Podcasts about fra' georg lengerke

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Best podcasts about fra' georg lengerke

Latest podcast episodes about fra' georg lengerke

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Zur Liebe gehören immer drei Joh 3,16–18

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 6, 2020 2:06


„Zur Liebe gehören halt immer zwei“, sagte neulich jemand in einem Gespräch über eine schwierige Ehe. Aber ist es nicht gerade dieses Alleinsein zu zweit, das viele Ehen schwierig macht? Man stelle sich mal vor, es wären wirklich nur zwei Menschen da, die einander liebten. Wer würde die Freude des einen am anderen teilen? Wer würde beim einen zum Vorschein bringen, was der andere ihm nie entlocken könnte? Wen würden Sie miteinander lieben? An wem hätten sie miteinander Freude? Und wer hätte Freude an diesen beiden? Die Antwort auf all diese Fragen ist: niemand! Wenn die Zeit der Verliebtheit vorbei ist, ist einer mit seiner Liebe zum anderen ziemlich allein. Deshalb braucht die vollkomme Liebe drei, von denen jeder zuerst liebt und antwortend liebt und mitliebt. Gott ist Liebe, sagt der 1. Johannesbrief (4,8). Und Gott war auch schon die vollkommene Liebe, bevor die Welt war. Dann aber muss es die Beziehung der vollkommenen Liebe schon in Gott geben. Dann muss er irgendwie Einer in drei Liebenden sein. Die Offenbarung sagt, er ist Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Und diese dreifaltige Liebe macht uns die Freude ihrer selbst. Deshalb hat „Gott seinen Sohn in die Welt gesandt“, um uns die Liebe Gottes zu offenbaren und damit so „die Welt durch ihn gerettet wird“. Der dreifaltige Gott macht sich zu unserem Dritten, damit unsere Liebe dreifaltig wird: als zuerst Liebender, als antwortend Liebender, als Mitliebender. Und er öffnet unser Herz für jene Dritten, für die wir da sein dürfen – miteinander und mit Ihm. So wird unsere Liebe vollkommen. Denn zur Liebe gehören immer drei. Fra' Georg Lengerke

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Ohrenschmeichler 2 Tim 4,1-8

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 5, 2020 1:53


Anfangs hat mich gefreut, wenn jemand sagte, eine Predigt sei „sehr schön“ gewesen. Heute frage ich manchmal nach: „Was war denn das Wichtigste für Sie?“ Nach überwundenem Schreck kommt dann oft so was wie: „Ach das war irgendwie alles sehr schön!“ Dann wird mir immer ein wenig schlecht. Zu Deutsch heißt das nämlich: Du hast eine gefällige und gefühlige, wortschöne und harmlose, garantiert angriffsflächenfreie Wohlfühlpredigt gehalten. Und es hat ihnen gefallen. Sehr sogar. Warum? Weil ich mich offenbar als „Ohrenschmeichler“ betätigt hatte. So nennt Paulus Leute, die, anstatt das Evangelium zu verkünden, zu hofierten Lehrern von „Fabeleien“ nach Geschmack und Lust der Leute werden. Zu den „Ohrenschmeichlern“ gehören die Kirchenvolkstribune der sozialen Medien, deren Lebensqualität mit der Zahl ihrer Follower oder Klicks steht und fällt. Die Salonkleriker sind dabei, die eine geradezu erotische Affinität zu alter und neuer Macht haben. Und jeder von uns zählt dazu, der mit Worten schon mal gefallen wollte. Solange wir der Versuchung zum Schmeicheln und zum Geschmeicheltwerden nicht widerstehen, müssen wir uns nicht wundern, wenn kaum jemand mehr mit einer ernsthaften Erschütterung Gottes zu rechnen hat. Suchen wir nach den verborgenen kernigen Männern und Frauen, die so sind, wie Paulus sich den Timotheus wünscht: „Du aber sei in allem nüchtern,“ schreibt Paulus ihm zum Schluss, „ertrage das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst.“ Wo wir von denen lernen, da wird das Evangelium nicht mehr gefällig sein, sondern eine machtvolle Schule zum Leben mit Gott. Fra' Georg Lengerke

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Mitgehasst werden Joh 15,14-16a.18-20

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 4, 2020 2:02


Der Tod des Heiligen Bonifatius im Jahre 754 oder 755 muss spektakulär gewesen sein: Der Bischof wird auf einer Reise überfallen und mit dem Schwert erschlagen. Dabei schützt er sich mit der Bibel über seinem Kopf. Die wird vom Schwert zuerst getroffen, bevor der Missionar unter den Schlägen niedergeht. Der tödliche Hass gilt nicht nur dem Missionar. Er gilt auch dem, der ihn sendet, und dem Wort, das sein Leben prägt. „Wenn die Welt euch hasst,“ sagt Jesus, „dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.“ Wenn einer mal Christ geworden ist, dann geht es nicht mehr allein darum, dass Christus etwas für ihn tut. Es geht darum, dass er Anteil am Leben des Freundes bekommt. Und zwar in der Freude und im Schmerz. Wir bekommen Anteil an seinem Leben, an seiner Beziehung zum Vater, an seiner Liebe zu den Menschen – und eben auch an seinem Geschick in der Welt. Nicht jeder Hass auf Christen ist auch Hass auf Christus. Manch einer hasst die Christen, weil sie zu wenig Christen sind, oder die Kirche, weil er in ihr schlimme Erfahrungen gemacht hat. Wir dürfen den Hass um unserer Unglaubwürdigkeit Willen nicht mit dem Hass um Christi Willen verwechseln. Wir sollen die Ablehnung der Menschen weder fürchten noch suchen. „Viel Feind‘“ ist genauso wenig „viel Ehr“, wie es „viel Freund“ ist. Wundern wir uns nur nicht, wenn mit der Freundschaft Jesu auch mal der Hass von Menschen einhergeht. Und bitten wir darum, mit Christus die Menschen wider den Hass zu lieben. Am Anfang des Dritten Reiches (1934) haben Christen deshalb gesungen: Lass uns den Hass, das bittre Leid fortlieben aus der dunklen Zeit; lass uns dein Reich erscheinen! Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Den Untreuen treu 2 Tim 2,8-15

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 3, 2020 2:14


Wenn zwei einander treu sind, zueinander aufmerksam, aneinander interessiert, füreinander hingebungsvoll und miteinander für andere, dann ist das der Idealfall von Liebe. Wenn es zwischen Liebenden zu einem Auseinanderdriften von Interessen, zu einer Ungleichzeitigkeit des Alterns oder der leibseelischen Kondition, zu einem Verlust der gemeinsamen Perspektive und zur Entfremdung kommt, dann ist das der Ernstfall von Liebe. Letzteres ist der Fall im Leben von unzähligen Paaren. Und es ist zugleich die Grundgegebenheit zwischen Gott und den Menschen. Für viele Paare ist oft das einzige, was noch möglich scheint, einfach jeweils ihrer Wege zu gehen. Bei den meisten bleiben Wunden lebenslänglich unverheilt. Im 2. Brief an Timotheus deutet Paulus in einem kleinen Satz die ganze Dramatik der Heilsgeschichte an: „Wenn wir untreu sind, bleibt er [Christus] doch treu.“ Damit ist die Logik der Aufrechnung, des „Wie Du mir, so ich Dir“ aufgebrochen. Gott begibt sich als Mensch zu den Menschen, um den Entfremdeten die Gemeinschaft mit Gott neu zu schenken. Gott bleibt dem untreuen Menschen treu, der ihn aus seinem Leben, aus der Welt, aus der Erinnerung wegschaffen will. Es ist die Treue Jesu Christi durch den Tod hindurch, die uns rettet. Wenn ich untreu bin, bleibst Du treu. Wenn ich vergesse, erinnerst Du. Wenn ich wegschaue, schaust Du hin. Wenn ich hinschmeiße, hältst Du fest. Wenn ich fliehe, bleibst Du da. Wenn ich fluche, segnest Du. Hilf mir auszuhalten, dass Du mich aushältst. Erinnere mich Deiner, damit ich Dich nicht verleugne. Gewinne mich für Dich, damit ich treu werde, erinnere, hinschaue, dableibe, festhalte und segne mit Dir. Amen. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Heiliger Kater 2 Tim 1,1-3.6-12

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 2, 2020 1:57


Wenn es gut geht, kommt nach Pfingsten der Kater. Wieso „wenn es gut geht“? Weil zum Vorschein kommen soll, wo wir unsere Vorstellungen, wie Leben und Welt eigentlich sein sollten, für den Heiligen Geist hielten. Manche fühlen sich so ganz wohl. „Leben im Heiligen Geist“ ist für sie ein Leben im Konjunktiv… Aber der Heilige Geist ist eben auch „heiliger Kater“, ist heilige Enttäuschung, Ernüchterung und Klärung. Er will uns eben nicht in Wünschen, sondern „in der ganzen Wahrheit leiten“ (Joh 16,13). Es ist ein Werk des Heiligen Geistes, wenn sich falsche Vorstellungen als leere Versprechungen erweisen. Zu Pfingsten gehört, dass zum Vorschein kommt, was übrig bleibt. Dass das, woran wir festgehalten, worauf wir bestanden, wofür wir verbissen gekämpft haben und was die Kirche mittlerweile zutiefst prägt, vor allem eines ist: der „Geist der Verzagtheit“. Aber „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, schreibt Paulus seinem Freund und Mitarbeiter Timotheus. Der „Geist der Kraft“ geht den jeweils nächsten Schritt mit uns, der ein Nanomoment in Gottes großer Verwandlung der Welt ist. Der „Geist der Liebe“ liebt nicht, wie die Welt ist, sondern er liebt die Welt, wie sie ist. Wo sie so angenommen wird, hat er durch alle Mitliebenden schon begonnen, sie zu heilen. Der „Geist der Besonnenheit“ vermittelt den Fragenden die Antwort, den Unterscheidenden das Licht und den Entscheidenden die Entschiedenheit Gottes für die Welt und den Nächsten. So wird es wahr: „Du sendest Deinen Geist aus und erneuerst das Antlitz der Erde.“ (Ps 104,30) Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Angenommen, Corona wäre vorbei 2 Petr 3,12-15a.17-18

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later Jun 1, 2020 2:01


Angenommen, in einigen Wochen wäre Corona vorüber. Und angenommen, es wäre nicht nur Corona vorüber, sondern überhaupt die Zeit der Krankheiten, der gegenseitigen Verletzungen, des Bangens um die eigene und die Zukunft unserer Lieben. Angenommen, die Zeit der Überforderung an Verantwortung und Lebenslast wäre vorüber, die Zeit des Sterbenmüssens und der Trauer über die Toten. Und angenommen, es wäre nicht nur die Zeit vorüber, sondern die Welt verginge, in der all‘ das zum Leben dazugehört. Und angenommen, es stünde die Begegnung an mit Einem, der uns diese alte Welt von den Schultern und Herzen nimmt und uns ein neues Leben schenkt. Ein Leben, in dem das erste nicht vergeblich war. Ein Leben, in dem unsere Wunden geheilt, und unsere Schulden von diesem Einem bezahlt und vergeben sind. Ein Leben, in dem uns die Angst genommen, die Saat unserer Mühen aufgegangen und alle Vergeblichkeit vergessen ist. Ein Leben, in dem wir einander, uns selbst und den Schenker dieses Lebens so erkennen würden, wie wir und Er sind. Und schließlich angenommen, Er würde uns fragen, was wir mit unserem Leben gemacht, einander angetan oder vorenthalten haben, und was von dem, worunter wir gelitten und worüber wir uns beklagt haben, unsere eigene Schuld war. Und wie das jetzt werden soll mit uns, den Anderen und Ihm… Nur mal angenommen, so käme es. Ungefähr, dann, wenn Corona vorbei ist. Für den Fall hat der 2. Petrusbrief heute drei wichtige Ratschläge: Hofft und helft, dass das bald passiert. Seht zu, dass ihr unbescholten und im Frieden gefunden werdet. Und denkt dran, dass die Zeit der Geduld des Vollenders und Bringers Eures Lebens Eure Rettung war. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Im Hausarrest ungehindert Apg 28,16-20.30-31

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 29, 2020 1:59


„Ungehindert“. Mit diesem Wort endet die Apostelgeschichte. Und das trotz hinderlicher Bedingungen. Paulus ist in Rom und steht unter Hausarrest (custodia libera). Andererseits kann er Gäste empfangen und mit ihnen sprechen. „Ungehindert“ meint nicht, dass die äußeren Umstände oder Bedingungen ideal gewesen wären. Paulus steht unter leichtem Arrest. Er wartet auf seinen Prozess vor dem Kaiser. Aber abgesehen davon kann er ungehindert das Evangelium verkünden, indem er „von morgens bis abends das Reich Gottes „erklärte und bezeugte“ (V. 23) „Ungehindert“ bedeutet erstens, dass ihm das Wort nicht verboten wurde. Er kann frei reden – ohne Zensur, ohne Denunziation, ohne Repressalien. „Ungehindert“ wird zweitens auch im Sinne von „uneingeschränkt“ verstanden. Es geht nicht um Zweitwichtiges, nicht um Spezialfragen oder Sonderprobleme. Es geht um das Große und Ganze. Um die existentiellen Fragen, von denen gestern die Rede war. „Ungehindert“ heißt schließlich drittens, dass Paulus sich nicht selbst im Weg stand. Er sprach „mit allem Freimut“ und ohne von Eitelkeit, Ängstlichkeit oder falschen Rücksichten gesteuert zu werden. Die Apostelgeschichte endet nüchtern und realistisch. Die Kirche lebt unter den Bedingungen der wirklichen Welt. Aber innerhalb derer ist sie „ungehindert“. Morgen ist Pfingsten. Wenn wir um die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes bitten, dann sollten wir nicht zuerst darum bitten, dass die Welt sich ändere. Sondern darum, dass wir „enthindert“ werden und uns „enthindern“ lassen, damit in der wirklichen Welt die Liebe Gottes aus dem Hausarrest ihren Weg zu den Menschen findet. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Streit um elementare Peanuts Apg 25,13-21

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 28, 2020 1:51


Die Anklage gegen Paulus beim römischen Statthalter ist für diesen enttäuschend: Die Streitfragen um „einen gewissen Jesus […], der gestorben ist, von dem Paulus aber behauptet, er lebe“, interessieren ihn nicht. Für einen römischen Staatsbeamten ist das in Ordnung. Problematisch wird es, wenn Christen Grundfragen des Glaubens für Nebensächlichkeiten halten, andere wichtige Fragen aber für überlebensrelevant. Das sind für die einen Fragen der Sexualmoral für andere sind es die Zulassungsbedingungen zur Ordination, für die einen der gesellschaftliche Einfluss der Kirche, für andere das wirtschaftliche Wachstum der kirchlichen Werke. „Wollen sie sagen“, wird man in solchen Momenten von notorischen Bewahrern oder Erneuerern oft gefragt, „dass diese ‚anderen Fragen‘ nicht wichtig seien?“ Nein, das will ich nicht sagen! Ich will sagen, dass die Existenzfrage der Kirche die ist: Wer und wie ist Gott in Christus für uns und wer und wie sind wir mit Christus für Gott? Das scheint mir auch die existentielle (und oft unbeantwortete) Frage der Menschen an die Kirche zu sein. Mit Menschen, mit denen ich mir einig bin, wer Christus für uns ist, und mit denen zusammen ich zu ihm beten kann, kann ich glaubwürdig, versöhnlich und gelassen streiten und ertragen, dass wir selbst in wichtigen Fragen unterschiedlicher Meinung sind. Wenn die Streitfragen um „einen gewissen Jesus […], der gestorben ist, von dem Paulus aber behauptet, er lebe“ uns Christen genauso wenig interessieren wie den Statthalter Festus, dann müssen wir uns auch nicht wundern, wenn die Leute uns Christen auch nur noch wegen unserer Skandale interessant finden. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Wegen Hoffnung vor Gericht Apg 22,30; 23,6-11

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 27, 2020 1:55


Hoffnung ist in Deutschland nicht strafbar. Wegen der jedoch ist Paulus angeklagt: „Wegen der Hoffnung und wegen der Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht.“ In Auseinandersetzungen um Glaubensinhalte hatte sich der römische Staat zunächst für unzuständig erklärt. Später jedoch wird ihn die Hoffnung der Christen „brennend“ interessieren: Von welchen Voraussetzungen, auf welchem Fundament und auf welches Ziel hin lebt der Mensch? Paulus weiß, dass wie er auch ein Teil seiner Ankläger die Auferstehung der Toten erhofft. Es ist gut, nach denen zu suchen, die eine ähnliche Hoffnung haben wie wir. Mit ihnen kann es eine gemeinsame Perspektive geben. Und mitunter läuft im Streit um die Hoffnung die tiefere Bruchlinie gar nicht zwischen Klägern und Angeklagten, sondern mitten durch die Kläger hindurch. Tiefer wird der „christliche Dissens“ bei der Frage, worauf wir unsere Hoffnung setzen und worauf nicht. Christen setzen ihre Hoffnung nicht auf menschliches Können, dem gegebenenfalls die göttliche Gnade nachhilft. Sie hoffen andersherum auf die Gnade Gottes, mit der der Mensch zusammenwirken darf. Die christliche Hoffnung wartet auch nicht auf ein ausstehendes glückliches Schicksal. Sie gilt dem, was schon angefangen hat. Sie hofft auf den Auferstandenen, auf sein angebrochenes Reich und die begonnene Erlösung der Welt. Bis heute schließlich werden Christen angeklagt, dass sie ihre Hoffnung nicht auf den römischen „göttlichen Kaiser“, den „von der Vorsehung gesandten Führer“ oder den allzuständigen Staat setzen, sondern auf die Macht jener Liebe, die im Sterben die Herrschaft des Todes bricht. Fra' Georg Lengerke

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Gebunden durch den Geist Apg 20,17-27

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 25, 2020 2:02


Worum bittet Ihr, wenn Ihr um den Heiligen Geist bittet? Um Erkenntnis? Und wollt Ihr wirklich das ganze Ausmaß von Leid und Verwirrung in und um Euch sehen? Um Rat? Und seid Ihr wirklich bereit, zu gehen, wohin Euch die Macht Gottes führt? Um Fürsprache? Oder besteht Ihr nicht eigentlich darauf, für Euch selbst zu sprechen? Kann es sein, dass die meisten von uns weniger um den Heiligen Geist, als um seine Früchte beten: um „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte und Treue“ (Gal 5,22)? Und beten wir nicht darum, dass auch die Welt um uns herum so sei? Nun ist sie aber nicht so. Stattdessen ist sie (zumindest auch) geprägt von Hass, Traurigkeit, Krieg, Ungeduld, Garstigkeit, Geiz und Launenhaftigkeit. Und das zeigt sich besonders dort, wo die Liebe Gottes in die Welt kommt und auf die Welt trifft. Beim Abschied von den Ältesten von Ephesus spricht Paulus sehr nüchtern vom Heiligen Geist. Paulus wird vom Geist nicht in Freude und Trost geführt, sondern er zieht, „gebunden durch den Geist, nach Jerusalem“. Und was ihm der Geist auf dem Weg immer wieder sagt, ist, „dass Fesseln und Drangsale auf [ihn] warten“. Paulus wird vom Heiligen Geist auf einen Weg des Leidens geführt. „Ich will“, sagt Paulus, „mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen.“ Denn Leben oder Gesundheit sind nicht ihr eigener Zweck. Zweck und Ziel sind der Auftrag Jesu, „das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen.“ Wo diese neue Ordnung hergestellt ist, wo jemand – empfänglich für das Wirken des Hl. Geistes – den Zweck seines Lebens erkennt und erfüllt, dort werden – auch im Leiden – die Früchte des Geistes überreich sein. Fra' Georg Lengerke

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Schlechter Rat ist teurer Apg 1,12–14

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 23, 2020 1:51


Mit dem Corona-Virus kam die Stunde der Besserwisser. Je komplizierter Sachverhalte werden, umso inflationärer wird schlechter und umso teurer wird guter Rat. Die Empfänglichkeit für schlechten Rat wächst mit dem Leiden an der Ratlosigkeit. Ich leide lieber an Ratlosigkeit, als dass ich schlechten Rat annehme. Denn am Ende kommt schlechter Rat teurer. Einen guten Rat für Krisenzeiten gibt uns heute die Apostelgeschichte. Nach der Himmelfahrt Jesu gehen die Jünger wieder nach Jerusalem, kehren in das Obergemach zurück, „blieben dort ständig“ und „verharrten einmütig im Gebet“. „Bleibt“, „seid einmütig“ und „betet“ – das war für uns in der „Kommende junger Malteser“ in München seit dem 16. März ein guter Rat. Die Tatsache, dass wir unter dem Dach zwei benachbarte Wohnungen mit einer Kapelle bewohnen, hatte uns schon zu Beginn an das „Obergemach“ erinnert. Während des Lockdowns haben wir zu fünft täglich morgens und abends gebetet und die Hl. Messe gefeiert. An letzterer haben wir nach Möglichkeit anderen durch das „Fenster“ einer Liveübertragung Anteil gegeben. In diesen Wochen treiben mich drei Fragen um: Haben wir erstens genügend dafür geworben und darum gerungen, dass wir miteinander beten dürfen? Wurden zweitens die staatlich erlaubten Möglichkeiten gemeinsamen Betens eigentlich ausgeschöpft oder waren wir „staatlicher als der Staat“? Und schließlich vor allem drittens: Wollen wir Christen das eigentlich: „einmütig betend“ zusammenbleiben? Die Kirche im Anfang wollte das. Aber nicht genötigt durch eine Ausgangssperre. Sondern in Erwartung der verheißenen Kraft Gottes für die Sendung in die Welt. Fra' Georg Lengerke

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Nachhilfe bei Eheleuten Apg 18,23-28

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 23, 2020 2:02


Es gibt Menschen, die kennen sich in einer bestimmten Materie aus, die aber nur wenig Folgen für ihr Leben hat. Von Apollos heißt es heute, er sei redebegabt und kenne die Schrift, er wisse, wie Christsein („der Weg des Herrn“) geht und wer Jesus ist und dass er davon feurig reden könne. So weit so gut. „Doch er kannte nur die Taufe des Johannes“, erzählt Lukas. Er weiß, dass es Umkehr braucht, um den Weg Jesu zu gehen. Er weiß, was er tun muss. Aber er weiß offenbar noch nicht, was Jesus an ihm in der Taufe tut und was es heißt, durch die Taufe in die erkennbare Liebe Jesu zu allen Menschen hineingenommen zu werden. Apollos braucht Nachhilfe. Und die bekommt er von einem Ehepaar, Priszilla und Aquila, die schon länger Freunde und Mitarbeiter des Paulus sind. Von einer Familie des Apollos hören wir nichts. Die Beschreibung seines Wirkens klingt eher, als wäre er wie Paulus ganz verfügbar für die Verkündigung des Evangeliums und den Gemeindeaufbau unterwegs gewesen. Die Nachhilfe bei Priszilla und Aquila erinnert mich an das wechselseitige Zeugnis, dass Verheiratete und zölibatär Lebende in der Kirche einander geben sollen. In der Ehe werden Mann und Frau zum Sakrament der Liebe Gottes füreinander und miteinander für die Menschen um sie herum. In der Ehelosigkeit „um des Himmelreiches Willen“ Mt 12,19) werden manche in einer Weise von Gott in Anspruch genommen, dass sie sich unter den Menschen mit ihnen zum Himmel ausstrecken. Die Eheleute bezeugen den Ehelosen die Liebe des Himmels zur Erde, damit auch die Ehelosen mit dem Himmel die Erde lieben. Die Ehelosen bezeugen den Eheleuten die Liebe der Erde zum Himmel, damit die Eheleute mit der Erde den Himmel lieben. Fra' Georg Lengerke

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Verborgene Verbündete Apg 18,9-18

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 21, 2020 2:02


Die Stadt Korinth muss für Paulus ein Angang gewesen sein. Die nächtliche Stimme wird ihm nicht grundlos gesagt haben: „Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“ Die Stimme widerspricht zwei Versuchungen der Christen bis heute: Zu glauben, das Evangelium würde heute draußen keinen mehr interessieren. Wir sollten daher daraus eine mehrheitsfähige Botschaft der Menschlichkeit jenseits von Offenbarung, Dogma und Bekenntnis machen. Oder zu meinen, die Leute seien eben dumm oder böse, und deshalb bleibe man besser unter sich. Die würden dann schon merken, was sie davon haben. Es gibt viele Christen, denen sind die verborgenen Verbündeten der Kirche unheimlich. Gemeint sind nicht nur die anständigen Leute, die nichts gegen die Kirche haben und das Gute wollen. Sondern die unerkannten Mystiker, die eine Erfahrung gemacht haben, die ein Geheimnis mit Gott im Herzen tragen, über das sie nicht sprechen können, nicht sprechen wollen, oder zu sprechen nie die Gelegenheit hatten. Zu meinem Volk gehören mehr als Du denkst, sagt die Stimme. Menschen, mit denen ich - wie mit Dir - schon Wege begonnen habe, die zu einem gemeinsamen werden sollen. Zeig mir in meiner Stadt Dein verborgenes Volk, Herr: die Menschen, die nach Deiner Art lieben, die sich nicht trauen, sich zu Dir zu bekennen, die die Würde jedes Menschen verteidigen, von seiner Zeugung bis zu seinem natürlichen Tod, die leiden an der Ungerechtigkeit der Welt, an der Unergründlichkeit des Leidens und an der Müdigkeit der ihnen fremden Kirche und draußen vor ihren Türen auf ihr Erwachen warten. Amen. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Einander genommen und gegeben werden Apg 1,1-11

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Play Episode Listen Later May 21, 2020 2:04


Die alte Dame hatte mich gebeten, sie die letzte Wegstrecke zu begleiten. Es sollten uns vier Wochen bleiben. Sie war hellwach bis zum Schluss. Wir sprachen über Vergebung, Abschied und Heimweh und darüber, was es heißt, das Zeitliche zu segnen. In ihren letzten Tagen dann eine kleine „heilige Meinungsverschiedenheit“. Ihre Enkel wollten von ihr Abschied nehmen, und von ihr – nachdem Corona ihr nun wirklich nichts mehr anhaben konnte – gesegnet werden. Behutsam habe ich bei ihr für dieses Anliegen geworben. Sie fühlte sich den Enkeln nahe. Diesen Gedanken jedoch fand sie pathetisch und irgendwie „bürgerlich“. Sie wollte wohl auch von den Kindern nicht mehr so gesehen werden. Vor allem aber wollte sie keinen großen Bahnhof und keine Rührung mehr am Sterbebett. Dann sagte sie: „Näher können wir einander hier nicht mehr kommen. Aber näher werden wir einander aus der Vollendung sein.“ Darum geht es an Christi Himmelfahrt. Näher kann Jesus den Menschen irdisch nicht mehr kommen. Er muss den Jüngern, ihren Blicken, ihren Gewohnheiten und der beginnenden nachösterlichen Routine genommen werden, um ihnen neu gegeben werden zu können. Und zwar so, dass er nicht mehr nur noch den Jüngern, sondern mit ihnen allen Menschen gegeben wird. Noch schauen die Jünger dem Herrn in den Himmel nach. Bald werden sie lernen, nach ihm aus zu schauen, wie er durch alles Irdische hindurch da sein wird für sie und mit ihnen für alle Menschen. Noch schauen wir der alten Freundin nach. Bald werden wir aus schauen nach ihr, wie sie zusammen mit dem erhöhten Herrn von Zuhause aus für uns da sein wird. Fra' Georg Lengerke

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Mach, was geht Apg 16,1-10

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 15, 2020 2:06


Wir waren an diesem Wochenende mit großen Plänen zusammengekommen. Es ging um einen neuen Weg mit den Maltesern. Etwas, was es so bei uns noch nicht gab. Wir wollten es besser machen, als es woanders versucht worden war. Aber irgendwie wollte es nicht weitergehen. Und dann kam wie heute am Samstag diese Lesung: Paulus reist mit Gefährten durch Kleinasien. Verschiedene Missionspläne werden verhindert. Die Reise in die „Provinz Asien“ wurde „ihnen […] vom Heiligen Geist verwehrt“. Bithynien erreichten sie nicht, denn „auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht“. Worin diese Hinderung bestand, wissen wir nicht. Es ging einfach nicht. Das ist eine nur scheinbar selbstverständliche Lektion im geistlichen Leben: Gott will von uns nur, was geht. Einige Menschen empört dieser Satz. Manche deshalb, weil sie „was schön wäre“ mit dem verwechseln, „was geboten ist“. Andere glauben, ich hätte gesagt, Gott wolle nur, „was leicht geht“. Habe ich nicht. Manchmal ist es schwer. Aber möglich muss es sein. Die Kunst menschlichen Handelns besteht nämlich nicht darin, das Unmögliche möglich sondern das Mögliche wirklich zu machen. Nach Asien und Bithynien zu reisen war Paulus unmöglich. Daraufhin kam der Ruf nach Mazedonien: „Komm und hilf uns!“ Und dieser Schritt war der entscheidende Überschritt, mit dem das Evangelium nach Europa kam. Das Wochenende ist viele Jahre her. Bald danach haben wir die Pläne ad acta gelegt. Es fanden sich für uns andere, bessere Wege. Manchmal führt uns Gott durch Hindernisse zum Ziel. Schaut mal zurück. Gab es nicht Hindernisse zu Zielen, die nicht erreicht zu haben Ihr heute von Herzen dankbar seid? Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Ein Brief, der mich freute Apg 15,22-31

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 14, 2020 2:07


Soll die Kirche Jesu Christi eine innerjüdische Gruppe bleiben oder eine die Welt umspannende Gemeinschaft werden? Es gibt heftigen Streit. Am Ende treffen „die Apostel und die Ältesten“ in Jerusalem eine einmütige Entscheidung und schicken einen Brief nach Antiochien. Die Adressaten freuen sich. Warum? 1. Der Brief wird geschrieben von Menschen, die hart miteinander gerungen haben. Zugleich hören sie aufeinander und auf den Heiligen Geist. Dann heißt es am Ende: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen…“ 2. Eine negativ formulierte Nachricht kann unter Umständen erfreulicher als eine positiv formulierte sein. Denn die negative legt mich nicht auf etwas fest, was gilt, sondern sagt mir, was nicht gilt (hier: Beschneidung und Gesetz). So hält es den ganzen verbleibenden Raum der Freiheit offen. 3. Zum Glauben an Christus führt nicht ein langer Weg zu erfüllender Regeln und Kriterien. Der Weg zu Gott kurz ist geworden, weil Gott uns auf ihm entgegengekommen ist, um den langen Weg mit uns zu gehen. 4. Der Brief schildert das Minimum des gemeinsamen rituellen Rahmens von Juden und Heiden. Damit verbindet er die polarisierten Lager in dem Raum, in dem die neue Gemeinde wachsen kann. Das funktioniert, weil sich aus beiden Lagern genügend Leute darüber einig sind, wer Jesus für sie ist und wer sie für Jesus sind. 5. Der Brief wird überbracht und mündlich erläutert von Zeugen, von Christen, „die ihr Leben für Christus eingesetzt haben“, die mit ihrem Leben für das Wort und das Wirken Jesu Christi bürgen. Von solchen Leuten würde auch ich mir was sagen lassen. Über einen solchen Brief würde auch ich mich freuen. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Mein Konzil der Apostel Apg 15,7-20

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 13, 2020 2:03


Gestern fiel mir wieder mal ziemlich lange nichts ein, was sich für den BetDenkzettel geeignet hätte. Das ist immer etwas schweißtreibend, weil die vorgesehene Schreibzeit ja irgendwann vorbei ist und der Rest des Lebens weitergehen muss. Abends – nach der Heiligen Messe und vor einer kleinen Feier mit den Mitbewohnern – fiel mir dann die Falle auf, in die ich wieder einmal getappt war: Ich wollte aus der Lesung vom Apostelkonzil mal wieder grundsätzliche Schlüsse für die Kirche hierzulande und überhaupt ziehen. Manchmal soll man das auch tun – wenn man sich sicher ist. Aber vorher stellt sich immer die Frage, was die Schrift denn mir sagt, wenn ich über sie denke und bete und sie so hoffentlich verstehe. Die Apostel ringen darum, ob die Heiden Juden werden und das mosaische Gesetz halten müssen, um damit auch Christen werden zu können. Sie erzählen einander, wie die Heiden, bevor sie zum Volk Gottes gehörten, schon das Evangelium angenommen hatten und wie sich in ihren Worten und Taten das Wirken des Hl. Geistes zeigte. Die Hinkehr der nunmehr Getauften zu Gott in Jesus Christus war für die Apostel Grund genug, die Heidenchristen nur auf jene Regeln zu verpflichten, die für die „Fremden“ in jüdischen Gemeinden ohnehin galten (Lev 18,-18). Wecke in mir, Herr, die Sehnsucht der Apostel nach den fremden Geschwistern, den Mut der Apostel zu Deinem Wort an die Fremden das Staunen der Apostel über Deine Geistkraft in den Fremden, die Freude der Apostel am Zeugnis der Fremden. Und öffne mein Herz für das, was Du bei ihnen bereits begonnen, und unter uns zu wirken seit langem schon kaum noch erwarten kannst. Amen. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Erpressung mit Himmel oder Erde Apg 15,1-6

BetDenkZettel

Play Episode Listen Later May 12, 2020 1:54


Wenn nichts mehr geht, wird auch in der Kirche die Versuchung zur Erpressung schier übermächtig. Früher konnte man die Christen mit dem Himmel erpressen, in den sie nicht kommen, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. Heute kann man die Christen mit der Welt erpressen, in der sie nichts mehr zu sagen haben, wenn sie nicht profitabel wirtschaften und mehrheitsfähige Positionen vertreten. „Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden.“ Zugegeben, die Ermahnung an die Heidenchristen, sich beschneiden zu lassen und zuerst Juden zu werden, um auch Christen sein zu können, war keine Erpressung im eigentlichen Sinn. Aber sie war doch eine vorschnelle Festlegung auf eine Bedingung, über die in der Urkirche erst noch zu entscheiden war. Dass unser Leben Bedingungen hat, bringt unsere Freiheit mit sich. Wenn ich mich nicht halte, stürze ich. Wenn ich nicht esse, verhungere ich. Wenn ich mich nicht operieren lasse, sterbe ich. Selbst Gottes bedingungslose Liebe stellt sich der Bedingung, von mir angenommen zu werden. Die Beschneidung und die Einhaltung des mosaischen Gesetzes war und ist für die Juden heiliges Zeichen und Bedingung des Bundes mit Gott. Der Urkirche ging es nun darum, dass an die Stelle des Gesetzes nun die Gemeinschaft mit Jesus Christus tritt, die diesen Bund allen Menschen, die ihn wollen, eröffnet. Wenn das Kommen des Menschgewordenen zu allen Menschen und das Kommen aller Menschen zum Menschgewordenen das Kriterium wäre, um das es uns heute in der Kirche vor allem ginge, dann wären wir Christen sehr viel weniger leicht zu erpressen – weder mit dem Himmel, noch mit der Erde. Fra' Georg Lengerke

BetDenkZettel
Sein wo Du bist Joh 14,1-12

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Play Episode Listen Later May 9, 2020 2:06


Im christlichen Glauben geht es um einen „heiligen Tausch“. Gott wird ein Mensch, damit wir Menschen zu Gott kommen. Der Menschgewordene nimmt uns, was uns von Gott tödlich trennt, und gibt uns dafür schon auf Erden Anteil an seinem Leben. Gott lebt das Leben der Menschen, damit wir Menschen Gottes Leben leben. Jeden Tag versuche ich das herunterzubrechen auf mein Leben, auf mein Sehen, Urteilen und Handeln, auf die Liebe zu meinen Nächsten und ihre Liebe zu mir. In allem will Jesus Christus bei mir sein, damit ich bei ihm bin. Er macht sich selbst und die Gemeinschaft mit ihm zu dem Weg, auf dem sich die Wahrheit zeigt und der ins Leben führt. Du hast versprochen, Herr, dort zu sein, wo ich bin, damit ich sein kann, wo ich bin, damit ich kommen kann, wohin ich soll, damit ich werden kann, wer ich bin. Du hast versprochen, Herr, dort zu sein, wo ich bin: in Kraft und Schwachheit, in Glück und Unglück, im Licht und in der Finsternis, die uns Dir zu nehmen scheint; in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit (und Du hast versprochen, dass der Tod uns nicht scheidet). Schenke mir, Herr, dass ich dort bin, wo Du bist: schon hier, wo nach Dir gerufen wird, wo von Dir zu reden ist, wo Du den Nächsten nicht ohne mich lieben willst; und einmal dort, wo das Haus mit den vielen Wohnungen offen steht, wo die Liebe gesiegt hat, wo die Freude vollkommen ist und wir einander sehen, wie wir sind – angesichts Deiner. Amen. Fra' Georg Lengerke

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Die Langeweile der Insider und die Freude der Outsider Apg 13,44-52

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Play Episode Listen Later May 8, 2020 1:56


Die Vertreibung von Paulus und Barnabas aus Pisidien beschreibt einen Wendepunkt in der frühen Kirche. Sie markiert einerseits den Aufbruch zu den Heiden und andererseits den Abbruch mit den Juden. Der ursprüngliche Gedanke der Kirche aus Juden und Heiden, in der alle Völker Anteil an dem einen Volk Gottes bekommen, tritt zurück. Aus einer Kirche aus Juden und Heiden wird eine Kirche aus Heiden statt Juden. Dieser Bruch ist eine Wunde bis heute. Gegenwärtig besteht eine ähnliche Gefahr. Es gibt in der Kirche die, denen das Evangelium anvertraut und scheinbar egal ist. Und es gibt inner- und außerhalb der Kirche jene, die nach dem Evangelium und dem „christlichen Unterschied“ fragen und keine Antwort bekommen. Viele kehren der Kirche heute ja nicht etwa deshalb den Rücken, weil sie scheinbar weltfremd aus den Quellen des Ursprungs lebt und in Wort und Tat ein störendes Zeugnis für die Würde des Menschen gäbe. Sondern deshalb, weil sie in ihr statt einer relevanten Verkündigung und einer zeugnishaften Lebensform oft nur eine traditionelle Vereinsmeierei oder die Unternehmenskultur eines Sozialkonzerns vorfinden. Ein Bruch wie der zwischen Juden und Heiden in der Kirche des Anfangs lässt sich zwischen Insidern und Outsidern heute nur dann vermeiden, wenn sich in der Kirche genügend Mutige finden, die nach den fragenden Outsidern suchen, die sich über das Evangelium freuen würden. Wenn die dazu Bereiten nicht wie Paulus und Barnabas aus der Kirche vertrieben werden, dann besteht auch für die gelangweilten Insider eine Chance, sich dank der Fremden wieder an Gott freuen zu können. Fra' Georg Lengerke

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Das verwirrte Herz Joh 14,1-6

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Play Episode Listen Later May 7, 2020 1:55


„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“, beginnt Jesus das Gespräch mit den Jüngern heute. Sie müssen ja verwirrt gewesen sein: von der Ankündigung des Sterbens Jesu, von der Ansage ihres Verrats und von der Sorge, ihr Leben vertan zu haben. Thomas bringt die Verwirrung auf den Punkt: Wir kennen den Weg nicht. Das sagen die Klügeren heute auch, wenn ausgewiesene Nichtfachleute den Weg allzu genau zu kennen meinen. Das sind sowohl die, die Covid 19 für eine bessere Grippe und Ausgangsbeschränkungen für das Ergebnis einer Verschwörung halten. Das sind aber auch die, die in jedem unverhüllten Gesicht eine Todesgefahr sehen und darauf bestehen, vor jedem gesundheitlichem Risiko geschützt zu werden. Entscheidend ist, sagt Jesus, dass „ihr dort seid, wo ich bin.“ „Wir wissen nicht, wohin Du gehst“, erwidert Thomas. In aller Verwirrung gibt es drei Bezugspunkte, an denen wir dort sind, wo er ist: Erstens dort, wo uns jetzt die Liebe braucht, weil Er mit uns lieben will. Zweitens dort, wo unser jeweils Nächster ist, um dessentwillen Er gestorben ist. Und drittens „im Haus Seines Vaters“, wohin wir mit ihm und einander unterwegs sind. Damit ist schon mal der Raum unserer Wege in der Pandemie umrissen. Sie verlaufen irgendwo zwischen erstens dem Recht, meine eigene Gesundheit um der Liebe willen zu riskieren, und zweitens der Pflicht, die Gesundheit meines Nächsten nicht leichtfertig zu gefährden. Und drittens schließlich ist aller Wege Ziel das Haus mit den vielen Wohnungen, zu dem wir mit ihm unterwegs sind. Dort hat der Tod und seine Angst keine Macht mehr über unser entwirrtes Herz. Fra' Georg Lengerke

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Bedingungen für Wachstum Apg 12,24-13,5

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Play Episode Listen Later May 5, 2020 2:02


Es klingt hierzulande ein wenig wie aus einer anderen Welt: „In jenen Tagen wuchs das Wort des Herrn und breitete sich aus.“ Dabei geschieht in anderen Teilen der Welt genau das. Die Bedingungen mögen dort anders sein. Aber einige Bedingungen sind ja auch von uns selbst gestellt, sind hinderlich und änderbar. Dazu gibt uns die heutige Lesung ein paar Hinweise im Kleinen. Es gibt in Antiochia „Propheten und Lehrer“. Darunter sollten wir uns weder festgeschriebene Rollen noch Verkündigungsgiganten vorstellen. Sondern einfach sehr verschiedene Leute, die von Gott etwas erkennen, zu sagen haben und vermitteln können. Die gibt es. Auch unter uns. Die sind aber nur wirksam unter Leuten, die die geistlichen Gaben anderer wertschätzen und sich etwas sagen lassen und sich dabei beschenkt und nicht minderwertig wissen. In Antiochia hört die Gemeinde auf den Heiligen Geist. Wie genau der vernommen wird, bleibt offen. Aber ihn zu vernehmen gehört zu den wertzuschätzenden Gaben. Das funktioniert allerdings nur, wenn jeder(!) darauf verzichtet, ihn zur Stimme des jeweils eigenen Lagers zu erklären. Die Gemeinde fastet und betet. Sie betet mit dem Leib. Sie nimmt sich zurück, um Gott Raum und Stimme zu geben. Sie glaubt, dass Gott vor allem auch in der Heiligen Liturgie spricht und wirkt und sich seine Leute formt. Einige werden „ausgesondert“, mit dem Auftrag zu verkündigen, Gemeinden zu gründen und zu leiten. Aussonderung und Sendung ist nicht Diskriminierung der nicht Gesendeten, sondern Dienst am Wort Gottes und den Anderen, der alles kosten darf. Sie ist Antwort auf die Gabe Gottes und Mitwirkung aller mit dem Heiligen Geist. Fra' Georg Lengerke

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Zum ersten Mal „Christen“ Apg 11,19-26

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Play Episode Listen Later May 4, 2020 2:04


„In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen.“ (Apg 11,26) Was ein „Christ“ sei, darum wird seit 2000 Jahren gerungen. Zwei Denkanstöße aus dem Ringen des vergangenen Jahrhunderts sollen hier genügen. Dem bekennenden Christen, der in einer erkennbaren Beziehung zu Jesus Christus lebt, wurde der „anonyme Christ“ zur Seite gestellt. Wo immer einer selbstvergessen liebt, liebt er mit Christus. Und ohne Gott kann keiner lieben. Allerdings macht solches Handeln die Liebe Gottes zwar erfahrbar aber noch nicht erkennbar. Daher kann die Definition des Christen als ein Liebender nicht erschöpfend sein. Der christliche Glaube ist mehr als eine Moral. Den Christen kennzeichnet nicht seine eigene Gutheit, sondern sein Glaube an und sein Bekenntnis zu der Gutheit Gottes, die sich in Jesus Christus unübertroffen geoffenbart hat. In Antiochien ist „christianos“ ein Synonym für „Jünger“. Einer also, der an Jesus glaubt, ihn kennt und liebt, ihm vertraut, mit ihm handelt und sich zu ihm bekennt. Anverwandt sind den Jüngern alle, die wie Christus lieben und so die Liebe Gottes unerkannt verwirklichen. Und es kann sein, dass in der Gemeinde sich welche der Liebe Christi verweigern und außerhalb der Gemeinde sich welche ihr zur Verfügung stellen. Anverwandt sind den Christen schließlich alle Menschen, weil sich Christus in seiner Menschwerdung mit allen Menschen verbunden hat. Es kann also sein, dass sich ein Mensch durch seine bösen Taten oder Worte von Christus trennt. Christus aber trennt sich nicht von ihm. Uns aber, Gott, lass in Wort und Tat Deinem Sohn immer ähnlicher werden, nach dem wir seit Antiochia Christen heißen. Amen. Fra' Georg Lengerke

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Der Hingucker 1 Petr 2,20b–25

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Play Episode Listen Later May 2, 2020 2:02


Ein Hingucker ist etwas, was meine Blicke auf sich zieht und mich hingucken lässt. Mal zu meinem Nutzen und mal zu meinem Leidwesen. Ein Hingucker kann aber auch jemand sein, der hinguckt. Sei es befugt und aus Sorge, sei es schamlos und aus Neugier. Einer, der hinguckt, ist auf Griechisch ein „epi-skopos“. Daher kommt das deutsche Wort „Bischof“. Bisher hieß es in der heutigen Lesung, Jesus sei der „Hirte und Bischof“ unserer Seelen. Das war vielleicht missverständlich. In der Revision heißt es nun, er sei der „Hirte und Hüter“ unserer Seelen. Das ist er sicher auch. Aber „episkopos“ heißt nun wirklich nicht „Hüter“. Wahrscheinlich sollten wir uns Jesus nicht zu sehr wie einen Bischof vorstellen. Stattdessen sollten wir uns einen Bischof mehr wie Jesus vorstellen, der der „episkopos unserer Seelen“ ist. Solch ein „episkopos“ ist kein Hingucker, der den Blick und das Ansehen der Leute sucht. Sondern ein Hingucker, bei dem die Blicke derer bleiben, die nach dem Zeugnis der Apostel suchen. Solch ein „episkopos“ ist kein Hingucker, den man für den Aufseher der Seinen hält. („Aufseher“ klingt im Deutschen einfach zu sehr nach „Lager“). Er darf auch kein Weggucker sein. Sondern ein Hinseher und ein Nachseher (und Nachgeher) für die, deren Seelen seiner Sorge anvertraut sind. Bewahre mich, Herr, vor den Hinguckern, die meinen Blick fangen und mich sehen machen wollen, was nicht wahr ist oder mich nichts angeht. Herr, schenke uns Hingucker, die nach denen sehen (und denen nachsehen), die ihnen anvertraut wurden, und deren Blick dem Deinen gleicht. Du schaust mich an und ich schaue Dich an. Du bist der Hirt und der Hingucker meiner Seele. Amen. Fra' Georg Lengerke

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The road to Damascus Apg 9,1-20

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Play Episode Listen Later Apr 30, 2020 2:02


„Have a Vision. Take the road to Damascus“ stand in großen Lettern auf dem Werbeplakat der syrischen Tourismusbehörde irgendwo vor der Hauptstadt. Na, schöne Werbung, dachte ich mir… Die Vision des Paulus war nun keine beglückende Schau. Es war eine erschreckende Erkenntnis und Ankündigung. Paulus hört, wen er an Stelle der Kirche eigentlich verfolgt hat und dass dieser Jesus ihm im Folgenden sagen wird, was er tun soll. Mehr über den zukünftigen Weg des Paulus hatte derweil Hananias, erfahren, der ihn später taufen wird: Paulus soll als „auserwähltes Werkzeug“ den Namen Jesu „vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen.“ Und dann: „Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss.“ Menschen sind bereit für alles Mögliche zu leiden: für Errungenschaften oder Erfolge, für einen geliebten Menschen oder einfach, weil sie nicht lügen, nicht stehlen, nicht die Ehe brechen oder unbescholtene Leute bleiben wollen. Die meisten Leute wissen genau, dass Leidlosigkeit nicht das höchste Gut ist. Mit denen wäre darüber zu reden, wofür sich zu leiden lohnt. Also doch: „Take the road to Damascus!“ Das ist kein schöner Ausflug in eine andere Welt. Es ist der Weg der Erkenntnis, dass auch das Gehen und Reden, das Lieben und Leben mit Jesus etwas – und vielleicht einmal alles – kosten darf. Bewahre uns davor, dass wir mit dem Schmerz auch das Leben vermeiden mit allem, wofür sich zu leben und zu leiden lohnt. Und lass nicht zu, guter Gott, dass die Angst vor dem Leiden mit Dir größer wird als die Liebe zu Dir. Sondern lass uns wachsen in der Freude an dem und der Vorfreude auf das, was aller Mühsal wert ist. Amen. Fra' Georg Lengerke

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Die Mitfahrverlegenheit Apg 8,26-40

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Play Episode Listen Later Apr 29, 2020 2:00


Die Begegnung des Philippus und des äthiopischen Hofbeamten ist eine „Mitfahrgelegenheit“ – auch für den Beamten. Denn der hat Fragen. Die apostolische „Mitfahrgelegenheit“ ist für viele in der Kirche zu einer „Mitfahrverlegenheit“ geworden. Die einen finden, die Kirche müsse sich mit den Menschen auf den Weg begeben, ohne nach Ziel und Richtung zu fragen oder gar über sie Auskunft geben zu wollen. Die anderen finden, die Leute sollten sich am besten einfach in den Wagen der Kirche setzen, wenn sie sicher sein wollten, ans Ziel des Lebens zu kommen. Diese werfen jenen Mitläufertum vor. Jene klagen diese der Vereinnahmung an. Philippus tut nichts von all dem. Er stellt die Frage, die den Kämmerer bereits umtreibt: „Verstehst du, was du liest?“ Der Gefragte ist ein „Gottesfürchtiger“, ein Heide, der – ohne zum Volk Gottes zu gehören – dennoch nach dem Gott Israels fragt: Von wem redet der Prophet? Von wem redet die Geschichte Israels? Von wem redet mein Leben? Philippus fährt nicht mit um des Mitfahrens willen. Sondern um nach der Frage des Anderen zu fragen – und um die Schrift und das Leben als Offenbarung Gottes deuten zu helfen. Die Gelegenheit der Wasserstelle wird für den Kämmerer zum Anlass, und er bittet um die Taufe. Hier wird die „Mitfahrgelegenheit“ zur „Mitabstiegsgelegenheit“ für Philippus. Hinab ins Wasser, in die Gemeinschaft mit Christus zu den Menschen hin. Wer nur mitfahren, aber nicht mitabsteigen will, muss sich nicht wundern, wenn er zum Mitläufer wird. Mein Vater hat mich im Aufbruch einmal auf die alte Lutherübersetzung von Vers 39 hingewiesen: Der Kämmerer „zog aber seine Straße fröhlich.“ Fra' Georg Lengerke

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Vom Ein- und Ausatmen der Kirche Apg 8,1b-8

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Play Episode Listen Later Apr 28, 2020 2:07


Ich bin in der Diaspora aufgewachsen. Für uns Kinder hieß das: wenige, vor allem ältere Katholiken unter vielen anderen Menschen. Es war nicht viel los. Irgendwie war schon damals etwas die Puste raus. „Diaspora“ gab es schon in der frühen Kirche. Die Kirche wird verfolgt und soll zerstört werden. Die Gläubigen zerstreuen sich (diesparesan) in Judäa und Samarien. Diese Zerstreuung (Diaspora) ist leidvoll. Sie bedeutet Verlust der Lebensgrundlagen und unsicheres Leben in der Fremde. Von den Zerstreuten wird jedoch gesagt, sie „zogen umher und verkündeten das Wort“. Diaspora bedeutet eigentlich die Ausstreuung der „Sporen“, also der Samenkörner, die auf die Erde fallen, um dort Wurzeln zu schlagen, zu keimen, zu wachsen und Frucht zu bringen. Wo die Auseinandergetriebenen Träger der Botschaft sind, wird die Aussaat zur Sendung. Wo sie nur überleben wollen, ist die Zerstreuung das Ende der Kirche. Damit Menschen in der Diaspora Träger der Botschaft sind, muss zur Sendung die Sammlung kommen. So wie der Körper das Ein- und Ausatmen braucht. Wo die Kirche gesammelt wird, wird sie zu jener Gemeinschaft aufgebaut, die den auferstandenen Herrn feiert und darstellt. Wo sie gesendet und ausgestreut wird unter die Leute, wird sein Wort und Wirken für die Menschen erkennbar und erfahrbar. Es braucht beides – wie beim Atmen. Wer nur ausatmet, dem geht die Puste aus. Du bist ein wenig kurzatmig geworden, liebe Mutter. Wo Du einatmest, finden wir einander und Sein Wort. Wo Du ausatmest, findet Sein Wort mit uns die Menschen. Immer schön weiteratmen, tief ein- und ausatmen. Solange Du atmest, Mutter, lebt die Welt. Fra' Georg Lengerke

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Der seelenverwandte Feind Apg 7,51-8,1a

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Play Episode Listen Later Apr 27, 2020 2:04


Während des Martyriums des hl. Stephanus, des ersten Blutzeugen der Kirche, betritt – zunächst als Randfigur – ein geradezu fanatischer Christenverfolger die Bühne. Später sollte aus ihm einer der streitbarsten Verkündiger des Evangeliums werden: Saulus, später Paulus aus Tarsus. Wir wissen nicht, welche Wirkung die Begegnung der beiden auf Saulus hatte. Beide waren jung, beide gebildet und begabt, beide begeistert und für Gott entbrannt – und beide auf das Erbittertste gegeneinander gestellt. Welche Spuren mögen die letzten Worte des Sterbenden – die Schau des erhöhten Christus und das Gebet für seine Mörder – in Paulus hinterlassen haben? Noch viel später wird er sich an diese Szene erinnern (Apg 22,20) Da behauptet einer, in einer Beziehung zu Jesus von Nazareth zu stehen, die bis vor das Angesicht Gottes reicht. Da erlebt einer seine letzten Minuten schon im Schauen und Angeschautwerden Gottes. Und da bittet einer sterbend darum, dass das auch mir geschenkt wird, obwohl mich der Hass gegen ihn schier verzehrt. „Saulus war mit dem Mord einverstanden“, heißt es zum Schluss. Das war keine emotionale Aufwallung. Das war eine Haltung. Das Zeugnis des seelenverwandten Feindes sollte noch eine Inkubationszeit brauchen, bis Paulus selbst dem Auferstandenen begegnet und ihm glaubt. Fulgentius von Ruspe (ca. 462-533) schreibt über Stephanus: „In der Kraft der Liebe besiegte er den grausam wütenden Saulus, und der ihn auf Erden verfolgte, durfte im Himmel sein Freund werden. […] Getötet durch die Steine des Paulus schritt Stephanus voraus, Paulus folgte. Sein Helfer war das Gebet des Stephanus.“ Fra' Georg Lengerke

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Springen wir jetzt Joh 21,1–14

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Play Episode Listen Later Apr 25, 2020 1:58


Es ist, als wollten Petrus und die anderen nach der Auferstehung Jesu ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen. Sie gehen fischen – und fangen nichts. Am Ufer der Fremde. Auf sein Wort ist das Netz voll. Wieder ist Johannes der schnellere: „Es ist der Herr!“ Was mag in den folgenden Sekunden in Petrus vorgegangen sein? Irgendwo hier hatte Jesus ihn am Anfang ja schon einmal das Netz auswerfen lassen. Die Netze waren voll und Petrus folgte ihm (Lk 5). Und irgendwo hier war er auf dem Wasser Jesus entgegengegangen, hatte den Mut verloren und war gesunken (Mt 14,30). Und sicher brannte ihm noch der letzte Blick Jesu in der Seele, nachdem Petrus geschworen hatte, ihn nicht zu kennen (Lk 22,61). Jetzt noch einmal neu mit ihm beginnen können. Jetzt nichts mehr besser wissen. Jetzt mein ganzes gebrochenes Leben geben können, ohne mir was vorzumachen… Und Petrus springt. Ich habe über diese Stelle meine erste Predigt als Diakon gehalten. Und seitdem kommt es mir vor, als wäre dieser Sprung der Akt des Glaubens schlechthin. Glauben heißt springen. Dem Anderen glauben, dass dort der göttliche Freund wartet. Ohne sicher sein zu können, dass er es ist. Ohne mich noch länger vorbereiten zu können. Ohne zu wissen, ob das andere Ufer nicht letztlich eine Täuschung ist. Glauben heißt nicht, im sicheren Boot den Herrn am jenseitigen Ufer betrachten. Glauben heißt, mich ihm Tag für Tag entgegenwerfen in die Wasser des Lebens. Die sind gefährlich und wunderbar, und nicht viele trauen sich hinein. Es gibt keine Garantie für Schmerzfreiheit oder Gesundheit oder fürs Überleben. Aber dort drüben wartet der Herr, um mit uns zu leben. Springen wir jetzt. Fra' Georg Lengerke

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Die gute Nachricht Mk 16,15-20

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Play Episode Listen Later Apr 24, 2020 2:11


Eigentlich ist bei der heutigen Lesung das Markusevangelium schon vorbei. Bei den ältesten Textzeugen fehlt sie. Am ursprünglichen Schluss – vor der heutigen Lesung – wäre die Botschaft fast an ein Ende gekommen. Die Zeugen des leeren Grabes „flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon, denn sie fürchteten sich.“ (Mk 16,8) Markus, dessen Fest die Kirche heute feiert, verfasst das vermutlich älteste der Evangelien im Stil einer antiken Herrscherbiographie. Es ist jedoch die Geschichte eines unbekannten jungen Mannes aus einer Unruheprovinz, der am Ende als Aufrührer gekreuzigt wird. Als erster nennt Markus diese Geschichte „Evangelium“. „Eu-angelia“, „gute Nachrichten“, waren in dieser Zeit in der Regel Botschaften über weltpolitisch wichtige Ereignisse. So nennt Flavius Josephus z.B. die Nachrichten von der Ernennung Vespasians zum Kaiser „Evangelien“. Vielleicht ahnen wir, was für ein Anspruch mit der Einführung des Begriffs „Evangelium“ für das Leben und die Botschaft Jesu einhergeht. Sie ist die „gute Nachricht“ schlechthin. Sie ist nicht harmlos. Sie erschrickt ihre ersten Zeugen und lässt sie verstummen. Doch sucht und findet und befähigt Gottes Geist jene, die sein Evangelium weitersagen. Die gute Nachricht ist Deine Geschichte mit uns. Die gute Nachricht ist, dass sie weitererzählt wird von Menschen, deren Gemüter Du bewegst, deren Schuld Du vergibst, deren Herzen Du erfüllst, deren Denken Du inspirierst, deren Blick Du erhellst deren Verstehen Du erleuchtest, und deren Taten auch die Deinen sind. Die gute Nachricht ist, dass Du uns meinst und alle, die Du mit uns lieben willst. Amen. Fra' Georg Lengerke

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Was sich von allein erledigt Apg 5,34-42

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Play Episode Listen Later Apr 23, 2020 1:56


In seinem Buch „Dinge geregelt kriegen“ (2008) schreibt Sascha Lobo, dass Prokrastination (Aufschieben) in vielen Fällen nicht das Problem, sondern die Lösung sei. Die meisten Dinge erledigten sich von ganz allein. So ähnlich klingt die Intervention des Gamaliël im Hohen Rat, dem Wirken der Apostel einstweilen Gottes Lauf zu lassen: „Wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie [diese Männer] nicht vernichten.“ Das heißt nicht, dass Abwarten in jedem Fall das Gebot der Stunde sei: Gott sucht und wirbt um Mitwirkende, die seine Initiative vernehmen und annehmen, kraftvoll wollen und umsetzen. So beginnt Gott seine Sachen in der Kirche und der Welt. Mancher hat schon Lebensentscheidungen aufgeschoben, bis sie nicht mehr getroffen werden konnten. Und es gehört zu unserer Freiheit, dass wir die Initiativen Gottes verwerfen können. Bis dahin, dass Menschen den Mensch gewordenen Gott zu Tode foltern. Auch daraus kann Gott noch Großes entstehen lassen. Aber das Wunder Gottes heiligt nicht unsere Verweigerung, sondern holt sie ans Licht. Was in der Kirche nicht von Gott stammt, sagt Gamaliël, wird zerstört werden. Selbst wenn es reich, mächtig und allgemein anerkannt ist. Je fester wir uns daran halten, umso länger und schmerzhafter werden die Sterbeprozesse sein. Derweil ist mir der Rat des Gamaliël dort eine Mahnung, wo ich zu schnell meine Ordnung in die Kirche um mich herum bringen will. Und er ist mir dort ein Trost, wo ich im Kleinen versuche, der geglaubten Initiative Gottes treu zu sein, auch wenn es aussichtslos erscheint. Fra' Georg Lengerke

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Gehorsam und Leidensdruck Apg 5,17-26

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Play Episode Listen Later Apr 22, 2020 1:47


Die Apostelgeschichte erinnert uns an das differenzierte Verhältnis zwischen der Kirche und dem Staat, wie es sich in der Urkirche herausgebildet hat. Einerseits betet sie für den Kaiser, um das Wohlergehen des Reiches und seiner Bürger und fordert den schuldigen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit. Andererseits ist sie nicht bereit, sich irgendeiner irdischen Macht absolut zu unterwerfen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Bis heute sieht die Kirche die Christen in der „Gewissenspflicht, die Vorschriften der staatlichen Autoritäten nicht zu befolgen, wenn diese Anordnungen den Forderungen der sittlichen Ordnung, den Grundrechten des Menschen oder den Weisungen des Evangeliums widersprechen.“ (KKK1 2242) Ich habe nicht den Eindruck, dass wir schon so weit sind. Aber Wachsamkeit ist auf beiden Seiten angesagt. Der Staat fordert nun mit Recht von der Kirche Schutzkonzepte, wie unter Einhaltung hygienischer Standards wieder Gottesdienst gefeiert werden kann. Aber wie groß ist eigentlich der Leidensdruck, daran gehindert zu sein? Eine Tochter aus einer Gastwirtsfamilie sagte mir vorgestern: „Wir leben von der persönlichen Begegnung, von Freundschaften, von Festen und vom gemeinsamen Essen. Wenn all das länger nicht erlaubt ist, können wir nicht überleben.“ Genau das müsste der Leidensdruck der Kirche sein. Wo der fehlt, stimmt bei uns was nicht. Wenn wir ihn hätten, kämen wir dem Gehorsamskonflikt vielleicht schon etwas näher. Sicherlich aber würden die Verhandlungen um die Gottesdiensterlaubnis sehr viel vernehmbarer geführt. Fra' Georg Lengerke 1 KKK = Katechismus der Katholischen Kirche

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Geliebte kranke Welt, Joh 3,16-21

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Play Episode Listen Later Apr 21, 2020 2:05


Die Welt ist ein zwielichtiger Ort. Hell in ihrer Schönheit und ihrer Wunderbarkeit. Dunkel unter Krankheit und Leid und unserem Bösen in ihr. Im Johannesevangelium bezeichnet „Welt“ beides: Zum einen den Ort der Abgewandtheit von Gott, an dem „die Menschen die Finsternis lieber haben als das Licht“, an dem der Mensch sich selbst und seinen Nächsten, seine Berufung und Begabung, Vergangenheit und Zukunft allein nach inner-„weltlichen“ Kriterien und Maßstäben beurteilt und an dem das Böse als „Herrscher dieser Welt“ mächtig ist. Zum anderen ist sie Gottes Schöpfung. Versehrt, aber nie aufgegeben. Im Gegenteil: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn hingab“, um in ihr vom Vater her „Licht der Welt“ zu sein und sein Leben für das „Leben der Welt“ zu geben, damit diese gerettet wird. Die Christen kennen die Versuchung, über das Dunkel in der Welt, ihr „Sein im Licht“ zu vergessen. Ähnlich wie heute viele in Wirklichkeit gar nicht die Welt lieben, sondern die Vorstellung einer vom Menschen „reparierten“ Welt. Die Welt ist krank. Aber sie ist geliebt. Und zwar nicht erst, wenn sie wieder gesund ist. Davon erzählt das Kommen Gottes in die Welt als Mensch. Der geliebte Sohn wird so krank wie die Welt – damit die kranke Welt erkennt, dass sie geliebt ist wie der Sohn. In Jesus liebt Gott diese Welt (und jeden von uns in ihr) um den Preis seines eigenen Lebens. Mit Jesus können wir beginnen, die Welt und die Menschen in ihrem verloren gegangenen Licht zu sehen und zu lieben. Und es ist die unsterbliche Liebe Gottes und mit Gott, die die geliebte kranke Welt genesen lässt. Fra' Georg Lengerke

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Was wir „alles gemeinsam“ haben Apg 4,32-37 (Dienstag 2. Woche n. Ostern)

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Play Episode Listen Later Apr 20, 2020 2:01


Eine Freundin von mir nennt ihren Wagen „das FRAuto“. Das ist keine ungeordnete Anhänglichkeit an mich. Sie sagt, ich solle ihr Auto nutzen, als wäre es auch das Meine. So gibt es einige Menschen, die ihr Haus, ihren Esstisch, ihre Begabungen und Einsichten auch ‚für mich‘ haben – und für das, was mir miteinander tun wollen. Das gilt auch andersherum. Was ich habe, will ich ‚für andere‘ haben: Zeit und Kraft, Ohr und Rat und das, was ich von Gott und der Welt empfangen und verstanden zu haben meine. In der Kirche des Anfangs hatten die Gläubigen „alles gemeinsam“. Das ist nicht bloß ein unrealistisches Ideal von Gütergemeinschaft. Es ist konstitutiv für die Kirche, dass einer das, was er hat, für andere hat. Und dass die Glaubenden Anteil haben, an dem, was ihnen füreinander und miteinander gegeben ist: Häuser und Güter, Begabungen und Einsichten, das Zeugnis von Gott, das Gebet und die Anteilnahme an seinem Leben im Sakrament. Wie weit wir davon entfernt sind, sehen wir daran, ob den Christen in der Pandemie dieses „füreinander und miteinander Haben“ eigentlich fehlt. Für die meisten Christen ist das von ihnen Erwartete die Kirchensteuer und das von der Kirche Erwartete ihre soziale und pastorale Dienstleistung. Mir fehlt gerade nicht so sehr das FRAuto. Mir fehlen der Anblick und die Stimme der Schwestern und Brüder, ihr Tisch und ihr Haus. Mir fehlt das Zeugnis der Nachfolger der Apostel, das gemeinsame Stehen vor Gott, der Lobpreis und das „gemeinsame Brechen des Brotes“ (Apg 2,42). Aber ich bin von Herzen dankbar, dass ich kenne, was mir fehlt, worauf ich hoffen und wofür ich streiten darf. Fra' Georg Lengerke

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Rette mich, wer kann, 1 Petr 1,3-9 (Sonntag der göttl. Barmherzigkeit)

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Play Episode Listen Later Apr 19, 2020 2:11


Mir hat mal einer das Leben gerettet. Das hat vieles verändert. Noch immer steckt mir der Schreck über meine Zerbrechlichkeit in den Gliedern. Und seither kenne ich unsere Angewiesenheit aufeinander als Angewiesener. Die ist kein Mangel, sondern eine Gabe. Eine der größten. Wir können, sollen und dürfen einander retten. Denn so rettet Gott. Zumindest vorläufig. Der 1. Petrusbrief sagt uns nach Ostern, dass dies das Ziel unseres Glaubens sei: „eure Rettung“. Nicht nur vorläufig, sondern endgültig. Nicht nur des Leibes, sondern auch der Seele. Nicht nur irdisch, sondern noch auf der Erde schon auf den Himmel hin. Die geschieht, indem Gott in die Welt kommt, „um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11). Aber wovor oder woraus will ich eigentlich gerettet werden? Und woraus nicht? Ich bitte, nicht aus der Welt, sondern mit der Welt, nicht vor den Menschen, sondern für die Menschen gerettet zu werden. Ich bitte, nicht aus dem Leiden der Liebe gerettet zu werden, sondern vor der Lieblosigkeit in mir und um mich, die mich und meine Nächsten leiden macht. Ich bitte, nicht aus der Wüste gerettet zu werden, durch die Du mich führst, sondern aus der Traurigkeit, die aus dem Zweifel kommt. Ich bitte, nicht aus der Freiheit gerettet zu werden, sondern aus meiner falschen Wahl, nicht aus der Vergänglichkeit, sondern vor dem Verderben, nicht vor dem Tod, sondern aus dem Tod. Mich rettet Dein Kommen und Dein Wort, Dein Leben mit mir und Dein Sterben für mich. Mich rettet Deine Auferstehung, Dein Geist und Deine Vergebung in der Gemeinschaft der Deinen. Rette sich, wer kann. Rette mich, Du kannst. Ich danke Dir. Amen. Fra' Georg Lengerke

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200412 Ostermorgen Furcht und Freude Mt 28,1-10

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Play Episode Listen Later Apr 11, 2020 2:05


Diese Wochen sind für viele Menschen von Furcht bestimmt. Vor dem Virus und der Krankheit, vor Einsamkeit und Armut, vor Freiheitsverlust und dem Polizeistaat, und über allem die Furcht vor dem Tod. Viele dieser Ängste sind berechtigt. Es sieht für viele nicht gut aus. Keiner soll an Ostern etwas anderes behaupten. Auch die Auferstehung ist ja zunächst ein fürchterliches Geschehen. Bei Matthäus zuerst für die Wächter und die Frauen. Die Wächter sind da, um sich vor den Tod zu stellen. Die Frauen kommen, um sich dem Tod zu stellen. Die Wächter bewachen die Grenze von Leben und Tod. Die Frauen wollen sich der Endgültigkeit des Todes vergewissern. Beide Gruppen haben guten Grund zur Furcht: Die Erde bebt, das leere Grab wird geöffnet und ein Engel spricht zu den Frauen. Doch sind die Folgen bei beiden ganz verschieden. Den Wächtern wird (mit dem Grab im Rücken) die Lebensgewissheit erschüttert. Sie waren „aus Furcht […] wie tot“. Den Frauen wird (mit dem Grab im Blick) die Todesgewissheit erschüttert. Sie „verließen das Grab voll Furcht und großer Freude“. Das sind keine Alternativen. Es sind zwei Schritte auf einem Weg. Zuerst muss uns wie den Wächtern die Illusion der Kontrolle über das Leben genommen werden. Vor lauter Furcht vor dem Tod hören manche dann auf lebendig zu leben. Wer sich dann, wie die Frauen, dem Tod gestellt hat, dessen Todesgewissheit wird erschüttert. Ihre Furcht vor dem neuen Leben mischt sich mit der Freude, das uns nicht der Tod überwältigt, sondern die Liebe vorangeht. Du gibst uns Anteil an Deinem Leben jenseits des Grabes. Lass nicht zu, dass die Furcht vor dem Tod uns Dein Leben nimmt. Amen. Fra' Georg Lengerke

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200411 Karsamstag Botschaft an unsere Grabwächter Mt 27,62-65

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Play Episode Listen Later Apr 11, 2020 1:57


Vorgestern Abend kam die Polizei. Wir haben die Heilige Messe vom Gründonnerstag mit Fußwaschung gerade gefeiert und sind in der Anbetung der beginnenden Ölbergnacht. Der Livestream läuft noch. Wir sind zu fünft. Es klingelt. Agnes macht auf. Zwei Beamte stehen in der Tür. Offenbar hatten uns Nachbarn denunziert, bei uns seien angeblich 20 Leute zu einer unerlaubten Versammlung. Wir stehen im Flur – ich noch im Messgewand, die Polizisten haben ihre Mienen erstaunlich gut im Griff –, erklären, wer wir sind, was wir hier am Gründonnerstag machen und dass wir hier wohnen. Die Polizisten, sachlich und von dienstlicher Freundlichkeit, schauen durch alle Zimmer, hinter die Türen und auf die Balkone und gehen wieder. Es gibt nicht viele Wohnungen, von denen man ins Fenster der Kapelle sehen kann. Ich will auch gar nicht wissen, wer das war, ob sie gesehen haben, dass wir die Heilige Messe feiern, ob es böser Wille, Misstrauen oder Panik war, weshalb sie die Polizei gerufen haben. Ich finde es auch sinnvoll, dass die Polizei die Einhaltung der Regeln zur Eindämmung der Ansteckung überwacht. So wie ich es ehrlichgestanden sinnvoll fand, dass Pilatus eine Wache ans Grab gestellt hat. Das kann den Christen nur recht gewesen sein. Schlimm wird es, wo ein Nachbar zum Grabwächter des anderen wird. Wo die Angst vor dem Tod zur Angst vor dem Leben wird, da hört das Leben auf. Wo aber Menschen aufhören zu leben, um nur nicht zu sterben, da hat der Tod schon gewonnen. Es ist Ostern, liebe Nachbarn! Morgen öffnet sich das Grab. Da könnt Ihr machen, was Ihr wollt. Ihr werdet Euch mit uns noch wundern. Fra' Georg Lengerke

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200410 Karfreitag Corona Jesu – unsere Krankheit Jes 52,13-53,12

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Play Episode Listen Later Apr 9, 2020 2:05


Lange rätselte man über die Darstellung des Gekreuzigten auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald (1516). Erst in neuerer Zeit erkannte man, dass die gemalten Wunden nicht Geiselspuren, sondern die Symptome der Mutterkornvergiftung darstellen. Die daran erkrankten Patienten des Isenheimer Spitals sollten im 16. Jh. im Gekreuzigten den erkennen, von dem Jesaja sagt: „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen“. Der Gekreuzigte geht an die Stelle eines jeden leidenden und sterbenden Menschen in der Welt – bis heute. Wie müsste eine Darstellung des Gekreuzigten aussehen, der die Wundmale der Pandemie trägt? Bei einem unsichtbaren Virus ist das schwierig. Aber es gibt doch ein Zeichen, das mich an die Krankheit erinnert. Der Virus hat seinen Namen von seiner Kranzform. Daher „corona“, was lateinisch „Kranz“ oder „Krone“ heißt. Jesus wird von den Soldaten eine „corona spinea“, eine Dornenkrone aufgesetzt (Joh 19,5). Der Gefolterte als Witzfigur, als Karikatur eines Königs. Ohne es zu bemerken sagt Pilatus über ihn ein prophetisches Wort: „Ecce homo – Seht der Mensch“. Das ist auch vom Menschen schlechthin gesagt: So steht es um Euch. So geht ihr miteinander und Euch selbst um. So steht es um Eure Souveränität. Feine Könige seid Ihr! Heute ist es der Virus mit dem Namen Corona, der unserer Souveränität, unserer Selbstsicherheit, unserem Glauben, alles in der Hand zu haben, spottet. Der Dornengekrönte trägt unsere Krankheiten bis vor den Thron dessen, von dem die königliche Würde eines jeden Menschen kommt. Einmal wird der uns die „corona vitae“, die „Krone des Lebens“ verleihen (Offb 2,10). Fra' Georg Lengerke

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200409 Gründonnerstag Alles in der Hand Joh 13,1-15

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Play Episode Listen Later Apr 8, 2020 1:59


Kurz bevor es so aussieht, als entgleite Jesus alles aus der Hand, heißt es bei Johannes, dass Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gelegt hat. Das heißt nicht, dass Jesus einfach alles im Griff gehabt hätte. Sondern, dass es ihm in die Hand gegeben wurde. Weil Jesus sein Leben vom Vater empfängt, kann er auch in Freiheit geben, was er empfangen hat (Joh 10,18). Jesus geht in Freiheit den Weg, den wir in diesen Tagen mit ihm gehen und der ihn letztlich alles kosten wird. Aber was, wenn wir das Wort auch wörtlich verstehen? Was konkret hält Jesus an jenem Abend in seinen „heiligen und ehrwürdigen Händen“, wie der Erste Römische Messkanon sie nennt? Nun, „Brot und Wein“ möchte man sagen. Stimmt. Aber vorher? Vorher sind es die Füße seiner Jünger. Schwielige, staubige Füße. In denselben Händen. „Ihr seid schon rein durch mein Wort“, hatte Jesus ihnen gesagt (Joh 15,3). Jetzt noch der „letzte Dreck“, der Reinigung und Vergebung nötig macht. Warum? Damit Ihr Anteil bekommt an mir. Jesus gibt uns Anteil an seinem Leben – dadurch dass sein Wort unser Leben prägt, dadurch, dass sein Abstieg unsere Schuld vergibt, dadurch, dass wir uns hineinnehmen lassen in seinen Leib, den wir in Gestalt des Brotes empfangen und zu dem wir in Gestalt der Kirche der Apostel gehören. Und dann gibt Jesus schließlich sein Leben aus der Hand und in die Hände der Menschen. In die Hand der Jünger, die ihn fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel. In die Hände der Leute, denen die Anwesenheit der Liebe unerträglich ist. Und in unsere Hände bis heute… Was werden wir damit tun? Fra' Georg Lengerke

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200408 Österliches Homeschooling Jes 50,4-9a

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Play Episode Listen Later Apr 7, 2020 2:01


Homeschooling (das schulische Lernen zuhause) ist oft nur eine Notlösung. Im Glauben allerdings ist es eine lebenslange Realität – gerade jetzt. Der Gottesknecht bei Jesaja ist ein „Schüler“ (Jünger). Jesus ist zugleich der Hörende auf den Vater und der Lehrende für seine Jünger. Österliches Homeschooling heißt: auf Jesus hören, mit Jesus hören, von Jesus lernen. Wer auf Jesus hört, hört den Schüler des Vaters und das was er vom Vater gehört hat. Die Lebensbedingungen dieser Tage werden uns vieles anders und neu hören lassen. Die Worte im Abendmahlssaal, in Getsemani, im Prozess und auf Golgota, die Worte seiner letzten Tage spricht Jesus hinein in die müde und erschöpfte Welt unserer Tage. Je vertrauter wir mit Jesus werden, umso mehr werden wir auch mit ihm hören. Dieses Hören geht immer in zwei Richtungen: wir dürfen mit Jesus auf den Vater hören – gerade dort, wo er in die Einsamkeit geht oder schweigt. Und wir sollen mit Jesus auf die Menschen hören: auf die in Not und Verzweiflung, aber auch auf die in Wut und Hass. Schließlich dürfen wir durch diese Tage als Schüler Jesu gehen. Wir können von Jesus das Leben und die Liebe und die Freude lernen, die bleiben – selbst durch den Tod hindurch. Allerdings nur dann, wenn wir mit dem misshandelten Gottesknecht auch zu leiden lernen. Zum einen das, was uns an Krankheit und Gebrechlichkeit zugemutet wird; zum anderen das, was wir einander antun. Und den unverschuldeten Hass von Menschen zu erleiden, wird noch schwerer sein, als es die Last von Krankheit und Alter jetzt schon ist. Österliches Homeschooling heißt auch: leidensfähig werden um der Osterfreude willen. Fra' Georg Lengerke

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200407 Nicht vergebliche Mühe Jes 49,1-6

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Play Episode Listen Later Apr 6, 2020 2:03


Wenn die Grundlagen unseres Lebens erschüttert werden, fragen sich viele, wozu sich die ganze Mühe für dieses oder jenes lohnt. Der Prophet Jesaja stellt nüchtern fest: „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan.“ Ich stelle mir Abend für Abend diese Frage: Was hat sich heute wofür gelohnt? Manchmal ist das Ergebnis ernüchternd, vor allem nach vertanen Abendstunden. Der hl. Ignatius rät dazu, sich diese Frage zu stellen, als stünde man am Abend des Lebens: Welche Mühe wird sich am Ende gelohnt haben? Im Leben des Propheten Jesaja finden wir eine Ankündigung und Auslegung des Lebens Christi und der Christen: es ist eine Geschichte von Ruf und Antwort mit Gott dem Vater. Entscheidend ist für Jesus nicht das, was wir für einen „Erfolg“ halten. Entscheidend ist die Antwort auf das, was kommt. Entscheidend ist, dass sich an seinem Leben und Lieben, Scheitern und Siegen die „Herrlichkeit“ des Vaters offenbaren soll. So wird er als „Licht für die Völker“ offenbar. Derzeit sehe ich deutlicher, was in den letzten Jahren meine Mühe gelohnt hat und was nicht. Es lohnt nicht, sich nach Bällen zu strecken, die keiner spielt, Fragen zu beantworten, die keiner stellt, verwirklichen zu wollen, was keiner möglich gemacht hat. Es lohnt sich, zu erwarten und anzunehmen, zu verwirklichen und zu gestalten, was sich nahelegt, was mir begegnet, was sich fügt. Und zu ertragen, was ich nicht ändern kann. Hilf mir, guter Gott, geduldig und tapfer ertragen, was ich nicht ändern kann; und lass mich mit Dir von ganzem Herzen wollen und mit ganzer Kraft tun, was Du fügst. Amen. Fra' Georg Lengerke

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200405 Dein König kommt zu Dir Mt 21,1-11

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Play Episode Listen Later Apr 5, 2020 2:11


Am Palmsonntag ist mir an einer Stelle immer adventlich zumute: Wenn Matthäus sagt, beim Einzug Jesu in Jerusalem habe sich das Wort des Propheten Sacharja erfüllt: „Sagt der Tochter Zion: Siehe, Dein König kommt zu Dir…“ Und dann möchte ich „Tochter Zion“ singen. „Dein König kommt zu Dir!“ Wie mag das in diesem Jahr klingen? Er kommt zu Dir – weil Du nicht von Dir aus zu ihm kommen kannst. Er kommt in Deine verordnete Klausur, in Deine Verschlossenheit, in Dein Krankenzimmer, an den Ort, an dem Du Dich sorgst und Dein Leben schwer geworden ist. Dazu gesellt sich für mich dieses Jahr noch ein zweites Bild. Dieser Tage schickte mir ein Freund ein Bild von Christus als Arzt. In seinen Armen liegt die Welt in Gestalt einer jungen Frau. Ihr Gesicht ist das eines Mädchens. Doch sie hat schlohweißes Haar, wie eine Ahnin. Sie ist krank und erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Ihre Augen sind geschlossen und in Tränen. Ihr Kleid trägt die Farben der Völker. Doch wie heilt Christus nun als König und Arzt die kranke und traurige Welt? Er behandelt sie nicht nur von außen, sondern teilt ihr Leben von innen. „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen“, lesen wir am Karfreitag bei Jesaja (53,4). Dein König kommt zu Dir – in Dein Fieber, in Deine Traurigkeit, an die Stelle, an der Du bist. Am Karfreitag Abend wird es andersherum sein: Eine weinende Frau hält in ihren Armen ihren toten Sohn. Ihr Schmerz sagt: Dein König kommt zu Dir und macht Dein Leben zu seinem Leben und Deinen Tod zu seinem Tod, damit seine Auferstehung auch Deine Auferstehung sei – und die der ganzen kranken Welt. Fra' Georg Lengerke

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200404 Woher und wohin Ez 37,21-28

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Play Episode Listen Later Apr 3, 2020 2:11


Gesellschaft und Kirche, heißt es, werden nach dieser Krise nicht mehr sein, wie zuvor. Bei Ezechiel finde ich heute drei Hinweise über das Woher und Wohin des Volkes Gottes: 1. Gott sammelt die Israeliten „aus den Völkern […] in ihr Land“. Die Welt zeigt sich wieder als unsicherer Ort, der kein bleibendes Zuhause ist. Das Mittelalter nannte sie auch „exilium“ und „lacrimarum vale“ (Tränental). Mit Gott gehen wir nach Hause. Nicht in ein Land, sondern in allen Ländern in die Freundschaft mit Christus, in das Dasein für die Menschen und dem Himmel entgegen, dem „Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens“ (I. Kanon). 2. Gott führt sein Volk aus der Spaltung in die Einheit. Die Spaltung seines Volkes beleidigt die Ehre Gottes, statt sie zu bezeugen. Die Zerstreuung zerstört den Geist einer Gemeinschaft wie den Geist eines Menschen. Sie ist falsch verstandene Autonomie, die zur selbstgenügsamen oder verzweifelten Isolation führt. Gott sammelt uns zur Einheit im Füreinander, wo Angewiesensein keine Schande ist, im Hören auf die Zeugen Christi und in der Anbetung Gottes. 3. Schließlich befreit Gott sein Volk aus dem Götzendienst zur Gottesverehrung. Wo weder Menschen noch Dinge, Leidenschaften oder Ansprüche die Stelle Gottes einnehmen, bekommen sie von Gott her wieder ihre Würde und wahre Bedeutung. Weil das Geschöpf nicht mit dem Schöpfer, das Menschenreich nicht mit dem Himmelreich und die Welt nicht mit Gott verwechselt wird. Sammle uns, Herr, aus der Fremde nach Hause, aus der Trennung in die Einheit, aus der Isolation in die Gemeinschaft, aus der Fremdherrschaft in Dein Reich, von uns selbst zum Nächsten, und mit dem Nächsten zu Dir. Amen. Fra' Georg Lengerke

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200403 Betört und besiegt Jer 20,10-13

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Play Episode Listen Later Apr 2, 2020 2:01


Wenn sich jemand beim Hören oder Lesen der Heiligen Schrift mit den Propheten identifiziert, geht das meistens schief. Gewöhnliche Rechthaberei wird dann zusätzlich durch ein Leidenspathos für jede Korrektur immunisiert. Stellen wir uns also lieber an die Seite jener normalen Leute, die sich von den Propheten etwas sagen lassen sollten. Das gibt uns zwar meistens nicht recht und tut ein Bisschen weh. Letztlich aber ist es doch heilsam und befreiend. In den Versen vor der heutigen Lesung (s.u.) beschreibt Jeremia seine Berufung nicht als beglückende und erfüllende Erfahrung mit Gott. Er wird vielmehr von ihm „betört“, überwunden und gefügig gemacht. Bis an die Grenzen der Freiwilligkeit wird er in Anspruch genommen. Der Versuch der Verdrängung scheitert. Das Wort Gottes brennt in ihm wie Feuer und will gesagt werden. – Auch um den Preis, dass er für jene, die gerade noch seine Freunde waren, zum Witz und zur Plage wird. Sie wollen ihn ausrotten oder ihrerseits betören und gefügig machen. Sein Leben ist umkämpftes Terrain zwischen Gott und den Spöttern. Ich bin nicht selbstverständlich auf Seiten der Propheten. Aber ich will ihnen aufmerksam und mutig zuhören. Ich weiß, wie leicht sie auch mir zum Witz und zur Plage werden können. Wenn aber wir zuhören, kann es geschehen, dass uns der Prophet zu sich in die Einsamkeit zwischen Gott und den Freunden zieht. Und das ist der Raum, wo Gott uns Neues sagen kann. Die verordnete Einsamkeit unserer Tage ist anders. Aber vielleicht hilft auch sie uns, genauer hinzuhören und uns von Gott betören und gewinnen zu lassen für sein Wort und Wirken in dieser notvollen Zeit. Fra' Georg Lengerke

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200402 Abrahams Verheißung sind wir Gen 17,1a.3-9

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Play Episode Listen Later Apr 1, 2020 2:01


Zeitlich gesehen verlieren sich die Spuren der Verheißung an Abraham in der historischen Vorzeit. Aber nehmen wir an, die Erzählung Abrahams liegt ungefähr so viele Jahre vor Christus, wie wir Jahre nach Christus leben. Gestern beim Beten hatte ich dann diese komische Vorstellung, dass die Zeit wie ein langer Streifen Papier gefaltet würde, mit der Menschwerdung als Knick und Wende. Dann kämen Abraham und wir vermutlich ungefähr nebeneinander zu liegen. (Sachen gibt’s beim Beten…!) Wenn ich nun diese sehr alte, historisch äußerst fragliche Urgeschichte des Glaubens dennoch ernst nehme, dann redet Gott zu Abraham nicht nur über irgendwelche Nachkommen. Gott erzählt dem Abraham von Euch und von mir – zusammen mit den Milliarden, die je an den Gott Abrahams geglaubt und sich seinem Bund angeschlossen haben. Mit Abrahams Ja beginnt unser Glaube. Und dass wir so viele sind, „wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer“ (Gen 22,17), sollte uns nicht gering von der Würde auch nur eines Einzelnen denken lassen. Im Evangelium sagt Jesus heute zum Entsetzen seiner Zuhörer, dass Abraham sich freute, als er seinen Tag sehen sollte (Joh 8,56). Wenn schon Abraham sich freute auf den Kommenden – freuen wir uns eigentlich über den Gekommenen und darüber, dass wir am Tag Christi leben dürfen? Jetzt macht das mit der gefalteten Geschichte von gestern doch irgendwie Sinn: Ich stelle mir vor, wie Abraham mir entgegen kommt. Er schaut hinter mich auf den Ostermorgen des Tages, der schon begonnen hat. Er sieht voll Freude den Tag Christi, in dem ich schon lebe. Was, wenn er mich nach meiner Freude fragt? Fra' Georg Lengerke

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200401 Gott und das Autoquartett Dan 3,14-21.49.91-92.95

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Play Episode Listen Later Mar 31, 2020 1:51


Die Auseinandersetzung zwischen König Nebukadnezzar und den drei jüdischen Hofbeamten ist zeitlos: Sie geht um die Treue zu dem einen Gott angesichts der Plausibilität und Machtlogik der Götter der Welt und ihrer Vertreter. Die Antwort der drei Jünglinge ist nicht die von Jungs beim Autoquartett: Unser Gott ist stärker als Du, er wird uns retten. Sondern: Ob unser Gott, dem wir dienen, uns retten kann oder nicht – wir werden Deinen Göttern nicht dienen und vor Deinem goldenen Bild nicht niederfallen. Die innerweltliche Rettungsmacht Gottes wird hier in der Schwebe gehalten. Denn Gott rechtfertigt sich nicht durch irdische Macht. Wir machen Gott klein, wenn er nur die Supermacht unter den Mächten und der Trumpf im Autoquartett unseres Lebens ist. Gott spielt nicht in der Liga des Nebukadnezzar. Wir dürfen und sollen um Gottes Rettung bitten, stellen aber zugleich fest, dass Menschen innerweltlich nicht so gerettet werden, wie erbeten: die Verhungerten und Vergasten, die Märtyrer und am Virus Erkrankten. Selbst seinen eigenen Sohn hat Gott nicht vor dem Tod gerettet – sondern aus dem Tod. Gott hat mir nicht versprochen, mich vor Corona oder dem Tod zu retten. Sondern er hat mir versprochen, dass er alles verantwortet, was mir begegnet und dass er alles als Mensch Gewordener mit mir trägt und erleidet; dass mir einmal alles zum Guten gereichen wird, auch wenn das das Übel nicht zu etwas Gutem macht; dass er mich aus dem Tod rettet und ich ihm nicht verloren gehe. Das alles glaube ich ihm, deshalb hoffe ich auf ihn und vertraue ihm mehr als den Nebukadnezzars unserer Zeit. Fra' Georg Lengerke

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200331 Nicht wie das Kaninchen Num 21,4-9

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Play Episode Listen Later Mar 30, 2020 1:57


Manche reagieren auf Gefahren „wie das Kaninchen vor der Schlange“. Sie erstarren. Kann sein, dass die Schlange sich gelangweilt schleicht. Kann sein, dass das Stillhalten uns dem tödlichen Biss ausliefert. Als das Volk in der Wüste gegen Gottes Sorge murrt, „schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk.“ Es ist etwas billig, die Plage einfach nur als Strafe zu verstehen. So als könne Gott den freien Menschen nur durch Dresche auf den rechten Weg bringen. Die Schlangen offenbaren vielmehr, wie es zuvor um den Menschen steht und was das ist, das den Menschen beißt und vergiftet. Sie erinnern an jene alte falsche Freundin, die uns seit Eva und Adam bis heute glauben macht, Gott meine es letztlich doch nicht gut mit uns und wir würden als „Nehmer aller Waren“ besser fahren als mit Gott, dem „Geber aller Gaben“. Gott lässt Mose eine Schlange aus Kupfer machen. Wer die Schlange ansieht, erkennt den Feind und was ihn beißt und vergiftet und bleibt am Leben. Damit hört die Plage noch nicht auf. Aber die Anfechtung wird überwunden. Jesus wird später die erhöhte Schlange als Vorausbild des Kreuzes deuten (Joh 3,13-16). Auch der Gekreuzigte offenbart uns, wie es um uns steht. Es ist eben nicht Gott, der auf den Menschen, sondern der Mensch, der auf den Mensch gewordenen Gott eindrischt. Aber der Gekreuzigte zeigt uns eben auch, dass er die Liebe an der Stelle durchhält, wo uns die Schlange beißt und giftet. Am Sonntag haben wir die Kreuze verhüllt. Wenn wir sie enthüllen, werden wir nicht erstarren wie das Kaninchen. Wir werden feiern, dass sich die Schlange am Gekreuzigten tödlich verausgabt hat. Fra' Georg Lengerke

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200329 Diese Krankheit führt nicht zum Tode Joh 11,1-45

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Play Episode Listen Later Mar 29, 2020 2:03


Die Geschichte der Auferweckung des Lazarus beginnt mit einem Zögern Jesu. So als wäre alles nicht so schlimm. Dieser Tage schrieb jemand, für den, der an die Auferstehung glaube, sei es „auch nicht schrecklich, wenn 100.000, 200.000 oder noch viel mehr Menschen sterben…“ Solcher Zynismus ist dem Evangelium fremd. Jesus weint um seinen Freund und um jeden, von dem es heute heißt: „Herr, Dein Freund ist krank.“ Der Tod des Lazarus ist so wenig harmlos wie der Weg Jesu zu ihm. Denn es ist zugleich der Weg in unseren Tod. Am Grab des Freundes offenbart sich Jesus als der, der aus der Herrschaft des Todes befreit. Aber dafür zahlt er den höchsten Preis. Weil Jesus meinen und eines jeden Menschen Tod erlitten hat und auferweckt wurde, hat unser leiblicher Tod bei allem Schrecken keine letzte Macht mehr. Die Herrschaft des Todes beginnt nicht erst im Tod. Sie beginnt, wo die Angst vor dem Tod und seine Vorboten (Schwachheit, Krankheit, Hinfälligkeit) unser ganzes Leben bestimmen. Wo wir alles tun, um gesund oder am Leben zu bleiben, werden wir nichts mehr tun, wofür sich zu leben und zu sterben lohnt. Wo es aber nichts mehr gibt, wofür sich zu leben und zu sterben lohnt, da sind wir lebendig tot. „Komm heraus!“ ruft Jesus dem Lazarus und uns lebendig Toten zu. Das ist kein Schlachtruf gegen die derzeitigen Einschränkungen. Andere zu gefährden ist nicht erlaubt. Uns aber ruft die Stimme aus dem Grab der herrschenden Angst um unsere Gesundheit und vor dem Tod. „Komm heraus!“, ruft die Liebe, für die sich zu leben und zu sterben lohnt. Es ist Zeit, sich zu entscheiden. Höchste Zeit. Fra' Georg Lengerke

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200328 Leiden mit den Gerechten Jer 11,18-20

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Play Episode Listen Later Mar 27, 2020 2:02


Seitenwechsel: Gestern ging es um das Leiden an den Gerechten. Heute geht es um das Leiden mit den Gerechten. Das sind nicht die Besserwisser, Querulanten und Heulsusen aller Lager, die einen scharfen Widerspruch schon für ein beginnendes Martyrium halten. Gemeint sind die, denen es geht wie dem Propheten Jeremia. Dem war in seiner Heimat die Predigt verboten und der Tod angedroht worden. Im ersten seiner „Bekenntnisse“ vertraut er sein Leiden und seine Gegner Gott an. Das Leiden der Gerechten beginnt mit einem wachen Gewissen. Damit, dass ich außen vor bleibe, wo von anderen schlecht gedacht und geredet wird oder wo der Herdentrieb die einen in die Anpassung und die anderen zum Aufstand führt. Damit, dass ich im Kleinen der Ungerechtigkeit widerspreche – auch dort, wo sie mir zum Vorteil gereicht. Zwei Worte des Jeremia helfen mir: Ich möchte arglos bleiben wie das „zutrauliche Lamm“. Jeremia war nicht naiv oder töricht. Er hat nur nicht aufgehört, sich den Menschen anzuvertrauen und zuzumuten, und die Geduld mit ihnen nicht verloren. Schließlich will ich mich und mein Leben, meine Vergangenheit und Zukunft, meine Lieben und meine Gegner täglich Gott anvertrauen. Ich kann den Kampf gegen die Ungerechtigkeit nicht selbst gewinnen, und meiner Klage gegen das mir und anderen zugefügte Leid nicht selbst Recht verschaffen. Du allein weißt, wie sie wurden, wer sie sind. Du bist gerecht und barmherzig. Du liebst alles, was Du erschaffen hast. Du lässt die Bösen nicht ungeschoren davon kommen. Aber geschoren schenkst Du ihnen einen Neuanfang. Entscheide Du! Dir habe ich meine Sache anvertraut. Amen. Fra' Georg Lengerke

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200327 Wenn die Güte die Bosheit weckt Weish 2,1a.12-22

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Play Episode Listen Later Mar 27, 2020 2:02


Macht die Güte eines Menschen andere Menschen gut? Ich meine nicht Streberhaftigkeit oder folgenlos-brave Harmlosigkeit. Sondern wirkliche Güte, die dem anderen in seinem Wesen gut ist –mehr noch, als er sich selbst. Ja, es kommt vor, dass die Güte des Einen den Anderen gut macht. Aber die Regel ist das nicht. Im Buch der Weisheit wird die Reaktion der „Frevler“ auf die Güte des Gerechten beschrieben. Um ihrem vergeblich dahingelebten Leben zu entkommen, schänden und verbrauchen sie alles Schöne und Gute (2,1-11). Der Gerechte ist ihnen „ein lebendiger Vorwurf“. Ihre Reaktion ist Misstrauen, Neid und Hass. In Platons „Politeia“ (um 370 v. Chr.) unterhalten sich Sokrates und Glaukon über das Leben des Gerechten. Glaukon hält es für besser, nur gerecht zu tun, als gerecht zu sein. Denn die Gerechtigkeit des Gerechten bringe die Ungerechtigkeit der anderen als Licht und setze ihn dem Hass der Menge aus. Der Gerechte werde „gegeißelt, gefoltert, gefesselt, geblendet, schließlich nach all diesen Leiden gekreuzigt“. Die Christen haben beide Texte als Prophetien über Christus verstanden. Die Gemeinschaft mit ihm war nicht einfach nur „angenehm“. Wer sich auf ihn einlässt, macht seit den Tagen seines irdischen Lebens diese schmerzlich-heilsame Erfahrung: Die Güte konfrontiert mich. Sie bringt meine Bosheit und meine Ungerechtigkeit ans Licht – und nur was ans Licht kommt, wird Licht (Eph 5,13). Ich habe einen Freund, in dessen Beisein ich sofort merke, wenn ich nicht gut von Anderen rede oder denke. Anders kann ich nicht gütig werden, als mich dieser Freundschaft mutig zu stellen. Fra' Georg Lengerke