Klimaaktivist und Journalist Luca Samlidis und Stefan Gsänger, der sich für den weltweiten Wechsel hin zu 100% Erneuerbaren Energien engagiert, im Gespräch mit interessanten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Jeden zweiten Mittwoch auf allen gängigen Plattformen.
Luca Samlidis und Stefan Gsänger
Der nun vorliegende schwarzrote Koalitionsvertrag enthält einige klare Aussagen zur Energie- und Klimapolitik. die bereits für eine lebhafte öffentliche Debatte um die Zukunft der Energieversorgung sorgen. Nach der gemischten energiepolitischen Bilanz der Ampel mit großen Dezifiten vor allem im Bereich des dezentralen Ausbaus der Erneuerbaren Energien muss die neue Regierung nun dafür sorgen, dass der Wechsel hin zu den Erneuerbaren Energien unumkehrbar wird und der Mehrheit der Bevölkerung auch handfeste Vorteile bringt. Unser Gast Susanne Jung ist Geschäftsführerin des Solarenergie-Fördervereins, der vor fast 40 Jahren gegründet wurde und heute gut 3000 Mitglieder hat, darunter sehr viele Betreiber von Dach-Solaranlagen. Wir sprechen mit ihr darüber, wieweit die im schwarzroten Koalitionsvertrag vorgesehenen Maßnahmen geeignet sind, die vorhandenen Defizite zu beseitigen. Ist Deutschland damit auf dem Weg zu 100% Erneuerbaren Energien - oder ist immer noch die Handschrift der fossilen Energiewirtschaft erkennbar? Hat die angehende Koalition verstanden, wie wichtig die breite Teilhabe an der Energieversorgung ist und wie wichtig dabei lokale Akteure sind? Welche Prioritäten sollte sich die neue Regierung setzen, um der Energiewende den nötigen Schwung zu verleihen?
Bereits seit über 140 Jahren wird die Windenergie zur Stromerzeugung genutzt. Die heutige Technologie geht auf die Pionierarbeit von zahlreichen Ingenieuren und Technikern zurück, angefangen zu Ende des 19. Jahrhunderts. Seit den 1970ern gab es in Deutschland und in vielen weiteren Ländern zahlreiche Pioniere, die sehr viele praktische Grundlagen für die heutigen Windkraftanlagen schufen. Unser Gast Arne Jaeger arbeitet für das Deutsche Windkraftmuseum und kennt wie kein zweiter die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Viele Anlagen wurden in der Pionierzeit im Eigenbau konstruiert, einige davon konnte das Museum erwerben. Wir sprechen mit Arne über die wichtigen technologischen Meilensteine, die die Windenergie vorangebracht haben, sowie über bekannte und weniger bekannte Pioniere. Welche Rolle spielten einzelne, öffentlich geförderte Großprojekte wie Growian im Verhältnis zu persönlichen Initiativen? Wie wichtig war der internationale Austausch und wann begann die Industrialisierung der deutschen Windbranche?
Batterieelektrische Elektroautos sind auf dem Vormarsch, ihr Marktanteil steigt weltweit rapide an. Auch wenn der zusätzliche Stromverbrauch durch Elektroautos bislang kaum spürbar ist, stellt sich heute schon die Frage, wie sich die künftige Anzahl der E-Autos auf die Stromnetze auswirkt. Auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien, der inzwischen neue Rekorde erreicht, erfordert neue technische und regulatorische Rahmenbedingungen, insbesondere, wie Stromnachfrage und -angebot in Übereinstimmung gebracht werden können. Elektroautos verfügen heute schon über erhebliche Speicherkapazitäten, die genutzt werden könnten, um den Strombedarf auch dann zu decken, wenn Wind und Sonne gerade nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Unser Gast Marco Piffaretti nimmt derzeit an einer Fachkonferenz zu dem Thema in Aachen teil. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den verschiedenen Aspekten des sogenannten bidirektionalen Ladens. Er ist einer der führenden Experten in dem Bereich und koordiniert als Operating Agent der Arbeitsgruppe der Internationalen Energieagentur, die sich mit bidirektionalen Laden befasst – Task 53, Interoperability of Bidirectional Charging (INBID). Mit ihm sprechen wir über Stand der Technik und über regulatorische Herausforderungen. Welche Rolle werden Elektroautos langfristig im Energiesystem spielen und wozu sind sie heute schon in der Lage?
In den letzten Jahren wurden die Rahmenbedingungen für Bürgerenergie-Akteure immer schwieriger und auch die Ampel-Regierung hat die Fesseln nicht gelockert. Dennoch spielt die Bürgerenergie aber nach wie vor eine maßgebliche Rolle und steht für einen erheblichen Teil der Investitionen im Energiesektor. Inzwischen setzt sich zudem die Erkenntnis durch, dass die dezentrale Energiewende eine große Chance darstellt und letztlich unabdingbare Voraussetzung für den Wechsel hin zu den Erneuerbaren Energien ist. Andreas Herschmann kennt als Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen die praktischen Aspekte und Barrieren der Energiewende aus erster Hand. Wir sprechen mit ihm darüber, welche Weichenstellungen die neue Bundesregierung vornehmen muss, damit die Menschen vor Ort die Energiewende zum Erfolg führen können, und welche Hindernisse beseitigt werden sollten. Welche Chance bietet das angekündigte Investitionsprogramm?
Mt dem vor 25 Jahren verabschiedeten Erneuerbaren Energien Gesetz EEG waren die Weichen eigentlich in Richtung 100% Erneuerbare Energien gestellt. Das Gesetz entfaltete eine einzigartige Dynamik in Deutschland und weltweit, führte zu einer enormen Ausbaudynamik, zu beeindruckenden Kostendegression und zum Aufbau einer völlig neuen Industrie. Wenn die Steigerungsraten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sich fortgesetzt hätten, hätte Deutschland schon vor Jahren 100% Erneuerbare Energien im Stromsektor erreicht, wie jüngste Berechnungen zeigen. In Deutschland nahmen die Regierungen jedoch immer weitere Einschnitte am EEG vor und verlangsamten so den Ausbau erheblich. Andere Länder wie China haben in der Zwischenzeit ein wesentliche dynamischeres Wachstum entwickelt und von Deutschland die technologische Führung übernommen. Krisztina und Stefan sprechen in dieser Folge darüber, was den Wechsel hin zu Erneuerbaren Energien aufgehalten hat. Was waren die entscheidenen Bremsen auf dem Weg zur solaren Vollversorgung? Welche Lehre müssen wir heute daraus ziehen - wie können wir 100% Erneuerbare Energien schnellstmöglich erreichen? Was sollte die nächste Bundesregierung tun? Und lässt sich der Pfad hin zur Erneuerbaren Energiewirtschaft auch ohne politische Unterstützung aber mit zivilgesellschaftlichem Engagement erfolgreich beschreiten?
Der Kreis Steinfurt hat beim Ausbau der Erneuerbaren Energien eine Vorreiterrolle, vor allem beim Ausbau der Windenergie. Um die lokale Wertschöpfung zu erhöhen, hat der Kreis schon vor Jahren Regeln für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern beschlossen. Ein großer Teil der im Kreis installierten Anlagen sind daher in lokalem Besitz, die lokale Bevölkerung wurde selbst zum Träger der Energiewende. In der ersten Episode der dritten Staffel sprechen wir mit Silke Wesselmann, Leiterin des Amts für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, über die Wege zum Erfolg bei der Energiewende im Kreis Steinfurt, über Hindernisse, die zu überwinden waren und über ihre Erwartungen an die Bundespolitik.
Während sich einige Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien inzwischen fest im Strommarkt etabliert haben, gibt es auch neue Entwicklungen, die interessante Perspektiven für die Stromversorgung bieten. Im Bereich der Höhenwindkraftanlagen bzw. Flugwindkraftanlagen gibt es in letzter Zeit sehr spannende Entwicklungen und erste Unternehmen bieten bereits entsprechende Produkte an. Dabei handelt es sich um Anlagen, die den stärkeren und konstanteren Wind in sehr großen Höhen nutzen. Über den Stand der Technik, Marktpotenziale und bestehende regulatorische Hürden spreche ich mit Kristian Petrick, Generalsekretär des europäischen Verbandes Airborne Europe. Welchen Beitrag können Flugdrachen realistisch leisten und welche politischen Weichen müssen dafür gestellt werden?
Kleine Windkraftanlagen, also Windräder bis zu einer Größe von maximal 100 Kilowatt, werden heute häufig in ländlichen Gegenden genutzt. Nach Schätzungen der World Wind Energy Association sind weltweit mehr als eine Million solcher Anlagen im Einsatz, und zuletzt erfährt die Branche vor allem in den USA einen deutlichen Aufschwung. Kleinwind wird meist für Eigenverbrauch genutzt und stellt eine ideale Ergänzung für Photovoltaik dar. Mein Gast Klaus-Dieter Balke ist Vorstand des Bundesverbandes Kleinwindkraft und beschäftigt sich auch hauptberuflich mit der Planung und Installation von kleinen Windrädern. Ich spreche mit ihm über die wichtigsten Fragen: Was muss bei der Planung und Installation von Kleinwindkraft beachtet werden? Wo liegen Fallstricke, welche bürokratischen Hürden gibt es? Welche industriellen Akteure spielen heute eine wichtige Rolle? Und was sollte die Politik tun, um diese Technologie zu unterstützen?
Die Bundesregierung hat gerade Eckpunkte vorgelegt, wie das künftige Strommarktdesign gestaltet werden soll. Auch wenn sich der Ausbau der Erneuerbaren Energien zuletzt positiv entwickelt hat, so sind doch noch erheblich Anstrengungen nötig, um in Deutschland eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien zu erreichen. Auch wenn außerdem der Strompreis in den letzten Monaten spürbar zurückging, so herrscht doch sowohl bei Verbrauchern wie bei Investoren im Moment große Unsicherheit über die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland. Die jetzigen regulatorischen Rahmenbedingungen müssen dringend angepasst werden, um einem Markt mit einem hohen Anteil an variablen Erneuerbaren Energien auf der einen Seite und mit Speichern auf der anderen Seite effizient zu regeln. Mit meinem Gast Johannes Lackmann spreche ich darüber, wie weit die aktuellen Vorschläge dem gerecht werden und was sonst noch getan werden muss, damit der Wechsel hin zu 100% Erneuerbaren Energien gelingt und Wirtschaft wie Verbraucher gleichermaßen davon profitieren. Johannes Lackmann hatte über viele Jahre leitende Funktionen in wichtigen Verbänden der Erneuerbaren Energien und ist auch seit Jahrzehnten als Investor und Betreiber tätig.
Die Energiewende in Deutschland steht an einem Scheideweg. Einerseits ist ihre Dringlichkeit heute offensichtlicher denn je und es gab zuletzt auch einige Erfolge, etwa beim Ausbau der Solarenergie. Gleichzeitig reicht das Ausbautempo noch nicht aus und auch die heutige Bundesregierung trifft Entscheidungen, die den Wechsel hin zu 100% Erneuerbaren Energien erschweren. Mein Gast Prof. Eicke Weber ist einer der renommiertesten Solarwissenschaftler und widmet sich nach jahrelanger Tätigkeit an der Universität Berkeley und als Leiter des Fraunhofer Institut für Solarenergie in Freiburg inzwischen verstärkt den politischen Rahmenbedingungen, die für die konsequente Energiewende nötig sind. Mit ihm spreche ich darüber, welche nicht-fiskalischen Maßnahmen die Energiewende beschleunigen können, wie die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zu bewerten ist, wie die industrielle Basis im Bereich Erneuerbare Energien gestärkt und wie die Energiewende im Verkehr gelingen kann.
Die Debatte über die Energiewende wird an vielen Stellen mit unsachlichen und oft sogar mit irrationalen Argumenten geführt. Bei Elektroautos, Windrädern, Wärmepumpen etc. werden teils bewusst Falschinformationen verbreitet, was häufig Menschen verunsichert und auch zu falschen Entscheidungen verleitet. Mein Gast Dr. Stefan Holzheu ist Umweltwissenschaftler an der Universität Bayreuth. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass aufgedeckt wurde, mit welchen falschen Daten selbst die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR über zehn Jahre lang bei der Bewertung des Infraschall bei Windrädern gearbeitet hat - was zu einer Überschätzung des Schallpegels um mehr als Faktor 1000 geführt hat. Auch wenn dies ein besonders eklatanter Fall ist, werden doch in vielen Debatten um die Energiewende falsche Zusammenhänge und Fakten verwendet. Ich spreche mir Stefan Holzheu darüber, in welchen Bereichen es besonders viele Falschinformationen gibt, aus welchen Quellen sie stammen und was getan werden kann, um die Verbreitung solcher Fake News einzudämmen. Reicht saubere wissenschaftliche Methodik dafür aus?
Derzeit findet in Bonn die “kleine” Welt-Klimakonferenz SB60 statt, bei der die COP29 in Baku vorbereitet wird. Überflutungen in Süddeutschland, aber auch in anderen Weltregionen erinnern gerade an die Dringlichkeit zu handeln. Die Fortschritte auf dem Weg zu einer klimagerechten Welt-Wirtschaftsordnung sind nach wie vor zu gering, um die eskalierende Klimakrise wirksam genug zu bekämpfen. Mein Gast Lisa Schipper ist Professorin für Entwicklungsgeographie an der Universität Bonn und hat als Leitautorin zu Anpassungsstrategien am letzten Klima-Sachstandsbericht des IPCC mitgewirkt. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auch auf globalen sozioökonomischen Fragen, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Ich spreche mit ihr darüber, wie dringlich die Klimakrise ist und warum sie fundamentale Fragen globaler gesellschaftlicher Gerechtigkeit berührt. Wieweit sind die Menschen im globalen Süden besonders hart vom Klimawandel betroffen und wie kann die notwendige Transformation so gestaltet werden, dass die Menschen insbesondere auch dort davon profitieren?
Die Europäische Union erlässt mittlerweile wichtige Rechtsakte, die maßgeblich den Rahmen der Energie- und Klimapolitik der EU-Mitgliedsstaaten bestimmen und auch weltweit Ausstrahlung haben. Die Regeln für den Binnenmarkt für Strom, Emissionshandel, Abgasvorschriften für Autos oder Förderinstrumente für Erneuerbare Energien werden inzwischen auf europäischer Ebene entschieden. Da das Europäische Parlament mittlerweile diese Entscheidungen mitbestimmt, werden bei den Wahlen zum Parlament Anfang Juni maßgebliche Weichen für die weitere Ausrichtung von Klima- und Energiepolitik gestellt. Mein Gast Dr. Dörte Fouquet verfolgt als Anwältin und Direktorin der European Renewable Energies Federation die europäische Politik sehr eng mit und konnte auch schon sowohl bei der EU-Gesetzgebung wie auch bei Gerichtsverfahren bei Europäischen Gerichtshof wichtige Entscheidungen beeinflussen. Mit ihr spreche ich darüber, wie sich die EU-Politik in den vergangenen Jahren entwickelt hat und welche Fragen in der neuen Legislaturperiode getroffen werden. Welche Rolle spielt der Green Deal, welche Zukunft hat der europäische Emissionshandel und wie sollen die Bürgerinnen und Bürger in die Energiewende eingebunden werden? Was ist diesbezüglich von den politischen Lagern zu erwarten, die sich zur Wahl stellen?
Die Klimakrise spitzt sich spürbar immer mehr zu, ohne dass es bisher ausreichende Maßnahmen dagegen gibt. Als Antwort darauf entstand eine weltumspannende Protestbewegung, die Millionen von Menschen mobilisieren konnte. Gleichzeit sind die wichtigsten Lösungen für eine klimaverträgliche Wirtschaft vorhanden - vor allem die Erneuerbaren Energien, die aber immer noch ausgebremst werden. Mein Gast Wolfgang Metzeler-Kick befindet sich aus Protest dagegen seit dem 7. März im Hungerstreik, inzwischen begleitet von drei weiteren Aktivisten. Ich spreche mit ihm über die Gründe, die ihn zu dieser radikalen Protestform gebracht haben und mit der er letztlich sein eigenes Wohlbefinden gefährdet. Warum sieht er seinen Protest als wichtig an und welche Wirkung erwartet er davon? Was muss letztlich getan werden, damit die Klimakrise endlich wirkungsvoll bekämpft wird?
Lokale Initiativen und Unternehmen waren in Deutschland maßgeblich für den Durchbruch der Erneuerbaren Energien, indem sie nicht nur den technologischen Fortschritt vorangetrieben sondern vor allem in den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor Ort investiert haben. Obwohl sich zwischenzeitlich vor allem durch die Einführung der Ausschreibung die Rahmenbedingungen für solche Bürgerenergie-Akteure erheblich verschlechtert haben, tragen diese doch immer noch den größten Anteil am Erfolg der Erneuerbaren Energien hierzulande. Mein Gast Thomas Schmitz ist Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft BürgerEnergie Rhein-Sieg, die er auch mitbegründet hat. Die Genossenschaft ist bislang vor allem in den Bereichen Photovoltaik und E-Carsharing erfolgreich aktiv und hat gerade weitere, wichtige Schritte auf dem Weg zur Professionalisierung gemeistert. Ich spreche mit Thomas Schmitz darüber, wie sich die Genossenschaft entwickeln konnte, welche Hindernisse und Erfolgsfaktoren es gab und wie die politischen Rahmenbedingungen für die Bürgerenergie heute einzuschätzen sind.
Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Erneuerbaren Energien den gesamten Energiebedarf der Menschheit decken können und dass ihre Potenziale nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich sind. Die Vertreter der fossilen und atomaren Energiewirtschaft sehen dies als reale Bedrohung ihrer Geschäftsmodelle und versuchen immer wieder, diese Geschäftsmodelle so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Eine besondere Bedeutung hat seit vielen Jahren das Konzept der unterirdischen Lagerung von CO2, CCS (Carbon Capture and Storage) genannt, auch wenn dies in der Praxis auf große Probleme stößt. Auch in der neulich veröffentlichten Kraftwerkstrategie der Bundesregierung soll CCS zum Tragen kommen, etwa durch den Einsatz von Wasserstoff aus fossilem Erdgas. Mein Gast Dr. Christfried Lenz engagiert sich seit vielen Jahren für die Bürgerenergiewende. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative "Kein CO2-Endlager Altmark" erreichte er vor einem Jahrzehnt, dass die dort von Gaz de France errichtete CO2-Verpressungsanlage wieder abgebaut wurde, ohne in Betrieb gegangen zu sein. In den vergangenen Monaten hat er sich erneut intensiv mit dem Thema CCS beschäftigt. Mit ihm spreche ich über den technischen Stand von CCS, über die damit verbundenen Risiken und vor allem über die energiewirtschaftliche Bedeutung dieser Hochrisiko-Technologie. Wer setzt sich in Deutschland eigentlich für CCS ein und welche konkreten Motive stecken dahinter? Wieweit kann durch CCS die Energiewende insgesamt in Gefahr geraten?
Die Landwirtschaft war in den vergangenen Monaten vor allem wegen der teils heftigen Proteste gegen die Kürzungen von Diesel-Subventionen in den Medien. Allerdings wurde in der öffentlichen Debatte kaum darauf hingewiesen, dass die Landwirtschaft selbst wichtiger Energieerzeuger ist und eine Schlüsselrolle beim Wechsel weg von fossilen hin zu Erneuerbaren Energien hat. Landwirtschaftliche Betriebe sind heute schon gewichtige Akteure bei der Nutzung aller Erneuerbaren Energien - ob im Bereich Bioenergie, Photovoltaik oder Windenergie, und diese Bedeutung wird absehbar noch zunehmen. Mein Gast Wolfgang Löser betreibt selbst einen Bauernhof, den er schon vor vielen Jahren vollständig auf Erneuerbare Energien umgestellt hat. Mit ihm werde ich über die großen Chancen und vielfältigen Potenziale sprechen, die sich der Landwirtschaft im Rahmen der Energiewende bieten. Welche Formen der Erneuerbaren Energien sind für eine landwirtschaftliche Nutzung besonders interessant, wie kann eine breit verstandene Nachhaltigkeit gewährleistet bleiben und wie kann es letztlich gelingen kann, dass die bäuerliche Landwirtschaft im Übergang in die Erneuerbare Energiewirtschaft gestärkt wird.
Die Energiewende hin zu den Erneuerbaren Energien bringt für die meisten Menschen mittel- und langfristig große Vorteile, ökonomischer, sozialer, ökologischer und politischer Art. Dennoch entsteht in der Öffentlichkeit oft ein anderer Eindruck - Energiewende wird oft als Belastung dargestellt, es wird über Lasten- statt über Chancenverteilung gesprochen. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat nun zusätzlich die Spielräume des Gesetzgebers eingeschränkt, finanzielle Anreize zu schaffen. Mein Gast Dr. Matthias Miersch ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2016 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, zuständig für die Bereiche Klimaschutz und Energiewende. Mit ihm spreche ich darüber, wie die Politik sicherstellen kann, dass die Energiewende so ausgestaltet werden kann, dass die Menschen aktiv eingebunden sind und direkt und unmittelbar davon profitieren. Welche Rolle können ordnungsrechtliche Anreize und Gebote spielen, wie können Preissignale wirken, ohne zu sozialen Verwerfungen zu führen? Und wie ist es nach dem Verfassungsgerichts-Urteil möglich, die entsprechenden Förderprogramme im erforderlichen Umfang zu gestalten?
Die Klimakrise schreitet nahezu ungebremst voran, obwohl doch inzwischen die Ursachen wie auch die Lösungsansätze bekannt sind: die Menschheit muss aufhören, fossile Energieträger zu verbrennen, und stattdessen auf Erneuerbare Energien umstellen. inzwischen mehr als fünf Jahre neue Klimabewegung haben das Thema zwar zeitweise in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt, wozu teils auch drastische Protestformen beigetragen haben. Bei der letzten UN-Klimakonferenz wurde jedoch wieder keine klare Entscheidung für einen vollständigen Wechsel hin zu den Erneuerbaren Energien getroffen. Mein Gast Lena Schiller engagiert sich seit einigen Jahren in der Klimabewegung. Seit kurzem arbeitet sie am Holozän-Projekt mit, das darauf abzielt, auf Basis wissenschaftlicher Methoden einen weltweiten Plan für die Rückkehr zu den planetaren Grenzen für das Klima zu entwickeln und die Klimakrise zu stoppen. Ziel des Projektes ist die Abkühlung der Erde auf unter 1 Grad Erwärmung - entsprechend 350 ppm CO2 in der Atmosphäre. Neben einer konsequenten Energiewende und anderen technischen Lösungen, kommt dabei auch anderen Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft eine wichtige Rolle zu. Ich spreche mit Lena über das Holozän Projekt und wie durch die Ergebnisse dieser internationalen Forschung sowie durch ihre wirtschaftliche Umsetzung die Klimakrise gelöst werden kann.
Vor 15 Jahren wurde maßgeblich auf deutsche Initiative, basierend auf einen Vorschlag von Hermann Scheer, die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien IRENA trotz erheblicher Widerstände gegründet. Inzwischen hat die Agentur mehr als 150 Mitgliedsländer und nimmt einen festen Platz in der globalen Architektur ein. IRENA berät vor allem Regierungen bei der Einführung Erneuerbarer Energien, und hat dazu inzwischen substanzielle Expertise aufgebaut. Ich spreche mit Roland Roesch, Direktor des in Bonn ansässigen IRENA Innovation & Technology Center, über die Rolle von IRENA auf der internationalen Ebene – einschließlich der internationalen Klimaverhandlungen und der vor einigen Wochen abgehaltenen Welt-Klimakonferenz COP28. Welche Rolle spielt IRENA inzwischen auf globaler Ebene? Was wurde bei COP28 für die weltweite Energiewende erreicht? Wieweit wird die Expertise von IRENA einbezogen, wenn international klima- und energiepolitisch weitreichende Entscheidungen diskutiert und getroffen werden? Wer versucht auf die Arbeit der Agentur Einfluss zu nehmen? Und wie verhält sich der scheinbare Widerspruch zwischen globalem Denken und lokalem Handeln in der alltäglichen Arbeit von IRENA?
Der Wechsel hin zu Erneuerbaren Energien wurde von Beginn an von Menschen vor Ort getragen, die nicht nur die ökonomischen, sondern auch die zahlreichen weiteren Vorteile der Erneuerbaren Energien sahen und sehen. Nach wie vor ist die Zustimmung zu Erneuerbaren Energien laut verschiedenen Meinungsumfragen sehr hoch, vermutlich auch deshalb. Dennoch kommt die Energiewende immer wieder ins Stocken, weil Menschen bestimmten Entscheidungen widersprechen - etwa im Rahmen der Debatte und das Gebäudeenergiegesetz. Warum regt sich eigentlich Widerspruch? Liegt es am verbreiteten, generellen Widerwillen gegen Veränderungen - oder wurden Fehler in der Kommunikation gemacht, indem zu wenig auf Vorteile der Energiewende und auf neue Chancen hingewiesen wurde? Ich spreche mit Helene Pawlitzki, Journalistin und Podcasterin bei der Rheinischen Post, darüber, wie die Kommunikation rund um die Energiewende so gestaltet werden kann, dass sie möglichst viele Menschen positiv anspricht, ermutigt und zum Mitmachen einlädt. Welche Fehler sollten vermieden werden, was sind mögliche Erfolgsrezepte?
Im Verkehrssektor findet immer noch ein großer Teil des fossilen Energieverbrauchs statt. Inzwischen ist klar, dass batterieelektrische Autos eine wichtige Lösung darstellen, um fossile Treibstoffe zu ersetzen und in den kommenden Jahrzehnten die Verbrenner-Fahrzeuge abzulösen. Mein Gast Stefan Möller betreibt mit dem Elektroauto-Vermieter Nextmove sehr erfolgreich mehrere Informationskanäle mit aktuellen Nachrichten zu Elektroautos. Mit ihm spreche ich über den aktuellen Stand bei der Einführung der Elektroautos. Wie praxistauglich sind Elektroautos heute - wo gibt es noch technisches Verbesserungspotenziale? Wie entwickelt sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur und sind noch größere Preissprünge zu erwarten? Wie sind die derzeitigen Zulassungszahlen zu bewerten und welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten? Wie wettbewerbsfähig sind die Produkte der deutschen und europäischen Autobauer im internationalen Vergleich? Und was muss die Politik tun, damit der Übergang zur Elektromobilität gut gelingt?
Trotz des unbestreitbaren weltweiten Siegeszugs der Erneuerbaren Energien und des seit Jahrzehnten anhaltenden Rückgangs bei der Atomenergie wird aus bestimmten Kreisen in letzter Zeit wieder häufiger einer Renaissance der Atomkraft das Wort geredet. Auch bei der UN-Klimakonferenz in Dubai erweckte die dort ins Leben gerufene Atomallianz den Eindruck, als ob es einen neuen globalen Trend in Richtung Atomkraftnutzung gäbe. Die Realität spricht jedoch eine diametral andere Sprache: Der im Dezember erschienene World Nuclear Industry Status Report 2023 (WNISR – www.worldnuclearreport.org) hat gerade wieder deutlich die tatsächliche Lage mit Fakten unterlegt und den Atomabstieg klar dokumentiert. Die Stromproduktion ist 2022 stärker zurückgegangen als in jedem anderen Jahr seit dem Fukushima-Nachfolgejahr 2012, und der globale Anteil von Atomstrom ist nun seit drei Jahrzehnten rückläufig. Mein Gast Mycle Schneider ist Koordinator und Herausgeber des jährlichen, von einem internationalen Expertenteam erstellten WNISR und beschäftigt sich seit Jahrzehnten wie kein zweiter intensiv mit den statistischen Entwicklungen der Atomindustrie. Ich spreche mit ihm über die tatsächlichen Investitionen, Kosten und technischen Entwicklungen, die ersten Ergebnisse des gerade zu Ende gegangenen Jahres 2023 und auch darüber, wie es möglich ist, dass immer wieder die Illusion einer angeblichen “Atomrenaissance” auch in seriösen Medien verfängt. Helfen die jahrzehntelangen Planungs- und Bauzeiten bei Atomreaktoren dabei, diese Illusion aufrecht zu erhalten?
Gerade ging im australischen Hobart die 21. Welt-Windenergie-Konferenz zu Ende. Neben technischen Themen wurde dort sehr viel über die Themen Bürgerbeteiligung und Bürgerenergie gesprochen, in vielen Ländern heute maßgebliche Faktoren beim Ausbau der Windenergie. In den ersten Jahren sicherte eine lokale Verankerung den Fortschritt bei der Windkraftnutzung, vor allem in Dänemark und Deutschland. Mein Gast Heinrich Bartelt ist einer der ersten Windpioniere Deutschlands und hat verschiedene Verbände mit aufgebaut, um die energiepolitischen Rahmenbedingungen im Sinne der Erneuerbaren Energien zu beeinflussen. Mit ihm spreche ich darüber, wie lokale Initiativen die moderne Windindustrie gestartet haben und was in den vergangenen 40 Jahren erreicht wurde. Er kehrt gerade von der Welt-Windenergie-Konferenz zurück, bei der auch diskutiert wurde, was heute die maßgeblichen Herausforderungen sind und was der Windsektor von den frühen Pionieren und ihren Erfolgen lernen kann.
Gerade wurde in Frankfurt am Main zum zweiten Mal der Gold Planet Award vergeben. Der Preis zeichnet Persönlichkeiten, Initiativen und Unternehmen aus, die sich in besonderer Weise für mehr Nachhaltigkeit auf unserem Planeten eingesetzt haben. Im Jahr 2022 gehörten zum Beispiel die Mitgründerin von Fridays for Future, Janine O'Keeffe, oder die SolAHRtal-Initiative zu den Ausgezeichneten, in diesem Jahr wurde unter anderem die ukrainische ESC-Gewinnerin, Demokratie-Aktivistin und Botschafterin für 100% Erneuerbare Energien für die Initiative #Renewables4Ukraine geehrt. Alle sind wichtige Pioniere im Bereich Klimaschutz und Energiewende. Mein Gast Astrid Arens hat den Preis im Rahmen der Digital International Platform for Environment, Sustainability & Humanity DIPESH zusammen mit dem Medienunternehmen Radio Group ins Leben gerufen und berichtet davon, welche Motivation hinter der Auszeichnung steckt. Sie stellt die Preisträger des Jahres 2023 und deren Verdienste vor. Welchen Beitrag kann ein solcher Preis in Zeiten multipler Krisen leisten, um gesellschaftlich die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu verbreiten, die Menschen zu inspirieren und letztlich zum Mitmachen zu motivieren?
Der Rhein-Hunsrück-Kreis wurde gerade als erster Landkreis in Deutschland mit dem neuen Zertifikat Erneuerbar Kreis ausgezeichnet. Bereits seit viele Jahren ist der Kreis als Pionier über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Vor allem im Strombereich hat der Kreis große Fortschritte erzielt und erzeugt das Mehrfache des eigenen Strombedarfs aus heimischen Erneuerbaren Energien, vor allem aus Windenergie. Dies gelang durch großes kommunales Engagement, verbunden mit einem hohen Maß an Bürgerbeteiligung. Mein Gast Frank-Michael Uhle hat als Klimaschutzmanager des Kreises die Energiewende vor Ort über viele Jahre maßgeblich mitbegleitet und gestaltet. Wir sprechen darüber, wie der bisherige Erfolg möglich wurde und welche Aufgaben als nächstes anstehen. Wie kann die Energiewende auch im Bereich der Wärmeversorgung und bei der Mobilität gelingen und wie wichtig sind dabei gute Bürgerbeteiligung und lokale Wertschöpfung?
Der Norden Deutschlands, vor allem Schleswig-Holstein, hat schon große Fortschritte bei der Energiewende erzielt. Die Windstromerzeugung übertrifft bereits bei weitem den lokalen Bedarf und versorgt auch andere Bundesländer und die nördlichen Stadtstaaten. Charakteristisch für die Windenergie in Schleswig-Holstein sind vor allem lokale Investoren, die den Großteil der Erzeugungskapazität betreiben. Im Bereich der Mobilität und auch im Gebäudebereich hat allerdings wie im Rest der Republik die Transformation erst begonnen. Mein Gast Marc Timmer verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Erneuerbare Energien, auf europäischer Ebene, bei Unternehmen und seit einiger Zeit als energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag. Ich spreche mit Marc aus Anlass der deutschen Windenergie-Leitmesse in Husum darüber, welche Faktoren den Erfolg vor allem der Windenergie ermöglicht haben. Wie kann die Energiewende auch im Verkehr und im Gebäudebereich gelingen? Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit die Integration hin zu 100% Erneuerbaren Energien gelingt? Und wie kann die Energiewende im Norden auch weiterhin partizipativ und gerecht gestaltet werden?
Hessen verfügt als Binnenland über hervorragende Potenziale für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien. Dennoch importiert das Land bislang einen Großteil der genutzten Energie. Auch wenn der Anteil der Erneuerbaren Energien bei der heimischen Stromerzeugung bei über der Hälfte liegt, so ist Hessen auch im Stromsektor stark auf Importe angewiesen, die mehr als die Hälfte des Bedarfs decken. Vor diesem Hintergrund erscheint auch das Ziel der hessischen Landesregierung nicht sonderlich ambitioniert, bis 2045 den Energiebedarf “möglichst vollständig” aus Erneuerbaren Energien zu decken. Überdies war die Energiepolitik in Hessen in den vergangenen Jahrzehnten lange von großen energiepolitischen Konflikten mit bundespolitischer Ausstrahlung geprägt. Mein Gast Jürgen Eiselt ist seit vielen Jahren beruflich im Bereich Energiewende mit Schwerpunkt in Hessen tätig und ist zudem Vorsitzender der Europäischen Energiewende Community, des Trägervereins einer der größten sozialen Netzwerke für Erneuerbare Energien. Mt ihm spreche ich über den Stand der Energiewende in Hessen, über die Prioritäten der Landesregierung und Hindernisse für die Beschleunigung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Welche Maßnahmen wären am dringlichsten, damit Hessen weit vor 2045 zu einer Vollversorgung mit heimischen Erneuerbaren Energien kommt? Können Bürgerenergie und dezentrale Energiewende den nötigen Schwung schaffen?
Bayern ist als größtes Flächenland Deutschlands prädestiniert für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien, da es über große Potenziale aller Erneuerbarer Energien verfügt - Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie. Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem bei der Windkraft, hinkt der Freistaat allerdings bundesweit weit hinterher. Lange war die bayerische Energiepolitik einseitig auf Atomenergie ausgerichtet, was zu großen gesellschaftlichen Konflikten führte. In den letzten Jahren wurde die Windenergie vor allem durch die rigidesten Abstandsregeln Deutschlands begrenzt, und auch der Solarenergieausbau geht vor allem auf privatwirtschaftliche Initiativen zurück. Mein Gast Raimund Kamm ist einer der profundesten Kenner der Energiepolitik in Bayern und hat die Energiewende seit Jahrzehnten aktiv mit begleitet, bis vor kurzem in führenden Funktionen bei wichtigen Erneuerbare-Energien-Verbänden. Mt ihm spreche ich über die Widersprüche in der bayerischen Energiepolitik, über Hindernisse für die bayerische Energiewende, über nach wie vor spürbare Einflüsse der alten Atomlobby sowie über die Chancen, die die Erneuerbaren Energien für Bayern bieten.
Die moderne Windenergie startete in Europa als Bürgerbewegung. Vor allem in Dänemark entwickelten lokale Pioniere die ersten modernen Windräder, und die Anlagen wurden häufig von lokalen Gemeinschaften wie Genossenschaften betrieben. Mit dem Stromeinspeisungsgesetz, vor allem aber mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG nahmen ähnliche Initiativen auch in Deutschland einen massiven Aufschwung. In vielen Teilen Deutschlands werden Windenergieanlagen auch heute von lokalen Unternehmen betrieben, die vor Ort verankert sind und sicherstellen, dass ein großer Teil der Wertschöpfung vor Ort ankommt. Bürgerinnen und Bürger nehmen die Energiewende in die eigenen Hände und betreiben selbst die Anlagen, in Form von Bürgerwind. Oft musste für die dafür notwendigen Rahmenbedingungen hart gekämpft werden und insbesondere die Einführung von Ausschreibungen setzte Bürgerwind-Investoren stark unter Druck. Mein Gast Ralf Hendricks ist Ende 2010 mit dem Thema Bürgerwind in Kontakt gekommen und selbst Geschäftsführer eines Bürgerenergie-Unternehmens, welches berät, plant und projektiert und somit Wegbereiter für Bürgerenergie ist. Er engagiert sich als Vizepräsident des Bundesverband WindEnergie auch auf bundespolitischer Ebene für dieses Thema, auch mit Kontakten nach Brüssel. Mit ihm spreche ich über die Bedeutung von Bürgerwind für den beschleunigten Ausbau der Windenergie: Warum ist Bürgerwind wichtig, welche Barrieren gibt es, welche politischen Entscheidungen sind auf kommunaler, Landes- und Bundesebene nötig und welchen Beitrag kann Bürgerwind letztlich für den beschleunigten Ausbau der Windenergie leisten.
Deutschland hat mit der Verabschiedung des Erneuerbare Energien-Gesetzes EEG im Jahr 2000 den Grundstein für den weltweiten Erfolg der Solarenergie gelegt. Photovoltaik gehört heute zusammen mit Windenergie zu den billigsten Stromerzeugungsarten, die Potenziale sind nach menschlichem Ermessen unerschöpflich. In der Folge der Verabschiedung des EEG entstand in Deutschland eine Vielzahl von Solarunternehmen, die weltweit eine Führungsrolle übernahmen. Im Zuge von Verschlechterungen der Rahmenbedingungen, von Kanzlerin Merkel als “Atempause” angekündigt, verschwanden mehr und mehr dieser innovativen Unternehmen und der Schwerpunkt der Photovoltaikindustrie verlagerte sich nach China, das heute über weit mehr als 90% der weltweiten PV-Herstellungskapazitäten verfügt. Mein Gast Prof. Eicke Weber gilt als einer der international führenden Solarwissenschaftler. Nachdem er viele Jahre an der Universität Berkeley geforscht hatte, leitete er das Fraunhofer Institut für Solarenergie in Freiburg. Seit seiner Emeritierung setzt er sich weiter für eine solar Weltwirtschaft ein, inzwischen auch als Vorsitzender des European Solar Manufacturing Council. In dieser Rolle arbeitet er vor allem daran, dass in Deutschland und Europa wieder eine global konkurrenzfähige Solarindustrie entsteht. Ich spreche mit ihm darüber, warum das sinnvoll ist, welche Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind.
Angesichts der enormen Herausforderungen durch die Klimakrise stellen sich immer mehr Menschen die Frage, wie unser demokratisches Gemeinwesen darauf angemessene Antworten finden kann, denn die bisher beschlossenen Maßnahmen reichen bei weitem noch nicht aus. Ohne Zweifel sind weitreichende Änderungen unserer Wirtschaftsweise erforderlich, die zu strukturellen Umbrüchen führen werden. Eine grundlegende Frage ist dabei: Wie können wir das größtmögliche Maß an Freiheit sichern und gleichzeitig effektiv das Klima schützen? Mein Gast Philipp Krohn ist Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ und hat gerade ein Buch mit dem Titel “Ökoliberal” veröffentlicht. Darin setzt er sich damit auseinander, wie unsere Gesellschaft die Klimakrise bewältigen und dabei die persönliche Freiheit bewahren kann - ohne die biophysischen Grenzen unseres Planeten zu überschreiten. Ich spreche mit Philipp Krohn darüber, wie unsere demokratische Gesellschaft auf einen klimaverträglichen Pfad gebracht werden kann. In der öffentlichen Debatte gibt es teils sehr kontroverse, teils populistisch geführte Auseinandersetzungen um die richtigen politischen Instrumenten und Paradigmen: Ordnungspolitik mit Geboten und Verboten, Plan- oder Marktwirtschaft, Bepreisungsmodelle oder verschiedene Formen von positiven Anreizen – was steckt hinter diesen Instrumenten und welche führen uns am besten zum Ziel? Gibt es sogar Modelle, die Freiheit und Wohlstand mehren und das Klima schützen? Welche Rolle spielt dabei eine solare Weltwirtschaft?
Mecklenburg-Vorpommern ist eines der wichtigen Energieländer in Deutschland. Als Küstenland verfügt es nicht nur über exzellente Windressourcen, sondern auch über überdurchschnittliche Solarstrahlung. Da das Land landwirtschaftlich geprägt ist, gibt es zudem erhebliche Bioenergie-Potenziale. Gleichzeitig war und ist Mecklenburg-Vorpommern (MV) ein wichtiger Umschlagplatz für fossile Energieressourcen, als Anlandeplatz von Erdgas-Pipelines und neuerdings auch als Standort für LNG-Terminals. Mein Gast Antje Habeck ist Vorstandsmitglied des Landesverbandes Erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern und des BWE MV. Mit ihr spreche ich darüber, wie der Stand der Energiewende in MV ist. Welche Potenziale gibt es, welche langfristigen Energieszenarien gibt es für die Eigenversorgung von MV und welche Rolle sollte MV längerfristig haben, um den Rest der Republik mit Energie zu versorgen? Wie stehen die Menschen in MV zur derzeitigen Energiepolitik und wieweit profitieren sie von der Energiewende. Zum einen gibt es erheblichen Widerstand gegen den Bau von LNG-Terminals in Tourismus-Gebieten. Als eines der ersten Bundesländer hat Mecklenburg-Vorpommern aber auch bereits im Jahr 2016 ein Bürger- und Gemeindenbeteiligungsgesetz für Windenergie beschlossen, das im vergangenen Jahr vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. Wird dieses Gesetz den Erwartungen gerecht, und was können anderen Länder davon lernen?
Während bei der Stromerzeugung in den vergangenen 25 Jahren weltweit der Anteil der Erneuerbaren Energien substanziell erhöht wurde, wurde der Bereich der Wärme-Bereitstellung eher vernachlässigt. Gerade in Deutschland zögerte die Verfügbarkeit von billigem fossilem Gas aus Russland die dringende Debatte hinaus. Spätestens die Gasknappheit und explodierende Gaspreise in Folge der russischen Invasion in der Ukraine haben die Situation fundamental geändert und es werden nun ernsthaft Bemühungen unternommen, auch die Wärmeversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien umzustellen. Nachdem lange Zeit vor allem die thermische Biomassenutzung im Mittelpunkt der Wärmewende stand, ist in letzter Zeit die Wärmepumpe ins Zentrum des Interesses gerückt - obwohl die Technologie prinzipiell schon seit Jahrzehnten existiert. Wärmepumpen nutzen elektrische Energie und ermöglichen es, dass ein Vielfaches der eingesetzten elektrischen Energie in Form von Wärme genutzt werden kann. Mein Gast Thoma Nowak ist Generalsekretär der European Heat Pump Association und begleitet in dieser Funktion auf europäischer Ebene seit vielen Jahren die Bemühungen, Wärmepumpen stärker zur Anwendung zu bringen. Ich werde mit ihm ihm über die Bedeutung von Wärmepumpen für die Energiewende sprechen: Welche Arten von Wärmepumpen gibt es überhaupt und für welche Art von Gebäuden lassen sie sich einsetzen? Machen dezentrale Anwendungen mehr Sinn oder lassen sich auch großräumigere Fernwärmenetze mit Wärmepumpen versorgen? Wo liegen noch technische Verbesserungspotenziale? Und was sind die größten Barrieren für eine schnelle Marktdurchdringung? Wie viele Anlagen kann die Industrie heute pro Jahr überhaupt liefern, wie viele könnten vom Handwerk eingebaut werden? Und was muss sich bei den politischen Rahmenbedingungen verbessern - auf deutscher und auf europäischer Ebene?
Vor 25 Jahren begann mit der rot-grünen Bundesregierung ein neues Kapitel für die Erneuerbaren Energien: Das Erneuerbare Energien-Gesetz aus dem Jahr 2000 bewirkte zunächst in Deutschland, später weltweit, einen beispiellosen Aufschwung vor allem bei Solar- und Windenergie, verbunden mit einer massiven Kostensenkung. Vor bereits 35 Jahren (1988) war mit der Gründung von EUROSOLAR durch den Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer eine wichtige Organisation entstanden, die sich maßgeblich an der Konzeptionierung einer neuen Energiepolitik beteiligte. Mein Gast Irm Scheer-Pontenagel hat den Aufbau und die Konzeption der politischen Bewegung für Erneuerbare Energien als langjährige Geschäftsführerin von EUROSOLAR von Beginn an mitgestaltet. Wichtige politische Meilensteine, die die Energiewende bis heute prägen, waren insbesondere das Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die Gründung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien IRENA. Begleitet und unterstützt wurden diese Errungenschaft durch weitere Aktivitäten wie ein Konferenzprogramm zum Solaren Bauen, zu Speicherfragen und eine kommunale Solarenergie-Initiative. Mit Irm Spreche ich über die Anfänge: Welche Pioniere waren zu Beginn besonders aktiv und welche Rolle spielten dezentrale Akteure, wo gab es die größten Widerstände? Welche Zukunftsperspektiven sind angesichts erkennbarer Konzentrationsprozesses auch bei den Erneuerbaren Energien zu erkennen? Kann die Energiewende das Versprechen der Pioniere einlösen, zu einer demokratischeren, gerechteren und partizipativeren Welt beizutragen?
Deutschland hinkt auf allen Ebenen, in der Gesetzgebung wie in der Umsetzung, den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens hinterher, wie ja auch das Bundesverfassungsgericht moniert hat. Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land versuchen, den Druck auf die Politik durch verschiedene Aktionsformen zu erhöhen. Dies geschieht durch Demonstrationen bis hin zu zivilem Ungehorsam, durch direktes politisches Engagement und auch durch praktische Beteiligung an der Energiewende, etwa in Form von Bürgerenergie. In Berlin hat die Initiative Klimaneustart Berlin erfolgreich einen Volksentscheid herbeigeführt, der am 26. März stattfindet. Inhalt des Volksentscheids ist es, ob Berlin bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein soll, während nach aktueller Gesetzeslage das Zieljahr 2045 ist. Zu den konkreten Zielen der Initiative gehört auch die weitestgehende Umstellung auf Erneuerbaren Energien. Ich spreche mit Stefan Zimmer, Sprecher der Initiative Klimaneustart Berlin, darüber, warum ambitionierte Klima- und Energiewende-Ziele allgemein wichtig sind, wie der Stand von Klimaschutzmaßnahmen und Energiewende in Berlin ist und warum es nötig war, ein Volksbegehren mit Volksentscheid anzustreben. Wie realistisch ist es überhaupt, bis 2030 “klimaneutral” zu sein? Welche Erfolgsaussichten bestehen für die Abstimmung, und führen die aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU zu einer zusätzlichen Mobilisierung?
Jahrzehntelang wurde Erdgas als klimafreundlicher Energieträger und als “Brücke” ins Solarzeitalter dargestellt. Regierungen jeglicher Konstellation förderten den Einsatz von fossilem Erdgas für Wärme, Verkehr, Strom oder industrielle Prozesse, so dass Deutschland mehr und mehr in Abhängigkeit von diesem Energieträger geriet, während der Ausbau der Erneuerbaren Energien nach anfänglichen Erfolgen ausgebremst wurde. Dies geschah, obwohl Expert*innen vor den Klimafolgen warnten und darauf hinwiesen, dass Erdgas durch Leckagen einen mindestens ebenso großen Klimaeffekt wie Kohle oder Erdöl hat. Auch gab es immer wieder Warnungen, sich nicht in zu starke Abhängigkeit von Russland zu begeben. Durch den russischen Krieg gegen die Ukraine änderte sich die Wahrnehmung fundamental, deutsche und europäische Energiepolitik zielen aber immer noch nicht auf einen vollständigen Ausstieg, sondern auf Ersatzlieferanten. Mit meinem Gast Nina Katzemich spreche ich über den Einfluss der Erdgaslobby in Deutschland, zu dem Lobbycontrol gerade eine detailierte Analyse veröffentlicht hat. Dieser Einfluss macht sich an Personen fest, hat sich aber teilweise bis in halbstaatliche und staatliche Organisationen verfestigt. Welche Unternehmen und Netzwerke haben in den vergangenen Jahrzehnten die politische Debatte maßgeblich beeinflusst und wie schaffen sie es, heute immer noch Erdgas als zumindest mittelfristig unverzichtbar darzustellen?
“Global denken, lokal handeln” ist der ersten großen Welt-Umweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro ein wichtiges Leitprinzip der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewegung. Zwar werden Grundsatzentscheidungen oft auf nationaler oder gar internationaler Ebene getroffen, etwa die Pariser Klimaschutzvereinbarung, die Umsetzung muss jedoch vor Ort stattfinden. Nach zwei Jahren Podcast und einer aktiven Rolle bei Fridays for Future hat sich Luca Samlidis entschlossen, sich stärker der konkreten Umsetzung zu widmen. In seiner Heimatstadt Bonn, die ja gleichzeitig Bundesstadt und auch UN-Stadt ist, hat er die Position des klimapolitischen Sprechers der SPD-Ratsfraktion übernommen und ist damit, als Teil der Bonner “Traubenkoalition”, maßgeblich an den klimapolitischen Entscheidungen in Bonn beteiligt. Stefan und Luca sprechen in dieser Folge über die Bedeutung dieses Engagements : Wie verhält sich kommunalpolitisches Engagement zu Klimaaktivismus? Welchen Spielraum hat Kommunalpolitik in Deutschland überhaupt, um Weichen für die Zukunft zu stellen? Und was sind ganz konkret die Herausforderungen für die Bundesstadt Bonn? Mit dieser 39. Episode endet die erste Staffel von Update Klima und Energie und Luca verabschiedet sich von den Zuhörer*innen.
Auf maßgebliche Initiative Deutschlands wurde im Jahr 2009 die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien IRENA gegründet, mit dem ausdrücklichen Ziel, in der internationalen Struktur ein Gegengewicht zu den Organisationen wie der Internationalen Atomenergie-Agentur oder der Internationalen Energie-Agentur zu schaffen. IRENA hat heute als zwischenstaatliche Organisation 167 Mitgliedsländer und bestimmt maßgeblich die globale energiepolitische Debatte mit. Vor einer Woche fand die jährliche Generalversammlung von IRENA am Hauptsitz der Organisation in Abu Dhabi statt, inzwischen das wohl wichtigste internationale Treffen zur Energiewende. Wichtige Themen waren dort die Frage, wie die weltweite Energiewende beschleunigt werden und wie sie gerecht und inklusive ausgestaltet werden kann. Mein heutiger Gast, Rainer Hinrichs-Rahlwes, hat lange Jahre selbst in verantwortlicher Stelle für deutsche Ministerien gearbeitet, bevor er für verschiedene europäische und deutsche Verbände aus dem Bereich Erneuerbare Energien tätig wurde. Wir werden darüber sprechen, welche Funktion IRENA inzwischen im internationalen System hat, ob IRENA effektiv Einfluss nehmen kann und welche Rolle die unterschiedlichen Akteure bei IRENA spielen - von Staaten über internationalen Organisationen bis hin zu Konzernen, KMUs oder einfachen Bürgerinnen und Bürgern. Zur Sprache kommen wird dabei auch die Fragen, wessen Interessen am besten zum Zuge kommen.
Der Klimawandel wirft eine Reihe fundamentaler ethische Fragen mit auf: Nur eine relative, wohlhabendere Minderheit der Menschen auf dem Planeten hat maßgeblich den Klimawandel verursacht, während die ärmeren Menschen den katastrophalen Folgen des Klimawandels schon heute stärker und häufig schutzlos ausgesetzt sind. Papst Franziskus sprach sich vor diesem Hintergrund unzweideutig für eine “Wirtschaft, die nicht tötet,” aus. Die notwendige Umgestaltung der globalen Wirtschaftssysteme erfordert eine Umverteilung wirtschaftlicher Ressourcen, zum Beispiel weg von der zentralisierten fossilen Energiewirtschaft hin zu dezentraleren, partizipativeren Strukturen auf Basis Erneuerbarer Energien. Unser Gast Jörg Alt SJ ist Theologe, Priester, Sozialwissenschaftler und Sozialethiker und beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Fragen der gesellschaftlichen Gerechtigkeit. Mit ihm werden wir über die ethischen Dimensionen von Klimawandel und Klimaprotest sprechen. Jörg Alt selbst ist in der Öffentlichkeit zuletzt durch seine Teilnahme an Protestformen des zivilen Widerstands aufgefallen, die FAZ nannte ihn den “Jesuit, der den Staat herausfordert.”
Update Klima & Energie: Podcast mit Luca & Stefan | Gast: Michaela Engelmeier, Sozialverband Deutschland: Energiepreiskrise und Klimakrise in Deutschland: Wie sichern wir den sozialen Zusammenhalt? Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führt durch den starken Anstieg der Energiepreise und die spürbare Inflation derzeit zu starken wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Erste Unternehmen melden Insolvenz an und möglicherweise droht auch Millionen von Menschen privat Zahlungsunfähigkeit. Gleichzeitig werden auch die ökonomischen Folgen des Klimawandels in Deutschland bereits direkt spürbar, gerade nach diesem trockenen Sommer. Mit diversen Maßnahmenpaketen wie Gas- oder Strompreisbremse versucht die Bundesregierung, die ökonomischen und sozialen Auswirkungen dieser Situation zu dämpfen. Unser Gast Michaela Engelmeyer ist Vorstandsvorsitzende des Sozialverband Deutschland und ist daher mit den sozialen Konsequenzen der Energiepreiskrise in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert. Wir sprechen mit ihr darüber, welche Konsequenzen einer der großen deutschen Sozialverbände für die politische Arbeit zieht und auch, wie er im Rahmen seiner Sozialberatungen Menschen hilft, die Krise durchzustehen. Welche kurzfristigen Maßnahmen können die größte Not lindern, und was müssen wir als Gesellschaft längerfristig angehen, um den sozialen Zusammenhalt nicht zu gefährden? Welche politischen Maßnahmen sollten ergriffen werden? Und welchen Beitrag kann ein schnellerer Wechsel hin zu den Erneuerbaren Energien leisten?
Update Klima & Energie: Podcast mit Luca & Stefan | Gast: Tim Achtermeyer, Bündnis90/Die Grünen NRW: Grüne Energie- und Klimapolitik in NRW – Chance zur Mitgestaltung oder Zwang zum Kompromiss? Bündnis90/Die Grünen wird wie keiner anderen Partei Kompetenz in Sachen Klimaschutz zugeschrieben. Der jüngste Bundesparteitag in Bonn wurde allerdings von teils deutlichen Protesten gegen energie- und klimapolitische Entscheidungen der Partei begleitet. Neben der Verlängerung der Atomlaufzeiten war vor allem der in NRW ausgehandelte Kompromiss mit RWE zur Ende der Kohleverstromung in NRW Zielscheibe der Kritik. Seit die Grünen sowohl im Rahmen der Ampelkoalition auf Bundesebene wie auch in der schwarzgrünen Koalition in NRW Verantwortung tragen, hat die Partei mehrere solcher schmerzhafter Entscheidungen getroffen. Einerseits erfordert die konsequente Umsetzung der Energiewende mühsame politische Kleinarbeit, etwa der Abbau bürokratischer Hürden, gleichzeitig haben Kompromisse wie der Abriss des Dorfes Lützerath viele ökologisch orientierte Bürger*innen irritiert oder verärgert. Parallel dazu wurden die Grünen regelrecht zum Hassobjekt vor allem in rechtspopulistischen Kreisen, die eine ökologischere Politik grundsätzlich ablehnen. Unser Gast Tim Achtermeyer ist seit einigen Monaten Vorsitzender der Grünen in NRW und Mitglied des Landtags. Davor sammelte er kommunalpolitische Erfahrung als Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bonner Rat. Mit ihm sprechen wir darüber, wie weit er die Partei in der Lage sieht, konsequente Klimaschutzpolitik in der derzeitigen Koalition in NRW durchzusetzen, welchen Einfluss dabei die Bundesebene hat und wie viel Kompromissbereitschaft erforderlich und vertretbar ist, sowohl gegenüber dem Koalitionspartner als auch im Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen Gruppe wie der Klimabewegung. Eine Frage ist auch, warum der schwarzgrüne Koalitionsvertrag wichtige Frage offen ließ, etwa wann NRW “klimaneutral” bzw bei 100% Erneuerbaren Energien sein wird.
Update Klima & Energie: Podcast mit Luca & Stefan | Gast: Bärbel Heidebroek, LEE Niedersachsen: Energiepolitische Agenda in Niedersachsen – was ist zu tun? Mit den Landtagswahlen in Niedersachsen werden wichtige energiepolitische Weichen gestellt, die für die Bewältigung der derzeitigen Energiekrise weit über das Bundesland hinaus wichtig sind. Niedersachsen hat sich vor allem aufgrund des hohen Anteils an Windenergie zu einem führenden Energie-Land entwickelt, als Standort für Windräder aber auch mit einer starken Windkraftanlagen-Industrie, in Niedersachsen findet aber auch ein großer Teil der deutschen Öl- und Gasförderung statt. Zwar dominiert im Moment vor allem die bundespolitische Debatte in der Energiepolitik, allerdings werden auch auf Landesebene wichtige Entscheidungen gefällt. Wichtige Themen, die in Niedersachsen teils sehr kontrovers diskutiert werden, sind neben dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien an Land und auf dem Meer vor allem der Bau von LNG-Terminals, die Förderung von Öl und Gas im Land und auch der mögliche Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Emsland, das eigentlich zu Ende des Jahres abgeschaltet werden soll. Mit unserem Gast Bärbel Heidebroek sprechen wir darüber, welche energiepolitischen Herausforderungen Niedersachsen zu bewältigen hat und wo vor allem politischer Handlungsbedarf besteht. Wieweit wird das Land künftig Erzeuger, Exporteur oder auch Umschlagplatz von Energie sein? Was kann die Landesebene dazu beitragen, die Energiepreise zu stabilisieren? Bärbel Heidebroek kennt als Unternehmerin die Energiewende von der praktischen Seite, ist aber auch politisch engagiert, als Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen, Vizepräsidentin des Bundesverbandes WindEnergie und auch als Vizepräsidentin der IHK Braunschweig.
Update Klima & Energie: Podcast mit Luca & Stefan | Gast: Dr. Andreas Stamm: Energiebeziehungen in einer solaren Weltwirtschaft zwischen Neokolonialismus und Energieautonomie Der russische Krieg gegen die Ukraine hat gezeigt, wie verhängnisvoll das fossile Energiesystem sich auch auf die globale Sicherheit auswirkt. Das bestärkt die Notwendigkeit, zu einer solaren Weltwirtschaft zu wechseln, also zu weltweit 100% Erneuerbaren Energien. Die lokalen Potenziale der Erneuerbaren Energien sind so riesig, dass sie lokale Energieunabhängigkeit praktisch überall ermöglichen würden. Dennoch gibt es viele Ansätze wie etwa die deutsche Wasserstoffstrategie, die auch künftig auf Importe bzw. Exporte setzt. Mit unserem Gast Dr. Andreas Stamm, Wissenschaftler am German Institute of Development and Sustainability IDOS, sprachen wir darüber, wieweit solche Beziehungen sinnvoll sind und wie sie ausgestaltet sein müssten. Insbesondere sind wir darauf eingegangen, wie sichergestellt sein kann, dass keine neokoloniale Strukturen verstärkt werden sondern dass die Menschen überall vom Mehrwert profitieren, den die Erneuerbaren Energien schaffen.
Die Erneuerbaren Energien sind heute unbestritten die billigsten Energieformen, auch ohne Einbeziehung externer Kosten wie Klimawandel. Vor allem durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind aber in Deutschland und weltweit die Energiekosten so stark gestiegen, dass viele Menschen und auch Unternehmen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen, die Inflationsrate ist hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Im Angesicht dieser Krise hat die Ampelkoalition ein Entlastungspaket vorgelegt, das vor allem auf den Energiesektor abzielt. Darin enthalten sind direkte Zuwendungen in Form von Energiegeld oder auch energiewirtschaftliche Maßnahmen, die zum Ziel haben, vor allem den Strompreisanstieg zu bremsen. Unser Gast Johannes Lackmann ist als einer der Pioniere der Erneuerbaren Energien in Deutschland Mitgründer von Westfalenwind, das nicht nur Windparks betreibt, sondern inzwischen auch Strom an Endkunden anbietet. Zu seiner Zeit als Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien hatte er Einfluss auf die ursprüngliche Gestaltung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vor gut 20 Jahren. Mit ihm werden wir darüber sprechen, ob das Ampel-Paket zielgerichtet ist und wie es den Erneuerbaren Energien gelingen kann, ihr Versprechen einzulösen, dass sie bezahlbare Energiepreise sicherstellen.
Vor genau vier Jahren startete Greta Thunberg in Stockholm ihren ersten Schulstreik für das Klima. Damals konnte keiner ahnen, dass Greta damit eine neue weltweite Klimabewegung initiieren würde, die Millionen von Menschen auf dem Planeten mobilisiert. Nach vier Jahren regelmäßiger Streiks und Demonstrationen hat die Klimabewegung ohne Zweifel die öffentliche Debatte wesentlich mitbestimmt und tut dies noch immer. Allerdings sind bislang nur wenige Entscheidungen getroffen worden, die die Welt auf einen Kurs in Übereinstimmung mit der Pariser Klimaschutzvereinbarung bringen und die Erwärmung auf 1,5°C begrenzen. Täglich bekommen gleichzeitig heute schon Menschen überall die direkten Folgen des Klimawandels zu spüren, in Form von Hitzewellen, Dürren oder Starkregen und Sturzfluten. Unser Gast Prof. Niko Froitzheim arbeitet als Geologe an der Universität Bonn und kennt daher erdgeschichtliche Entwicklungen aus wissenschaftlicher Perspektive. Seit drei Jahren engagiert er sich bei Extinction Rebellion und bei Scientists Rebellion. Zuletzt nahm er auch zusammen mit Letzte Generation an Straßenblockaden teil. Wir sprechen mit Niko darüber, wie ernst aus seiner wissenschaftlichen Perspektive die Klimakrise im Jahr 2022 ist und warum er sich jenseits seiner wissenschaftlichen Arbeit auch am Straßenprotest, teils auch in Form von zivilem Ungehorsam beteiligt.
Während ganz Deutschland über das 9-Euro-Ticket diskutiert, ist die Fahrradsaison 2022 längst auf dem Höhepunkt. Dass das Fortbewegungsmittel mehr ist als ein Sport- und Freizeitgerät, zeigt die öffentliche Debatte mittlerweile anschaulich - häufig wird es neben dem ÖPNV als Pfeiler der Verkehrs- und Klimawende bezeichnet. Mit Rebecca Peters, der Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sprechen wir darüber, welchen Beitrag der Fahrradverkehr zum Klimaschutz leisten kann, welche Fallstricke es gibt und welche politischen Rahmenbedingungen es braucht, um die Verkehrssituation zu verbessern. Dabei liegt der Fokus auch auf der Aufteilung des öffentlichen, zurzeit autodominierten Raumes.
Seit nunmehr drei Jahrzehnten finden im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC internationale Klimaverhandlungen mit dem Ziel statt, den menschengemachten Klimawandel auf Basis internationaler Vereinbarungen zu begrenzen beziehungsweise zu stoppen. Einige Meilensteine wie das Kyoto-Protokoll oder die Pariser Klimaschutz-Vereinbarung haben scheinbar politischen Fortschritt gebracht, aber faktisch schreitet der Klimawandel bislang nahezu ungebremst voran. Obwohl die Klimakrise als langfristig größte Bedrohung der Menschheit betrachtet werden muss, bestimmen derzeit nun auch noch die Covid-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die internationale politische Agenda und beanspruchen die Problemlösungskapazitäten der internationalen politischen Strukturen. Angesichts der UN-Klimakonferenz SB56 in Bonn sprechen Luca und Stefan mit Stephan Singer darüber, wie der Stand der internationalen Klima-Verhandlungen ist, welche Entscheidungen notwendig wären, um das 1,5°-Ziel einzuhalten und was diesbezüglich von Bonn bzw. von vom nächsten Welt-Klima-Gipfel COP27 in Sharm El Sheikh zu erwarten ist. Stephan Singer ist seit Jahrzehnten als NGO-Vertreter an der internationalen Klimadebatte aktiv beteiligt und arbeitet derzeit von Brüssel aus für das größte Netzwerk von Nicht-Regierungsorganisationen mit dem Schwerpunkt Klima, dem Climate Action Network.
Der Hunger schien als direkte Bedrohung für das Leben von Millionen von Menschen bis vor kurzem fast überwunden, auch wenn die mittel- bis langfristigen Auswirkungen des Klimawandels bereits in Form von Dürren, Überschwemmungen und Missernten spürbar wurden. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, zwei der wichtigsten Getreideproduzenten und -Exporteure weltweit, führt jedoch derzeit zu einem massiven Preisanstieg vor allem beim Grundnahrungsmittel Getreide. Hunderte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sind davon direkt betroffen, es drohen nach Einschätzung von internationalen Expert*innen massive Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung in vielen Regionen der Erde. Der fortschreitende Klimawandel verschärft diese Krise. Mit Dr. Martin Frick sprechen Luca und Stefan darüber, wie sich die momentane Ernährungssituation darstellt, welche Auswirkungen der Krieg und Klimawandel heute schon haben. Vor allem aber spricht das Panel darüber, welche mittel- bis langfristigen Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Ernährungsversorgung der Weltbevölkerung dauerhaft sicherzustellen – in Form von Anpassung von landwirtschaftlichen Produktionssystemen, aber auch durch die direkte Bekämpfung des Klimawandels. Martin Frick leitet das Büro des World Food Programme für Deutschland, Österreich und Liechtenstein in Berlin. Zuvor war er Sondergesandter des UN-Generalsekretärs für den „Food Systems Summit 2021“ und hatte leitende Funktionen beim UNFCCC-Sekretariats, bei der UN-Welternährungsorganisation (FAO), beim Auswärtigen Amt und auch bei Nicht-Regierungsorganisationen inne.
Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste Bundesland und bezeichnet sich selbst als Energieland Nummer 1. In der Vergangenheit hat vor allem die heimische Kohle Energieversorgung und Industrie in NRW geprägt. Entscheidend für die Zukunft des Landes wird der Umstieg auf Erneuerbare Energien sein, der allerdings nur schleppend vorankommt – 2019 betrug deren Anteil nur 5,8%. Die Landesregierung spielt eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung der Energieversorgung, hat aber in den letzten Jahren Entscheidungen getroffen, die die Energiewende behindern, etwa pauschale Mindestabstände für Windräder und Solaranlagen, der als zu zögerliche kritisierte Ausstieg aus der Kohle oder die Auflösung der EnergieAgentur.NRW. Mit unserem Gast Milan Nitzschke sprechen wir über den aktuellen Stand der Energiewende in NRW. Sind die Ausbauziele in NRW ohne massives politisches Umsteuern zu schaffen? Milan Nitzschke ist Geschäftsführer bei einem mittelständischen Projektentwickler für Erneuerbare Energien und arbeitete bereits vorher für die Energiewende bei diversen Unternehmen und Verbänden.
Der Verkehr verursacht rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen und es ist bislang nicht gelungen, diese Emissionen substanziell zu reduzieren, obwohl emissionsarme bzw. emissionsfreie Verkehrslösungen bereits zahlreich existieren. Kaum ein Bereich ist so ideologisch besetzt wie der Verkehrssektor, immer noch hat für manche der Slogan “Freie Fahrt für freie Bürger” große Bedeutung. Auch die jüngste Debatte um Spritpreise hat wieder einmal gezeigt, wie irrational die öffentliche Debatte um nachhaltige und bezahlbare Mobilität oft verläuft. Unser Gast Kerstin Haarmann ist Bundesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland, der sich nicht auf einen Verkehrsträger konzentriert, sondern ein insgesamt nachhaltiges Verkehrssystem anstrebt. Luca und Stefan sprechen mit Kerstin Haarmann darüber, welche Rolle Faktoren wie Energie und Flächenverbrauch im Verkehr spielen und was zu beachten ist, um den Verkehr insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Wieweit ist eine Antriebswende vonnöten, wieweit sollte der motorisierte Individualverkehr zurückgedrängt werden zugunsten von ÖPNV, und wieweit sollten wir möglicherweise sogar auf Mobilität verzichten? Antworten auf diese Fragen gibt es in dieser Folge des Podcasts Update Klima & Energie.