Kennen Sie Trier? Architektur-Podcasts.

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Mit den Architektur-Podcasts lässt sich Architektur und Stadtentwicklung in Trier unmittelbar vor Ort entdecken. Hören Sie den mehrminütige Beitrag, während ihr Blick über die Architektur schweifen und auf Details verweilen kann. Lernen Sie Trier neu kennen! Die Architekturessays und Perlen des Städtebaus präsentiert die Kunthistorikerin und Redakteurin Bettina Leuchtenberg. Sie geht kleinsten Hinweisen nach, die sie in Gesprächen oder der Literatur entdeckt und findet bei der näheren Betrachtung immer wieder Details und Unverhersehbares, was die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit in aktuelle Bezüge setzten und den Blick schärfen.

Bettina Leuchtenberg


    • Jul 24, 2020 LATEST EPISODE
    • infrequent NEW EPISODES
    • 6m AVG DURATION
    • 31 EPISODES


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    Alte Post

    Play Episode Listen Later Jul 24, 2020 6:41


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/08/Alte-Post.mp3  Audio-Podcast: 06:41 min. Kennen Sie… die alte Post? Die alte Post am Kornmarkt war zu ihrer Erbauungszeit die neue Post und ersetzte den vorherigen Standort in der Neustraße nicht nur räumlich. Mit dem monumentalen “Post- und Telegraphengebäude” der Kaiserlichen Oberpostdirektion manifestierte die Regierung in dem schlossartigen Gebäude ihre Wichtigkeit mitten in der Stadt. Immerhin war Trier einer der 26 Regierungsbezirke Preußens und somit auch Ort für eine zentrale Stelle der Post. Doch auch in der neuen Post steckt altes Gemäuer. TRIER. Den westlichen Abschluss des Kornmarktes bildet heute ein einziges langgestrecktes Gebäude. Ganze 15 Achsen, mehr als 40 Fenster und sechs Balkone gliedern die dreigeschossige Fassade und erinnern ein wenig an ein herrschaftliches Palais aus barocken Zeiten. Ein bisschen davon ist tatsächlich in dem Gebäude zu finden, das in den letzten Jahrhunderten immer breiter und niedriger wurde. Mehrere Bauphasen hat das Objekt hinter sich, die jeweils den Charakter grundlegend änderten. Begonnen hat die Geschichte der heutigen Fleischstraße 57-60 in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1746 legt die Stadt Trier den öffentlichen Platz an, auf dem Markt gehalten wird, wie der heutige Name noch anklingen lässt. Ab 1749 entsteht der barocke Georgsbrunnen. In diesem neu gestalteten Ambiente lässt sich der Trierer Kaufmann Johann Jacob Vacano 1759 ein Palais errichten. Der Architekt seiner Wahl ist niemand Geringeres als der kurtrierische Hofwerkmeister Johannes Seiz, der nicht nur den oben genannten Brunnen entworfen hat, sondern einige Jahre später auch den Südflügel des Kurfürstlichen Palais errichtet. Der Schüler des berühmten Balthasar Neumann erschafft mit dem Bürgerhaus ein repräsentatives Gebäude, welches Ähnlichkeiten mit dem großen Bau neben der Konstantinbasilika nicht verleugnen kann. Im großen, die drei Mittelachsen überspannenden Dreiecksgiebel ist das Relief einer Burg angebracht gewesen, weswegen das Haus auch den Namen Königsburg erhält, wie die Trierer Chronik 1920/21 berichtet. 1830 erwirbt der Trierer Postdirektor Conrad das Gebäude für die Preußische Postverwaltung, in welches die Trierer Post auch einzieht. Obwohl das Anwesen mit seinem großen Hintergebäude, gepflastertem Hof, großem Magazin, einer Wagenremise, Pferdestall und Futterspeicher beträchtliche Ausmaße hat, wird es der Verwaltung zu klein. Nach dem Kauf der Nachbarhäuser werden diese Gebäude kurzerhand abgerissen, um Platz für die neue Post zu schaffen. Nur das Portal der Königsburg ist heute noch als solches erhalten und führt in den großen malerischen Innenhof, der von weiteren Flügeln umfasst wird. 1879 bis 1882 schließlich lässt die preußische Regierung die neue Post errichten, welche die westliche Seite des Kornmarkts fortan dominieren wird. Nach dem Entwurf von August Kind aus dem Reichspostamt Berlin arbeiten an dem Trierer Gebäude Postbaurat Cuno als Oberbauleiter und Regierungsbaumeister Hausmann als Bauleiter. Hinter den elf Achsen der Fassade an der Fleischstraße befindet sich im Erdgeschoss die Schalterhalle. Im ersten Obergeschoss residiert die Oberpostdirektion, in der zweiten Etage wohnt der Oberpostdirektor. Richtung Metzelstraße im Westen sind die Postkasse, Telegraphie-Räume sowie eine weitere Wohnung und die Remisen für die Kutschen und Fahrzeuge untergebracht, wie die Denkmaltopographie berichtet. Das südliche Portal, welches in den Innenhof des Haupttraktes führt, ist das Portal der Königsburg von 1759. Das Jahr selbst findet sich als Reminiszenz etwas weiter oben wieder, und zwar in der Kartusche im Fensterscheitel des ersten Stockwerks direkt über dem Eingang. Parallel dazu steht über dem besonders hervorgehobenen Eingang zur ehemaligen Posthalle das Baujahr 1881. Das Portal ist von Säulen umgeben, die als Hinweis auf die Nutzung des Anwesens mit Posthörnern verziert sind.

    Apollo-Theater

    Play Episode Listen Later Jul 22, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Apollo-Theater.mp3 Audio-Podcast: 8:02 min Kennen Sie… das “Apollo-Theater”? Mit 1000 Sitzplätzen war das “Apollo-Theater” eines der beiden größten Trierer Kinos, welches seine Glanzzeiten in den späten vierziger und den fünfziger Jahren erlebte. In der belebten Saarstraße war es das Einzige im Süden der Stadt. Zudem wurden dort Aufführungen, Konzerte und sogar Boxkämpfe geboten. Noch heute kann man das Gebäude zu geschäftsüblichen Zeiten betreten und beim genauen Hinschauen Relikte aus der Kino-Ära entdecken – es wird als Supermarkt genutzt. Apollon ist in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, der Künste und auch der Musik. Dies prädestiniert den Sohn des Zeus und der Leto geradezu, als Namensgeber vieler Lichtspielhäuser auf der ganzen Welt zu fungieren. Im Trierer Apollo-Theater war er sogar mit einer überlebensgroßen Skulptur präsent, welche das Foyer vor dem Zuschauerraum schmückte. Der Eingang des Kinos lag in der Saarstraße. Von der Römerzeit an war sie eine wichtige Ausfahrtsstraße aus der Stadt in Richtung Saar und Saarbrücken. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Saarstraße zu einer belebten Geschäftsstraße mit repräsentativen Wohnhäusern Trierer Fabrikanten und Gewerbetreibender, war gleichzeitig aber auch ein Mischgebiet mit Produktions- und Werkstätten. An der heutigen Saarstraße 90/92 befand sich ebenfalls eine Werkstatt, bis die Familie Schieffer 1937 das Grundstück aufkaufte, um hier 1940/1941 auf einem Luftschutzkeller ein Kino zu errichten – das “Apollo-Theater” mit knapp 1000 Sitzplätzen. Eduard Schieffer (1852-1922) besaß zuerst eine Brauerei in Prüm, zog dann nach Trier und eröffnete hier eine Brauerei. Die Söhne Ernst und Karl Schieffer betrieben nicht nur die Lokale “Schieffer-Keller”, “Astoria” und “Postkutsche”, sondern auch drei Kinos: das “Palast-Theater” am Konstantinplatz, das “Metropol” in der Moselstraße und das “Neue Theater” in der Simeonstraße. Das Palast-Theater musste jedoch abgerissen werden, woraufhin der Neubau in der Saarstraße geplant wurde. Zur Bauzeit inmitten des zweiten Weltkrieges boomte das Kinoleben. Nicht nur, dass die in Trier Gebliebenen Abwechslung vom harten Alltag dringend nötig hatten, auch die politische Propaganda setzte bekanntlich voll auf das Medium Film. Allein in den Jahren 1934 bis 1942 entstanden im Deutschen Reich insgesamt etwa 1000 neue Kinos. Mittels der in allen Kinos obligatorisch gezeigten Wochenschauen wurden die Bürger gezielt “informiert” und über das Kriegsgeschehen auf dem Laufenden gehalten. Um an geeignetes Baumaterial heranzukommen, war es notwendig, gute Beziehungen zu haben, was der Familie Schieffer gut gelang. Entsprechend ausgestattet war das “Apollo-Theater” in der Saarstraße 90/92 auch. Fünf steinerne Torbögen bildeten den Eingang, konnten mit Gittern abgesperrt werden und boten Platz für Kinoplakate und Reklame. Im geräumigen, sich anschließenden Vorraum lagen an der linken Schmalseite die beiden Kartenschalter, gegenüber befand sich die Garderobe. Mit seiner Marmoroptik, schmiedeeisernen Absperrgittern und Wandleuchtern sowie der strukturierten Putzdecke machte das “Apollo-Theater” vor allem im Inneren einen edlen Eindruck. Vom Vorraum aus erreichte man zwei hintereinanderliegende Foyers. Der Kassenraum und das sich daran anschließende erste Foyer sind die beiden einzigen Räume, die noch heute ihre originale Höhe haben. Die weiß verputzten Kassettendecken geben einen kleinen Eindruck davon, wie aufwändig das Kino 1940/41 ausgestaltet worden ist. Das zweite Foyer war insgesamt schmaler und schloss an der Nord- und Südseite jeweils mit abgerundeten Wänden ab. Die südliche Nische war der Standort für die Apollo-Statue. Von hier aus gelangte man über die Seitengänge in den Zuschauerraum, der in erster Linie als Parketttheater ausgebaut war. Eine kleine Loge an der Rückwand des Kinoraumes fasste nur etwa 20 Zusch...

    Drachenhaus

    Play Episode Listen Later Jul 21, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Drachenhaus.mp3 Audio-Podcast: 6:47 min   Kennen Sie… das Drachenhaus? Auf dem Weg zu den Ausflugszielen Wildschweine, Weisshauswald oder Tiergehege lässt man es links liegen, denn es ist im Vorbeifahren kaum auszumachen. Erst wenn man die abschüssige Wiesenfläche des alten Rosengartens betritt, erkennt man die immensen Ausmaße des Drachenhauses. Seinen Namen hat es erst Jahre nach der Fertigstellung erhalten, das Haus selbst hat eine längere Geschichte. Zu römischer Zeit ist der heutige Westteil der Stadt auch außerhalb der Stadtmauer besiedelt. Die Römerbrücke führt über den Fluss zu Grabstellen, Grabmonumenten, Heiligtümern und einem großen Tempelbezirk. Von der Brücke aus führen jenseits des Stadtzentrums drei römische Fernstraßen in die Zentren Reims, Köln und Richtung Andernach. Nach dem Zusammenbruch der römischen Epoche in Trier im fünften Jahrhundert beginnt die Stadt unter den Franken wieder zu wachsen. Es sind vor allem die Erzbischöfe und Klöster, die im frühen Mittelalter neue Häuser gründen und die Wirtschaft ankurbeln. Eine wichtige Rolle spielt das Benediktinerkloster St. Maria ad Martyres oder auch St. Maria ad Ripa, also am Flussufer. Hier residieren die ersten Bischöfe, hier sind Kanoniker nachgewiesen. Zu einer Hochzeit des Klosters wird im 18. Jahrhundert ein riesiger Neubau mit Kirche errichtet, dessen heute erhaltener Ostflügel das Exhaus beherbergt. Zu dieser Zeit hat das Kloster reiche Besitztümer, die sich bis über die Mosel über den steilen Felshang hinauf ausbreiten. Zu den Ländereien gehört auch das Mergener Grünhäuschen, das an der Stelle des heutigen Drachenhauses gestanden hat. In relativer Nähe dazu bewirtschaftet das Kloster St. Martin das Weisshäuschen sowie die Schäferei des Gutes Sievenicher Hof auf dem Gelände Ottoscheuer – an der Stelle der heutigen Hochschule. Dieses komplette Gelände inklusive aller Gebäude kauft um 1820 Georg Nikolaus Wilhelm von Haw (1793-1862), Sohn eines Kurfürstlichen Hofrats und des Amtsverwalters von Daun und später Pfalzel. Von 1818 bis 1839 wird Wilhelm von Haw nach einer internationalen Karriere als Jurist Oberbürgermeister von Trier. Er ist einer der ersten, der sich inmitten der Natur niederlässt und damit den westlichen Stadtteil am Berghang zu einem beliebten Baugebiet für spätere Villen macht. Während Haw an der Stelle des Weisshäuschens um 1823 die imposante Villa Weisshaus als sein privates Wohnhaus errichtet, entsteht an der Stelle des Grünhäuschens 1829 das heute sogenannte Drachenhaus. In diese Zeit fällt auch die Heirat mit Elisabeth Franziska Nell, der Tochter eines der reichsten Einwohner der Stadt, des königlichen Kommerzialrats Christoph Phillip Bernard Nell. Insgesamt nimmt sich die Einheit aus der Privatvilla mit dem Schäfergut und dem heute so genannten Drachenhaus herrschaftlich aus. Die Familie Haw repräsentiert feudalen Lebensstil mit bürgerlicher Nähe, sind doch alle Trierer immer als Gäste in den Parkanlagen willkommen. Die fast schlossartige Fassade des Drachenhauses mit ausladenden neun Achsen unter einem flachen Walmdach ist für den Zweck des Gebäudes repräsentativ ausgestaltet. Es ist das Ökonomiegebäude, welches zur Hawschen Villa Weisshaus gehört und welche etwa 700 Meter entfernt liegt. An Stelle des Hofs Grünhäuschen unter klösterlicher Führung entsteht eine Dreiflügelanlage mit einem rückwärtig gelegenen Innenhof, der über monumentale Tore zu erreichen ist. Obwohl die beiden hinteren Seitenflügel versetzt zur Fassade stehen, damit sich eine große Fläche bildet, treten sie in der Gesamtansicht komplett in den Hintergrund – wohl auch, weil sie nur eingeschossig sind. Zu erfassen ist die Fassade erst, wenn man den Hang herabläuft und sich mitten in die Wiese der sich anschließenden Gartenanlage stellt. Diese ist wie das Wildgehege auch nach Fertigstellung immer öffentlich zugänglich gewesen, obwohl es zum privaten Grund und Boden der Familie...

    Eisernes Haus

    Play Episode Listen Later Jul 20, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Eisernes-Haus.mp3 Audio-Podcast: 6:32 min   Kennen Sie… das eiserne Haus? Als eines der wenigen Wohn- und Geschäftsbauten des frühen 20. Jahrhunderts ist das Haus mit der grünen Stahlfassade in der Karl-Marx-Straße ein besonderes Beispiel damals moderner Architektur. Erbaut wurde es nach den Plänen eines Schlossermeisters, der so sein Arbeitsmaterial werbewirksam an unüblicher Stelle darstellen konnte. Die Häuser der Karl-Marx-Straße stehen fast allesamt auf mittelalterlichen Kellern, die zwei- und dreigeschossigen Häuser selbst sind in dem Zeitfenster vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert gebaut worden. Klassizistische Fassaden wechseln sich mit denen des Späthistorismus ab, dazwischen ist sogar auch ein schmuckes Giebelhaus aus der Renaissance zu finden. Insgesamt ergibt sich eine Straße mit kleinstädtischem und homogenem Charakter. Als Durchgangsstraße zur Römerbrücke war sie schon immer Ort für ein gemischtes Gebiet mit Gewerbe- und Wohnbauten. Aus dem beschaulichen Straßenzug ragt die Nummer 43 nicht nur wegen ihrer alle Nachbargebäude überragenden Höhe hervor, auch die grüne Stahlfassade steht in direktem Kontrast zu den verputzen Häusern mit steinsichtigen Fenstergewänden, barocken und historistischen Schmuckelementen und klassizistisch-strenger Gestaltung. Man kann sich gut vorstellen, dass diese Straße im Jahre 1887 ganz ähnlich aussah. Zehn Jahre zuvor war die Stadtmauer zusammen mit vier Stadttoren abgerissen worden. Trier wuchs über seine mittelalterlichen Grenzen hinaus und erweiterte sich vor allem nach Norden und Süden mit geplanten gründerzeitlichen Straßenzügen. Trier wuchs während des deutschen Kaiserreichs nicht ganz so explosionsartig wie die großen Städte, die neuen Gebäude und Straßenzüge sind praktisch, modern, aber nicht aufsehenerregend. In dieser Zeit beschließt der Trierer Schlosser Johannes Wehlen, sich ein Haus zu gestalten, und zwar in der gewachsenen Architektur der damals noch Brückenstraße genannten Straße. Der mit dem Werkstoff Eisen arbeitende Handwerker war womöglich von dem innovativen Bau wie dem Kristallpalast von Joseph Paxton inspiriert, der 1851 für die Londoner Weltausstellung ganz aus vorgefertigten Gittern aus Gusseisen und Glassegmenten errichtet wurde. Gusseisen als neoklassizistisches Dekorations- und Verkleidungsmaterial für Fassaden wurde bereits seit Jahren in New York und vor allem in Glasgow getestet – jedoch mit wenig Erfolg. Das Material rostete und hielt aufgrund seiner Weichheit auch entfernte Brände nicht aus. Der berühmte Kristallpalast wurde 1936 Opfer des Feuers. Mit dem modernen Stahl konnten sich die Konstrukteure später viele der Innovationen für das weitaus massivere Material zu Nutze machen. Vor allem Brücken, Industriearchitektur und natürlich der Stahlskelettbau wurden entwickelt, mit dem es möglich war, in die Höhe zu bauen. Der Wolkenkratzer entstand 1885 in Chicago. Ab 1887 errichtete Gustave Eiffel den nach ihm benannten Pariser Turm, nachdem er sich als Stahlkonstrukteur für Brücken, Viadukte und Bahnhöfe international einen Namen gemacht hat. Und ganz in der Nähe, im rheinland-pfälzischen Bendorf entstand, mit der Sayner Hütte bereits 1830 eine Industrie halle aus vorgefertigten Eisengussteilen, die bis heute ein Meisterwerk des Industriebaus darstellt. 1890 baute sich Johannes Wehlen also in Trier ein bestehendes Haus so um, dass er eine gusseiserne Fassade aus vorgefertigten Teilen zur Straßenfront anbringen konnte. Das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus ist durch drei Achsen gegliedert. Zwei hochrechteckige Schaufenster im recht hohen Ladenparterre wurden von dem Eingang in der rechten Achse flankiert. Heute ist das Fenster zu einem düsteren Lokal zentriert und von zwei Eingängen rechts umfasst. Der linke führt in ehemaliges Lokal, der rechte in die zwei Obergeschosse. Ursprünglich muss man sich das Haus von Wehlen wohl eher schlicht,

    Eisernes Haus Nr. 2

    Play Episode Listen Later Jul 20, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Eisernes-Haus-Nr-2.mp3 Audio-Podcast: 6:45 min  Kennen Sie… das zweite Eisenhaus? Auch wenn immer wieder der Name Gustave Eiffel die Runde macht, wenn von den beiden Trierer Fassaden mit Eisendekor die Rede ist, hat dieser weder in Trier noch in ganz Deutschland ein Werk hinterlassen. Die Eisenfassade in der Neustraße 56 stammt von dem Trierer Architekten Carl Dalmar. Es wäre zu schön für die Stadt, ein Gebäude des bekannten französischen Ingenieurs Alexandre Gustave Eiffel (1832-1923) sein Eigen nennen zu können, stammen doch seine Vorfahren aus der nahegelegenen Eifel, wie der Name richtig andeutet. 1888 verkürzte er seinen Nachnamen Bönickhausen dit Eiffel, woraufhin er mit der Tour d'Eiffel der Pariser Weltausstellung direkt zur Marke wird. Der Werkstoff Eisen als Konstruktionsmaterial für technische und funktionale Bauwerke hat zu diesem Zeitpunkt bereits Tradition. Seit 1779 ist der Fluss Severn in Shropshire, England von einer Eisenbrücke überspannt, die zur Zeit der Frühindustrialisierung so aufsehenerregend war, dass das sie überspannende Tal seitdem nach dieser Brücke heißt: Ironbridge Gorge. Neben Brücken, Tunneln und Viadukten für Eisenbahnlinien und Straßen werden beispielsweise auch Fabriken, Ausstellungsgebäude, Bahnhöfe oder Markthallen mit dem neuen Material errichtet. Aus den eisernen Bauteilen, welche in erster Linie in der Statik und Konstruktion oder auch im Stahlskelettbau Verwendung finden, entwickelt sie sich ab Ende des 19. Jahrhunderts ein architektonisches Element zur Dekoration. Zusammen mit Glas als zweitem neuem Baustoff neben Eisen bieten sich ganz neue Möglichkeiten sowohl für Konstrukteure als auch für Architekten, Künstler und Designer. Vor allem die Architekten des Jugendstil bedienen sich der neuen Materialien, um den Gebäuden eine Schwerelosigkeit und Leichtigkeit zu geben, die ganz im Kontrast zu Stein- und Backsteinfassaden steht – manchmal sogar ein einem Gebäude, wie in der Trierer Neustraße 56. Von der Innenstadt kommend fällt einem als erstes die markante Höhe des Wohn- und Geschäftshauses ins Auge. Mit seinen drei Geschossen plus dem zweigeschossigen Mansarddach ragt es neben den Nachbarhäusern mit meist nur zwei oder drei Geschossen schlank in den Himmel. Mehr als zehn Jahre nach der ersten Trierer Eisenfassade in der heutigen Karl-Marx-Straße hat auch hier ein Architekt den ganz speziellen Wunsch des Bauherren erfüllt. Carl Dalmar errichtet das Geschäfts- und Wohnhaus im Jahre 1904 für den Trierer Eisenwarenhändler Peter Heil aus einem Guss. Dessen zweigeschossiges Ladenlokal mit ausgesprochen hohen Räumen war durch die außen vorgeblendete Eisenkonstruktion für Trier etwas Einmaliges. Der Baustoff, mit dem der Unternehmer handelt, wird auf den ersten Blick dekorativ sichtbar. Im asymmetrisch angelegten Erdgeschoss führt links eine Eisengittertüre in das Gebäude, während rechts Platz wohl für ein Schaufenster gegeben war. Und auch die erste Etage mit der Glas-Stahlkonstruktion lässt das massive Steingebäude nicht sichtbar werden. Der Glaserker mit Jugendstilelementen über dem filigranen Erdgeschoss gibt dem Haus eine Leichtigkeit, welche trotz der weiteren Geschosse beibehalten werden kann. Auf dem zentral ausgerichteten gläsernen Erker ruht der zur niedrigen Wohnetage gehörende, mit floralen Motiven gestaltete kleine Balkon, der das Eisenmotiv nach oben führt und den Übergang zur Sandsteinfassade mit verputzen Flächen bildet. Ab hier ist die Fassade streng symmetrisch aufgebaut. Die drei Rundbogenfenster mit darüber liegendem geschwungenem Dekor bestimmen zusammen mit dem aufwändig gestalteten Sandsteinfries die Gestaltung dieser Etage. Auf dem Fries, welches einen Kniestock dekoriert, um die Höhe des Dachgeschosses zu vergrößern, sind symmetrisch angeordnete Wappenfelder, Putten und Blätterranken zu finden. Rechts und links flankiert werden die in der Mitte unterbrochenen Felder von zwei geschmückten...

    Fetzenreich

    Play Episode Listen Later Jul 19, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Fetzenreich.mp3 Audio-Podcast: 5:01 min   Kennen Sie… das Fetzenreich? Das Fetzenreich ist mehr als ein Haus. Genau genommen ist es eine zusammenhängende Häuserzeile entlang der Sichel- und der Rindertanzstraße. Einst auch innerlich verbunden, dehnte sich der mittelalterliche Stadthof mit mehreren Gebäuden, Höfen und Gärten bis zum Mergener Hof im Norden aus. Im Laufe der Jahrhunderte erhielten die einzelnen Bauteile unterschiedliche Funktionen, die am besten separat betrachtet werden. Wenn man heute den Treffpunkt „Fetzenreich“ ausmacht, geht man in die Sichelstraße 36. Das klassizistische Gebäude steht auf römischen und vor allem auf mittelalterlichen Grundmauern und ist in seinen Ursprüngen Teil eines ausladenden Gebäudekomplexes im dicht und eng bebauten Flanderviertel in unmittelbarer Nähe zum Dom. Bereits 1268 wird das Haus in Urkunden zum ersten Mal erwähnt, als Besitz des Schöffen Bonifacius des Älteren. Die wohlhabende Familie besetzte über mehrere Generationen Schöffen- und Schultheißämter in der Stadt Trier und lebte in dem steinernen Haus mit der damaligen Bezeichnung „Zur goldenen Krone“. Erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1592 wird der noch heute gebräuchliche Name erwähnt: „ut domum nostrum in cictate trevirensi Fetzenreich dictam ampliaret“, wie Eberhard Zahn in seiner detaillierten Monografie aus dem Jahr 1980 zum Stadthof ausführt. Der Name kommt aus einer Kombination der Kurzform „Fetz“ von Bonifatius mit dem Beinamen „der Reiche“. Dieses Haus stand wohl am nördlichen Ende des Fetzenhofes, wo heute das ehemalige Hotel Central der Verwahrlosung ausgesetzt ist. Zahlreiche Besitzerwechsel im 13. und 14. Jahrhundert künden von einer lebhaften Zeit mit Verpachtungen, Vererbungen und Verpfändungen. Im Jahr 1408 kaufte die Klostergemeinschaft Maximin den gesamten Hof. Hierhin zog sich der Orden in Kriegszeiten zurück, denn die eigentlichen Abteigebäude lagen ungeschützt außerhalb der Stadtmauer und wurden mehrfach zerstört. Ein imposanter Einstützenraum diente als Refektorium und die fein herausgearbeiteten Fenster und bemalten Holzdecken sind später repräsentative Räume des Hotels. Allein dieses Gebäude bietet ausreichend Stoff für eine eigene Geschichte. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts zog der Orden in sein neu erbautes Kloster St. Maximin im Norden der Stadt. Im Jahr 1803 wurde der Fetzenhof von den französischen Besatzern verkauft, an den Trierer Vikar Peter Müller. Dieser ließ die Fassade des Vorderhauses 1820 in die noch heute bestehende klassizistische Form mit fünf Achsen und einem Mansarddach umbauen. 1833 wurden das Vorder- und das Mittelhaus komplett von dem nördlichen Gebäudeteil, dem späteren Gesellenhaus und Hotel, abgetrennt. An der Seite der Gebäude Sichelstraße 36 und 34 sind am Rindertanzplatz wenige mittelalterliche Details zu entdecken, aber im Inneren zeugen der großräumige Keller mit Kreuzgratgewölbe, die steinernen Fensterstürze und die dicken Wände mit den tiefen Fensternischen von der mehr als 600 Jahre alten Geschichte des Hauses. Geschichte gemacht hat auch die Fetzenkneipe, die länger als 40 Jahre in genau diesem Gebäude existierte. In der ehemaligen Großküche des Schöffenhauses mit dem imposanten offenen Kamin verbrachten schon Generationen von Studierenden ihre Freizeit. Zusammen mit weiteren Institutionen des Trierer Bistums hat hier die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) ihren innerstädtischen Standort und betrieb die Fetzenkneipe einst im Team. Anfang der siebziger Jahre investierte das Bistum in das Haus und auch die Ausstattung der Begegnungsstätte: Architekturpläne von 1971 zeigen, wie die Souterrainräume genutzt werden sollten: Eine Leseecke mit Bücherregalen und Arbeitstischen im kleineren Raum sollten zum Arbeiten und Lernen einladen. Eher Clubatmosphäre versprachen die Planungen für den großen Raum mit dem offenen Kamin. Hier bestimmten halbrunde Sofalandschaften mit trapezförmigen Beiste...

    Geldtempel

    Play Episode Listen Later Jul 18, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Geldtempel.mp3 Audio-Podcast: 6:23 min Kennen Sie… den alten Geldtempel? Sieben monumentale Säulen bilden die Fassade der ehemaligen Reichsbank in der Christophstraße. Einst als pompöse Nebenstelle der Berliner Zentrale errichtet, machte sie die Bedeutung des Geldinstituts auch in der westlichen Provinz deutlich. Während die Reichsbanken bis etwa zur Jahrhundertwende oft gleichförmig gestaltet waren, wurden die Gebäude in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts immer individueller. Seit ihrer Gründung im Jahre 1876 hatte die Reichsbank als öffentliche Institution die Aufgabe, den Preis und das Volumen des Geldes zu bestimmen und Banknoten auszugeben. Die Vorgängerin der Deutschen Bundesbank etablierte ein einheitliches Währungssystem und ersetzte mit “Mark” und “Pfennig” die bis dahin gültigen gewachsenen Landeswährungen wie beispielsweise den norddeutschen Taler oder süddeutschen Gulden. Im Jahr der Gründung verfügte die Reichsbank neben der Reichshauptbank in Berlin über 16 Hauptstellen, 43 Stellen, drei Kommanditen, 112 Nebenstellen und 27 Warendepots. Die Nebenstelle Trier wurde in den Jahren 1901 bis 1903 errichtet. Zuständig für die Neubauten war das Reichsbankbaubüro mit Sitz in Berlin. Dieses leitete ab dem Jahr 1883 der 1834 in Trier geborene Geheime Baurat Dr.-Ing. Julius Emmerich. Der Trierer war ab 1904 auch für die Hochbauverwaltung zuständig und unter seiner Ägide entstanden so wichtige Staatsbauten wie das Pergamon-Museum, die Akademie der Bildenden Künste oder das Abgeordnetenhaus in Berlin. Zusammen mit dem entwerfenden Architekten Maximilian Hasak realisierte er neben zahlreichen anderen Bankgebäuden die Trierer Nebenstelle in der Christophstraße. Auch nach seiner Pensionierung widmete er sich noch zehn Jahre lang der Reichsbanktätigkeit, wie Margit Heinker in ihrer 1998 erschienenen Dissertation zur Architektur der deutschen Reichsbank ausführt. Die ehemalige Reichsbank in Trier liegt zentral am die Altstadt umrundenden Grüngürtel, der die mittelalterliche Stadtmauer nachzeichnet. Die Stadtfläche von Trier hat sich zur Jahrhundertwende schon deutlich erweitert und das Bankgebäude wird in die vorhandene Architektur der Christophstraße gesetzt. Neu ist die 1902 angelegte Kochstraße, welche den Alleenring mit der Sichelstraße verbindet und als Namensgeber Richard Koch hat. Dieser war von 1890 bis 1908 Präsident des Reichsbankdirektoriums und damit höchster Amtsträger der damaligen deutschen Geldwirtschaft. Die optisch wie ein antikisierender Tempel in Sandstein ausgeführte wuchtige Reichsbankfiliale steht genau auf der Ecke von der Christoph- zur Kochstraße. Seine sieben knapp 12 Meter hohen kannelierten Säulen mit aufwändig gestalteten Kompositkapitellen, die in sich jeweils den Reichadler zeigen, gliedern die Hauptfassade an der Christophstraße 14. Sie ist unter einem breiten Gesims zweigeschossig ausgebildet. Im Erdgeschoss befinden sich hohe Rundbogenfenster, hinter denen sich im östlichen Bereich die Kassenhalle befand, im oberen Geschoss sind die Fenster rechteckig. Während zur Bauzeit das Hauptportal zur Reichbank zwischen den beiden westlichen Säulen lag, wurde dieser Eingang später zu einem Fenster verändert. Die schmale Seite an der Kochstraße hat nur an den beiden Ecken Säulen und ist ansonsten lediglich in der Mitte durch Fenster und einen Balkon geschmückt. Die als Tempel gestaltete Nebenstelle in Trier hat weder architektonische Vorgänger noch entsprechende Nachfolger innerhalb der zahlreichen Neubauten der Reichsbanken. Waren die Gebäude bis zur Jahrhundertwende eher historistisch wie beispielsweise in Bocholt oder Gütersloh, wurden  die Fassaden ab 1900 immer individueller, aber auch immer unspektakulärer. Es wurde Wert darauf gelegt, dass die Baukörper in die jeweilige Umgebung gut herein passen und so fast mit Wohnhäusern verwechselt werden konnten, wie zum Beispiel die Gebäude in Traben-Trarbach oder Rüde...

    Gläserner Pavillon

    Play Episode Listen Later Jul 17, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Glaeserner-Pavillon.mp3 Audio-Podcast: 8:04 min Kennen Sie… den gläsernen Pavillon? Die gläserne Etage inmitten steinerner Fassaden aus der Gründerzeit fällt sofort ins Auge, wenn man sich vom Bahnhof in Richtung Innenstadt bewegt. Was einst als Schandfleck angesehen wurde, steht heute unter Denkmalschutz und steht leer. Es ist eines der wenigen stadtbildprägenden Bauten Triers aus den fünfziger Jahren – zumindest der obere gläserne Teil. So vielschichtig die Baugeschichte des Eckhauses an der Theodor-Heuss-Allee zur Göbenstraße ist, so unterschiedlich waren auch die Nutzungen der auffälligen Architektur. Je nach Bedarf wurde hier während der letzten 120 Jahre angebaut, verändert oder belassen, ganz nach Zeitgeschmack und Notwendigkeit. Die spitzwinklige Ecke zwischen der Hauptverbindung vom Bahnhof in Richtung Innenstadt und der hier einmündenden Göbenstraße ist zur Entstehungszeit ein privater Garten. Mit dem Bau des wilhelminischen Hauptbahnhofs 1878 wird auch die damals so genannte Bahnhofsstraße beziehungsweise Nordallee angelegt, an der mehrstöckige repräsentative Geschäfts- und Bürgerhäuser entstehen. Viele Häuser besitzen einen Vorgarten und der des Eckhauses aus dem Jahr 1880 fällt besonders groß aus. Mit einer umfassenden Mauer und einem großen Gartentor wirkt der des Hauses Nr. 18 fast wie ein kleiner Park am Rande der Straße, wie eine Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt. Das im Besitz der Sparkasse befindliche Haus wird 1926 von einer Trierer Familie gekauft, die das gründerzeitliche Haus mit dem auffälligen Zeltdach eingreifend umbaut. Die Familie stockt das Haus um eine Etage auf, darf die Höhe des Gebäudes aber nicht vergrößern. Heute zu sehen ist nur noch die oberste Spitze des Daches, welches auf der niedrigen zweiten Etage ruht, die eher wie von einem Flachdach bedeckt wirkt. Auffälliger als die Ausweitung in die Höhe ist jedoch der Anbau, der seit 1932/33 den Garten verdrängt. Hier lassen die Besitzer – ein moderner und architekturbegeisterter Werbetreibender und seine Frau, eine Fotografin – einen polygonalen Eckladen anbauen. Engagiert wird das Trierer Architekturbüro Brand und Mertes, welches kurz vorher, 1929 bis 1931, das dem Neuen Bauen verpflichtete Stadtbad mit der Klinkerfassade an der Südallee errichtet hat. Der Pavillon mit elf großflächigen Fenstern sollte als Café dienen, das Flachdach als Dachterrasse. Diesen Zweck erfüllt der Bau jedoch nur einmalig während der Heilig-Rock-Wallfahrt 1933, als das Gebäude mitten auf dem Pilgerweg zwischen St. Maximin und dem Dom liegt. Direkt auf der Spitze der Kreuzung entsteht passend dazu ein Kiosk, in dem bis zum zweiten Weltkrieg Obst, Schokolade und Zeitungen feilgeboten werden. In der Folge wechseln die Besitzer des Untergeschosses häufig, genutzt wird der Raum unter anderem als Elektrofachgeschäft, Versicherung oder auch für Büroräume der Stadt Trier. Während der letzten Kriegsjahre ist hier eine Buchhandlung, nach 1945 nutzt eine Persil-Vertretung den Anbau, der nach Kriegsschäden 1949 wieder instandgesetzt wird. 1950 schließlich zieht die Firma Gebr. Reichert in das Erdgeschoss und ist für Generationen das Spielwarengeschäft in Trier. Die Firma verkauft auch Kinderwagen, Korbwaren, Korbmöbel, Kinderbetten sowie Gartenmöbel, Boote und Zelte, wie ein Briefbogen wirbt. Aufgrund des breiten Warenangebots reicht die Verkaufsfläche von 145 Quadratmetern schnell nicht mehr aus. 1956 lassen die Inhaber im Stil der Zeit eine Etage auf das Erdgeschoss setzen. Ausführender Architekt ist der Trierer Willi Haufs. Er nimmt die Grundmauern des Anbaus aus den frühen dreißiger Jahren, um hier ein typisches 50er-Jahre Element zu ergänzen, ein einziges auskragendes gläsernes Schaufenster. In seinem Bauantrag an die Trierer Baupolizei macht er auch einen ästhetischen Ansatz geltend: „Die Aufstockung dürfte auch städtebaulich zu begrüßen sein,

    Haus Britanien

    Play Episode Listen Later Jul 16, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Haus-Britanien.mp3 Audio-Podcast: 5:41 min   Kennen Sie… das Haus Britanien? Trier ist die Stadt am Fluss, die den Anschluss an selbigen verloren hat. Im Straßennamen der Krahnenstraße ist das einstige Leben am Fluss jedoch lebendig geblieben. Mit dem direkt an der Mosel liegenden Krahnen wurden einst Handelswaren aus Schiffen an Land gehoben. Die Straße war über Jahrhunderte eine wichtige Verkehrsachse ins Stadtzentrum. Mit dem Ausbau der großen Autostraße am östlichen Moselufer veränderte sich nicht nur die Straßenführung, auch die Optik in der Krahnenstraße wurde aufgefrischt, mit gotischen Bauten – echt aus den siebziger Jahren. Täglich nehmen noch heute viele Rad- sowie schlendernde Touristen den Weg von der Innenstadt an die Mosel, der im Spätmittelalter eine wichtige Handelsroute war und bis zum 1413 errichteten Krahnen des Trierer Hafens führte. Im Krahnenviertel siedelten Schiffer, Schiffsbauer und Fischer in stattlichen Bürgerhäusern in der Nachbarschaft von großen Klöstern. In seinem Buch “Das Bürgerhaus in Trier und an der Mosel” schreibt Klaus Freckmann: “Als Herz des mittelalterlichen und neuzeitlichen Güterumschlages ist die Krahnenstraße anzusehen, wo noch um 1850 Schiffer lebten.” In typischer Bauweise standen hier diverse mehrgeschossige steinerne Giebelhäuser. Der Stadtteil wurde in dem Moment weniger attraktiv, als die Handelsschifffahrt Mitte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung verlor und das Viertel verarmte. Hiermit einher ging der Verfall der Häuser, die auch immer wieder vom Hochwasser betroffen waren. 1930 schließlich wurde der Hochwasserschutzdamm fertiggestellt und die Straße zumindest für Autofahrer zur Sackgasse. Die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus, die 1970 Richtfest für ihren großen Krankenhausneubau feierten, errichteten am unteren Ende der Krahnenstraße ein Schwesternwohnheim. Hier wurden Anfang der sechziger Jahre ebenfalls gotische Bürgerhäuser abgerissen, um Platz für die vierspurige Schnellstraße zu schaffen. Das Schicksal ereilte nicht nur Wohnhäuser, sondern auch die weiter nördlich stehende imposante Mühle des Klosters St. Martin. Genau zwischen der Krahnenstraße und der Martinsmühle stand das Haus Britanien, auch ein gotisches giebelständiges Gebäude. Wie seine Nachbarn stand es im Weg, es wurde abgerissen, die Autos hatten Vorfahrt. Und doch ist dieses Haus im Stadtbild von Trier noch präsent. Das Landesamt für Denkmalpflege forderte die Rekonstruktion des Hauses, dessen Original nach dendrochronologischen Untersuchungen aus dem Jahr 1337 stammt, wie in der Denkmaltopographie der Stadt Trier nachzulesen ist. Da am Krahnenufer aus geschilderten Gründen aber kein Platz mehr war, siedelte man das neue gotische Haus in der Krahnenstraße 18 an. Dort standen einfache Häuser, welche aber wegen zu großen Verfalls nicht mehr zu retten waren. Ein Artikel aus der Trierer Landeszeitung von 1959 zeigt einen ramponierten Straßenzug. Die Bildunterschrift macht deutlich, wie man sich die Krahnenstraße Ende der 50er Jahre in etwa vorstellen muss: „Das Haus ist über 500 Jahre alt und baufällig: in ihm wohnen neun Familien mit zehn Kindern. Wohnen kann man nicht gut sagen, denn die Räume sind ein Notquartier. […] Die Stromgebühren übersteigen das Doppelte der Miete, weil die Einwohner wegen der Dunkelheit der Zimmer tagsüber Licht brennen lassen müssen. Für die Kinder sind die Wohnverhältnisse in gesundheitlicher Hinsicht alles andere als fördernd.“ Um ein interessantes Ensemble mit dem neu entstehenden Schwesternwohnheim zu kreieren, entschloss man sich, 1970/1971 sowohl dieses Haus als auch die beiden links davon stehenden Giebelhäuser abzureißen. In die große Baulücke hinein wurden links die beiden Giebelhäuser rekonstruiert, das rechte, historisch anmutende Haus ist die Rekonstruktion des ehemals direkt am Ufer stehenden Hauses Britanien. Das gesamte Ensemble wurde zu Wohnzwecken für den pfl...

    Haus Proppe

    Play Episode Listen Later Jul 16, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Haus-Proppe.mp3 Audio-Podcast: 6:48 min  Kennen Sie... das Haus Proppe? Das „Haus Proppe“ wurde 1909 in Euren errichtet und war zu seiner Entstehungszeit der Architektur Triers um Jahre voraus. Heinrich Tessenow, nach dessen Entwurf das Haus erbaut wurde, ist in den weiteren Orten seines Wirkens als Verfechter der modernen Architektur vor dem Bauhaus unumstritten. Seine noch existierenden Werke stehen weitestgehend unter Denkmalschutz. Trotz Bemühungen seitens der Familie Proppe fällt das gleichnamige Haus nicht darunter. In Trier hat man aber immerhin eine Straße nach Tessenow benannt. Die Hermannstraße in Euren beginnt an einem kleinen Platz mit der Bushaltestelle „Helenenbrunnen“ und führt am Fuße des steilen Südhangs vom Mohrenkopf am Waldfrieden vorbei in Richtung Niederweiler und Trierweiler. Bevor man in den Wald kommt, ist die Straße von Ein- und Mehrfamilienhäusern gesäumt, in denen alle Zutaten der Durchschnittsarchitektur zu finden sind. Vom schmiedeeisernen Zaun über braun gewölbte Fenster bis hin zu Türmchen und der auffälligen Farbgebung der 90erJahre findet der Flaneur viel von dem, was sich das 20. und 21. Jahrhundert an Novitäten für den Wohnhausbau ausgedacht hat. Am allerwenigsten fällt jedoch das letzte Haus am Hang kurz vor dem Wald auf. In schlichtem Weiß hebt sich die dreieckige Fassade mit dem beherrschenden Satteldach von der dunklen Naturkulisse ab. Die Fenster verteilen sich symmetrisch über die Fassade, an der rechten Seite ist eine offene Laube mit Pfeilern angebaut. So schlicht kommt das Haus daher, als wäre es zeitlos. Es ist das zweite Haus, das überhaupt in diesem Tal gebaut wurde. 1909 fand der Bauherr Hans Proppe hier genau das vor, was er sich als Lebensraum vorstellte und nach seinen Ideen weiter ausbaute: Viel Natur, in der er und seine zahlreichen Künstlerfreundinnen und -freunde sich verwirklichen konnten. Der 1875 in Köln geborene Proppe studierte in Mainz und Berlin Raumkunst bzw. Innenarchitektur und lehrte ab 1904 an der Trierer „Gewerblichen Fortbildungs- und Gewerbeschule“, einem Vorläufer der späteren Kunst- und Gewerbeschule und heutigen Hochschule. Der Architekt Heinrich Tessenow kam 1905 als Lehrer der Baugewerkeabteilung an die gleiche Schule und lebte bis 1909 in Trier. Die beiden späteren Professoren befreundeten sich, wenn sie sich nicht sogar schon aus der Studienzeit in Berlin kannten. In Trier schrieb Tessenow sein bedeutendes Werk „Der Wohnhausbau“, welches ebenfalls 1909 erschien und ein für die Architektur ganz neues Konzept der reinen Sachlichkeit formulierte. Während noch weit ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nicht nur in Trier noch in historistischen und jugendstiligen Formen gebaut wurde, entwickelte Tessenow eine abstrakte Form von Architektur, die in ihrer Schlichtheit und ihrem Purismus avantgardistisch genannt werden kann. Die Architektur ist von jeglichen Schmuckelementen befreit und zehn Jahre vor dem Bauhaus radikal neu. Mit dieser neuen Idee findet er in Hans Proppe einen Partner, der in seiner Persönlichkeit und als Künstler ganz ähnlich denkt. Er ist der erste, der einen der von den Architektenkollegen oft belächelten Entwürfe Tessenows praktisch umsetzt. Das Blatt mit der Tessenow zugeschriebenen Zeichnung befindet sich im Nachlass der Familie und gilt als Geschenk an den Kollegen und Freund. Nicht nur künstlerisch ist die Autorschaft Tessenows in der Magisterarbeit der Verfasserin diese Beitrags im Fach Kunstgeschichte an der Universität Trier 2001 nachgewiesen worden, auch Zeitzeugen erinnern sich an mehrfache Nennungen Heinrich Tessenows als Architekten vom „Haus am Berg in der Sonne“, wie Proppe es nennt. Proppe erhält 1909 die Baugenehmigung für das Haus, welches der Mittelpunkt einer Künstlerkolonie werden wird. Er terrassiert den gesamten Hügel, baut in den kommenden Jahren noch kleinere Häuser für befreundete Künstler und plant sogar eine ganze Häuserrei...

    Jakobspital

    Play Episode Listen Later Jul 16, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Jakobsspital.mp3 Audio-Podcast: 06:47min Kennen Sie… das Jakobspital? Im Mittelalter wurde die Gesundheitsversorgung in erster Linie von kirchlichen Institutionen erledigt. Bis heute ist diese Tradition in Trier mit seinen nicht in kommunaler Trägerschaft stehenden Krankenhäusern erhalten geblieben. Die einst bedeutendste soziale Einrichtung war seit dem frühen 12. Jahrhundert das St. Jakobs-Spital, dessen erhaltene Gebäude in der Straße „Jakobsspitälchen“ zu finden sind. Auch wenn heute nur noch zwei Häuser und Teile einer Kapelle von dem ehemaligen Hospital zeugen und der Straßenname die Institution in der Verkleinerungsform nennt, war das Hospital mitten in der Stadt eines der wichtigsten für die Trierer Bevölkerung. Die Hauptaufgabe der hier ansässigen Jakobus-Bruderschaft bestand darin, sich den Kranken, Alten und Fürsorgebedürftigen anzunehmen. Ursprünglich betreute die Bruderschaft die zahlreichen Pilger, die den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gingen und Trier als wichtige Station passierten. Das Wort „Hospital“ oder kurz „Spital“ stammt vom lateinischen Wort „hospitium“ („Gastfreundschaft“) ab. Von dem Hospital selbst sind heute die beiden schlichten Häuser im Jakobsspitälchen 2 und 3 erhalten geblieben. Im Haus Jakobspitälchen Nr. 2 wohnten die Männer, in der Nummer 3 die Frauen, welche sich für ihren Altensteil dort eingekauft hatten. Mittelalterliche Zustände herrschten noch in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als hier WG-Zimmer vermietet wurden, in denen nicht nur mit Kohle geheizt werden, sondern die Kohle auch direkt im Zimmer gelagert werden musste. Ursprünglich lag die Einrichtung hinter einer Mauer entlang der heutigen Fleischstraße. Ein Tor führte in einen Innenhof, auf dessen rechter Seite die St.-Jakobs-Kirche lag. Dessen Chor schloss im Osten gerade zur Fleischstraße hin ab. Um 1360 wurde die Kirche neu errichtet und bis heute haben sich zwei ihrer Joche erhalten. 1984 wurde der jetzige Raum mit insgesamt drei Jochen mit geripptem Kreuzgratgewölbe restauriert. 1559 war hier der Ort, an dem der protestantische Reformator Caspar Olevian weiterhin seine Ideen verkündigte. Der Stadtrat von Trier hatte ihm nämlich das Predigen in städtischen Räumen verboten. Der ehemalige Kirchenraum beherbergte lange Jahre eine Kunstgalerie und ist heute repräsentativer Verkaufsraum einer Boutique. Die beiden Joche, die zur Kirche gehörten, sind gut an den Schlusssteinen der Gewölbe zu erkennen. Der erste zeigt ein Blumenornament, der zweite ein Wappenfeld. Den südlichen Abschluss bildet heute eine große verglaste Wandaussparung, die den Blick von außen in den Raum freigibt, wenn dieser nicht gerade von Vorhängen verdeckt ist. Die Gebäude des Hospitals schlossen sich hinter der Kirche Richtung Metzelstraße an und wurden mehrfach umgebaut. Durch Quellen belegt ist ein stattlicher Neubau aus den Jahren 1543 bis 1546. Die Gebäudeteile, die heute noch stehen, wurden 1750 bis 1753 nach Plänen des Hofbaumeisters Johannes Seiz, der als Meisterschüler und Mitarbeiter bei Balthasar Neumann gelernt hat, umgebaut. Im Stadtmodell des Stadtmuseums Simeonstift, welches Trier um 1800 zeigt, ist das Hospital mit seiner Kirche und den Gebäuden von Seiz zu sehen. Den Innenhof des Areals mit den beiden etwas versetzt stehenden Häusern sowie weiteren Ökonomiegebäuden erreichte man durch ein Portal in der Fleischstraße. Erst im Zuge der Säkularisation wurde die Mauer samt Portal abgerissen und der öffentliche Durchgang zur Metzelstraße geschaffen. Die bis zu 100 Mitglieder der Bruderschaft waren Bürgermeister, Patrizierfamilien oder auch Schöffen. Ab dem 14. Jahrhundert kamen wohlhabende Handwerker hinzu. Die Mitglieder stifteten im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Ländereien, Immobilien oder auch Bares, Zinsen und Renten. Hinzu kamen Einnahmen aus päpstlichen Ablässen. Das Jakobsspital wurde später auch „bürgerliches Hospital“ genannt,

    Kastenhäuser

    Play Episode Listen Later Jul 16, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2015/01/Kastenhaeuser.mp3 Audio-Podcast: 7:22 min Kennen Sie… die Kastenhäuser? Die Siedlung Auf der Hill in Olewig ist alles andere als eine langweilige Aneinanderreihung von Reihenhäusern, bei denen sich die Bewohner oftmals zu nahe kommen und Individualität bei der Ausführung keine Rolle spielt. Jedes einzelne der 65 Häuser ist den topografischen Gegebenheiten angepasst und bietet trotz der Nähe zu den Nachbarn Intimität. Die Häuser der Siedlung „Auf der Hill“ stehen eng beieinander und teilweise auch aneinander. Gemeinsam ist den Bewohnern der freie und weite Blick in die Natur, vor allem von den Terrassen aus. Diese sind genau wie die Wohnetagen nach Westen gerichtet und profitieren damit von der Sonne bis in den späten Abend hinein. Nachdem Mitte der sechziger Jahre der Trierer Hafen errichtet, im Jahr 1970 die Trierer Universität neu gegründet wurde und sich gleichzeitig vermehrt Industriegebiete in den 1969 eingemeindeten Orten ansiedeln konnten, erlebte Trier einen regelrechten wirtschaftlichen Aufschwung. Und so wuchs auch der Bedarf an neuen Wohnungen und Häusern. Es entstanden beispielsweise das Wohngebiet Im Schammat mit dem sozialen Schammatdorf und das Neubaugebiet Mariahof. Ein weiteres der neuen Wohngebiete entstand in den frühen Siebziger Jahren in Olewig im Streifen zwischen der St.-Anna-Straße und der Caspar-Olevian-Straße. Auftraggeber war das 1949 gegründete „Familienwerk des Bistums Trier“, welches sich unter anderem den Neubau von Wohnraum und den Siedlungsbau zur Aufgabe gemacht hat. Die Straße Auf der Hill führt direkt in die gleichnamige Siedlung hinein, die der Trierer Architekt Günter Kleinjohann plante. Olewig selbst gehört schon seit 1930 zur Stadt Trier und wurde stetig über den Ortskern hinaus erweitert. Aus den Dreißiger Jahren stammt die Siedlung Trier-Ost, aus den Fünfziger und Sechziger Jahren die Bebauung am Trimmelter Weg. Von 1969 bis 1974 schließlich wurde das Gebiet Auf der Hill erschlossen und bebaut. Städtebaulich ist Auf der Hill ein zusammenhängender Komplex mit 65 Einfamilienreihenhäusern. Die längsgestreckte Siedlung liegt auf einem Hang zwischen zwei Straßen, an denen sich die Garagen und die Zugänge zu den Fußwegen befinden. Die aus weißem Kalksandstein gemauerten Häuser sind entweder zwei- oder zweieinhalbgeschossig. Etwa die Hälfte der Einfamilienhäuser sind als Terrassenhäuser ausgestaltet. Die einzelnen Häuser bilden Gruppen, die sich jeweils um eine Art öffentlichen Hof oder Platz reihen. Der hier entstehende Raum ist der Kommunikation, dem Zusammenleben und der Nachbarschaft gewidmet. Jedes einzelne Haus variiert in seiner räumlichen Ausweitung, so dass individuelle Bedürfnisse der Bauherren berücksichtigt werden konnten. Auch wenn die Häuser teilweise aneinandergebaut und eng gestaffelt platziert sind, haben die Bewohner dennoch eine Privatsphäre, die sich aus der ausgeklügelten Bauform der Häuser ergibt. „Die Häuser sollten nicht zu teuer sein, also war die Wirtschaftlichkeit zugleich Forderung und ein wesentliches Kriterium“, berichtet Günter Kleinjohann, der seit den frühen Siebziger Jahren selbst eines der Häuser bewohnt. „Das beginnt bei der zweibündigen Erschließung der Siedlung, was bedeutet, dass durch weniger Wege auch billiger gebaut werden konnte.“ Die Häuser selbst sind aus unverputztem Kalksandstein, Sichtbeton und rotbraunen Hölzern an den Fenstern und den Haustüren gestaltet. Sie sind Ost-Westseitig ausgerichtet, wodurch der Wohnbereich jeweils auf der sonnigen Westseite liegt. An den Fußwegen mit den Niveautreppen stehen auf einer Seite immer Terrassenhäuser, wodurch sich automatisch ein Sichtschutz zu den gegenüberliegenden normalen Häusern ergibt. Durch die gestaffelte Ausrichtung, die versetzt liegenden Wege, Niveautreppen, Rampen und unterschiedlich große Plätze sowie das viele bereits von Anfang an mitgeplante Grün wirkt die Siedlung Auf der Hill nicht langweilig.

    Kloster St. Afra

    Play Episode Listen Later Jul 16, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/12/St.-Afra.mp3  Audio-Podcast: 6:56 min  Kennen Sie... das Kloster St. Afra? Seit dem Mittelalter gehörte das Kloster St. Afra zur Domimmunität des Trierer Bistums. Die kleine Frauengemeinschaft in der heutigen Liebfrauenstraße erhielt im 18. Jahrhundert einen Neubau mit eigenem Gotteshaus. Eine Inschrift erinnert an die Geschichte des Hauses, das später auch ein Mädchenwaisenheim und eine Schule beherbergte. Bis heute sind das Klosterportal sowie das Langhaus der Kirche in der Architektur zu erkennen. Die heilige Afra war der Legende nach die Tochter eines zyprischen Königs. Nach dessen Tod kamen Afra und ihre Mutter über Rom nach Augsburg und beide Frauen arbeiteten dort als Prostituierte. Der spanische Bischof Narcissus suchte das Freudenhaus während seiner Flucht auf und bekehrte die Damen. Die Christin Afra wurde daraufhin verfolgt und starb als Märtyrerin. Je nach Legende wurde sie um 304 verbrannt oder an einem Baumstamm gebunden enthauptet. Zahlreiche Kirchen, Schulen, Bildungsinstitute oder auch Apotheken tragen St. Afra im Namen und sogar ein Bier aus Meißen nennt sich nach der Heiligen. In Trier wird ein der Afra geweihtes Frauenkloster erstmals im Jahr 1271 erwähnt, existiert hat es wohl schon länger. Die Ordensfrauen hatten die Aufgabe, erkranktes Dienstpersonal des Domkapitels zu versorgen und zu pflegen. Die Trierer Steuerliste nennt etwa 100 Jahre später neun Beginenhäuser in Trier, darunter auch die Gemeinschaft St. Afra. Es war die Blütezeit der neu entstehenden Klöster, Stifte und religiösen Gemeinschaften. Die zuerst in lockerer Gemeinschaft lebenden Frauen von St. Afra schlossen sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts als Dritter Orden den Franziskanern an. Neben einem Männer- und einem Frauenkloster bestand deren dritte Einrichtung aus den Tertianerinnen. Diese Laien orientierten sich an den Ordensregeln des heiligen Franziskus von Assisi und setzten diese innerhalb ihrer Lebenswelt um. Neben ihrer Tätigkeiten für die Angehörigen des Bistums versahen die Laienschwestern auch Kranken- und Totenwärterdienste in der Stadt. Diese Verbindung wird auch in der Architektur deutlich. Genau zwischen dem Kloster und der Kirche befindet sich ein Bogen zur gegenüberliegenden Häuserzeile. Hier war die Grenze zwischen dem Dombering, einer eigens befestigten Stadt innerhalb der Stadt Trier, in der die Geistlichen und Angestellte der Kirche lebten. In der Barockzeit erhielt das Kloster einen Neubau, was wir anhand der Inschrift über dem reich verzierten Eingangsportal nachlesen können. In den großen Buchstaben des Textes verbirgt sich auch das Baujahr. Das Chronogramm hat folgenden Text: „funditus eri gebatur honori dei divi francisci et s. afrae patronae“, was bedeutet: „Von Grund auf wurde es errichtet zu Ehren Gottes, des heiligen Franziskus und der Schutzpatronin, der heiligen Afra.“ Die hervorgehobenen Großbuchstaben sind lateinische Zahlenwerte. Addiert ergeben die Buchstaben D für 500, C für 100 und das I für eins das Erbauungsjahr des Gebäudes, welches noch heute steht. Die insgesamt sehr schlichte Fassade wird erst durch den aufwändig gestalteten barocken Eingang zu einem besonderen Gebäude. Das Portal ist mit übereck gestellten Pilastern, Voluten, Segmentgiebeln und mächtigen Gesimsen dreistufig gegliedert. In der zuoberst liegenden Kartusche befindet sich der Text mit verschlüsselter Nennung der Entstehungszeit. Im Jahr 1728 baute der Architekt und Franziskanerbruder Odericus Weiler das eigentliche Klostergebäude und Richtung Dom die etwas zurückversetzt liegende Kirche St. Afra. Das aufwändig gestaltete Portal führte am südlichen Gebäudeteil direkt in der ersten der sechs Achsen in das Kloster herein. Das dreigeschossige Gebäude hatte einen weiteren rechtwinklig anliegenden Flügel. Etwas zurückversetzt befand sich direkt im Anschluss daran entlang der Straßenflucht Richtung Domfreihof das Langhaus der Kirche St. Afra.

    Kulturkiosk

    Play Episode Listen Later Jul 14, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Kulturkiosk.mp3 Audio-Podcast: 5:56 min  Kennen Sie... den Kulturkiosk? In Berlin ist es die Trinkhalle, am Niederrhein das Büdchen, in Frankfurt das Wasserhäuschen, in Österreich die Trafik und in Trier ganz klassisch der Kiosk. So wird ein meist freistehendes Häuschen genannt, welches dazu dient, Kleinigkeiten wie Zeitungen, Getränke, Süßigkeiten und Zigaretten im Vorbeigehen zu erwerben. So tolle Sachen wie einzelne Stücke Kokosschokolade oder je nach Taschengeldlage individuelle Tüten mit buntem, süßem Gummi wandern jedoch nur noch selten über Kiosktheken, seit mehr über Hygiene nachgedacht wird und fast alles – zumindest in abgepackter Form – Tag und Nacht in Tankstellen erhältlich ist. Und so wie sich die Kaufgewohnheiten gezwungenermaßen ändern, so gibt es auch neue Konzepte für die noch stehenden Trinkhallen, Büdchen oder auch Kioske. In Trier steht eines der filigranen Exemplare aus den späten Fünfziger bis frühen Sechziger Jahren am östlichen Ende des Fuß- und Fahrradweges zwischen Südallee und Kaiserstraße Richtung Kaiserthermen. An der Ecke zur Saar- und Neustraße ist der Kiosk an der großen Kreuzung von Fußgängern, Radlern und Autofahrern immer gut im Blick und unübersehbar. Kein Wunder eigentlich, denn in seiner genuinen Funktion als Zeitungs- und Zigarettenbude konnten die Werbeschilder, Plakate und Aufsteller so auch am besten wahrgenommen werden. Kiosk ist ein persisches Wort, welches ursprünglich eine Ecke oder einen Winkel beschrieben hat. Später bezeichnet man mit Kiosk auch ein Gartenhaus oder einen Pavillon. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt das Wort aus Vorderasien nach Frankreich und wird hier direkt in die Sprache übernommen. Die ciosques prägen bis heute an zahlreichen Straßenecken das Stadtbild von Paris. Zusammen mit den Schaufenstern, blinkenden Werbungen und Laternen bilden sie die Kulisse für die Autos, Taxis, Busse und auch Fußgänger, die in der „post-liberalen“ Stadt leben, wie der Stadthistoriker Leonardo Benevolo die Großstädte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nennt. Über die Nutzung der Grundstücke entscheiden die Besitzer und in den städtischen Häusern befinden sich öffentliche und private Bereiche in unmittelbarer Nachbarschaft: unten die Läden mit Schaufenstern und darüber private Wohnungen oder Büros. Die Stadtkerne entwickeln sich in der post-liberalen Stadt ganz eindeutig nach dem Primat des Verkehrs und des Handels. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Begriff der Boulevardzeitung, also der Postillen, die direkt auf der Straße mit großen Lettern und neugierig machenden Überschriften um die Gunst der vorbeieilenden Leser ringen und zum Verkauf anregen. Das Prinzip funktioniert bis heute. Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich am Standort des heutigen Kiosks in der Südallee eine Bretterbude, in der Obst und Gemüse verkauft worden ist. Einige Zeit später wurde der Verkauf in einem gemauerten Häuschen fortgeführt, bis dann der jetzige filigrane Kiosk errichtet wurde. Er hat sein vielfältiges Angebot an Printmedien auch nach außen immer gut sichtbar dargestellt. Über Jahrzehnte prangte der große Schriftzug der örtlichen Tageszeitung über dem ausladenden Dach mit dem breiten blauen Rand. Die grau gefassten Glasscheiben an der Vorderfront waren in der Mitte horizontal geteilt und ein Blick in den nur für den Verkäufer zugänglichen knapp 20 Quadratmeter großen Raum war nur durch ein in der Mitte befindliches Fensterchen möglich. Das Ende des Kiosks war in dem Moment gekommen, als sich die Ladenöffnungszeiten ausweiteten und die Tankstellen ein immer größeres Warensortiment bereitstellten. Seit Sommer 2008 wurde der Kiosk immer mal wieder von Studierenden und Dozenten der damaligen Fachhochschule Trier als Kunstraum genutzt. Zu sehen waren digitale Entwürfe, Fotografien oder Designerstücke aus der kreativen Hochschule am Irminenfreihof. 2010 endete das Zwischenspiel und der Kiosk war dem Verfall preis...

    Nells Mühlchen

    Play Episode Listen Later Jul 13, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Nells-Muehlchen.mp3 Audio-Podcast: 5:58 min Kennen Sie… Nells Mühlchen? Die Mitte des Nells Parks in Trier-Nord bildet ein See, der aus dem Aveler Bach gespeist wird. Das fließende Gewässer hat einst eine Mühle angetrieben, die auch heute noch am Wasserrand zu finden ist. Auf die ehemalige Funktion deutet nur noch der vor dem Haus vermooste stehende Steintisch hin. Der Mühlstein ist hier umfunktioniert worden und ist das letzte Relikt des langsam verfallenden Häuschens mit den auffälligen Fenstern. Das 18. Jahrhundert ist eines, in dem die Kunst besonders auch im Außenraum Gestalt annahm, und zwar in Form von Gärten. In Trier entstanden neben dem Lustgarten rund um das 1783 vollendete Schloss Monaise des Domprobstes von Walderdorff beispielsweise auch der Park rund um das Kurfürstliche Palais in Renaissance- und Barockformen. Die Abteien St. Maximin und St. Matthias legten repräsentative Gärten an und auch in der Domkurie gab es für die Geistlichen kontemplative Orte in der Natur – meist ausgeschmückt mit Wasserbecken oder kleineren Gebäuden. Die Trierer Bevölkerung selbst fand erst ab 1801 im Norden recht weit außerhalb des besiedelten Stadtgebiets einen Ort, um im Grünen lustwandeln zu können, nämlich im Nells Ländchen. Die Idee zum Park im Norden der Stadt hatte der Kanonikus von St. Paulin, Johann Nikolaus Nell (1748-1807). Als er das Grundstück zwischen dem Kürenzer Tal und der Mosel von dem Deutschen Orden abkaufte, waren hier sumpfige Ländereien, die er ab 1792/1793 komplett gestalten ließ. Praktische Unterstützung erhielt Nell vom St. Pauliner Gärtner Jakob Gotthard (1765-1825), der einige Jahre in Holland gelebt und gearbeitet hatte. Gemeinsam legten sie eine komplette Landschaft im englisch-holländischem Stil neu an – inklusive Gewässer, Inseln, Brücken und Gebäuden. Das idyllische Fleckchen bekam den Namen “Nells Ländchen”. Im Jahr 1803 hat der französische Publizist und Nationalarchivar Armand Gaston Camus (1740-1804) in einem Reisebericht die Trierer Parkanlage beschrieben: “Herr Nell, gewesener Kanonikus der Kirche zu Trier, ein reicher, und für die Gärtnerei leidenschaftlich eingenommener Mann, ist der Besitzer desselben. Überzeugt von seiner doppelten Pflicht, Unglückliche zu unterstützen, und der Faulheit entgegenzuarbeiten, indem er den Arbeitsamen Unterstützung zukommen lässt, beschäftigt er das ganze Jahr hindurch, und besonders in den härtern Jahreszeiten, eine beträchtliche Anzahl Menschen mit Gartenbau, Pflanzen, Kanälegraben, Gänge zu ebenen oder anzuhöhen.” Während die Jahrzehnte vorher entstandenen Barockgärten durch ihre geometrischen Formen oft streng wirken, ist das Nells Ländchen ein Beispiel für die frühromantische Phase im Garten- und Landschaftsbau. Die geschwungenen Wege folgen scheinbar dem gewachsenen Gelände, die Wasserläufe sind organisch geformt und statt Zierpflanzen wuchsen hier in einem etwas abgetrennten Bereich ganz nützliche Pflanzen, wie Camus schreibt: “Herr Nell hat viele ausländische Gewächse aus Holland kommen lassen; er hat viele Ananas, und Treibhäuser.” Ergänzt wurde die Pflanzenwelt von Weinstöcken, Pfirsichbäumen und Spalierobst. Das Gut in der Art einer Ornamental Farm wurde regelrecht bewirtschaftet, stand aber gleichermaßen den Trierern offen und “der Gärtner hat die Freiheit, ihnen Blumen und Früchte zu verkaufen, auch gesellschaftliche Mahlzeiten zu geben”. Inmitten des Ländchens wurde eine Art Einsiedelei errichtet, die gleichzeitig auch als Mühle diente. Das Nells Ländchen hatte zur Entstehungszeit nicht den einen großen See, wie wir ihn heute kennen. Die Parkanlage wurde mit zwei natürlich gestalteten Ringkanälen gebildet. Genau dort, wo der Bach in den großen Ring einfloss, steht das zweigeschossige Häuschen mit seinen kleinen gotisierenden Fenstergruppen. Mit farblich abgesetzten Gewänden geben diese dem Haus den Anschein einer Kapelle,

    Neue Brücke

    Play Episode Listen Later Jul 13, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Neue-Bruecke.mp3 Audio-Podcast: 6:47 min  Kennen Sie… die neue Brücke? Wenn alteingesessene Trierer von der “neu Brück” sprechen, ist von einem schon in die Jahre gekommenen Bauwerk die Rede. Gemessen an der über Jahrhunderte einzigen Moselquerung der Stadt, der Römerbrücke, ist sie in der Tat noch jung, und auch im dreistelligen Alter zeigt sich die steinerne Dame als durchaus zeitgemäß, überspannt sie neben dem Wasserweg auch Bahnlinien, Straßen und Fahrradwege. Ihren Namen hat sie vom letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. erhalten, der die Brücke vor über 100 Jahren höchstpersönlich einweihte. Schon vor der Gründung Triers führt eine Brücke über die Mosel, welche auf einer Pfahlkonstruktion errichtet ist. Diese erste Holzkonstruktion wird um 150 nach Christus durch die noch heute existierende steinerne Römerbrücke ersetzt und ist für Jahrhunderte der einzige Moselübergang in Trier. Nachdem die Stadt im Mittelalter nur noch knapp halb so groß ist wie zu spätrömischer Zeit, wächst die selbsternannte Moselmetropole im 19. und 20 Jahrhundert über ihre römischen Stadtgrenzen hinaus. Spätestens mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und den Stadterweiterungen vor allem im Norden und Süden der Stadt ist die Römerbrücke als einziger Flussübergang dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen. Ein neuer Brückenbau wird 1910 ausgeschrieben und bei dem Wettbewerb unter dem Stadtbaumeister Balduin Schilling erhält der Darmstädter Architekt Paul Meißner den Auftrag zur Konstruktion. Der Professor der dortigen Technischen Hochschule hat sich bereits mit dem Neubau der Darmstädter Hypothekenbank sowie der Opelwerke in Rüsselsheim, die 1911 begannen, einen Namen gemacht – jedoch nicht unbedingt als Pionier moderner Bauformen. Vor allem das Bankgebäude ist im Vergleich zu den Bauten der Darmstädter Mathildenhöhe recht traditionell, und das mag wohl ein ausschlaggebender Grund für die Wahl des Baumeisters für die Trierer Brücke gewesen sein. Im Wettbewerb abgelehnt werden moderne Eisenkonstruktionen oder Hängebrücken, da das Landschaftsbild nicht gestört werden sollte. Im Frühling 1912 beginnen die Bauarbeiten an der Brücke, die vom nördlichen Teil der Altstadt auf die westliche Moselseite und nach Pallien führen soll. Die sichtbaren Sandsteine, die sich optisch fast schon unmerklich in die natürliche Farbgebung der Moselkulisse richten, sind nur Verkleidung für eine Eisenbetonkonstruktion, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Industriebau gängig ist. Ausgeführt wird der Bau von der Firma Dyckerhoff und Widmann, eine Firma, die auch heute noch in diversen Tochterfirmen international aktiv ist. Als Beton- und Zementpioniere in der Gründerzeit lieferten die Unternehmer aus Wiesbaden-Biebrich ihr Produkt zum Beispiel an die Baustellen der Metropolitan Opera, des Waldorf Astoria Hotels oder auch der Freiheitsstatue nach New York. Die neue Brücke verbindet seit 1913 nicht ganz rechtwinklig zur Mosel schon bestehende Straßen – im Osten den Georg-Schmitt-Platz mit Anbindung an den Alleenring mit der steilen in den Fels gehauenen Bitburger Straße im Westen. Hierbei mussten Höhenunterschiede ausgeglichen werden, so dass die Brücke nach Westen hin rund zehn Meter ansteigt. In insgesamt neun Bögen überspannt sie nicht nur den Fluss, sondern altstadtseitig auch einen Fahrradweg und im Westen zwei Bahngleise, die Bundesstraße 53 sowie die dörfliche Palliener Straße. Einer der Brückenpfeiler steht auf der Moselinsel, welche so bewachsen ist, dass die Brücke am besten von der nördlichen Seite aus in ihrer vollen Länge von 307 Metern betrachtet werden kann. Gottfried Kentenich schreibt in der „Geschichte der Stadt Trier“ aus dem Jahr 1915, wie dringend notwendig der Bau gewesen sei: “Seit alter Zeit bewerkstelligte den Verkehr zwischen Zurlauben und dem Palliener Ufer eine Fähre, bei deren erstem Anblick den Fremden, wie Hermann Ritter treffend sagt,

    Olewiger Obelisk

    Play Episode Listen Later Jul 12, 2020 6:28


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Obelisk.mp3 Audiogiode: 6:27 min Kennen Sie... den Olewiger Obelisken? Obelisken kennen wir vor allem aus dem alten Ägypten, aus Rom oder Paris. In ihrem Ursprungsland entstanden die hochaufragenden Monumente als steingewordene Strahlen des Sonnengottes Re und standen immer zu zweit vor den ihm geweihten Tempeln. Durch den Schattenverlauf konnten die Ägypter die Zeit ablesen. Aus einem einzigen Granitblock wurde die eckige, sich nach oben verjüngende Säule gefertigt. Die meist vergoldete Spitze in Pyramidenform spiegelte das Sonnenlicht wider. Rom ist die Stadt mit den meisten ägyptischen Obelisken in Europa. Ihren Weg hierher fanden die oft mehrere hundert Tonnen schweren Stücke auf dem Schiffsweg. Die römischen Kaiser brachten sie als Zeichen ihrer Macht von ihren Feldzügen mit oder errichteten sie später nach ägyptischen Vorbild selbst. Der berühmte mit Hieroglyphen versehene Obelisk von Luxor, der die Pariser Place de la Concorde schmückt, ist im Unterschied dazu keine Raubbeute, sondern ein ganz offizielles Geschenk der Ägyptischen Regierung an den französischen König Louis Philippe (1773-1850). Spätestens zu dessen Lebzeiten wurde der Obelisk in Europa dann zu einem Monument, mit dem man entweder besonderer Menschen gedachte, gewonnene Schlachten dokumentierte oder auch naturwissenschaftliche Neuerungen würdigte. Auf Friedhöfen finden sich Obelisken zum Gedenken an Kriegsopfer oder auch für Familien. Die Monumentenform war modern, auffällig und beliebt. Und so entstand auch in Trier der Obelisk, der gegenüber dem Weindorf Olewig zu Füßen der Weinberge steht. Vor dem Ausbau der Umgehungsstraße stand das Monument in einer Baumgruppe in der Nähe des damaligen Klosters St. Xaverius. Vor genau 40 Jahren wurde es dann gut sichtbar in den Weinberg gesetzt. „Unserem Lehrer“ ist der Obelisk gewidmet. So steht es inmitten eines Blätterkranzes auf der Sockelseite, die der Straße zugewandt ist. Erst wenn man die Inschrift auf der Rückseite liest, findet man Details: „Dr. J. P. W. Stein aus Trier wirkte 15 Jahre als Lehrer der Mathematik am Gymnasium zu Trier und starb d. 17. Maerz 1831 im 35. Jahre seines Alters.“ Der so überaus geehrte Johann Peter Wilhelm Stein wurde 1795 in Trier geboren und sein Name taucht in den Medien auf, seit er 10 Jahre alt war. Denn die Trierer Schulen haben den besonders hervorragenden Eleven der Stadt jährlich Preise verliehen und diese mit Ehrenmeldungen bedacht. Der junge Stein wurde so zwischen 1805 bis 1810 für seine Leistungen in den Fächern Latein, Französisch, Religion, Physik und Geometrie ausgezeichnet. Im Fach Mathematik bestand er schließlich den Concours pour l'admission und konnte ein Studium an der Ecole polytechnique in Paris aufnehmen. Ausgebildet für den französischen technischen Staatsdienst, arbeitete er bis zur Abdankung von Napoleon als „ingénieur géographe“ in der Armee. Zurück in Trier, wurde er ab 1816 mit gerade 21 Jahren als Professor bzw. Lehrer an seiner alten Schule, dem königlich-preußischen Gymnasium, heute Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, angestellt. Während es üblich war, dass ein Lehrer mehrere Fächer unterrichtet, wurde Stein fast ausschließlich im Fach Mathematik eingesetzt. Schon nach zwei Jahren erhielt Stein von einem Schulrat ein Zeugnis ausgestellt, in dem ihm bescheinigt wurde, er habe „...ein angeborenes Talent zum Lehren und ein vorzügliches Streben, sich wissenschaftlich auszubilden; der Lehrer Stein ist in seinem Fache, der Mathematik, wohl unterrichtet, und er würde mit der Zeit etwas Vorzügliches leisten können, wenn ihm nicht eine gründliche Kenntnis der alten Sprachen und die philosophische Bildung gänzlich abginge.“ Das Spektrum des Fachs Mathematik legte er gemäß seiner Ausbildung recht weit aus, denn neben Arithmetik und Geometrie unterrichtete er auch die Feldmesskunst. Und dies nicht nur, indem er wie in seiner Zeit üblich, vorne an der Tafel stand und dozierte,

    Ordenskommende

    Play Episode Listen Later Jul 11, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Ordenskommende.mp3 Audio-Podcast: 08:19 min Kennen Sie… die Ordenskommende? Wie ein kleines Schloss steht es mitten in der Stadt. Ein Weg führt unter Bäumen und an Wiesen vorbei auf ein prachtvolles Portal zu. Mit seinem umgebenden Mauern und Zäunen wirkt es im Areal der Trierer Berufsbildenden Schulen wie ein vergessenes Kleinod. Ursprünglich als Sitz des Deutschen Ordens errichtet, beherbergen das Haus und seine beiden Nebengebäude aus dem 18. Jahrhundert heute verschiedene Institutionen aus Bildung und Kultur. Trier. Seit 1242 ist in Trier ein Ordenshaus des Deutschen Ordens bezeugt. Der Ritterorden entstand in Folge der Kreuzzüge des 12. Jahrhundert und breitete sich schnell im heutigen Mitteleuropa aus. In der Blüte der Aktivitäten der Deutschordensritter entstanden um das Jahr 1300 zahlreiche Backsteinburgen im Deutschordensland, dem späteren West- und Ostpreußen. Berühmtestes Beispiel ist die Marienburg (1309-1454), der größte Backsteinbau Europas in der polnischen Stadt Malbork. Auch ein halbes Jahrhundert später noch bauten die jahrhundertelang karitativ und politisch machtvollen Deutschordensritter groß und unübersehbar. Im Heiligen Römischen Reich gliederte sich der Orden territorial in einzelne Balleien, also Verwaltungseinheiten auf, die von einem Landkomtur geleitet wurden. Genau ein solcher Sitz befand sich für die Ballei Lothringen seit 1295 in Trier. In den Ordenskommenden lebten sowohl Ritter, Priester als auch Laien ein klösterliches Leben. Im Trierer Deutschen Orden fanden sich vornehmlich Angehörige der Trierer führenden Familien, von denen zahlreiche Stiftungen belegt sind. So geht auch der Standort der Ordenskommende am Trierer Schießgraben auf eine Schenkung des Trierer Schöffen und Deutschherren Jakob von Oeren aus dem Jahr 1294 zurück. Im Jahr 1305 wurde ihn Trier auch eine Kirche des Deutschen Ordens errichtet, welche über Jahrhunderte hier stand und erst 1803 nach der Aufhebung der Kommende abgebrochen wurde. Schon nach der Reformation löste sich das gemeinschaftliche Leben im Deutschen Orden auf, die Hauptaufgabe bestand von nun an im Militärdienst. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs begann ab 1648 eine Phase des Neubeginns – vor allem architektonisch. Nicht nur der Hauptsitz in Mergentheim wurde mit Schloss und Kirche ausgestattet, auch die regionalen Verwaltungssitze wurden erneuert. In Trier errichteten die Trierer Deutschherren, wie sie auch genannt wurden, um 1731 auf dem von der Familie Oeren überlassenen Gelände einen zweigeschossigen Neubau, der durch elf Achsen gegliedert ist. Das barocke Gebäude ist mit einem für damalige Verhältnisse modernem Mansarddach gedeckt. Besonders hervorgehoben wird die Mittelachse aus unverputztem Sandstein und einem prachtvollen ornamentierten Eingangsportal. Über der Türe befindet sich das Wappen des ab 1701 hier residierenden Landkomturs auf dem Wappen des Deutschherrenordens, einem schwarzen Kreuz auf silbernem Grund. Das oben liegende Wappen zeigt nochmals das Ordenskreuz in zweifacher Ausführung sowie das Wappen der Familie Stein-Kallenfels mit einem laufenden Löwen auf grünem Untergrund. Über dem Fenster des ersten Geschosses findet sich schon auf Höhe des Daches ein weiteres Wappen unter einem geschweiften Giebel. Das farbenfroh gefasste Schild ist das des damaligen Hochmeisters des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der auch Fürstbischof von Trier und Mainz war. 1762 ließ der Landkomtur Boos von Waldeck rund um das Gebäude einem großen Park anlegen, der zudem noch mit Statuen ausgestattet wurde. Das freistehende Haupthaus wurde zum Mittelpunkt einer Gesamtanlage mit dem noch heute vorhandenen dazugehörendem Wirtschaftsgebäude sowie einer Orangerie, die südwestlich im rechten Winkel zur Kommende erbaut wurde. Ursprünglich wird hier der Marstall vermutet, ein repräsentativer Pferdestall. Anlehnend an das Hauptgebäude wird auch die Mittelachse betont,

    Porta Nigra von Trier Süd

    Play Episode Listen Later Jul 10, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Porta-Nigra-von-Trier-Sued.mp3 Audio-Podcst: 7:51 min Kennen Sie… die “Porta Nigra” von Trier-Süd? Mit der rasanten Vergrößerung der Stadt Trier verloren die mittelalterlichen Stadtmauern im Laufe des 19. Jahrhunderts so sehr an Bedeutung, dass sie bis zur Jahrhundertwende abgerissen wurden. An dem auf deren Fundamenten angelegten Alleenring steht nicht nur das einzig übrig gebliebene römische Stadttor, sondern im Süden auch eine ganz ähnliche Architektur, die zwar nur mehr als 100 Jahre alt, aber in ihrer Art in Trier einmalig ist. Bei einem Spaziergang an der Südallee Richtung Stadtbad geht ein Mann mit einem Kind an der Hand vor mir her, welches laut fragt “Ist das die Porta Nigra?”. Ich schaue in die gleiche Richtung wie die beiden vor mir und verstehe die Assoziation des Jungen sofort. Das Doppelhaus mit den beiden rund herauskragenden rundlichen Erkern, den beiden mittigen Torbögen und den vielen Fensteröffnungen weist die gleichen Charakteristika auf, wie das nördliche Tor der römischen Augusta Treverorum aus dem Ende des 2. Jahrhunderts. Die steinsichtigen Fassaden mit den grob behauenen Steinquadern sind sich einfach zu ähnlich. Beim zweiten Blick auf das imposante Bauwerk, das in einer geschlossen bebauten Reihe zwischen historistischen Wohngebäuden steht, wird besonders deutlich, wie sehr sich das Haus von den danebenliegenden Gebäuden unterscheidet. Es wirkt durch seine Breite und Dunkelheit besonders mächtig, ja beinahe archaisch zwischen den hell verputzten und teilweise mit filigranen Jugendstilornamenten oder farblich abgesetzten Simsen verzierten Fassaden. Gebaut hat es der Trierer Architekt Peter Marx (1871-1958) im Jahr 1900. Bereits 1788 wird die Allee – damals als Nußbaumallee – außerhalb der Stadtmauer angelegt, welche durch die Stadterweiterung Triers zu einem Straßenzug mit Gewerbe, Gerbereien und Wohnhäusern bis hin zur Mosel ausgebaut wird. Die ersten Gebäude entstehen hier in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts. Erst gegen Ende des Jahrhunderts beginnt der Bau von Villen entlang der wie heute von Bäumen gesäumten Straße. Die Denkmaltopographie der Stadt Trier verweist beispielsweise auf die Villa Schaab, die in den 60er Jahren für den Bau des Polizeipräsidiums abgerissen wurde. Mit dem Steinbau von Marx ist eine der wenigen Villen aus dieser Zeit erhalten geblieben. Es ist eines der ersten Werke, die Peter Marx direkt zu Beginn seiner Zeit als selbstständiger Architekt in Trier baut. 1900 gründet er nach dem Studium an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg in seiner Heimatstadt sein eigenes Architekturbüro. Der aus einer Tuchfabrikantenfamilie stammende Marx hat vorher schon eine Ausbildung zum Bautechniker gemacht und einige Zeit in Köln und Brüssel gearbeitet. Zwei Jahre lang, 1894 und 1895, verbringt er in New York und lernt dort die neuen Techniken im Beton- und Stahlbau kennen. Studienreisen führen ihn nach Italien, Frankreich, Schottland und England. Man darf davon ausgehen, dass er sich in internationaler zeitgenössischer Architektur bestens auskennt und seine Selbstständigkeit mit einem großen Erfahrungsschatz beginnt. So extravagant das Haus in der Südallee heute erscheint, so modern war es in seiner Bauzeit. Um 1900 wird historistisch gebaut, sowohl bei öffentlichen Gebäuden, Kirchen aber auch Wohnhäusern und Villen. Die Architekten greifen auf dagewesene Stilformen zurück. So entstehen in ganz Preußen beispielsweise zahlreiche neogotische Kirchen oder im Renaissancestil gestaltete öffentliche Gebäude. Die Verwaltungen, Kirchen und Grundbesitzer bauen Gebäude, die entweder ihre Macht und Wichtigkeit darstellen sollen oder im Privaten stolz das Selbstverständnis des Bürgertums präsentieren. Womöglich sollte das Doppelhaus Aufmerksamkeit erregen, um auf das Unternehmen des Bauherrn und die damalige Nutzung aufmerksam zu machen. Auf dem Grundstück der rechten Haushälfte befindet sich nämlich ...

    Preußisches Schloss

    Play Episode Listen Later Jul 9, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Preussisches-Schloss.mp3 Audio-Podcast: 7:51 min Kennen Sie… das preußische Schloss? Schlicht, sachlich, zig Fenster und fast ein eigenes Karree auf dem Weg vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt: Das imposante Verwaltungsgebäude der ehemaligen Trierer Reichsbahndirektion verbirgt hinter seiner monumentalen Fassade unerwartete Details. Mit mehr als 300 Räumen zählt das Anwesen zu den größten Immobilien der Stadt. Im Keller des in den Zwanziger Jahren errichteten Gebäudes wütete einst die Gestapo und folterte Gegner des NS-Regimes. Heute residiert hier unter anderem das Mehrgenerationenhaus, in dem gleich mehrere Verbände und Einrichtungen ihren Sitz haben, Platz ist außerdem für ein Café und weitere Institutionen. Deutschland – Behördenland. Das Vorurteil wurde in einer Zeit geboren, als die preußische Regierung Verwaltungsbauten errichten ließ, die an die Schlösser aus früheren Jahrhunderten erinnern. Hier wurde verwaltet, bilanziert und auf den Weg gebracht, was den Freistaat Preußen wirtschaftlich erfolgreich machte. In Trier war vor allem die Anbindung an das Eisenbahnnetz entscheidend für den Aufschwung und die Entwicklung der Stadt nach dem Ersten Weltkrieg. Schon seit 1914 waren die Verbindungen in den Westen und Süden gut ausgebaut, als Station zwischen dem Ruhrgebiet und Frankreich wurde Trier zum belebten Standort für Gewerbe und Handel. Nach dem Weltkrieg war Trier für ein gutes halbes Jahr Sitz der Zentraleisenbahndirektion, welche die Erlasse der linksrheinischen Eisenbahndirektionen Köln und Saarbrücken verwaltete. Wenige Monate später wurde die Eisenbahndirektion Saarbrücken aufgelöst und nach Trier verlegt – samt 500 Mitarbeitern. Für dieses Team mussten Arbeitsplätze und Wohnungen geschaffen werden, die der Architekt, Regierungs- und Baurat Karl Albermann plante und in den Jahren 1922 bis 1925 errichtete. Eine Plakette, die an einen überdimensional großen Kronkorken erinnert, dokumentiert die Bauzeit an einem Nebeneingang in der Christophstraße. Die Reichseisenbahndirektion an der Ecke Balduinstraße/Christophstraße wurde Verwaltungsgebäude und Wohntrakt in einer Einheit. Als vierflügelige Anlage ist das Gebäude auf einem typischen Schlossgrundriss mit einem L-förmigen Anbau im Osten errichtet worden, der an der Balduinstraße die Wohnungen der preußischen Beamten beherbergte. Der Haupteingang, der ebenfalls in den Anbau führt, ist mit Fassadenschmuck und vorgelagerten Balkonen ausgewiesen. Diese Asymmetrie zeigt, dass der Architekt bewusst von den historistischen Architekturformen der Gründerzeit Abstand genommen hat. Von außen ist das Gebäude schlicht gehalten. Auf einem Erdgeschoss mit gedrungen wirkenden rundbogigen Arkadengängen an den Straßenseiten erheben sich drei Stockwerke mit eher kleinen einfachen Sprossenfenstern. Der mit wenigen Stufen etwas erhöhte Eingangsbereich ist ebenfalls mit Rundbögen gekennzeichnet und über einen dreieckigen Vorplatz zu erreichen. Das Schlichte war so gewollt, wie die Urkunde zur Grundsteinlegung verrät, die Karl-August Heise in seinem Buch “Die alte Stadt und die neue Zeit” zitiert: “…soll ein Bau errichtet werden, in einfachsten Formen, welche auch nach außen erkennen lassen, daß unser Vaterland durch das Friedensdiktat von Versailles arm geworden ist”. Einziger “Schmuck” ist das von zwei barbusigen Damen flankierte Wappen mit den Initialen RBDT für Reichsbahndirektion Trier, welches im Detail expressionistische Zickzacklinien aufweist. Begleitet wird das Wappen beidseitig von jeweils zwei Medaillons, unter anderem mit Tier- und Pflanzenmotiven. Aussagekräftiger sind die Medaillons an dem Gebäudeflügel, der mit seiner Schmalseite Richtung Balduinstraße weist. Die drei runden Reliefs zeigen Bezüge zur Eisenbahn. Links schmiegt sich eine starke Frau mit antiken Zügen an eine Lokomotive, rechts hält ein athletischer Jüngling Blitze fest als Allegorie auf die Elektrifizierung der Eisenb...

    Pyramidenkirche

    Play Episode Listen Later Jul 8, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Pyramidenkirche.mp3 Audio-Podcast: 6:11 min  Kennen Sie… die Pyramidenkirche? Aus Ägypten sind sie am bekanntesten und auch die Maya haben in Südamerika Stufenpyramiden errichtet. Die Architekturform, die im dritten Jahrtausend vor Christus begann und im noch unentdeckten Amerika eine weitere Blütezeit erlebte, hat in den folgenden Architekturepochen kaum noch Planer angesprochen. Die glattwandigen Pyramiden jedoch erleben vor allem im 20. Jahrhundert mit dem Werkstoff Glas eine kleine Renaissance. Mit der Kirche St. Michael im Stadtteil Mariahof besitzt Trier ein Bauwerk, welches als einmalig zu bezeichnen ist und Architekturstudierende aus der ganzen Republik anzieht. Die Massen strömen nicht erst in den Innenhof des Pariser Louvre, seit Dan Brown in “The Da Vinci Code” die Suche nach dem heiligen Gral genau dort enden lässt. Schon als der chinesisch-stämmige Architekt Ieoh Ming Pei den Eingangsbereich des Museums 1989 mit einer raumgreifenden gläsernen Pyramide fertigstellte, begeisterten sich die Besucher an der alten Form in neuem Gewand. Das Motiv ist beispielsweise auch im luxemburgischen Museumsneubau des Mudam zu finden, ebenfalls ein Pei-Gebäude. Pyramiden krönen den Frankfurter Messeturm, die Ulmer Bibliothek oder sind die Grundform für Hochhäuser in den Vereinigten Staaten. Doch die etwas sperrigere Form der Stufenpyramide mit ihren Ecken und Kanten erlebte keine neue Blütezeit. Umso bedeutender ist die Interpretation eines Kirchenraumes aus dieser Jahrtausende alten Form. Möglich machte dies die Konzeption eines komplett neuen Stadtteils von Trier nicht auf der grünen Wiese, sondern eher auf spröden Feldern rund um das Gut Mariahof der Familie von Nell, welches auf dem ersten Bergzug des Hunsrücks, dem Mühlenberg, liegt. Hoch über dem Moseltal wurde eine Gartenstadt von Grund auf aus einem Guss geplant und umgesetzt. Die große Neubaumaßnahme in Zeiten knapper Wohnungen begann mit einem Architektenwettbewerb, der im April 1960 entschieden und ab 1962 umgesetzt wurde. Insgesamt 1200 Wohnungen wurden in Form von Mietwohnungen und Einfamilienhäusern errichtet, hinzu kamen eine Ladenzeile und ein eigenes Heizkraftwerk. Der fußgänger- und kinderfreundliche Stadtteil zog viele Familien an, welche die vier Kilometer in die Innenstadt dank der wachsenden Mobilität gut meistern konnten. Moderne weiße Häuser mit Flachdächern in verschiedenen Etagenhöhen prägen bis heute das für Trier innovative Wohnumfeld, dem Mitte der sechziger Jahre noch eine eigene Kirche fehlte. Es war wieder ein Wettbewerb, dessen ersten Preis der Dillinger Architekt Konny Schmitz im Jahr 1965 gewann. Sein Entwurf für das Zentrum von Mariahof – in der Flucht der Ladenpassage – sah eine Kirche in der Form einer Stufenpyramide vor. Ausgeführt in Stahlskelettbauweise mit einer Fassade aus unverkleidetem Beton, orientiert sie sich an den verschieden hohen bestehenden Gebäuden und weist zugleich eine klassische Form auf. 1968 wurde der Grundstein gelegt. Die Grundform des Kirchenbaus ist ein Quadrat, welches abgestuft in fünf Ebenen übereinander liegt. Durch jede der nach oben hin kleiner werdenden Ebenen in Zimmerhöhe entsteht ein Kirchenraum mit einer maximalen Höhe von 15 Metern über dem zentralen Altar. Das Raster von Kuben mit einer Größe von jeweils drei mal drei mal drei Metern ist komplett in Sichtbeton ausgebildet und strukturiert den Innenraum. Das Tageslicht dringt durch die Lichtkuppeln der verschieden hohen Flachdächer und Lichtleisten zwischen den Ebenen ein und verleiht dem Gebäude im Inneren eine Transparenz, die von außen kaum möglich scheint und den Blick nach oben richtet. Die Spannweite von 33 Metern im ebenerdigen Quadrat trägt sich ganz ohne Säulen und Pfeiler, auch ein für Kirchen übliches Gewölbe ist hier nicht zu finden. Der zentrale Altarraum wird von drei Seiten mit Gestühl umgeben. Die durch die Quadrate und Kuben entstehenden Ecken des Hauptr...

    Regierungsburg

    Play Episode Listen Later Jul 7, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/08/Regierungsburg.mp3 Audio-Podcast: 08:28 min  Kennen Sie… die Regierungsburg? Die preußische Verwaltung hat den Ruf einer schnörkellosen, farblosen und langweiligen Bürokratie, die in kasernenartigen Bauten Briefe schreibt, Gesetze anordnet und Dokumente archiviert. Das Ganze geschieht – so das Klischee – von einer Schar Beamter in grauen Anzügen mit Ärmelschonern und Aktentasche bei absoluter Pünktlichkeit. Einen überraschenden Kontrast dazu bildet das Gebäude, welches die Regierung Trier 1905 an der Ecke Deworastraße/Sichelstraße eröffnet und bis Sommer 2013 das Vermessungs- und Katasteramt Trier beherbergte. Heute befindet sich hier ein Teil der Stadtverwaltung. Raumgreifend und majestätisch ist die “Neue Regierung”, welche ab 1903 zwischen dem Hauptbahnhof und der Domimmunität errichtet wird, um den Trierer Beamten einen repräsentativen Rahmen für ihre tägliche Arbeit zu geben und nach außen hin Machtanspruch zu visualisieren. Die Pläne aus dem Jahr 1901 stammen von Baurat und Kreisbauinspektor Fülles und dem Regierungsbaumeister Raabe, ausführender Architekt war Landbauinspektor Jaffke. Die beiden fast identischen Hauptflügel des ehemaligen Vermessungs- und Katasteramtes mit Büros und Zeichensälen prägen noch heute das Straßenbild von Dewora- und Sichelstraße. Der Besucher, Bittsteller oder vorbeispazierende Bürger mag sich ob der farblichen und fröhlichen Ausgestaltung der Details und Formen an eine mittelalterliche romantische Burg erinnert fühlen. Standhaft und robust ist der steinerne Sockel, auf dem das Gebäude ruht. Die Hausteine, die bis in die erste Etage des Gebäudes reichen, verleihen den beiden straßenseitigen Flügeln eine unaufdringliche Monumentalität, die im zweiten Obergeschoss aufgelöst wird. Hier erst sind die Wände rund um die Fenster schlicht hell verputzt und nehmen dem Haus die Schwere, die man ob seiner Maße erwarten würde. Knapp 35 Meter lang sind die Flügel an der Sichel- beziehungsweise Deworastraße, die jeweils mit einem Eckpavillon mit spitzem Giebel enden. Hinter den drei Rundbogenfenstern des rechten Pavillons befindet sich ein repräsentativer Sitzungsraum.   Die Hauptfassade selbst liegt quer zwischen den beiden Flügeln und ist komplett mit dem natursteinfarbenem Haustein umrandet. Besonders hier fallen die unregelmäßig verteilten Bossensteine ins Auge, die durch ihre grobe Textur den Burgcharakter des neoromanischen Hauses unterstreichen. In der Mitte befindet sich der zentrale Eingang, den man über eine zweiflügelige Treppenanlage erreicht. Ursprünglich hat eine ausladende mittige Freitreppe in das Behördengebäude geführt. Diese einzige maßgebliche Veränderung des Gebäudes, welches im zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont blieb, erfolgte im Jahr 1930, als das Haus nach der Nutzung durch amerikanische und französische Besatzer wieder an die Trierer Regierung kam. Die heutigen zwei Treppen führen auf einen überdachten Vorbau mit Säulen, die einen Rundbogen halten. Farbig gefasst sind die Kapitelle, die einen Vorgeschmack auf die reiche innere Ausstattung des Hauses geben. Das Kapitell der linken Säule wird von vier Eulen gebildet, das auf der rechten zeigt vier Schlangen. Alle bildlichen Steinarbeiten stammen von den Trierer Bildhauern Matthias Moritz und Gustav Sobri. Weiterer figürlicher Schmuck ist auch in den drei Medaillons über den Fenstern des Hauptgeschosses zu finden. Das mittlere Medaillon mit der Krone des Königsreichs Preußen wird flankiert von zwei inhaltlich auf den Zweck des Hauses hinweisenden Bildern. Im linken Rundbild ist ein Greif zu sehen, dem ein Mann Münzen aus dem Maul nimmt. Der Legende nach hortet das Fabeltier bekanntlich Gold, was im übertragenen Sinne an die Regierung abgegeben werden muss. Dies ist ein Hinweis auf die Steuerverwaltung, die auch raumtechnisch im linken Flügel untergebracht war. Passend dazu widmet sich das rechte Medaillon dem zweiten Bereich der Verwaltu...

    Rosenvilla

    Play Episode Listen Later Jul 6, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Rosenvilla.mp3 Audio-Podcast: 6:01 min Kennen Sie … die Rosenvilla? Verwunschen wie Dornröschens Schloss steht die Trierer Rosenvilla hinter einem filigran verzierten Zaun. Das zweiteilige Gartentor mir zartem Blumendekor lenkt den Blick auf das von hohen Bäumen umgebene freistehende Haus. Ein geschwungener Weg führt durch niedrige Beete zum unter einer Holzveranda liegenden Eingang. Die Geschichte der Villa erschließt sich, wenn man die zahlreichen Verzierungen und Details entdeckt, die vor allem mit einem Motiv spielen: der Rose. Die Adresse des Hauses im Norden Triers verrät, was es mit der Rosenvilla auf sich hat, denn die heutige Peter-Lambert-Straße trägt seit 1990 den Namen ihres Bauherrn. Peter Lambert, geboren 1859, war zu Lebzeiten ein in der ganzen Welt bekannter Rosenzüchter und Gartenbauer. Schon sein Vater und dessen Brüder waren Blumenzüchter, doch Peter Lambert ist mit seiner 1891 gegründeten „Baum- und Rosenschule“ noch weitaus erfolgreicher. 1899 heiratet er die Luxemburgerin Leonie Lamesch, die aus einer Rosenzuchtfamile stammt, in der Peter Lambert lernte. Im selben Jahr noch erbauen die frisch vermählten Rosenfreunde ihr privates Wohnhaus im Norden von Trier. Die Rose muss eine besondere Anziehungskraft auf das Paar ausgeübt haben, denn selten findet man Berufs- und Privatwelt in einem Haus auf so malerische Art und Weise vereint wie hier. Das Haus hat mit seinem runden Treppenturm und den aufwändig verzierten Erkern ein wenig den Charakter eines kleinen Schlosses. An der heutigen Straßenseite schmiegt sich ein Giebel mit überdachtem Freisitz an den runden Treppenturm. Für schönes Wetter liegt direkt daneben eine ausladende Terrasse, von der man heute nicht mehr auf die ehemals in unmittelbarer Nähe liegenden Nutzflächen der Firma Peter Lambert sehen, sondern eher den Stand der Dinge im Moselstadion verfolgen kann. Während die Hausflächen selbst schlicht verputzt sind, liegt das Augenmerk des Architekten auf den zwei Erkern, die der Trierer Bildhauer Carl Kaurisch aus heimischem Rotsandstein ausgeführt hat. Die besonders interessante Seite des Hauses ist der Mosel zugewandt. Direkt neben dem Eingang befindet sich einer der beiden Erker auf einer voluminösen Sandsteinbrüstung im ersten Geschoss. Auf der Konsole mit einer Girlande aus Äpfeln, Eicheln und Nüssen liegen drei quadratische Bildfelder. Links wird das Motiv der Obst- und Nussgirlande in noch ausladender Form wieder aufgenommen, überhöht von einem Frauenkopf mit Weintraubenschmuck im Haar. Das rechte Feld ist sein Pendant, diesmal sind es jedoch prall gefüllte Rosenblüten sowohl in der Girlande als auch im Haar der Dame. Im mittleren Feld wird dargestellt, wie solch Frucht- und Blumenpracht erst zustande kommen kann. Eine Putte mit Landschaftsplan auf den Knien sitzt inmitten einer Felsenlandschaft mit einer Architekturruine im Hintergrund. Noch ungeordnet ist das Ambiente, welches mit Hilfe von Werkzeug, Zirkel, Maßdreieck und Flächenmesser erst gestaltet werden muss. Neben diesen Symbolen für den Gartenbau weist ein Bündel Rosen auf die Rosenzucht im Betrieb von Peter und Leonie Lambert hin. Der zweite Erker wird von drei mannshohen Fenstern im Erdgeschoss an der Westseite des Hauses gebildet. Fünf hohe schmale Pilaster umrahmen die Seiten, den oberen Abschluss bilden gestaltete Gesimse. Die oberen Streifen und die äußeren Sandsteinfelder zeigen Szenen aus der Natur. Ein Knabe flötet unter einem Baum; Vögel, Ginkoblätter und ein Fuchs beleben das Schauspiel. Mit einem Bienenstock, Wassertieren und einer Eule wandert das obere Band bis zum rechten Pfeiler, der zwei Kinder zeigt, die auf einem Baum klettern, dessen Ast gerade kracht. Informativ wird es wieder in der Mitte. Die beiden inneren Lisenen sind mit Wappenfeldern geschmückt, die Daten und Fakten zum Wohnhaus liefern. Hier erfahren wir zum Beispiel, dass das Wohnhaus von Carl Walter entworfen wurde,

    Sonnenblumenhaus

    Play Episode Listen Later Jul 5, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Sonnenblumenhaus.mp3 Audio-Podcast: 06:38 min  Kennen Sie… das Sonnenblumenhaus? Seit Anfang 2011 bleiben in der Nagelstraße immer wieder Menschen stehen und beugen sich nach hinten, um das Haus mit dem hohen Giebel gut und vor allem ganz in den Blick zu bekommen. Das schmale Jugendstilhaus mit dem frischen farbenfrohen Anstrich und der riesigen Sonnenblume ist neu erblüht. Wo einst das “Unausprechliche” feilgeboten wurde, befindet sich heute die Genussgesellschaft. Der Jugendstil hat in Trier nicht viele architektonische Spuren hinterlassen. Noch weniger ist er in der Moselstadt als eine Bauströmung bekannt, die Farbe als wesentliches Gestaltungselement nutzt. Die wenigen Fassaden der Wohnhäuser aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts mit Jugendstildetails sind monochrom oder farblich schlicht gehalten und auch in dieser Form renoviert worden. Mut zur Farbe hingegen hat der Eigentümer der Nagelstraße 31 bewiesen. Das dreigeschossige Haus wurde 1905 von dem Architekten H. Meppert entworfen und vom Bauunternehmer Stefan Weber & Söhne errichtet. Von Beginn an ist im Erdgeschoss ein Ladenlokal geplant gewesen. In den beiden oberen Etagen befinden sich Wohnräume. Zwischen den späthistorischen Bauten muss das Haus vor mehr als 100 Jahren ähnlich viel Aufmerksamkeit erfahren haben, wie nach der Renovierung. Hochgestreckt überragt es mit seinem Zwerchhausgiebel die Nachbarhäuser. Das dominierende Element ist die darauf aufgebrachte Sonnenblume mit ihren fünf Blüten. Ganze drei Meter hoch und zweieinhalb Meter breit ist das florale Motiv des Giebels. Sonnengelb sind die Blütenblätter der zentralen, ganz geöffneten Blüte und der flankierenden, teilweise noch geschlossenen kleineren Blüten am Hauptstiel. Die Pflanzenblätter sind in einem natürlichen gedeckten Grün gehalten und auch die Kerne haben ihre natürliche Farbe, sind also sehr dunkel. Sieben Quadratmeter Sonnenblume und Kastanienblätter, die so groß sind wie Backbleche: Die Stuckateure haben an der Fassade 1905 alles in Handarbeit modelliert und einzigartige Objekte geschaffen. Üblich war es bei Putzfassaden des Jugendstils, fertige Teile anzukleben. Die heutige Farbfassung entspricht der Originalen, welche die letzten Jahrzehnte vor der grundlegenden Renovierung fast monochrom übermalt war. Gerade die Architekten der neuen Bewegung um 1900 hatten es sich zur Aufgabe gemacht, abseits des Historismus Formen zu entwickeln, die sowohl einen neuen Stil bilden als auch im Kunsthandwerk zum Design für alle Schichten werden sollten. Dass dies weder im “Arts and Craft Movement” im englischsprachigen Raum noch in der Kunstgewerbebewegung in Deutschland funktionierte, lag sicher nicht nur an den gehobenen Preisen und der damit verbundenen Exklusivität der Objekte. Die Bauherren mussten das Neue, Innovative und Moderne auch wollen. Genau diese Kombination ist der Grundgedanke der Renovierung des erst seit 2009 unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes in der Nagelstraße, die ein Jahr später startete. Der in das Haus verliebte Eigentümer stellt so viel Authentizität wieder her wie möglich, möchte darunter aber eine zeitgemäße Nutzung nicht leiden lassen. Wo bis Mitte 2008 noch BHs, Wäsche und Strümpfe von Miederwaren Fey auslagen, ist nun ein komplett neuer Eingangsbereich entstanden, der die zentral aufgebaute dreigliedrige Fassade nach unten hin symmetrisch weiterführt. Schon zur Bauzeit war das Erdgeschoss dreigeteilt. In der Mitte befand sich damals das Schaufenster, links der Eingang in die Privatwohnungen der Obergeschosse und rechts davon der Eingang in das Ladenlokal. Die erste Eigentümerin, die aus Frankreich stammende Baronesse Elisabeth du Sartz de Vigneulle, fertigte und verkaufte hier in ihrem eigenen Atelier – wie ihre Nachfolgerin – “das Unaussprechliche”, wie man damals Wäsche, Strumpfhalter oder Knöpfe für die untersten Schichten der “feinen Damengarderobe” nannte.

    St. Ambrosius

    Play Episode Listen Later Jul 4, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/St-Ambrosius.mp3 Audio-Podcast: 9:35 min  Kennen Sie… St. Ambrosius? Der um 339 in Trier geborene heilige Ambrosius ist neben Hieronymus, Augustinus und Gregor dem Großen einer der vier abendländischen Kirchenväter. In seinem Geburtsort ist er vor allem durch Einrichtungen im Norden der Stadt bekannt, hier tragen eine Straße, Schule und ein Kindergarten seinen Namen. Das erste Gebäude, das sich auf den späteren Bischof von Mailand berufen hat, ist die Not- und Nachkriegskirche St. Ambrosius, eine ehemalige Reithalle mit Glas- und Bildhauerarbeiten zahlreicher Künstlerinnen und Künstler. Bis heute werden in dem ewigen Provisorium Gottesdienste gefeiert. Der Norden der Stadt ist seit dem frühen 19. Jahrhundert von militärischen Bauten geprägt. Die preußische Militärsiedlung und die Goebenkaserne werden von der späteren französischen Regierung genutzt und ausgebaut. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg werden zahlreiche Kasernengebäude zu Wohnhäusern. Eine der militärischen Immobilien ist eine preußische Reit- und Exerzierhalle an der Ambrosiusstraße. Nach dem Krieg wurde dieses von Zerstörungen verschonte Gebäude zur Kirche umfunktioniert. Schon seit den 30er Jahren nämlich war die Bevölkerung des nördlichen Stadtteils stark gestiegen und ein neuer Kirchenbau sollte die größte Trierer Pfarrei St. Paulin entlasten. Bis 1945 war diese Pfarrei von 7.000 auf 10.500 Katholiken angewachsen. In der neu zu gründenden Kirchengemeinde bei der Goebenkaserne sollten davon 4.300 Gläubige betreut werden. Mit Platz für rund 2.000 Gottesdienstbesucher war der Raum von St. Ambrosius auch weitaus größer als der von St. Paulin, wie ein Zeitungsartikel von 1946 Auskunft gibt. Die Umbauten des Gebäudes – in dem zuletzt Autos parkten – zu einem Kirchenraum, waren im Oktober 1947 fertiggestellt und die Kirche St. Ambrosius wurde festlich eingeweiht. Aus einer Grube vor der Halle wurde Schutt und Erdreich in das Innere geschafft, um einen erhöhten Altarraum zu errichten. Angeleitet wurden die Arbeiten von dem Trierer Architekten Professor Fritz Thoma (1901-1977), Mitglied der Dombau- und Diözesanbaukommission des Bistums. Zum Einsatz kamen vor allem Invalide und junge Männer, die nicht im Wohnbau tätig sein konnten, der von Seiten der Stadt Vorrang hatte. So durfte zum Beispiel kein Baumaterial des städtischen Baustoffkontingents in Anspruch genommen werden. Notwendig aber auch vorhanden waren ehrenamtliche Hilfe und hohes Engagement der Bevölkerung. Ein damals 16-jähriger Helfer erinnert sich in der Chronik von St. Ambrosius: “Wir zeigten unsere Arbeitsschuhe. Dann bekamen wir von Amerika jeder ein paar neue Schuhsohlen, die man mit Geld nicht bezahlen konnte. Auch Pastor Weins zog über Land und hamsterte Kartoffel und Gemüse. Pauliner Frauen kochten in der Schule ein Mittagessen für uns alle. Dazu gab es großes Stück Brot, das die Bäckerei Becker jeden Tag ohne Marken stiftete. Ein Strauch wurde nie gefeiert. Es war in der Hungerszeit auch nichts da. Entlohnt wurden wir mit einem Stundenlohn von ein paar Groschen.” Die Notkirche zeigte sich bei ihrer Einweihung schlicht. Die quer über den Raum gespannte Balkendecke unter dem Satteldach der Reithalle verdeckte den Blick auf die großen Thermenfenster. Der wenige Schmuck bestand aus Pflanzen und einem modernen Altar auf der erhöhten Insel im Westen des Gebäudes. Von außen hatte sich wenig an der Optik der ehemaligen Reithalle geändert. In einem zweiten Bauabschnitt wurde aus der Notkirche ein aufwändig gestaltetes Gotteshaus. 1952 konnte die Kirche die Reithalle sowie das anhängende Kammergebäude, also ein militärisches Lagerhaus, kaufen. Bis dahin war das Gebäude von der französischen Militärregierung angemietet worden. 1954 begannen ebenfalls unter Fritz Thoma weitreichende Umbauten, die St. Ambrosius bis heute innen und außen prägen. Die auffälligste Veränderung ist der neue Dachstuhl. Statt der querliegenden niedrigen Balken und Bögen wird d...

    Stadtbad

    Play Episode Listen Later Jul 3, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Stadtbad.mp3 Audio-Podcast: 6:05 min Kennen Sie... das Stadtbad? Baden hat in Trier schon unter den Römern eine große Rolle gespielt, noch heute beeindrucken die Ruinen der Barbara- und Kaiserthermen. Vis-à-vis der mächtigen Anlage am Ende der Südallee hat das Trierer Stadtbad seinen Standort. Und auch das Angebot ist über die Jahrhunderte ähnlich geblieben. Zeitlos wie der Spaß und die Freude am Wasser ist auch die Architektur des Hallenbads aus dem Jahr 1929. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es durchaus nicht üblich, dass in jeder städtischen Wohnung auch ein eigens Bad vorhanden war. Da eigene Bäder den begüterten Haushalten vorbehalten waren, publizierte die Trierer Presse im Jahr 1927: „Trier hat keine Schwimmhalle. Wo baden denn im Winter die 60.000 Einwohner dieser Stadt? [...] Eine Statistik würde sicherlich für Trier beschämend sein, da festgestellt werden würde, wie wenige Menschen in Trier im Winter baden könnten.“ Just in dieser Zeit verkaufte die Stadt ihr Elektrizitätswerk an das RWE, so dass sich mit dem Erlös die Chance bot, ein eigenes Stadtbad zu errichten. Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann 1929 das Trierer Architekturbüro Brand und Mertes, eröffnet wurde das Stadtbad bereits 1931. An der Ecke zur Gerberstraße sehen wir noch heute ein Bauwerk, welches ganz dem Neuen Bauen des frühen 20. Jahrhunderts verpflichtet ist. Der kubische Baukörper ist mit rot-braunem Klinker verkleidet und hat einen markanten vorgelagerten Uhrturm in der Mitte der Straßenfront zur Südallee. Links von dem Turm schloss sich bis zur großen Erweiterung der Wannenbadflügel an, der vielen Trierern endlich die Möglichkeit zu einer adäquaten Körperhygiene bot. Nach Süden heraus öffneten sich 26 Zellen mit Badewannen zum Außengelände des Stadtbades mit einem Becken und einer großen Spielwiese, wie man auf der perspektivischen Zeichnung von Ferdinand Weeser-Krell aus dem Jahr der Eröffnung, 1931, gut nachvollziehen kann. Das Trierer Stadtbad kommt ohne aufwändigen Schmuck aus und die Klinker sind so vermauert, dass nur der Turm eine plastische Struktur und das Hauptgebäude am oberen Rand ein unaufdringliches Dreieckmuster erhalten. Allein der Haupttrakt rechts vom Eingang sowie der auffällige Turm sind heute noch original, der links liegende Flügel wurde bei einer großen Erweiterung ab 1980 mit dem heute noch bestehenden Neubau ersetzt. Bei diesen Maßnahmen wurde die östliche Wand der Schwimmhalle durchbrochen, so dass der heutige Raumeindruck mit weiteren Becken und Sprungturm ein ganz anderer ist als zur Bauzeit. Das zweigeschossige Hauptgebäude erhebt sich jedoch noch immer über glatten hellen Arkaden aus Muschelkalk, ein Material, das auch in den Umfassungen der Fensterbänder wiederkehrt. Im ersten Stockwerk befanden sich ein großer Gymnastikraum mit schwarzem Flügel sowie ein Aufenthaltsraum mit modernen Stahlrohrmöbeln, der zusätzlich zu den Fenstern von einem Oberlicht erhellt wurde. Von hier aus gelangte man auch auf die sich an die Schwimmhalle anschließende 40 Meter lange östlich liegende Sonnenterrasse, von wo man ebenfalls einen Blick auf das Außengelände hatte. Entlang der Gerberstraße schließt sich neben den niedrigen Bedienstetenwohnungen auch die eigentliche Schwimmhalle mit je elf schmalen hochformatigen Fenstern an den Längsseiten ab. Das Kopfende Richtung Süden wird aus weiteren fünf Fenstern gebildet, so dass der Innenraum mit somit 27 fast raumhohen Fenstern lichtdurchflutet war, wie zeitgenössische Fotos zeigen. Die Fensterfläche betrug insgesamt 216 Quadratmeter, so dass ein weitestgehend transparenter und quasi schattenloser Raum entstand. Den Effekt, nicht in einem Raum, sondern eher im Freien zu schwimmen, wurde durch das 250 Quadratmeter große Oberlicht verstärkt. Die Wände waren aus grüner Terrakotta gestaltet, das Becken mit seegrünen Mosaikplatten ausgelegt und alle Metallteile waren entweder chromgelb lackiert oder blan...

    Stadtmauer

    Play Episode Listen Later Jul 2, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Stadtmauer.mp3 Audio-Podcast: 09:09 min   Und klassisch zum Lesen: Kennen Sie Triers Stadtmauer? An diversen Stellen im Stadtbild Triers tauchen Stücke einer Stadtmauer auf – als klassische Mauer, mit einem Turm oder auch mit einem Durchgang. Die wenigen heute noch zu findenden Zeugnisse der bis in 19. Jahrhundert herein befestigten Stadt Trier stammen aus verschiedenen Jahrhunderten und umschließen mal das römische, mal das mittelalterliche oder auch das neuzeitliche Trier. Als Trier im Jahre 16 vor Christus gegründet worden ist, siedelte sich auf dem östlichen Moselufer inmitten von landwirtschaftlich genutzter Fläche eine römische Stadt an, die vom Western her über eine hölzerne Brücke erreichbar war. Augusta Treverorum vergrößerte sich mit ihrem rechtwinkligen Straßennetz bis ins späte 2. Jahrhundert so weit, dass eine Befestigung notwendig wurde. Aus dieser Zeit ist die Porta Nigra als das beste erhaltene Stadttor des Römischen Reiches nördlich der Alpen weltweit bekannt. Die rund drei Meter breite und sechs Meter hohe römische Stadtmauer umschloss die Stadt allerspätestens im 4. Jahrhundert mit einer Länge von 6480 Metern. Durch fünf Tore konnten Besucher und Reisende in die Stadt mit mehreren zehntausend Einwohnern eintreten und von mindestens 45 Türmen aus konnte sie kontrolliert und verteidigt werden. Eindrucksvoll ist dies heute noch am römischen Stadtmodell im Rheinischen Landesmuseum nachzuvollziehen. Im Osten verlief die Mauer durch das Amphitheater, in dem auch ein Eingangstor zu finden war. Im Süden reichte die spätrömische Kaiserresidenz bis hin zur Porta Media, dem Pendant zur Porta Nigra. Diese lag im Bereich der heutigen Kreuzung Töpferstraße/Saarstraße. Die massive Befestigung schaffte es jedoch nicht, dem Alemannensturm im Jahr 275 Einhalt zu gebieten. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts verließen die Römer Trier und in den folgenden Jahrzehnten wurde die Stadt mehrfach von Vandalen, Franken und Hunnen gestürmt. Eine Spur der Verwüstung hinterließen im späten 9. Jahrhundert die Wikinger. Inzwischen war das Stadtgebiet immer kleiner geworden, die römischen Baudenkmäler wurden als Steinbrüche genutzt. Nur wenige Mauerteile aus römischer Zeit sind heute noch zu finden, zum Beispiel am Schießgraben, an der Porta Nigra und dem Amphitheater sowie als Fundamente späterer Mauern. Aus der einstigen größten Stadt nördlich der Alpen mit kosmopolitischem Flair wurde im Laufe der Jahrhunderte Kurtrier. Es war Erzbischof Bruno (1102-1124), welcher Trier wieder einen Stadtcharakter gab. Er beschloss, die Stadt rundum zu befestigen, wie es für Städte vor allem mit eigenem Stadtrecht charakteristisch war. Doch die Stadt war weitaus nicht mehr so groß und die neue Stadtmauer umschloss nur etwa die Hälfte des Stadtgebiets unter römischer Herrschaft. Während im Westen entlang der Mosel und im Norden der Verlauf gleich blieb, endete die Stadt im Osten bereits hinter dem Dombering. Im Süden verlief die Stadtmauer von den einbezogenen Resten der Kaiserthermen bis hin zur inzwischen steinernen Römerbrücke. Im Jahr 1248 wurde der letzte Bauabschnitt der Stadtmauer an den Barbarathermen errichtet und schloss die mittelalterliche Stadtfläche, die nun weniger als halb so groß wie 1000 Jahre zuvor war. Die neue Mauer hatte insgesamt 60 Tore und Türme, nachvollziehbar ist dies zum Beispiel gut an der Kastilport in der Nähe des Rheinischen Landesmuseums. Entlang der Ostallee und der Schellenmauer finden sich diverse hochaufragende Türme mit Schießscharten. Von der Seite des Palastgartens aus lassen sich die Innenseiten der runden Türme entdecken. Einen Plan mit allen mittelalterlichen Wehrtürmen und Pforten hat 2005 Rainer Thelen veröffentlicht – ein perfekter Begleiter für einen Spaziergang rund um die Innenstadt in der grünen Lunge von Trier. Die im Mittelalter nur noch 125 Hektar große Stadt war zwar gut geschützt,

    Treppenturm

    Play Episode Listen Later Jul 1, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Treppenturm.mp3 Audio-Podcast: 4:37 min Kennen Sie… den Treppenturm? Eingequetscht zwischen Gebäuden des 20. Jahrhunderts erhebt sich an der Biegung von der Stresemannstraße in die Fußgängerzone dennoch stolz ein weiß verputztes Gebäude mit markanten roten Fenstereinfassungen und Treppenturm. Dass das ehemalige Hinterhaus, eines der wenigen erhaltenen Renaissancegebäude seiner Art in Trier, sich heute allen Flanierenden direkt zeigt, ist das Ergebnis eines massiven Straßendurchbruchs. Dort, wo den Heuschreckbrunnen heute ein kleiner Platz umgibt, standen bis 1940 Häuser. Es bedarf einiges an Vorstellungsvermögen, sich die Topografie vorzustellen und die Entwicklung der großen innerstädtischen Kreuzung zu verstehen. Am einfachsten ist es, sich die Stresemannstraße wegzudenken. Lief man die Nagelstraße vom Sonnenblumenhaus an entlang der durchgängigen Bebauung immer weiter Richtung Kreuzung und nahm die nach links führende Biegung, erreichte man den Anfang der Brückenstraße. Und zwar auf der Seite, auf der sich heute ein Weinlokal und ein Bücherladen befinden. Das damalige Haus Brückenstraße 1 stand genau in der Biegung hatte beträchtliche Ausmaße nicht nur an der Straßenseite. Ein langgestrecktes Hinterhaus flankierte einen Hof, an den sich ein Hinterhaus mit Treppenturm anschloss. Genau dieser ist heute von der Straße aus sichtbar. 1940 nämlich beschloss die Stadt Trier, eine Brandgasse zu errichten. Durch die Anlage dieser neuen Straße wurde erstmals eine Verbindung der Kreuzung – vorbei an der Kirche St. Antonius – mit dem Viehmarkt geschaffen. Diese Brandgasse hat damit auch die Jüdemerstraße durchbrochen. Die geschlossene Architektur an der südlichen Seite der Kreuzung von Brücken-, Johannis-, Metzel-, Fleisch- und Nagelstraße wurde abgerissen und von dem Gebäude Brückenstraße 1 bleibt nur das Hinterhaus bestehen. Später wird die Brandgasse dann nach dem Reichskanzler und Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann (1878-1929) benannt. Das dreigeschossige Giebelhaus mit dem polygonalen Treppenturm hat nun die Adresse Stresemannstraße 3 und ist eines der wenigen erhaltenen Renaissancegebäude seiner Art in Trier. Der Kernbau stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Die Fassade des Hauses ist weiß verputzt, die Fenster werden von roten Sandsteingewänden gerahmt. Das Portal ziert ein dreiteiliges Fassadenrelief mit einer zentralen Figur, die von wappenähnlichen Teilen mit christlichen Symbolen flankiert wird. Rechts ist das Herz Jesu zu sehen, links ein von einem Kreuz bedeckter Giebel, der unter zwei Rad- oder Nimbuskreuzen zu finden ist. Im Inneren des Treppenturmes ist eine Wendeltreppe erhalten, die bis in die obersten Turmgeschosse führt. Die Fachwerkkonstruktion stammt jedoch nicht aus der Bauzeit, sondern wurde im 19. Jahrhundert ergänzt. Das mit dem Portalschmuck aufwändig gestaltete Hinterhaus gehörte zu der sogenannten Wolff'schen Apotheke. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist hier eine Apotheke von Apotheker Winterseel nachgewiesen, der im Jahr 1901 wohl neue Regenrohre an das gesamte Anwesen anbrachte, wie der Plan aus der Bauakte nahelegt. Noch heute trägt die Apotheke im gegenüber liegendem Haus Venedig den Namen Wolf Apotheke, was wohl eine Reminiszenz an das alte Gebäude darstellt. Der Treppenturm selbst steht seit Anfang 1996 unter Denkmalschutz. An seiner linken Seite hat Korb Regnery 1959 ein damals topmodernes Geschäftshaus angebaut. Fotos aus der Bauzeit zeigen einen stark angeschlagenen Treppenturm mit bröckelnder Fassade und unverputztem Ziegelwerk in der Fachwerkkonstruktion des Daches. Der Treppenturm, der „Regnery-Altbau“, wurde saniert und zu einem richtigen Schmuckstück gemacht, das heute seine besten Jahre schon wieder hinter sich hat. Zerborstene Scheiben und ein tiefer Riss über dem Portal zeigen an, dass das Bauwerk ein wenig mehr Pflege gebrauchen kö...

    Treviris-Haus

    Play Episode Listen Later Jul 1, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2015/01/Treviris-Haus.mp3  Audio-Podcast: 7:24 min Kennen Sie... das Treviris-Haus? Das Wohnhaus am Anfang der Maximinstraße ragt nicht nur wegen seiner Höhe heraus. Auch der Fassadenschmuck zur Geschichte der Stadt Trier ist etwas Besonderes, nämlich eine Spielart des Jugendstil auf einem noch stark historistisch geprägten Gebäude. Die personifizierte Stadt Trier ist der Mittelpunkt des Schmucks über der historischen Eingangstüre. Maximinstraße 1. Schon die Adresse trägt Bedeutendes im Namen. Es ist das erste Haus der Straße, die an den Trierer Bischof Maximin erinnert und zu dessen Reichsabtei sie führt. Und gleichzeitig ist es ein Künstlerhaus, denn der Bauherr war der in Trier rege tätige Bildhauer Carl Kaurisch. Dieser hat den Hausbau an der prominenten Stelle dazu genutzt, zum einen sein eigenes Metier zu präsentieren und zum anderen die Historie Triers zu würdigen. Dafür setzte er markante Trierer Bauwerke in Szene, welche die Trierer Geschichte und das Straßenbild bis heute prägen. Das dreigeschossige Haus mit Mietwohnungen fällt besonders deshalb von der Paulinstraße kommend sofort ins Auge, weil es recht unvermittelt auf das flache Gebäude eines Autohändlers folgt, welches aus den zwanziger Jahren stammt. Die sich anschließenden Gebäude im Straßenverlauf erreichen dessen Monumentalität und Höhe nicht mehr. Von vorne betrachtet, ist es ganz klassisch achsensymmetrisch gegliedert, die Betonung liegt in der Mitte auf dem dreiseitigen Erker. Das Erdgeschoss ist mit hellen Sandsteinquadern verkleidet. Aus dem gleichen Naturstein sind ebenfalls der die Etagen umspannende Erker samt Giebel sowie die Fensterumrahmungen gestaltet. Sandsteinquader bilden an den beiden Seiten der Fassade den optischen Abschluss als schmale Lisenen. Ein zweiter Werkstoff der Fassade ist roter Klinkerstein. Hiermit sind die Flächen der beiden Obergeschosse ausgefüllt, die von den Sandsteinen umrahmt werden. Die schlichten Klinkerwände ergeben zusammen mit dem aufwändigen Schmuck auf den Sandsteinflächen einen reizvollen Materialmix, der zum Ende des Historismus gerne eingesetzt wurde. In dieser Epoche nahmen die Architekten Details aus der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Architektur zum Vorbild und formten diese zeitgenössisch aus. Das Haus in der Maximinstraße 1 ist ein Beispiel für die Phase, in der die Architekten noch historistisch bauten, die Dekorateure aber schon dem Jugendstil verpflichtet waren. Der Aufbau folgt den drei Achsen in allen drei Geschossen. Allein das auffällige Eingangstor scheint ein Quader breit zu weit nach rechts geraten zu sein, um sich in die strenge Fassadengliederung einzufügen. Typisch für die Architektur des Jugendstil sind die Asymmetrie und ein dekorativer Fassadenschmuck. Wirklich asymmetrisch ist der Eingang auf der rechten Seite hier zwar nicht, aber in der Ausformung der Holztür finden sich ebenso wie im Fassadenschmuck Elemente der Bauform, die vor allem im nahem Belgien ganz außerordentliche Bauwerke erschaffen hat. Wir finden hier eine spannende Mischform vor, dessen Schmuck einen besonderen Blick wert ist. Über dem Bogen des Eingangsportals befindet sich mittig ein Wappen sowie ein Spruchband. Darüber thront das Porträt der personifizierten Stadt Trier, bezeichnet mit „TREVIRIS“. Im Stile einer römischen Porträtbüste blickt der Frauenkopf mit Schultern und angedeuteter Brust streng frontal nach vorne. Ihr Gewand mit mittig sitzender Brosche trägt sie ebenso symmetrisch wie ihr gescheiteltes volles Haar, welches mit einem Stirnband gebändigt wird. Gedrehte Locken fallen rechts und links gefällig auf die Schultern. Als Krone trägt sie ein burgähnliches Fantasiegebäude auf dem Kopf, der von einer Gloriole umgeben ist. Zu ihren Seiten finden sich zwei der wichtigsten Gebäude der Stadt Trier, welche bedeutende Epochen der ältesten Stadt Deutschlands darstellen. Links von ihr sehen wir als Relief die Westfassade des Trierer Do...

    Zewener Turm

    Play Episode Listen Later Jun 30, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Zewener-Turm.mp3 Audio-Podcast: 5:41 min Kennen Sie… den Zewener Turm? Das mittelalterliche Turmhaus in Zewen steht seit hunderten von Jahren zwischen Trier und Luxemburg. Als Burg gebaut, diente es als Wachturm, Zollstation, Bauernhof und Wirtshaus. Der ursprüngliche Eingang im ersten Stock und die wenigen Wandöffnungen wurden im 19. Jahrhundert durch Türen im Erdgeschoss und großflächige Fensteröffnungen in der ersten Etage ergänzt. Das unter Denkmalschutz stehende Haus ist heute in Privatbesitz. Der Zewener Turm hebt sich deutlich von der ihn umgebenden Ein- und Mehrfamilienhäusersiedlung ab. Zwischen weißen Rauputzfassaden mit braungläsernen Baumarkttüren, grünweißer Plattenabdeckung und monumentaler Säulenarchitektur jüngster Bauzeit ist der Turm ein Ruhepol für das Auge. Er strotzt mit seiner natursteinfarbenen Schlichtheit den architektonischen Launen der nachfolgenden Jahrhunderte. Dass er dabei selbst nicht so ganz aus dem Ei gepellt ist, steht ihm gut. Schon die Römer siedelten in der Ebene zwischen Mosel und den etwas höher liegenden Wäldern. Eine gepflasterte Überlandstraße verband Luxemburg und Trier und führte an der – Zewen den Namen gebenden – Ebene vorbei. Im Mittelalter war hier ein Ort, in dem Weinbau betrieben wurde und – so wie heute – Gemüse- und Obstbauern die Stadt versorgten. Genau an dieser Straße wurde um 1200 das Turmhaus errichtet. Das Baumaterial war der einheimische rote Sandstein. Mit grob gehauenen Bruchsteinen erreicht der Turm auf einem Grundriss von sechs mal sechs Metern vier Geschosse. Die Mauern selbst zeugen mit einer Stärke von 1,10 Metern von Wehrhaftigkeit. Zusätzlichen Schutz bot ein Graben, welcher den Turm vor Eindringlingen feite. Wenige Wandöffnungen dienten der Beobachtung und Verteidigung von Feinden. Wie im Mittelalter üblich, befand sich der Eingang im ersten Obergeschoss. Die Giebelseite mit der rundbogigen Türöffnung richtet sich gen Ortskern. Sowohl der Eingang als auch die Schießscharten des Turms auf dieser Seite sind mit gehauenen Eckquadern mit abgeschrägten Kanten aus Sandstein umrahmt. Heute sind ein Teil der Schießscharten vergrößert und zu Fenstern ausgebaut. Den Originalzustand kann man im dritten Geschoss noch gut erkennen. Auch die Türen im Erdgeschoss sowie die großflächigen Fensteröffnungen der ersten Etage, die sich zur Wasserbilliger Straße hin öffnen, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Veränderungen tragen der abwechslungsreichen Geschichte des Zewener Turms Rechnung. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz berichtete 1954, dass der Turm die einfachste Form einer Wasserburg darstelle, womit er sowohl Wohn- als auch Wehrzweck in einem Gebäude vereinte. Er war für lange Jahre der Wachturm der Grenze zwischen dem Kurstaat Trier und Luxemburg. In der Folge des Dreißigjährigen Krieges und des Krieges zwischen Louis XIV. und den Generalstaaten wurde Trier wiederholt eingenommen und auch zu großen Teilen zerstört. Eine der Belagerungen nahm ihren Gang vom Zewener Turm aus, wo sich am 15. Juni 1684 französische Truppen unter Marschall Crequi mit einer Delegation der Stadt Trier zu Verhandlungen traf. Josef Fisch hat diese Begegnung und die Geschichte des Turms im Neuen Trierischen Jahrbuch 1978 ausführlich rekonstruiert. Die Trierer mussten innerhalb von zwei Stunden einen Zugang zur Stadt gewährleisten oder alternativ alle Kosten der Heeresverpflegung sowie der Abrissarbeiten tragen. Crequi blieb einen Monat in der Stadt, riss Türme ab, schleifte die Festungsbauten und füllte alle Stadtgräben auf, infolgedessen sich die Stadt nicht mehr sichern konnte. Bis zum Jahr 1715, als die Franzosen das Gebiet verließen, stand der Zewener Turm offen und ungenutzt mitten im Feld, an der Straße. Erst dann wurde er repariert und bekam eine neue Funktion. Genau wie der zweite mittelalterliche Turm in Zewen-Oberkirch, der nicht erhalten ist, diente er als Zollstelle.

    Zurlauben

    Play Episode Listen Later Jun 30, 2020


    http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/10/Zurlauben.mp3 Audio-Podcast: 5:59 min Kennen Sie… Zurlauben? Barocke Häuser, idyllische Gärten, Terrassen und viel Gastronomie. „Zurlauben“ sagen die Trierer zur schmalen Straße zwischen der Mosel und der Ascoli Piceno Straße, der mehrspurigen Einfahrt von der Autobahn in die Innenstadt. Im Ortsnamen „Zurlaubener Ufer“, so heißt die Straße im Stadtplan, steckt das Wort Laube und dies passt hervorragend zu den kleinen Häuschen und Pavillons, die einst als Gartenlauben errichtet wurden und von denen einige noch heute zu finden sind. Genau daher kommt es, dass der Straßenname mit den pittoresken Lauben erklärt wird, obwohl dies zeitgeschichtlich gar nicht passen kann, aber im Laufe der Jahrhunderte praktischerweise passend wurde. Denn die Lauben stehen nachweislich erst seit dem 18 Jahrhundert hier. Der Ortsname selbst ist aber bereits in Quellen aus den 13. und 14. Jahrhundert erwähnt – vielleicht gab es dort ja auch schon Lauben oder es gibt noch eine andere sprachgeschichtlich erklärbare Deutung. Auf alle Fälle sind es heute tatsächlich die Lauben, die aus dem Zurlaubener Ufer eine für Trier ganz besondere Straße machen, denn sie ist nah dran am Fluss, also eigentlich ist Zurlauben das Dorf am Fluss, wie Trier vielleicht ja noch die Stadt am Fluss werden kann. Das Potenzial wäre allemal vorhanden. Die dörfliche Struktur, die wir heute an der gebogenen schmalen Straße mit seinen meist nur zwei Stockwerke hohen Gebäuden mit Mansarddächern ablesen können, war seit der Entstehung im frühen Mittelalter gegeben. Als Vorort vor den Stadtmauern Triers wie zum Beispiel auch Pallien, Kürenz oder St. Barbara hatte Zurlauben im Jahr 1801 mit 293 Einwohnern eine stattliche Größe. Die direkte Lage am Wasser bot den hier lebenden und arbeitenden Fischern und Schiffern einfachen Zugang zur Mosel. Die Häuser und auch die dazugehörigen Lauben sind alle nach den schweren Zerstörungen unter Ludwig dem XIV. entstanden. Während der französischen Zeit wurde die Trierer Stadtmauer wieder zur Festungsanlage, die davorliegenden Siedlungen jedoch niedergerissen, um im Kriegsfall ein freies Schussfeld haben zu können. Bei dem Neuaufbau von Zurlauben legte man vor den Häusern Richtung Mosel großzügige Gärten an, die mit Lauben und Pavillons ausgestattet wurden. Um die Hanglage in Richtung Mosel auszugleichen, endeten die Gartengrundstücke mit einer hohen Mauer, die zugleich Hochwasserschutz bieten sollte. Die Pavillons und Terrassen, die oberhalb der Mauer lagen, waren erstklassige Orte, um einen schönen Blick auf die Mosel, die gegenüberliegenden roten Felsen und Pallien genießen zu können. Unterhalb der Mauern führten flache Wiesen zum Ufer und der wichtigen Fähre, welche bis zum Bau der Kaiser-Wilhelm-Brücke im Jahr 1914 nach Pallien übersetzte. Von der für den Vorort charakteristischen Mauer ist seit den späten Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nichts mehr zu sehen, denn als Maßnahme gegen die Überschwemmungen wurde ein richtiger Damm aufgeschüttet. An dessen höchster Stelle ist nun ein Fahrradweg und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre diese letzte Nähe eines Stadtteils zur Mosel auch verschwunden gewesen. Denn Mitte der 50er Jahre gab es bei den Planungen der Umgehungsstraße tatsächlich die ernsthafte Überlegung, die Moseluferstraße auf dem Abschnitt vom Exzellenzhaus bis zum Georg-Schmitt-Platz vor Zurlauben, also direkt an der Mosel entlangführen zu lassen. Bei dieser Lösung wären die Lauben nicht erhalten geblieben und Trier hätte den heute so idyllischen Stadtteil verloren. Das bürgerschaftliche Engagement des Vereins Trierisch sorgte nach dieser weisen Entscheidung auch direkt dafür, sich um die markanten Doppellauben am nördlichen Ende von Zurlauben zu kümmern, die sich in einem erbärmlichen Zustand befanden. 1956 erhielten die beiden Lauben neue mit Schiefer gedeckte Dächer, kurz drauf wurde auch die wie ein Gerippe dastehende Fachwerkkonstruktion m...

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