Das Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog ist ein europäischer Ort des Denkens in Wien. Namhafte Kurator*innen sprechen mit unseren Gästen über politisch brisante Themen unserer Zeit und unserer Gesellschaften. Der Podcast zur Stunde.
Robert Misik im Gespräch mit Philipp LepeniesDEMOKRATIE UNTER BESCHUSSVom Werden und Vergehen von Demokratie Dachte man vor wenigen Jahren noch, alles laufe auf eine allmähliche Ausbreitung von Demokratien hinaus, so kann man heute gar nicht mehr anders, als mit Philipp Lepenies zu konstatieren: „Die Demokratie ist unter Beschuss, und zwar von Außen wie auch von Innen.“ Es gibt einen Vertrauensverlust in die Demokratie, aber auch eine Demokratieverachtung und Staatsverachtung, die Demokratien an den Rand des Kollapses bringt. Die Rhetorik des Antidemokratismus ist aber nicht neu: dass der Parlamentarismus nicht funktioniert, dass Eliten über die Köpfe des Volkes hinweg entscheiden usw.In seinem neuen Buch nimmt der Ökonom und Politikwissenschaftler eine Tiefenbohrung vor und fragt: Wie gelang in England, den USA oder in Frankreich einst der Systemwechsel zur parlamentarischen Demokratie? Welche Gründe führten ihre Befürworter an? Warum vollzog sich dieser Wandel in unseren Breiten erst relativ spät?Um diese Fragen zu beantworten, befasst Philipp Lepenies sich mit Wegmarken der Demokratiegeschichte. Aus dem Wissen um das Werden der Demokratie lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die helfen, sich gegen ihr drohendes Vergehen zu stemmen – in einer Zeit, in der sich der Souverän immer häufiger gegen das System entscheidet, das ihm die höchste politische Macht einräumt.Philipp Lepenies, Ökonom und Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin; seit 2022 Leiter des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit am Otto-Suhr-InstitutModeration: Robert Misik, Autor und JournalistIn Kooperation mit Literaturschiff – initiative
„FREE NELSON MANDELA“Österreichische Solidarität mit Südafrika zur Zeit der Apartheid – und heute? Das erst vor wenigen Monaten erschienene Buch “Free Nelson Mandela” beschreibt die Geschichte der Anti-Apartheid-Bewegung in Österreich aus der Sicht der aktiv involvierten Personen: ihre oftmals sehr persönliche Auseinandersetzung mit rassistischer Propaganda, politischen und wirtschaftlichen Seilschaften sowie kolonialistischen Stereotypen. Ihr Eintreten für die Freilassung aller politischen Gefangenen der Apartheid, die strikte Umsetzung des UN-Waffenembargos, für einen Boykott südafrikanischer Produkte und von Sanktionen gegen das international isolierte Regime war eine wesentliche Triebkraft österreichischer Solidarität mit dem demokratischen Widerstand in Südafrika. Gleichzeitig forderten sie von der Regierung Kohärenz zwischen der verbalen Verurteilung des rassistischen Systems im damaligen Südafrika und der außen- und wirtschaftspolitischen Praxis ein.Was ist heute in Österreich – und darüber hinaus – vom Geist internationaler Solidarität geblieben? Und angesichts der Attacken der USA gegen die Errungenschaften der Ära Mandela: Braucht es eine neue Solidarität mit Südafrika? Walter Sauer, Historiker an der Universität Wien, 1988–1993 Vorsitzender der Anti-Apartheid-Bewegung in Österreich und seither ihrer Nachfolgeorganisation, des Dokumentations- und Kooperationszentrums Südliches Afrika (SADOCC).Ferdinand Lacina, Bundesminister a.D.Lucile Dreidémy, Professorin für Österreichische Zeitgeschichte seit 1918 im internationalen Kontext an der Universität Wien und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bruno Kreisky-Forums.Rapulane Molekane, Botschafter der Republik Südafrika in Österreich, der Slowakischen Republik und der Republik Slowenien sowie Ständiger Vertreter Südafrikas bei den internationalen Organisationen in WienBegrüßung und Moderation:Georg Lennkh, Vorstandsmitglied BKF, Österreichischer Sonderbeauftragter für Afrika 2005 bis 2011.
Robert Misik in conversation with Branko MilanovićVISIONS OF INEQUALITYA sweeping and original history of how economists across two centuries have thought about inequality, told through portraits of six key figures. “How do you see income distribution in your time, and how and why do you expect it to change?” That is the question Branko Milanović imagines posing to six of history's most influential economists: François Quesnay, Adam Smith, David Ricardo, Karl Marx, Vilfredo Pareto, and Simon Kuznets. Probing their works in the context of their lives, he charts the evolution of thinking about inequality, showing just how much views have varied among ages and societies. Indeed, Milanović argues, we cannot speak of “inequality” as a general concept: any analysis of it is inextricably linked to a particular time and place.Meticulously extracting each author's view of income distribution from their often voluminous writings, Milanovic offers an invaluable genealogy of the discourse surrounding inequality. These intellectual portraits are infused not only with a deep understanding of economic theory but also with psychological nuance, reconstructing each thinker's outlook given what was knowable to them within their historical contexts and methodologies.Branko Milanović is Senior Scholar at the Stone Center on Socio-Economic Inequality at the City University of New York and Visiting Professor at the International Inequalities Institute at the London School of Economics and Political Science. Formerly Lead Economist in the World Bank's research department, he is the author of Capitalism, Alone; and The Haves and the Have-Nots.Robert Misik, Author and Journalist
Robert Misik im Gespräch mit Hannes WerthnerDIGITALER HUMANISMUSDie ungeregelte Macht der Tech-Giganten: Eine Gefahr für die Demokratie? Die Informationstechnologie verändert uns, unsere Gesellschaft, unsere Welt, von der individuellen Ebene bis hin zu geopolitischen Machtspielen. Sie beeinflusst auch, wie wir die Welt sehen und über sie denken. Sind wir gar nur mehr Wurmfortsatz der Maschinen? Dieser Wandel geschah in einer für die Geschichte der Menschheit extrem kurzen Zeitspanne und mit sehr hoher Geschwindigkeit. Und er dauert an – mit Künstlicher Intelligenz als aktuell herausragendem Beispiel. IT hat das Potenzial, zur Lösung der Krisen dieser Welt beizutragen, unsere Welt besser zu machen, gleichzeitig ist sie Teil des Problems (für manche sogar die Ursache).Hannes Werthner thematisiert die fortschreitende Digitalisierung inklusive Künstliche Intelligenz, beschreibt die enormen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, und analysiert auch deren gravierende Mängel. Und er beschreibt auf emeinverständliche Weise die Geschichte und das Funktionieren von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.Sein Konzept des Digitalen Humanismus versteht sich als Antwort auf diese Situation und will – neben der Analyse der Wechselwirkung von Mensch und Maschine – durch aktive Einflussnahme digitale Technologien gestalten und regeln, sodass sie zum Wohl von Mensch und Natur eingesetzt werden. Modertion: Robert Misik, Autor und JournalistHannes Werthner war Informatikprofessor an der TU Wien, wo er auch als Dekan der Fakultät für Informatik tätig war. Davor Professuren im In- und Ausland. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in Bereichen wie Decision Support Systems, E-Commerce und Empfehlungssysteme. Neben Forschung und Lehre startete er an der TU Wien mehrere Initiativen wie die Vienna PhD School of Informatics oder das i2c / Informatics Innovation Center. Er beobachtet aufmerksam, wie Informatik und Informationstechnologie die Welt und uns verändern. Das ist seine Motivation für den Digitalen Humanismus, dessen Wiener Manifest er 2019 initiierte.
Gudrun Harrer in conversation with Amir Adly, Amr Hamzawy and Oraib Al-RantawiEGYPT AND JORDAN IN THE LIGHT OF THE GAZA WAR: ARAB POSITIONS FOR THE WAY FORWARD Egypt and Jordan are the most affected Arab states by the war in Gaza which followed the attack by Hamas on Israel on 7th October 2023. Immediate neighbours of the Gaza Strip and the Westbank respectively, they suffer dramatic direct economic, political and social impact which is adding to pre-existing vulnerabilities.Jordan has a majority population of Palestinian origin, Egypt has a deep historic relationship with the Gaza Strip which was under the administration of Cairo until the Israeli occupation in 1967. Among other economic woes, Egypt is confronted with a steep reduction of income from the Suez Canal due to the Yemeni Houthi's war against commercial shipping in the Red Sea in the name of assistance to Hamas.Furthermore, Cairo and Amman were worried by US president Donald Trump's remarks who seemed to favour Palestinian migration from the Gaza Strip to other countries, especially Egypt and Jordan. In the beginning of March, Egypt presented her own Gaza reconstruction plan, endorsed by the League of the Arab States. Support came recently from French President Emmanuel Macron at a summit with the leaders of Egypt and Jordan in Cairo.The panel will discuss the effect and impact of the Gaza war on the MENA region, Egypt and Jordan in particular, and the possible Arab path forward. What role for Europe in this scenario?Amr Adly is an associate professor in the department of political science at The American University in Cairo (AUC). He worked as a non-resident scholar at the Carnegie Middle East Center, where his research centered on political economy, development studies, and economic sociology of the Middle East, with a focus on Egypt. Adly has taught political economy at AUC and Stanford University. He is the author of cleft capitalism: the social origins of failed market-making in Egypt (Stanford University Press, 2020) and state reform and development in the Middle East: the cases of Turkey and Egypt (Routledge, 2012). He has been published in several peer-reviewed journals, including Geoforum, Business and Politics, the journal of Turkish Studies, and Middle Eastern Studies. Adly is also a frequent contributor to print and online news sources, including Bloomberg, Jadaliyya, and al-Manasa. (Online participation)Amr Hamzawy is a senior fellow and the director of the Carnegie Middle East Program. He was previously an associate professor of political science at Cairo University and a public policy professor of the practice at the American University in Cairo.Hamzawy is a former member of the People's Assembly after being elected in the first Parliamentary elections in Egypt after the January 25, 2011 revolution. He is also a former member of the Egyptian National Council for Human Rights. Hamzawy contributes a weekly op-ed to the Arab daily al-Quds al-Arabi.Oraib Al-Rantawi is the founder and director general of the Amman-based Al Quds Center for Political Studies and an established writer and columnist. He has authored and edited several strategic studies and organized and participated in seminars and conferences in Jordan and internationally. He is also a frequent commentator and analyst on television and has produced his own show “Qadaya wa Ahdath” (Issues and Events.)Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer in Modern History and Politics of the Middle East at the University of Vienna and the Diplomatic Academy of Vienna
Tobias Matern in conversation with Sara Wahedi and Parasto HakimAFGHANISTAN – LIGHT IN THE DARKNESS The Taliban took power in Afghanistan in the summer of 2021. Their agenda: to re-establish the „era of darkness“ for Afghan women. Under the regime, women are not allowed to move freely, face harsh work restrictions and girls may offically attend schools only until 6th grade.But there is hope: Afghan millennials who are advovating for change, even from exile.Sara Wahedi, 30 years old, is an Afghan-Canadian tech-entrepeneur and human rights activists. She was was named one of „Time Magazine's Next Generation Leaders“ and was also on the Forbes Magazine entrepeneur list „30 under 30“. Ms. Wahedi developed the „Ehtesab“ app in Afghansitan which helps users to navigate through gunfire, roadblocks, explosions and other security risks. She is the Chief Executive Officer of Civaam, a civic-tech startup which develops technological solutions for crisis-affected regions. Born in Kabul in 1995, her family moved to Canada in 2005. In 2017, Ms. Wahedi returned to Kabul and stayed until the Taliban takeover in August 2021. She holds a degree from Columbia University in New York City and attends Oxford University in London. Her aim is to get “Afghan women and girls' voices out at the forefront of public conversations”. And she firmly believes that tech can bring change to people who are deprieved from their rights.Parasto Hakim, 27 years old, was born in Pakistan in a refugee center. Her Family returned to Afghanistan when she was six months old. She grew up during the first Taliban regime (1996-2001).Ms. Hakim attended school and university in Kabul and worked in the Afghan government as policy advisor on education and for international organizations as communication coordinator.After the Taliban re-gained power in 2021, she started the Srak-NGO. Srak translates from Pashto as „first light in the morning“. The initiative focuses on empowering women and girls through education, skill-building programs, online education, and literacy opportunities.Ms Hakim´s NGO operates 15 underground schools in Afghanistan and has benefited over 2000 individuals. She was forced to leave Afghanistan after receiving threats in 2023. She is a member of the „Vienna Process for a Democratic Afghanistan“ where opposition groups work on a plan for the the future of the country. In recognition of her efforts, Ms. Hakim was nominated for the Sakharov Prize in 2023.Tobias Matern, born in 1978, is head of international politics at the Süddeutsche Zeitung in Munich. He studied political science in Berlin and attended the American University School of Journalism in Washington D.C. on a Fulbright scholarship. Matern has been with SZ since 2004. He was a correspondent for South and Southeast Asia based in Delhi and Bangkok during the height of the war in Afghanistan. He has interviewed and portrayed comedians, ministers, presidents, writers and psychotherapists in South Asia. He curated an exhibition on Afghanistan for the ‘Fünf Kontinente' museum in Munich and published the book ‘Augenblick Afghanistan – Angst und Sehnsucht in einem versehrten Land'.
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Irina RastorguevaRUSSLANDS PROPAGANDA – STRATEGIE UND WAHNSINNIrina Rastorgueva hat mit ihrem neuen Buch „Pop-Up-Propaganda – Epikrise der russischen Selbstvergiftung“ gerade erst den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse bekommen; am 5. Mai ist sie im Kreisky-Forum zu Gast. Die junge Journalistin ist auf der russischen Insel Sachalin geboren und arbeitet als Schriftstellerin, Übersetzerin und Grafikerin. Seit acht Jahren lebt sie in Berlin. In ihren Büchern, darunter auch „Russisches Simulakrum“, sowie Essays hat sie auf so brillante wie irritierende Weise die alltäglichen Exzesse der russischen Propaganda im In- und Ausland zusammengetragen. Sie beobachtet den alltäglichen Wahnsinn, dem die Bevölkerung ausgesetzt ist, und analysiert mit dessen Hilfe die politischen Ziele des Regimes. Kaum jemand hat die russische Medienlandschaft, die stetige Unterminierung von Anstand und Menschlichkeit und die kleinen Akte des Widerstandes in den vergangenen Jahren so genau beobachtet wie Rastorgueva. Mit ihrer Arbeit liefert sie einen unvergleichlichen Einblick in die Seele der russischen Gesellschaft.Irina Rastorgueva, russische, Autorin, Übersetzerin und Grafikerin, ihr Buch Pop-up-Propaganda wurde 2025 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik ausgezeichnetCathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
Robert Misik im Gespräch mit Michael Soder und Afra PorscheEINE GRÜNE REVOLUTIONEine neue Wirtschaftspolitik in Zeiten der Klimakrise„Eine grüne Revolution“ ist ein eindringlicher Aufruf, die Klimakrise als Chance für eine tiefgreifende Transformation zu begreifen und gemeinsam eine lebenswerte und gerechte Zukunft zu gestalten. Ein unverzichtbares Buch für alle, die die Zukunft aktiv mitgestalten wollen.“Um die Klimakatastrophe abzuwenden oder auch nur abzumildern, wird es nicht reichen, dass die Individuen ihren privaten Konsum verändern. Wir werden unser ganzes Wirtschaftssystem umbauen müssen, zielstrebig, vernünftig aber auch ohne Zeitverzug. Gerade die jüngste Regierungsbildung zeigt, dass das in Zeiten knapper Budgetkassen noch einmal schwieriger ist.Die Antwort auf die Klimakrise muss daher nichts weniger als eine radikale Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik sein, meint Arbeiterkammer-Forscher Michael Soder. Wir brauchen eine grüne industrielle Revolution, die erneuerbare Energien fördert, nachhaltige Produktionsmethoden einsetzt, Wirtschaftsprozesse in einem Kreislauf denkt und die Auswirkungen der Transformation auf Ungleichheit und Verteilung berücksichtigt.Aus einem praxisorientierten Blickwinkel beleuchtet der Autor, ein Ökonom und Sozioökonom mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik, was zu tun ist. Mit vielen konkreten Beispielen ist dieses Buch ein Leitfaden für politische Entscheidungsträger:innen, engagierte Bürger:innen und alle Interessierte.Mit ihm diskutiert die Aktivistin Afra Porsche, eine der führenden Sprecherinnen der Protestbewegung „Letzte Generation“, die etwa mit Klebeaktion und Blockaden für viele Debatten sorgte – und sich unlängst aufgelöst hat.Modertion: Robert Misik, Autor und JournalistMichael Soder studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Sozioökonomie an der WU Wien. 2017 promovierte er am Institute for Ecological Econnomics zur politischen Ökonomie der sozial-ökologischen Transformation. Aktuell arbeitet er in der Abteilung Wirtschaftspolitik der Arbeiterkammer Wien zu den Themen des grünen Strukturwandels, der grünen Industriepolitik, der Gestaltung eines gerechten Übergangs (Just Transition) sowie Forschung, Technologie und Innovation. Außerdem lehrt er an der WU Wien, der Fachhochschule Campus Wien sowie der Fachhochschule des BFI Wien. Im Zuge seiner Lehrtätigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien wurde er zweimal mit dem Preis für innovative Lehre ausgezeichnet und erhielt 2018 den Kurt-Rothschild-Preis für Wirtschaftspublizistik.Afra Porsche ist Sozial- und Kulturanthropologin und war eine der führenden Aktivistinnen der „Letzten Generation“ in Österreich.
Irene Horejs in conversation with Pavla Danisova, Jan Pospisil, Kholood Khair and Thomas ViereggeGEOPOLITICS AT THE HORN OF AFRICA – WHAT IMPLICATIONS FOR EUROPE? The Wider Horn of Africa comprises the multiethnic states of Ethiopia, Eritrea, Djibouti and Somalia, Sudan, South Sudan, Kenya and Uganda, holds significant strategic importance for the European Union due to its geostrategic location on the Red Sea, ongoing security challenges and their impact on migration issues and on European economies.The ongoing conflicts in Sudan, Somalia and Ethiopia/Eritrea destabilize the whole region and impact strongly also on Middle East and North African countries. These conflicts are fueled by external forces that support the different warring parties and their geopolitical dimension attracts global powers. While the influence of traditional powers (US and UK) is waning, China, Russia, and “emerging powers” like Turkey and the Gulf States have increased their engagement in the region.For Europe, the instability in the Horn of Africa presents urgent challenges, primarily related to trade, energy security, migration, the security of maritime routes and potential spillover effects in neighboring countries like Egypt. The most recent moves of President Trump to drastically cut support to UN bodies and to dismantle USAID will further exacerbate the humanitarian and displacement crisis, foster instability and weaken Western voice.What are the interests of Saudi Arabia, The United Arab Emirates, Russia, China, Turkey in the region? What is the impact of US President Trump´s recent policy moves ? What is the EU's strategy, what can and should the EU do to secure EU interest in the region ?Welcome:Georg Lennkh, Austrian Special Envoy for Africa, Member of the Board, Kreisky ForumJan Pospisil, Associate Professor at the Centre for Peace and Security at Coventry University and co-investigator in the Peace and Conflict Resolution Evidence Platform, University of EdinburghPavla Danisova, Head of Cabinet of the EU Special Representative for the Horn of Africa (online)Kholood Khair, founder and director of Confluence Advisory, a ‚think and do tank‘ founded in Khartoum, that works on three priority policy areas: peace and security, economy, and governance;(online)Thomas Vieregge Foreign desk (former Correspondent to Germany and the US), Die Presse Moderation:Irene Horejs, former EU Ambassador to Niger and Mali
Rudolf Scholten und Wolfgang MaderthanerGESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN – Folge 7Friedrich der Schöne, Albrecht der Lahme und Rudolf der StifterIn dieser – siebten – Folge ihrer Gespräche über Mythen und Legenden in der Geschichte Österreichs widmen sich Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner dem Habsburger Friedrich (1289-1330), der später mit dem Beinamen „der Schöne“ versehen wurde. Anders als sein Vater Albrecht I und sein Großvater Rudolf I (erster Habsburger-Herrscher Österreichs) ist Friedrich kein Machtmensch. Bei der Wahl zum römisch-deutschen König macht ihm sein Cousin, der Wittelsbacher Ludwig von Bayern Konkurrenz, die Kurfürsten sind gespalten – und wählen letztendlich beide zum König. 1322 kommt es zur Entscheidungsschlacht von Mühldorf (die letzte große Ritterschlacht ohne Feuerwaffen). Der Bayer Ludwig siegt, Friedrich wird für drei Jahre inhaftiert. Danach einigen sich die beiden auf eine Doppelherrschaft – ein im Mittelalter einzigartiges Machtkonstrukt. Friedrich bleibt jedoch der Schwächere, widmet sich lieber spirituellen Angelegenheiten, während Ludwig sich 1328 vom Papst zum Kaiser krönen lässt. Friedrich stirbt zwei Jahre später; er wird im von ihm gestifteten Kartäuserkloster Mauerbach bestattet. Als Herrscher über Österreich folgt ihm sein von Polyarthritis geplagter Bruder Albrecht II. (1298-1358), genannt der Lahme, aber auch – angesichts seines Vermittlungsgeschicks– der Weise. Dessen Sohn und Nachfolger Rudolf IV, genannt der Stifter, baute Wien als Residenzstadt der Habsburger aus.Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner sprechen in Kreiskys Wohnzimmer über Machenschaften bei der Wahl deutscher Könige, über die Rolle des Papstes im damaligen europäischen Machtgefüge, über Geschwisterrivalitäten im Hause Habsburg, über Arrangements mit anderen Herrscherhäusern, über prägende Ereignisse der Zeit – von Brandkatastrophen über Aufstände bis zur Pest – und wie eine Urkundenfälschung den Habsburgern ihre Stellung im römischen Reich sichert. Wolfgang Maderthaner, Historiker, Präsident des Vereins der Geschichte der ArbeiterInnenbewegungRudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums
Rudolf Scholten und Wolfgang MaderthanerGESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN XIDie frühen Habsburger: Machtpolitik im Mittelalter In einer weiteren Folge ihrer Gespräche über Mythen und Legenden in der Geschichte Österreichs führen uns Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner in die Frühzeit der Habsburger-Herrschaft über Österreich.Sie beginnen mit dem Gründervater der Habsburger-Dynastie Rudolf I, ein Machtstratege, dem es als wenig bedeutender Graf mit Stammsitz im Schweizer Aargau gelang, 1273 zum römisch-deutschen König gewählt zu werden. Beharrlich erweiterte er seinen Einflussbereich und wurde nach der Schlacht im Marchfeld (1278), in der sein mächtiger Rivale, Böhmen-König Ottokar starb, Herrscher über das damalige Österreich – das Herz der künftigen Donaumonarchie mit Wien als Hauptstadt. Auf ihn folgte 1290 sein Sohn Albrecht, der von den Kurfürsten erst nach einem Zwischenspiel mit Adolf von Nassau zum deutschen König gewählt wurde. 1308 wird Albrecht I. von seinem Neffen Johann ermordet, was diesem den Beinamen Parricida (Verwandtenmörder) einbrachte.Wie setzten die ersten Habsburger ihre Herrschaftsansprüche durch? Wie gingen sie mit ihren Gegnern um? Welche Instrumente standen ihnen zur Herrschaftsausübung zur Verfügung, welche Taktiken wandten sie an? Was spielte sich in ihren Ländern ab, mit welchen Revolten hatten sie zu kämpfen? Wie war der damalige Habsburger-Staat – im Vergleich zu heute – strukturiert? Wie verliefen Ritterschlachten wie jene gewaltige im Marchfeld, zwischen den heutigen niederösterreichischen Gemeinden Dürnkurt und Jedenspeigen? Mit welchen juristischen Tricks setzte man im Mittelalter einen gewählten, aber unliebsamen König ab? Und was passierte mit Königsmördern? Darüber sprechen Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner in Kreiskys Wohnzimmer. Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der ArbeiterbewegungRudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Carlo Masala und Gustav GresselRUSSLANDS SIEG UND DIE EXISTENTIELLE KRISE DES WESTENSDer Politikwissenschaftler, Sicherheitsexperte und Bestseller-Autor Carlo Masala hat ein neues Buch geschrieben, das „Wenn Russland gewinnt“ heißt – und eigentlich ein dystopisches Szenario sein sollte. Aber seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump überschlagen sich die Ereignisse; Bedrohungen, die im Westen ausgesessen, ignoriert oder schöngeredet wurden, verwandeln sich in Windeseile in Realitäten. Steht die Ukraine vor der erzwungenen Kapitulation? Und Putins Armee demnächst an der baltischen oder moldauischen Grenze? Wie eng paktiert Washington mit Moskau? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Nato unter Mitwirkung der USA ihre Mitglieder noch verteidigt? Und wie wahrscheinlich ist überhaupt das Überleben des transatlantischen Verteidigungsbündnisses?Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München und der renommierte österreichische Experte für Osteuropa und Militärstrategien, Gustav Gressel, von der Landesverteidigungsakademie in Wien diskutieren im Gespräch mit Cathrin Kahlweit, wie wehrfähig und kriegstüchtig der Westen ist und sein will. Und was geschehen muss, damit Alpträume nicht wahr werden.Carlo Masala, Politikwissenschaftler, Hochschullehrer für Internationale Politik, Experte für Osteuropa und MilitärstrategienGustav Gressel, Politikwissenschaftler, Experte für Osteuropa, Sicherheitspolitik und MilitärstrategienCathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Alexander RodnyanskyWELCHE HILFE BRAUCHT DIE UKRAINISCHE WIRTSCHAFT?Über drei Jahre dauert der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bereits. Schon 2014 hatte Russland in der Ukraine und der Halbinsel Krim Kampfhandlungen begonnen. Die ukrainische Wirtschaft wurde unter diesem Druck notgedrungen auf eine Kriegswirtschaft umgestellt. Der Krieg hinterlässt tiefe Spuren: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach zuletzt von mehr als 46.000 getöteten Soldaten. Dazu kommen 12.500 Opfer unter Zivilistinnen und Zivilisten. Zehntausende Menschen werden vermisst. Teile der Ukraine sind von Russland besetzt: Die Halbinsel Krim, die Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja. Ganze Landstriche in der Nähe der Front sind verwüstet.Die ukrainische Landwirtschaft hält sich trotzdem, die 44 Millionen Menschen müssen versorgt werden. Und das Land braucht den Export von Getreide. Die Bodenschätze – seltene Erden, auf die nicht nur Vladimir Putins Russland, sondern auch die USA unter Donald Trump ein Auge geworfen haben – müssen erschlossen werden, um der Ukraine eine Chance zu geben, den Krieg als unabhängiger Staat zu überleben.Alexander Rodnyansky war bis Ende 2024 Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In seinem Talk wird Rodnyansky skizzieren, welche wirtschaftlichen Perspektiven die Ukraine hat, welche Initiativen das Land braucht und welche Unterstützung europäische Partner geben können, sollte die Hilfe aus den USA ausfallen.Alexander Rodnyansky, Associate Professor an der University of Cambridge – Fakultät für Economics; Aufsichtsratsmitglied der State Savings Bank der Ukraine (2021 – 2024), Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (2020 – 2024), Wirtschaftsberater des Premierministers der Ukraine (2019 – 2020). Auszeichnung als Young Global Leader des Weltwirtschaftsforums in Davos (2024 -).Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin, Journalistin und Autorin. War Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.
Helfried Carl im Gespräch mit Fredrik LöjdquistHYBRIDE BEDROHUNGEN FÜR EUROPA IN DER RUSSLANDKRISE: SCHWEDISCHE SICHERHEITS- UND FRIEDENSPERSPEKTIVEN Die jüngste Aufdeckung pro-russischer Desinformationsnetzwerke in Österreich zeigt erneut die große Bandbreite von Bedrohungen unserer Sicherheit. Die Verschmelzung von hybriden und konventionellen Angriffsmethoden war noch nie so augenscheinlich und allgegenwärtig wie im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – und darüber hinaus. Umfangreiche Desinformationskampagnen mit Narrativen zur Beeinflussung der Gesellschaft und gezielte Cyberangriffe auf staatliche Infrastruktur oder nationale Institutionen bereiteten den konventionellen militärischen Angriff vor und begleiten das Kriegsgeschehen. Hybride Bedrohungen sind nicht nur ein außen- und sicherheitspolitisches Problem, sondern auch eines der inneren Sicherheit, die Grenze zwischen äußerer und innerer Sicherheit ist fließend geworden. Fake-News-Kampagnen befeuern die Polarisierung von Gesellschaften mittels Technologie und Propaganda und unterminieren den für eine Demokratie unumgänglichen wahrheitsorientierten Diskurs.Wie begegnen wir diesen Herausforderungen auf staatlicher und auf EU-Ebene?Wie gelingt es, eine neue ganzheitliche und umfassende Sicherheitskultur zu entwickeln, um kulturelle, organisatorische, verfassungsrechtliche, rechtliche und mentale Barrieren zu überwinden und um hybriden Bedrohungen effizient zu begegnen?Welche Analysen und Strategien teilen Österreich und Schweden zu diesen Bedrohungen, wo haben sich unsere Perspektiven und Antworten 30 Jahre nach unserem gemeinsamen EU-Beitritt unterschiedlich entwickelt? Fredrik Löjdquist, Direktor des Stockholmer Zentrums für Osteuropastudien (SCEEUS), Schwedens erster Botschafter und Sondergesandter für die Bekämpfung hybrider Bedrohungen mit Sitz in Stockholm 2018-2021; ehem. Vorstandsmitglied im European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats in Helsinki, Finnland 2018-2021Helfried Carl, ehemaliger Büroleiter der Nationalratspräsidentin und ehemaliger österreichischer Botschafter in der Slowakei, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy.
A cooperation with the Candid FoundationWHAT EUROPEANS CAN DO TO STRENGTHEN THE PEACE CAMP IN ISRAEL AND PALESTINEIntroduced and moderated by Martin Staudinger Despite the ongoing war and political upheaval, Israeli and Palestinian, voices advocating for peace remain vital and resilient, offering alternative narratives and strategies for peaceful co-existence. While faced with increasing polarization and shrinking civic and political spaces, committed academics, political analysts and media professionals remain dedicated to fostering dialogue and a long-term peaceful solution to the conflict.This panel brings together leading Israeli and Palestinian experts that will share insights from their peace work on the ground as well as their analyses on the current political developments in the Middle East, the unpredictable role of the US and the importance of a strong European stance in supporting a just political settlement to the conflict.This event is part of the EPICON European-Palestinian-Israeli Trilateral Dialogue, implemented by the Candid Foundation in cooperation with the Kreisky Forum.Moderator:Martin Staudinger, deputy editor-in-chief, Falter StadtmagazinPanel: Jamal Nusseibeh, A Palestinian-American-British lawyer and scholar, currently CEO of a Greenwich, CT investment firm. He is a barrister-at-law in the U.K., taught law at Al-Quds University in Jerusalem, and has been involved in Palestinian affairs since the 1990's, including in peace negotiations.Eli Osheroff, Historian of the modern Middle East, a postdoctoral fellow at Tel Aviv University, and a member of the Forum for Regional Thinking, an Israeli think tank that examines Israel's relations with its surroundings from a progressive perspective.Regula Alon, Became involved in the non-partisan peace movement Women Wage Peace in 2017. For the last 3 years she is co-leading the foreign relations team of the movement and is responsible for building up support groups worldwide. Regula grew up in Switzerland and made Israel her home as a young woman.Jalaa Abu Arab is the editor-in-chief of Dooz, a media organisation focusing on the West Bank city of Nablus. She furthermore works as a media consultant specializing in political education, elections and digital rights. She has been instrumental in developing innovative reporting methods, including ethical journalism and the fight against fake news, to strengthen civil society in Palestine.
Robert Misik in conversation with Richard SennettTHE ART OF SOCIAL AND POLITICAL PERFORMANCE: ACTORS, DEMAGOGUES, SELF-PROMOTERS In his new book, world-famous sociologist and author Richard Sennett dissects the performer – in the German edition called „Der darstellende Mensch“. Sennett, who was a musician and artist before his extraordinary academic career, focuses on theatre and the emancipatory potential of art. But isn't today's dominant social character is also the performing human in a broader sense, curating his or her life, whether in social media or in the roles that he or she has to play? And doesn't the show character of politics give rise to a certain type of politician? Sennett's latest study also provides an opportunity to talk about the big picture of half a century of research. It has been 53 years since Sennett's first legendary work, ‘The Hidden Injuries of Class', was published, which reads as relevant today as ever – followed by ‘The Fall of the Public Man', ‘The Corrosion of Character', ‘On Craftsmanship' and many other works, that deal with the interactions between individuals, identity and society. Taken together, they describe the transformation of the subjects through socialisation, as well as the alienation in neoliberalism, but at the same time they always open windows onto the utopian, onto a non-reified, communal existence.Richard Sennett grew up in the Cabrini Green housing project in Chicago, attended the Julliard School in New York and then studied social relations at Harvard. Over the last five decades, he has written about social life in cities, changes in labour and social theory. His books include The Hidden Injuries of Class , The Fall of Public Man , The Corrosion of Character , The Culture of the New Capitalism , The Craftsman and Building and Dwelling . Sennett has advised the United Nations on urban issues for the past thirty years and currently serves as member of the UN Committee on Urban Initiatives. He is Visiting Professor of Urban Studies at Harvard. Among other awards, he has received the Hegel Prize, the Spinoza Prize and the Centennial Medal from Harvard University.Robert Misik, Author and Journalist
Martin Conway, Camilo Erlichman, Fabio Wolkenstein, Julia Hofmann, Eva Maria MuschikDEMISE OF A DREAM? SOCIAL JUSTICE PAST AND PRESENTToday, we live in a time of a post-liberal challenge to social justice. Over much of the twentieth century, social justice has been closely associated with liberal democracy, with its claims included, in one way or another, in the political programmes of all democratic parties and movements. The expansion of social justice into the rhetoric of both the political right and left, however, has led to the universalization of social justice claims, and its promises have become an essential part of the ways in which illiberal movements and authoritarian regimes in the twentieth and twenty-first centuries have constructed their legitimacy. What can this history teach us to face the challenges of today more effectively? Here, historians will discuss the modern evolution of concepts and practices of social justice in conversation with social scientists, engaging with questions such as: What have historically proven to be successful forms of collective mobilization around issues of social justice in both democracies and authoritarian regimes? Do individual appeals to social justice matter? What languages does social justice speak? How was social justice reimagined during the twentieth century? Does the debate and concept of social justice in the twentieth century differ from today?The talk and discussion occur on the occasion of the release of Social Justice in Twentieth-Century Europe (Cambridge U Press, 2024), edited by Martin Conway and Camilo Erlichman and written by an international team of leading historians. The book provides the first historical account of the evolution of notions of social justice across Europe since the late nineteenth century. It analyses the often divergent ways in which political movements, state institutions, intellectual groups, and social organisations have understood and sought to achieve social justice. Martin Conway, Professor of Contemporary European History at the University of OxfordCamilo Erlichman, Assistant Professor in History at the Department of History, Maastricht UniversityFabio Wolkenstein, Associated Professor, Department of Political Science, University of ViennaJulia Hofmann, Sociologist, Chamber of Labour, ViennaModeration: Eva-Maria Muschik, Assistant Professor in Development Studies, University of Vienna A joint event of the Bruno Kreisky Forum and the MSCA Research Project WORK-AGE-JUST
In cooperation with the Embassy of the Netherlands in ViennaEva Nowotny in conversation with Haroon Sheikh, Ruth Mampuys and Franco AlgieriSECURITY POLICY IN A FRAGMENTING WORLD ORDER Eva Nowotny will talk with Prof. Haroon Sheikh, Dr. Ruth Mampuys and Franco Algieri about Security Policy in a Fragmenting World Order, based on their report The Netherlands in a Fragmenting World Order. They will explore the evolving geopolitical landscape and its implications for national and international security strategies.As global power dynamics shift and traditional alliances face new challenges, countries like the Netherlands and Austria must navigate in an increasingly complex world. With fragmentation occurring across political, economic, and ideological lines, security policy requires a recalibrated approach—one that balances national interests, international cooperation, and societal resilience.Join us for an insightful talk featuring expert analysis on how states can adapt their security policies in the face of emerging threats, including geopolitical rivalries, technological disruptions, and shifting global alliances. The discussion will address Austria's and the Netherlands‘ strategic positions and the broader European response to these challenges.Eva Nowotny, Ambassador ret., Vice-President of Bruno Kreisky ForumHaroon Sheikh, senior research fellow at the Netherlands Scientific Council for Government Policy (WRR) and a philosopher at Vrije Universiteit AmsterdamRuth Mampuys, senior research fellow at the Netherlands Scientific Council for Government Policy (WRR), an independent advisory body that that delivers long-term, science-based strategic advice to the Dutch government across all policy domainsFranco Algieri, Head of Department, International Relations, Webster University Vienna
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Henning Homann, Vito Cecere und Eva KonzettBUNDESTAGSWAHL 2025: EINE ZÄSUR IN DER DEUTSCHEN POLITIKDie vorgezogenen Wahlen in Deutschland vom 23. Februar sind geschlagen. Der Bundestagswahlkampf 2025 war im Wesentlichen von den Themen Migration und Asyl geprägt gewesen – und kulminierte in einer hitzigen Debatte darüber, ob Union und FDP im Bundestag mit der in Teilen rechtsextremen AfD gemeinsam für eine Verschärfung der Zuwanderungspolitik hätten stimmen dürfen.Doch der Versuch, die AfD mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, scheiterte: Die ausländerfeindliche Partei holte bundesweit knapp 21 Prozent, in allen fünf ostdeutschen Bundesländern wurde sie stärkste Kraft.Nun verhandeln Union und SPD über eine Koalition der Mitte, während die politischen Ränder, die AfD als größte Oppositionspartei und die unerwartet erfolgreiche Linkspartei, sich in der Ablehung einer fortgesetzten militärischen Unterstützung der Ukraine und eines höheren Wehretats einig sind. Fraglich ist daher, ob die Linke, die sich im Wahlkampf für die Brandmauer und gegen jegliche Kooperation mit den Rechtsextremen stark gemacht hatte, womöglich zentrale Projekte einer künftigen großen Koalition gemeinsam mit der AfD torpedieren könnte.Die politische Entwicklung in Deutschland und die Parallelen zu Österreich werfen mithin wichtige Fragen auf: Wie kann ein weiteres Erstarken Rechtspopulisten und Rechtsextremisten verhindert? Wie kann Donald Trump mit seinem antieuropäischen Disruptionskurs und Wladimir Putin mit seiner fortgesetzten Aggression die Stirn geboten werden? Und wie sollten sich Deutschland und seine Nachbarn angesichts der großen Herausforderung einer zerfallenden Weltordnung im europäischen Kontext positionieren? Henning Homann ist ein deutscher SPD-Politiker und seit 2025 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Zuvor war er Generalsekretär und Co-Vorsitzender der SPD Sachsen und seit 2009 ist er Landtagsabgeordneter. Vito Cecere ist der deutsche Botschafter in Wien und war mit den Themenschwerpunkten Strategische Planung, Kultur, Medien, Kommunikation und Wissenschaft für den SPD-Parteivorstand wie für das Bundesarbeitsministerium und das Außenministerium tätig. Eva Konzett ist stellvertretende Chefredakteurin des Falter leitet dort das Politikressort. Cathrin Kahlweit, langjährige SZ-Korrespondentin, ist Publizistin und Moderatorin.
Robert Misik im Gespräch mit Simon SchauppSTOFFWECHSELPOLITIKEine ganz große Geschichte der Wechselwirkung von Produktion und Natur. Unser ganzes Leben, Arbeiten, Existieren ist eine Abfolge von Zerstörung und Aneignung und Verwandlung von Natur, und es reicht nicht, wenn man die Dinge nur zerlegt analysiert. Simon Schaupp denkt die Dinge zusammen und man geht, wie die „Zeit“ schrieb, aus dieser Lektüre als ein anderer heraus, als man hinein gegangen ist. „Fesselnd“ sei diese Untersuchung, schrieb die „Frankfurter Allgemeine“.Wenn wir die ökologische Krise verstehen wollen, müssen wir die Arbeitswelt verstehen, so der Autor. Es ist die Arbeit, durch die Gesellschaften ihren Stoffwechsel mit der Natur vollziehen. Arbeitspolitik ist daher für Simon Schaupp stets auch Umweltpolitik – oder »Stoffwechselpolitik«. Dabei spielt die Natur selbst eine aktive Rolle: Je weiter ihre Nutzbarmachung vorangetrieben wird, desto drastischer wirkt sie auf die Arbeitswelt zurück.Wie produktiv diese Perspektive ist, zeigt der Soziologe an einer Vielzahl historischer Beispiele: Ohne Moskitos sind weder Aufstieg noch Niedergang der Plantagenwirtschaft zu verstehen. Die Durchsetzung der Gewerkschaften wurde unter anderem durch die neuen Machthebel möglich, welche die materiellen Eigenschaften der Steinkohle den Beschäftigten an die Hand gaben. Und in frühen Schlachtfabriken setzten streikende Arbeiter die Unternehmer unter Druck, indem sie die eben eingeführten Fließbänder zum Stillstand brachten, so dass sich bald die verwesenden Tierkadaver stauten.Moderation: Robert Misik, Autor und JournalistSimon Schaupp ist Oberassistent am Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse. Er forscht vor allem zur Transformation der Arbeitswelt, zur Digitalisierung und zur ökologischen Krise. Gegenwärtig leitet er auch das Forschungsprojekt „ökologischer Eigensinn“ am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Seine mehrfach ausgezeichnete Dissertation „Technopolitik von unten“ ist 2021 bei Matthes & Seitz Berlin erschienen. Er ist Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift „Work, Employment and Society“. Simon Schaupp hat in Bielefeld und Wien Soziologie, Sozialwissenschaften und Rechtswissenschaften studiert. Von 2016-2018 war er Research Associate am Munich Center for Technology in Society der TU München und 2022/23 Gastprofessor am KIT, Karlsruhe..
Tessa Szyszkowitz in conversation with Raja ShehadehHOW CAN PALESTINIANS AND ISRAELIS LIVE TOGETHER?"What Does Israel Fear from Palestine?" is one of the recent essay books by Palestinian author Raja Shehadeh. Drawing on his decades of experience as a human rights lawyer and chronicler of life under occupation, he reflects on the historical and legal dimensions of the Israeli Palestinian conflict and explores how fear has shaped Israeli policies towards Palestine.In his new book We Could Have Been Friends my Father and I, which was just published in German in February 2025, Shehadeh describes the conflict through the life of his father. Aziz Shehadeh was born in Jaffa and evicted in 1948. The family then lived in Ramallah, where Aziz saw new occupation in 1967 and where he was devoted to resisting Israeli occupation. As a lawyer he worked to implement a United Nations resolution for the return of Palestinian refugees and, in 1954, won a landmark case for the release of some of their assets. In 1984 he was assassinated.In his lecture and in conversation with Tessa Szyszkowitz Raja Shehadeh will discuss – also in memory of his father – what needs to be done to stop the bloodshed.Raja Shehadeh is one of the most important Palestinian writers of today. He is also a lawyer who founded the Palestinian human rights organization Al-Haq. Shehadeh is the author of Strangers in the House: Coming of Age in Occupied Palestine; Palestinian Walks: Forays into a Vanishing Landscape, which won the 2008 Orwell Prize. His latest book is We Could Have Been Friends My Father and I: A Palestinian Memoir has been shortlisted for the 2023 National Book Award for Nonfiction. He has written for The New Yorker, the New York Times, New York Review of Books, Granta, The Guardian, The Boston Review, and others.Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author (Echte Engländer, Britannien und Brexit, Picus, 2018). A UK correspondent for the Austrian weekly Falter and a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London. She curates Philoxenia at Kreiskyforum.
ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT SAMIRA AKBARIANRECHT BRECHENGewaltfreier Widerstand, der Regeln und Gesetze bricht, ist eine große Erfolgsgeschichte. Das gilt in demokratischen Rechtsstaaten, in denen es spektakuläre symbolische Regelübertretungen schaffen, unterdrückte Themen auf die Tagesordnung zu bringen. Das gilt sogar in Diktaturen: Untersuchungen zeigen, dass von den „erfolgreichen“ und „teilweise erfolgreichen“ Kampagnen die strikt gewaltfreien viel öfter erfolgreich sind als die gewaltsamen. Weil durch den "David-gegen-Goliath“-Effekt die öffentliche Meinung sogar in Diktaturen häufig zugunsten der Protestierenden kippt. „Ziviler Ungehorsam“ in demokratischen Rechtsstaaten wiederum kann Themen in den Fokus rücken, die sonst ignoriert werden würden.Die 34jährige Frankfurter Juristin und Staatsrechtlerin Samira Akbarian hat sich nun dem Thema „Recht brechen“ in Demokratien angenommen, nicht weniger als „eine Theorie des zivilen Ungehorsams“ entworfen und dafür prompt mehrere Preise abgeräumt. In ihrer brillanten Untersuchung durchschreitet sie nicht nur historische Exempel wie die US-Bürgerrechtsbewegung, die Occupy-Bewegungen nach der Finanzkrise oder die Klima-Proteste, sie beleuchtet das Thema aus den verschiedenen Perspektiven: den juristischen, den diskurs-theoretischen, den moralphilosophischen Blickwinkeln. Doch was zeichnet zivilen Ungehorsam eigentlich aus? Recht zu brechen, so zeigt Samira Akbarian, kann gerade der Verwirklichung demokratischer Ideale dienen. Akbarians These lautet, dass gelingende Formen des zivilen Ungehorsams als «Verfassungsinterpretation» verstanden werden sollten.Moderation: Robert Misik, Autor und JournalistSamira Akbarian ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungsarbeit über den zivilen Ungehorsam wurde mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung, dem Merkur-Preis für herausragende Dissertationen und dem Werner Pünder-Preis ausgezeichnet.
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Franziska DaviesDIE UKRAINE UNTER DRUCKTRUMPS NEUE LINIE UND EUROPAS VERANTWORTUNG Seit 2014 herrscht Krieg in der Ukraine; in einer stetigen Eskalationsspirale, die in einer Vollinvasion im Februar 2022 kulminierte, hat Russland nicht nur das Territorium, sondern auch und vor allem die Staatlichkeit, die Identität und die Überlebensfähigkeit der souveränen Nation ins Visier genommen.Es dürfe, ja es könne keine Verhandlungen über einen Waffenstillstand und weitere Lösungsansätze in diesem russischen Angriffskrieg ohne Beteiligung Kyjiws geben – das war bislang der Konsens in der EU, aber auch in den USA gewesen. Bis zum Amtsantritt von Donald Trump. Derzeit jedoch sieht es so aus, als wolle sich Trump mit Wladimir Putin über das Schicksal der Ukraine verständigen – im Zweifel über die Interessen der Ukrainer hinweg. Wird es dazu kommen? Welche Optionen hat die Regierung in Kyyiv nun? Welche Schritte wird die EU gehen müssen, um ihre Zusagen gegenüber der Ukraine zu halten und Putins Griff nach Westeuropa zu stoppen? Und was heißt all das für die Zukunft Mittel- und Osteuropas?Über all diese brennenden Fragen spricht die Münchener Osteuropa-Historikerin und herausragende Ukraine-Expertin Franziska Davies, Podcasterin (u.a. „Ostausschuss der Salonkommunisten“) und Buchautorin (u.a. „Offene Wunden Osteuropas“) mit Cathrin Kahlweit. Franziska Davies , Osteuropa-Historikerin und Ukraine-Expertin, Podcasterin, AutorinCathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin
Robert Misik im Gespräch mit Tareq Sydiq: DIE NEUE PROTESTKULTUR „Leute lasst das Glotzen sein, auf die Straße, reiht Euch ein“, lautet eine alte Protestler-Parole. Der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq beleuchtet die neue Protestkultur Wenn in Österreich eine FPÖ-geführte Regierung gebildet wird, sind dann große Proteste zu erwarten? Von den Aufmärschen der Corona-Demonstranten bis zu den Klebeaktionen der „Letzten Generation“ hat Österreich schon in den vergangenen Jahren viele Protestformen erleb. Wirken sie auf die Bewegten, etwa als Mutgeber? Wann haben sie eine Wirksamkeit und können ihre Ziele erreichen?Proteste haben in der Geschichte schon viele Steine ins Rollen gebracht. Proteste sind eine Ressource der Demokratie, als Versammlungs- und Pressefreiheit garantiert, durch den Rechtsstaat geschützt. Dort, wo Demokratie nicht mehr funktioniert oder erst erkämpft werden muss, sind Proteste eines der Mittel zum demokratischen Zweck.Die Zunahme und Vielfalt an Formen des Protests in Europa und weltweit zeigt, dass Demokratie immer wieder neu verteidigt und erkämpft werden muss: von Frauen, die ihre Kopftücher verbrennen, über Bauern, die mit Traktoren Straßen blockieren, oder von Klimaaktivist:innen, die sich am Boden festkleben, bis hin zu Social-Media-Posts unter Hashtags wie GegenRechts, MeToo oder MutZurWahrheit.Der Protestforscher Tareq Sydiq beleuchtet in seinem Buch die neue Protestkultur anhand zahlreicher Beispiele und zeigt, wie sie die Politik und Gesellschaft beeinflussen.Moderation:Robert Misik, Autor und JournalistDr. Tareq Sydiq, geboren 1992, ist Protestforscher am Zentrum für Konfliktforschung in Marburg. Der promovierte Politikwissenschaftler beschäftigt sich mit Protestbewegungen weltweit und forschte hierzu in Iran, Japan, Pakistan und England.
Wolfgang Maderthaner im Gespräch mit Mirjam ZadoffGLOBALE ERINNERUNG IM 21. JAHRHUNDERT Gewalt darf nie vergessen werden: Mirjam Zadoff, Leiterin des Münchner NS-Dokumentationszentrums, versammelt Ideen für eine globale Erinnerungskultur.In heutigen Gesellschaften leben Menschen zusammen, deren Biografien durch unterschiedliche Erfahrungen von Krieg oder Diskriminierung geprägt sind – manchmal über Generationen hinweg. Können sie sich auf eine gemeinsame Erzählung verständigen?Mirjam Zadoff versteht Geschichte als Fähigkeit, Fragen der Gegenwart aus der Vergangenheit zu beantworten. Sie versammelt Beispiele aus aller Welt, wie in vielerlei Spielarten die Erinnerung an die Geschichte der Gewalt wachgehalten – oder vergessen – wird: in Italien an die Deportation der Juden, in Japan an die Zwangsprostituierten, in Johannesburg an die Opfer des Holocaust und des Kolonialismus. So knüpft sich eine globale Erinnerungskultur, die alle Menschen einschließt, in deren Leben die Geschichte eine Spur der Gewalt hinterlassen hat.Moderation: Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der ArbeiterbewegungMirjam Zadoff, Jahrgang 1974, studierte Geschichte und Judaistik in Wien und München. 2014 bis 2019 war sie Professorin für Jüdische Studien und Geschichte an der Indiana University Bloomington, seit 2018 leitet sie das Münchner NS-Dokumentationszentrum. Bei Hanser erschien 2014 Der rote Hiob. Das Leben des Werner Scholem, ausgezeichnet mit dem Fraenkel Prize for Contemporary History. Sie war u.a. Jurymitglied des Geschwister-Scholl-Preises sowie des Deutschen Sachbuchpreises 2023.
Raimund Löw im Gespräch mit Xifan Yang, Anna Lisa Ahlers, Jörg Wuttke und Susanne Weigelin-SchwiedrzikWIE CHINA MIT DEM WELTCHAOS UNTER DONALD TRUMP UMGEHTDie Volksrepublik China sieht sich in ihrem Aufstieg zur Weltmacht permanent behindert durch Gegenaktionen der Supermacht USA. Europa tanzt aus chinesischer Sicht viel zu stark nach der amerikanischen Pfeife. Mit Präsident Trump erhöht sich zusätzlich die Instabilität.Wie die Führung in Peking auf die neue Situation in der internationalen Politik reagiert wird für die nächsten Jahren entscheidend sein. Eine hochrangige Expertenrunde erörtert die Lage aus chinesischer Sicht: Journalistin und Buchautorin Yang Xifan, Sinologinnen Anna Lisa Ahlers und Susanne Weigelin-Schwiedrzik unter der Diskussionsleitung von Raimund Löw.Die Allmacht des chinesischen Präsidenten Xi Jinping scheint in dieser entscheidenden Phase im eigenen Land nahezu grenzenlos zu sein. Aber der fulminante Boom für Chinas Wirtschaft ist zu Ende. An die Stelle der Globalisierung der letzten Jahrzehnte könnten weltweit Zölle treten. Eine Abschottung der großen Wirtschaftsräume würde China als Exportweltmeister ganz besonders treffen.Wie stark ist der chinesische Staatskapitalismus unter der Führung der Kommunistischen Partei? Wie erleben die Menschen die verschärfte Repression unter Xi Jinping? Was kann Europa von einer betont selbstbewussten Führung in Peking im Clinch mit den USA erwarten? Raimund Löw, Journalist und Gestalter des Podcast Falter Radio. Er war Korrespondent des ORF in Peking, Brüssel und Washington DC. Buch (gemeinsam mit Kerstin Witt-Löw) „Weltmacht China. Mit einem Vorwort von Hugo Portisch“ (2018)Xifan Yang, deutsche Journalistin und Buchautorin. In ihrem Buch „Als die Karpfen fliegen lernten“ (2015)beschreibt sie die Geschichte ihrer aus der chinesischen Provinz Hunan stammenden Familie. Yang Xifan hat als Korrespondentin der Wochenzeitung Zeit in Peking gearbeitetAnna Lisa Ahlers, deutsche Sinologin. Sie forscht und lehrt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte sowie an der Universität Oslo. Bücher: The Great Smog of China: A Short Event History of Air Pollution (mit Mette Halskov Hansen und Rune Svarverud); Democratic and Authoritarian Political Systems in 21st Century World Society (mit Damien Krichewsky, Evelyn Moser und Rudolf Stichweh) Jörg Wuttke, ist Partner bei Dentons Global Advisors in Washington DC. Er war bis Juli 2024 27 Jahre lang BASF Repräsentant in Beijing. Er war Präsident der EU-Handelskammer in China von 2007 bis 2010; 2014 bis 2017 und 2019 bis 2023. Wuttke war Chairman der Deutschen Handelskammer von 2001 bis 2004. Er ist Mitglied des Beratergremiums des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin seit der Gründung 2013. Er lebte mehr als drei Jahrzehnte in Peking. Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Universitätsprofessorin i.R. für Sinologie an der Universität Wien und Programmdirektorin China beim Austrian Center for Strategic Analysis, Wien
Tessa Szyszkowitz in conversation with Amir TibonDIE TORE VON GAZAAmir Tibon survived October 7th with his wife and two small daughters in the shelter of their home at kibbuz Nahal Oz, very close to the Gazastrip. His book „The Gates of Gaza/ Die Tore von Gaza“ is not only telling the story of that terrible day on the basis of many interviews with survivors. As the Diplomatic Correspondent of the Israeli daily Ha'aretz Tibon is looking also at the bigger picture. He narrates the history of the Kibbuz from its beginnings, but he also sees October 7th as a huge failure by the Israeli government, to keep the Israeli population safe: „If Israelis in the communities near Gaza are not safe, is anyone in Israel ever safe?“, he asked in an interview with the Austrian Weekly Falter. In an editorial in Ha'aretz Tibon assessed at the beginning of 2025, what impact the newly returned US-President Donald Trump could have on the Middle East conflict: „The U.S. invasion of Afghanistan was a direct result of 9/11, and Israel's war in Gaza was born out of October 7. However, over time, both wars reached the point of bloody stalemate without a clear political horizon, fought simply for the purpose of fighting and not in service of any declared goals.“ Can Trump end the war in Gaza as he has promised?Amir Tibon will discuss his book and the chances for an end to Israel's wars in conversation with Tessa Syzsykowitz at Bruno Kreisky Forum for International Dialogue. Amir Tibon is an award-winning diplomatic correspondent for Haaretz, Israel's paper of record, and the author of The Last Palestinian: the rise and reign of Mahmoud Abbas (co-authored with Grant Rumley), the first-ever biography of the leader of the Palestinian Authority. From 2017–2020, Tibon was based in Washington, DC, as a foreign correspondent for Haaretz, and he also has served as a senior editor for the newspaper's English edition. He, his wife, and their two young daughters are former residents of Kibbutz Nahal Oz but are currently living as internal refugees in northern Israel.Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter or Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.
Cathrin Kahlweit in conversation with Ketevan Shoshiashvili and Guram ImnadzeGEORGIA'S DEMOCRATIC CRISISThe political situation in Georgia is currently extremely tense. Following the controversial parliamentary elections in October 2024, the ruling Georgian Dream party is claiming victory, while opposition groups and international observers are accusing them of massive electoral fraud. The crisis has intensified since: the government delayed EU accession talks until 2028 and appointed the controversial politician Mikheil Kavelashvili as president at the end of December. President Salome Zurabishvili refuses to resign calls for new elections. Massive protests rock the country, with security forces brutally cracking down on demonstrators. The USA has already imposed sanctions against Georgian government representatives. The developments raise serious doubts about Georgia's democratic development and fuel fears of a possible subversion to Russia. The political, European and democratic future of Georgia remains highly uncertain.Cathrin Kahlweit talks to Ketevan Shoshiashvili and Guram Imnadze about the current situation and their insights into the political opposition as well as their personal experiences with the ongoing protests. Ketevan Shoshiashvili,senior researcher at Transparency International Georgia, professional expertise on democratization in the EU's Eastern Partnership region Guram Imnadze,member of the board of directors of the Social Justice Centre Cathrin Kahlweit, Journalist and Publicist
Gudrun Harrer im Gespräch mit Gudrun KrämerISLAMISMUS IN PALÄSTINA: DIE HAMAS UND IHRE GEGNER Religion und Politik sind im Konflikt um Palästina/Israel ungewöhnlich eng verknüpft, und zwar auf jüdisch-israelischer Seite wie auf arabisch-palästinensicher Seite. Palästina nimmt für viele gläubige Muslime und Musliminnen eine besondere Stellung ein, Jerusalem gilt ihnen nach Mekka und Medina als drittheiligste Stätte des Islams. Während die PLO in den 1990er Jahren auch offiziell in einen Friedensprozess mit Israel eintrat, beanspruchte die Hamas, entstanden aus dem palästinensischen Zweig der Muslimbruderschaft, weiter das ganze Land. 2007 übernahm die Hamas im Gazastreifen die Macht und errichtete ein autoritäres Regime. Am 7. Oktober 2023 überfiel sie Israel, richtete ein Massaker unter Zivilisten und Zivilistinnen an und verschleppte 250 Menschen nach Gaza. Der heute von palästinensischen Gruppen propagierte Slogan „From the River to the Sea“ stammt allerdings aus der Gründungsakte der israelischen nationalkonservativen Likud-Partei.Gudrun Krämer analysiert im Bruno Kreisky Forum das Hamas-Regime in Gaza und geht der Frage nach, mit welchen Strategien sich die Hamas gegenüber nationalistischen und militant-islamistischen Gruppen profiliert, aber auch welche Echos und Spiegelungen es zwischen zionistischen und islamistischen Positionen gab und gibt. Gudrun Krämer,Islamwissenschaftlerin, Historikerin und AutorinGudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien
Edith Meinhart, Ahmad Mitaev, Uwe Schaffer & Sibylle Hamann COP UND CHE Kaum ein Erwachsener kennt ihn, aber für Jugendliche ist der 25-jährige Ahmad Mitaev ein Star, seit er dem Wiener Polizisten Uwe Schaffer auf TikTok die drängendsten Fragen stellt. 30 Millionen Mal wurden die Videos bisher angeschaut. In dem Buch „Cop und Che“ erzählt die Journalistin Edith Meinhart von einer Begegnung auf Augenhöhe, die weit über Österreich hinaus ihresgleichen sucht. In der Welt des Polizisten Uwe Schaffer stand der junge Tschetschene für alles, was in der Integration schiefläuft und am Ende die Polizei ausbaden muss: gescheiterte Bildungslaufbahn, Gewalt, religiöser Extremismus. Und für Ahmad Mitaev, der mit 13 Jahren kriminell wurde und drauf und dran war, sich der Terrormiliz „Islamischer Staat“ anzuschließen, war jemand wie Uwe Schaffer Witzfigur und Hassobjekt zugleich. Im Gespräch mit Sybille Hamann erzählen die Autorin, die Protagonisten und Jugendsozialarbeiter Fabian Reicher, wie man trotz diametraler Erfahrungen und Ansichten in ein respektvolles Gespräch kommt, welche Hürden davor zu überwinden waren und was sich aus dieser Begegnung lernen lässt, wenn es darum geht, Gewalt und Extremismus zu verhindern. Ahmad Mitaev, 25, Wiener mit tschetschenischen Wurzeln und bewegter Vergangenheit, heute auf TikTok ein Vorbild für junge Menschen und Protagonist des Buches „Cop und Che“ Uwe Schaffer, 60, gebürtiger Steirer, setzt sich als Grätzelpolizist in Wien-Brigittenau für ein entspanntes Verhältnis zwischen Polizei und Bevölkerung ein; auf Tiktok der „Cop“ an der Seite von „Che“ Ahmad Mitaev. Edith Meinhart, Autorin des Buches „Cop und Che“, Journalistin, schrieb für profil 25 Jahre lang über Flucht und Migration und wurde für ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet. Moderation: Sibylle Hamann, Journalistin, Abg. z. NR a.D.
Cengiz Günay in conversation with Ahmet T. Kuru ISLAM, AUTHORITARIANISM AND UNDERDEVELOPMENT A Global and Historical Comparison Why are Muslim-majority countries often associated with authoritarianism and underdevelopment? Ahmet T. Kuru delves into this question, challenging conventional explanations and uncovering fascinating historical insights. Kuru argues that the roots of today's challenges lie not in Islam itself nor in Western colonialism, but in a pivotal shift during the 11th century. The alliance between orthodox Islamic scholars (ulema) and military rulers marginalized intellectuals and economic innovators, stifling creativity and progress—a legacy that still shapes politics and development in Muslim societies. Ahmet T. Kuru, Director of the Center for Islamic and Arabic Studies and Professor of Political Science at San Diego State University. Kuru is the author of Secularism and State Policies toward Religion: The United States, France, and Turkey (Cambridge University Press, 2009). He is also the co-editor (with Alfred Stepan) of Democracy, Islam, and Secularism in Turkey (Columbia University Press, 2012). His recent book, Islam, Authoritarianism, and Underdevelopment: A Global and Historical Comparison (Cambridge University Press, 2019) won academic awards and was included in Times Literary Supplement's Books of the Year. It has been translated into thirteen languages, most recently into German by Springer VS. Cengiz Günay, Director of the Austrian Institute for International Affairs (oiip), lecturer at the University of Vienna. His research focuses on Turkey and the MENA region, author of The History of Turkey and From Islamists to Muslim Democrats?
Philipp Blom im Gespräch mit Maja Göpel WERTE Ein Kompass für die Zukunft Mit viel Neugier und Begeisterung für die menschlichen Möglichkeiten nimmt uns die Transformationsexpertin und Bestsellerautorin Maja Göpel mit auf eine Entdeckungsreise zu unseren Werten und wie sie in unserer Gesellschaft wirken: Wo kommen sie her, welche Werte wollen wir erhalten und schätzen, aus welchen können wir schöpfen – und welche stehen uns mitunter sogar im Weg? Welche Werte können helfen, mutig Veränderungen zu gestalten und in turbulenten Zeiten auf Kurs zu bleiben? Werte sind, das wird dabei klar, eine eigenwillige Sache: Ob wir die Freiheit durch gesellschaftlichen Zusammenhalt oder die Freiheit der Einzelnen als Leitwert ansehen, prägt unser Empfinden von Fairness und Gerechtigkeit. Ob wir einen Mehrwert in Form einer Steuer erheben oder über einen Unternehmenswert staunen – Geldwerte prägen unsere Sicht auf das Mögliche und Wünschenswerte. Auch Bewertungen wie Noten, Likes und Punkte platzieren uns im Verhältnis zu anderen und fordern unseren Selbstwert heraus. Stand und Status sind ganze Sammelbecken unserer Wertvorstellungen – aber nicht immer macht das Sammeln die Summe wertvoller. Welche Werte stehen heute im Vordergrund? Sind sie etwas Ethisches oder Ökonomisches, oder noch etwas ganz anderes? Über diese und andere Fragen tauscht sich Philipp Blom mit Maja Göpel in der MQ Libelle aus. Maja Göpel ist Politökonomin, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung. Die Bestsellerautorin, Rednerin, Beraterin und Hochschullehrerin verbindet akademisches Arbeiten mit gesellschaftlichem Engagement und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. 2019 wurde Maja Göpel als Honorarprofessorin an die Universität Lüneburg berufen. Sie ist Gründerin von “Mission Wertvoll” und Geschäftsführerin der Global Eco Transition GmbH. Philipp Blom ist Schriftsteller, Historiker, Journalist und Übersetzer. MQ-GesprächeGemeinsam mit Gästen, die sich international einen Namen als herausragende Analytiker:innen gemacht haben, diskutiert Philipp Blom soziale, politische und wissenschaftliche Fragen der Gegenwart, um ihre Strukturen und treibenden Kräfte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Eine Kooperation zwischen MQ, IWM, BKF und RD Foundation.
Zum 114. Geburtstag von Bruno KreiskyDer Mut zum Unvollendeten SOZIALDEMOKRATIE IM ZEITALTER DES RECHTSPOPULISMUS: STRATEGIEN UND VISIONEN? Eröffnung:Andreas Babler, Bundesparteivorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Österreichs Festvortrag:Dr. Manès Weisskircher, TU Dresden, Leiter der Forschungsgruppe REXKLIMA (Rechtsextremismus versus Klimaschutz?), Institut für Politikwissenschaft der TU Dresden; Gastwissenschaftler am Center for Research on Extremism (C-REX), Universität Oslo, und am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung des Wissenschaftszentrums Berlin. Lehre in Bonn, Bukarest, Düsseldorf, Dresden, Wien und am Gesellschaftswissenschaftlichen Kolleg der Studienstiftung des deutschen Volkes und Kommentator in Medien, u.a. Frankfurter Allgemeiner Zeitung, Handelsblatt und Der Standard. Forschungsschwerpunkte: soziale Bewegungen, Parteien, Demokratie sowie Rechtsaußen-Akteure. Veröffentlichungen u.a.: „Gains and Losses: How Protestors Win and Lose“ (Oxford University Press) und Herausgeber des Sammelbandes „Contemporary Germany and the Fourth Wave of Far-Right Politics“ (Routledge). Anschließendes Gespräch mit Manès Weisskircher und Univ. Prof. Mag. Dr. Sylvia Kritzinger, Professorin für Methoden in den Sozialwissenschaften am Institut für Staatswissenschaft Dipl.-Kfm. Ferdinand Lacina, ehem. Kabinettschef des langjährigen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky; von 1982 bis 1984 Staatssekretär im Bundeskanzleramt u. a. für Wirtschaftsfragen; von 1984 bis 1986 Bundesminister für Verkehr; von 1986 bis 1995 Bundesminister für Finanzen Moderation:Christa Zöchling, Journalistin und Publizistin
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Gesine Dornblüth und Thomas Franke PUTINS GIFT: RUSSLANDS ANGRIFF AUF EUROPAS FREIHEIT Cyberangriffe, Giftanschläge, Desinformationskampagnen: Die Attacken auf Europas liberale Demokratien sind längst keine abstrakte Gefahr mehr, sondern Realität. Das russische Regime führt diesen Kampf erbittert. Immer aggressiver versuchen die Mächtigen im Kreml, Staaten zu unterwandern und schwache Demokratien zu zerstören. Das russische Gift zersetzt Gesellschaften, indem es vorhandene Schwachstellen nutzt und Gräben vertieft. Auch vor Deutschland und der EU macht Putins Angriff nicht halt. Die Bestseller-Autoren und Ortskenner Gesine Dornblüth und Thomas Franke zeigen, wie Russland vorgeht: in Armenien, Georgien, der Ukraine, den baltischen Staaten und Zentralasien, aber auch in den USA und der EU. Sie schreiben über Angst, Geschichte, Unwissenheit, Literatur und Religion, und zeichnen nach, wie sich Putins Gift bereits subtil in die Gesellschaften gefressen hat. Im Gespräch mi Cathrin Kahlweit loten Dornblueth und Franke aus, ob und wie die westlichen Gesellschaften den hybriden Krieg erkennen und kontern können – und was die politische Entwicklung, die dahinter steht, für Europa bedeutet. Gesine Dornblüth ist eine deutsche Hörfunkjournalistin. Sie war von Februar 2012 bis Anfang 2017 als Auslandskorrespondentin für das Deutschlandradio in Moskau tätig sowie als Autorin und Reporterin für alle Rundfunkanstalten der ARD. Dornblüth arbeitet seither mit ihren Kollegen im Journalistenbüro texte und töne Thomas Franke, Autor, Journalist und Hörfunkproduzent mit Fokus auf Osteuropa Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin
Robert Misik im Gespräch mit Kolja Möller und Carina Altreiter VOLK UND ELITEEine Gesellschaftstheorie des Populismus Der populistische Appell an das »Volk« und die Mobilisierung gegen die »Eliten« dominieren mittlerweile die Politik in vielen Ländern der Welt. Aber wo liegen die geschichtlichen Wurzeln dieser Politikform? Welche Spielarten des Populismus sind zu unterscheiden? Der moderne Populismus lebt von einer polemischen Gegenüberstellung vom „Volk“ der „einfachen Leute“ gegenüber den „Eliten“, die sie betrügen würden. Er stützt sich dabei auf demokratische Instinkte, die auch den Kern republikanischer Verfassungsstaaten bilden, nämlich dass das Recht vom Volk ausgeht. Im Extremfall bricht sich ein Autoritarismus und „Bonapartismus“ Bahn, der aber mit anti-elitären und demokratischen Energien operiert. Oft wird deshalb sogar angemerkt, dass ein wenig Populismus nicht schaden könne, damit bisher nicht-repräsentierte Bevölkerungssegmente eine Stimme bekommen. Kolja Möller verfolgt die Wege des Populismus, die bereits im 11. Jahrhundert beginnen und bis zu den jüngsten Konflikten im Zuge der Globalisierung führen, und er entwickelt eine umfassende Gesellschaftstheorie dieser Politikform. Ein unverzichtbares Buch, um die gegenwärtige populistische Welle zu verstehen, dessen zentrale Gedankengänge er unter der Gesprächsleitung von Robert Misik mit der Soziologin Carina Altreiter diskutiert. Kolja Möller arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaften der TU Dresden und im Forschungsprojekt »Legal Populism« (gefördert durch die German-Israeli Foundation). Im Suhrkamp Verlag hat er herausgegeben: Populismus. Ein Reader (stw 2340). Carina Altreiter ist Soziologin, Forscherin an der Arbeiterkammer und zuvor an der Wirtschaftsuniversität. In ihren Untersuchungen hat sie sich unter anderem auch mit Klassenanalysen, den arbeitenden Klassen beschäftigt und auch mit den unterschiedlichen Solidaritätskulturen in verschiedenen Bevölkerungssegmenten. Sie ist unter anderem Co-Autorin des Buches „Umkämpfte Solidaritäten“. Modertion: Robert Misik, Autor und Journalist
RAIMUND LÖW IN CONVERSATION WITH KATRINA VANDEN HEUVEL DEFENDING DEMOCRACY AGAINST DONALD TRUMP The inauguration of Donald Trump as 47th president of the United States signifies a major setback for democratic forces and the left. A convicted felon in the White House in an alliance with a significant number of tech billionaires will try to shape a new future for American society. The MAGA Make America Great Again movement provides the new leaders with a mass base in the country that no other politician of the far right has ever had. But civil society is strong, despite the fact, that America makes a turn to the right. In cities and states Democrats promise resistance against human rights violations instigated from Washington. How strong are the safeguards of the American society against authoritarian temptations? How can resistance against the Trump administration be built? What does the turn of the United States to the far right mean for the world? These are some of the questions we will discuss with the American journalist Katrina vanden Heuvel. Raimund Löw, Journalist, author, and historian, he is the head of Falter Radio. Previously, he had been reporting for ORF as a foreign correspondent since the 1980s, covering locations such as Moscow, Brussels, Washington, and Beijing. Katrina vanden Heuvel, editorial director and publisher of The Nation (served as editor of the magazine from 1995 to 2019) and one of the most prominent voices of the American Left. She has written several books, writes in the New York Times, the Washington Post and the Guardian and frequently appears on CNN, ABC and Democracy Now.
Robert Misik im Gespräch mit Jagoda Marinić PLÄDOYER FÜR EINE SANFTE RADIKALITÄT Jagoda Marinić über Polarisierung und die Gefahren des konfrontativen Stils. Jagoda Marinić ist Kolumnistin, Autorin, Podcasterin („Freiheit Deluxe“), Moderatorin – und eine der klügsten Stimmen der zeitgenössischen Debatten, die sich auch nicht davor scheut, die vermeintlich „eigenen Leute“ zu irritieren oder sogar zu provozieren. In „Sanfte Radikalität“ beschreibt sie, wie unsere Gesellschaften eine Aufbruchsstimmung erleben, ein wachsendes Selbstbewusstsein von Minderheiten und wie sich hergebrachte Machtverhältnisse allmählich umkehren. Zugleich aber beobachtet sie einen aggressiven, konfrontativen Stil und scheinbar „radikale“ Milieus, die immer selbstbezüglicher agieren, mögliche Verbündete abstoßen und kaum mehr in der Lage sind, Menschen mit anderen Ansichten für ihre Anliegen zu gewinnen. Sie habe sich, schreibt sie, von „der diskursiven Radikalität, die heute oft den Ton bestimmt“ mehr und mehr entfernt – von dem Ton, der „gerade auch bei vielen meiner Generation“ vorherrscht, „die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen“. Einer der Gründe dafür war Marinic Praxis der vergangenen zehn Jahre, in denen sie in ihrer Heimatstadt Heidelberg das „Interkulturelle Zentrums“ aufbaute und leitete und dabei die Stadtgesellschaft für gemeinsame Anliegen gewinnen musste. Marinic: „Ich wurde sanfter auf diesem Weg.“ Marinic Streitschrift ist nicht nur ein Plädoyer für eine Sprache und Tonalität, die Gräben überwindet, sondern auch ein Bericht lokaler gesellschaftsverbessernder Praxis einer Intellektuellen, die sich ins Getümmel des Tuns geworfen hat. Und zugleich ein messerscharfe Gegenwartsdiagnose einer Zeit, in der gilt, je lauter und aggressiver der Ton, je steiler die These, „desto näher rückte der Buchvertrag“. Robert Misik, Autor und Journalist
Renata Schmidtkunz in conversation with Amir Cheheltan AN EXILE IN MY OWN COUNTRY Amir Hassan Cheheltan is one of the most important contemporary Iranian writers. He lives and writes in Tehran. His novels have been banned from publication in Iran for over 20 years. They are published in German translation before any other languages. His latest book “The Rose of Nishapour”'was published by C.H. Beck in October 2024. Renata Schmidtkunz talks to Amir Cheheltan at the Bruno Kreisky Forum about his new novel and his literary work, about the challenges of living and writing in Tehran, and the difficulties under which a vibrant creative cultural and intellectual scene in Iran is trying to survive and make their voices heard within the country and abroad. What are the perspectives of women and youth, of creative people and thinkers in the light of the situation in Iran and the war and increasing tensions in the Middle East? How is Europe perceived and what can be done better to support the potential and survival of artists and thinkers in Iran? Amir Hassan Cheheltan, writer, born in 1956 in Tehran and studied electrical engineering first in Iran, later in Great Britain. Cheheltan has been writing since the 1970s, has been active in the Iranian Writers‘ Association since 1977and is a jury member of international journalism „True Story Award“. After surviving two state-sponsored assassination attempts during the period known as “Iran's Chain Murders,” the author of 13 novels and numerous essays and short stories in 8 volumes left Iran and lived with his family in Italy, Germany and the USA for several years. His work is translated into English, German, French, Italian, Hebrew and some other languages. Cheheltan was drawn back to Tehran because “…although he feels like an exile in his own country, he knows of no other place where he would rather write…” Renata Schmidtkunz, Journalist, Film maker and Moderator, Director of the Radio Programme Series „Im Gespräch“, Radio Österreich 1
Tessa Szyszkowitz in conversation with Lyndsey Stonebridge WE ARE FREE TO CHANGE THE WORLDWhat do Hannah Arendt's lessons in love and disobedience mean for us? What a combination: Love and Disobedience. The author Lyndsey Stonebridge, Professor of Humanities and Human Rights at the University of Birmingham, is choosing this combination on purpose. Especially now, when nations vote for authoritarian leaders and democracy is threatened, Stonebridge focuses on Arendt's writing and these two crucial ingredients for effective and powerful defiance. Love was for Arendt, as Stonebridge writes, “the infinitely precious pleasure in human otherness. Love is the pre-political condition of us being together in the world in the first place”. And disobedience? In her 1970 essay „Civil Disobedience“ the leading public intellectual of her time defended the right of American citizens to dissent from the laws and policies of the government. It was Hannah Arendt's experience from resistance to totalitarian rule in her first home country Germany which lead her to conviction that every person must decide for themselves when injustice calls for disobedience. Following Immanuel Kant Arendt emphasised that independent thinking is the first defence against tyranny. Arendt's “The Origins of Totalitarianism” became a bestseller when Donald Trump was elected in 2016. In 2024 it is even more relevant. Trump 2.0 is Trump Unleashed.
Robert Misik im Gespräch mit Andreas Reckwitz VERLUST Ein Grundproblem der Moderne »Kann der Fortschrittsanspruch der westlichen Moderne noch aufrechterhalten werden, wenn die Erfahrungen und Erwartungen von Verlusten so mächtig werden, wie wir es gegenwärtig erleben?« Verlusterfahrungen, aber auch nur das Gefühl drohender Verluste, die Empfindung, dass alles auf schwankendem Boden steht und die Zukunft eingetrübt ist – das ist heute ein beinahe dominantes Zeitgefühl geworden und ist mitverantwortlich für Gereiztheiten, Populismus und andere politische und soziale Pathologien unserer Tage. Andreas Reckwitz, der vielgefeierte Soziologe und Zeitdiagnostiker, hat zum Verlust, dem „Grundproblem der Moderne“, nun das Buch der Saison geschrieben. Verluste bedrängen die westlichen Gegenwartsgesellschaften in großer Zahl und Vielfalt. Sie treiben die Menschen auf die Straße, in die Praxen der Therapeuten und in die Arme von Populisten. Unter dem Banner des Fortschritts, so legt Reckwitz dar, wird die westliche Moderne schon immer von einer Verlustparadoxie angetrieben: Sie will (und kann) Verlusterfahrungen reduzieren – und potenziert sie zugleich. Dieses fragile Arrangement hatte lange Bestand, doch das Fortschrittsnarrativ büßt massiv an Glaubwürdigkeit ein. Die existenzielle Frage des 21. Jahrhunderts lautet: Können Gesellschaften modern bleiben und sich zugleich produktiv mit Verlusten auseinandersetzen? Ein wegweisendes Buch. Andreas Reckwitz, geboren 1970, ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und war Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. Sein Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten“ wurde 2017 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist des Sachbuchpreises der Leipziger Buchmesse. 2019 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Robert Misik, Autor und Journalist
Helfried Carl in conversation with Erik Jones HOW TO PREPARE THE EU FOR THE PERFECT STORM?The New European Commission FACING TRUMP, PUTIN and the Multi-Crisis True to the slow pace of European decision making, the new European Commission under its President Ursula von der Leyen will take office half a year after the elections to the European Parliament. The challenges for the new Commission are obvious: the war in Ukraine is still raging, the European economy is comparatively weak and the European Green Deal is an immense challenge. Europe has little or no influence on the ongoing war in the Middle East. In addition, on November 5, 2024, Donald Trump was elected the 47th US president after a triumphant election victory – this time with an even more radical agenda than during his first term. His friends in the EU, like Hungary's Prime Minister Orbán and his right-wing allies, will try to block any movements towards greater foreign policy cohesion towards his administration, but also that of Putin's Russia. Europe is facing a crucial test. How can it manage to protect its interests independently and develop its own defense policy in the face of US disengagement? Will the democratic forces prevail? And what role does the EU Commission play in this? Prof. Erik Jones is Director of the Robert Schuman Centre for Advanced Studies at the European University Institute and Member of the Scientific Committee of the Institute's renowned annual State of the Union Conference. He has published extensively on topics related to European politics, with a special focus on political economy. He is co-editor of the Journal Government & Opposition. His commentary has appeared in the Financial Times, the New York Times, and other major newspapers and magazines across Europe and North America. Helfried Carl, diplomat, since 2019 partner of the Innovation in Politics Institute in Vienna and founder of the European Capital of Democracy initiative. From 2014-2019 he served as Austria's Ambassador to the Slovak Republic. From 2008-2014, he was Chief of Cabinet and foreign policy advisor to the late President of the Austrian Parliament (National Council), Barbara Prammer.
Cathrin Kahlweit in Conversation with Anna Arutunyan OPPOSITION IN RUSSIA – A FUTURE WITHOUT PUTIN There are not many Russia experts with an expertise as big as Anna Arutunyan. She was born in Russia, raised in the United States and then went back to the country of her birth as an analyst, author and journalist. Anna covered Russian politics as a reporter for The Moscow News. She served as Russia's senior analyst for the International Crisis Group, is a Kennan Institute Fellow and is being printed in USA Today, Foreign Affairs and other renowned publications. Anna Arutunyan is also the author of several books on Russia, including „The Putin Mystique“ on Russia's war in Ukraine and „Hybrid Warriors: Proxies, Freelancers and Moscow's Struggle for Ukraine“. Currently she is working on „Rebel Russia”: an exploration of the Russian rebel and dissident movement, and how it has shaped the govenment. Together with her famous british husband Mark Galeotti she has, amongst other publications, written „Downfall; Prigozhin, Putin and the fight for a new Russia“. At the Kreisky-Forum she will talk with the publicist and expert for Eastern Europe and Ukraine, Cathrin Kahlweit, about the way, the Russian autocracy works, how it might be threatened from inside and destabilised from outside. How influencal, if at all, is the Russian opposition, and how far will Wladimir Putin carry the onslought on Ukraine and the West? Anna Arutunyan, Russian American journalist, analyst, and author. She is a global fellow at the Wilson Center. Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin
Robert Misik im Gespräch mit Michal Hvorecký und Anna Durnova WOHIN DRIFTET DIE SLOWAKEI? Der Autor Michal Hvorecký über den Autoritarismus in unserem Nachbarland Michal Hvorecký ist einer der führenden slowakischen Romanciers und Essayisten der Gegenwart – und zugleich eine der mutigsten Stimmen der demokratischen und liberalen Zivilgesellschaft. Immer wieder erhebt der in Bratislava lebende Autor das Wort gegen den autoritären Kurs der Regierung Robert Fico, dessen nationalistisch-populistische SMER-Partei seit rund einem Jahr in einer Koalition mit rechtsextremen „Slowakischen Nationalpartei“ regiert. Unser Nachbarland wird in „orbanistischen“ Stil umgebaut, der öffentlich-rechtliche Rundfunk zerschlagen, Kunstinstitutionen wie etwa das Slowakische Nationaltheater werden im Handstreich ihrer Leitung entledigt. Nachdem Hvorecký die Kulturministerin Martina Šimkovičová eine „Neo-Faschistin“ nannte, hat sie ihn wegen „Verleumdung“ geklagt, ein Delikt, auf das in der Slowakei bis zu fünf Jahre Haft stehen. Das Geschehen in der Slowakei sei eine absolute Katastrophe“, sagt Hvorecký. „Die SNS ist nicht bloß eine nationalistische Partei, sie vertritt eine völkische Ideologie, steht für Verschwörungsmythen und Verständnis für Putin.“ Als Romanautor hat Hvorecký die autoritären Gefahren früh erspürt, etwa in seinem Buch „Trol“, einer Dystopie darüber, wie Trollarmeen im Internet ganze Gesellschaften vergiften. Premier Fico beschimpfte ihn als „Unruhestifter und Krawallmacher“. Anna Durnová, Wiener Soziologieprofessorin mit tschechischen Wurzeln, kommentiert das Abdriften der Slowakei aus einer breiteren mittel-osteuropäischen Perspektive. Ist Zentraleuropa – mit Ungarn, der Slowakei, in gewissem Sinne auch Österreich – eine Brutstätte der autoritären Versuchungen und einer „Politik der Angst“? Michal Hvorecký, slowakischer Schriftsteller und Journalist Anna Durnova, Professorin für Politische Soziologie am Institut für Soziologie der Universität Wien Robert Misik, Autor und Journalist
In Kooperation mit BUCH WIEN 2024 von 20.-24. November 2024 Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Andrej Kurkow IM TÄGLICHEN KRIEG Andrej Kurkow, der bekannteste Autor der Ukraine, spricht unentwegt für die Hoffnung, für eine ukrainische Zukunft. Seine Tagebucheinträge zeigen, was der Krieg, der sich immer mehr in den Alltag der Menschen integriert, mit ihnen macht. Die Diskrepanz einer jeden aufeinanderfolgenden Sekunde wird spürbar: Opernaufführungen bei Tageslicht – eine Bombe schlägt ein; Menschen schwimmen im Meer – eine Mine explodiert; eine Nacht durchschlafen – aber das feindliche Militär kennt die GPS-Daten eines jeden Schlafzimmers … Andrej Kurkow berichtet – von einem Alltag im Ausnahmezustand, von den unscheinbaren Momenten, über Luftalarm, Freundschaft und Sorge, Identität, von einem Kampf der Worte und Kulturen, über die Einigkeit und Vielseitigkeit eines Landes; er schreibt über das Leben im Krieg. Er schreibt, damit wir nicht vergessen. Seit 2013, seit den Protesten am Majdan. Seit 2014, seit der Annexion der Krim. Durch Explosionen in der Nacht und in jeder unruhigen Sekunde schreibt er. Solang die Bewohner*innen der Ukraine nicht sicher sind. Solange sie nicht frei sind. Andrej Kurkow wurde 1961 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren und lebte bis vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine in Kyjiw. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und arbeitet für Radio und Fernsehen. 2022 erschienen bei Haymon Andrej Kurkows Aufzeichnungen aus der Ukraine: „Tagebuch einer Invasion“, in dem er sich den ersten Monaten des Angriffskrieges widmete und für das er den Geschwister-Scholl-Preis 2022 erhielt. 2024 erschien sein neustes Werk „Im täglichen Krieg“. Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin und Autorin, war Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.
In Kooperation mit BUCH WIEN 2024 von 20.-24. November 2024 Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Jörg Baberowski DER STERBLICHE GOTTMacht und Herrschaft im Zarenreich DIE ILLUSION DER STÄRKE – JÖRG BABEROWSKI ENTSCHLÜSSELT DAS ZARENREICH Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Das zaristische Vielvölkerimperium war ein fragiles Gebilde, das im Modus der Improvisation beherrscht wurde, seit Peter I. es nach Westen geöffnet hatte. Wie aber gelang es den Zaren und ihrer Bürokratie, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten? Jörg Baberowski erzählt Russlands Geschichte aus der Perspektive der Herrschaft und ihrer Zwänge. Ansprüche und Möglichkeiten fanden in Russland nur selten zueinander. Der autokratische Staat operierte im Modus der Improvisation, weil es ihm an Instrumenten der Integration fehlte. Davon aber wussten auch diejenigen, die ihn herausforderten. Es war die Kritik, die sich mit den liberalen Reformen Alexanders II. (1855–1881) ausbreiten konnte, die die Staatskrise überhaupt erst auslöste. Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Er ruht auf Voraussetzungen, die er selbst garantieren muss. Davon ist in diesem Buch die Rede: Von Krisen und ihrer Bewältigung. Und insofern weist die Geschichte, die Jörg Baberowski in diesem Buch erzählt, auch über Russland hinaus: Weil sie nach den Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen fragt und zeigt, wie schnell sie sich auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem Buch. Jörg Baberowski ist Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur russischen und sowjetischen Geschichte. 2012 erhielt er für sein Werk „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ den Preis der Leipziger Buchmesse. Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin
Eva Nowotny in conversation with Henri J. Barkey and Ellen Laipson THE US AFTER THE ELECTIONS Henri J. Barkey and Ellen Laipson explore in conversation with Eva Nowotny the future of the United States in the aftermath of the elections. This event brings together leading experts in international relations and U.S. policy to explore the implications of the electoral outcomes on American domestic and foreign policy. Despite the uncertainties, this election is sure to shape the future trajectory of the U.S. on the global stage. Henri J. Barkey is the Bernard L. and Bertha F. Cohen chair in international relations at Lehigh University Pennsylvania and Adjunct Senior Fellow for Middle East studies at the Council on Foreign Relations. Previously he was the director of the Middle East Center at the Woodrow Wilson Center for International Scholars. Ellen Laipson is the Director of the Master's in International Security degree program and the Center for Security Policy Studies in the Schar School of Policy and Government at George Mason University. She joined Mason University after a distinguished 25-year career in government and as president and CEO of the Stimson Center (2002-15). Eva Nowotny, Ambassador ret., Vice president of the Board of Bruno Kreisky Forum
Tessa Szyszkowitz in conversation with Nomi Bar-Yaacov MIDDLE EAST 2024: ALTERNATIVES TO ALL OUT WAR BETWEEN ISRAEL AND IRAN On the eve of the US-elections Nomi Bar-Yaacov will discuss the implications of the current escalation of violence between Israel and Iran on the region. She will discuss the plans on the table for de-escalation in the context of geopolitical trends and concerns. Bar-Yaacov has many years of experience with Track-2-negotiations in the Middle East. She is convinced that there is no military solution to the conflicts in the region and the only solution is to build on to what the 57 Islamic States and Arab States are offering at the UN, a ceasefire in Gaza, return of all 101 hostages, return of all the displaced Gazans, a ceasefire in Lebanon and an implementation of United Nations Security Council Resolution 1701, return of all displaced Lebanese and Israelis, and a recognition that there will only be security for Israel with a Palestinian State. The alternative, she says is not in Israel's security interests. Nomi Bar-Yaacov is a leading international lawyer, negotiator, arbitrator and mediator with three decades of experience in high stakes international negotiation and international conflict management, including negotiations of complex cease-fire agreements and peace agreements. She is a highly sought after global keynote speaker and commentator at the intersection of geopolitics, conflict prevention and conflict resolution. She also covers technology for peace. She is an Associate Fellow at the International Security Department at Chatham House, The Royal Institute for International Affairs, in London. She is a frequent commentator for BBC Radio 4, BBC World TV, BBC Newsnight, SKY News, CNBC, CBC, Deutsche Welle TV, France24, RAI TV, and Al-Jazeera (Arabic and English). She speaks and works in six languages fluently. She is quoted often in leading newspapers including The New York Times and Washington Post. Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter or Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreisky Forum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.
Robert Misik im Gespräch mit Roger de Weck DAS PRINZIP TROTZDEMWarum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen Über die Krise des Journalismus als demokratiepolitische Herausforderung Autoritäre Populisten trumpfen auf. Desinformation und Fake News grassieren. Und der Journalismus, der dem wehren sollte? Er kommt aus der Krise nicht heraus. Es gibt zwar mehr Medien, aber immer weniger Mittel für den Journalismus. Verlage wollen ihre Einbußen wettmachen, indem sie noch mehr laute Meinungen und Soft-Themen bringen. Doch die »Boulevardigitalisierung« nützt just den Populisten, die sich derselben Stilmittel bedienen: Zuspitzung, Skandalisierung, Aufregung. Roger de Weck liebt Journalismus als Beruf. Er kennt ihn in allen Facetten – als Zeitungsmacher und Rundfunkchef, Reporter und Moderator. Und er macht sich Sorgen, weil die Gesetze des Medienbetriebs und die des Journalismus immer weiter auseinanderlaufen. Dagegen setzt de Weck auf das »Prinzip Trotzdem«: Recherchieren, abwägen, sich treu bleiben – trotz Sparmaßnahmen, trotz X & Co. Doch wie geht das? Der Autor zeigt, wie sich Journalismus stärken lässt. Denn ohne diesen wertvollen Spielverderber läuft das Spiel nicht in der Demokratie. Roger de Weck, geboren 1953, war Zeit-Chefredakteur, Generaldirektor des Schweizer Radios und Fernsehens, Mitglied des Zukunftsrats für Reformen bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt Die Kraft der Demokratie, das mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2020 ausgezeichnet wurde. Robert Misik, Autor und Journalist
Gertraud Borea d´Olmo im Gespräch mit Philipp Blom HOFFNUNGÜber ein kluges Verhältnis zur Welt Kann man in diesen Zeiten noch hoffen? In seinem neuen Buch, das Ende September im Hanser Verlag erscheint, zeigt Philipp Blom, wie Hoffnung möglich bleibt. Es ist noch nicht lange her, da stand die Zukunft für eine bessere Welt. Inzwischen haben wir uns angewöhnt, mit dem Schlimmsten zu rechnen, und mussten oft genug erleben, dass es noch schlimmer kam. Gibt es wirklich keinen vernünftigen Grund mehr, zu hoffen? Philipp Blom findet die Ursprünge der Hoffnung in einem religiösen Weltverständnis, mit dem die Gegenwart nicht mehr viel anfangen kann: Das Dasein war sinnvoll, weil es in ein ewiges Leben münden würde. Heute könnte uns das Bedürfnis nach Hoffnung dazu treiben, ein sinnvolles Leben zu führen, indem wir Ziele für eine bessere Welt verfolgen: Gerechtigkeit etwa oder Nachhaltigkeit. Das wäre das Gegenteil von naivem Optimismus, das wäre eine vernünftige Haltung zur Welt. Sie ist nötiger denn je. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Stipendium am Getty Research Institute in Los Angeles, den Premis Internacionals Terenci Moix und den NDR Kultur Sachbuchpreis. Bei Hanser erschienen u. a. Die Welt aus den Angeln (2017), Was auf dem Spiel steht (2017) und Die Unterwerfung (2022). Gertraud Borea d'Olmo ist Mitglied des Vorstands des Bruno Kreisky Forums
Suliman Baldo, Annette Weber, Amira Osman, Osama Kheir Mohamed, Irene Horejs SUDAN'S DEVASTING WAR ON PEOPLE – WHAT INTERNATIONAL RESPONSE? Five years ago, a peaceful civil society uprising has managed to oust Sudan´s long term dictator Omar Al Beshir and to install a joint civilian-military government for a 3 years transition to democratic elections 3. However, a military coup in October 2021 put an end to hope for democracy and in April 2022, the two power sharing military forces initiated a cruel war with devastating effects on the country. At present, as a result of looting, the conscious destruction of the economy and the use of hunger as a weapon of war by both warring parties, 10 million people have been displaced and 25 million face the threat of a man made massive famine and starvation. The war in Sudan has also devastating effects on its already instable neighboring countries on the continent. By its strategic location at the Red Sea it has huge implications for the Arab Peninsula as well as for international trade and migration. Multiple international players have a stake in this crisis, most prominently Saudi Arabia and the UAE as active supporters of belligerents, but Russia, the US, the EU and others have their stakes too. Different mediation efforts by Egypt and other neighboring countries, the African Union, Saudia Arabia and the US had little success so far. Yet, despite the humanitarian catastrophe and international implications of this crisis, there seems to be little attention to it by Western media and decision makers. “The world is failing to live up to its commitments to protect civilians in armed conflict”, UN Secretary-General António Guterres warned. When states fail to protect its citizens, the international community has a responsibility in doing so. Who are the different conflict parties, what are their interests and who is behind them? Why have the different efforts for mediations failed so far? Why do Western powers not intervene more strongly in this catastrophic conflict in a region which combines so many interests for them? What has become of the strong Sudanese civil society mouvements? What role can they play in the current conflict situation? Within the country and as Sudanese diaspora? How can Sudanese civil society and the diaspora contribute to support humanitarian relieve for the victims of this war? These and other questions will be addressed in this panel discussion, which constitutes the opening event of a 3 days meeting of representatives of the Sudanese diaspora from 9 European countries in Vienna. Suliman Baldo: Executive Director of Sudan Transparency and Policy Tracker. Formerly led Sudan Democracy First Group, advised U.N. teams in Darfur, and worked with ICTJ, ICG, and HRW. Holds a PhD in Comparative Literature. Annette Weber: EU Special Representative to the Horn of Africa with 25+ years in the region. Former head of Africa/Middle East at SWP, mediated in Sudan and Ethiopia, and taught conflict studies. Holds a PhD in Political Science. Amira Osman: Peace activist focused on gender and diaspora. Co-founder of Sudan's Gender Centre for Research and Training, holds a PhD in Peace Studies, and has published on Sudanese women's roles in peace efforts. Osama Kheir Mohamed: Activist and political science student in Vienna, focused on international politics, African theory, and anti-racism. In cooperation with:VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation Mendy for peace culture and diversity management
Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Jan Claas Behrends ZEITENWENDE ODER STILLSTAND: WELTMÄCHTE IM NEUEN KALTEN KRIEG Der renommierte Historiker und Osteuropa-Spezialist Jan C. Behrend lehrt und forscht nicht nur an der Europa-Universität Viadrina zum Thema „Diktatur und Demokratie – Deutschland und Osteuropa von 1914 bis zur Gegenwart“. Er ist auch ein prominentes und durchaus streitbares Mitglied der deutschen Sozialdemokratie. Behrends beschäftigt sich kritisch mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der deutschen Haltung dazu. Er gehörte zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefes an die Bundesregierung, in dem dazu aufgerufen wurde, der Floskel von der „Zeitenwende“ Taten folgen zu lassen und die Ukraine tatsächlich finanziell und militärisch zu unterstützen, solange es nötig ist. Behrends ist der Überzeugung, dass Berlin zögerlich gegenüber Moskau ist; sein Credo lautet: Die von Russland geführten Kriege haben bis 2022 nicht dazu geführt, dass Deutschland seine Russlandpolitik revidiert hat. Bis zuletzt glaubte man in Berlin an die Kraft des Dialogs und des Handels. Angesichts der Aggression wächst jedoch die Erkenntnis, dass der Einsatz illegitimer militärischer Gewalt sanktioniert werden muss. Im Gespräch mit Cathrin Kahlweit debattiert Jan C. Behrends den Umgang der Linken mit Russland und die Frage, ob die „Zeitenwende“ vorbei ist, bevor sie so richtig begann. Jan Claas Behrends arbeitet als Historiker am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und unterricht osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina, wo er seit März 2022 eine Professur innehat. Er beschäftigt sich mit Stalinismus und Vergleichen moderner Diktaturen sowie mit der Geschichte der Perestroika und postsowjetischen Konflikten. Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa