POPULARITY
Sünde ist eine Beleidigung Gottes. Wirklich? Auch im Falle eines Atheisten? Wie kann ich jemanden beleidigen, den ich nicht kenne, an den ich nicht glaube? Von der Antwort auf diese spannende Frage hängt es ab, ob eine skepsisresistente Ethik entwickelt werden kann. Bild: Tomislav Jakupec auf Pixabay Das erwähnte Buch: https://www.nomos-shop.de/de/p/wirklichkeitserschliessendes-sollen-gr-978-3-495-99511-2
Der wunderbare Titel der heutigen Episode lautet: »Die Natur kennt feine Grade«. Leider stammt er nicht von mir, sondern ist der Titel des neuen Buches meines heutigen Gasts, Prof. Frank Zachos. Aufmerksame Hörer werden sich an Frank erinnern, dazu aber mehr später. Frank Zachos ist seit 2011 Wissenschaftler am Naturhistorischen Museum in Wien und außerdem externer Professor an der Universität in Bloemfontein in Südafrika. Er hat Biologie, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte studiert und beschäftigt sich außer mit Zoologie und Evolutionsbiologie auch mit theoretischen und philosophischen Aspekten der Biologie. In dieser Episode beschäftigen wir uns mit der Frage, welche Beiträge Naturwissenschaft im Allgemeinen und Biologie im Besonderen bei fundamentalen Fragen des Menschseins leisten kann. Wir beginnen dabei mit den bekannten Kant'schen Fragen: Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie) Was darf ich hoffen? (Religionsphilosophie) Was soll ich tun? (Ethik / Moralphilosophie) Was ist der Mensch? (Anthropologie im weitesten Sinne) Und zu allen Fragen gibt es, wir wir erkunden werden, eine biologische Dimension. Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen: Wie unterscheiden sich Mensch und Tier? Welche Rolle spielt Evolution in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens, von der Biologie, über die Erkenntnis bis zur Kultur? Was können wir für Moral und Ethik von der Biologie lernen? Was ist die evolutionäre Erkenntnistheorie (die besonders auch in Österreich wichtige Vertreter hatte)? Wir blicken hier zurück auf Konrad Lorenz und Rupert Riedl. Kann man der Philosophie in den Naturwissenschaften entkommen, oder holt sie uns immer ein? »Man kann die Philosophie ignorieren, man kann ihr aber nicht entkommen« Was ist der Unterschied zwischen unwissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Fragestellungen? Was ist metaphysischer Realismus, und warum lässt sich dieser wissenschaftlich nicht begründen. Welche Rolle spielt systemisches Denken in Ergänzung zum Reduktionismus für die komplexen Herausforderungen der Zeit und warum kann biologisches Denken ebenfalls hilfreich sein? »Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist herauszutreiben, Dann hat er die Teile in seiner Hand, Fehlt, leider! nur das geistige Band.«, Goethe, Faust I Behaupten wir oft mehr zu wissen und zu verstehen als wir wirklich tun? Warum ist intellektuelle Bescheidenheit gerade heute von zentraler Bedeutung. »Die Wissenschaft ist gewissermaßen Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden« Gibt es Kränkungen der Menschheit durch Wissenschaft? Gibt es bei manchen oder gar vielen Menschen eine Art der Realitätsfurcht? Was hat »Follow the Science« ausgelöst, also vor rund 100 Jahren Euthanasie und die Verbesserung der Erbsubstanz des Menschen als Stand des Wissens galt? »Wann immer man Moral mit wissenschaftlichen Erkenntnissen letztbegründen will, wird es ganz gefährlich« Frank erinnert dabei wieder an Kant: »Es gibt kein Sollen in der Natur.« Womit sich die Frage stellt, was ein naturalistischer Fehlschluss ist, und wie wir ihn vermeiden können? »Wer zwingt uns natürlich zu sein?« Oder wie es Hans Rosling ausdrückt: »Have you heard people say that humans used to live in balance with nature? […] There was a balance. It wasn't because humans lived in balance with nature. Humans died in balance with nature. It was utterly brutal and tragic.« Kehren wir zurück zur Erkenntnis: was können wir aus der Biologie über Erkenntnisfähigkeit lernen? Konkreter gedacht am Beispiel der evolutionären Erkenntnistheorie sowie den Kant'schen a prioris. »Das was im Idividuum a priori ist (also von Geburt an), ist eigentlich doch etwas erlerntes, aber nicht individuell erlernt, sondern evolutionär/stammesgeschichtlich. Das Kant'sche a priori wird in der evolutionären Erkenntnistheorie zu einem phylogenetischen oder evolutionären a posteriori.« Nicht zuletzt diskutieren wir auch über die Bedeutung von Religion für die Menschen. Verschwindet Religion langsam, wenn unsere Erkenntnisse über die Welt zunehmen, oder passiert eher das Gegenteil? Und damit reißen wir die Fragen die in Franks Buch aufgeworfen werden, nur an. Daher an alle Zuhörer dieser Episode, die Empfehlung, sich das Buch zu besorgen und weiterzulesen. »Wir können mittlerweile Dinge beschreiben, die wir uns gar nicht mehr vorstellen können« Referenzen Frank Zachos Frank Zachos im Naturhistorischen Museum in Wien Frank Zachos, Die Natur kennt feine Grade (2025) Andere Episoden Episode 118: Science and Decision Making under Uncertainty, A Conversation with Prof. John Ioannidis Episode 106: Wissenschaft als Ersatzreligion? Ein Gespräch mit Manfred Glauninger Episode 98: Ist Gott tot? Ein philosophisches Gespräch mit Jan Juhani Steinmann Episode 92: Wissen und Expertise Teil 2 Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 75: Gott und die Welt, ein Gespräch mit Werner Gruber und Erich Eder Episode 55: Strukturen der Welt Episode 48: Evolution, ein Gespräch mit Erich Eder Episode 41: Intellektuelle Bescheidenheit: Was wir von Bertrand Russel und der Eugenik lernen können Episode 33: Naturschutz im Anthropozän – Gespräch mit Prof. Frank Zachos Fachliche Referenzen Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft (1781) Immanuel Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783) Konrad Lorenz, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, Piper (1996) Rupert Riedl, Evolution und Erkenntnis, Piper (1985) Rupert Riedl, Strukturen der Komplexität: Eine Morphologie des Erkennens und Erklärens, Springer (2000) Johann Wolfgang von Goethe, Faust I (1808) Hans Rosling, Factfulness, Sceptre (2018) Konrad Lorenz Artikel: Die Lehre Kants a priori im Lichte der modernen Biologie. Dave Grossman, On Killing, Back Bay Books (2009)
Mittels Handkamera, schnellen Schnitten und elektronischen Klangpartikeln kreiert Regisseurin Andrea Arnold ihren ganz eigenen Naturalismus.
Eine Vorstellung meines Buch "Wirklickeitserschließendes Sollen", das 2023 im Verlag Karl Alber erschienen ist. Es enthält neun Aufsätze, in denen ich im Gespräch mit Philosophen wie Thomas Nagel, Jürgen Habermas, Max Horkheimer, Joseph Ratzinger oder Anselm von Canterbury u.a. zeige, wie die im Gewissen vollzogene Erkenntnis des Guten uns zur Erkenntnis Gottes führt, wenn wir nur konsequent genug jene Erkenntnis zu Ende denken. Hier gehts zum Buch: https://www.nomos-shop.de/de/p/wirklichkeitserschliessendes-sollen-gr-978-3-495-99511-2
Eifrige Hörer des Podcasts werden bemerken, dass es bereits eine Episode zum Thema gab, nämlich Episode 10 mit dem Titel »Komplizierte Komplexität« aus dem Jahr 2019. Es lohnt sich auch, diese nochmals nachzuhören, aber nach fünf Jahren ist es an der Zeit, hier ein Update zu machen. Ganz besonders auch deshalb, weil ich wieder einen hervorragenden Gesprächspartner zum Thema virtuell einladen durfte, Dr. Marco Wehr. Dr. Marco Wehr ist Physiker und promovierter Wissenschaftstheoretiker. Als vielfach ausgezeichneter Autor und Redner beschäftigt er sich mit Fragen der Vorhersehbarkeit, der Rolle des Körpers für das Denken und der Beziehung von Gehirn und Computer. Marco Wehr ist Gründer und Leiter des Philosophischen Labors in Tübingen. Sein neues Buch »Komplexe neue Welt« ist natürlich eine der Grundlagen für dieses Gespräch. Es ist unlängst zum Wissensbuch des Jahres 2024 vorgeschlagen worden. Link zum Buch natürlich wie immer in den Shownotes. Marco beschäftigt sich auch mit der Frage der Modellierung, und sein aktuelles Vortrags-Format für 2025 heißt folgerichtig: »Die Macht mathematischer Modelle«. Wir beginnen mit der Frage, was der Unterschied zwischen komplexen und komplizierten Systemen oder Fragestellungen ist, zumal diese beiden Begriffe umgangssprachlich oft synonym verwendet werden. Was kann man in dieser Hinsicht von Mandelbrot-Fraktalen lernen? Welche Systeme der Welt sind irreduzibel? “Can one predict what will happen? No, there's what I call computational irreducibility: in effect the passage of time corresponds to an irreducible computation that we have to run to know how it will turn out.”, Stephen Wolfram Wie kann man feststellen, ob man ein kompliziertes oder komplexes Problem vor sich hat? Was sind »Inseln der Propheten«? Gibt es eine kognitive Täuschung in den Naturwissenschaften? Der US-amerikanische Wissenschaftsforscher John Ioannidis hält Menschen (und besonders auch Wissenschafter), die glauben, zu viel zu wissen, für eine große Gefahr. Schon der bedeutende Philosoph des 20. Jahrhunderts, Karl Popper, hat dies sehr deutlich ausgedrückt: »Jeder Intellektuelle hat eine ganz spezielle Verantwortung. Er hat das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren. Dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder der Gesellschaft), die Erkenntnisse seines Studiums in der einfachsten und klarsten und bescheidensten Form darzustellen. Das Schlimmste – eine Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann.« Dann sprechen wir über den Laplacesche Dämon und was man von ihm über die Welt und die Entstehung der Wahrscheinlichkeitsrechnung lernen kann? Wie hat Urbain Le Verrier den Neptun vorhergesagt? »Ich möchte, dass man das, was man weiß, und das, was man nicht weiß, deutlich voneinander unterscheidet.« Wie erkennt man einen Experten und wer repräsentiert Wissenschaft? Was sind Rückkopplung und Resonanz und warum ist es so entscheidend, diese Phänomene in komplexen Systemen zu verstehen? Wo sind die Grenzen eines Modells? Gibt es eine saubere Trennung zwischen Beobachter und Modell? Was sind Signaturen komplexer oder chaotischer Systeme? Begehen wir in der heutigen wissenschaftlichen Praxis zu häufig den Fehler »im Licht zu suchen«, statt dort, wo es sinnvoll wäre — besonders in den Bereichen, die man im weiteren Sinne als Data-Science bezeichnet? Man kann versuchen, die Welt zu verstehen, oder die lösbaren Probleme der Welt herauszupicken und daraus falsche Schlüsse über die Welt zu ziehen. Was ist die stoische Landkarte, wie kann und diese weiterhelfen? Hypothese ist immer vor der Empirie und damit bekommen begründete Vorannahmen eine wichtige Rolle im wissenschaftlichen Prozess. Dazu kommt, dass es nie nur ein Modell gibt, das zu bestimmten Daten »passt«, dies wird auch als Duhem-Quine Hypothese bezeichnet. Was bedeutet dies am Beispiel der Klimamodellierung oder Wirtschaftsmodellen? Kann man die Inseln des Wissens von den Inseln des Unwissens unterscheiden? Welche Rolle spielen Vulkane und andere Naturkatastrophen? Warum ist die Energiewende in Deutschland schiefgegangen? »Am deutschen Wesen soll die Welt genesen...« Die Welt lernt in der Tat von Deutschland, aber wohl eher am Versagen Deutschlands. Das mag gut für die Welt sein, ist aber schlecht für Deutschland. Wie ist das dazu gekommen? Was sind »intellektuelle Insulaner«? Was sind Komplexitätsfallen – natürliche vs. künstliche — heute haben wir es mit beiden zu tun und einer Mischung/Interaktion von beiden? Noch kritischer sind hybride Komplexitätsfallen oder Komplexitätsmonster — wie kommen diese zustande? Was versteht man unter emergenten Effekten? Was sind existenzielle Risiken, und warum ist ein Fokus auf »Klima« kontraproduktiv — Carrington-Event als Beispiel. “There are no solutions, only tradeoffs”, Thomas Sowell Wie gehen wir als Individuen mit radikaler Unsicherheit in komplexen Systemen um? »We control nothing, but we influence everything«, Brian Klaas Was ist die richtige Balance zwischen Sicherheit und Unsicherheit? Ist diese erreichbar? »Die meisten Menschen wollen nicht in einer total vorhersagbaren Welt leben, auch wenn sie das behaupten.« Wie kommen wir als Gesellschaft wieder aus den zahlreichen schweren Problemen heraus, in denen wir uns in den letzten Jahren verstrickt haben? Offene Diskussion scheint das wesentlichste zu sein. Kontroverse steht im Zentrum von Wissenschaft und daraus folgt offener und kritischer gesellschaftlicher Diskurs. Referenzen Andere Episoden Episode 107: How to Organise Complex Societies? A Conversation with Johan Norberg Episode 106: Wissenschaft als Ersatzreligion? Ein Gespräch mit Manfred Glauninger Episode 99: Entkopplung, Kopplung, Rückkopplung Episode 96: Ist der heutigen Welt nur mehr mit Komödie beizukommen? Ein Gespräch mit Vince Ebert Episode 94: Systemisches Denken und gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Gespräch mit Herbert Saurugg Episode 92: Wissen und Expertise Teil 2 Episode 90: Unintended Consequences (Unerwartete Folgen) Episode 86: Climate Uncertainty and Risk, a conversation with Dr. Judith Curry Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Episode 79: Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson Episode 76: Existentielle Risiken Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 69: Complexity in Software Episode 68: Modelle und Realität, ein Gespräch mit Dr. Andreas Windisch Episode 36: Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna Veronika Wendland Episode 10: Komplizierte Komplexität Dr. Marco Wehr Marco Wehr auf LinkedIn Philosophisches Labor in Tübingen Marco Wehr, Komplexe neue Welt und wie wir lernen, damit klarzukommen, Galiani Berlin (2024) Fachliche Referenzen Steven Wolfram, How to Think Computationally about AI, the Universe and Everything (2023) Daphne Hruby, John Ioannidis: Das Gewissen der Wissenschaft, Ö1 Dimensionen (2024) Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt (1987) Underdetermination of Scientific Theory, Stanford Encyclopedia of Philosophy (2023) Franz Josef Radermacher, Global Energy Solutions Thomas Sowell, A Conflict of Visions: Ideological Origins of Political Struggles (1987) Brian Klaas, Fluke: Chance, Chaos, and Why Everything We Do Matters, John Murray (2024)
Einer unserer SAQ-Hosts (möchte namentlich nicht genannt werden, aber man schreibt ihm eine Vorliebe für viel Käse und Radsport zu) war neulich mal wieder in der Natur und fühlte sich dabei spirituell, obwohl er eigentlich an nichts übernatürliches glaubt… eher versteht er sich als überzeugten Naturalisten, der lieber an empirisch beweisbare Tatsachen glaubt, als an hypothetische übernatürliche Phänomene. Durch diesen scheinbaren Widerspruch stellt sich unwillkürlich die Frage: Ist man spirituell, wenn man nur an die Natur glaubt? Und - wer hätte es gedacht - genau das ist das Thema in der neuen Folge SAQ!
Das heutige Gespräch führe ich mit Dr. Manfred Glauninger. Er ist Soziolinguist und forscht am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und lehrt am Institut für Germanistik der Universität Wien. Dieses Gespräch war für mich ganz besonders interessant und auch unterhaltsam, weil wir eine ganze Reihe von Dingen miteinander verbunden haben, die schon in früheren Episoden erwähnt wurden. Was ist Wissenssoziologie, warum muss Wissenschaft auch als soziales Phänomen verstanden werden? Ist es gefährlich oder notwendig, Wissenschaft zu entmystifizieren und auch hart zu kritisieren? Wirkt Wissenschaft in manchen Bereichen unserer Gesellschaft gar als Ersatzreligion? Was sind die Auswirkungen davon? Was lernen wir aus den schweren Krisen der letzten 20 Jahren und dem regelmäßigen Versagen von Institutionen über die Rolle der Wissenschaft? Wie läuft die Produktion von Wissen ab? Welche »magischen« Mechanismen gibt es hier, oder verhält es sich letztlich ähnlich wie die Produktion zahlreicher anderer Güter? Was hat es mit Fehlern und Inkompetenz auf sich? Gibt es unterschiedliche Arten von Fehlern? Gibt es eine frühe »Prägung« des Nachwuchses in der Wissenschaft, gepaart mit starken Hierarchien und Gerontokratie? Welche Rolle spielt Wettbewerb gegenüber Kooperation in der Wissenschaft? Richten wir die Wissenschaft zu sehr nach marktwirtschaftlichen Prinzipien aus, oder besser gesagt: spielt die Wissenschaft Marktwirtschaft, weil weder die Akteure dafür die Kompetenz haben, noch das Modell passt? In einigen anderen Folgen wurde das Thema Stagnation schon angesprochen, auch hier stellen wir die Frage: Verdoppelt sich das Wissen oder eher Rauschen regelmäßig? Eine in diesem Zusammenhang für die Gesellschaft sehr relevante Frage ist, welchen Beitrag die immer größere Zahl an wissenschaftlich ausgebildeten Menschen tatsächlich für unsere Gesellschaft leisten? Welche Rolle spielt eben diese wissenschaftliche Ausbildung dabei? Bringt die universitäre Ausbildung tatsächlich signifikante Gewinne für unsere Gesellschaft oder dominiert Signalisierung über Substanz? Der US-amerikanische Ökonom, dessen Name mir in der Episode nicht eingefallen war, ist Bryan Kaplan, der selbst an der George Mason Eliteuniversität forscht und unterrichtet. »My best guess says signaling accounts for 80% of education's return”«, Bryan Kaplan Die Idee der Signalisierung und sollte mit der schon genannten der Frage nach der Qualität der Bildung in unseren Institutionen verknüpft werden, besonders hinsichtlich der nur verbleibenden 20% : »Teachers' plea that “we're mediocre at teaching what we measure, but great at teaching what we don't measure” is comically convenient.«, Bryan Kaplan Auch zwischen den Studienrichtungen gibt es Unterschiede. Gilt die Geisteswissenschaft immer häufiger als Notnagel für diejenigen, die schwierigere Studien nicht schaffen? In einer früheren Episode hat bereits Prof. Michael Sommer ähnliche Aussagen getätigt. “The excentric university professor is a species that is going to be extinct fast. […] The bad currency is driving out the good and in effect where the people who are nimble in the art of writing for grants are displacing the idiosyncratic thinkers who are generally much less nimble at that sort of activity.”, Peter Thiel Peter Thiel bietet sogar ein Stipendium für diejenigen an, die »Dinge bauen wollen, anstatt im Klassenzimmer zu sitzen.« Damit stellt sich eine noch grundlegendere Frage: Stellen viele Fächer so etwas wie eine institutionelle Autopoiesis dar, ist es also Wissenschaft als selbstreferenzielle Legitimation ihrer eigenen Institutionen, weil sie keinen direkt erkennbaren Nutzen haben? Aber die Frage kann auch umgedreht werden: Was richtet Institutionalisierung mit Wissenschaft an? Als »Berufsdenker« sollte auch die Selbstreflexion hoch im Kurs stehen, warum hört man dann so wenig davon in der Öffentlichkeit, im Besonderen nach großen Krisen? Wie kann das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft beschrieben werden? Kann Wissenschaft tatsächlich nur in Demokratien das volle Potenzial ausspielen? »Macht ist ein wichtiger Punkt in der Wissenschaft.« Was können wir hier aus der Vergangenheit lernen, etwa der Wissenschaft während der Nazi-Diktatur in Deutschland und Österreich? »Lawyers and doctors, all credentialed with university degrees, were substantially overrepresented within the NSDAP, as were university students (then a far narrower section of society than today)«, Niall Ferguson Benötigen wir überhaupt so viele Akademiker in unserer Gesellschaft? Der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin spricht vom Akademisierungswahn. Der damalige britische Premierminister Rishi Sunak warnt, dass zu vielen Universitätsstudenten ein falscher Traum verkauft werde. Auch Thomas Sowell kritisiert die eindimensionale Betrachtung des Wissensbegriffs: »Someone who is considered to be a “knowledgeable” person usually has a special kind of knowledge—perhaps academic or other kinds of knowledge not widely found in the population at large. Someone who has even more knowledge of more mundane things—plumbing, carpentry, or automobile transmissions, for example—is less likely to be called “knowledgeable” by those intellectuals for whom what they don't know isn't knowledge. Although the special kind of knowledge associated with intellectuals is usually valued more, and those who have such knowledge are usually accorded more prestige, it is by no means certain that the kind of knowledge mastered by intellectuals is necessarily more consequential in its effects in the real world.«, Thomas Sowell Absolventen von Universitäten müssen aber auch als Denkkollektiv gesehen werden. Ist dies aber ein Kollektiv, wo Diversität nur auf der Verpackung steht? Wer ist überhaupt Innovator in unseren modernen Gesellschaften? »But just as most engineers are not inventors, and most scientists are not researchers, so most science is not research. […] The university was keeping up with a changing technological world rather than creating it.«, David Edgerton Was hat es also mit Kreativität im Wissenschaftsbetrieb, im Kollektiv zu tun? Hat zumindest eine kleine Minderheit noch die Chance, sich einen Freiraum zu schaffen, den die Institution (noch) nicht erkannt und durch Prozesse und Regeln ausradiert hat. Zuletzt kehren wir zur Frage zurück, wie Krise und Expertise zusammenwirken. Was sind die zwei wichtigsten Aussagen, die Sie von jedem Experten hören sollten, aber selten hören? Dr. Glauninger wird es am Ende der Episode enthüllen. “Evidence based policy has become policy based evidence.”, Mervyn King Referenzen Andere Episoden Episode 101: Live im MQ, Macht und Ohnmacht in der Wissensgesellschaft. Ein Gespräch mit John G. Haas. Episode 96: Ist der heutigen Welt nur mehr mit Komödie beizukommen? Ein Gespräch mit Vince Ebert Episode 93: Covid. Die unerklärliche Stille nach dem Sturm. Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 92: Wissen und Expertise Teil 2 Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Teil 1 Episode 91: Die Heidi-Klum-Universität, ein Gespräch mit Prof. Ehrmann und Prof. Sommer Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 84: (Epistemische) Krisen? Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 71: Stagnation oder Fortschritt — eine Reflexion an der Geschichte eines Lebens Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom Episode 41: Intellektuelle Bescheidenheit: Was wir von Bertrand Russel und der Eugenik lernen können Episode 39: Follow the Science? Episode 38: Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann Episode 28: Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität! Episode 18: Gespräch mit Andreas Windisch: Physik, Fortschritt oder Stagnation Dr. Manfred Glauninger Dr. Manfred Glauninger an der Akademie der Wissenschaften, Publikationen Fachliche Referenzen John P. A. Ioannidis, Why Most Published Findings Are False (2005) Sabine Kleinert, Richard Horton, How should medical science change? Lancet Comment (2014) Ludwig Fleck, Genesis and development of a scientific fact. ed. T.J. Trenn and R.K. Merton, foreword by Thomas Kuhn. Chicago : University of Chicago Press, 1979. This is the first English translation of his 1935 book titled Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollectiv. Basel: Schwabe und Co Bryan Kaplan, The Case against Education, Princeton University Press (2018) Conversation between Peter Thiel und David Graeber, Where did the Future go? (2020) Peter Thiel Fellowship Niall Ferguson, The Treason of the Intellectuals, The Free Press (2023) Niall Ferguson, The Treason of the Intellectuals, Uncommon Knowledge with Peter Robinson (2024) Julien Benda, La trahison des clercs (1927) Julian Nida Rümelin, Der Akademisierungswahn, Vortrag Körber-Stiftung (2014) Thomas Sowell, intellectuals and Society, Basic Books (2010) Rishi Sunak, Too Many University Students are Sold a False Dream, Telegraph (2023) David Edgerton, The Shock Of The Old: Technology and Global History since 1900, Profile Books (2019) Mervyn King, John Kay, Radical Uncertainty, Bridge Street Press (2021) Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Mitten am Tag wird eines der bedeutendsten Gemälde des Expressionismus gestohlen. Den Dieben geht es nicht um Munchs Meisterwerk, trotzdem verändert der Raub Museen. Von Andrea Klasen.
Nach dem letzten Gespräch mit Ralph über die Ideen von Nassim Taleb bin ich auf eine verwandte Idee gestoßen, die auf Hegel zurückgeht. Aber keine Angst — das wird nicht philosophisch verworren, sondern vielmehr sehr praktisch. Das Theme der heutigen Episode ist Qualität und Quantität. Es ist wieder eine kurze Episode mit der Anregung zum Nachdenken und Schreiben. Was ist Qualität, was ist Quantität, wie kann sich Quantität in Qualität transformieren und was hat Josef Stalin mit der ganzen Sache zu tun? Weitere Beispiele: → Verträge und die Rolle von Juristen. Ein Vertrag oder ein Regulierung mit vielleicht 5-10 Seiten ist verständlich und umsetzbar. Ein Vertrag mit 500 Seiten oder mehr dreht sich ins Gegenteil. Nun ist das, was als Recht begonnen hat zum Machtinstrument geworden. Derjenige gewinnt, der den längeren juristischen Atem hat. Referenzen Andere Episoden Episode 103: Schwarze Schwäne in Extremistan; die Welt des Nassim Taleb, ein Gespräch mit Ralph Zlabinger Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 55: Strukturen der Welt Episode 27: Wicked Problems Episode 10: Komplizierte Komplexität Fachliche Referenzen Robert Carneiro, The transition from quantity to quality: a neglected causal mechanism in accounting for social evolution (2000) Stalin Zitat Immanuel Kant, Kategorischer Imperativ Encyclopedia of Marxism
Den »Zukunft Denken« Podcast gibt es seit fünf Jahren. Worum geht es? Die einfache Antwort: es geht um alles. Die eine Seite der Medaille ist, wir leben im Westen in einer Zeit nie dagewesenen Lebensqualität, um die uns jeder Vorfahre beneidet hätte. Wie haben wir diese Transformation der Lebenswelt geschafft? Eine Grundlage dafür ist institutionalisiertes Lernen, mit anderen Worten, Wissenschaft. Eine andere ist Technik. Es gibt aber eine zweite Seite der Medaille. Der moderne Mensch überlebt nur mehr in Symbiose mit dieser Technik. Er ist in gewisser Weise bereits ein Cyborg, und die Verbindung wird immer enger. Aber was ist dieser Mensch? Ein Hexenmeister, der virtuos mit und in Technik und Wissenschaft lebt oder Zauberlehrling, der tollpatschig Technik und Wissen zum Einsatz bringt, die er nicht richtig versteht? Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los. Aber im Gegensatz zu Goethes Gedicht kommt der Hexenmeister nicht zu Hilfe. Wir sind auf uns alleine gestellt. Wie geht die Geschichte aus? Diese Frage diskutieren wir an drei Abenden mit den Schwerpunkten: Wissen: Was wissen wir, was bestimmt Wissen in der heutigen Zeit? (Diese Episode) Macht und Ohnmacht: Wissen schafft Möglichkeiten, Wirkmacht über die Welt, aber auch Ohnmacht. Wie können wir mit diesem Konflikt umgehen? Donnerstag 13. Juni 19:00 im MQ in Wien Verantwortung: Wer entscheidet in einer von Technik und Wissenschaft geprägten Gesellschaft über den Einsatz dieser neuen Möglichkeiten? Wer trägt letztlich die Verantwortung? Donnerstag 20. Juni im MQ in Wien Im ersten Teil der Veranstaltung, dieser Episode, geht es um die Frage: Was wissen wir? Woher kommt Wissen? Was ist Expertise und wo steckt diese in einer modernen und komplexen Gesellschaft? Wie hat sich die Interpretation der Welt über die letzten Jahrhunderte und besonders seit der Aufklärung verändert und wie gehen wir mit Sicherheit und Unsicherheit von Erkenntnis um? Gesprächspartner ist der Historiker, Philosoph und Bestseller-Autor Dr. Philipp Blom. Seine Bücher verbinden historische Forschung, philosophische Erkundungen und gelegentlich Belletristik. Vor dem Hintergrund von gegenwärtigen Umbrüchen wie der Erderwärmung und der Digitalisierung wendet er sich auch in seinem Buch Was auf dem Spiel steht (2017) verstärkt Gegenwarts- und Zukunftsthemen zu. Seine Werke wurden in 16 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Ab 2024 ist Philipp Blom Intendant der Dachstein Dialoge. Referenzen Dr. Philipp Blom Homepage Philipp Blom Bücher von Philipp Blom Blomcast Andere Episoden Episode 98: Ist Gott tot? Ein philosophisches Gespräch mit Jan Juhani Steinmann Episode 92: Wissen und Expertise Teil 2 Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Teil 1 Episode 88: Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 55: Strukturen der Welt Episode 50: Die Geburt der Gegenwart und die Entdeckung der Zukunft — ein Gespräch mit Prof. Achim Landwehr Episode 49: Wo denke ich? Reflexionen über den »undichten« Geist Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom Episode 28: Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität! Episode 2: Was wissen wir? Episode 1: Zukunft Denken – eine gemeinsame Reise Fachliche Referenzen Philipp Blom, Böse Philosophen, Carl Hanser Verlag (2011) Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent, Carl Hanser Verlag (2009) Achim Landwehr, Geburt der Gegenwart, S. Fischer (2014) Immanuel Kant, Was ist Aufklärung (1784) Expertise oder Wissen? (An)sichten Blog (2023)
Was ist der Sinn des menschlichen Lebens? Welche Antwort geben der Naturalismus, der Pantheismus, der Buddhismus darauf? Welche Antwort gibt der christliche Glaube? Wie hängt die Trinität mit der Liebe Gottes zusammen? Und welchen Sinn hat ein Leben mit Bezug auf einen trinitarischen Gott? Um diese Fragen geht es in dieser Podcastfolge. Dr. Alexander Fink ist Biophysiker und Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft. Er hat am biophysikalischen Institut der Universität Regensburg promoviert. https://www.iguw.de/ https://www.begruendet-glauben.org/podcast/ Ihr findet uns auch auf Instagram: https://www.instagram.com/begruendetglauben/
Das Thema der heutigen Episode ist mir, ebenso wie der Gast, ein besonderes Vergnügen: »Ist Gott tot?« Diese Frage verhandle ich mit Jan Juhani Steinmann. Jan, in Bern geboren, mütterlicherseits Finne, ist Philosoph, Dichter und Theologe. Er hat in Zürich, Berlin, St. Andrews, Heidelberg und Rom studiert. Forschungsaufenthalte wurden in Kopenhagen, Helsinki und Oxford durchgeführt. Seit 2019 ist er externer Lektor in Philosophie an der Universität Wien und seit 2023 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Unter der Betreuung von Prof. Konrad Paul Liessmann hat er 2021 an der Universität Wien in Philosophie promoviert. Zurzeit forscht er am Institut Catholique de Paris, an der Università di Roma LUMSA sowie an der Faculty of Divinity der University of Cambridge zur poetischen Phänomenologie im Kontext des Denkens von Kierkegaard, Nietzsche und Heidegger. Er ist ferner Begründer des Kollektivs Omnibus Omnia. Als persönliche Vorbemerkung zur Episode: Ich selbst bin Atheist / Agnostiker, aber stelle mir in den letzten Jahren immer häufiger die Frage, welche Rolle Religion beziehungsweise Glaube in der Strukturierung von Gesellschaften hat. Kann es sein, dass der Verlust von Religion oder Glaube in Summe für die Gesellschaft negative Folgen hat, die wir als »Aufklärer« nicht gerne sehen wollen? Stürzen wir gar ins Bodenlose? So beginnen wir die Episode mit der Frage nach der Aufklärung: Was ist passiert, welche Strukturen wurden entfernt und was hat diese Strukturen ersetzt? Folgt man der Dialektik der Aufklärung (nach Adorno und Horkheimer) gibt es einen Pfad, der von der Aufklärung in die Barbarei des 20. Jahrhunderts mündet. Was ist davon zu halten, von einem Weg, der gewissermaßen von Kant bis Auschwitz reicht? Wenn wir Nietzsche folgen: Ist Gott tot? Was hat er mit dieser Aussage eigentlich gemeint? Was oder wer ist dieser Gott, der nach Nietzsche tot sei? »Ist Autonomie etwas, das dem Menschen wesenhaft zukommt?« Schafft die Aufklärung nun Freiheit oder Unsicherheit oder gar beides? Das Projekt »des Westens« war eines, das stark mit dem Begriff der Freiheit verbunden (John Stuart Mill), aber haben wir die Kosten der Freiheit vergessen? »Freiheit bedeutet entscheiden zu können, aber auch entscheiden zu müssen.« Was hat es mit Freiheit und Verantwortung auf sich? »Wir können nicht so tun, als ob der Mensch nicht frei wäre« Ist dieser Begriff der Freiheit im Westen stärker ausgeprägt als in anderen Kulturen? »Das Christentum war immer auch ein Verfechter der Freiheit des Menschen.« Was ist das Zusammenspiel zwischen Gott und Religion? Gibt es Religion ohne Gott — denken wir etwa an die vielen parareligiösen aktivistischen Bewegungen der heutigen Zeit. Kann Religion (kultur)evolutionär betrachtet werden im Sinne, dass es Gesellschaften leistungsfähiger gemacht hat? Nutzen versus Wahrheit und wie erklärt sich die Sehnsucht vieler Menschen nach dem Göttlichen, dem Transzendenten? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Wiener Kreis und der Positivismus eine dominierende philosophische Schule als Gegenbewegung zu metaphysischen Ideen? Auch Bertrand Russell kann in diesem Zusammenhang genannt werden. Was ist der Bezug dieser Traditionen zu Big Data oder Künstlicher Intelligenz? »Selbst in einem materialistischen Weltbild treten Transzendenzen an allen Ecken und Enden auf.« Was sind Monaden im Sinne von Leibniz und was ist deren Relevanz in der Frage nach Gott? Neigen wir dazu, dort zu suchen, wo Licht ist und nicht unbedingt dort, wo wir die wichtigsten Dinge finden könnten? Bezwingt das Einfache das Relevante? Setzt das Göttliche den Vernünftigkeitsrahmen all unserer Fragen? Wo beginnt Leben, wo beginnt Bewusstsein? Benötigen wir Gott/Religion als Fundament menschlicher Moral? Ist eine Rückbindung an ein Absolutum notwendig? Welche Optionen haben wir für den Ausdruck von Moral? Religiöse Tradition / Überlieferung naturwissenschaftliche / philosophische Begründung Relativismus Nihilismus Ist Gott also selbst als Illusion oder Fiktion immer noch nützlich? »Wenn diese Religion (das Christentum) auch nicht wahr wäre, wäre sie doch moralisch das insgesamt fruchtbarste für ein globales Projekt der Koexistenz.« Was aber ist der Startpunkt für philosophische Begründungen? Ist diese willkürlich? Denn es gibt eine Pluralität an zunächst nicht vermittelten moralischen Systemen. Gäbe es eine Pathologie der Vernunft, wenn alles uniform wäre? Steht dann doch wieder ein Thema im Zentrum, auf das in diesem Podcast immer wieder Bezug genommen wird: der Dialog? »Wir sind auf unsere Selbstüberschreitung hin angelegt.« Was bedeutet Transzendenz? Ist es wichtig, Transzendenz in einer Gesellschaft zu haben, um diese Gesellschaft langfristig fruchtbar zu halten und auch Dinge wie Kunst zu ermöglichen, die über banalen und kurzfristigen Aktionismus hinausweist? »Der Mensch lebt ständig in Transzendenzen — wir haben an etwas größerem Teil, das mehr ist als ich, und das uns überschreiten muss.« Referenzen Andere Episoden Episode 88: Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 74: Apocalype Always Episode 66: Selbstverbesserung — ein Gespräch mit Prof. Anna Schaffner Episode 61: Digitaler Humanismus, ein Gespräch mit Erich Prem Episode 56: Kunst und Zukunft Episode 55: Strukturen der Welt Episode 50: Die Geburt der Gegenwart und die Entdeckung der Zukunft — ein Gespräch mit Prof. Achim Landwehr Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom Episode 28: Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität! Jan Juhani Steinmann Homepage Jan Juhani Steinmann Omnibus Omnia Jan Juhani Steinmann auf Youtube Fachliche Referenzen John Stuart Mill, On Liberty G.W.F. Hegel: Phänomenologie des Geistes Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung Hans Urs von Balthasar: Glaubhaft ist nur Liebe Romano Guardini: Freiheit, Gnade, Schicksal Teilhard de Chardin: Der Mensch im Kosmos David Bentley Hart: The Experience of God: Being, Consciousness, Bliss. Bernhard Waldenfels: Hyperphänomene Emmanuel Falque: Crossing the Rubicon Johannes Hoff: Verteidigung des Heiligen Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten Sam Harris, The Moral Landscape Hilary Putnam, Vernunft, Wahrheit Geschichte Hans Küng, Weltethos Projekt
Zu Gast im Studio: Michael Schmidt-Salomon. Er ist Philosoph, Autor, Mitbegründer und Vorstandssprecher der evolutionär-humanistischen Giordano-Bruno-Stiftung. Laut Global Thought Leader Index zählt Schmidt-Salomon zu den einflussreichsten Ideengebern im deutschsprachigen Raum. Er gilt als Deutschlands bekanntester Religionskritiker. Ein Gespräch über Philosophie, Humanismus und Aufklärung, Religion und unsere Gesetze, Abtreibung, Sterbehilfe und Beschneidung, Rolle der Kirche in Deutschland, Michaels kindliche Gläubigkeit, Gott, Religion und Spiritualität, Moralismus und Ethik, Gut und Böse, Grundrechte für Menschenaffen, evolutionärer Humanismus und Naturalismus, künstliche Intelligenz, Mensch und Tier, die Klimakatastrophe und Kapitalismus, Atheismus und die Muslimfeindlichkeit der "Neuen Atheisten", die multikulturelle und transkulturelle Gesellschaft, Verschwörungsmythen, Michaels Giordano Bruno Stiftung sowie Michaels Biografie + eure Fragen Bitte unterstützt unsere Arbeit finanziell: Konto: Jung & Naiv IBAN: DE854 3060 967 104 779 2900 GLS Gemeinschaftsbank PayPal ► http://www.paypal.me/JungNaiv
Die heutige Episode gehört zu den wenigen, die eine gewisse Zeitlichkeit haben. Es war vor rund vier Jahren, als die Covid-Pandemie auch in Europa richtig angekommen ist. Ab 16. März 2020 wurde der erste österreichweite Lockdown verfügt. Dies war der Anfang einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die große Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit der Menschen hatten. Vier Jahre später würde man erwarten, dass diese Maßnahmen, die in dieser Form einzigartig seit dem Zweiten Weltkrieg waren, breit in Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit reflektiert und diskutiert werden. Dies nicht nur, um die konkrete Krise aufzuarbeiten, sondern auch um zu fragen, wie wir mit zukünftigen Krisen umgehen sollten. Was beobachten wir in etablierten Medien, Wissenschaft und Politik? So gut wie nichts, was nach einer ernsthaften Aufarbeitung aussieht. Der Titel dieser Episode ist daher: »Covid. Die unerklärliche Stille nach dem Sturm?« Der heutige Gesprächspartner ist wieder Jan David Zimmermann, was mich sehr freut! Jan ist Autor, Publizist und Wissenschaftsforscher, hat auch gerade ein neues und äußerst empfehlenswertes Buch herausgebracht — Lethe, Vom Vergessen des Totalitären. Außerdem ist er Redakteur beim Stichpunkt-Magazin. In dieser Episode diskutieren wir nicht fachlich die Maßnahmen, die gesetzt oder unterlassen wurden, sondern vielmehr den Prozess, der zu diesen Maßnahmen geführt hat, sowie die Rolle von Wissenschaft und Expertise in diesem Zusammenhang. Wir fallen dabei nicht in die post-hoc fallacy, also aus dem Rückblick alles besser zu wissen. Sondern die Betrachtung ist eine aus der heutigen Zeit, aber vor allem hinsichtlich der Frage, was wir richtig und falsch gemacht haben, und wie wir von hier an weitergehen sollten. Wir versuchen also (nach Heinz von Förster) eine Beobachtung zweiter Ordnung. Was hat Corona angestoßen oder welche Trends in der Gesellschaft deutlicher gemacht? Beobachten wir neue totalitäre Tendenzen, eine Polarisierung, wie Wissenschaft in Krisen agiert? Covid per se bedarf einer Nachbearbeitung, aber auch die Folgeeffekte auf Wissenschaft, Politik und Gesellschaft für andere, ähnliche Probleme. Denn es wird fallweise behauptet, wir hätten einen Mechanismus, eine »Blaupause« entwickelt, um auch mit anderen (ähnlichen) Krisen umzugehen. Ist diese wünschenswert und Erfolg versprechend? Was bedeutet Ausnahmezustand; vor allem, auch wenn damit langfristig Politik gemacht wird? »Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet«, Carl Schmitt Wie autoritär ist Gesellschaft der vormaligen »Mitte« geworden? Alle möglichen ideologischen Seiten finden autoritäre Ideen und auch Gewalt plötzlich rechtfertigbar? Was bedeutet Entscheiden unter Unsicherheit — oder allgemeiner: Wie sollten wir als Gesellschaft mit Unsicherheit umgehen? Wir diskutieren die verschiedenen Aspekte in Bezug auf folgende Phasen der Krise: Zeit vor 2020 Frühjahr/Sommer 2020 Herbst-Winter 2020 (vor der Impfung) Nach der Impfung 2021 2022 und später Wie gefährlich kann Forschung sein? Gain of Function Research, Lab Leaks? Wer sollte über solche Wissenschaft entscheiden? »Wissenschaft ist nicht einfrieren von Erkenntnis« Zur Cochrane Studie über Masken siehe Podcast Episode 72. Was bedeutet Krisenmanagement in solchen Situationen? Haben wir Maßnahmen von Privilegierten für Privilegierte auf dem Rücken der restlichen Gesellschaft erlebt? »Luxury beliefs are the new status symbols«, Rob Henderson Das Verhalten der Wissenschaft während der Pandemie wurde von einzelnen hochrangigen Wissenschaftern wie John Ioannidis untersucht, und das Ergebnis war wenig schmeichelhaft: »Even the best peer-reviewed journals often presented results with bias and spin.« »Whatever the origins of the virus, the refusal to abide by formerly accepted norms has done its own enormous damage.« »most of this work was of low quality, often wrong, and sometimes highly misleading.« »The disdain for reliable study designs was even celebrated.« »Big Tech companies […] developed powerful censorship machineries« »There was a clash between two schools of thought, authoritarian public health versus science—and science lost.« Man muss sich nach solchen Analysen natürlich die Frage stellen: Sind unsere Wissenschaftstugenden mittlerweile völlig korrodiert? Was hat es mit der Great Barrington Declaration auf sich und was waren die unerfreulichen Folgen für die beteiligten Wissenschafter? Niemand wird primär dafür kritisiert, im Jahr 2020 Fehler gemacht zu haben, aber wenn man sich 2024 dafür rühmt ist das ernüchternd. Dies zeigt sich auf drastische Weise am Auftritt des deutschen Soziologen Heinz Bude (der Mitglied des deutschen Krisenstabes war): Heinz Bude: »Noch einmal aus dem Nähkästchen geplaudert: Wir müssen ein Modell finden, um Folgebereitschaft herzustellen, dass so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist. Und das war diese Formel flatten the curve. Wie können wir die Leute überzeugen mitzutun... Das sieht so nach Wissenschaft aus. Wenn ihr schön diszipliniert seid, könnt ihr die Kurve verändern. […] Das haben wir geklaut von einem Wissenschaftsjournalisten. Das haben wir nicht selber erfunden. Wir fanden das irgendwie toll, dass man so ein Quasi-Wissenschaftsargument hat.« Anderer Diskutant: »Das bedeutet, dass sich die Wissenschaft in einem normativ vorgegebenen Rahmen engagiert. […] Diese normativen Vorgaben muss man einkaufen« HB: »Wissenschaft ist ja auch operativ interessant. « AD: »Aber wenn man sich normativ sehr sicher ist. Ich glaube, viele Leute waren sich sehr schnell sehr sicher.« Bude zuckt mit den Achseln. Heinz Bude war außerdem ein Verfechter der Zero-Covid Idee, die sehr schnell diskreditiert war. Was bedeutet es auch, wenn Wissenschaft »operativ interessant« wird? Das Vertrauen in die Wissenschaft geht verloren — wie ist das zu bewerten? Wird hier nicht oftmals Ursache mit Wirkung verwechselt? Wie kann das Vertrauen in Institutionen und Wissenschaft wieder hergestellt werden? Matt Taibbi spricht im Rahmen der Twitter Files vom Censorship Industrial Complex »Twitter was more like a partner to government « Wissenschaft ist immer stark mit Macht verwoben, wie steht das im Verhältnis zum Erkenntnisgewinn? Aber auch die Medien erfüllen ihre Aufgabe in keiner Weise. Wie gehen wir damit um? Wie kann entschieden werden, was legitime Kritik und was schlicht Unsinn ist? Wie konnte es passieren, dass liberale Nationen wie Kanada, Australien und Neuseeland in autoritäre Strukturen abgeglitten sind? Damit stellt sich die fundamentale Frage: Wie lange darf ein Krisenmoment dauern? »Moralpolitik hat die Sachpolitik abgelöst« Auf der »richtigen« Seite zu sein wird wichtiger als das Richtige zu tun. Und das Richtige wird mit allen Mitteln durchgesetzt, nicht nur mit harten Maßnahmen, sondern auch mit Soft Power wie Nudging. Dabei wird die eigentlich wichtige Frage gerne übersehen: Wer bestimmt, was das Richtige für mich ist? »The dictatorship of the future will be very unlike the dictatorships we experienced in the past. […] If you want to preserve your power indefinitely, you have to get the consent of the ruled. […] Making him actually love his slavery. Being happy under the new regime.«, Aldous Huxley Das Totalitäre ist stärker von klaren Strukturen und nicht von Inhalten bestimmt: »Das Totalitäre ist stärker ein wie als ein was.« Referenzen Andere Episoden Episode 88: Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 84: (Epistemische) Krisen? Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Episode 79: Escape from Model Land, a Conversation with Dr. Erica Thompson Episode 76: Existentielle Risiken Episode 74: Apocalype Always Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft, Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann Episode 47: Große Worte Episode 39: Follow the Science? Episode 37: Probleme und Lösungen Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit Jan David Zimmermann Homepage Facebook: Jan D. Zimmermann Instagram: j._zimmermann Buch: Lethe. Vom Vergessen des Totalitären Stichpunkt Magazin Fachliche Referenzen Sitzungsprotokoll der "Taskforce Corona" über zu wenig Angst in der Bevölkerung, Der Standard (2020) Regierungsprotokoll: Angst vor Infektion offenbar erwünscht, ORF (2020) Internes Papier aus Innenministerium empfahl, den Deutschen Corona-Angst zu machen, Focus (2020) Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen. Strategiepapier des Bundesinnenministeriums. Umstritten. Ein journalistisches Gütesiegel. Fitfty Fifty/ Westend Verlag (2024) Das integrative Empire: Wissensproduktion und kulturelle Praktiken in Habsburg-Zentraleuropa (Global- und Kolonialgeschichte). transcript Verlag (2023) Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als Ideologie Suhrkamp (1968) Rob Henderson, Luxury Beliefs John Ioannidis, How the pandemic is changing pandemic norms (2021) Great Barrington Declaration (2020) Heinz Bude im Gespräch 2024 Zero Covid, No Covid, Artikel im Deutschlandfunk (2021) Susanne Gaschke, Interview in der NZZ: »Sie wollten ganze Landkreise abschotten!« – »Ich würde immer noch so vorgehen, wie wir es getan haben!« (2023) Alexander Bogner, Nach Corona (2023) Matt Taibbi, The Censorship Industrial Complex (2023) Telegraph, The Lockdown Files Ein neuer Bericht offenbart Pläne für eine Veränderung von Coronaviren – kurz vor der Pandemie, NZZ (2021) Richard Thaler, Cass Sunstein, Nudge, Yale University Press (2008) WEF Artikel (2021) mit Interview Cass Sunstein Gesundheitspolitik: Nudging: Anstupsen für den guten Zweck (Spektrum 2015) Nudging Task Force unter Obama (2015) Rainer Mausfeld im Gespräch über sein neues Buch, Hybris und Nemesis (2023) Jesse Singal, The Quick Fix: Why Fad Psychology Can't Cure Our Social Ills, Farrar, Straus and Giroux (2021) Margaret Heffernan, Uncharted, Simon & Schuster UK (2020) Shoshana Zuboff, The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power, Profile Books (2019) Aldous Huxley über Diktaturen der Zukunft (1958) Martin Kulldorff: Fired by Harvard for getting Covid right, Unherd (2024) Vinay Prasad, Martin Kulldorff was wrongly fired from Harvard Medical School (2024)
Ich freue mich, dass ich Prof. Ehrmann und Prof. Sommer gewinnen konnte, um über die erheblichen Probleme der heutigen Forschungs- und Uni-Landschaft zu sprechen. Ist die Universität zu einem Turnier verkommen, das eher einem Heidi-Klum-Wettbewerb entspricht als ernsthafter Wissenschaft? Prof. Ehrmann leitet das Institut für Strategisches Management an der Universität Münster. Er hat eine weite Erfahrung sowohl in der Wissenschaft als auch in Industrie und Politik, so war er unter anderem Senior Manager bei PWC Corporate Finance und 17 Jahre lang Mitglied der Advisory Group der Deutschen Bahn. Prof. Michael Sommer studierte Alte Geschichte, Latein, Griechisch, Politikwissenschaften, neuere Geschichte und Vorderasiatische Archäologie. Nach seiner Promotion an der Universität Freiburg verbrachte er zwei Jahre als Visiting Fellow am Wolfson College in Oxford. Von 2005 bis 2012 war er Dozent für Alte Geschichte an der Universität von Liverpool. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wirtschafts-, Sozial-, Mentalitäts- und Institutionsgeschichte des Römischen Reiches und die Geschichte der Levante in allen Epochen. Wird Volkswirtschaft naturwissenschaftlich(er)? Was ist die Währung in der Wissenschaft? Welche Bedeutung und Folge(n) hat die Replikationskrise, die in der Psychologie große Wellen geschlagen hat, aber im Grunde weite Bereiche der Wissenschaft betrifft? Was ist von Drittmitteln als Kriterium für wissenschaftlichen Erfolg zu halten und welche Effekte haben ständige Evaluierungen? Führt dies zu einem selbstzerstörerischen System? Es gibt gute Hinweise darauf, dass Qualität und Output in der Wissenschaft stetig zurückgehen, was ist davon zu halten? Es wird viel »Wissen« generiert, aber ist dieses »Wissen« weitgehend nutzlos oder gar Pseudowissenschaft? Was ist der Zusammenhang zwischen eingesetzten Steuermitteln und wissenschaftlichen Ergebnissen? Aber nicht nur die Wissenschaft ist in der Krise, auch die Ausbildung ist betroffen; wird etwa die Studierfähigkeit der jungen Studenten immer schlechter und ist die stetig zunehmende Akademisierung des Landes sinnvoll? War die Bologna-Reform ein Fehler? »Brauchen wir 10.000 Leute, die Gender-Studies studieren, während es auf der anderen Seite an Klempnern und Pflegekräften mangelt.« Ist der Akademiker von heute von der Qualifikation kaum dem Maturant/Abiturient der Vergangenheit überlegen? Wenn das so weitergeht: nennen wir die Uni in wenigen Jahrzehnten Berufschule? Das kann doch kaum eine effiziente Form der Ausbildung sein? Nicht jeder ist Einstein — an welcher Stelle erfolgt die Selektion? Je später sie erfolgt, desto schmerzhafter ist sie für den Einzelnen und desto teurer für das System? »Die Snowflakes, die da von der Uni kommen [Lehramt], denen hat nie jemand gesagt, dass ihre Arbeit eigentlich Scheiße ist und die sitzen jetzt im Studienseminar und sind zum ersten Mal Kritik ausgesetzt« In welchem Zusammenhang steht der an den Unis (vor allem in den USA) überkochende Antisemitismus mit den oben genannten Problemen? Hat der woke Unfug nun tatsächlich die Überhand gewonnen? »Das Einschränken von Meinungskorridoren, das Niederbrüllen von Meinungen die einem nicht passen […] ist eine direkte Folge des Kompetenzrückgangs« Erleben wir Zensur von oben oder eher eine eigenartige Form der intellektuellen Selbstverstümmelung? “The restraints on freedom of speech and repression that are existing on formally liberal societies are not imposed by dictatorial or authoritarian governments on the whole. They are imposed by civil institutions themselves.”, John Gray Gibt es härtere und weichere Disziplinen? »Mutiges Meinen statt sauberer Analyse?« Rentiert es sich für Studenten überhaupt noch, an diese Uni zu gehen? Welche Rolle spielt die Universität jenseits des Signalisierens und leidet nicht auch schon das Signalisieren unter den offensichtlichen Qualitätsmängeln? “My best guess says signaling accounts for 80% of education's return”, Bryan Kaplan Der britische Premierminister Rishi Sunak beschreibt die Universität für viele als irreführenden Traum: “Too many university students are sold a false dream” Muss die Uni neu erfunden werden, oder ist eine schrittweise Verbesserung möglich und sinnvoll? »Die Uni hat sich schon oft am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen, es gibt eigentlich keinen Grund, dass dies nicht wieder gelingen kann« Referenzen Andere Episoden Episode 85: Naturalismus — was weiß Wissenschaft? Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 75: Gott und die Welt, ein Gespräch mit Werner Gruber und Erich Eder Episode 67: Wissenschaft, Hype und Realität — ein Gespräch mit Stephan Schleim Episode 49: Wo denke ich? Reflexionen über den »undichten« Geist Episode 47: Große Worte Episode 38: Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann Episode 34: Die Übersetzungsbewegung, oder: wie Ideen über Zeiten, Kulturen und Sprachen wandern – Gespräch mit Prof. Rüdiger Lohlker Episode 28: Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige Universität! Episode 6: Messen, was messbar ist? Artikel und Referenzen von Prof. Sommer und Ehrmann Thomas Ehrmann, Michael Sommer, Willkommen an der Heidi-Klum-Universität, FAZ (2023) Thomas Ehrmann und Aloys Prinz, Aufgeweckte Kapitalisten, FAZ (2021) Aloys Prinz, Thomas Ehrmann, Academia as a league system, Journal of Business Economics (2021) Thomas Ehrmann und Aloys Prinz, Die Champions League lohnt sich nicht, FAZ (2022) Fachliche Referenzen Max Koslow, ‘Disruptive' science has declined — and no one knows why, Nature (2023) Nicholas Bloom et al, Are Ideas Getting Harder to Find? (2020) Julian Nida-Rümelin, Der Akademisierungswahn (2014) Jochen Hörisch, Die ungeliebte Universität – Rettet die Alma Mater, Carl Hanser (2006) Liessmann — Theorie der Unbildung, Piper (2008) John Gray im Gespräch mit Unheard (2023) Bryan Caplan, The Case against Education, Princeton University Press (2019) Anna I. Krylov, The Peril of Politicising Science (2021) Woke Antisemitism: A Reckoning, Quillett (2023) Konstantin Kisin, The Day the Delusions Died | The Free Press (2023) Rishi Sunak, Too many university students are sold a false dream, Telegraph (2023)
Das Museum präsentiert Malereien der zeitgenössischen Künstlerin Helena Parada Kim. Ihr ausgeprägter Naturalismus steht in der Tradition der europäischen Altmeister, ihre Motive knüpfen an an die Bildtraditionen Koreas - "Zwischenräume" eben. Beitrag von Barbara Geschwinde. Von Barbara Geschwinde.
An die Episode #83 über Robert Merton und die wissenschaftlichen "Normen" anschließend, möchte ich in der heutigen Episode eine weitere grundlegende Überlegung anstellen. Mertons Normen scheinen mir wichtige Eckpfeiler zu sein, wenn man moderne Wissenschaft verstehen möchte, aber es gibt noch eine Reihe weiterer Aspekte, die man bedenken sollte. Einer davon ist die Idee des Naturalismus und auch dessen Beschränkungen. Dies ist insofern auch für die Einschätzung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Erkenntnis für die großen Fragen der Zukunft von großer Bedeutung, weil es uns den Rahmen vorgibt, zu welchen Aspekten der Welt Wissenschaft im Allgemeinen und Naturwissenschaft im Besonderen Aussagen tätigen kann. Und zu welchen nicht. Die Frage des Naturalismus ist also: was ist überhaupt der Gegenstand unserer Betrachtung, und wo sind die Grenzen der Wissenschaft? Und damit verbunden sind Materialismus, Universalismus (wie bereits erwähnt), die Frage, was Wahrheit und Objektivität bedeuten, methodische Zugänge wie Reduktionismus (Experiment) und systemisches Denken und Emergenz, wie sich das Zusammenspiel zwischen Beobachtung und Theorie verhält, was ein Naturgesetz konstituiert und ob es nun gelingen kann, scharf zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu unterscheiden. In dieser Episode werde ich mich auf die Themen: Reduktionismus, Materialismus und wie diese mit dem Naturalismus in Zusammenhang stehen, beschränken. Die anderen Themen vielleicht mal in einer zukünftigen Episode. »Es gehört zu den methodischen Grundsätzen der Wissenschaft, dass man gewisse fundamentale Fragen nicht stellt. Es ist charakteristisch für die Physik, so wie sie neuzeitlich betrieben wird, dass sie nicht wirklich fragt, was Materie ist, für die Biologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Leben ist, für die Psychologie, dass sie nicht wirklich fragt, was Seele ist. Wollten wir nämlich diese schwersten Fragen gleichzeitig stellen, während wir Naturwissenschaft betreiben, so würden wir alle Zeit und alle Kraft verlieren, sie lösbaren Fragen zu lösen. Auf der anderen Seite darf man sich nicht täuschen, dass das methodische Verfahren der Wissenschaft [...] wenn es sich über seine eigene Fragwürdigkeit nicht mehr klar ist, etwas Mörderisches an sich hat.«, Carl Friedrich von Weizsäcker Referenzen Andere Episoden Episode 83: Robert Merton — Was ist Wissenschaft? Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion Episode 55: Strukturen der Welt Episode 14: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 2 Episode 13: (Pseudo)wissenschaft? Welcher Aussage können wir trauen? Teil 1 Episode 11: Ethik, oder: Warum wir Wissenschaft nicht den Wissenschaftern überlassen sollten! Episode 9: Abstraktion: Platos Idee, Kommunismus und die Zukunft Episode 6: Messen, was messbar ist? Episode 2: Was wissen wir? Fachliche Referenzen Julien Offray de La Mettrie, L'Homme Machine / Der Mensch eine Maschine, erste Ausgabe 1747 Ulrich Kühne, Der Mensch als Industriepalast, Telepolis (2010) Fritz Kahn, Gallerie (Der Mensch als Industriepalast) Naturalism / Philosophy Naturalism, Stanford Encyclopaedia of Philosophy Klaus Kornwachs, Philosophie der Technik (C.H.Beck Wissen) (2013)
Das neue Buch von John Lennox ist erschienen "Kosmos ohne Gott? Warum Glaube und Naturwissenschaft zusammengehören". In dieser Folge stellt John Lennox sein Buch auf Deutsch vor. In seinem Buch und in diesem Podcast geht es um die Wurzeln der Naturwissenschaft: Viele der großen Pioniere der Naturwissenschaft waren gläubig. Es geht um den Theismus und den Naturalismus und darum, welche der beiden eine bessere Erklärung für die Existenz des Universums bieten. Es geht um die Entstehung des Lebens, den genetischen Code und das wortbasierte Universum. Für Lennox ist klar: Am Anfang von allem steht ein Verstand, "Am Anfang war das Wort." John Lennox setzt sich in seinem Buch mit Stephen Hawking, Richard Dawkins und vielen mehr auseinander. Wem diese Folge Lust macht das druckfrische Buch zu lesen, der findet es in unserem Shop: https://shop.iguw.de/shop/Kosmos%20ohne%20Gott%20Warum%20Glaube%20und%20Wissenschaft%20zusammengeh%C3%B6ren.~p52953 John Lennox ist emeritierter Professor für Mathematik der University of Oxford. Ein Interessenschwerpunkt bildet das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft. Er führte Debatten mit bekannten Atheisten wie Richard Dawkins und Christopher Hitchens. Er ist Autor zahlreicher Bücher: "Hat die Naturwissenschaft Gott begraben?", "Stephen Hawking, das Universum und Gott", "Gott im Fadenkreuz" und viele mehr. https://www.iguw.de/ https://www.begruendet-glauben.org/podcast/
Skandalautor Wedekind, zwischen Symbolismus und Naturalismus stehend, arbeitete sich Anfang des 20. Jahrhunderts an der Doppelmoral im Wilhelminischen Zeitalter ab. Seine gesellschaftskritischen Stücke "Frühlingserwachen" und die zusammenhängenden Forsetzungstragödien "Erdgeist" sowie "Die Büchse der Pandora" (im Spätwerk "Lulu" zusammengefasst ) handeln auch von Masochismus und Sadismus sowie dem Zusammenhang von sexueller Gewalt und Tabuisierung echter Gefühle. Zudem spielen Nietzsche (der Mensch als Tier), Sozialdarwinismus und Milieutheorie eine Rolle.
Clara Viebig war eine Bestseller-Autorin im wilhelminischen Deutschland. In unserer Region auch als "Eifel-Dichterin" bekannt, hat sie der Region zwischen Mosel und Rhein ein literarisches Denkmal gesetzt, aber auch Berlin und Düsseldorf gewürdigt. Sie starb vergessen und verarmt, doch heute sind ihre Romane wieder erhältlich. Wir unterhalten uns mit einer Expertin aus Trier über den Werdegang Clara Viebigs - und natürlich über ihre Romane und ihr Skandalbuch "Weiberdorf".
Bereits in den Podcasts zu Flaubert, Tolstoi, Dostojewski, Gontscharow war über Iwan Turgenjew zu hören. Diese Ausgabe widmet sich seinen drei bedeutendsten Romanen, die allesamt durch ihre Kürze bestechen und dem Naturalismus zugeordnet werden: Ein Adelsnest, Rauch, Väter und Söhne. Dabei wird auf seine wiederkehrenden Leitmotive, dem alten und dem neuen Russland, Schlüssebegriffe wie Nihilismus, der neue und der überflüssige Mensch, zurückgegriffen und ein Muster, das an Goethes Wahlverwandtschaften erinnert, erörtert. Turgenjew war ein Schriftsteller des Maßes, am ehesten Puschkin zuzuordnen, der den Extremismus, die Pole Hamlet und Don Quijote, nicht nur in seinem Essay zu vermeiden und auszubalancieren suchte. Summa summarum erweist er sich als melancholischer Philantrop.
Drei Filme werfen sehr unterschiedliche Blicke auf die Wirklichkeit Im fünften artchock-podcast von den Filmfestspielen von Cannes erzählt Rüdiger Suchsland von drei Filmen die ihm besonders gut gefallen haben: Aus England Jonathan Glazers "Zone of interest", aus Argentinien "Los Relinquentes" von Rodrigo Moreno und "Only the Rivers flows" von Wej Shujun
In dieser Folge reagieren Oliver, Nicolas und Deborah auf eine kürzlich erschienene Dokumentation von Terra X mit Harald Lesch zur Frage "Gibt es Gott?".
Portrait des Meisters der Novellen- und Erzählungen Guy de Maupassant, ein enger Freund Flauberts aus der Epoche des Naturalismus. Neben dem Kultroman Bel Ami werden kürzere Geschichte, für die Maupassant bekannt ist, vorgestellt. Dabei treten Leitmorive und wiederkehrende Stilformen in den Vordergund, die eine subtile Gesellschaftskritik, vornehmlich der Bel Epoque in der Dritten Republik inkludieren.
Falls euch cogitamus gefällt, lasst bitte ein Abo da und/oder empfehlt uns weiter. Abonnieren könnt ihr uns auch auf YouTube: https://www.youtube.com/@cogitamus Unterstützen könnt ihr uns ebenfalls: paypal.me/cogitamus oder cogitamus@posteo.de. Schaut auch mal auf UNCUT vorbei: https://www.uncut.at/. Der antike Philosoph Aristoteles bietet uns eine erste Erklärung für den Zweck von politischen Gemeinschaften (teleologischer Einschlag). Weshalb ist seine genealogische Erklärung als Ausgangspunkt für politische Erklärungen von hoher Bedeutung? Inwiefern nutzt er einen problematischen Naturalismus für seine hierarchischen Ordnungen in der Polis? Woher kommt der Begriff Ökonomie, bestehend aus oikos und nomos? Wieso würde nach Aristoteles autarke Subsistenzwirtschaft Stabilität bringen? Nächste Folge der Reihe Politikphilosophie: Was ist Gerechtigkeit, wo liegen ihre Grenzen? Wo treffen wir moderne Ungerechtigkeiten? Nächste Spezialfolge: Voltaire, das revolutionäre 18. Jahrhundert und die Aufklärung Timemarker 00:00 Intro & Zwecke politischer Gemeinschaften 04:11 Aristoteles‘ Biographie und Politik 26:51 Diskussion 41:14 Zusammenfassung & Kritik 54:29 Abschlusszitat & Outro Literatur/Links/Quellen Vorlesungen Uni Wien & wikipedia (dort u.a. Platon) Aristoteles – Politik. I. Buch Bildnachweise: Aristoteles (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ae/Aristotle_Altemps_Inv8575.jpg); https://de.wikipedia.org/wiki/Politik_(Aristoteles)#/media/Datei:Aristotle,_Politics,_Udine_258.jpg; https://bilder1.n-tv.de/img/incoming/origs6320796/2532538639-w1280-h960/30277880.jpg
UHU-Radio: Fechsungen anhören am Handy oder PC. Eure Fechsungen hier zur Freude des Uhuversums.
Rt Schalum vom Reich Trymannia (177) hat zum Uhubaumfest das Gedicht »Der kleine Ritter« von Gustav Falke ausgewählt, das Jk Ruprecht (175) vorträgt. Gustav Falke (* 11. Januar 1853 in Lübeck; † 8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel) war ein deutscher Schriftsteller. Falke begann seine literarische Karriere als impressionistischer Lyriker. Seine Romane, in denen viel Hamburger Lokalkolorit einfloss, sind einem gemäßigten Naturalismus zuzurechnen. Einen bemerkenswerten Teil seines Werkes machen seine Kinderbücher in Gedicht- und Prosaform aus, deren heiterer und lebendiger Ton sie um die Jahrhundertwende zu großen Erfolgen werden ließ. – Falke gehörte zum Kreis der Autoren und Schriftsteller, die im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck an der literarischen Gestaltung der Stollwerck-Sammelbilder und Sammelalben mitarbeiteten.
Paris im 19. Jahrhundert. Die Stadt entwickelt sich zum kulturellen Zentrum Europas. Literatur, Malerei, Architektur. Alles floriert. Mittendrin die zwillingshaften Brüder Goncourt, Wegbereiter des Naturalismus, deren «Journal» nebst Klatsch und Tratsch über vierzig Jahre Kulturgeschichte festhält. * Wer sind die Brüder Goncourt? * Warum gelten sie als Wegbereiter des Naturalismus und welche Rolle spielt dabei ihr Tagebuch? * Was erzählen sie uns über das kulturelle Leben ihrer Zeit und was über dessen Exponent:innen? * Warum wird Paris in ihrer Zeit zur Kulturhauptstadt schlechthin? * Welchen Einfluss hat dabei der Umstand, dass Frankreich unter Napoleon III. eine Diktatur ist? * Welche Bedeutung hat ihr einzigartiges «Journal» für die damalige wie für die heutige Zeit? Im Podcast zu hören sind: * Alain Claude Sulzer, Schriftsteller und Autor des Romans «Doppelleben» über die Brüder Goncourt * Walburga Hülk-Althoff, emeritierte Professorin für Romanische Literaturwissenschaften, Verfasserin unter anderem von «Der Rausch der Jahre. Als Paris die Moderne erfand» Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
Der Schweizer Schriftsteller Alain Claude Sulzer schreibt in seinem neuen Roman «Doppelleben» über die Brüder Goncourt. Detailreich und empathisch. Die deutsche Autorin Daniela Dröscher erzählt in ihrem neuen Roman eine persönliche Familientragödie. Bildhaft und erschütternd. Michael Luisier kommt mit Alain Claude Sulzers Roman «Doppelleben» in die Sendung. Darin werden die Brüder Jules und Edmond de Goncourt beschrieben, die mit ihren Romanen und einem 7000 Seiten starken Tagebuch bedeutende Spuren im Paris des 19. Jahrhunderts hinterlassen. Sulzer erzählt aber einen sehr viel persönlicheren Teil ihres Lebens: das Sterben des jüngeren Bruders an Syphilis und das Zurückbleiben des älteren. Und er erzählt das Drama der Haushälterin Rose, die schwanger wird, ein Kind bekommt, das Kind verliert und zu trinken anfängt, ohne dass die Brüder etwas merken. Erst nach ihrem Tod schreiben sie einen Roman über sie, der eine neue Literaturgattung begründet: den Naturalismus. In «Lügen über meine Mutter» beschreibt Daniela Dröscher die desolate Ehe ihrer Eltern. Jahrelang das beherrschende Thema innerhalb der Familie: das Körpergewicht der Mutter. Er wolle eine «vorzeigbare Frau» haben, sagt der Vater wieder und wieder. Alles, was ihm misslingt, führt er auf das Gewicht seiner Gattin zurück. Ein packendes und vor allem formal sehr interessantes autofiktionales Werk, findet Katja Schönherr. Im heutigen Kurztipp stellt Britta Spichiger das Buch «Krawall und Kekse» vor. Die US-amerikanische Autorin Shirley Jackson – in erster Linie bekannt als Verfasserin von Horrorgeschichten – erzählt darin von ihrem turbulenten Familienleben. Der wiederaufgelegte Roman aus dem Jahr 1953 ist beste Unterhaltung für alle, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn man mitten in der Nacht barfuss auf einen Legostein tritt. Jackson zeigt sich aber nicht nur als humorvolle Erzählerin, sondern auch als kritische Frau, die sich mit konventioneller Rollenverteilung auseinandersetzt. Buchhinweise: * Daniela Dröscher. Lügen über meine Mutter. 440 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2022. * Alain Claude Sulzer. Doppelleben. 304 Seiten. Galiani Berlin, 2022. * Shirley Jackson. Krawall und Kekse. Aus dem Englischen von Nicole Seifert. 256 Seiten. Arche Verlag, 2022.
David Weiss ist in diesem Jahr in der Region Fulda gleich mit mehreren Ausstellungen vertreten. Seine Kunstrichtung bezeichnet er als "traditional-organic-cyberpunk". Er arbeitet in traditionellen Techniken wie Holzschnitt, Bronzeguss und Malerei. Die Arbeiten sind oft eine Kombination aus Illustration, Abstraktion, Dadaismus und Naturalismus. Neben der zeitgenössischen Kunst zeichnet der Künstler auch Comics. Seine bekannteste sind die Bumbos. Was David im Leben antreibt erfahren wir in der aktuellen Episode.
Das Buch, das wir in der aktuellen Folge besprechen, ist nichts für Zartbesaitete. Der Evolutionsbiologe und bekannte Atheist Richard Dawkins rechnet in seinem Pamphlet «Der Gotteswahn» mit der Religion in all ihren Formen ab. Wir reden nicht nur über die Stärken und Probleme des Buches, sondern diskutieren auch die Frage, was es uns über das Christentum in unserer Zeit sagt, dass eine solche aggressive Fundamentalkritik ein derartiger Erfolg werden konnte. Haben wir Dawkins Kritik verdient? Und was lässt sich daraus lernen?
Albrecht Dürer. Es scheint keine künstlerische Technik zu geben, die er nicht beherrschte. Schon zu seiner Zeit ein Superstar, Bote der Renaissance in Deutschland und geschäftsorientierter Unternehmer. Bekannt für seinen außergewöhnlichen Naturalismus hat er doch ein Werk hinterlassen, das alles andere als naturgetreu ist. Was dahinter steckt? Das erfahrt ihr in der neuen Folge. . . . Instagram (hier bekommt ihr auch einiges an Zusatzmaterial zu den Folgen): https://www.instagram.com/artefaktenpodcast/ E-Mail: artefakten-podcast@outlook.de . . . Quellen: https://docs.google.com/document/d/1iimqUw1gwHeBONzRFOdmM5TvPhk4YEV6IcJNI_ilSFY/edit . . Kunstorakel Hintergrundmusik: "Hayden Folker - Adrift" is under a Creative Commons (CC-BY 3.0) license
Am 1. April 2005 hielt Joseph Kardinal Ratzinger in Subiaco einen Vortrag, in dem er den nicht glaubenden Freunden den Vorschlag machte, so zu leben, als ob es Gott gäbe. Theologen nahmen daran Anstoß. Doch die Kritiker könnten von Max Horkheimer lernen, diesen Vorschlag ernst zu nehmen.
Wer diese Gleichung checken will, der muss nicht nur "Per Anhalter durch die Galaxis" gelesen haben, sondern auch den Naturalismus verstehen und nicht zuletzt Ahnung von Fußballgolf haben. Na? Neugierig? ;-)
Endet es mit einem Knall oder mit einem feuchtfröhlichen Fest? Ralf und Fabian lösen zumindest diesen Cliffhanger in ihrem Staffelfinale auf und laden vor der Sommerpause zu einer lebhaften Diskussion über die 80er Jahre, Camp, Naturalismus und Männer im besten Alter. Das Filmdoppel war für Euch dieses Mal tatsächlich im Kino und widmet sich zwei ganz aktuellen Filmen, die auch Ihr unbedingt auf der Leinwand erleben solltet. Egal, ob mit Walkman oder offener Sektpulle, hier sitzen alle im selben Boot.
„Fuhrmann Henschel“ spielt in den 1860er Jahren in Schlesien und schildert den Untergang eines Fuhrunternehmens. Henschel ist ein naiver, gutmütiger, alternder Mann, der sich zu schwach zeigt, um einer skrupellosen Frau zu widerstehen. Entgegen dem Versprechen, das er seiner Frau auf dem Sterbebett gegeben hat, heiratet er nach ihrem Tod die Magd Hanne. In der Ehe zeigt diese sich als lebenshungriges, tückisches Geschöpf. Henschel zerbricht an ihr. In tiefster Depression sieht er sich unrettbar verstrickt… (Audio verfügbar bis 06.06.2022) Alle Infos zu den Hörspiel-Podcasts des Hessischen Rundfunks finden Sie auch auf: https://www.hr2.de/podcasts/hoerspiel/index.html
UNhörbar und UNrecht freuen sich sehr eine Episode von "Public International Law in a Nutshell – the ZIS-Podcast series“ präsentieren zu können. In dieser Folge stellen Lena Faber und Niklas Gantenberg auf Englisch die Geschichte des Völkerrechts vom Naturalismus, über den Positivismus bis zu andauernder Kritik von Eurozentrismus kurz und präzise dar. Ihr Interview-Gast ist Prof. Anne Peters, Direktorin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht Heidelberg und Professorin an den Universitäten Heidelberg, Freie Universität Berlin, Basel (Schweiz) sowie L. Bates Lea Global Law Professorin an der Law School der University of Michigan. Lena und Niklas sind beide Studierende des Bachelor-Studiengangs "Internationale Beziehungen", vom Zentrum für Internationale Studien der Technischen Universität Dresden. Der Podcast wurde im Rahmen eines Podcast-Seminars von Professor Dr. Dominik Steiger an der TU Dresden im Wintersemester 2020/2021 produziert. Der Podcast wurde ebenfalls auf dem Völkerrechtsblog veröffentlicht. Vielen Dank an Lena und Niklas für die Möglichkeit, diese Folge in unserem Podcast zu veröffentlichen. Literaturvorschläge: Anghie, Antony, The evolution of international law: colonial and postcolonial realities, TWQ 2006, 739-753, https://www.jstor.org/stable/4017775?seq=1#metadata_info_tab_contents Fassbender, Bardo/Peters, Anne, Introduction: Towards a global history of international law, in: Fassbender, Bardo/Peters, Anne (Ed.), The Oxford Handbook of the History of International Law, Oxford 2012, 1-27, https://www.oxfordhandbooks.com/view/10.1093/law/9780199599752.001.0001/law-9780199599752-e-1 Koskenniemi, Martti, Histories of international law: significance and problems for a critical view, Temp. Int'l & Comp. LJ 2013, 215-240, https://www.researchgate.net/publication/254885929_Histories_of_International_Law_Dealing_with_Eurocentrism Koskenniemi, Martti, Histories of International Law: dealing with Eurocentrism, 2012 at LSE https://www.youtube.com/watch?v=jOZ2kM1_HcQ&t=672s Pahuja, Sundhya. The postcoloniality of international law. Harv. Int'l LJ 2005, 459-469, https://www.researchgate.net/publication/28201962_The_Postcoloniality_of_International_Law
Atheisten bemerken nicht den Widerspruch, in den sie sich begeben, wenn sie einerseits in der Theodizeefrage ein moralisches Urteil über Gott fällen und damit die absolute Geltung der moralischen Kategorien voraussetzen, und sie andererseits diese Kategorien als kontingentes Produkt der Evolution interpretieren.
In der Coronakrise wird vielen Menschen bewusst, wie wichtig ihnen ihre Selbstbestimmung ist. Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel, geboren 1770, machte den Freiheitsbegriff zu einem seiner zentralen Themen. Für ihn sei Freiheit eine Frage von alles oder nichts, sagte die Philosophin Andrea Kern im Dlf. Andrea Kern im Gespräch mit Thomas Palzer www.deutschlandfunk.de, Essay und Diskurs Hören bis: 19.01.2038 04:14 Direkter Link zur Audiodatei
In der Coronakrise wird vielen Menschen bewusst, wie wichtig ihnen ihre Selbstbestimmung ist. Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel, geboren 1770, machte den Freiheitsbegriff zu einem seiner zentralen Themen. Für ihn sei Freiheit eine Frage von alles oder nichts, sagte die Philosophin Andrea Kern im Dlf. Andrea Kern im Gespräch mit Thomas Palzer www.deutschlandfunk.de, Essay und Diskurs Hören bis: 19.01.2038 04:14 Direkter Link zur Audiodatei
Als Bahnwärter Thiel zum zweiten Mal heiratet, ahnt er nicht, welche Zukunft ihn an der Seite seiner neuen Frau Lene erwartet: Herrisch unterdrückt sie ihren Gatten und misshandelt den kleinen Tobias, Thiels Sohn aus erster Ehe. Doch wie viel kann ein Mensch erdulden? Welcher Schritt ist es, der zu weit führt? Gerhart Hauptmanns »novellistische Studie«, eines der bedeutendsten Werke des deutschsprachigen Naturalismus, schildert den psychopathologischen Fall Thiels mit außergewöhnlicher sprachlicher Intensität.
Nida-Rümelin vertritt einen moralischen Realismus, der allerdings der Frage nach seinen Möglichkeitsbedingungen ausweicht. Nida-Rümelin weist die “imperialistische Attitüde vieler philosophierender Naturwissenschaftler" zurück, bietet aber als Erklärungsmodell keine Alternative zum Naturalismus an.
Die Naturalisten schreiben im Bann der magischen Neuerungen wie elektrische Straßenbeleuchtung und Fotografie: Sie thematisierten aber auch die gnadenlosen Schattenseiten ihrer Zeit. "Naturalismus - der realistischere Realismus".
Die niederbayerische Bäuerin Anna Wimschneider erzählt vom entbehrungsreichen Leben auf dem Land zwischen 1920 und 1950. Sie wird zum Star, weil ihr in ihrem Buch "Herbstmilch" ein seltenes Zeitdokument gelingt. (BR 2019)
Ein einsames und hartes Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert, das neben spärlichen Freuden vor allem Prüfungen bereithält. Richtig glücklich ist Bahnwärter Thiel nur an seinem einsamen Bahnübergang mitten im Wald. Doch gerade dort wird er seinen schwersten Schicksalsschlag erleiden. «Bahnwärter Thiel», die «novellistische Studie» von 1888, gilt als Frühwerk des deutschen Naturalismus und enthält alles, was das spätere Schaffen Hauptmanns ausmachen sollte: Sozialkritische Anklänge stehen neben mythisch-religiösen Betrachtungen und ersten Versuchen einer psychologischen Studie. Der Bahnwärter Thiel, der von Hauptmann als Vornamen nur seine Berufsbezeichnung mitbekommen hat und dessen naturbestimmtes Leben durch den technischen Fortschritt aufgerüttelt wird, kann dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit und Ohnmacht angesichts familiärer Probleme nichts entgegensetzen als die Flucht in den Wahnsinn. Mit: Nicole Coulibaly (Erzählerin) und Thomas Douglas (Bahnwärter Thiel); Musik: Florian Hauser (Violoncello), Benjamin Herzog (Violine) und Michael Schwendimann (Viola). Komposition: Johannes Hofmann - Tontechnik: Jack Jakob - Regie: Susanne Heising - Produktion: SRF 2012 - Dauer: 70'
Zweiter Teil der Fragestellung: Was ist Pseudowissenschaft und wie grenzt sie sich von »richtiger« Wissenschaft ab. Und außerdem: warum ist das überhaupt wichtig? Wem und welcher Aussage können wir vertrauen? Eine Abgrenzung ist aus philosophischer Sicht interessant, aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht wichtig. Ohne eine einigermaßen saubere Trennung besteht die Gefahr dass wir unsere Aufmerksamkeit und Zeit verschwenden sachliche falsche politische Entscheidungen treffen viel Geld verschwendet und Leid angerichtet wird Menschen werden betrogen oder getäuscht werden Anhand einiger Beispiele wie Astronomie im Vergleich zu Astrologie, Anthroposophie, Homöopathie, Kreationismus und anderen werden die Prinzipien erklärt. Die Abgrenzung ist aber alles andere als einfach. Zunächst werden elementare Prinzipien moderner Naturwissenschaften angesprochen, wie die Idee des Naturalismus aber auch die Frage, wo die Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis liegen können. Dann gehen wir auf einige fundamentale philosophische Kriterien wissenschaftlicher Aussagen ein, wie: Ockhams Rasiermesser Gültigkeit von wissenschaftlichen Aussagen Induktion und Deduktion (oder: wie kommen wir zu Gesetzmäßigkeiten und wie wenden wir diese an?) Nachvollziehbarkeit und Prüfbarkeit (auch mit der Idee des Falsifikationsimsus) und nicht zuletzt: wie prüfen wir Behauptungen? »In früheren Zeiten wurde der Träger der Theorie ausgeschieden. Jetzt können wir unsere Theorien an unserer Statt für uns sterben lassen.«, Karl Popper Wir werden aber auch feststellen, dass in den modernen, komplexen und stark vernetzten Wissenschaften, einfache Ansätze nicht mehr ohne weiteres gültig sind – wie kommen wir hier voran? Eine wesentliche Indikation hat der Philosoph Betrand Russel schon vor längerer Zeit gegeben: »Wissenschaft hat, seit der Zeit der arabischen Wissenschaft zwei Funktionen, sie ermöglicht uns Dinge zu wissen und sie ermöglicht uns Dinge zu tun«, Betrand Russel Nach diesen sehr prinzipiellen Fragen kommen wir zu ganz konkreten und praktischen Anhaltspunkten, wie es uns auch als »normalen« Menschen ganz praktisch gelingen kann, glaubwürdige Aussagen und Systeme von unglaubwürdigen Pseudowissenschaften zu unterscheiden. Angesichts der anstehenden Herausforderungen und Probleme scheint dies von größter Bedeutung zu sein um unsere Kräfte in die richtige Richtung zu lenken. Referenzen Philosophische Betrachtungen Alan Chalmers, What is this thing called science, Open University Press (2013) Adam Morton, A Guide Through the Theory of Knowledge Carol Tavris, Elliot Aronson, Mistakes Were Made (But Not by Me): Why We Justify Foolish Beliefs, Bad Decisions, and Hurtful Acts Massimo Pigliucci, Nonsense on Stilts Karl Popper, Alles Leben ist Problemlösen Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt Bertrand Russell, The Impact of Science on Society Stanford Encyclopaedia on Philosophy, Pseudoscience Mario Bunge, Finding Philosophy in Social Science. New Haven, CT: Yale University Press (1996) Skeptische Literatur Carl Sagan, The Demon Haunted World Believing Scripture but Playing by Science’s Rules, New York Times, Feb. 12, 2007 How Reliable are Psychological Studies?, The Atlantic (2015) Reproducibility Project: Psychology Astrologie Peter Hartmann, Martin Reuter, Helmuth Nyborg, The relationship between date of birth and individual differences in personality and general intelligence: A large-scale study, Personality and Individual Differences 40 (2006) 1349–1362 PSIRAM Wiki zu Astrologie Medizin Ethnic difference Autismus und Impfung (Wakefield Studie) Artikel in Spiegel Online PSIRAM Wiki zu Andrew Wakefield Johan Hari, Lost Connection. Uncovering the Real Causes of Depression and the Unexpected Solutions
Erster Teil der Fragestellung: Was ist Pseudowissenschaft und wie grenzt sie sich von »richtiger« Wissenschaft ab. Und außerdem: warum ist das überhaupt wichtig? Wem und welcher Aussage können wir vertrauen? Eine Abgrenzung ist aus philosophischer Sicht interessant, aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht wichtig. Ohne eine einigermaßen saubere Trennung besteht die Gefahr dass wir unsere Aufmerksamkeit und Zeit verschwenden sachliche falsche politische Entscheidungen treffen viel Geld verschwendet und Leid angerichtet wird Menschen werden betrogen oder getäuscht werden Anhand einiger Beispiele wie Astronomie im Vergleich zu Astrologie, Anthroposophie, Homöopathie, Kreationismus und anderen werden die Prinzipien erklärt. Die Abgrenzung ist aber alles andere als einfach. Zunächst werden elementare Prinzipien moderner Naturwissenschaften angesprochen, wie die Idee des Naturalismus aber auch die Frage, wo die Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis liegen können. Dann gehen wir auf einige fundamentale philosophische Kriterien wissenschaftlicher Aussagen ein, wie: Ockhams Rasiermesser Gültigkeit von wissenschaftlichen Aussagen Induktion und Deduktion (oder: wie kommen wir zu Gesetzmäßigkeiten und wie wenden wir diese an?) Nachvollziehbarkeit und Prüfbarkeit (auch mit der Idee des Falsifikationsimsus) und nicht zuletzt: wie prüfen wir Behauptungen? »In früheren Zeiten wurde der Träger der Theorie ausgeschieden. Jetzt können wir unsere Theorien an unserer Statt für uns sterben lassen.«, Karl Popper Wir werden aber auch feststellen, dass in den modernen, komplexen und stark vernetzten Wissenschaften, einfache Ansätze nicht mehr ohne weiteres gültig sind – wie kommen wir hier voran? Eine wesentliche Indikation hat der Philosoph Betrand Russel schon vor längerer Zeit gegeben: »Wissenschaft hat, seit der Zeit der arabischen Wissenschaft zwei Funktionen, sie ermöglicht uns Dinge zu wissen und sie ermöglicht uns Dinge zu tun«, Betrand Russel Nach diesen sehr prinzipiellen Fragen kommen wir zu ganz konkreten und praktischen Anhaltspunkten, wie es uns auch als »normalen« Menschen ganz praktisch gelingen kann, glaubwürdige Aussagen und Systeme von unglaubwürdigen Pseudowissenschaften zu unterscheiden. Angesichts der anstehenden Herausforderungen und Probleme scheint dies von größter Bedeutung zu sein um unsere Kräfte in die richtige Richtung zu lenken. Referenzen Philosophische Betrachtungen Alan Chalmers, What is this thing called science, Open University Press (2013) Adam Morton, A Guide Through the Theory of Knowledge Carol Tavris, Elliot Aronson, Mistakes Were Made (But Not by Me): Why We Justify Foolish Beliefs, Bad Decisions, and Hurtful Acts Massimo Pigliucci, Nonsense on Stilts Karl Popper, Alles Leben ist Problemlösen Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt Bertrand Russell, The Impact of Science on Society Stanford Encyclopaedia on Philosophy, Pseudoscience Mario Bunge, Finding Philosophy in Social Science. New Haven, CT: Yale University Press (1996) Skeptische Literatur Carl Sagan, The Demon Haunted World Believing Scripture but Playing by Science’s Rules, New York Times, Feb. 12, 2007 How Reliable are Psychological Studies?, The Atlantic (2015) Reproducibility Project: Psychology Astrologie Peter Hartmann, Martin Reuter, Helmuth Nyborg, The relationship between date of birth and individual differences in personality and general intelligence: A large-scale study, Personality and Individual Differences 40 (2006) 1349–1362 PSIRAM Wiki zu Astrologie Medizin Ethnic difference Autismus und Impfung (Wakefield Studie) Artikel in Spiegel Online PSIRAM Wiki zu Andrew Wakefield Johan Hari, Lost Connection. Uncovering the Real Causes of Depression and the Unexpected Solutions
Die Nobelpreise sind vergeben. Was wir davon halten, wie viel Kaffee Balzac wirklich getrunken hat und warum Naturalismus einfach nur nervt, gibt es in unserer neuen Live-Aufzeichnung zu hören.
Die Nobelpreise sind vergeben. Was wir davon halten, wie viel Kaffee Balzac wirklich getrunken hat und warum Naturalismus einfach nur nervt, gibt es in unserer neuen Live-Aufzeichnung zu hören.
William Friedkin besteht darauf: sein Sorcerer ist nicht etwa ein Remake von Clouzots LOHN DER ANGST. Stattdessen will er seinen Film als Neuinterpretation des Originalromans verstanden wissen. Da gehen wir d’accord: mit dem existenzialistischen Lehrstück SALAIRE DE LA PEUR hat Friedkins Arbeit nur noch wenig gemeinsam. Stattdessen wird hier tief in die New Hollywood-Trickkiste gegriffen. Wir unterhalten uns etwa darüber, wie Friedkin seine Figuren einführt, noch bevor sie im südamerikanischen Dschungel landen – mit virtuosen Stilwechseln zum Beispiel, vom bourgeoisen Drama in Pariser Salons zum amerikanischen Gangsterfilm zum quasi dokumentarisch gefilmten Bombenattentat in Jerusalem. Und mit dem für das New Hollywood typischen Drang zum Politischen. Wenn Roy Scheider, Bruno Cremer und Co. dann endlich im Lastwagen sitzen, sehr viel schwitzen und verzweifelt gegen die Natur kämpfen, dann tritt ein ganz anderes Thema als bei Clouzot in den Vordergrund: die intensive Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Naturalismus, mit einer Prise Weird Tale obendrauf, wenn Bäume plötzlich nach den Protagonisten zu greifen scheinen.
Helmut Fink im Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer: Was ist philosophischer Naturalismus? Wie ist sein Verhältnis zu atheistischen, agnostischen und religiösen Haltungen? Kann Naturalismus etwas zu ethischen Überlegungen beitragen? Was ändert sich am Menschenbild durch die Einbeziehung der Evolution? Welche Kränkungen durch wissenschaftliche Erkenntnisse werden heute noch als solche empfunden? Kann die Enttäuschung
Die Dissertation untersucht die Möglichkeiten normativer Theoriebildung im Bereich politischer Gerechtigkeit am Beispiel von John Rawls. Sie verteidigt allgemein den kognitiven Anspruch der Ethik gegenüber dem Naturalismus und Skeptizismus sowie speziell die Gerechtigkeitstheorie gegenüber dem politischen Realismus.Im Anschluss daran rekonstruiert und diskutiert sie die metaethische Position von John Rawls unter dem Begriff "Liberaler Kognitivismus".
22.01.1849 August Strindberg geboren: August Strindberg ist der Skandalautor des Naturalismus schlechthin. Stoff für seine Dramen fand er in den Abgründen der menschlichen Psyche, die er so meisterhaft durchschaute, dass er die Ausdrucksformen dieser Epoche sprengte ...
Sprach- und Literaturwissenschaften - Open Access LMU - Teil 01/02
Sun, 1 Jan 1984 12:00:00 +0100 http://epub.ub.uni-muenchen.de/6681/ http://epub.ub.uni-muenchen.de/6681/1/6681.pdf Rössner, Michael Rössner, Michael (1984): Zwischen Analyse und Entfremdung. Gedanken zur Krise des europäischen Naturalismus zwischen Zola und Pirandello. In: Wagner, M. R. - B. (Hrsg.), Aufstieg und Krise der Vernunft. Böhlau: Wien u.a., pp. 143-156. Sprach- und Literaturwissenschaften