzt auch gerne gemacht, aber die war für Colitis ulcerosa noch nicht zugelassen, nur für Morbus Crohn damals. #00:32:44-4# Julia: Okay. Ja, ich meine du hast das eben auch schon gesagt auch, dass du jetzt ein Studium wieder begonnen hast oder das Biologiestudium, weil es ist ja für viele von uns sage ich jetzt in der Gesundheitsszene irgendwie so, dass ja oft ein persönliches Problem, eine persönliche Reise dann der Anstoß ist dafür, dass man eigentlich sagt, man möchte sich viel, viel tiefer damit beschäftigen und das auch eine Art Lebensaufgabe, Passion wird, die man (Heidrun: Auf jeden Fall) umsetzen möchte. Deswegen auch Hut ab, dass du das nochmal angehst, weil es ist ja nicht nur eine Zeitfrage, sondern natürlich auch eine Geldfrage. Du hast auch ein Projekt oder eine wie soll man sagen ein #00:33:39-5# Heidrun: Ein Anliegen. #00:33:41-0# Julia: ein Anliegen zu dem Thema. Vielleicht kannst du kurz sagen, worum es geht? #00:33:47-2# Heidrun: Es ist halt so, dadurch dass ich ja schon einmal studiert habe und eben dieses Studium auch abgeschlossen habe, nämlich mein Übersetzerdiplom damals, habe ich, hier in Deutschland da haben wir ja Bafög und das wird eben nicht mehr gewährt, wenn man schon einen Studienabschluss hat. Das macht es halt für mich extrem schwierig, weil mit den 2 Kindern und dem sehr anspruchsvollen Studium ist es mir halt nicht möglich nebenbei auch noch zu arbeiten. Also im Gegenteil ist es sogar so, dass ich pro Semester weniger mache als eigentlich geplant ist, weil ich halt sonst mit der Kinderbetreuung einfach nicht zu Rande komme und da mein Mann jetzt auch nicht so viel Geld verdient, dass er alleine die Familie durchbringen kann, ist es halt, habe ich eine GoFundMe Kampagne gestartet und hoffe, dass #00:34:37-8# Julia: Wie funktioniert das genau, also erzähl, vielleicht kennt das nicht jeder, was ist das? #00:34:43-2# Heidrun: Ach so, wie beschreibe ich denn das am besten? Das ist im Prinzip eine Geldsammelaktion einfach. Ich versuche halt die Leute davon zu überzeugen, was ja auch tatsächlich der Fall ist, dass ich dieses Studium jetzt nicht einfach nur aus persönlichem Interesse oder weil ich das spaßig finde betreibe, sondern weil ich eigentlich wirklich an ein großes Ziel glaube und es mir ein ganz wichtiges Anliegen ist und ich glaube auch, dass viele dieses Anliegen teilen, dass eben für Autoimmunerkrankungen mehr geforscht wird, den die Autoimmunerkrankungen sind eben ein Gebiet oder eine Ansammlung von Krankheiten, die extrem viele Leute betreffen, die aber noch nicht als ein homogenes Gebiet begriffen werden anders als Krebserkrankungen und deswegen findet keine konzentrierte Forschung jetzt, die sich wirklich mit diesem Gebiet der Autoimmunerkrankungen befasst wirklich statt. Und ich fände halt schön, wenn ich daran was ändern könnte oder was dazu beitragen könnte, dass dort eben in der Richtung wirklich Fortschritte gemacht werden. Denn es gibt viele Menschen und das ist nicht so bekannt glaube ich, die mit ihren Autoimmunerkrankungen wirklich kein sehr erquickliches Leben führen. Es gibt zwar schon viele Medikamente, aber es gibt auch extrem viele Nebenwirkungen und es gibt mehr Leute als man denkt, die eben überhaupt nicht davon profitieren, bei denen die Medikamente einfach nicht gut anschlagen. Deswegen also wirklich tagtäglich sich irgendwie mehr oder weniger gut durch den Alltag schleppen. #00:36:28-3# Julia: Und ich glaube auch, weil halt auch noch die Ernährungskomponente beziehungsweise die Lebensstilkomponente im Gesamten auch was Stress und Schlaf betrifft praktisch nicht wahrgenommen wird von vielen Ärzten als ein Aspekt, der sehr viel wie man sieht in deinem Fall sehr, sehr viel beitragen kann zu einer Verbesserung der Symptome. (Heidrun: Genau) Es heißt ja nicht, jetzt nur ganz ohne Medikamente, in vielen Fällen geht's eben nicht, aber man kann einen sehr, sehr großen Beitrag und oft eine große Verbesserung irgendwie erreichen und ich denke auch dahingehend, gerade wenn man selbst die Erfahrung gemacht hat, hier mehr Sensibilität zu erzeugen, auch vielleicht in der Forschung in die Richtung zu gehen, was kann man mit Ernährungsumstellung oder mit gewissen vielleicht auch speziellem Functional Food erreichen. Wer weiß, was da weitergeht? Das heißt, wir werden natürlich auch in den Shownotes verlinken zu deiner GoFundMe Aktion und ich hoffe, dass viele, viele Zuhörer und Zuschauer dich unterstützen, denn was kann es besseres geben als jemanden, der mit so viel Passion und Überzeugung und auch diesem eigenen Leidensweg da in die Forschung kommt. Und wirklich Hut hab, dass du das auf dich nimmst wirklich #00:37:57-6# Heidrun: Ja danke. #00:37:58-1# Julia: und diesen schweren Weg gehst. #00:38:01-5# Heidrun: Ja. Ich wollte noch sagen, ein Aspekt oder ein Erlebnis oder eine Erfahrung, die mich halt auch geprägt hat und die mich auch bewegt hat dazu jetzt nochmal diesen Weg zu gehen, ist halt natürlich auch die Tatsache, dass ich gemerkt habe, dass die Ernährung alleine einen eben doch nicht heilt. Das möchte ich mal hervorheben, denn ich glaube, das ist vielen in der Paleo-Szene auch nicht so richtig klar, das, was man immer in den Foren liest, ist ja ein kleiner Ausschnitt und die Leute, denen die Ernährung nicht geholfen hat, die verlassen die Foren ganz schnell wieder. (Julia: Genau) Deswegen es gibt dieses Confirmation Bias sozusagen, was eben ganz bekannt ist auch in den Gruppen, dass, wenn man jetzt da neu reinkommt als Patient und man möchte halt natürlich, man möchte hören, man möchte Erfolgsstories hören, man fragt teilweise explizit danach: Wird mir denn diese Ernährung helfen? Und dann hast du teilweise einen Threat, wo wirklich 15, 20, 30 Leute schreiben: Ja, mir hat die Ernährung super geholfen und ich bin jetzt gerade total beschwerdefrei und so weiter. Oftmals sind genau die gleichen Leute ein halbes später schon nicht mehr in der Gruppe, eben weil sie nicht zugeben wollen, dass es dann doch wieder, dass sie einen Rückfall hatten oder so. Das ist leider diese Dynamik dann in diesen Gesundheitsgruppen, dass ein Rückfall auch als Scheitern betrachtet wird und man deswegen sich dann irgendwann nicht mehr traut um Hilfe zu fragen. #00:39:30-7# Julia: Das ist natürlich sehr schade dann, weil es eben wieder dieses "Ganz oder gar nicht" oder einfach diese Null und Eins, weil wie gesagt, glutenfrei und getreidefrei zu sein, das kann auf keinen Fall schaden und wenn es ein bisschen hilft, ist gut (Heidrun: Genau) und dass das einfach nicht das Wunderheilmittel ist. #00:39:54-5# Heidrun: Für manche vielleicht. Also es gibt ja immer wieder Fälle ... #00:39:57-9# Julia: Ja. Genau. #00:39:59-2# Heidrun: wo wirklich nichts Anderes dann mehr nötig ist, gerade bei, also ich habe es eigentlich vor allen Dingen bei Leuten beobachtet, die wirklich gleich nach der Diagnose so wie wir jetzt Glück hatten von der SCD oder Paleo zu hören, und sehr, sehr gute Erfolge ... #00:40:13-2# Julia: Macht Sinn. Ja. #00:40:12-8# Heidrun: keine Medikamente mehr nehmen. Aber bei mir war es halt, sind schon 10 Jahre ins Land gegangen nach der Diagnose und bei mir war es halt einfach nicht so, dass ich (Julia: Genau) wirklich sagen konnte, das ist es jetzt, bin komplett symptomfrei und brauche nie wieder was Anderes. #00:40:29-5# Julia: Ja. Das muss man sicherlich sehr differenziert betrachten. Ich möchte noch auf 2 Sachen hinweisen, einerseits hast du einen Blog, das heißt urgesundheit.de, wo du auch immer wieder sehr interessante Artikel schreibst beziehungsweise auch ein bisschen über das, was wir jetzt gesprochen haben, über deine Geschichte. Und dann hast du noch ein Buch geschrieben, das heißt "Die Paleo-Revolution: Gesund durch Ernährung (Heidrun: Ich zeige es mal eben) im Einklang mit unserem genetischen Erbe". Genau. Auch da werden wir natürlich verlinken. Da können dann die Zuhörer und Zuschauer sicher nachlesen, was du jetzt auch erzählt hast und ... #00:41:15-1# Heidrun: Darüber berichte ich gleich am Anfang ganz ausführlich über meinen, wie ich dazu gekommen bin überhaupt. #00:41:20-9# Julia: Okay. Ich bin mir sicher, dass das auch ein guter Start ist, wenn jemand sagt: So. Ich möchte jetzt das gerne ausprobieren. Dann kann ich jedem nur dieses Buch empfehlen und da einfach mal das als einen Startpunkt sehen und wie wir gesagt haben. Es ist für wenige, es kann für manche tatsächlich die die Heilung sein, aber für die meisten wahrscheinlich nicht. Aber es gibt den richtigen Anstoß sage ich mal in die richtige Richtung und das ist ... #00:41:48-0# Heidrun: Ja. Auf jeden Fall. Also für mich hat es mein Leben verändert. Das ist auf jeden Fall so gewesen. Schulde ich der Paleo-Ernährung auf jeden Fall einen lebenslangen Dank. Das war für mich schon die Rettung irgendwo auch. #00:42:02-7# Julia: Ja Wahnsinn. Liebe Heidrun, danke für dieses tolle Interview. #00:42:08-7# Heidrun: Ich danke dir, dass du mich eingeladen hast. Es war sehr schön mit dir zu plaudern. #00:42:13-3# Julia: Ganz meinerseits. Hat mich wirklich wahnsinnig gefreut und ich denke das waren wieder super viele Informationen und ich bin mir sicher, es gibt eben wie du sagst, es gibt so viele Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden und das ist eben nicht nur ... #00:42:29-2# Heidrun: Und immer mehr. #00:42:29-6# Julia: Colitis Ulcerosa, sondern eben noch viele, viele andere und immer mehr. Es steigt, es ist praktisch wie eine Epidemie, es gehört zu den Zivilisationskrankheiten so wie Diabetes und Krebs und es ist logisch, dass auch diese Erkrankungen ansteigen mit dem falschen Lebensstil, der das Ganze natürlich oft noch unterstützt. Deswegen bin ich mir sicher, dass ganz, ganz viele Leute da was mitnehmen können und vielleicht einerseits dich unterstützen bei deiner Erforschung oder auf dem Weg in die Forschungsposition und dass sich da bald auch etwas ändert beziehungsweise natürlich auch das Buch kaufen und hier vielleicht für sich selbst etwas, einen Schritt in eine bessere Zukunft gehen. #00:43:17-7# Heidrun: Ja. Das hoffe ich auch. #00:43:20-8# Julia: Also dann, Tschüss! #00:43:22-7# Heidrun: Tschüss! Mach's gut! #00:43:24-1# ##Unterstütze Heidrun und hilf ihr auf ihrem Weg in die Forschung Heidrun ist Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Kindern. Jeder, der selbst Familie hat weiß, wie viel Kraft und Zeit da benötigt wird. Angespornt durch ihren eigenen Erfolg und durch die eigenen Erfahrungen mit einer Autoimmunerkrankung, hat sie sich entschlossen noch einmal zu studieren. Heidrun studiert Biologie um später in der Forschung arbeiten zu können und um die Welt zu verändern. Da sie nun Vollzeit studiert und für ihre Kinder da sein muss, kann sie nicht mehr arbeiten gehen. Das ist eine große finanzielle Belastung für die Familie! Du kannst Heidrun mit einer Spende unterstützen!! Schau auf www.gofundme.com und hilf Heidrun dabei die Welt zu verändern! Bücher Die Paleo-Revolution: Gesund durch Ernährung im Einklang mit unserem genetischen Erbe - Heidrun Schaller Dieses Buch erklärt wissenschaftlich fundiert, aber auch für Laien verständlich, warum die sogenannte Paleo- oder Steinzeit-Ernährung für Kranke wie Gesunde die optimale Ernährungsform ist. Selbst im Alter von 25 Jahren von einer schweren chronischen Krankheit aus der Bahn geworfen, ging die Autorin den Dingen auf den Grund, anstatt sich mit Krankheit und Nebenwirkungen abzufinden. Nach langer Suche und dank ihrer Verbindungen in die USA stieß sie auf die Paleo-Ernährung die ihr Leben von Grund auf zum Positiven wendete. Denn diese Ernährungsform birgt ungeahnte Chancen für Menschen mit chronischen Erkrankungen sowie viel Potenzial für ein gesünderes Leben. Weitere Folgen Ich habe Hashimoto: So hilft mir Low Carb dabei - Interview mit Daniela Pfeifer Diabetes (Typ 1) mit ketogener Ernährung besiegen, geht das? - Interview mit Jeff Heusserer Artikel Heidruns Geschichte auf urgesundheit.de Breaking the Vicious Cycle SCD Lifestyle Dr. Axe über SCD Webseiten Heidrun Schaller Paleo Low Carb - JULIAS BLOG | (auf Facebook folgen)
Fakultät für Biologie - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 05/06
Adulte Weichgewebesarkome (engl. soft tissue sarcoma; STS) werden zu einer Gruppe seltener maligner und teilweise aggressiver Tumoren klassifiziert, die eine Tendenz zur Bildung von hämatogenen Fernmetastasen aufweisen. Die Kombination der Regionalen Hyperthermie mit einer Chemotherapie erwies sich in vorangegangenen Studien als eine vielversprechende Behandlungsoption beim lokalisierten Hochrisiko STS. Es wurde gezeigt, dass eine neoadjuvante Chemotherapie mit Regionaler Hyperthermie bei diesen Sarkomen das Tumoransprechen, das lokale progressionsfreie und das krankheitsfreie Überleben im Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapie signifikant verbessert. Auf zellulärer Ebene induziert ein Hitzeschock (HS) bei klinisch relevanten Temperaturen (41,8°C/43°C) unter anderem eine temporäre Defizienz der Homologen Rekombinationsreparatur (HR), einem essentiellen Mechanismus für die fehlerfreie Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen (DSB). Dies steht im Zusammenhang mit einer hitzeinduzierten proteosomalen Degradierung von BRCA2, einer unerlässlichen Komponente der HR. Trabectedin (Tr) ist eine antiproliferativ wirksame Substanz, die ursprünglich aus dem marinen Tunikat Ecteinascidia turbinata isoliert wurde. Die vielfältigen zytotoxischen Aktivitäten von Tr umfassen neben dem Interferieren mit der aktivierten Transkription und der Modulation der Tumor-Mikroumgebung hauptsächlich die Induktion von DSBs. Seit 2007 wird Tr in der Zweitlinientherapie zur Behandlung refraktärer STS, sowie bei Patienten eingesetzt, bei denen die Erstlinientherapie (Ifosfamid und/oder Doxorubicin) nicht angewendet werden kann. In Anbetracht der hitzeinduzierten Inaktivierung von BRCA2 und den DNA schädigenden Eigenschaften von Tr wurde in dieser Arbeit untersucht, ob und wie die Hyperthermie zu einer Wirkungsverstärkung der zytotoxischen Effekte von Tr beitragen kann. Tr bewirkt in vitro bei Zelllinien unterschiedlicher Sarkomentitäten (U2Os, SW872, SW982) eine dosisabhängige Reduktion des klonogenen Überlebens, das durch einen HS zusätzlich verstärkt wird. Die erhöhte antiproliferative Aktivität von Tr nach einem HS wird als thermale Chemosenitivierung definiert. Zudem konnte durch die Analyse der DNA-Verteilung bei U2Os und SW872 Zellen eine Intensivierung und Verlängerung der Tr-induzierten G2/M-Blockade nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden Zelllinien-spezifische Unterschiede bezüglich einer behandlungsinduzierten Apoptoseinduktion oder Senseszenzantwort identifiziert. SW872 Zellen weisen einen dosis- und temperaturabhängigen Anstieg des Anteiles apoptotischer Zellen auf, der mit einer starken Aktivierung der Effektorcaspasen 3 und 7 einhergeht. Dem entgegen gehen U2Os Zellen in eine ausgeprägte behandlungsinduzierte zelluläre Seneszenz über. Anhand der quantitativen Analyse Tr-induzierter H2AX Foci hat sich ein relevanter Anstieg an DSBs durch eine zusätzliche Hitzeexposition herausgestellt, der eine Beeinträchtigung der BRCA2-vermittelten vollständigen Assemblierung der DNA-Reparaturfoci vermuten lässt. Die Hypothese einer thermalen Chemosensitivierung gegenüber Tr durch eine hitzeinduzierte HR-Defizienz – insbesondere im Rahmen der hitzeinduzierten BRCA2 Degradierung – wurde zudem durch das Ausbleiben der hitzebedingten Verstärkung der Tr-induzierten Zytotoxizität bei BRCA2-defizienten Zellen bekräftigt. Darüber hinaus wurde durch Hochdurchsatzanalysen bestätigt, dass eine hitzevermittelte, erhöhte antiproliferative Aktivität von Tr nach einem Knockdown zahlreicher HR-spezifischer Komponenten ausbleibt. Durch Hochdurchsatzanalysen sowie durch anschließende Validierungsexperimente wurden Proteine identifiziert, die sich als relevant für weitere präklinische und klinische Untersuchungen herausgestellt haben. Die Proteine BRCA1, PARP1 und CHEK1 stellen dabei potentielle molekulare Marker für ein Tumoransprechen auf die Kombinationstherapie von Tr und Hyperthermie dar. Deren Inhibition erwies sich zudem als eine weitere Strategie, um die Effektivität der ursprünglichen Behandlung zusätzlich zu erhöhen. Darüber hinaus wurde die Funktion von FANCD2 als prädiktiver Marker und von ERCC1 als Resistenzmarker für das Therapieansprechen einer alleinigen Tr-Behandlung in vitro bestätigt. Die herausgearbeitete thermale Chemosensitivierung gegenüber Tr mit Hyperthermie durch die induzierte HR-Defizienz mittels passagerer BRCA2 Degradierung (induzierte synthetische Letalität) sowie die Identifizierung weiterer Proteine, deren medikamentöse Inhibition die Effektivität der Kombinationsbehandlung zusätzlich erhöhen könnte, eröffnen neue Möglichkeiten in der Therapie solider Tumoren.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 13/19
Ungefähr die Hälfte aller Lymphomerkrankungen sind der Gruppe der indolenten Lymphome zuzuordnen. In dieser Deutschland weiten, retrospektiven, bevölkerungsbasierten Studie wurden repräsentative hämato-onkologische Behandlungszentren bezüglich ihrer diagnostischen und therapeutischen Strategien in der Behandlung indolenter Lymphome befragt um einen Überblick über die verwendenten diagnostischen und therapeutischen Verfahrensweisen und somit über die Therapierealität in Deutschland Ende 2006 zu erhalten und mit den aktuell gültigen Standards zu vergleichen. Dabei ist es bemerkenswert, dass die Patienten in dieser Untersuchung älter und in einem schlechteren Allgemeinzustandes waren als die Patientenkollektive der großen Phase III-Studien zur Therapieoptimierung indolenter Lymphome. In diesem Zusammenhang wirft der geringe Anteil an Patienten in klinischen Studien, die Frage auf, ob ältere Patienten und Patienten mit schlechterem Allgemeinzustand und/oder Begleiterkrankungen in diesen Studien unterrepräsentiert sind und dementsprechend die Studiendaten für dieses Patientenkollektiv nicht aussagekräftig sind. Genau für diese bei den indolenten Lymphomen große Patientengruppe werden daher spezielle Studien benötigt, um eine Fehlinterpretation der momentanen Datenlage zu vermeiden. Auffällig bei der Analyse der Daten sind die deutlich unterschiedlichen Therapiezielen in den behandelten Entitäten. Die behandelnden Ärzte scheinen im Gegensatz zur CLL nodale und Mantelzelllymphome für häufig heilbare Erkrankungen zu halten. Trotz der Tatsache, dass die meisten Patienten in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert wurden, für die es bis auf die allogene Transplantation bis heute keine eindeutig kurative Behandlungsoption gibt, waren die behandelnden Ärzte in 35% der Behandlungsfälle der Meinung, kurativ zu therapieren. Trotz der großen Bandbreite an unterschiedlichen Institutionen wurde die Erstlinien-Therapie in Deutschland vergleichsweise einheitlich durchgeführt. Die kombinierte Immunochemotherapie war die am meisten verwendete Therapiemodalität bei nodalen indolenten Lymphomen und Mantelzelllymphomen. Bei der CLL wurde Rituximab Ende 2006 noch zögerlich verwendet. Es wird interessant sein, ob die Daten der CLL-8 und der REACH-Studie in der Zwischenzeit zu einem Umdenken geführt haben. Gleiches gilt für die Daten der StiL-Studiengruppe zum Bendamustin, welches 2006 in der Erstlinien-Therapie nur vereinzelt angewendet wurde. Die Ansprechraten in der Erstlinien-Behandlung lagen im Gesamtkollektiv bei 83% (nodale indolente Lymphome 97%, CLL 74%, MCL 95%) mit 43% kompletten Remissionen. Im ersten Rezidiv lag die Gesamtansprechrate immer noch bei 76%. Interessanterweise erreichten die universitären Einrichtungen die besten Therapieergebnisse sowohl in der Erstlinientherapie als auch im Rezidiv, allerdings war das Patientenkollektiv der universitären Einrichtungen tendenziell jünger und wies weniger Risikofaktoren in Hinsicht auf den FLIPI-Index auf. Da die Beteiligung an klinischen Studien in den Universitätskliniken häufiger war als an den anderen Einrichtungen, lässt sich auch hier ein Selektions-Bias erkennen, der die Forderung nach großen Therapieoptimierungsstudien speziell für das Patientenkollektiv der onkologischen Praxen, untermauert.
Bislang wurde der Low-Level-Laser-Therapie eine Nischenposition in der Alternativmedizin zugeordnet. Die Schulmedizin stand diesem Therapieverfahren skeptisch gegenüber. Eine aktuelle Meta-Analyse ergab nun, dass die Low-Level-Laser-Therapie bei chronischen Nackenschmerzen durchaus erfolgreich angewandt werden kann und als ernstzunehmende Behandlungsoption anzusehen ist.
Bislang wurde der Low-Level-Laser-Therapie eine Nischenposition in der Alternativmedizin zugeordnet. Die Schulmedizin stand diesem Therapieverfahren skeptisch gegenüber. Eine aktuelle Meta-Analyse ergab nun, dass die Low-Level-Laser-Therapie bei chronischen Nackenschmerzen durchaus erfolgreich angewandt werden kann und als ernstzunehmende Behandlungsoption anzusehen ist.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 11/19
Mit der vorliegenden Studie wurde am Beispiel der diabetischen Nephropathie und der Nephropathie beim Alport-Syndrom die Rolle des Chemokins "macrophage chemoattractant protein-1" (Mcp-1) bei der Progression der chronischen Niereninsuffizienz untersucht, da es die damit assoziierte Rekrutierung von Makrophagen in die Niere vermittelt und in Korrelation zum Erkrankungsstadium verstärkt exprimiert bzw. verstärkt im Urin ausgeschieden wird. Mcp-1-defiziente diabetische Mäuse zeigen zudem eine verlangsamte Progression. Eine therapeutische Blockade von Mcp-1 sollte daher die Infiltration von Makrophagen reduzieren und mit geringerer Nierenschädigung einhergehen. Mcp-1 wurde bei uninephrektomierten db/db-Mäusen mit fortgeschrittener diabetischer Nephropathie und bei Kollagen-IV-a3-defizienten Mäusen mit autosomal-rezessiver Alport-Nephropathie mit einem neuartigen Antagonisten, dem Spiegelmer mNOX-E36-3’PEG blockiert. Bei uninephrektomierten db/db-Mäusen führte die achtwöchige Behandlung mit dem Spiegelmer zu einer Reduktion der glomerulären Makrophagen um 40 % und der tubulointerstitiellen Makrophagen um 53 %. Dies war assoziiert mit einer signifikanten Reduktion glomerulärer und tubulointerstitieller Schäden sowie einer Verbesserung der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Daneben konnte die Expression von Mcp-1 und Ccr2 in der Niere signifikant reduziert werden. Bei Kollagen-defizienten Mäusen führte die sechs- bzw. dreiwöchige Behandlung zu einer Reduktion der glomerulären Makrophagen um 50 % und der tubulointerstitiellen Makrophagen um 30 %. Dies war jedoch weder mit einer Reduktion der Nierenschädigung oder der Expression von Mcp-1 und Ccr2, noch mit einer Verlängerung des Überlebens assoziiert. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass die spät begonnene therapeutische Blockade von Mcp-1 durch das Spiegelmer mNOX-E36-3’PEG bei der db/db-Maus einen Schutz vor Glomerulosklerose bietet, die tubulointerstitielle Schädigung reduziert und die Nierenfunktion verbessert. Die Therapie mit anti-Mcp-1-Spiegelmeren könnte demnach das derzeitige Behandlungsregime der Diabetes-assoziierten chronischen Niereninsuffizienz um einen neuen Therapieansatz ergänzen und so die Progression verlangsamen. Beim Alport-Syndrom konnte die therapeutische Blockade von Mcp-1 durch das Spiegelmer mNOX-E36-3’PEG nicht vor Glomerulosklerose schützen, die tubulointerstitielle Schädigung nicht reduzieren, die Nierenfunktion nicht verbessern und das Überleben nicht verlängern. Ein Einfluss auf die Progression des Alport-Syndroms konnte nicht nachgewiesen werden. Die Therapie mit anti-Mcp-1-Spiegelmeren bietet demnach keine zusätzliche Behandlungsoption bei der hereditären Alport-Nephropathie.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 04/19
Für viele hämatologische Erkrankungen stellt die Transplantation allogener hämatopoietischer Zellen den einzig kurativen Therapieansatz dar. Eine Vielzahl verschiedener Faktoren führen aber zu einer relativ hohen Morbidität und Mortalität bei dieser Behandlungsoption. Für die Diagnostik dieser Komplikationen im Posttransplantationsverlauf können unter anderem Chimärismusuntersuchungen eingesetzt werden. Vor allem die linienspezifischen Chimärismusbestimmungen an Leukozytensubpopulationen sind im Einzelnen noch nicht umfassend untersucht. Wir konnten in unserer vorliegenden Studie zeigen, daß es bereits wenige Wochen nach der Transplantation allogener hämatopoetischer Zellen zu einer raschen Rekonstitution dendritischer Zellen im peripheren Blut kommt, und daß beim Großteil der Patienten bereits am Engraftment ein kompletter Spenderchimärismus in beiden Subpopulationen dendritischer Zellen etabliert ist. Desweiteren konnten wir erstmals an dem bisher größten Patientenkollektiv den Einfluß des Chimärismus dendritischer Zellen des peripheren Blutes auf den klinischen Verlauf nach allogener hämatopoetischer Zelltransplantation untersuchen. Unsere Ergebnisse zeigten die Tendenz, daß ein gemischter Chimärismus dendritischer Zellen möglicherweise mit einer erhöhten GvHD-Inzidenz vergesellschaftet ist. Vor allem deren fundamentale immunulogische Funktionen rücken dendritische Zellen und deren Chimärismus in ein bedeutendes wissenschaftliches, aber auch klinisches Interesse. Weitere Studien über die funktionelle Biologie dendritischer Zellen, vor allem im Verlauf nach einer allogenen hämtopoetischen Zelltransplantation, werden helfen deren Funktion besser verstehen zu lernen. Bei den Chimärismusbestimmungen versprechen vor allem in-situ Untersuchungen von dendritischen Zellen in Empfängergeweben neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Auf dieser Grundlage bilden dendritische Zellen sicherlich auch einen bedeutenden Ansatzpunkt für immuntherapeutische Optionen, wo sich bereits heute vielversprechende Ansätze zeigen.