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Thomas Mann ist heute einer der großen Klassiker der deutschen Literatur. Aber 1945 gab es heftige Angriffe gegen den Nobelpreisträger - vor allem von nationalkonservativer Seite. Ihm als Emigranten wurde das Recht abgesprochen, über Deutschland zu sprechen. Außerdem: Ein Porträt der Kulturpolitik der AfD.
"Mirador" Uwe Kullnick spricht mit der Autorin Marie Gaté – Hörbahn on StageLesung (Hördauer ca. 29 Minuten), anschließend Gespräch (Hördauer ca. 68 Minuten)Im Jahr 1833 besuchte der Augsburger Maler Johann Moritz Rugendas während seiner jahrelangen Recherche- und Malreise durch Mittel- und Südamerika deutsche Emigranten in Mexiko, darunter auch Carl Christian Sartorius. Sartorius, 1824 aus politischen Gründen aus Preußen geflohen, wollte mit seiner Hacienda „El Mirador“ ein Zentrum politisch fortschrittlicher deutscher Emigranten aufbauen. Rugendas fühlte sich in den Kreisen um Sartorius in „El Mirador“ so gut aufgenommen, dass er als Dank ein Gemälde der Plantage malte – eingebettet in Alltagsszenen und in die Landschaft vor Mexikos größtem Vulkan Pico de Orizaba. Im 20. Jahrhundert kam das Rugendas-Gemälde mit Nachkommen der Besitzerfamilien zufällig zurück nach Augsburg. Marie Gaté verwebt das abenteuerliche Leben des in Südamerika noch heute berühmten Malers, sein Gemälde, die Historie der Hazienda "El Mirador" sowie auch der Besitzerfamilien zu einer Zeitreise durch das 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. MIRADOR erzählt romanhaft vom „Nicht-Bleiben-Können“ und „Nicht-Bleiben-Wollen“ über Generationen und Kontinente hinweg.Marie Gaté wurde 1955 in den französischen Ardennen geboren. Nach dem Spanisch-Studium in Reims und Straßburg zog es sie nach Valencia. Heute lebt sie mit ihrem Mann bei Augsburg und arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Dolmetscherin. Seit 2012 schrieb die Cineastin Kurzkritiken für Filmportale. 2020 erschien ihr erster Roman „Der Klang des Bleistiftes, der zu Boden fällt“, der 2024 unter dem Titel „Le bruit du crayon qui tombe“ in ihrer eigenen Übersetzung in Frankreich veröffentlicht wurde. Ihre Übersetzung des Romans ins Spanische wird 2025 erscheinen.Wenn Ihnen dieser Beitrag gefallen hat, hören Sie doch auch einmal hier hineinoder vielleicht in diese SendungKommen Sie doch auch einfach mal zu unseren Live-Aufzeichnungen in die Georgenstraße 63, MünchenRealisation Uwe Kullnick
Moin und willkommen zum Fleckenhörer am 17. März 2025. Happy Saint Patrick's Day wünsche ich allen Iren, irischstämmigen und irischaffinen Menschen. Der Saint Patrick's Day wird weltweit von Iren, irischen Emigranten und zunehmend auch von Nicht-Iren gefeiert. Ich erinnere mich noch gut an den St. Patrick's Day 1993, den ich in Galway während meines Auslandsstudienjahres gefeiert habe. Ich werde hier nicht die Anzahl an Pints verraten, die ich über den Tag trinken musste. Als ich zurück aus Irland war, konnte man nahtlos im Foggy Dew in der Johannisstraße anknüpfen. Der Pub wurde von einem Iren geführt und hatte ein unglaublich gutes kühles Stout. Ach ja, lang ist es her. Heute gibt es neue Gewohnheiten der Verbraucher*innen, die ihre Getränke am Kiosk kaufen und mit Freunden zu Hause bleiben. Was läuft sonst? Wenige Tage nach den Wahlen wollen schon wieder Rechte und Rechtsextremist*innen aus ganz Norddeutschland in Neumünster aufmarschieren. Das Bündnis „Gemeinsam für Deutschland“ hat für den 22. März ab 14 Uhr eine Demonstration angemeldet. Neben den auf den Flyern genannten Informationen zu den Forderungen sind aktuell nur wenige Details bekannt. Es soll sich um eine „parteilose“ Veranstaltung handeln. Die Art des Protests, die Themen sowie die Aufmachung der Begleitunterlagen lassen jedoch vermuten, dass Querdenker die Urheber*innen sind. Der Verein für Toleranz & Zivilcourage ruft zum Protest gegen diese Veranstaltung auf. Treffpunkt ist um 12:30 Uhr auf dem Postparkplatz. Unsere Themen heute: +++ Polizeirazzien bei kurdischen Aktivist:innen und Vereinsstrukturen in Kiel und Lübeck +++ Pestel-Institut legt Untersuchung zum Senioren-Wohnen in Neumünster vor und spricht Warnung an die Politik aus: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert“ +++ Die Wanderausstellung StolenMemory (von den Arolsen Archives) ist in Kiel zu sehen Musik: Flatfoot 56 (USA) Underdogz (Neubrandenburg/Berlin) Bloodguilt (USA)
Ils onns 1970 era il Pullman il bus da las persunas che emigravan da l'Italia en Svizra per lavurar. En il sid da l'Italia na devi nagina u mo pauca lavur – tar nus ina massa. Blers èn restads en Svizra. Ozendi turnan els cun il Pullman giu en la Calabria per visitar lur famiglias e per far vacanzas. Duas giadas l'emna parta il bus da la Svizra enfin giudim la Calabria a San Vito ed enavos. Petra Rothmund ha fatg il viadi giu en la Calabria cun il Pullman. ------------------------------------------------------------------------------------------- In den 1970er Jahren kamen viele Emigrantinnen und Emigranten aus Italien mit dem Pullman in die Schweiz, um Arbeit zu finden. Im Süden Italiens hatte es so gut wie keine Arbeit – in der Schweiz hingegen zuhauf. Viele dieser Emigranten sind in der Schweiz geblieben. Heute reisen sie mit dem Pullman nach Kalabrien, um ihre Familien zu besuchen oder ihre Ferien zu verbringen. Zweimal wöchentlich fährt der Bus von der Schweiz nach San Vito, im südlichsten Teil Kalabriens. Petra Rothmund ist mit dem Pullman nach Kalabrien gereist.
Tobias, Jim;Marsen, Thies www.deutschlandfunkkultur.de, Länderreport
freie-radios.net (Radio Freies Sender Kombinat, Hamburg (FSK))
Studiogespräch mit Ewgeniy Kasakow, Herausgeber des Buches mit dem genannten Titel. Insgesamt geht es um die Situation der russischen Antikriegskräfte. Das Forum linker Emigranten in Köln vom 2.-3. November und der Marsch der liberalen russischen Opposition vom Wochenende in Berlin werden in ihren unterschiedlichen Positionen dargestellt. Das Buch "Sterben und sterben lassen - AK Beau Séjour" (https://diebuchmacherei.de/produkt/sterben-und-sterben-lassen/) findet Berüchsichtigung und Empfehlung; besprochen und empfohlen wird "Ein Überblick über die Antikriegspositionen in Russland und die Rolle der Linken in der Protestbewegung - Ewgeniy Kasakow - Spezialoperation und Frieden - Die russische Linke gegen den Krieg" (https://unrast-verlag.de/produkt/spezialoperation-und-frieden/).
„Unabhängig davon, welchen historischen Bezug sie auch immer behält, bleibt die Emigration ein Versehen des Schicksals“, schreibt der renommierte Maler und Schriftsteller Haralampi G. Oroschakoff in seinem Lebensroman mit dem Titel „Das Lächeln des Emigranten“. „Wer als Fünfjähriger aus seiner Welt herausgerissen und in eine andere Art zu fühlen, zu denken und zu leben eingeführtWeiterlesen
In dieser Episode widmen wir uns dem Werk »Ein Raubtier namens Mittelmeer« von Ghayath Almadhoun, einem Schriftsteller, der 2008 vor dem syrischen Regime nach Schweden geflohen ist. In seinen Gedichten erhebt Almadhoun die Stimme für die Opfer des Krieges, die Flüchtlinge und Asylsuchenden, sowie für jene, die zurückgeblieben sind. Seine Texte sind eine kraftvolle Mischung aus poetischer Sensibilität und unverblümter Realität. Sie dringen tief in die menschliche Psyche ein, entblößen existenzielle Fragen und das Leid derjenigen, die unter den Schrecken des Krieges leiden. Ich teile meine persönliche Auseinandersetzung mit Ghayath Almadhoun Gedichten. Obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Lyrik bin, hat mich dieser Gedichtband dazu angeregt, das Genre neu zu bewerten. Almadhouns Herkunft als Sohn palästinensischer Emigranten und seine Erfahrungen als Flüchtling spiegeln sich in jeder Zeile seiner Gedichte wider. Man spürt das Heimweh und die Trauer, die aus seinen Worten sprechen. Der Verlust der Heimat und die Herausforderungen des Lebens in einem fremden Land werden spürbar und lassen einen nicht los. Besonders berührend ist die Art und Weise, wie Almadhoun es schafft, auch historische Kontexte in seine Lyrik einzubetten. Eine Vorstellung von Ypern und den dort eingesetzten Chemiewaffen im Ersten Weltkrieg bringt den Leser zum Nachdenken über vergangene und gegenwärtige Kriege. Diese Assoziationen führen zu einem tieferen Verständnis der Themen Trauer, Verlust und Schicksal, während sie gleichzeitig den Geist für die politischen und sozialen Fragen unserer Zeit öffnen. Die Übersetzung von Larissa Bender tut den Gedichten zweifellos gut, auch wenn ich das Versmaß und die Struktur an manchen Stellen vermisst habe. Dennoch war die emotionale Kraft der Texte so beeindruckend, dass ich oft innehalten musste, um das Gelesene zu verarbeiten. Die ehrlichen und schmerzhaften Gedanken Almadhouns fesseln und fordern dazu auf, über die Umstände nachzudenken, die zur Entstehung von Flucht und Vertreibung führen. Die Gedichte von Almadhoun sind mehr als nur literarische Werke; sie sind eine Aufforderung zur Sensibilisierung für die Realität der Flüchtlinge. Ich hoffe, dass auch Menschen mit anderen politischen Ansichten sich auf diese Texte einlassen und ihre eigenen Überzeugungen hinterfragen. Mag sein, dass sich dies gegenwärtig nicht verwirklichen lässt, doch der Wunsch, dass diese Worte zu einem Dialog führen, bleibt bestehen. »Ein Raubtier namens Mittelmeer« ist im Arche-Verlag erschienen und weiterhin als E-Book erhältlich. Die Gedichte sind keine leichte Lektüre, sie fordern Kraft und Empathie. Doch genau das macht sie so wichtig und nötig in einer Welt, die oft dazu neigt, wegzuschauen. Ich kann nur jedem raten, sich mit diesen Texten auseinanderzusetzen und sich von ihrer Kraft berühren zu lassen.
Im 19. Jahrhundert, vor allem zwischen 1850 und 1900, zwang der Hunger Tausende von Tessinern auszuwandern. In dieser Zeit führten gerade im Maggiatal grosse Überschwemmungen zu Ernteausfällen und Krankheiten. Die Werbung von Reisebüros lockte viele auch nach Australien. Mit katastrophalen Folgen. Zeitzeuge Arthur Nicolas, 75, kennt die falschen Heilsversprechen dieser Reisebüros aus der eigenen Familiengeschichte. Dass er nicht im Tessin, sondern in Kalifornien aufgewachsen ist, verdankt er seinen beiden Urgrossvätern. Diese gingen nach Australien, um Gold zu suchen. Als sie ankamen, gab es aber kein Gold mehr. Der eine Grossvater hatte für die Überfahrt sein Land verpachtet. Er blieb in Australien und stürzte zu Hause im Maggiatal seine Familie in bittere Armut. Die Frauen und Kinder waren die Leitragenden der Tessiner Emigration, ordnet Historiker Luigi Lorenzetti ein. Im Maggiatal emigrierten so viele Männer, dass um 1900 die Hälfte der Frauen Singles waren – ein europaweit einzigartiges Missverhältnis. Das starke Bild der Armut, das im 19. Jahrhundert so viele Tessiner zwang, auszuwandern, hat aber das kollektive Gedächtnis einseitig geprägt, sagt der Historiker. Emigration wird damit fälschlicherweise ausschliesslich negativ konnotiert. So geht vergessen, dass viele Tessiner Emigranten sehr erfolgreich waren und mit ihrem erworbenen Reichtum für ein fortschrittliches Sozialsystem in ihrem Heimatkanton sorgten. Zu Gast in dieser Zeitblende sind: * Arthur Nicola, direkter Nachfahre von Emigranten aus dem Maggiatal * Angelo Comisetti, Kurator Piccolo Museo von Sessa * Luigi Lorenzetti, Historiker Feedback, Fragen oder Wünsche? Nehmen wir gerne entgegen unter zeitblende@srf.ch
Met Jan Roos praat ik over actuele thema's zoals genderidentiteit, racisme en de multiculturele samenleving. We richten ons op de rol van de media in het bevorderen van gelijkheid. Jan Roos, scherp zoals hij altijd is, legt uit hoe sommige sociale bewegingen, hoewel goed bedoeld, misschien meer kwaad dan goed doen. We kijken naar hoe raciale termen en labels in de media ons begrip van racisme beïnvloeden. Deze aflevering biedt een scherpe blik op hoe identiteit en media met elkaar verweven zijn en hoe maatschappelijke vraagstukken en ideologieën onze samenleving beïnvloeden. Of je het nu eens bent of niet met de standpunten, je krijgt een waardevolle discussie over deze belangrijke onderwerpen. Abonneer je op mijn YouTube-kanaal en steun dmv een donatie als je onze gesprekken waardeert!Support the Show.☆☆STEUN WIJSDOM☆☆Waardeer je wat ik maak & bespreek? Help me zodat ik deze podcasts kan blijven maken. Steun via: https://www.sanaeorchi.com/doneren Volg Sanae Orchi & WijsDom op Social Media:https://www.instagram.com/orchisanae/https://www.tiktok.com/@orchisanaewww.linkedin.com/in/sanae-orchi-88442a140https://www.instagram.com/wijsdompodcast/ Bekijk hier de videos:https://youtube.com/@wijsdom?si=wIKir5L0HfJQ2tU7
Das 1939 von zwei deutschen Emigranten in den USA gegründete Label Blue Note Records ist noch immer ein Aushängeschild der internationalen Jazz-Szene. Wer hier unter Vertrag ist, hat es geschafft! Zu den Auserwählten gehört seit wenigen Jahren auch die Saxofonistin Melissa Aldana. Mit ihrer ersten Veröffentlichung wurde sie direkt für einen Grammy nominiert. „Echoes Of The Inner Prophet“ heißt ihre neue, ebenfalls absolut hörenswerte Produktion - meint unser Jazzkritiker Georg Waßmuth.
Das 1939 von zwei deutschen Emigranten in den USA gegründete Label Blue Note Records ist noch immer ein Aushängeschild der internationalen Jazz-Szene. Wer hier unter Vertrag ist, hat es geschafft! Zu den Auserwählten gehört seit wenigen Jahren auch die Saxofonistin Melissa Aldana. Mit ihrer ersten Veröffentlichung wurde sie direkt für einen Grammy nominiert. „Echoes Of The Inner Prophet“ heißt ihre neue, ebenfalls absolut hörenswerte Produktion - meint unser Jazzkritiker Georg Waßmuth.
Wenn prominente Kunstschaffende aus der ganzen Welt nach Venedig reisen, passt das Motto der diesjährigen Kunstbiennale «Fremde überall» perfekt. Denn die Stadt quillt aus allen Nähten: Künstlerinnen und Touristen überall. Wie Stadt und Kunst mit «Fremden» umgehen? Ein «Kulturplatz». Ein Fest des Andersseins Der diesjährige Kurator, der Brasilianer Adriano Pedrosa bezeichnet sich als ersten «offen queeren» Kurator der Biennale Venedig. Mit seinem Motto «Stranieri Ovunque», was so viel heisst wie Fremde überall, will er bewusst Kunstschaffende einladen, die selbst Immigranten, Emigranten, Exilkünstler, indigen oder auch queer sind. Ein Fest für Aussenstehende will er feiern und setzt damit ein Zeichen in Zeiten, in denen die Angst vor dem Fremden bestimmend ist. Alle kennen das Gefühl, sich fremd zu fühlen. In Familien. Im Freundeskreis. Am Arbeitsplatz oder in der Stadt in der man lebt. Kunst aus der ganzen Welt «Kulturplatz» will auf der diesjährigen Biennale herausfinden, wie die Kunstschaffenden das Motto umsetzen. Junge Kunstschaffende aus der ganzen Welt haben sich dazu etwas einfallen lassen. Auch die Kuratorin Koyo Kouoh, die im Aargau aufgewachsen ist und heute zwei wichtige Museen in Afrika leitet, kennt das Gefühl des Fremdseins nur zu gut. Sie gilt als Vermittlerin zwischen den Welten. Baume-Schneider, Hans Ulrich Obrist, Ann Demeester – prominente Gäste in Venedig Ann Demeester, Direktorin des Zürcher Kunsthauses, kann nach einem guten Jahr in der Schweiz, im Gespräch mit der Moderatorin Nina Brunner, erzählen, wann und wo sie sich fremd fühlt. Und in welchen Projekten sie das Motto der Biennale gut umgesetzt sieht. Und Nina Brunner trifft noch eine besonders herausragende Persönlichkeit aus der Kunstwelt, den internationalen Kurator Hans Ulrich Obrist. Der begnadete Kunstvermittler wollte schon als kleiner Junge weg aus St. Gallen, hinaus in die grosse weite Welt. In seiner kürzlich erschienenen Biografie, erzählt er, dass er sich schon immer mit Kunstschaffenden auf der ganzen Welt vertraut machen wollte. Und berichtet über sein aktuelles Projekt. Ebenfalls angereist ist Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die wir im Schweizer Pavillon treffen. Hier stellt in diesem Jahr der brasilianisch-schweizerische Künstler Guerreiro do Divino Amor sein Projekt vor. Ihm geht es darum auf die Überlegenheit und Macht westlicher Gesellschaften hinzuweisen. Den Schweizer Pavillon hat er in einen Tempel verwandelt. Venedig platzt aus allen Nähten Die Kunstbiennale hat aber auch eine Kehrseite: Denn die ohnehin überquellende Lagunenstadt wird in diesen Monaten noch voller. Fremde überall. Für die Venezianerinnen und Venezianer ist das mittlerweile ein echtes Ärgernis, weil sie sich nicht mehr wohlfühlen in ihrer Stadt. Aber Venedig lebt auch vom Tourismus. Wie kann man mit diesem Dilemma umgehen? Ab 25. April startet die Stadt ein Pilotprojekt. Ab dann müssen alle Tagestouristinnen und -touristen einen Eintritt von fünf Euro zahlen. Ob das eine Lösung ist? «Kulturplatz» spricht mit einer Architektin und einer jungen Schweizer Kuratorin darüber.
Der Ökonom Clemens Fuest hat eine offene Gesellschaft als wichtig für die deutsche Wirtschaft bezeichnet. Der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung sagte im SWR2 Tagesgespräch "Offenheit bedeutet hier nicht, wie manchmal behauptet wird, dass unbedingt alle Grenzen offen sein müssen, oder dass man offen sein muss für Einwanderung oder Handel." Gemeint sei vielmehr eine freiheitliche Gesellschaft im Gegensatz zu einer Gesellschaft, der ein bestimmtes Ziel vorgegeben werde, wie es in totalitären Systemen der Fall sei. "Kapitalismus und Marktwirtschaft gibt es nicht ohne Freiheit – und darauf muss man bestehen.“ Zu typischen rechtspopulistischen Positionen gehöre es, „dass man Emigranten oder den internationalen Handel für Probleme verantwortlich macht, die man im eigenen Land sieht." Die AfD wolle aus der Eurozone und der Europäischen Union austreten. Das würde nach Einschätzung Fuests der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands schaden. "Das Wachstum wäre geringer, unser Wohlstand wäre geringer, denn der beruht ja gerade auf dem internationalen Austausch." Eine solche Politik würde selbstschädigend sei, so Fuest.
Auf einmal war es wieder da: der Anzug. Was lange als Funktionskleidung für Hochzeiten und/oder Beerdigungen diente, trugen Anfang 2000 plötzlich coole Bands wie Daft Punk, Franz Ferdinand oder The Hives. Wie aus einem Langweiler ein cooles Teil wurde, das hört ihr in dieser Folge. Dazu gehen wir weit zurück in die Geschichte, bis ganz an die Wurzeln des Herrenanzugs. Erste Vorläufer entstehen im England des späten 17. Jahrhunderts - und werden nicht von den Herrschenden, sondern von Aufsteigern und Emigranten getragen. Um 1800 erfindet dann Beau Brummell (angeblich der Vater aller Dandys) das, was heute als quiet luxury gefeiert wird: lange Hosen, schlichte Farben und vor allem Zurückhaltung als Inbegriff des männlichen Dresscodes. Aber auch gegen dieses Modediktat, das bis heute zu gelten scheint, lehnen sich immer wieder Rebellen auf. Etwa die Träger der üppigen, bunten und riesigen Zoot Suits, die vor allem in den Schwarzen Communitys eine wichtige Rolle gespielt haben.Und dann sprechen wir noch über zwei Designer, die jeweils die Männermode umgekrempelt haben: Giorgio Armani und Hedi Slimane. Der eine, indem er den Mann aus dem Korsett Anzug befreit (war früher echt steif, weil mit Rosshaar unterfüttert), der andere, der ihn wieder harter Disziplin unterwirft. Die Sprachi am Ende kommt von "Lakonisch Elegant" - der Kulturpodcast von Deutschlandfunk Kultur dreht sich um Popkultur-Aufreger, Film und Feuilletondebatten, Literatur oder auch die abgehoben hohe Hochkultur: https://www.deutschlandfunkkultur.de/lakonisch-elegant-podcast-100.html Und noch ein Podcasttipp: "Wild Wild Web" die Hosts Janne Knödler und André Dér-Hörmeyer erzählen Geschichten aus dem Netz. Es geht um die ganz großen Rätsel des Internets - mal Wissenschaft, mal Technologie, mal investigative Recherche: https://1.ard.de/iconic-wildwildweb3
Zeitgeschichte erleben. Der Podcast der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch die Rückkehr einer Vielzahl von Emigrantinnen und Emigranten, die vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen waren. Ihre unterschiedlichen Hoffnungen und Erwartungen an eine Neugestaltung Deutschlands bestimmten vielfach auch die individuelle Entscheidung für bzw. gegen Ost oder West. Vor allem für jüdische Remigrantinnen und Remigranten warf der Holocaust dabei einen Schatten auf beide bald entstehenden deutschen Teilstaaten. Ausgehend von zwei Impulsvorträgen von Lutz Fiedler (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam) und Scott Krause (Willy-Brandt-Forum Unkel) zu Rückkehrerfahrungen in Ost- und Westdeutschland diskutieren sie mit Irmela von der Lühe (Berlin) über die Erwartungen und Enttäuschungen von Remigrantinnen und Remigranten im geteilten Deutschland. Moderation: Anna-Dorothea Ludewig (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam). Begrüßung: Kristina Meyer (Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung) Die Veranstaltung fand am 28.9.2023 im Forum Willy Brandt Berlin in Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien e. V. Potsdam im Rahmen der „Tage des Exils“ statt. Diese sind eine Initiative der Körber-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Exilmuseum Berlin. Die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung online: Webseite: https://www.willy-brandt.de/ Newsletter: https://www.willy-brandt.de/newsletter/ Instagram: https://www.instagram.com/bwbstiftung/ Facebook: https://www.facebook.com/BundeskanzlerWillyBrandtStiftung/ Mastodon: https://social.bund.de/@BWBStiftung Twitter: https://www.twitter.com/bwbstiftung/ YouTube: https://www.youtube.com/@BWBStiftung
“The Frozen Rabbi” heißt ein im Jahr 2010 erschienenes Buch des amerikanischen Autors Steve Stern. Es ist sowohl in der englischen wie der deutschen Ausgabe einer vorn drauf und die erste und offensichtliche Frage, die sich der Leser stellt, ist natürlich, ob “Der gefrorene Rabbi”, so der deutsche Titel, eine Metapher ist. Wir erfahren die Antwort ganz erstaunlich auf der allerersten Seite im Buch. Nein, der Rabbi ist so real, wie es einem Romanhelden möglich ist. Und natürlich, ja, ist er auch ein Gleichnis, wir lesen schließlich Literatur. Auf dieser ersten Seite also erfahren wir, wie der Teenager Bernie in Memphis, Tennessee, nach einem Stück Fleisch zum Reinonanieren sucht, denn er hat gerade inspiriert “Portnoys Beschwerden” von Philip Roth gelesen, und der Roth ist nun mal für jede Schweinerei zu haben, der alte weise (sic!) Mann. Bernie geht dazu in die Abstellkammer des elterlichen Hauses, öffnet den mannsgroßen ur-uralt Gefrierschrank seiner Eltern und wie er sich durch die Schichten von Tiefkühlpizza und Hamburger-Patties nach unten wühlt, stößt er dort auf einen klaren Block Eis, in dem ein kleiner, hunzeliger Mann, mit einem Schtreimel auf dem Kopf, liegt und ihn anstarrt. Ein Schtreimel ist diese dicke, runden Fellmütze die man auf den Köpfen chassidischer Juden von Jerusalem bis Brooklyn sieht und wer diese Erläuterung braucht ist der perfekte Leser des hier zu besprechenden seltsamen, aber ganz hervorragenden Buches. Bernie allerdings bedarf der Erläuterung nicht, ist sein Haushalt doch ein jüdischer, wenn auch ein eher säkulärer. Auch ist Bernie ein Teenager um die Jahrtausendwende, und außer an Essen und Wichsen an nicht viel zu interessieren. Er schließt also die Gefriertruhe und vergisst augenblicklich, was er gesehen hat. Bis zum Zeitpunkt, als seine Eltern auf Kurzurlaub, im Haus der Strom ausfällt und er meint sich an irgendwas erinnern zu müssen, dass da irgendwas war.. bis neben ihm ein schlotternder alter Mann steht, eine triefende Pelzmütze auf dem Kopf und ihn anspricht, in einer Sprache, die er nicht versteht.Das Buch lässt uns so überrascht sitzen wie den Bernie und springt zurück in's Jahr 1889. Der noch quicklebendige Rabbi heißt Eliezer ben Zephyr, so erfahren wir, und er besitzt recht besondere spirituelle Fähigkeiten. Er vermag es in zenartige Zustände zu geraten, in denen er seine irdische Hülle verlassen kann und in den Himmel fliegt, sich von außen betrachtet, mit Gott spricht, und was man da oben sonst noch an religiösem Supermanstuff machen kann. Das Ganze ist nicht so furchtbar eso-ernsthaft wie man denkt. Das Judentum sieht sich schließlich als positive Religion und selbst ohne den ach so sprichwörtlichen jüdischen Humor zu bemühen, versucht man in dieser doch bei aller religiösen Ernsthaftigkeit eine gewisse Leichtigkeit in die von Gott aufgetragenen Riten zu bringen. Wer schon mal ein Purim-Fest gesehen hat, hat eine Vorstellung. Und so begreift der Rabbi seine Ausflüge auch eher als Erholung vom anstrengenden Alltag Ende des 19. Jahrhunderts, weniger als Kontakt zu seinem unaussprechlichen Gott. Also liegt er da so in einem See irgendwo auf dem Gebiet des heutigen Polen oder der Ukraine, ein damals russisches Gebiet, in dem sich Juden streng reglementiert ansiedeln durften, und träumt sich aus seinem Körper heraus. Plötzlich jedoch bricht ein Sturm und ein Regen über dem See herein, die Temperatur fällt rapide und unser Rabbi gefriert binnen weniger Augenblicke bei lebendigem Leib und freiem Geist ein. Der Rabbi ist mindestens so überrascht wie der örtliche Eisstecher, Salo Frostbissen, der im Winter Blöcke von Eis aus dem See sägt und diese in eine Höhle schafft und für den Sommer einlagert, denn Salo findet den Rabbi ein paar Wochen später, wie er da so im Eis liegt, hackt einen Quader von Eis um ihn herum frei und verbringt diesen in seine Eishöhle, mit dem Plan, ihn würdig zu begraben. Woraus nichts wird, sonst wäre der Roman schnell zu Ende. Denn Salo wird in des gefrorenen Rabbi Bann gezogen, er sitzt bald stundenlang in der Eishöhle neben ihm, spürt irgendeine tiefe Verbindung und ist der erste einer Reihe von dem Rabbi verfallenden Hütern und Beschützern, die im Buch erst zur letzten Jahrtausendwende endet - bei Bernie allein zu Haus.Wir springen nun munter vom noch gefrorenen Rabbi zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum soeben entfrosteten um das Jahr 2000 herum. Und sobald man realisiert, dass man die Begleiter des gefrorenen Rabbis durch das 20. Jahrhundert begleiten wird, kann man das durchaus umfangreiche Buch nicht mehr weglegen. Diese kleine Geschichte des Judentum im 20. Jahrhundert beginnt bei den Aschkenasim im Osten Europas, streift Zionisten in Palästina und endet bei den jüdischen Emigranten in die USA. Ausgehend von der Familie des Eisstechers Salo irgendwo bei Łódź, setzt sie sich fort in verschiedenen Shtetls und Ghettos in Europa, es folgt eine Überfahrt in die USA kurz vorm ersten Weltkrieg. Die Weltwirtschaftskrise der späten zwanziger Jahre in New York taucht auf und nicht nur als deutschem Leser wird uns spätestens jetzt natürlich etwas schwummrig. Die Handlung im Roman nähert sich den Neunzehnhundertvierziger Jahren und wir stellen fest, dass Steve Stern den Holocaust in gerade einmal zwei, drei Absätzen erwähnt und auch nur aus der Sicht eines Zionisten im damals britisch besetzen Palästina. What is happening?!Nun, Geschichte kann nie vollständig erzählt werden. Es ist viel - zu viel - geschehen im 20. Jahrhundert, wir hatten alle Geschichtsunterricht. Und ein Buch hat nur ein paar hundert Seiten zur Verfügung, wie schreibt man also eine Story über und mit Juden in diesem Jahrhundert, was schreibt man rein in die Geschichte, was lässt man weg? Die Shoa? No way. Nun, den Holocaust, als tatsächliche Erzählung, wegzulassen kann sich nur ein jüdischer Autor leisten und selbst für einen solchen ist es eine Entscheidung, die wohlbegründet sein muss. Das Faszinierende und wie ich finde enorm Mutige ist, dass Stern diese Begründung nicht gibt, man muss als Leser selbst drauf kommen. Aber es ist auch nicht kompliziert:Der im Eis gefrorene Rabbi ist natürlich eine Metapher, er steht für die Spiritualität, die jüdische Religion, ihre vielen Strömungen, von absurder Orthodoxie (bis man mal in die Kabbala schaut und merkt, dass diese noch wahnsinniger ist) bis zu den modernen, fast säkulären Strömungen die Zusammenhalt schaffen, wenn man über den Globus, über Kulturen oder Einkommensschichten verstreut lebt. Im Buch hat der Rabbi im Eis immer einen Begleiter, eine Bewacherin, jemanden, der auf ihn acht gibt und dafür belohnt wird. Das passiert so subtil, dass die Protagonisten (und wir Leserinnen) das, was geschieht oft genug nicht als Schutz oder gar Belohnung begreifen können. Nach Salo dem Eisstecher, der auf dem ersten Weg des Eisblockes von Boibicz nach Łódź wenigsten seine Frau “kennenlernt” (it's a long story), ist die zweite “Begleiterin” Jocheved, seine Tochter, die schön, talentiert und einfallsreich ist. Sie merkt bald, dass man mit ein bisschen Geschick, Gewürz und Liebe aus den öden Eisblöcken, die ihr Vater für einen Eisfabrikenten schleppt, Speiseeis machen kann. Sie unterstützt ihre Familie, wird immer schöner, selbstbewusster und erfolgreicher - um plötzlich überfallen zu werden. Durch's Ghetto streunenden Kriminelle verschleppen sie von der Straße, sie wird über Monate unter Drogen in einem Bordell gefangen gehalten und missbraucht. Als sie schließlich frei kommt und einen langen Entzug hinter sich hat, kann sie sich nicht mehr als Frau betrachten, der Schmerz, die “Shandeh”, ist zu groß. In Selbstgesprächen nennt sie sich nun Max. Sie/Er fliehen nach Amerika und sie werden lange brauchen, um wieder so etwas wie glücklich zu werden. Permanent unsicher nutzen sie die Ambivalenz ihrer Existenz und treten in immer neuen Rollen und Verkleidungen auf, ständig auf der Flucht und es wird viel Zeit vergehen bis aus Max wieder Jocheved wird, eine selbstbewusste, zupackende Frau, die in hohen Alter respektiert sterben wird. Sie ist die Person, die am meisten Berührungspunkte mit den anderen Begleitern und Beschützerinnen des Rabbi haben wird, am meisten Einfluss, gewollt oder ungewollt, auf die Geschichte und Geschichten im Buch und wer die Holocaustmetapher nicht begreift muss dann doch zu etwas anspruchsloserer Literatur greifen.Das ganze klingt dramatisch und düster und wird dem Buch sowas von ungerecht, dass es einfach nur wehtut. Das müssen wir ändern.Also, “Der gefrorene Rabbi” ist ein ganz wunderbares Buch, speziell für deutsche Leserinnen und Leser, und zwar aus einem ganz anderen Grund als man denkt. Da Steve Stern seine Story in den osteuropäischen Dörfern, Shtetls und Ghettos beginnen lässt, und dort natürlich jiddisch gesprochen wird, vergeht keine Seite ohne einen kleinen jiddischen Spruch, eine Weisheit oder, ganz wunderbar aus dem Munde Salos des Eisstecher Ehefrau ein permanenter Strom an Beschimpfungen. Diese werden nicht übersetzt und erinnern damit an den 2008 erschienenen Roman “Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao” von Junot Díaz, den Irmgard Lumpini damals recht begeistert hier besprochen hatte, in diesem natürlich in der Kombination Englisch/Spanisch. Las ich den Oscar Wao, begeistert ob der Lebendigkeit und Authentizität, die die Zweisprachigkeit erzeugt und gleichzeitig verwirrt, ob meines nahezu nichtexistenten Spanisch, Siesta Óle!, bin ich mit meiner deutschen Muttersprache natürlich prädestiniert, das Jiddische in “Der gefrorene Rabbi” kinderleicht zu entziffern und mich sehr stolz zu fühlen, wenn es mir ohne den im Kindle eingebauten Übersetzer gelingt. Schon deshalb ist das Buch eine lehrreicher Spaß, aber es wird besser, tauchen doch ganz nebenbei auf fast jeder Seite jüdische Riten, Bräuche, rituelle und säkuläre Gegenstände auf, die nach Fußnoten und Erklärungen schreien - und leider fehlen. Aber Dank moderner Lesetechnologie, sprich der in E-Book-Readern eingebauten Möglichkeit, Worte in der Wikipedia nachzuschlagen, ist das heute gottlob kein Problem mehr. Wir lernen also von “Zivug Hashamayim”, ein Paar wie füreinander geschaffen, die der “Shadkhn”, der Heiratsmakler, hoffentlich zueinander führt, auch wenn die gerade in Osteuropa aktiven Denker der “Haskalah”, der jüdischen Aufklärung, die Praxis der arrangierten Heirat ablehnen. Für jeden, der sich ein bisschen für Geschichte und Gesellschaft interessiert oder auch nur monatlich ein Kneipenquiz mit leichtem Ehrgeiz bestreitet, ein Quell des Wissens und der Inspiration. Und für Leser, denen das immer noch nicht genug Lehrstoff ist, schreibt Steve Stern in einem zwar einfachen Englisch, benutzt aber auf fast jeder Seite Worte, die der anglophile Connoisseur mit einem kleinen Jauchzen “What a strange little word!” elektronisch nachschlägt und dabei lernt, dass die Frau von Salo wohl zu recht “irascible” ist, also schnell gereizt, ob der zwar hübsch klingenden “dilapidated abodes” in denen sie leben muss, die aber dennoch nur “verfallenen Behausungen” gewesen sind und das ein “cuspidor” ein Spucknapf ist - braucht man nicht oft, das Wort, aber wenn, dann dringend. Die deutsche Übersetzung steht dem Ganzen wunderbarerweise in nichts nach, transportiert sie doch wirklich liebevoll den sprachlichen Reichtum und den Humor der Geschichte. Hatte ich erwähnt, dass das Buch wirklich lustig ist? Die Szenen, wie sich der aufgetaute Rabbi im Jahr 2000 zurechtfindet (ganz hervorragend, er macht gleichmal einen kleinen religiösen Kult auf) sind subtile Gesellschaftskritik und obwohl der Roman nahe am Klamauk endet, worüber ich mich null beschwere, bleibt einem hier ab und an ein Lachen im Hals stecken, denn, wir erinnern uns, der Rabbi hat das 20. Jahrhundert verschlafen. Wie er das Wort “Kristallnacht” das erste mal hört, stockt uns kurz der Atem. Aber auch im Ghetto zu Beginn des Buches lernen wir, wie man sich als ausgestoßene Minderheit Licht in die Dunkelheit bringt, durch Humor, gerne dunkelgrau, durch Zusammenhalt, gerne im Streit und immer wieder durch Einfallsreichtum, den Willen sich nicht unterkriegen zu lassen und - das der rote Faden im Buch - durch irgendeine Form der Spiritualität. Wenn ich das als Atheist lese rolle ich selbst als der, der's geschrieben hat mit den Augen und ja, es ist ein seltsam Ding, dieses Buch. Es ist ein Roadmovie, eine spannende Story, es ist Fun - und nicht nur weil es um Juden geht, durchzieht es ein Nebel von Melancholie. Die Religion ist auf jeder Seite des Buches präsent, wird aber unaufgeregt verschliffen von ihrer Alltäglichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gebrochen von ihrer Absurdität zu Beginn des 21. im Angesicht unseres aufgeklärten Zeitalters. Das hilft es mir als Goy, nicht permanent zu seufzen und die Augen zu verleiern. Es trägt, im Gegenteil, dazu bei, Verständnis dafür zu entwickeln, dass Menschen glauben. Nicht im Sinne von organisierter Religion: diese taucht im Buch immer wieder auf, aber wird durchaus lächerlich gemacht und sei es nur durch die Absurdität, dass der nach hundert Jahren aufgetaute Rabbi als erstes mal einen Judea-Eso-Feelgood-Tempel gründet. Nein, Steve Stern erzählt in “Der gefrorene Rabbi” eine Story über Juden im 20. Jahrhundert, die sich von ihrem Glauben getragen emanzipieren, aus dem Ghetto, aus der Diaspora oder einfach nur aus dem Eisblock ihrer eigenen Geschichte und das ist ein wirkliches Leseerlebnis. This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit lobundverriss.substack.com
Neuer internationaler Flughafen in Budweis, die Nachkommen tschechischer Emigranten und die tschechische Sprache, Marionetten- und Zirkusmuseum in Prachatice
Neuer internationaler Flughafen in Budweis, die Nachkommen tschechischer Emigranten und die tschechische Sprache, Marionetten- und Zirkusmuseum in Prachatice
Im Juli 1943 gründeten kommunistische deutsche Emigranten und Kriegsgefangene bei Moskau eine Organisation, die Nazi-Deutschland bekämpfen sollte. Die Kontrolle hatte der sowjetische Geheimdienst; der propagandistische Aufwand war beträchtlich.Heumann, Marcuswww.deutschlandfunk.de, KalenderblattDirekter Link zur Audiodatei
In diesem Podcast haben wir den wissenschaftlichen Mitarbeiter des Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), Dr. Anna Menny und Dr. Björn Siegel über die Ausstellung: „Nichts. Nur Fort!“ Flucht und Neuanfang in Buenos Aires, Montevideo und São Paulo gesprochen. Die Ausstellung, die vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden realisiert wurde, rückt diese drei Städte in den Fokus, die als Zielpunkte für deutsch-jüdische Emigrantinnen und Emigranten aus NS-Deutschland in der Forschung bislang wenig Beachtung gefunden haben. Am Beispiel der drei urbanen Räume wird die schwierige Geschichte von der Entscheidung zur Auswanderung bis zum Nachwirken dieser (familien-)biografischen Zäsur im heutigen Südamerika nachgezeichnet. Erfahren Sie mehr über die Hintergründe und Organisation dieser Ausstellung und besuchen Sie diese tolle Online-Ausstellung: „Nichts. Nur Fort!“
Auf dem Weg - der Podcast mit Moderator Sebastian Messerschmidt
Auf dem Weg mit dem kreativen Medienpädagogen Kaveh Ahangar. Kaveh wurde 1977 im Iran geboren und lebt seit 1987 in Deutschland. Er macht als Medienpädagoge und mit seinem Hintergrund als Musiker tolle Musik- und Filmprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Der künstlerische Ausdruck sind für ihn das Ventil und die Lebensenergie und sein Antrieb im Leben. Kaveh ist immer auf der Suche, also auf dem Weg zur nächsten künstlerischen Herausforderung. Seine aktuelle künstlerische Herausforderung ist die Veröffentlichung des ersten eigenen Kurzromans: „Senf mit Safran - Eine feinfühlige Reise zwischen zwei Kulturen“. Dramatisch, witzig und informativ erzählt er tagebuchähnliche Geschichten und Eindrücke, die auf wahren Erlebnissen von Emigranten, und damit auch auf seinen eigenen, beruhen. Eine Auswahl meiner Fragen an Kaveh in dieser Folge: ➡️ Was war der Auslöser diesen Kurzroman zu schreiben? ➡️ Wieviel von Deinen persönlichen Erlebnissen steckt drin? ➡️ Welche Intension hast Du mit dem Buch? ➡️ Was wünschst Du Dir für Dein Buch? ➡️ Wie war Dein Ankommen in Deutschland 1987? ➡️ Wie steht es um die Integration in Deutschland aus Deiner Beobachtung & Deiner Erfahrung? ➡️ Wie war Dein Weg zum Medienpädagogen? ➡️ Was bedeutet Dir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen? Linksammlung zu Kaveh und zu seinem Buch: https://www.novamd.de/x/SenfmitSafran Links zur AUF DEM WEG Family Intro-Stimme Henrike Tönnes: www.henriketoennes.de Intro/Outro-Musik Hannes Knechtges: www.instagram.com/hannes_knechtges Ton & Schnitt Tim Matthiä: https://www.instagram.com/dj.tim.matthiae/
Am Wolfgangsee gab es während der NS-Zeit mehrere Erholungsheime für Mütter und ihre Kinder in arisierten oder enteigneten Anwesen. Gegen Ende des Krieges versteckten sich dort hohe NS-Offiziere. In dieser Folge des SN-Podcasts "Schattenorte" spricht Historiker Christian Wasmeier über die bewegte Geschichte des Bürglguts bei Strobl. Und der ehemalige Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek und seine Nichte, die Historikerin Marie-Theres Arnbom, laden direkt in die Sommerfrische in die Villa Herz in St. Gilgen. Auch dort war ein Mütterheim der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) eingerichtet. Sie schildern, wie ihre eigene Familiengeschichte mit den Ereignissen des 20. Jahrhunderts verwoben ist. Die Spurensuche führt bis nach Wien.Literatur zu dieser Episode:- Christian Wasmeier, Christian Kloyber: Das Bürglgut. Von der Großbürgerlichkeit zur Restitution. Wien, Studienverlag, erstmals 2011 erschienen. - Marie-Theres Arnbom: Damals war Heimat. Die Welt des Wiener jüdischen Großbürgertums. Wien, Amalthea-Verlag 2014.- Marie-Theres Arnbom mit Miguel Herz-Kestranek: "... also hab ich nur mich selbst!": Stefan Herz-Kestranek - Stationen eines großbürgerlichen Emigranten 1938-1945. Wien, Böhlau Verlag 1997.- Albert Lichtblau: „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Salzburg. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich, Band 17/2, Oldenbourg Verlag, Wien/München 2004. Das Buch zum Podcast "Schattenorte - Geschichten und Geheimnisse in Salzburg" von Anna Boschner und Simona Pinwinkler, ist am 26. Februar 2024 im Salzburger Verlag Anton Pustet erschienen. Hier zum Bestellen:https://pustet.at/de/buecher.cp/schattenorte/1254 Haben Sie Fragen oder Anregungen zu dieser Folge? Oder kennen Sie weitere „Schattenorte“ in Salzburg, dann schreiben Sie uns an: podcast@sn.at.Alle SN-Podcasts zum Nachhören finden Sie unter www.sn.at/podcast
• Literatur • Elias Canetti porträtiert Menschen aus dem Gedächtnis: Emigranten, Freunde, Bekannte, große und kleine Leute – die englische Gesellschaft während des Zweiten Weltkrieges. Ein Hörspiel nach Dokumenten aus Canettis Nachlass.Von Elias Canettiwww.deutschlandfunkkultur.de, HörspielDirekter Link zur Audiodatei
Der Wiener Westbahnhof ist bereits von SS-Truppen umstellt. Nur knapp gelingt es Hertha Pauli und Walter Mehring, einen Zug nach Zürich zu erreichen. Damit beginnt eine lange Odyssee, von der Hertha Pauli (1906-1973) in ihren Erinnerungen „Der Riss der Zeit geht durch mein Herz“ berichtet. Sie führt in das Paris der Emigranten, durch das besetzte Frankreich, über die Pyrenäen und schließlich nach New York. Rezension von Dr. Eberhard Falcke. Paul Zsolnay Verlag, 254 Seiten, 25 Euro ISBN 978-3-552-07308-1
Stichting GOED spreekt veel met Nederlanders in het buitenland over de problemen waar ze tegenaan lopen. Vaak zijn het problemen die voorkomen hadden kunnen worden. De stichting heeft daarom een e-boek samengesteld, met onmisbare informatie en praktische tips en adviezen voor emigranten. De gratis gids is ook handig voor mensen die reeds in het buitenland wonen, zo vertelt Antonietta Sgherzi van GOED.
MS-Perspektive - der Multiple Sklerose Podcast mit Nele Handwerker
Neuer Beitrag von Matthias Horx zur Ukraine, der sachlich, empathisch und vielschichtig auf die aktuelle Situation und Zukunft schaut. Hier geht es zum Blogbeitrag: https://ms-perspektive.de/kolumne-94-von-matthias-horx-die-kunst-des-siegens Diesmal veröffentliche eine Kolumne von Matthias Horx zur Ukraine-Krise in Text- und Audioform. Mir hat es gut getan, den Beitrag zu lesen. Ich habe darin eine Erklärung für meine Zerrissenheit bezüglich der Maßnahmen gefunden, auf welche militärische Art die Ukraine unterstützt werden sollte, aber auch Hoffnung, dass sich ein derartiger Angriffskrieg langfristig immer zu einer Niederlage für den Aggressor herausstellen wird. Vielleicht hilft es Dir auch. Der nachfolgende Text stammt aus der Zukunfts-Kolumne von Matthias Horx: www.horx.com/die-zukunfts-kolumne Siehe auch: www.zukunftsinstitut.de. Kann die Ukraine tatsächlich diesen Krieg „gewinnen“? Über politische Klugheit und die Weisheit der Zukunft. © www.facebook.com/woskerskiART „Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.“ — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 1. Die Botschaft des Dr. Seltsam Vor knapp sieben Jahren, im Juli 2015, kam es in Wladimir Putins Staatsresidenz, 30 Kilometer vor Moskau, zu einer denkwürdigen Begegnung. Oliver Stone, der Regisseur des amerikanischen Moral-Humanismus, Vietnam-Veteran und Regisseur von Filmen wie Platoon oder JFK, drehte einen Dokumentarfilm über den Staatsmann Putin. Um sich ihm zu nähern, führte er dem heutigen russischen Diktator einen Film vor. Der Film hieß „Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben.“ Ein Meisterwerk von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964. Und das beste: Oliver Stone filmte die Reaktionen Putins: www.irishtimes.com In Kubrick‘s Apokalypse-Komödie kommt ein halbverrückter Spieltheoretiker und „Prophet“ mit seltsamem Akzent vor (Dr. Seltsam, gespielt von Peter Sellers). Dr. Seltsam weiß alles über die Zukunft, und weil er alles weiß, ist er verrückt geworden. Eine weitere Schlüsselrolle spielt ein amerikanischer General, der besessen ist von der Idee, die Kommunisten hätten chemische Substanzen ins Trinkwasser gemixt, um die „bodily fluids“ der Amerikaner zu verderben. Männer werden dadurch impotent. Querdenker gab es auch damals schon. Nicht nur im Film wimmelte es von Verschwörungsdenkern. Im Plot von „Dr. Seltsam“ wird das Konzept der nuklearen Abschreckung durch einen „system flaw“ – einen idiotischen Zufall – ausgehebelt. Die Strategen des CIA haben „zufällig“ vergessen, der russischen Gegenseite mitzuteilen, dass sie eine DOOMSDAY-Maschine konstruiert haben. Einen automatischen Startmechanismus der Atomraketen für den Fall eines Angriffs. Falls der Präsident zögern sollte, den roten Knopf zu drücken, werden alle Raketen und Bomber im Fall eines Angriffs unverzüglich auf RED ALERT und Abschuss gestellt. Deshalb lässt sich ein Irrtum nicht mehr korrigieren. Am Schluss reitet ein amerikanischer Bomberpilot juchzend auf einer Wasserstoffbombe auf Russlands Boden zu. Er sieht die Bombe als ein wildes Pferd, das er zähmen muss. Das Narrativ des Cowboys, eines uramerikanischen Motivs. Wladimir Putin und der Regisseur Oliver Stone beim Viewing des Films „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“, Juli 2015 © www.irishtimes.com Putin fiel zu dem Film irgendwie nicht viel ein. „Es gibt einiges in dem Film, was uns nachdenklich macht…“, sagte er im anschließenden Gespräch. „Eigentlich hat sich ja seitdem nicht viel verändert… Es ist heute noch schwieriger und gefährlicher solche Waffensysteme zu kontrollieren…“ © www.irishtimes.com Beim Abgang überreicht Stone Putin einen Umschlag mit der DVD des Films. Putin tritt durch eine Tür, öffnet den Umschlag, und kommt noch einmal zurück. „Typisches amerikanisches Geschenk! Nichts drin!“ Er hält die leere Hülle der DVD in den Händen. Oliver Stone entschuldigt sich und holt die DVD aus dem Abspielgerät. Man verabschiedet sich. 2. Schwere Waffen Kann die Ukraine diesen Krieg wirklich gewinnen? Darüber bilden sich jetzt in Medien, Köpfen, Gefühlen rasch neue Deutungs-Mehrheiten. Die russische Offensive, so heißt es, hat sich vor den Toren Kiews festgelaufen. Putin hat sich „verkalkuliert“. Wir müssen den Ukrainern einfach SCHWERE WAFFEN liefern! Das ist das GEBOT der Stunde! Dann können sie diesen Krieg gewinnen. All das klingt betörend. Einfach. Geboten eben. Aus moralischen, kriegstaktischen Gründen. Aus dem Recht auf Selbstverteidigung heraus. Auch aus Scham und Schuldgefühl: „Wie konnten wir nur solange stumm zusehen!?“ Wer, außer den rechten Populisten und den wackeren Friedens-Fundamentalisten, möchte das nicht: Dass die tapferen Ukrainer, die auch für unsere Freiheit kämpfen, den Usurpator besiegen? Aber was ist das überhaupt? Siegen? 3. Das Abschreckungs-Paradox In Los Alamos, dem Zentrum der amerikanischen Bombenforschung, war die Atombombe in den letzten Kriegsjahren unter ungeheurem Aufwand von Geist und Geld als ein Instrument erfunden worden, grausame Massen-Kriege für immer zu beenden (siehe dazu die ergreifende Serie „Manhattan“, bei Amazon Prime). www.amazon.de/Manhattan-Staffel-1-dt-OV Führend bei der Entwicklung dieser Massenvernichtungswaffe, waren Wissenschaftler, die den „killing fields” Europas entkommen waren. Ungarische Mathematiker. Jüdische Emigranten, die ihre Verwandten in den Nazi-Konzentrationslagern verloren hatten, nicht wenige von ihnen aus dem Gebiet, der heutigen Ukraine. Physiker, die dem linken Humanismus nahestanden, wie Edward Teller. Einige dieser Wissenschaftler gingen von Los Alamos direkt hinüber ins Lager der Spieltheoretiker, etwa John von Neumann, ein genialerer Kybernetiker und Quantenphysiker (siehe auch meine Kolumne „Future War“). In den frühen 60er Jahren erarbeiteten die Spieltheoretiker in den amerikanischen Think-Tanks das Konzept der nuklearen Abschreckung. Ein regelbasiertes Spiel, das den Untergang der Menschheit durch die Möglichkeit des Untergangs verhindern sollte. Wenn beide Parteien den anderen vernichten können. Und beide Parteien WISSEN, dass ein Erstschlag durch einen umso vernichtenderen Zweitschlag beantwortet wird. Wird keiner mit der Weltzerstörung anfangen. Auch mörderische konventionelle Kriege, wie in den zwei Weltkriegen, könnten so vermieden werden. Denn die könnten ja jederzeit eskalieren. Allerdings verhedderten sich die Spieltheoretiker im Laufe ihrer Arbeit in immer mehr Paradoxien. Je mehr sie rechneten und rechneten, modellierten und modellierten, umso weniger ging ihre Rechnung vom „Gleichgewicht des Schreckens“ auf. Der Bomberkommandant auf dem Ritt in die Apokalypse Screenshot: www.moviepilot.de Was Kubricks Dr. Seltsam auf den Punkt brachte, offenbarte sich immer deutlicher: Gleichgewichte des Schreckens funktionieren nur bei perfekter Information. Und: Es kommt vor allem auf die KOMMUNIKATION an, ob ein Regelsystem hält. Information kann jedoch ebenso wenig „perfekt“ sein wie Kommunikation. Beides ist störanfällig, manipulierbar, verrauscht. Und hängt letztlich vom menschlichen Willen ab. Wenn Information und Kommunikation chaotisch werden, fällt man leicht in Verschwörungswahn und tief eingelernte Reflexe zurück. Etwa in den Cowboy-Wahn. Die Idee, die ganze Welt befreien und zähmen zu müssen. Oder den Zaren-Wahn. Die Vorstellung, das größte, beste und mächtigste Großreich aller Zeiten besitzen zu wollen. Der Commander in Chief fürchtet um seine Potenz. Screenshot: www.moviepilot.de 4. Der Ernstfall-Test Im ersten großen Test der nuklearen Abschreckung, in der Kuba-Krise von 1962, zwei Jahre bevor Kubrick seine Satire veröffentlichte, saßen Spieltheoretiker wie Thomas C. Schelling im Krisenstab des US-Präsidenten. Siehe Tim Hartford, Logic of Life S. 36 ff S. 51 John F. Kennedy vermied durch seinen hellen Geist vor allem EINEN Fehler: Die Entscheidungen den Militärs zu überlassen, die ständig auf den Einsatz „ihrer Kapazitäten“ drängten. (siehe den Film „Thirteen Days“ von 2000). Die Kennedy-Administration legte großen Welt auf das rote Telefon, die Direktverbindung zum Kreml (so wie heute wieder das US-Verteidigungsministerium in der Ukraine-Krise). Die Kuba-Krise wurde beigelegt, indem ein „Hidden Deal“ geschlossen wurde. Die UdSSR zog ihre Atomraketen aus Kuba ab, und die USA ihre Atomraketen aus der Türkei. Wichtig war, dass die Einzelheiten des Deals nie veröffentlicht wurden. Die Welt wurde in aller Diskretion, ohne Beteiligung der öffentlichen Medien und des Propagandaapparates, gerettet. Es gibt so etwas wie die Weisheit des Schweigens. 5. Das Gesetz von Kraft und Gegenkraft Die Ukraine hat in diesem Krieg ein Momentum genutzt, das in der Kriegsgeschichte wohlbekannt ist. Das Phänomen des KULMINATIONSPUNKTS DES ANGRIFFS. Der Historiker Wolfgang Schivelbusch beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch „Rückzug – Geschichten eines Tabus“. Es gibt in der Militärgeschichte viele grandiose Siege, die sich im Moment ihres Eintretens in Niederlagen verwandelten. In katastrophische Erfolge. Etwa Napoleons Eroberung Moskaus im Jahr 1812. Als die Grande Armee nach 3.000 Kilometern Fußmarsch mit Fanfarenklängen in die Stadt einzog, ohne nennenswerten Widerstand, war die Stadt leer. Kein Gegner in Sicht. Leere Straßen. Verrammelte Fenster. Die Folge war: Ratlosigkeit. Mit allem konnte der Oberstratege Napoleon umgehen, außer dem Mangel eines Gegners. Dann brannten auch noch Teile der Stadt. Chaos brach aus, die Moral der französischen Truppen zerfiel. Napoleons Schicksal war besiegelt. Schivelbusch beschreibt diesen Effekt der Sieges-Niederlage auch am Beispiel zweier Entscheidungsschlachten der Weltkriege, an der Marne und in Dünkirchen. Im Ersten Weltkrieg waren es die Pariser Taxifahrer, welche die französischen Soldaten zur Front fuhren, wo sie die deutsche Offensive an der Marne zu Stillstand brachten. Die Frontbeobachter berichteten schon stolz davon, dass sie in ihren Feldstechern Notre Dame sehen konnten. Im Zweiten Weltkrieg kam es nach dem Rückzug der englischen Armee zu einer Reorganisation des weltweiten Widerstands gegen Hitler. Ähnlich war es auch in Vietnam. Im Irak. Und in Afghanistan. Und eben auch jetzt in der Ukraine. „Im Moment des Angriffs mag mag der Angreifer im Vorteil sein, wenn er mit überlegenen Kräften angreift. Weil er das Überraschungsmoment und die Wucht des ersten Schlages auf seiner Seite hat. Doch dieser Vorteil ist von kurzer Dauer. Nach dem Prinzip des Stundenglases oder der kommunizierenden Röhren, kommt die Energie, die der Angreifer durch FRIKTION verliert, dem Verteidiger zugute. Dieser braucht nur warten, bis sich das Kräfteverhältnis umkehrt.“ Das nennt Clausewitz den Kulminationspunkt des Scheiterns. Clausewitz spricht vom „Zurückgeben des Stoßes“ – “die Gewalt eines Rückstoßes ist gewöhnlich viel größer, als die Kraft des Vorstoßes war. Der Affekt (oder Reflex) der Vergeltung vermag Energiereserven zu mobilisieren, über die der Angreifer nicht mehr verfügt.” (Schivelbusch S. 66). Eine kleine Einführung in die systemisch-dynamische Spieltheorie Die fundamentale Spieltheorie sagt uns, dass es in unserem Universum DREI Arten von „Spielen“ gibt. Diese Abläufe beschreiben sowohl die Logik des Lebens, der Evolution, der Zivilisation, wie auch menschlicher Kommunikationsprozesse. Win-Win-Spiele, in denen beide – oder mehrere Parteien – gegenseitige Vorteile generieren. Echte Kooperation, fairer Handel, sinnvolle Arbeitsteilung, Vertrauen, Zuneigung, Liebe, ökologische Vielfalt – all das erzeugt systemische Überschüsse, die grösser sind als die Summe der Investitionen. Durch NON-ZERO-SUM-Games, „Nichtnullsummenspiele“, wird die Welt dauerhaft bereichert. Der Komplexität wird etwas hinzugefügt. Man könnte auch sagen: Fortschritt entsteht. Win-Lose-Spiele, in denen EINE Partei verlieren muss, wenn die andere gewinnt. Bei Tennis etwa, siehe Boris Becker, gibt es immer nur einen Gewinner, der alle anderen hinter sich lässt, dabei aber auch selbst Verluste erleidet. In frontaler Konkurrenz, Spekulation und Korruption entstehen ungünstige Verluste. Auch wenn es einen SIEGER gibt, werden die Verluste in die Zukunft verschoben – und kehren von dort zurück. Lose-Lose-Spiele, in denen BEIDE Parteien verlieren. Neben verheerenden Ehescheidungen ist der Krieg das Beispiel für ein doppeltes Verlustspiel. Krieg ist immer eine Vernichtung von Weltpotential, bei der auch der Sieger verliert. Allerdings können sich auch Kriegsgeschehen asymmetrisch umkehren. Durch kathartische Prozesse entstehen neue Selbstorganisationen, aus Chaos und Zerstörung entsteht – irgendwann – neue Ordnung. Aus Tod entsteht Leben. Aus Verlust entsteht neue Zukunfts-Energie. Tit for Tat: Wie Du mir, so ich Dir, revisited Anatol Rapoport (1911-2007) emigrierte als 11-jähriger aus dem heutigen Losowa in der Ukraine in die USA, er lebte in Chicago und Wien. © en.wikipedia.org Er war Musiker, Mathematiker, Systemwissenschaftler und Philosoph, dazu noch Psychologe und Biologe. Rapoport legte die Grundlagen der angewandten Spieltheorie und teilte „Spiele“ in mehrere Dimensionen auf: Kampf („fight“): Gewalttätige Auseinandersetzung, endet mit der Unterwerfung oder physischen Zerstörung des Verlierers. Spiel („game“): Kräftemessen nach festen Regeln, endet mit der freiwilligen Aufgabe eines Teilnehmers. Debatte („debate“): Versuch, das eigene Normen- und Wertesystem auch dem Gegenüber schmackhaft zu machen. Kriege sind verschlungene Mischungen aus allen drei Komponenten. Die von Rapoport formulierte Tit-for-Tat-Strategie bildet einen wesentlichen Kern der erweiterten Spieltheorie, die auf Konfliktlösungen abzielt. Dabei geht es darum, die inneren Konstruktionen des „Gegners“ zu verstehen und zu integrieren. Die beste Strategie, die langfristig am meisten Erfolge zeigt, ist eine „positive Reaktionsstrategie mit eingebauter Flexibilität“. Sie beinhaltet zwar das Prinzip der Reziprozität „Auge um Auge, Zahn um Zahn: Tue anderen so, wie sie dir getan haben.“ Aber auch der beschränkten Vergeltung, um Strafen gering und Belohnungen hoch zu halten, unabhängig davon, wie das Gegenüber sich verhält. Die Strategie hat außerdem die Regel, zu Beginn einer Interaktion auf jeden Fall kooperativ zu handeln. Tit for Tat plus ist eine freundliche Strategie mit klaren Reaktionen: Nettigkeit: Man beginnt das Spiel immer kooperativ. Provozierbarkeit: Auf unkooperatives Verhalten der Gegenseite folgt Vergeltung. Auf kooperatives Verhalten wird mit Kooperation geantwortet. Nachsichtigkeit: Sobald die andere Partei nach einer Defektion wieder Kooperationsbereitschaft zeigt, nimmt man die Kooperation wieder auf. Trenne in Konflikten immer Person und Verhalten! Klarheit: Durch die Einfachheit der Strategie ist das eigene Verhalten leicht berechenbar. Siehe auch: Robert Axelrod, Die Evolution der Kooperation, 2000 6. Das Spielfeld erweitern Was also ist „Siegen”? Das ist ein bisschen kompliziert. Seit der der Zeit der „symbolischen Schlachten”, als wohl-geordnete Heere in Reih und Glied aufeinander zumarschierten und irgendwann der Sieg „ausgezählt“ wurde (headcount, meistens sogar in Übereinkunft der Kriegsparteien), sind lange vorbei. Kriege sind heute nicht nur materielle „Events“, in denen Menschenleben und Material der Einsatz sind. Kriege sind symbolische, politische, mentale, semantische Geschehen, die weit über das Schlachtfeld hinausreichen. Im hypermedialen Zeitalter werden sie vor allem als DISKURSE begonnen oder beendet. Die Angriffs-Kriege der vergangenen Jahrzehnte – spätestens seit Vietnam – wurden stets ASSYMETRISCH VERLOREN – wobei Öffentlichkeiten, „public opinions“, eine wichtige Rolle spielten. Überlegene Feuerkraft führte dabei immer ins Desaster, in die am Ende klägliche Niederlage. Das haben besonders die Amerikaner erfahren, in Vietnam, Irak, Somalia, Afghanistan. Und endgültig in Syrien. Seit dem Irak-Desaster hat die Supermacht Amerika keinen Interventionskrieg mehr geführt. Aus Amerikas Niederlagen hat das russische Militär viel gelernt. Auch Russlands militärische „Siege“ – Grosny, Syrien etc. – entstanden aus asymmetrischer Verschiebung. Dazu gehörte die Strategie, die Regeln des internationalen Rechts gnadenlos auszuhebeln. Der russische „Barbarismus“, in dem Kindergärten und Krankenhäuser angegriffen werden und jede Grausamkeit grundsätzlich der Gegenseite angelogen wird, besteht aus bewusstem Regelbruch. Und ist sehr erfolgreich. Brutalisierte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung setzt den Gegner und seine Verbündeten nicht nur in Angst und Schrecken. Sondern in ein schreckliches Dilemma: Das Paradox der reziproken Eskalation. Jeder Gegenangriff führt zu einer Verschrecklichung der Situation. Jedes Zögern ebenfalls. Jede Zurückhaltung ist Verrat am Menschlichen, Humanitären. Jede Entschlossenheit auch. Wenn man die Unterlegenen stärkt, vermehrt man den Blutzoll. Man macht sich schuldig. Wenn man sich heraushält, vermehrt man den Tod und die Verzweiflung. Man macht sich schuldig. Wenn man einen Krieg tatsächlich gewinnen will, muss man das Spielfeld erweitern. Man muss das „level playing field“ auf eine höhere Ebene verlegen. Und neue Mitspieler und Verbündete finden. Die weltweite öffentliche Meinung. Die Interessen anderer Länder. Globale Akteure der Zivilgesellschaft wie UNO, NGOS, Internationale Organisationen.Die Kraft von Kunst und Kultur. Kulturelle und religiöse Institutionen. Die Lösungen neuer Kapitalinteressen und Technologien (Die Energie-Revolution). Das Einzige, was diesen Krieg wirklich mit einer Niederlage Russlands beenden könnte, wäre eine überwältigende globale Mehrheit gegen den Krieg. Eine aktive, beharrende, entschlossene Welt-Mehrheit für die Einhaltung oder Wiederherstellung des Völkerrechts. Das ist aber nicht möglich, solange die vielen Völkerrechts-Verletzungen der Supermacht Amerika im Raum stehen, ohne bearbeitet und verziehen worden zu sein. Denn der Vorwurf der Doppelmoral ist die eigentliche semantische Waffe in diesem Krieg. Ukrainische Briefmarke zeigt dem russischen Kriegsschiff Moskwa den Mittelfinger, © www.derstandard.at Die ukrainische Regierung hat, im Zusammenspiel mit der ukrainischen Zivilbevölkerung, bereits eine äußerst kluge Symbolpolitik betrieben. Sie hat auf unvergleichliche Weise die Selbstorganisations-Kräfte der Bevölkerung mobilisiert. Die Ukraine spielt ihre erfolgreichsten Spiele nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im kollektiven Wahrnehmungsraum. In den globalen MEMEN, den Inszenierungen der Widerstands-Empathie. David gegen Goliath, ein Kampf auf dem moralischen Spielfeld. Für den Frieden jedoch ist die Moral eine ungünstige Währung. Sie wirkt ja immer auf beiden Seiten, dient als Bestätigung, Rechtfertigung, ja Begründung der Gewalt. 7. Die dunkle Resonanz Die acht Szenarien, die ich in Kolumne Nr. 92 beschrieben habe, verdichten sich immer mehr zu einem wahrscheinlichen Verlauf. Die östliche Ukraine wird besetzt, durch eine Orgie der Zerstörung, in der das russische Militär noch einmal alle seine Grenzüberschreitungen vorführt. Wie weit das gehen wird, wissen wir nicht. Hier rollt der historische Würfel des Zufalls. Die Zerstörung wird dann als Sieg verkauft werden. Doch die Eroberung eines auf Jahrzehnte verseuchten und verminten Ruinen-Trümmerfelds, das man selbst erzeugt hat, erfordert einen hohen Preis. Eine gigantische Minus-Rechnung muss in einen Triumph umgedeutet werden. Damit könnte sich das Imperium, wie schon viele Imperien zuvor, überheben. In Andrei Tarkowskis dystopischem Film STALKER reisen drei Personen in eine radioaktive Landschaft, die den Ruinen von Mariupol oder der Zone von Tschernobyl ähnelt. Alles schimmelt, rostet, dampft. Irgendwo in dieser ruinösen Landschaft soll sich ein Raum befinden, in dem alle Wünsche endlich erfüllt werden. Man muss sich in diesem Raum nur das wünschen, was man wirklich will. Die Reisenden erreichen diesen Raum nie. Sie vergessen unterwegs, was sie sich wünschen könnten. Sie zerstreiten sich darüber, was überhaupt wünschenswert sein könnte. Und ob man diesen Raum nicht lieber zerstören sollte. Weil er gefährlich ist. 8. Cyber-Nations Zu den Erweiterungs-Optionen des Spielfelds gehört auch das, was man die ankommende Emigration nennen könnte. Aus Vertreibung wird dann Migration. Vertreibung ist immer ein schrecklicher Heimatverlust. Aber es kann auch ein kreativer Welt-Zugewinn werden. So, wie die jüdischen Künstler und Intellektuellen, die Wiener und Berliner Physiker und Naturwissenschaftler im Zweiten Weltkrieg „den Westen“ bereicherten, werden Millionen Ukrainer UND Russen zu einer globalen Bereicherung führen. Der größte Kriegsverlust Russlands ist der „brain drain“, der Verlust von unfassbar vielen Talenten, humanen Potentialen, kreativen Menschen. Der zweite Weltkrieg wurde nicht zuletzt dadurch entschieden, dass Millionen von Menschen in ihren Aufnahme-Ländern große Potentiale von Wissen, Energie und Wandel freisetzten. Hier könnte das vielgerühmte „Metaverse“ endlich einmal zeigen, was es kann. Stellen wir uns vor: In einer neuen CYBER-NATION tun sich die Dissidenten Russlands UND die Vertriebenen der Ukraine zusammen. Solche virtuellen Neu-Staaten können im 21. Jahrhundert reale Machtpotentiale entwickeln. Sie können intensiv auf die Ursprungsländer zurückwirken. Das virtuelle Territorium wird wichtiger als das physische Territorium. Die Besatzung wird sinnlos. Sie scheitert an sich selbst. 9. Bewaffneter Pazifismus Vielleicht lässt es sich nicht verhindern, dass die Ukrainer nun SCHWERE WAFFEN erhalten. Manchmal entwickeln sich die Dynamiken in einer Weise, in der sie nicht aufzuhalten sind. Die buddhistische Lebensweisheit geht von einer wichtigen Differenz zwischen MITLEID und MITFÜHLEN aus. Während Mitleid immer auch einen narzisstischen Aspekt hat – es zieht uns in das Leiden und die Angst mit hinein, es bindet uns an unsere affektive Reaktion – führt Mitgefühl zu einer Zuneigung, in der wir in Empathie einen kühlen Kopf bewahren können. Auch dieser Krieg wird nur asymmetrisch zu gewinnen sein. Wenn „wir“ den Ukrainern schwere Waffen liefern, nehmen wir ihnen womöglich ihre wahre Möglichkeit auf Erfolg. Es könnte sein, dass wir ihren asymmetrischen Sieg verhindern, indem wir sie ihrem Gegner angleichen. Zum Siegen gehört auch, auf die richtige Weise verlieren zu können. Um dann auf einer neuen Ebene weiterzukämpfen. Die Re-Militarisierung, die wir in Europa nun vollziehen müssen, kann nicht in die alten Militarisierungsformen zurückführen. Die Finnen haben das schon lange verstanden, ebenso wie die Letten und Litauer, oder die Schweizer. Ein bloßes „Gegenrüsten“ auf derselben Ebene ist sinnlos. Eine Gesellschaft jedoch, die sich mit Hightech-Defensiv-Waffen und heller Entschlossenheit ihr Land für jeden territorialen Aggressor „unsinnig“ machen kann, ist die richtige Antwort auf das Ende der nuklearen Abschreckung. Individualismus, Vitalität, politische Freiheit, Innovationskraft, Zivilität und Verteidigungsfähigkeit können erstaunlicherweise zusammengehen. Wie die Ukraine, aber auch das Beispiel Israel – in großen Teilen – zeigen. Hoffen wir also auf asymmetrische Weisheit. Hoffen wir auf die Klugheit unserer Politiker, in diesem Konflikt in Sinne von Nicht-Nullsummen-Spielen zu agieren. Dazu bedarf es des wiederholten Ebenenwechsels. Vertrauen wir auf die menschlichen Fähigkeiten, in großer Paradoxie innere Klarheit zu behalten. Das Spiel auf einer höheren Ebene zu spielen. Eine Verhandlungs-Streitmacht zu entwickeln. Hoffen wir auf eine neue Poesie des Friedens. Ein Spielfeld, das sich aus der Zukunft heraus entfaltet. P.S.: Dieser Text bezieht sich auf eine Unmenge kluger und weniger kluger Gedanken in der momentanen Kriegsdebatte. Sehr wertvoll war ein Interview mit dem ehemaligen Pazifisten Arvid Bell, der heute eine „Negotiation Task Force“ an der Harvard University führt, die die Rolle von Verhandlungsstrategien in internationalen Konflikten erforscht („Der Westen nimmt sich wichtiger, als er noch ist“, ZEIT online 17. April 22). Und ein Hinweis auf den wunderbaren Text „Ukraine is our Past and Future“ des Journalisten und Filmproduzenten Peter Pomerantsev, veröffentlicht in TIME Magazine, 6..4.22: Once again, Ukraine is making us rethink our values, our laws, our policies, our defense. This war is not just a problem you can localize to Russia-Ukraine. There's an increasingly coordinated network of dictatorships and soft authoritarians who think the 21st century belongs to them. Working out how to help Ukraine win is the first step to fathom this defining question. As so many times a global fault-line in our thinking, one that we wanted to ignore, is being made apparent in Ukraine. The Ukrainian writer Igor Pomerantsev once defined poetry as a bat flying through the night suddenly illuminated in the flashlight of our focus. That metaphor can apply to politics as well. Ukraine is the place where the invisible is surfaced, where the suppressed will be remembered, where horror is made into meaning. For their freedom and ours. www.time.com Geboren in Kiew, aufgewachsen in Deutschland, lebt Peter Pomerantsev heute in London. Er ist Autor des Buches “Nothing is true and everything ist possible” und “This Is Not Propaganda: Adventures in the War Against Reality”. Ein großes Dankeschön an Matthias Horx für den interessanten Beitrag und die freundliche Erlaubnis ihn teilen zu dürfen! Ich hoffe, es hilft Dir vielleicht wieder etwas mehr mit Mitgefühl auf den Konflikt zu schauen und dabei dennoch aktiv und handelnd zu bleiben, statt im Dunkel zu versinken. Alles liebe und bestmögliche Gesundheit wünscht Dir, Nele
Nur wenige wissen es noch: In den 1930er Jahren flohen viele Wissenschaftler, Ärzte, Lehrer, ja auch Musiker aus Nazi-Deutschland in die Türkei. Darunter auch der Finanzwissenschaftler Prof. Fritz Neumark. Er schrieb seine Erinnerungen in dem Buch »Zuflucht am Bosporus« auf. Es waren nicht nur Wissenschaftler, die in die Türkei emigriert sind, sondern auch eine Reihe von Politikern und Musikern, die zu Flucht am Bosporus fanden. Vor allem Ernst Reuter, der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin und Vater von Edzard Reuter, dem noch späteren Daimler Benz Boss, war in die Türkei geflüchtet. Mustafa Kemal nahm sie gern auf. Er wollte eine Türkei nach westlichem Vorbild. Neumark wirkte auch bei der Neugestaltung des türkischen Finanzsystems mit. Das Steuersystem enthielt seinerzeit noch den sogenannten Zehnten sowie eine Viehsteuer, war völlig veraltet und weder ausreichend ergiebig im physikalischen Sinne noch im Sinne einer Verteilungsgerechtigkeit. Das Bakschischgeben und -nehmen wurde gewissermaßen als normal angesehen. Die deutschen Emigranten übten einen breiten und tiefen Einfluss auf die einheimischen Ärzte, Anwälte, Chemiker, Physiker, und nicht zuletzt auch auf Beamtengruppen aus. So wurde ein Staatswesen mit vielen deutschen Elementen aufgebaut. Ich habe 1986 ein sehr langes ausführliches Gespräch mit ihm geführt. Erinnerungen an eine Zeit mit deutlich anderen Beziehungen zur Türkei, die damals auch ein anderer Staat war, und für mich ein außergewöhnliches Zeitdokument, https://www.tichyseinblick.de
In den Nachrichten hört man viel von Menschen, die nach Deutschland einwandern wollen. Aber wusstest du auch, dass jedes Jahr 180.000 Menschen Deutschland verlassen, um im Ausland zu leben? Drei Viertel von ihnen sind Akademiker. Aber wie war das in der Vergangenheit? Ich habe die Geschichte von Franz Daniel Pastorius gefunden. Er wanderte mit einer Gruppe deutscher Siedler im Jahr 1683 nach Pennsylvania in den Vereinigten Staaten von Amerika aus. Mit 13 Familien aus Krefeld gründete er die Siedlung Germantown, die heute ein Vorort von Philadelphia ist. In den kommenden Jahren verließen viele Deutsche ihre Heimat. Der Grund war eine große Hungersnot, später auch die Überbevölkerung der Gegend. Denn durch die Industrialisierung und Fortschritte in der Medizin starben immer weniger Kinder, die Familien waren also sehr groß. Es gab aber nicht für alle genug zu essen, die Arbeitslosigkeit war groß. Die Menschen hofften auf ein neues Leben in der Fremde. Die USA waren das Hauptziel der deutschen Auswanderer. Manche zogen aber auch nach Brasilien, Kanada oder Argentinien. Und einige gingen in die deutschen Kolonien, das habe ich ja schon in einer anderen Slow German-Episode erzählt. In der ersten Phase bis 1865 wanderten meistens ganze Familien aus. Das heißt die Auswanderer hatten Kinder dabei. Die meisten von ihnen hatten einen Beruf erlernt und konnten im neuen Land daher gut arbeiten. In den nächsten 30 Jahren waren es dann eher einzelne Menschen, die auswanderten. Sie hatten oft keinen Beruf. Auch wenn man meinen könnte, dass das vor allem Männer waren, stimmt das nicht: auch Frauen machten sich alleine auf den Weg in die Ferne. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs kamen noch viele Industriearbeiter nach Amerika. Zwei Drittel der Auswanderer waren alleine unterwegs, fast 40% von ihnen waren Frauen. Im 20. Jahrhundert wurde es immer schwieriger, in andere Länder auszuwandern. Denn die weltweite Wirtschaftskrise sorgte dafür, dass zum Beispiel die USA die Immigration kontrollierten. Es gab neue Gesetze, damit nicht zu viele Menschen ins Land kamen. Und dann waren da die beiden Weltkriege, vor allem der Zweite Weltkrieg mit der Judenverfolgung durch die Nazis. Viele Juden verließen Deutschland, dazu noch viele Künstler und Wissenschaftler oder Politiker. Eine halbe Million Menschen verließ Deutschland, weil sie die Gefahr zum Glück rechtzeitig erkannt hatten. Viele der Emigranten sind heute noch berühmt, Albert Einstein zum Beispiel, Marlene Dietrich, Thomas Mann oder Bertolt Brecht. Nach dem Krieg blieb Nordamerika das Land, in das die Deutschen auswandern wollten. Eine halbe Million Menschen wanderten in den 50er-Jahren dorthin aus. Was sind die Gründe dafür, sein eigenes Land zu verlassen, um woanders ein neues Leben zu beginnen? Man spricht in diesem Zusammenhang von Push- und Pullfaktoren. Entweder man wird aus dem eigenen Land sozusagen vertrieben durch Krieg, Bedrohung oder Hunger, oder man wird von einem anderen Land angezogen, beispielsweise weil es dort mehr Land gibt, ein besseres Klima oder andere Vorteile. Die OECD schätzt, dass 3,4 Millionen in Deutschland Geborene in einem anderen OECD-Land leben. Sie arbeiten dort, viele von ihnen als Führungskräfte, als Akademiker, Techniker oder im Bildungs- und Gesundheitswesen. Wer von Deutschen im Ausland spricht, spricht heute also eher von hochqualifizierten Arbeitskräften. Deutschland gilt als Migrationsland. Viele Menschen ziehen weg, andere kommen neu hinzu. Zum Beispiel die Gastarbeiter, aber davon habe ich dir ja schon erzählt. Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg247kurz.pdf
Sie waren Emigranten und kämpften in der US-Armee gegen die Nationalsozialisten: die Ritchie Boys. Unter ihnen war der deutsche Guy Stern, der 1937 in die USA geflohen war. Für manche ging der Einsatz nach 1945 noch weiter. Von Michael Reitzwww.deutschlandfunkkultur.de, Zeitfragen. FeatureDirekter Link zur Audiodatei
Ab 1731 verließen mehr als 20.000 Salzburger das Land. Eines der dunkelsten Kapitel der Salzburger Geschichte.Die Geschichte der Protestanten ist eines der dunkelsten Kapitel der Salzburger Vergangenheit und der Grund, warum Margot Bergmann aus Bielefeld eine Expertin im Bereich Ahnenforschung ist. Bergmann ist Vizepräsidentin des Salzburger Vereins mit Sitz in ebendieser deutschen Stadt und hütet eine Bibliothek, die voller Urkunden, Akten und Stammbäume ehemaliger Salzburger Familien ist – die meisten davon aus dem Pongau, viele aber auch aus dem Pinzgau.Literatur und Links zum Thema:Charlotte E. Haver: Von Salzburg nach Amerika. Mobilität und Kultur einer Gruppe religiöser Emigranten im 18. Jahrhundert. (= Studien zur Historischen Migrationsforschung; Bd. 21) Ferdinand Schöningh, Paderborn 2011Christoph Lindenmeyer: Rebeller, Opfer, Siedler. Die Vertreibung der Salzburger Protestanten. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2015.Toleranzweg in Filzmoos: https://www.filzmoos.at/de/entdecken/toleranzberg-filzmoos.htmlSalzburger Verein in Bielefeld: https://salzburgerverein.de/ Das Buch zum Podcast "Schattenorte - Geschichten und Geheimnisse in Salzburg" von Anna Boschner und Simona Pinwinkler, ist am 26. Februar 2024 im Salzburger Verlag Anton Pustet erschienen. Hier zum Bestellen:https://pustet.at/de/buecher.cp/schattenorte/1254 Haben Sie Fragen oder Anregungen zu dieser Folge? Oder kennen Sie weitere „Schattenorte“ in Salzburg, dann schreiben Sie uns an: podcast@sn.at.Alle SN-Podcasts zum Nachhören finden Sie unter www.sn.at/podcast
Wir befinden uns inmitten der Französischen Revolution vor 230 Jahren. Der französische König Ludwig XVI. hat sich im Sommer 1791 zur Flucht aus Paris entschieden und will Frankreich gen Westen verlassen, um sich dort mit Emigranten und den Vertretern der anderen europäischen Mächte zu vereinen. Allein die Flucht misslingt. In Varennes wird der König mit seiner Familie entdeckt und zurück nach Paris geführt. Gut ein halbes später verliert er seinen Kopf - die Monarchie ist in Frankreich fürs erste abgeschafft. Kurz darauf kommt es zum 1. Koalitionskrieg, bei dem die französische Revolutionsregierung den Mächten den Ancien Régime gegenübersteht. Wir haben in unserem kontrafaktischen Geschichtstalk gefragt: Was wäre gewesen, wenn Ludwig XVI. sich gegen eine Flucht entschieden hätte? Und: Was wäre gewesen, wenn die Flucht gelungen wäre? Es erzählen und erklären die Historikerin Prof. Dr. Susanne Lachenicht (Universität Bayreuth), der Althistoriker Prof. Dr. Michael Sommer (Universität Oldenburg), der Journalist Gustav Seibt (Süddeutsche Zeitung) sowie der Historiker Prof. Dr. Marko Demantowsky (Universität Wien). Moderiert wird das Gespräch von Georgios Chatzoudis (Gerda Henkel Stiftung). Den Originalbeitrag und mehr finden Sie bitte hier: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/geschichtstalk_kontrafaktisch_flucht_koenig
Wir befinden uns inmitten der Französischen Revolution vor 230 Jahren. Der französische König Ludwig XVI. hat sich im Sommer 1791 zur Flucht aus Paris entschieden und will Frankreich gen Westen verlassen, um sich dort mit Emigranten und den Vertretern der anderen europäischen Mächte zu vereinen. Allein die Flucht misslingt. In Varennes wird der König mit seiner Familie entdeckt und zurück nach Paris geführt. Gut ein halbes später verliert er seinen Kopf - die Monarchie ist in Frankreich fürs erste abgeschafft. Kurz darauf kommt es zum 1. Koalitionskrieg, bei dem die französische Revolutionsregierung den Mächten den Ancien Régime gegenübersteht. Wir haben in unserem kontrafaktischen Geschichtstalk gefragt: Was wäre gewesen, wenn Ludwig XVI. sich gegen eine Flucht entschieden hätte? Und: Was wäre gewesen, wenn die Flucht gelungen wäre? Es erzählen und erklären die Historikerin Prof. Dr. Susanne Lachenicht (Universität Bayreuth), der Althistoriker Prof. Dr. Michael Sommer (Universität Oldenburg), der Journalist Gustav Seibt (Süddeutsche Zeitung) sowie der Historiker Prof. Dr. Marko Demantowsky (Universität Wien). Moderiert wird das Gespräch von Georgios Chatzoudis (Gerda Henkel Stiftung). Den Originalbeitrag und mehr finden Sie bitte hier: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/geschichtstalk_kontrafaktisch_flucht_koenig
Seit 1943 treffen sich in Manhattans Upper East Side Überlebende, die auf der Flucht vor der NS-Verfolgung in die USA emigrierten. In den Zusammenkünften wird miteinander gegessen, gelacht und gesprochen, über Kultur, Politik und Persönliches, die Vergangenheit und das Heute - auf Deutsch. Nach dem Tod der langjährigen Gastgeberin Gaby Glückselig 2015, hat Trudy Jeremias diese Rolle übernommen. Den Stammtisch, zu dem die 95-Jährige jeden Mittwoch einlädt, gibt es seit 1943. Gegründet wurde er von Emigrant/innen aus Deutschland und Österreich. Neben der Sprache teilen die Stammtischgäste "Erinnerungen an ähnliche Begebnisse im Leben. An die Flucht oder die Auswanderung und auch noch an die Zeit vor 1938". Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Wahl-New Yorker/innen und Besucher/innen aus Österreich und Deutschland in die Stammtisch-Runde aufgenommen.
Autor: Susanne Arlt, Isabel Fannrich-Lautenschläger Sendung: Zeitfragen Hören bis: 19.01.2038 04:14
Die Wärmestube der Emigranten von Joseph Roth
Seit circa 450 Jahren leben Juden in Schwerin, seit 250 Jahren steht - mit Unterbrechungen - mitten in der Stadt eine Synagoge. Doch erst mit dem Zuzug jüdischer Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Jüdische Gemeinde so stark wie noch nie in der Geschichte Schwerins. 1994 neu gegründet, konnte die Gemeinde im vergangenen Vierteljahrhundert einen Friedhof errichten, eine neue Synagoge bauen und das Gemeindezentrum erweitern. - „Ohne die jüdischen Zuwanderer gäbe es uns nicht“. Im Rahmen der ARD Sendereihe „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ hören Sie in Camino in hr2 kultur eine Sendung von Axel Seitz über die jüdische Gemeinde in Schwerin.
Am 15. August 2021 also wird es passieren. Bei den Salzburger Festspielen. Wir alle werden angeklagt: lautstark, brutal, gnadenlos. Es gibt Luigi Nonos vor gut 60 Jahren in Venedig uraufgeführte azione teatrale "Intolleranza 1960". Hintergrund damals war der Algerienkrieg, im Zentrum steht das Schicksal eines Emigranten, der durch eine zerstörte Welt irrt. Er erlebt Inhaftierung, Folter, begegnet aber auch einer Frau, die ihm zur Seite steht, wenngleich auch nicht ganz konfliktfrei.
In Schwerin leben seit rund 450 Jahren Juden. Doch erst mit dem Zuzug jüdischer Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Jüdische Gemeinde so stark wie nie zuvor in der Geschichte der Stadt. Die neue Synagoge steht mitten im Zentrum. Ein Gemeinde-porträt anlässlich 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.
In Schwerin leben seit rund 450 Jahren Juden. Doch erst mit dem Zuzug jüdischer Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Jüdische Gemeinde so stark wie nie zuvor in der Geschichte der Stadt. Die neue Synagoge steht mitten im Zentrum. Ein Gemeindeporträt anlässlich 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.
Seit rund 450 Jahren leben Juden in Schwerin. Doch ohne jüdische Emigranten gäbe es heute kein Judentum in der Stadt.
Seit rund 450 Jahren leben Juden in Schwerin. Doch ohne jüdische Emigranten gäbe es heute kein Judentum in der Stadt. In Schwerin leben seit rund 450 Jahren Juden, seit 250 Jahren steht mitten in der Stadt - mit Unterbrechungen - eine Synagoge. Doch erst mit dem Zuzug jüdischer Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wuchs die Jüdische Gemeinde so stark wie noch nie in der Geschichte Schwerins. 1994 neu gegründet, konnte die Gemeinde im vergangenen Vierteljahrhundert einen Friedhof errichten, eine neue Synagoge bauen und das Gemeindezentrum erweitern. Ohne die jüdischen Emigranten gäbe es heute kein Judentum in Schwerin. Die Geschichte einer neuen Gemeinde, die allerdings auch nach wie vor mit dem Erbe zweier Diktaturen konfrontiert ist.
Ugur Sahin kam als Kind von Emigranten nach Deutschland. Mit dem von ihm gegründeten Unternehmen Biontech könnte er bald den ersten Corona-Impfstoff auf den Markt bringen. Dabei wollte er eigentlich Krebs heilen. Heutiger Gast: Dominik Feldges, Wirtschaftsredaktor NZZ Weitere Informationen zum Thema: https://www.nzz.ch/wirtschaft/biontech-ein-mainzer-hoffnungstraeger-in-der-corona-krise-nzz-ld.1586085 Hörerinnen und Hörer von «NZZ Akzent» lesen die NZZ online oder in gedruckter Form drei Monate lang zum Preis von einem Monat. Zum Angebot: probeabo.nzz.ch/akzent
Im Süden nichts Neues? - Folge 24 - John F. Gönnedy Läuft das Ding?... Ich glaube es läuft... Wenn ihr das hört, dann läuft das Ding... Und wenn ihr das hier lest, dann seit ihr bei der neuesten Folge von "Im Süden nichts Neues?" Wenn ihr wissen wollt, welcher Gag Sebi komplett zerstört hat, dann bleibt bis zum Ende dran... Oder guckt einfach in den Titel der Folge. Spart ihr euch Zeit...Gutes Wetter und so... Wenn ihr euch fragt, wie lange Moritz braucht, um einen Gag zu landen, der Menschen ausknockt, dem sei soviel gesagt: 30 Millisekunden, oder auch 5 vor 12, wenn wir hier schon mit Zahlen arbeiten. Und der Mann schneit erst in den letzten 15 Minuten in die Folge rein! Er weiß einfach was er zu tun hat. Denn unten in unseren Räumen wird fleißig geprobt fürs Wochenende! Emigranten von Sławomir Mrożek steht auf dem Spielplan. Sebi und Thilo führen euch smooth durch die Folge und zeigen, was unser Spielplan so zu bieten hat und vielleicht lauschen Sie ja auch mal in die Probe rein ;) Viel Spaß beim Hören und besucht uns gerne am Wochenende bei einer unserer Vorstellungen! Wir haben noch Plätze frei! Heute Abend reißen wir erstmal die Hütte ab! Denn es ist wieder IMPROLATENIGHT! - Klingelt gerne durch. Ein bisschen Platz haben wir noch. Mit Thilo Matschke, Sebastian Kubis, Moritz Mittelberg-Kind, Raphael Batzik Shownotes: Jetzt Podcastlover werden: https://steadyhq.com/de/theateressensued Emigranten besuchen: https://www.facebook.com/events/701661830563011?acontext=%7B%22action_history%22%3A[%7B%22surface%22%3A%22page%22%2C%22mechanism%22%3A%22page_admin_bar%22%2C%22extra_data%22%3A%22%7B%5C%22page_id%5C%22%3A813054815465302%7D%22%7D%2C%7B%22surface%22%3A%22events_admin_tool%22%2C%22mechanism%22%3Ahttps://www.podcast.de/podcast/855233/%22events_admin_tool%22%2C%22extra_data%22%3A%22[]%22%7D]%2C%22has_source%22%3Atrue%7D Heute Abend zur ImproLateNight kommen: https://www.facebook.com/events/3121578187958607?acontext=%7B%22action_history%22%3A[%7B%22surface%22%3A%22page%22%2C%22mechanism%22%3A%22page_admin_bar%22%2C%22extra_data%22%3A%22%7B%5C%22page_id%5C%22%3A813054815465302%7D%22%7D%2C%7B%22surface%22%3A%22events_admin_tool%22%2C%22mechanism%22%3A%22events_admin_tool%22%2C%22extra_data%22%3A%22[]%22%7D]%2C%22has_source%22%3Atrue%7D Under The Hive gucken: https://www.youtube.com/watch?v=DmtKscWX98Y&t=2274s Oder Under The Hive hören: https://www.podcast.de/podcast/855233/ Im Süden nichts Neues? - Die Playlist: https://open.spotify.com/playlist/6LiWDGJmkzvOLpU91mh5Vj?si=rikxMfWfSUKMm1bvVB3rjw
Am 13. März 2020 starb in Tiflis der deutsch-georgische Schriftsteller Giwi Margwelaschwili, dessen Biografie sich wie ein Thriller liest: 1927 in Berlin als Sohn georgischer Emigranten geboren, wurde Margwelaschwili nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinem Vater vom sowjetischen Geheimdienst entführt; der Vater wurde kurz darauf getötet, er selbst nach Georgien verbracht.
Es war eine Pioniertat: Das Kammerorchester Zürich, gegründet 1920, wurde zum Vorbild für spätere Ensembles. Sein Gründer Alexander Schaichet musste sich gegen Widerstände behaupten. Doch zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Irma Schaichet, gab er dem Schweizer Musikleben entscheidende Impulse. Als es Alexander Schaichet 1914 nach Zürich verschlug, war er alles andere als willkommen. «Zivilstand: Musiker» – dieser Eintrag findet sich im Register der Fremdenpolizei zum schriftenlosen Immigranten. Der Musiker schlug sich u.a. mit Unterrichten durch und erkannte bald, dass dem Musikleben der Stadt etwas fehlte: ein kleineres, agiles Orchester für alte und ganz neue Musik. 1920 gründete er das Kammerorchester Zürich, das gegen grosse Widerstände und unter finanziellen Engpässen bis 1943 bestehen konnte. Es war das erste Kammerorchester der Schweiz und eines der allerersten in Europa. Zahlreiche Kompositionsaufträge und Uraufführungen jener Jahre gehen auf sein Konto. Zusammen mit seiner Frau Irma gelang es Alexander Schaichet, dem Musikleben der Stadt frischen Wind zuzuführen. Auch als engagierter Mitbegründer von Vereinen und Berufsverbänden konnte er seinen Ideen Geltung verschaffen. Ein neues Buch beleuchtet die Persönlichkeit und das Wirken eines aussergewöhnlichen, beinahe vergessenen Künstlerpaars. Weitere Themen: - Vom unwillkommenen jüdischen Emigranten zum bekannten Künstler - Das Kammerorchester – wer hat’s erfunden? - Klavierstunden bei Irma Schaichet. Dieter Ulrich erinnert sich
Im Süden nichts Neues? - Folge 4 - Bubis mit Knarren Er ist der Mann, der nie Trinkgeld gibt. Mr. Pink alias Moritz Mittelberg-Kind feiert in Folge 4 seine Podcastfeuertaufe und erzählt als Urtierchen des Theaters Essen-Süd über die Gründung, emotionale Momente auf und hinter der Bühne, sowie über den Adrenalinkick, wenn eine Münze entscheidet, welche Rolle du am Abend in Emigranten zum Besten geben darfst. Im Gespräch mit Sebastian Kubis und Raphael Batzik geht es, unter anderem, um Robert Musils, als unaufführbar geltendes Stück, Die Schwärmer, welches 2016 am Theater Essen-Süd Premiere feierte, um Fjorde in Norwegen und Bartleby, den Schreiber. Zudem erzählen wir, was Werke, wie Breaking Bad, oder The Dark Knight, für Einfluss auf uns hatten. Wir beantworten Hörer*innenfragen und haben nun endlich den Beweis. Ja, uns hören Menschen! Die Bubis mit Knarren: Moritz Mittelberg-Kind, Sebastian Kubis, Raphael Batzik Spenden: https://www.gut-fuer-essen.de/projects/78279
Valfrid Israelsson fick hjälp av sina syskon att ta sig till Amerika 1912. Men där blev han snart arbetslös och hade dessutom svårt med engelskan. Han vände hem igen och kallades 14-dagarsamerikanen. Läs brevet många gånger så att du kommer ihåg allt vad jag har talat om Ett av Valfrids syskon i Amerika förklarar noggrant hur Valfrid ska ta sig till Amerika på bästa sätt. Frida Larsson i Emmaboda hade ofta hört talas om sin morfars far Valfrid, och när hon hittade gamla brev som Valfrid och hans syskon skrivit till varandra blev bilden av vad som hänt tydligare. Valfrid kom fram lyckligt och väl, men sedan gick det sämre. Utan jobb och pengar tog han sig snart hem till Småland igen, och levde resten av sitt liv i och av föräldrarnas lilla torpstuga. Men amerikaresan lämnade i alla fall ett litet spår, för Valfrid brukade krydda sitt tal med en och annan engelsk glosa som Hallo och Goodbye. Icke på årtionden har något utvandrarefartyg gått direkt från Sverige till Amerika Emigrationsutredningen 1908 Det har tidigare varit relativt okänt, till och med för den stora Emigrationsutredningen, att det under en kort period på 1890-talet fanns direktresor från Skandinavien till Nordamerika. Det säger Kalle Johansson som är arkivarie på Riksarkivet Landsarkivet Göteborg och som har gått igenom arkivmaterial för rederiet. Emigrationsutredningen 1907-1913 Kalle Johansson har skrivit om Scandia-linjen i forskningsantologin Göteborgs-Emigranten 8 (Göteborg 2019). Programmet är gjort av Gunilla Nordlund och Elisabeth Renström Uppläsare: Patrik Paulsson och Henrik Martinsson slaktband@sverigeradio.se
Sie ist als Kind jüdischer Emigranten aufgewachsen, die vor dem Antisemitismus nach Palästina geflohen sind: Roni Hammermann. Mit anderen Frauen gründete sie die Initiative Machsom Watch, die das Verhalten israelischer Soldaten an Checkpoints in den besetzten Gebieten dokumentiert.
How difficult is it to raise your kids in two languages? Speech therapists Margot Visser-Bochane and Aafke van der Schaaf are currently in Australia and together with Hans Boogaardt from the University of Sydney they are running a research project into bilingual Dutch children in Australia. Paulien Roessink met up with them when they visited the Nederlandse School de Kangoeroe in Sydeny. - Hoe moeilijk is het nou om je kinderen tweetalig op te voeden? Logopedisten van de Hanzehogeschool Groningen, Margot Visser-Bochane en Aafke van der Schaaf, zijn op het moment in Australië en samen met Hans Boogaardt van de University of Sydney wordt de tweetaligheid bij Nederlandse kinderen onder de loep genomen. Paulien Roessink sprak met de onderzoekers op de Nederlandse School de Kangoeroe in Sydney, een belangrijke bron voor dit langlopende onderzoek.
Op de Emigratiebeurs, een jaarlijks terugkerend evenement voor aankomende Emigranten in Expo Houten. Muziek: Ulla and the Koala's Foto: Hilde Speet
Seit 2018 ist Omer Meir Wellber auch 1. Gastdirigent der Semperoper Dresden. Er sieht Musik in Israel immer wieder als ein Mittel für sozialen Wandel. Seit 2009 ist er Musikdirektor der 1991 für die Integration von jüdischen Emigranten in Israel gegründeten Raanana Symphonette. Weiterhin ist er Gründer und musikalischer Leiter des Education-Projekts Sarab – Strings of Change.
Harter Tobak jenseits der Harmonien. Doch Axel Ranisch und Devid Striesow können Schönbergs Kantate über einen gebeutelten Emigranten nicht hören, ohne Gänsehaut zu bekommen. Mit Zwölftonmusik schockierte Ranisch seine Mutter schon als Teenager. www.deutschlandfunkkultur.de, Echtzeit Hören bis: 01.01.2030 00:00 Direkter Link zur Audiodatei
Mein Großvater hat als Journalist in den Niederlanden gearbeitet - auch wenn er das rein rechtlich gesehen gar nicht durfte, denn Emigranten oder Flüchtlinge aus Deutschland durften sich nicht politisch engagieren, geschweige denn arbeiten. Trotzdem hat da in den Niederlanden kein Hahn nach gekräht. Nur ein paar Kilometer weiter hinter der Grenze - in Deutschland - hätte er dafür im Knast gesessen. Und nicht nur das, sie hätten ihn zum Tode verurteilt, weil er aus den Niederlanden heraus die deutsche Regierung kritisiert hat. Und Deniz Yücel? Sitzt in der Türkei im Gefängnis, weil er in seiner Funktion als Journalist die türkische Regierung kritisiert hat. Aus Deutschland heraus, aber auch in der Türkei. Wäre er hier in Deutschland geblieben, hätte er sich mit Hass-Kommentaren und Morddrohungen auseinandersetzen müssen. Aber er wäre ein freier Mann. Die deutsche Regierung hätte ihn dafür nicht bestraft. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Stimmen: Sebastian Sonntag | http://www.sebastiansonntag.de Anna Kohn
Arrangement 26.5.2016 Europa er midt i den største flyktningkrisa og folkevandringa sidan den andre verdskrigen. Det er denne røyndomen visesongar Lars Bremnes har som bakteppe når han tek oss med på ei reise inn i emigrantvisene si verd og visearkivet til Nasjonalbiblioteket, i følgje med forskningsbibliotekar Liv Kreken og programleiar Kari Slaatsveen. Emigrantviser kan enten beskrive sjølve reisa til fjerne land, fortelje om hardt arbeid og tapte draumar i det håpefulle landet, eller om heimlengt og sakn. I Nasjonalbiblioteket sitt visearkiv finn ein fleire hundre slike meir eller mindre ukjende viser om emigrasjon frå Noreg. «Emigranten» frå byrjinga av 1900-talet er ei av dei, som Bremnes i kveld spelar med heilt ny melodi særskild laga for anledninga. Bremnes har sjølv skrive om det å vere flyktning, i visa «Elias sang», som i løpet av nokre månader blei kjent over store delar av verda. Bremnes syng «Elias sang» denne kvelden, men ho vil óg bli urframført på arabisk av Noregs første fribymusikar Abazar Hamid, i den syriske flyktningen Gassan Gaisson si omsetjing. Hamid kom til Harstad i desember 2014, etter å ha flykta frå heimlandet Sudan på grunn av sine politiske songar med bodskap om fred. Arrangementet er ein del av konsertserien Støv og stjerner. See acast.com/privacy for privacy and opt-out information.
Hunderte Jahre lang haben Juden das Landleben in Franken mitgeprägt - bis der Naziterror kam. Was erwartet Emigranten von damals, wenn sie heute in ihre alte Heimat reisen? Das Beispiel der Familie Guggenheim aus Amerika.
För drygt 100 år sedan flydde Andrew Tutt-Wixners släkting Johan August Nilsson von Linné till Australien efter att han, som han trodde, slagit ihjäl en man under ett krogslagsmål. Att söka efter sina rötter kan ibland bjuda på stora svårigheter. För australiensaren Andrew Tutt-Wixner blev det extra besvärligt att finna sin svenska släkt. Det var först efter mycket letande i de svenska arkiven som Andrew förstod varför. Hans svenska släkting Johan August Nilsson von Linné hade lagt ut många dimridåer när han gav sig av från Sverige för att bosätta sig i Australien. Han kom från fattiga förhållanden i gränstrakterna mellan Småland och Skåne och gav sig iväg från Sverige 1910. Det är svårt att veta efter vad som egentligen hände, men det jag sett i min forskning är att August efter två år i kustartilleriet tror sig ha slagit ihjäl en annan man. Han sticker först till Danmark där han ordnade med nya papper för att sedan kunna ta sig vidare till Australien, berättar Andrew tutt-Wixner. - Jag har tittat i SCB:s statistik för att där leta efter mordfall och fann tre möjliga som låg i närheten där August jobbade. Men jag har inte kunnat koppla dem till något konkret bevis. - Enligt min morbror som jag intervjuat i Australien var August orolig ett bra tag efter att han kommit till Australien. Men oron för att han skulle åka fast släppte när han blev äldre. August verkar inte ha skämts över historien eftersom han berättade den för sina släktingar, berättar Andrew Tutt-Wixner. Men samtidigt ljög han över sin bakgrund och sa att han var släkt med en norsk präst och kom från goda förhållanden. - Det förvirrar mig eftersom han är öppen om en del av sin bakgrund, men samtidigt målade upp en annan bakgrund. Kanske han skämdes han över sin fattiga bakgrund. August åkte till Danmark för att ordna med de papper som behövs för att emigrera. Andrew har i sin ägo ett brev som August kompis skriver och förklarar hur han ska göra för att komma över de falska handlingarna. Trelleborg den 14 februari 1910 Bäste kamrat Tack för brevet som jag fick. Jag hör att du tänker lämna landet. Det gör du rätt i och det är ju inte så riskabelt heller för dokument är inte svåra att skaffa. De kan du ordna med i Köpenhamn på passageraravdelningen eller på Mogenssons agent för Amerika linjen. Jag vet inte hur länge jag kommer att stanna hemma, annars är det ju en bagatell för mig att följa med dig och ordna fram ett frejdebevis som visar på gott uppförande. Men se, jag vet inte vilken dag jag kommer att gå till sjöss igen. Men jag tror att det kommer att gå bra för dig att ordna själv. Jag hade själv ett frejdebevis, men det brände jag till sjöss. Om jag är hemma när du kommer så kan jag i nödfall ordna ett bevis i mitt namn till dig så att du blir hjälpt ur knipan. Jag språkade med en pojke i somras som hade använt falskt namn. Han hade rymt från en båt, hoppat i land i Ryssland och tog hyra på en norsk båt som skulle till Australien, och han hade inte behövt visa några dokument alls. Du får gärna stanna hos mig i påsk. Vid den tiden är det lättare att hitta fartyg i Danmark som tar dig till Australien. Adjö för denna gång August Trelleborg den 21 april 1910 Bäste August Nu får jag fatta pennan i handen och svara dig på ditt brev. Det var ju roligt att du kom lyckligt fram. Jag var så bekymrad innan jag fick höra ifrån dig. Det finns också en del brev kvar från August mamma. - Hon verkar vara fattig och sakna sina söner, så det är sorgligt att läsa dem. Utan de här breven hade historien inte haft samma djup och även om det inte är August brev så förstår man hur han var. Bäste August. Tack skall du ha för brevet och pengarna som jag fick från dig. Du skriver att det inte är mycket. Jo, det är det. Jag tycker det skulle vara trevligt om du kunde komma hit och se om oss, men jag förstår att det är omöjligt för dig. Jag skickar här de betyg du frågade efter. Jag förstod inte hur viktiga de var för dig och blev ängslig när jag hade läst ditt brev. Jag fick ingen ro förrän jag skickat dom. Jag undrar om det har stått något i tidningarna om, ja du vet vad. Jag har inte hört någonting alls. Jag har inte fått brev från din broder i Amerika ännu, så du förstår att jag har det knapert. Om du har möjlighet att skicka mig lite pengar hade det varit snällt. Adjö för denna gång. Skriv snart. Många hälsningar från oss alla. August flyttade till den sydvästra delen av Australien och rensade skog under några år innan han fick arrendera mark och etablera en bondgård. Han gifte sig och fick en son som fick namnet Stanley Viking von Linné. Ett kaxigt namn som också visar att han var stolt över sitt påbrå, säger Andrew Tutt-Wixner. August bytte namn några gånger under sitt liv. Hans ursprungliga namn var Johan August Johansson och när han flydde till Australien tog han namnet Johan August von Linné. Några år senare ändrade han namnet till Johan August Nilsson Linné. Andrew har lagt ner mycket tid på att ta reda på August historia och från början var det en del av en släktforskningsuppgift på universitetet. Men det har varit svårt eftersom August så aktivt försökt dölja sin bakgrund genom att byta namn. Han ville helt enkelt inte bli hittad! Beviset för att han var den han var när Andrew hittade ett permissionspass från Karlskrona. jag besökte Krigsarkivet och fann till slut Johan August Johansson vars uppgifter stämde med all annan information jag hade sen tidigare. Jag hade ju letat efter Johan August Nilsson Linné som var hans namn i Australien, men fann ingen sådan i något arkiv. - När jag satt i forskarsalen var det en vikt från mina axlar som föll och det känns roligt att kunna förmedla det här till min familj, avslutar Andrew Tutt-Wixner. Amerikavästarna I brevet som Johan August Nilsson Linné fick av en god vän skrev vännen som en självklarhet att Johan lätt skulle kunna skaffa sig nya papper i Köpenhamn. Detta var en sak som det talades mycket och ofta om i Sverige vid den här tiden. Man hade till och med ett namn för det - ”Amerikavästar” det skulle vara ett faktiskt plagg, en väst, där nya identitetshandlingar skulle finnas insydda i fodret. Det talas om detta till och med i den stora och viktiga emigrationsutredningen som genomfördes under de första åren inpå 1900-talet, under ledning av Gustav Sundbärj. I den här utredningen diskuterade man emigrationen som ett stort problem som man behövde få stopp på. Henning Bender är Danmarks kanske främste historiker inom området emigration. Det är han som har byggt upp den stora danska databasen med alla emigranter, också svenskar, som for över Atlanten från danska hamnar. Han känner igen begreppet Amerikavästar, och han har ägnat en hel del tid åt att försöka finna bevis för dem, men han har gått bet. Ingenstans finns det några bevis. Detta var nog en svensk skröna, menar han, men han tror sig samtidigt ha funnit ursprungskällan. I Emigrationsutredningen beskriver nämligen Sundbärj hur utskrivningschefen i Tomelilla har berättat för honom, att han har hört att man kan köpa falska papper i Malmö för 5 kronor och i Danmark för 50 öre. - Allt det här låter ju konkret och bra, säger Henning Bender. Men i de cirka 20 fall som han har hört talas om och undersökt har han inte kunnat finna några som helst bevis för att det såldes falska papper i Köpenhamn. Och det är ju strängt taget inte så konstigt – mellan åren 1860 och fram till första världskriget så behövdes ju inga prästbetyg eller pass, varken för att komma in i Danmark eller USA. Var det så att man sålde falska papper i Danmark, ja då var det nog för att någon hade upptäckt att svenskarna, som ju vara vana att ha med sig prästbetyg vart de än skulle, utjorde en bra marknad. - De blev lurade helt enkelt, menar Henning Bender: Men hur uppkom då det här ryktet, undrar man. Henning Bender tror att det uppstod för att man ville försöka avskräcka svenskar från att fara iväg, vilket ju strängt taget var hela meningen med det arbete han lade ner i sin Emigrationsutredning. Amerika-arven Den stora vågen av emigranter innebar nya problem på många plan. Det hände till exempel att utvandrade svenskar dog utan det fanns någon familj i det nya landet som ärvde dem. Det var då ärendet kunde komma till Sverige och UD:S arvsbyrå. Arvsbyrån startade 1860 och blev kvar fram till 1992. Där försökte man reda ut om det fanns några efterlevande släktingar i Sverige som hade arvsrätt efter den utvandrade släktingen. Örjan Romefors från Riksarkivet berättar att lejonparten av ärendena i det här arkivet handlar om svenskamerikaner. - Uppemot 90 procent av alla ärenden här kommer från USA eller Kanada, berättar han. Han har tagit fram några ärenden. Ett av dem handlar om en person som hette Nils Andersson och som bodde i Hayden, Arizona. Det är en ganska tunn akt, en del komplicerade ärende kan innehålla flera hundra sidor. De första pappren i akten innehåller en anmälan av ärendet. Det är en person som skriver bland annat. Några närmare bekanta funnos ej i Amerika till ifrågavarande man, och hans förbindelser med hemlandet torde varit avbrutna varför ingen tagit hand om kvarlåtenskapen. För vår sagesman hade han uppgivit sig äga anförvanter i Småland. Som kvarlåtenskapen är betydlig ansåg jag att något borde göras, och förmedlade därför en notis i ärendet som tillsändes smålandstidningarna, och har nu från Stenbrohults församlings pastor kommit meddelande angående en Nils Andersson född 1872 och som 1892 utvandrade till Amerika men som under många år ej låtit sig avhöras. Med anledning av ovanstående anhålles vördsamt om meddelande om huru man i detta fall ska förfara. Ett så vanligt namn som Nils Andersson ställde givetvis till problem, men den som anmäler det här ärendet vet att Nils hann fylla 40 år, att han ursprungligen kom från Kronoberg i Småland, och inte minst att han varit tämligen rik när han dog 1913. Han efterlämnade 10 000 dollar, en summa som idag skulle motsvara ungefär 1 och en halv miljon svenska kronor. Här finns till och med en bild på Nils. Vi bläddrar vidare i Nils Anderssons akt, och ser hur UD:S arvsbyrå har arbetat sig fram till kunskap om vem Nils egentligen var. Via uppgifter från kyrkoherden i hans gamla hemsocken i Kronoberg så ser man att båda föräldrar vad borta när arvet efter Nils skulle fördelas. Han hade haft många syskon, men de flesta hade precis som Nils emigrerat till Amerika. Bara två levande syskon fanns det kvar hemma i Sverige, och för svenska UD är det i första hand de två som man vill ha tag i. - Det blir ju en amerikansk fråga att leta efter de amerikanska syskonen, förklarar Örjan Romefors. Det var inte alla som använde sig av UD:s arvsbyrås tjänster, så även om man vet att det funnits amerika-arv i släkten så är det inte säkert att man hittar ärendet där. - Man tog ju inte hjälp om man inte behövde, och vissa ärenden handlade om så små belopp att UD inte tog upp dem. Arvsbyrån startade 1860 för att hjälpa svenskar utomlands så att de inte skulle hamna i händerna på folk som försökte lura dem på pengar. UD tog också betalt, oftast några procent på arvssumman. Det var en bidragande orsak till att vissa ärenden inte hanterades av UD – för små belopp skulle inte innebära att man fick betalt för jobbet man lade ner. Arvsbyrån blev också ofta inblandade i att fördela pengarna som skulle fördelas mellan svenska arvingar. - Ibland kan man hitta kvitton som berättar exakt hur mycket alla fick, säger Örjan Romefors. Gunilla Nordlund och Elisabeth Renström Uppläsare Tommy Engman, Johanna Frostensson och Patrik Paulsson slaktband@sverigesradio.se
06.05.1992: Marlene Dietrich wurde durch den Film "Der blaue Engel" berühmt, emigrierte aber in die USA und ließ sich auch von Propagandaminister Goebbels nicht zurücklocken. Stattdessen trat sie für die US-Soldaten auf und half verarmten Emigranten. Bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland nach dem Krieg wurde sie als Vaterlandsverräterin beschimpft, doch in ihrem Testament wünschte sie, in Berlin begraben zu werden...
21.12.1958 starb Lion Feuchtwanger, dem als Autor der Durchbruch mit dem historischen Roman "Jud Süß" gelungen war, die Lebensgeschichte eines Hofjuden, die später von den Nazis für einen Propagandafilm missbraucht wurde. Im Ostblock wurde er als "progressiver" Schriftsteller verehrt, in seiner Wahlheimat USA hingegen schlug ihm während des Kalten Krieges großes Misstrauen entgegen...
28.11.1881 Stefan Zweig geboren: "Die Zeit gibt die Bilder, ich spreche nur die Worte dazu", schrieb Stefan Zweig im Vorwort zu seinem Buch "Die Welt von gestern". Zweigs "Gestern", die "goldene Welt der Sicherheit", in die er am 28. November 1881 in Wien hineingeboren wurde, war die k.u.k. Monarchie und jene österreichisch-jüdisch-bürgerliche Kultur, die für Zweig in Mahler, Hofmannsthal, Schnitzler und Freud kulminierte und der sich schon der Gymnasiast mit literarischen Versuchen anverwandeln wollte...
Gravstenar -rättuppstående arkiv De allra flesta svenskar har ett eller flera släktband i Nordamerika. Vid förra sekelskiftet emigrerade över en miljon människor vilket motsvarade en femtedel av befolkningen i landet. Därför är det många som forskar idag i både amerikanska och svenska källor. Annelie Andersson är släktforskare i Mellerud i Dalsland. I flera omgångar har hon varit i USA, dels för att forska själv, men också för att hjälpa svenskättlingar med deras forskning i sina svenska rötter. Häromåret var Annelie tillsammans med tre kollegor runt i USA, Och högt uppe i skogiga berg i Pennsylvania fann de små undanskymda kyrkogårdar med massor av svenskklingande namn som Annelie kände igen. Det fanns ett speciellt skäl till att just Anneli Andersson kände igen så många namn på de amerikanska gravstenarna i det här området. I mitten av 90-talet satte hon nämligen igång att kartlägga emigrationen från några dalslands-socknar, Hon slår igång en dator och visar några exempel. -Här har jag 2 342 barn som är födda i Pennsylvania utav dalsländska föräldrar, berättar hon. Hon visar på en familj där alla fem syskonen flyttade iväg. Deras många barn fick aldrig träffa sin farmor/mormor hemma i Frändefors. -Inte ett enda barnbarn fick hon se, säger Annelie. Olof Ljung är en gammal rutinerad släktforskarräv från Dalsland. Han är en bit över 80 idag, men han kommer fortfarande ihåg hur det var när han var barn, och han satt och lyssnade på alla de gamle som hade varit i Amerika. -Farfar hade varit i Amerika, och morfar hade varit i Amerika, och alla andra gubbar hade varit där, berättar han, och fortsätter. -När de satt och pratade samman, särskilt om de hade fått sig en sup, så började de prata engelska sinsemellan, minns han. Olof tror att de på så sätt drömde sig tillbaka till tiden på andra sidan oceanen. Dalsland var ett av de län som hade störst utvandring till Amerika. Men det var inte i första hand Minnesota som lockade folket på Dal, utan Pennsylvania. Där fann det kolgruvor som väntade på dem. -Det var jättemånga härifrån som jobbade i gruvorna, berättar Annelie Andersson. Arbetet var hårt, många dog i gruvras, andra i stenlunga. Det skickades ofta hem biljetter för att fler gruvarbetare skulle komma över. Det var gruvbolagen som betalade för att få ny arbetskraft. Svenskarna fick sedan arbeta av skulden för biljettpriset, det brukade ta mellan ett och två år. Under den tiden var de helt bundna till att stanna kvar i gruvan, när biljetten var betald var de fria att söka andra arbeten. Olof Ljung som ju minns alla amerikafarare från sin barndom berättar att det var skillnad på de som åkte tidigt och de som åkte senare Under nödåren u slutet av 1860-talet åkte dalslänningarna till USA för att stanna. Men på 1900-talet blev det vanligt att man åkte fram och tillbaka till Amerika både en och två och tre gånger. -De som utvandrade från 1890 och framåt, de var ofta bönder som hade etablerat sig på en gård någonstans, de stack ofta över till Amerika under några år. Sedan kom de hem med några hundra dollar på fickan och kunde kanske göra sig skuldfria, berättar Olof Ljung. Men det hjälpte inte alltid med en resa. -Nej, de fick blodad tand och reste flera gånger för att få ihop pengar, de fick väl blodad tand, säger Ljung. -Så var det till exempel med min farfar, han var över tre gånger. Det är ofta knepigt att forska i amerikanska källor, det finns till exempel inga dödböcker som enkelt och tydligt berättar när folk dött. Det är därför gravstenarna blir så viktiga – här finns ju både namn och dödsdatum. Annelie Andersson visar några exempel på alla de cirka 1000 stenar de fotograferade på en enda resa. Bilderna på pennsylvaniasvenskarnas gravstenar ska nu bli en utställning i Dalsland, och med tiden tänker Annelie försöka lägga ut dem på nätet så att fler kan komma åt dem. Men hon är inte den första dalslänning som gett sig av till USA för att forska efter vad som hände amerikafararna. På 60 och 70-talet for Lennart och Lilly Setterdahl runt i USA, och samlade in de kyrkböcker som svenska protestantiska kyrkor upprättade där. De svenska prästerna gjorde ofta som de gjort hemma, de förde bok över sin församling fast ingenting tvingade dem till det. Och det var dessa böcker som Setterdahlarna samlade in och som numer finns på emigrantmuseet i Växjö. Olof Ljung var vän med Lennart Setterdahl: -Jag minns att han berättade att han fann arkiven på de mest märkliga ställen, gamla hönshus och annat. Och det var inte alltid alla var så pigga på att lämna ifrån sig sitt material, de visste ju inte vad det för en figur som kom där. -Men Setterdahl blev ju hedersdoktor på allt sitt insamlingsarbete, konstaterar Olof Ljung, inte utan stolthet i rösten. Emigrantinstitutet i Växjö För den som är intresserad av emigrantforskning är Emigrantinstitutet i Växjö ett ställe att besöka. Där finns allt från passagerarlistor, brevsamlingar, inspelade intervjuer med svenskättlingar i Amerika och en mängd mikrofilmer och databaser. I forskarsalen i Växjö sitter bland andra Russell Olsen från Californien. Han är drygt 20 år och har sökt sig till Emigrantinstitutet för att få veta mer om sina svenska rötter. Hans familj kom till Amerika från Västanfors och var fattiga jordbrukare i början av förra seklet. Russell Olsen berättar att det är många unga som är intresserade av släktforskning i USA idag, och att flera av hans vänner i Californien har gedigna släktutredningar som bundits ihop till tjocka böcker. På Emigrantinstitutet finns de svensk amerikanska kyrkböcker som Lennart Setterdal, samlade in och fotograferade av på 60 och 70- talet. De finns enbart i Växjö och på Swanson Center i Rock Island Illinois. -De är en riktig guldgruva för de som söker mer information om svenskar som emigrerat till Amerika. Det berättar bibliotikarien Yngve Turesson som slagit sig ner i det rymliga biblioteket på Emigrantinstitutet. Yngve Turesson berättar att det grundades församlingar i svenskbygderna i Amerika och att det där fördes bok på ungefär samma sätt prästerna gjorde i Sverige. Dessa böcker bevarades lite varstans, och på 60- talet började Lennart Setterdal, som var anställd av Emigrantinstitutet, att resa runt i svenskbygderna med husvagn och mikrofilmsutrustning. -Det här är ett mycket användbart material för de som letar släktingar i Amerika och vill få upp tråden på andra sidan Atlanten. För att förstå hur användbara de här svensk amerikanska kyrkböckerna är tar vi hjälp av Anna- Karin Schander som är släktforskare och också utbildad arkivarie. Hon tar på måfå fram en husförhörslängd från gården Risingen i Visselfjärda. I kolumnen över utflyttade hittar hon en familj vars tre söner flyttade till Amerika. Familjen bestod av fadern Peter Petersson, född 1833, hustrun Inga Beata Niklasdotter 1839 samt åtta barn. -Det verkar som om de skickar iväg en son i taget, och i just en här husförhörslängden har tre söner hunnit ge sig av till Amerika, berättar Anna- Karin Schander. För att följa dessa pojkars väg till Amerika går Anna- Karin Schander vidare till en passagerarlista. De finns i databasen Emigranten populär. Där finns bland annat passagerarlistorna över de som reste från Göteborg och Malmö, vilket var de två stora hamnarna om man bodde i södra Sverige och skulle resa till Amerika. Bodde man i Norra Sverige var det inte ovanligt att man reste över Oslo och Trondheim. Mot en avgift kan man beställa kopior av passagerarlistor från Emigrantinstitutet. Anna- Karin Schander hittar en av sönerna i passagerarlistan; Frans Oskar Petersson. Han åkte 19 år gammal ensam från Göteborg till en liten ort i Minnesota, St Peter, där med största sannolikhet en släkting väntade på honom. För att se hur det går för ynglingen Frans Oskar går Anna- Karin över till de unika svensk amerikanska kyrkböckerna. Databasen kallas SAKA. Där slår hon in Frans Oskars födelsedatum och ort för att få bättre sökreslutat. Det var nämnligen vanligt att emigranterna bytte namn. -Bingo! ropar Anna- Karin. Hon hittar Frans Oskar som bytt efternamn till Ringnell. Genom att leta i de amerikanska folkräkningarna som gjordes vart tionde år kan man också finna mer information om personer som var bosatta i Amerika. Hur gick det då för familjen? Jo, mycket väl enligt de efterforskningar Anna- Karin Schander flyhänt gjorde. Hela familjen emigrerade i omgångar. Frans Oskar blev läkare i Rock Island, Illinois, Karl Jonas kirurg i Minneapolis, Gottfrid öppnade tvätteri i Pontacello, Idaho, Johan Alfred startade apotek i New Ulm Minnesota, Alma Augusta blev sjuksköterska i Minneapolis och Ernst Bernhard bor med föräldrarna i Iowa och blev tandläkare. Det finns många olika sätt att emigrantforska. Här följer en del användbara länkar: Länk till Emigrantinstitutet: Länk till en av USA största släktforskningssiter där det mesta materialet kostar pengar, men där det också finns några gratis register och funktioner: Register över amerikanska döda med socialförsäkrings nummer finns både på Ancestry.com och rootsweb: Gratis register over dödscertificat I Minnesota: Och till sist det stora registret över gravar i främst USA som vem som helst kan bidra till och som är gratis att titta i:
Bevölkerungswanderungen und gewaltsame Vertreibungen hat es zu verschiedenen Zeiten der Menschheitsgeschichte, so auch im 20. Jahrhundert, in unterschiedlichen Ausprägungen gegeben. Oft waren radikale politische Veränderungen Auslöser solcher Prozesse. So hat die Oktoberrevolution von 1917 die politische Landschaft der damaligen Zeit grundlegend verändert. In Rußland führte sie nach dem Bürgerkrieg, als vergeblich unternommenem Versuch, die alte Ordnung gewaltsam wiederherzustellen, zu einer massenhaften Emigrationswelle, die über eine Million Menschen umfaßte. Diese Spaltung der russischen Gesellschaft und die Entstehung einer politisch aktiven und intellektuell eigenständigen russischen Emigration ist in ihrer Zahl, Dauer und kulturellen Bedeutung wohl einzigartig. Die Geschichte der russischen Emigration ist noch immer nicht abgeschlossen, sie existiert bis zum heutigen Tage, an dieser Stelle wird also nur ein chronologischer Ausschnitt dargestellt. Die russischen Emigranten konzentrierten sich vor allem in Europa, es bildeten sich schon bald einige Zentren heraus, zunächst vor allem Berlin, aber auch Paris, Prag und Belgrad. Im eingegrenzten Zeitraum war nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Emigrantenzahl in Deutschland verblieben, und Paris hatte sich zum eindeutigen Mittelpunkt der Emigration entwickelt. Die soziale und politische Differenzierung der russischen Emigranten war zwar enorm, fast alle vereinte aber eine ideologische Gemeinsamkeit: Die Ablehnung des bolschewistischen Regimes in ihrem Heimatland. Die Emigration blieb deshalb leidenschaftlich interessiert an den Entwicklungen in Sowjetrußland, politisch aktiv war aber nur ein kleiner Teil der Emigranten. Nicht nur der "rote Terror" der Anfangszeit, sondern in den dreißiger Jahren auch die Kollektivierung und die anlaufenden Säuberungen hatten einen starken Einfluß auf die Emigrantensphäre. Die Emigranten versuchten auch, mit ihrer Wahrnehmung der Geschehnisse auf die Politik ihrer Gastländer gegenüber Sowjetrußland einzuwirken. Ihre Zerstrittenheit verhinderte aber, daß sie eine einheitliche politische Front bilden und damit zu einer gewichtigen politischen Kraft werden konnte. Die in Europa konzentrierte Emigration war unausweichlich dem Einfluß der politischen und ideologischen Strömungen ausgesetzt, die in der Zwischenkriegszeit dort stattfanden. Die stärksten Ideen dieser Epoche waren, neben dem Kommunismus, ohne Zweifel der mit unbändiger Kraft an die Oberfläche brechende italienische Faschismus und, für die in Deutschland lebenden Emigranten, der Nationalsozialismus. Beide traten am radikalsten gegen den Bolschewismus auf und erschienen einem Teil der Emigration, vor allem dem rechten Spektrum, schon deshalb als logische Bündnispartner zur Fortsetzung ihres Kampfes mit dem Sowjetregime. Um diese ideologisch neuartigen Konzeptionen in den Zusammenhang der Emigration einordnen zu können, reicht es aber nicht aus, diese oberflächliche und weitestgehend auf pragmatischen Überlegungen basierende Sympathie zu analysieren. Die Aufgabe dieser Arbeit besteht vielmehr darin, die spezifische Rezeption des Faschismus und Nationalsozialismus in den Emigrantenkreisen darzustellen, und die Gruppierungen zu beschreiben, die sich selbst explizit als russische Variante eben dieser Ideologien bezeichneten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der russischen nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland, die sich nach Hitlers Machtergreifung 1933 bildete und mit dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 ihre Funktion weitgehend einstellen mußte. In einem ersten, einleitenden Kapitel werden die ideologischen Grundlagen von Faschismus und Nationalsozialismus behandelt. Insbesondere sollen die grundsätzlichen Unterschiede zwischen beiden deutlich gemacht werden, da diese Abgrenzung für die spätere ideologische Einordnung der zu behandelnden russischen Organisationen von Bedeutung ist. Eingang in die russische Emigration fanden Faschismus und Nationalsozialismus durch die jüngeren Emigranten, die erst im Exil ihre Aktivität entfalteten. Deshalb sollen ihre ideologische Abgrenzung von den traditionellen politischen Strömungen des vorrevolutionären Rußland und ihr spezifisches politisches Milieu dargestellt werden, in dem sich Sympathien für die faschistische und nationalsozialistische Strömungen entfalten konnten. In einem zweiten Kapitel sollen die russischen faschistischen Organisationen in der Peripherie, d.h. abseits der europäischen Zentren der russischen Emigration, genauer im Fernen Osten und den USA, beschrieben werden. Im dritten Teil soll auf die eigentliche Thematik dieser Arbeit, die russische nationalsozialistische Bewegung im Dritten Reich eingegangen werden. Dazu werden zunächst die Verbindungslinien zwischen dem traditionell rechten und reaktionären politischen Spektrum in Rußland, das sich nun auch in der Emigration manifestierte, und der NSDAP in ihrer Anfangsphase herausgearbeitet. Anschließend wird die Tätigkeit der drei zeitlich aufeinanderfolgenden Organisationen der russischen Nationalsozialisten in Deutschland geschildert. Dabei soll ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, welche Position die Behörden des NS-Staates zur russischen nationalsozialistischen Bewegung eingenommen und inwiefern sie die von ihr erwartete Unterstützung geleistet haben. Ebenso soll anhand von erhalten gebliebenen Veröffentlichungen dieser Organisationen zu ihren ideologischen Grundlagen der für diese Arbeit wichtigen Frage nachgegangen werden, ob die russischen Nationalsozialisten im Dritten Reich ihre Selbstbezeichnung zu Recht tragen. Im vierten Teil soll das Schicksal der russischen Nationalsozialisten in den Kriegsjahren beschrieben werden, die ja die langersehnte Erfüllung ihrer politischen Ambitionen werden sollte. In einer Schlußbetrachtung werden die Resultate der vorliegenden Untersuchung zusammengefaßt.
Fri, 1 Jan 1993 12:00:00 +0100 http://epub.ub.uni-muenchen.de/10618/ http://epub.ub.uni-muenchen.de/10618/1/10618.pdf Schulze, Winfried Schulze, Winfried (1993): Vous voulez donc Faire le procés á la révolution? Über den Umgang mit der Revolution in der Debatte um die Entschädigung der Emigranten 1825. In: Kohle, Hubertus und Gersmann, Gudrun (Hrsg.), Frankreich 1815-1830. Steiner: Stuttgart, pp. 15-27. Geschichts- und Kunstwissenschaften
Gemeinsam mit dem Aufbau Verlag präsentierte die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur die Lebenserinnerungen von Sonja Friedmann-Wolf. Als Kind jüdischer Emigranten kam Friedmann-Wolf 1934 in die Sowjetunion und wurde nur wenige Jahre später in die Verbannung nach Kasachstan geschickt. Nach mehr als fünf Jahrzehnten erscheint der Band "Im roten Eis - Schicksalswege meiner Familie 1933-1958" 2013 erstmals im Aufbau Verlag. Aus dem Buch las die Schauspielerin Fritzi Haberlandt. Die Lesung wurde von einem Podiumsgespräch umrahmt, in dem die Herausgeber, Reinhard Müller und Ingo Way sowie die Tochter der Autorin, Ester Noter, vom Schicksal Sonja Friedmann-Wolfs und der Entstehungsgeschichte des Buches berichteten. Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung Aufarbeitung moderierte das Gespräch.