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Sat, 12 Apr 2025 04:00:00 +0000 https://feed.neuezwanziger.de/link/21941/17004434/spotifys-mood-machine-krachts-air-varoufakis-zur-zollpolitik-thomas-wagners-soziologen-humans-fernseh-ki-atomkrieg-schoene-lieder-minority-rule 486b2b88f46363f31e8e12e574cb5b65 Wolfgang und Stefan treffen sich vorm Salon Am meisten überrascht von Spotifys Erfolg ist offenbar die Gründerriege von Spotify selbst. Junge Menschen, die technikaffin sehr reich wurden, davon träumen, den Tod auszutricksen und zum Teil seit Jahren keine Arbeit mehr in die Plattform stecken, sondern nur noch von ihrer Rendite leben - haben es mit einer Kundschaft zu tun, die einfach von Moment zu Moment einen guten Soundtrack sucht. Sie starteten als Werbeplattform, verstanden sich als Musiksuchmaschine, überzeugten mit einem Instant-Play-Button und stellten dann fest, dass das jahrzehntelang bewährte Konzept der Kuration auch für ihre Plattform taugt. Also überschreiben sie jetzt Suchanfragen und kümmern sich um "perfect fit content". Der für alles zentrale Grundbegriff lautet: Flattening. Wir reden ausführlich darüber. Dann besprechen wir Romane und weitere Literatur zum Atomkrieg, Trumps Zollplan und seine Panikattacke, Nachkriegssoziologie, Smart-Homes und GPT als Fernsehzuschauer. Außerdem heute die Legitimation: Ihr dürft eure Podcasts schneller hören! Termine KÄS-Termine 2025: Fr. 20.06. / Fr. 19.09. / Fr. 19.12. per Mail: neuezwanziger@diekaes.de SOMMERSALON am 23. August! Tickets gibts hier Literatur Spotify hat unser Hören verändert, macht den Musiker zum Content-Creator und verändert die Emotionen und Stimmungen der Gesellschaft. In ihrem Buch "Mood Machine. The Rise of Spotify and the Cost of the Perfect Playlist" untersucht Liz Pelly detailliert, wie KIs und Algorithmen immer mehr die Musikproduktion dominieren. simonandschuster.com Christian Kracht legt mit "Air" einen rätselhaften Roman vor: Moderne und archaische Welten überlagern sich, die Schrift gerät abhanden, der Minimalismus ist plötzlich nicht nur eine Mode. kiwi-verlag.de Donald Trump fantasiert seit Jahrzehnten über Zölle. Jetzt wurde es ernst und er bekam eine Panikattacke. Wir lesen von seinen Beratern und ein Lagebild von Yannis Varoufakis. stefanschulz.notion.site "Abenteuer der Moderne. Die großen Jahre der Soziologie. 1949 - 1969" heißt das neue Buch von Thomas Wagner, in dem er keine trockene Einführung in die Soziologie der frühen Bundesrepublik bietet, sondern anhand der schwierigen bis freundschaftlichen Beziehung zwischen dem rechten Arnold Gehlen und dem linken Theodor W. Adorno zeigt, wie ein Fach seine Renaissance erlebt und die Kunst Gegenpole verbindet. klett-cotta.de Human Nagafi hat Fernsehen geschaut und sich die Argumente einer "Hart aber fair"-Sendung von GPT kartographieren lassen. linkedin.com Brauchen wir dringend mehr atomare Aufrüstung? Spielt Putin nur mit unserer Angst? Wie hilfreich ist die Spieltheorie? Diese und weitere Fragen beantwortet der analytische Philosoph Olaf Müller in seinem lesenswerten Buch "Atomkrieg. Eine Warnung". reclam.de Lena Bültena sagt, ihr dürft eure Podcasts schneller hören. Im Zweifel macht es euch noch klüger. zeit.de Das Smart-Home ist inzwischen in jeder Neubausiedlung angekommen, die Superreichen aber rücken plötzlich von der Technologie ab, erläutert Alexandra Abramian. hollywoodreporter.com Werden wir von einer Minderheit regiert? Ja, sagt Ash Sarkar und klärt über eine Paradoxie auf. Wir warten mit ihr auf die angekündigte Revolution. bloomsbury.com Die aus Kairo stammende Sopranistin Fatma Said verliebte sich schon als Kind in das deutsche Kunstlied. Auf ihrem neuen sensationellen Album "Lieder" präsentiert sie Werke von Schubert, Mendelssohn, Brahms und Schumann. warnerclassics.com Komm' in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein. full Wolfgang und Stefan treffen sich vorm Salon no Stefan Schulz und Wolfgang M. Schmitt 2459
In der 100. Episode des Murakamy Podcasts ist Klaus Eidenschink zu Gast. Klaus hat Theologie, Philosophie und Psychologie studiert, arbeitet seit vielen Jahren als Organisationsberater und hat das Hephaistos Coaching Zentrum in München gegründet. Klaus und Marco diskutieren die provokante Thesen, dass Organisationen und Menschen grundsätzlich nicht zueinander passen – und warum genau diese Spannung so wichtig ist. Die beiden betrachten das Thema Konflikt und Spannung im Allgemeinen näher und erörtern dessen Bedeutung, besonders für die Weiterentwicklung von Unternehmen. Klaus betont, dass es darum geht, Konflikte zu erkennen, auszuhalten und manchmal sogar bewusst zu schüren. Sie beleuchten gemeinsam die These, dass Konsens meist auf Kosten nicht anwesender Parteien erzielt wird und widmen sich der "Kunst der Paradoxie": der Erkenntnis, dass Entscheidungen, die wir als positiv bewerten, stets auch negative Aspekte beinhalten. Schließlich philosophieren Klaus und Marco darüber, warum Wertelisten in den meisten Unternehmen wirkungslos bleiben, da sie keine Widersprüche zulassen. Diese Folge findest du auch als Podcast auf: https://murakamy.com/blog/podcast-100-klaus-eidenschink-organisationsentwicklung-coaching Alle bisherigen Folgen findest Du hier: https://murakamy.com/blog/tag/Podcast Besuche uns auch auf https://murakamy.com Links zu Klaus Eidenschink: https://www.linkedin.com/in/klaus-eidenschink-4180a292/?originalSubdomain=de https://eidenschink.de https://hephaistos.org “Das Verunsicherungsbuch: Warum das Gute auch schlecht ist. Für Coaches und andere Mutige (Fachbücher für jede:n)”: https://www.amazon.de/Das-Verunsicherungsbuch-schlecht-Coaches-Fachbücher/dp/3849705706?ie=UTF8&tag=googhydr08-21&hvadid=719378855680&hvpos=&hvexid=&hvnetw=g&hvrand=1701400901850052242&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=&hvdev=c&ref “Die Kunst des Konflikts: Konflikte schüren und beruhigen lernen (Beratung, Coaching, Supervision): https://www.amazon.de/Die-Kunst-Konflikts-Konflikte-Supervision/dp/3849705021/ref
Frank Wulfes und Arne Schröder über den Umgang mit Widersprüchlichkeiten und Paradoxien
Die Kurswechsler Frank Wulfes und Dietmar Heijenga im Austausch zum Thema Organisationsentwicklung In der heutigen Episode von Kurswechsel sprechen Frank und Didi über ihre Arbeit als Organisationsentwickler. Sie zeigen exemplarisch auf, wie ein mögliches Vorgehen in einem Beratungsprojekt aussehen kann. **Grundverständnis und Ausgangssituation** In dieser Episode tauchen die beiden Kurswechsler tief in die Welt der Organisationsentwicklung ein. Sie diskutieren, wie sie Organisationen dabei unterstützen, eine lernende Organisation zu werden, und beschreiben ihre Vorgehensweise anhand des Konzepts der systemischen Schleife. Diese Schleife umfasst mehrere Schritte: **Die systemische Schleife in der Organisationsentwicklung** Beobachtung und Informationssammlung: Frank und Didi betonen die Bedeutung der Beobachtung und Informationssammlung. Sie gehen in Organisationen, führen Gespräche und beobachten die Umgebung, um ein tiefes Verständnis für die bestehenden Muster und Probleme zu entwickeln. Interpretation und Hypothesenbildung: Auf Basis der gesammelten Informationen bilden sie Hypothesen über die Ursachen der beobachteten Probleme. Dies hilft ihnen, die zugrunde liegenden Muster und Paradoxien in der Organisation zu erkennen. Planung und Durchführung von Interventionen: Mit den Hypothesen im Hinterkopf planen sie gezielte Interventionen (z.B. Schutzraum Experimente), die sie in der Organisation durchführen. Diese Interventionen sind darauf ausgelegt, die identifizierten Probleme zu adressieren und positive Veränderungen zu bewirken. Reflexion: Nach der Durchführung der Interventionen reflektieren sie über die Ergebnisse und Erkenntnisse. Diese Reflexion hilft ihnen, ihre Vorgehensweise kontinuierlich zu verbessern und anzupassen. Besonders spannend ist die Diskussion über die Bedeutung von Mustern und Paradoxien in Organisationen und wie diese erkannt und bearbeitet werden können. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig es ist, Probleme gründlich zu verstehen, bevor Lösungen implementiert werden. Shownotes: [LinkedIn Dietmar](https://www.linkedin.com/in/dietmar-heijenga-8692651aa/) [LinkedIn Frank](https://www.linkedin.com/in/frank-wulfes-5b4802139/) [LinkedIn Kurswechsel](https://www.linkedin.com/company/kurswechsel-unternehmensberatung-gmbh/?viewAsMember=true) [Kurswechsel Website](https://kurswechsel.jetzt/) E-Mail: Podcast@Kurswechsel.jetzt Viel Spaß beim Hören der Episode
Jüdisches Leben sicher und sichtbar in Deutschland machen: Wie kann das gelingen? Was ist Antisemitismus? Darf die israelischen Politik kritisiert werden? Diese Fragen und die sogenannte Paradoxie des israelbezogenen Antisemitismus sind die Themen dieser Folge. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ im Gespräch. Diese Folge wurde am 07. August 2024 aufgezeichnet. Bildnachweis: Dr. Felix Klein, Marco Limberg (Philipp Peyman Engel)
Wir müssen reden! Ein Scrum Master & NLP Coach im lockeren Gespräch
Es ist ein gängiges Phänomen, das Organisationen, wie Teams immer wieder zwischen Extremen hin und herpendeln. Erst wird die IT ausgelagert, dann macht man alles Inhouse. Geld spielt keine Rolle, dann wird jeder Cent umgedreht. Mal gibt man alles für das Team, mal zieht man sich vollständig zurück. Man einigt sich auf A und Tage später diskutiert man wieder über A. Solche Oszillationen zwischen Extremen werden häufig beklagt, oder sogar als Führungsschwäche interpretiert. "Hier weiß keiner, wo es lang geht!" In dieser Folge erhält du eine alternative Erklärungsmöglichkeit. Du erreichst uns mit deinen Fragen auf den unten angegebenen Social Media Kanälen, auf unserer Webseite https://www.wir-muessen-reden.net oder direkt an podcast@wir-mussen-reden.net Abonnieren, teilen, Algorithmus glücklich machen! Über positive Bewertungen auf den gängigen Plattformen freuen wir uns natürlich auch. Viel Spaß beim Hören! Dein David & Martin Martin Aigner: Twitter: @aigner_martin LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-aigner-865064193 David Symhoven: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/david-symhoven-2a04021a5/ genannte Folgen: Fritz B. Simon: https://open.spotify.com/episode/2dUWCMZwudcNR7QfSJRGQF?si=96813039b19449ac 5 Kriterien für Teams: https://open.spotify.com/episode/1TGvETxIjH4UyRX7jtzuuq?si=c3700a06da514bc0
Spannungsfelder in Organisationen: Warum Widersprüche wertvoll sein können In unserem neuesten Podcast widmen wir uns einem Thema, das für viele von uns im Arbeitsalltag allgegenwärtig ist: Widersprüche und Spannungen. Der Titel der Episode „Und täglich grüßt der Widerspruch - Spannungsfelder in Organisationen“ verrät bereits, dass diese Gegensätze nicht nur unvermeidbar, sondern auch potenziell wertvoll für Unternehmen sein können. Warum sind Spannungsfelder wichtig? Im Berufsleben stehen wir oft vor widersprüchlichen Anforderungen. Sollten wir in Meetings unsere ehrliche Meinung äußern oder lieber diplomatisch bleiben? Konzentrieren wir uns auf kurzfristige Erfolge oder entwickeln wir langfristige Strategien? Wählen wir bewährte Methoden oder wagen wir riskante Innovationen? Solche Fragen sind nicht nur Herausforderungen, sondern bieten auch Chancen für Wachstum und Innovation. Hauptthemen der Episode Typische Spannungsfelder in Unternehmen: Wir beleuchten häufige Widersprüche wie Innovation vs. Effizienz oder Kontrolle vs. Autonomie. Diese Spannungsfelder sind nicht nur Hindernisse, sondern auch Chancen für Unternehmen, sich weiterzuentwickeln. Grenzen der Eindeutigkeit: Der Wunsch nach klaren Antworten kann in einer komplexen Welt hinderlich sein. Wir diskutieren, warum Ambiguitätstoleranz zu besseren Lösungen führt und wie man lernen kann, mit Unsicherheiten umzugehen. Ambiguitätstoleranz als Schlüsselkompetenz: Die Fähigkeit, Unsicherheiten auszuhalten, entlastet nicht nur Mitarbeiter, sondern fördert auch kreativere Lösungsansätze. Wir zeigen, wie diese Kompetenz entwickelt und gestärkt werden kann. Neue Möglichkeiten für Unternehmen: Unternehmen, die Spannungsfelder bewusst nutzen, können ihre Anpassungsfähigkeit steigern und dadurch Wettbewerbsvorteile erlangen. Wir zeigen, wie dieser bewusste Umgang mit Widersprüchen gelingen kann. Neugierig geworden? In der Podcast-Episode sprechen die Kurswechsler Lukas und Steffi darüber, wie der Umgang mit Spannungen und Widersprüchen sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen stärken kann. Die beiden bieten praxisnahe Tipps und spannende Einblicke, die dazu anregen, den täglichen Widersprüchen in Ihrer eigenen Organisation mit neuen Augen zu begegnen. Wir wünschen viel Spaß beim Hören!
Die sechste Folge ist der KybernEthik, Heinz von Foerster und Monika Bröckers Zusammenarbeit mit ihm gewidmet. Dazu hat Lina Nagel mit Monika Bröcker geschrieben und ihr Fragen der Pocast-Höhrer·innen weitergeleitet. In dem Gespräch geht es um… … Ethik und warum sie sich nicht aussprechen lässt. … die Zusammenarbeit von Monika Bröcker und Heinz von Foerster. … ihr erstes Treffen in Pescadero trotz Hindernissen. … Monikas eigentlichen Plan und was daraus geworden ist. … die Herausforderungen bei der Entstehung eines gemeinsamen Buches. … Heinz von Foersters Umgang mit anderen und seine Haltung. … den Begriff der Kybernetik und warum Monika ihn kaum nutzt. … Foerster Wortneuschöpfung der Lethologie und die Haltung des Nichtwissens. Viel Freude beim Zuhören! „Ethics must be implicit; as if one read between the lines, but not in the lines.” (Heinz von Foerster, 2003, S. 52) Weiterführende Literatur und Links • Beitrag, in dem die Frage „What do you devote yourself with particular interest at this time?“ vorkommt sowie das obige Zitat (S. 52): Bröcker, M. (2003). Between the lines: The part-of-the-world-position of Heinz von Foerster. Cyberenetics & Human Knowing. Understanding Understanding: Essays on Cybernetics and Cognition. Heinz von Foerster, 1911-2002, 10(3–4), 51–65. • Foerster, H. v. & Bröcker, M. (2002). Teil der Welt. Fraktale einer Ethik – oder: Heinz von Foersters Tanz mit der Welt (4. Auflage). Heidelberg: Carl Auer. Link: https://www.carl-auer.de/teil-der-welt (S. 305ff zur Lethologie) • Foerster, H. v. (2002): Lethologie. Eine Theorie des Erlernens und Erwissens angesichts von Unwissbarem, Unbestimmbaren und Unentscheidbaren. In: Voß, Reinhard (Hrsg.): Die Schule neu erfinden. Systemisch- konstruktivistische Annäherungen an Schule und Pädagogik (14-32). Neuwied: Luchterhand. • Foerster, H. v. (2003). Understanding Understanding: Essays on Cybernetics and Cognition. Complicity: An International Journal of Complexity and Education. Link: https://www.alice.id.tue.nl/references/foerster-2003.pdf • Monika Bröckers Empfehlung zum Thema Lethologie und de-schooling: Grey, Peter: Free to Learn (2013): Why Unleashing the Instinct to Play Will Make Our Children Happier, More Self-Reliant, and Better Students for Life. Basic Books. • Über Monika Bröcker: https://centerforpersonalgrowth.typepad.com/blog/about-monika-broecker.html • Astrid Habiba Kreszmeier „Sympoietisches Ahoi“ im Carl-Auer Magazin. Link: https://www.carl-auer.de/magazin/wildes-weben/sympoietisches-ahoi • Zitat zur Paradoxie des Kybernetik-Begriffs (S. 20): Cramer, H. (2019). Wie erkennen wir die Welt? Die Perspektiven des abendländischen und kybernetischen Denkens und der Konflikt als Möglichkeit polykontexturaler Erfahrung. Unveröffentlichte Masterarbeit. Universität Witten/Herdecke. • Timm Richter interviewt Fritz B. Simon über seine Erinnerungen an Heinz von Foerster: https://www.youtube.com/watch?v=sWNw-h981x0&embeds_referring_euri=https%3A%2F%2Fwww.carl-auer.de%2F&source_ve_path=MjM4NTE&feature=emb_title
Ein Wirtschaftssystem, das alles zu Geld macht, macht auch vor der Spiritualität nicht halt. Auch aus den transzendentalen Sehnsüchten der Menschen lässt sich trefflich Profit schlagen. Das mutet paradox an, waren spirituelle Meister zumeist bestrebt, das Materielle und auch das Ego zu transzendieren. Doch wie sich das Immaterielle durch Vermarktung pervertieren lässt, zeigt der boomende Markt mit Coachings und Kursen für Persönlichkeitsentwicklung. Der Logik des Marktes ist es gelungen, die Spiritualität nach ihren Gesetzen zu formen. Sättigung darf nie eintreten, sonst wären die Kunden keine Kunden mehr, sondern vielleicht sogar erleuchtet. Kann der Coach in dieser Systemlogik ein Interesse daran haben, dass sein Schüler zur Erleuchtung kommt? Lilly Gebert hat diese Paradoxie zu Papier gebracht. Hören Sie ihren Text „Die ‚Guru-Falle‘“, der zunächst auf ihrem Substack „Treffpunkt im Unendlichen“ erschien: https://lillygebert.substack.com/p/die-guru-falle Sprecherin: Sabrina Khalil Bild: KI
Alexandra Schack ist heute zu Gast im Astropod. Gemeinsam mit der systemischen Coachin schaut Alexander in die astrologischen Konstellationen der nächsten zwei Wochen und den Beginn der Widderzeit. Wir spüren Anfangsimpulse. Es geht um Kompromisse, Grenzen und Verbundenheit.Die Widderzeit beginnt und damit auch die Zeit der neuen Anfänge. Wir spüren einen natürlichen Rückenwind bei allen Projekten, die wir beginnen. Im Zusammenspiel mit einer Mondknotenkonstellation werden wir dazu aufgerufen, Grenzen zu ziehen und für die Werte aufzustehen, die das Gemeinsame halten. Am Samstag wandert der Mars in die Fische. Der Planet, der den Widder beherrscht, begibt sich in die verborgenen Wirklichkeiten. Eine spannende Paradoxie. Manche Menschen ziehen sich zurück oder tauchen ab, um jede Angriffsfläche zu entziehen und Kompromisse zu vermeiden. Hier ist Vorsicht geboten. Statt unterzutauchen sollten wir Respekt vor der Verbundenheit spüren und Demut davor haben, dass es etwas Wichtigeres gibt als unsere eigenen Intentionen. Der Vollmond am Montag steht in der Waage, während sich die Sonne im Widder befindet. Der Vollmond verschafft uns Klarheit in der Nacht. "Die Kräfte des Unterbewusstseins leuchten nachts", beschreibt es Alexander. Wir spüren instinktiv, wo falsche Kompromisse liegen. Die nächsten zwei Wochen laden dann dazu ein, konkret in die Anwendung zu gehen und zu verändern. Zusätzlich wandert die Venus in die Fische. Es geht um Liebe in Form der größtmöglichen Verbundenheit, zwischenmenschlich und mit der Natur. Wir spüren, was an Liebens- und Lebenswertem in unser Leben kommen will. Trennendes können wir loslassen. Am Dienstag, den 2.4. ist Zeit für eine reflektorische Rückschau - Merkur wird rückläufig. Diese Rückschau ebnet den Weg, um danach in die Umsetzung zu gehen. Am Donnerstag, den 4.4. steht die Sonne in Konjunktion mit dem aufsteigenden Mondknoten. Plötzlich erkennen wir: Wo fehlt uns der Mut zur Tat? Wo ist es genau jetzt an der Zeit, einen Schritt in die Umsetzung zu gehen?Mehr zu Alexandra gibt es hier: https://alexandraschack.com/ Jetzt Alexanders Buch "Das astrologische Luftzeitalter" bestellen: https://bit.ly/3lymMjo. Und das Hörbuch: https://bit.ly/3ACmX1z . Habt ihr Rückmeldung zum Astropod? Schreibt uns gerne an astropod@astropod-schlieffen.de, auf Instagram oder Facebook. Mehr von Kathie gibt es hier: https://linktr.ee/kathie_kleff. Viel Spaß mit dem Astropod. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Juristische Argumentationstheorie setzt auf Begründungen. Doch was ist ein Grund? Luhmann kritisiert, dass der Begriff allein nichts besagt. Eine Begründung ergibt erst Sinn, wenn sie auf ausgewählte Unterscheidungen verweist. Die Kontingenz dieser Auswahl macht die Theorie sich nicht ausreichend bewusst. Was ist ein Grund? Den Grund an sich gibt es nicht. Das sieht man schon daran, dass es keinen Gegenbegriff gibt, keinen „Ungrund“ oder „Nichtgrund“. Der Begriff ist keine Zweiseitenform. Wer begründet, muss deshalb auf begriffliche Unterscheidungen verweisen, die selektiert werden. Wie bei jeder Auswahl, könnten auch andere Unterscheidungen ausgewählt werden. Damit sind Begründungen kontingent. Man kann immer weiter fragen, womit die Begründung begründet wird. Eine Letztbegründung gibt es nicht. Auch die „Vernunft“ hilft nicht weiter, sie begründet sich selbst mit sich selbst, ist also autologisch. Begründungen sind also eine Paradoxie. Sie begründen sich mit Gründen, die sich nicht endgültig begründen lassen. Um diese Paradoxie im Alltag zu managen (das heißt: zu invisibilisieren!), behilft sich die juristische Argumentation mit einer Ersatzunterscheidung: Man unterscheidet gute und schlechte Begründungen. Diese Ersatzunterscheidung ist sowohl praktisch wie auch theoretisch handhabbar. Man stellt Kriterien auf, was eine gute/schlechte Begründung ausmacht. Diese Kriterien sind jedoch ebenfalls kontingent. Zwangsläufig sind sie das Ergebnis einer weiteren Selektion, die anders hätte ausfallen können. Man kann die Auswahl nur wieder gut oder schlecht begründen. Der Kontingenz aber entkommt man nicht. Die Erkenntnis, dass Begründungen kontingent sind, weil sie auf ausgewählte Unterscheidungen zurückgehen, gehört für Luhmann zu den Errungenschaften des „modernen“ Denkens. Im Gegensatz dazu war die Vormoderne davon ausgegangen, es gäbe „objektive“ Wahrheiten, die ein „Subjekt“ nur erkennen müsse. Zum neuzeitlichen Denken gehört es auch, das Recht als operativ geschlossenes, autonomes Funktionssystem zu sehen, das Autopoiesis betreibt. Das heißt, das Rechtssystem produziert alle Rechtskommunikationen selbst. Dies geschieht, indem es permanent auf sich selbst verweist – auf andere Rechtskommunikationen des Systems. Diese Selbstreferenzialität des Rechtssystems wurde in der Theorie der begründenden Argumentation kaum berücksichtigt. Anstatt sich auf konkrete Argumentationsweisen in der Praxis zu beziehen, verlegte sie sich auf Verfahrensprinzipien. Diese werden auch unter dem Begriff Prozeduralisierung diskutiert. (Siehe Anmerkung am Textende.) Luhmann kritisiert, dass diese Theorien jedoch vor allem eigene Argumentationsweisen für bestimmte Verfahren empfehlen würden, ohne viel Rücksicht darauf, wie JuristInnen tatsächlich argumentieren. Teils handele es sich um verkappte Verhaltensvorschriften, die gar nicht umsetzbar sind, z.B. die Vorgabe, „alle Umstände der Situation“ zu berücksichtigen. An der juristischen Argumentation selbst, stellt Luhmann fest, gleiten solche Theorien ab. In der Praxis lebt die Argumentation von der Verschiedenartigkeit der Fälle. Damit erreicht sie eine hohe Spezifität, die sich nicht in allgemeine „Prinzipien“ auflösen lässt. Begründungen verweisen auf Rechtsbegriffe wie „Schuld“ oder „Haftung“. Ohne Referenz auf einen konkreten Fall wären solche Begriffe jedoch gar nicht verwendbar. Sie dienen nur als Keywords, die einen Analogieschluss zulassen. Auf diese Weise können Fallerfahrungen bewahrt, bestätigt und auf neue Sachverhalte ausgedehnt werden. Kurz, juristische Argumentation ist nicht aus Vernunftprinzipien ableitbar. Sie kann sich nicht auf ein Denkpotential berufen, das allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stünde. Sondern nur auf ihr eigenes: Argumentiert wird professionell, auf Basis einer Systemrationalität, die die rechtliche Kommunikation selbst festlegt. Vollständiger Text: luhmaniac.de
Letzter Abschnitt über die Stellung der Gerichte im Rechtssystem: In einem primär funktional ausdifferenzierten System können auch andere Differenzierungsformen fortbestehen oder sich bilden. So gibt es in Politik, Wirtschaft und Recht je ein Entscheidungszentrum aus Staat, Banken und Gerichten. Nur in diesen Zentren finden wir noch eine weitere Ausdifferenzierung durch Hierarchie vor. In der Peripherie gibt es diese Hierarchie nicht. Die moderne Gesellschaft ist primär funktional differenziert: Globale Funktionssysteme wie Politik, Wirtschaft, Recht erfüllen als jeweils autonome Kommunikationssysteme unverzichtbare Funktionen für die Gesellschaft. Neben dieser dominanten Differenzierungsform können andere Formen gleichzeitig bestehen. Im Rechtssystem finden wir eine Differenzierung von Zentrum/Peripherie vor. Gerichte haben dort das Entscheidungszentrum gebildet. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass funktionale Differenzierung, wenn sie einmal bestimmend ist, auch andere Differenzierungsformen zu neuer Blüte bringen kann. Diese Annahme überprüft Luhmann, indem er analysiert, welche Differenzierungsformen wir in Wirtschaft und Politik vorfinden, also: über die primär funktionale Differenzierung hinaus. In der Wirtschaft stoßen wir auf ähnliche Strukturen. So wie Gerichte diverse Paradoxien des Rechtssystems managen (zum Beispiel, dass sie, um Recht zu sprechen, selbst „Richterrecht“ erzeugen), managen Banken Widersprüche des Wirtschaftssystems. Etwa, dass jede Geldzahlung gleichzeitig Zahlungsfähigkeit (beim Empfänger) und Zahlungsunfähigkeit (bei dem, der zahlt) erzeugt. Diese Paradoxie managen Banken, indem sie Zeitdifferenzen gewinnbringend nutzen: Sie vergeben Kredite, die allmählich mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Ebenso bringen Einlagen während der vereinbarten Anlagezeit Zinsgewinne. Allen Geschäften zugrunde liegt ein Zahlungsversprechen. Also ein Risiko, da man nie weiß, ob sich die Erwartung in der unvorhersehbaren Zukunft erfüllen wird. Die Geldtheorie hatte den Faktor Zeit bei der Vermehrung der Geldmenge lange vernachlässigt. Eine weitere Paradoxie, die Banken im Zusammenspiel mit der Zentralbank managen, besteht darin, die Geldmenge im System mal als konstant, mal als variabel zu behandeln. Im Unterschied zu Gerichten sind Banken aber eher Abschluss der funktionalen Ausdifferenzierung der Wirtschaft als System. Depositenbanken etwa, bei denen der Kunde der Bank Kredit gewährt durch Einlagen wie „Termingeld“, sind eine relativ junge Organisationsform. Im Gegensatz dazu markierte die Entstehung von Gerichten den Beginn der funktionalen Ausdifferenzierung des Rechtssystems. Beide Systeme sind in ihrer Selbstreproduktion (Autopoiesis) jedoch gleichermaßen von außen nicht mehr steuerbar; was man besonders an den Finanzmärkten bestaunen kann. Im Wirtschaftssystem bilden Banken das Zentrum. ... (Vollständiger Text auf luhmaniac.de)
Wir kümmern uns um euch! Mit richtig wichtigen Themen säuseln wir euch in den Schlaf! Versprochen Bruder, auf Ehrenbruderbasis ;) Willkommen zu einer weiteren fesselnden Episode von "Ehre oder Schmutz", dem Podcast, der mit Humor und Tiefgang durch den Alltag navigiert. In dieser Ausgabe packen Indra und Sebastian kräftig an und unterstützen ihre Eltern bei der Renovierung. Sie tauschen Arbeitsplatten in der Küche aus und teilen ihre schmerzhaften, aber auch erheiternden Erfahrungen mit uns. Der Photovoltaik-Talk bietet einen Einblick in die grüne Zukunft: Die Sebastians diskutieren die neuesten Entwicklungen und persönlichen Erfahrungen mit Solarenergie. Das Highlight für alle Gamer: Ein tiefer Einblick in den neuen RAID "Amirdrassil" in World of Warcraft. Erfahrt, was diesen RAID zu einer besonderen Herausforderung macht. Das "Backpack Battle" stellt sich als ein einfaches, aber faszinierendes Spiel heraus, das die Herzen unserer Moderatoren im Sturm erobert hat. Sie erklären, was dieses Spiel so unglaublich cool macht. In unserer beliebten Rubrik "Ehre oder Schmutz" wagen sich Indra und Sebastian an die kontroversen Themen heran: die Paradoxie von Schrödingers Katze, die Debatte um Abnehmspritzen und persönliche Anekdoten über ihre letzten Date Nights. Wie immer mit einer Prise Humor und einer guten Portion Meinungsfreiheit. Schnappt euch eure Kopfhörer und bereitet euch auf eine Episode voller Lacher, Aha-Momente und dem einen oder anderen Stirnrunzeln vor. Ehre oder Schmutz - wie werden unsere Hosts entscheiden? Bleibt dran! --- Send in a voice message: https://podcasters.spotify.com/pod/show/ehreoderschmutz/message
Mit dem „Verbot der Justizverweigerung“ bürden sich Gerichte auf, jeden Fall zu entscheiden. Zugleich ermöglicht ihnen dieser Zwang jedoch die Freiheit, selbst Regeln zu entwickeln, wie man trotz Unentscheidbarkeit entscheiden kann. Durch diese Regeln schaffen sie allerdings selbst Recht. Das so entstehende „Richterrecht“ beruht also auf der Paradoxie, dass die Rechtsprechung erstmal Recht schaffen muss, um Recht sprechen zu können. In dem Justizverweigerungsverbot sieht Luhmann denn auch den „Ausgangspunkt für die Konstruktion eines juristischen Universums“. Eine Art Startrampe für das Rechtsdenken und die juristische Argumentation der Moderne. Durch ihre Selbstbindung an den Entscheidungszwang erlauben sich Gerichten selbst, immer dann, wenn kein Recht „gefunden“ werden kann, es eben selbst zu „erfinden“. Im Kern ist das eine Paradoxie: Die Rechtsprechung schafft Recht, um Recht zu sprechen. Dies geschieht denn auch nur „mit linker Hand“. Es ist nicht ihre Hauptaufgabe. Die Entwicklung von Regeln läuft nebenbei mit. Diese Paradoxie hat jedoch Auswirkungen auf das gesamte Rechtssystem. Sie ist der Grund, warum die juristische Argumentation so stark auf mögliche Zukunftsfolgen von Entscheidungen abstellt – obwohl man die Zukunft niemals kennen kann. Die sorgfältige Einschätzung dient als Ausweg, um die Paradoxie zu invisibilisieren, dass trotz Unentscheidbarkeit entschieden wird. Man verzeitlicht. Das Justizverweigerungsverbot ist nicht nur eine Norm, sondern eine autologische Vorschrift: Sie beschreibt sich selbst und sie bezieht sich auf sich selbst (ist also selbstreferentiell). Zu den Auswirkungen zählt, dass man die selbst geschaffenen Regeln wiederverwenden kann bzw. muss, wenn ein gleicher Fall vorliegt. Hat ein Gericht eine Sache entschieden (res iudicata), kann sich ein anderes Gericht nicht nur auf das rechtskräftig ergangene Urteil beziehen, sondern auch auf das vorangegangene „Richterecht“, das in diesem Fall geregelt hat, wie man vorgehen muss, um zu einer Entscheidung zu kommen. „Richterrecht“ operiert selbstreferentiell, es verweist auf sich selbst. Genau das ermöglicht eine Autonomie von Gerichten in der Frage, auf welche Art und Weise Rechtsprechung zustande kommen muss. Was Autonomie bedeutet, zeigt sich dann auch daran, wie unverständlich „juristische Argumentation“ für Laien sein kann. Die selbstreferentielle Art und Weise, mit der innerhalb des Rechts argumentiert wird, ist für Laien schwerlich nachvollziehbar. Auch im angelsächsischen Kreuzverhör zeigen sich Folgen des Entscheidungszwangs, der Autonomie ermöglichte. Es regelt zum Beispiel, dass Zeugen oder Sachverständige nur durch StaatsanwältInnen und StrafverteidigerInnen befragt werdem dürfen. Welche Gesichtspunkte bei der Argumentation ausgewählt werden dürfen, ist durch die Gerichte bestimmt. Solche Entscheidungsregeln sind die sogenannten Programme des Gerichtssystems. Zugleich garantiert die normative Unterscheidung zwischen Recht/Unrecht bei jedem ausgewählten Aspekt, dass der Ausgang des Verfahrens offenbleibt. Es gilt die Unschuldsvermutung bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Urteil rechtskräftig wird. Das heißt, der Code (die leitende Unterscheidung von Recht/Unrecht, die auf jedes Argument angewendet werden muss) und die Programme des Systems (Selbstbindung an den Entscheidungszwang mit der Freiheit, „Richterrecht“ zu schaffen und sich auf selbst geschaffene Regeln zu beziehen) geben jene Struktur vor, die im Gerichtssystem des Rechts einzuhalten ist und die letztlich eine finale Entscheidung ermöglicht. Die Selbstbindung ans Justizverweigerungsverbot ermöglicht letztlich auch eine Verfahrensgarantie, die in der Verfassung abgesichert wurde. Vollständiger Text auf Luhmaniac.de
Der baskische Literat und Philosoph Miguel Unamuno, u.a. inspiriert von Nietzsche, gehört zur legendären Generation von 98, die durch ein historisch bedingtes, tragisches Lebensgefühl vebunden ist. Seine Romane, u.a. Krieg im Frieden, Abel Sanchez und Nebel, widerspiegeln diese tragisch-komische Paradoxie des Lebens und die Sehnsucht nach Tranzendenz trotz bewusster Immanenz. Widersprüche zwischen Rationalität und Gefühl oder Glaube und Wissenschaft charakterisieren den Weg des mutigen Opportunisten Unamuno, dessen philosophische Aphorismen in "Das tragische Lebensgefühl" auch Berücksichtigung finden.
Robert Habeck ist ein Vizekanzler mit ungewöhnlicher Vorgeschichte: Als Sohn einer Apothekerfamilie wächst er in Lübeck und Kiel auf, studiert in Freiburg im Breisgau - und in Roskilde in Dänemark. Zusammen mit seiner Frau Andrea Paluch fängt er 1999 an, erfolgreich Kinderbücher und Romane zu schreiben, ihre vier Kinder erziehen sie ebenfalls gemeinsam. Heute ist der Wirtschaftsminister und Vizekanzler ein „Mann der Exekutive“ geworden, wie er in diesem Podcast sagt. Bei FREIHEIT DELUXE steht er Rede und Antwort, was das für ihn bedeutet und zieht eine sehr persönliche Bilanz zur Ampel-Halbzeit. Seine Regierung habe ihre Erfolge miserabel verkauft und „in der B-Note eine glatte 6“ verdient, bekennt Robert Habeck bei Freiheit Deluxe. Robert Habeck und Jagoda Marinić reflektieren, was im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft gerade schiefläuft. Habeck erklärt aus seiner Sicht, wie das Schema des Populismus Probleme überzeichnet und als unlösbar darstellt. Lösungserzählungen werden so immer schwieriger, die Räume dafür immer kleiner. Er beschreibt aber auch die „Paradoxie der Moderne“, wonach sich das demokratische Aufstiegsversprechen für viele Menschen nicht mehr einlöst und die Enttäuschung darüber Trotz und Zorn hervorrufen. Hoffnungsvoller Gegensatz dazu ist für Robert Habeck „Fridays for Future“, er verteidigt sie im Gespräch gegen Jagoda Marinićs ernüchterte Analyse, dass die Bewegung trotz Millionen Menschen auf der Straße nicht so viel erreicht hat, wie sie wollte. Habeck hält die Bewegung trotz allem für die erfolgreichste seit langem. Habeck skizziert auch sein persönliches Politik-Verständnis, für ihn sei kein Amt „Mittel zum Zweck“ für irgendetwas anderes - etwa die Kanzlerkandidatur. Zuletzt muss der Wirtschaftsminister sich auf Dänisch beweisen. Hier hört ihr… wieso es so wichtig ist, auch die Freiheit der Anderen zu verteidigen (3:31) warum vieles, was die AFD sagt, Faschismus ist (11:01) weshalb es problematisch wenn sich Teile der Gesellschaft nicht mehr repräsentiert fühlen (17:30) was er unter „Paradoxien der Moderne versteht (19:28) wie das Schema des Populismus aussieht (25:05) warum sein Amt als Wirtschaftsminister nicht „Mittel zum Zweck“ sein soll (35:50) was das Dilemma der Grünen derzeit ist (47:) warum vermeintliche Gegensätze wie „Gillamoos und Kreuzberg“ so wirkmächtig sind (50:25) warum Robert Habeck einmal „ein Herz aus Stahl“ bekommen hat (59:12) weshalb es allen Grund gibt, stolz aus das zu sein, was Klimabewegung „Fridays for Future“ erreicht hat (1:08:04) wie er gelernt hat, sein Amt von seiner Person zu trennen (1:19:09) was rückblickend beim Heizungsgesetz schwierig war (1:28:30) warum Robert Habeck „ein Mann der Exekutive“ geworden ist (1:43:31) wie Robert Habeck Dänisch spricht (1:54:00) warum Vaclav Havel für ihn ganz persönlich ein Vorbild ist (2:00:02) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
Systemisch Denken - Systemtheorie trifft Wirtschaft, Theorie und Praxis für Ihren Beruf
Luhmann beobachtet eine Paradoxie im Fundament der Systemtheorie, bei den Unterscheidungen - und löst sie auch gleich auf. Mit der Rolle des Beobachters. Beobachter kommen IM System vor, sie sind Selbstbeobachter. Beobachter können auch außerhalb des Systems sein, dann sind sie Fremdbeobachter. Was spricht für das eine, was für das Andere. Diese Frage hat zu kontroversen Diskussionen in meiner systemischen Ausbildung geführt. Aber höre selbst...
Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Whistleblower bzw. Hinweisgeber tauchen im Kontext von Organisationen auf, also in Unternehmungen und Behörden -, in dem sie auf Missstände aufmerksam machen, die trotz entgegenstehender Gesetze nicht unterbleiben oder ausgeräumt werden. Sie sind damit selbstredend in einem Bereich oder zu einem Zeitpunkt aktiv, die hoch konfliktär sind. Die Situationen weisen viele Beteiligte und entgegenstehende Positionen auf - typisch für eskalierende Konfliktlagen. Und mitunter werden von den Beteiligten paradoxerweise identische Interessen angemeldet und ins argumentative Feld geführt, die sich auf das Wohl der Organisation zusammenbündeln lassen - und einen guten Ausgangspunkt für Aushandlungsprozesse bilden. Mediation ist als Verfahren hier häufig naheliegend, ist aber der gleichen Paradoxie ausgesetzt: Es kann die Mitglieder und Stakeholder einer Organisation in konstruktive, vertrauliche Aushandlungsprozesse führen, es kann aber auch infolge dieser Vertraulichkeit als weiteren und damit verschärfenden, destruktiven Geheimhaltungsversuch missbraucht oder zumindest eingeschätzt werden. Insoweit tangiert das Whistleblower- bzw. Hinweisgeberschutzgesetz die Anwendbarkeit und Durchführung von Organisationsmediation - und zwar in ganz erheblichem Maße.
Mit welchen Mechanismen bewältigen Funktionssysteme Komplexität? Selbst erzeugte Komplexität lässt sich reduzieren, indem man sie temporalisiert. Eine Entscheidung gilt nur noch solange, bis sie durch eine andere aufgehoben wird. Ein Beispiel dafür ist, dass es im Rechtssystem kein „ewiges“ Recht mehr gibt, sondern nur noch positives, menschgemachtes Recht. Und hier gilt: Neues Recht annulliert altes. Ein weiterer Mechanismus zur Bewältigung intern erzeugter Komplexität besteht darin, die Varietät der Operationen zu steigern. Das System lernt, mehr verschiedenartige Operationen durchzuführen. Der Nachteil ist: Die Redundanz sinkt. Entscheidungen sind zwangsläufig weniger konsistent; sie werden folglich als weniger gerecht empfunden. Das wohl wichtigste Beispiel für diesen Mechanismus ist: Durch die Entwicklung eines einklagbaren Rechtsanspruchs, der auch den Privatwillen umfasst, erhöhte das Recht im 19. Jh. seine Varietät. Es passte seine „Bandbreite“ den Bedürfnissen der sich zunehmend funktional differenzierenden Gesellschaft an. Dass private Verträge einen Rechtsanspruch begründen können, führte dazu, dass eine Klage nur gegen eine Person möglich ist. Man kann nicht gegen gesellschaftliche Bedingungszusammenhänge klagen oder gegen Gruppen. Ein Kollektiv kann nicht für einen Schaden haften, den ein Individuum verursacht hat. In der Folge kommt es zur Personalisierung der Rechtslagen. Das gesamte Rechtssystem muss sich darauf umstellen. Auf dieser Basis entstand die Figur der subjektiven Rechte. Diese können eingeschränkt werden. Das Recht macht sich die Paradoxie handhabbar, dass Freiheit notwendigerweise bedingt, dass sie eingeschränkt werden kann. Durch die Figur der „juristischen Person“ können dann auch Rechtsansprüche gegen Organisationen geltend gemacht werden. Personalisierung verlangt auch, dass die Rechtsfähigkeit nicht mehr von sozialer Herkunft abhängen darf. Jeder muss Anspruch auf Zugang zum Rechtsverfahren haben. Verfahrensrecht und materielles Recht müssen an diese Erfordernisse angepasst und miteinander abgestimmt werden. Was uns heute normal erscheint, bedeutet evolutionstheoretisch eine Überwindung von Unwahrscheinlichkeit. Denn in der tribalen Gesellschaft und bis hin in die Ständegesellschaft war es üblich gewesen, dass Familie und Verbündete im Rechtsstreit Beistand leisten. Heute ist es umgekehrt. Das klagende und das angeklagte Individuum sind ausschließlich auf das Rechtssystem angewiesen. Der einzige zulässige Rechtsbeistand ist – Rechtsbeistand. Zugleich existieren die sozialen Bindungen, die ein Individuum zur Familie oder zu Organisationen hat, natürlich weiterhin. Das Rechtssystem hat auch darauf reagiert. Soziale Bindungen wurden dekomponiert, um sie mit den Mitteln des Rechts neu aufzubauen. So fungieren z.B. Rechtsschutzversicherungen oder Berufsverbandsrecht wie eine Art Ersatzleistung für den verlorenen Beistand durch Familie und Stämme. Indem das Recht jeden sozialen Einfluss auf die Rechtsentscheidung abscheidet, verbietet es sich zugleich selbst, dass soziale Bindungen den Richter beeinflussen dürften. Auf diese Weise wird erstmals Korruption innerhalb des Rechts überhaupt als Problem benennbar. Subjektive Rechte sind nicht nur bedeutsam für den Zugang zum Recht, sondern für den Zugang zu allen Funktionssystemen. So hat zwar jeder das Recht auf Teilnahme am Erziehungssystem durch Schulbesuch oder zur Teilnahme an politischen Wahlen. Doch schon einfache Regeln, die sich Institutionen systemintern geben, können verhindern, dass die Rechte wahrgenommen werden können. Z.B., wenn es für die „Teilhabe“ einen festen Wohnsitz braucht. Das Recht auf Zugang zu Politik, Wirtschaft, Medizin usw. muss individuell mit rechtlichen Mitteln erstritten werden. Vollständiger Text: auf https://luhmaniac.de
Die Geschäfts- und Arbeitswelt prägt heute das Motto „Zeit gleich Geld“. Paradox ist: In der digitalen Welt entsteht Zeitgewinn bei gleichzeitigem Zeitverlust. Dabei geht es immer um die quantitive, messbare Zeit. Doch Zeit ist viel mehr als das.Von Marlen Stoesselwww.deutschlandfunk.de, Essay und DiskursDirekter Link zur Audiodatei
Die Geschäfts- und Arbeitswelt prägt heute das Motto „Zeit gleich Geld“. Paradox ist: In der digitalen Welt entsteht Zeitgewinn bei gleichzeitigem Zeitverlust. Dabei geht es immer um die quantitive, messbare Zeit. Doch Zeit ist viel mehr als das.Von Marlen Stoesselwww.deutschlandfunk.de, Essay und DiskursDirekter Link zur Audiodatei
Bis ins 17. Jh. blockiert das gesellschaftliche Problem allgegenwärtiger Gewalt die eigenständige Evolution des Rechts. Erst nachdem das politische System das Gewaltmonopol für sich beansprucht, kann es ein „öffentliches Interesse“ an Strafgesetzgebung behaupten und Strafverfolgung rechtlich durchsetzen. An der Lösung des Gewaltproblems sind Politik und Recht strukturell gekoppelt. Der III. Abschnitt hatte bereits gezeigt, dass die eigenständige Evolution des Rechts im 18./19. Jh. von der Ausdifferenzierung des politischen Systems vorangetrieben wurde. Die Anzahl und die Bandbreite der rechtlichen Operationen erhöhten sich dadurch. Nun fragt Luhmann, ob es noch tieferliegende gesellschaftliche Bedingungen gibt, die eine eigenständige Rechtsevolution ermöglicht haben. Das heißt zugleich, dass diese Bedingungen die eigenständige Evolution zuvor blockiert hatten. Eine solche gesellschaftliche Bedingung besteht in der Lösung des „Gewaltproblems“. Thomas Hobbes hatte 1651 in seinem Werk „Leviathan“ die Allgegenwärtigkeit physischer Gewalt zum Ausgangspunkt seines Gesellschaftsvertrages gemacht, aus dem letztlich der moderne Territorialstaat mit Gewaltenteilung, Verfassung und dem Ideal der parlamentarischen Demokratie hervorging. Weil im „Naturzustand“ jeder gegen jeden Krieg führe, könnte eine Lösung, die Frieden sichert, nur darin bestehen, dass jedes Individuum auf sein Urrecht der Gewaltanwendung verzichtet und es auf einen „Souverän“ überträgt. Der historisch gegebenen Ausgangslage wird damit eine fiktive, logisch begründete Ausgangslage entgegengesetzt. Das politische System inkludiert Gewalt, um Gewalt zu exkludieren. Es konsolidiert sich auf dieser Machtbasis. Die Paradoxie, dass der Souverän Gewalt ausüben darf, um Gewalt zu verhindern, wurde aufgelöst durch die Unterscheidung von legitimer und illegitimer Gewalt. Auch die Paradoxie, dass das Volk die Quelle der Macht ist und damit zugleich der Souverän und sein eigener Untertan, wurde aufgelöst durch Unterscheidungen. Das Volk wurde unterschieden in: Volk, Politik, Verwaltung und Publikum (Luhmann, „Politik der Gesellschaft“, S. 257). D.h., das gesellschaftliche Problem physischer Gewalt wurde zu einem politischen Problem erklärt, regulierbar durch Gesetzgebung, die Strafdurchsetzung einschließt. Durch das Gewaltmonopol des Staates können Strafrecht und Zivilrecht getrennt werden. Für die Evolution des Rechts wirkte dies befreiend. Jahrtausendelang war die Lösung von Gewaltkonflikten die Hauptfrage des Rechts gewesen. Bis ins Hochmittelalter war Frieden eine Ausnahme. Die Durchsetzung des Rechts blieb unsicher. Nun fiel diese Blockade. An diesem Punkt sind Politik und Recht strukturell gekoppelt, d.h. strukturell offen für Irritationen aus dem jeweils anderen System. Verarbeitet wird jede Irritation jedoch in operativer Geschlossenheit. Erst ihre Kopplung in der Gewalt(en)frage sichert die Autopoiesis beider Systeme. Diese Entwicklung stellt einen Wendepunkt im gesellschaftlichen Umgang mit Gewalt dar. Fortan steht nicht mehr der Schaden des Opfers im Fokus des Rechts, sondern der Verstoß gegen das Gesetz. Der Verstoß kann im öffentlichen Interesse geahndet werden, denn das Individuum hat sein Urrecht, Gewalt mit Gewalt zu erwidern, an den Staat abgetreten. Die Gesetzgebung kann nun sogar regeln, dass es rechtens sein kann, gegen geltendes Recht zu verstoßen, z.B. aus Notwehr. Autopoiesis und strukturelle Kopplung gehen Hand in Hand. Die Evolution benutzt die Autopoiesis der anderen Systeme, die sie vorfindet. Auf Umweltanstöße entwickelt jedes System systemeigene Problemlösungen. Ohne die politische Lösung des Gewaltproblems wäre die eigenständige Evolution des Rechts blockiert geblieben.
Maurice Blanchots Leben und Werk stehen im Zeichen der Paradoxie. Eine Gesprächsrunde zu seiner Literaturtheorie, seiner bisweilen widersprüchlich wirkenden Biografie und über Zugänge zu seinen Texten.Von Christine Grimmwww.deutschlandfunkkultur.de, HörspielDirekter Link zur Audiodatei
Maurice Blanchots Leben und Werk stehen im Zeichen der Paradoxie. Eine Gesprächsrunde zu seiner Literaturtheorie, seiner bisweilen widersprüchlich wirkenden Biografie und über Zugänge zu seinen Texten.Von Christine Grimmwww.deutschlandfunkkultur.de, HörspielDirekter Link zur Audiodatei
Daoismus - Abgenzung um Konfuzianismus, Werte, Prinzipien und Begriffe, sowie historische Verbreitung der Lehre. Vier Grundsätze , u. a. das wu wei und ontische Erklärung von Sein und Nichtsein, Handeln und Nichthandeln. Bedeutungsvielfalt und Paradoxie von Dao/Tao.
Ich zeige dir einige Techniken, wie du erste vage Gedanken, die Du zu einem Thema hast, systematisch so zusammenbringen und verdichten kannst, dass ein einzelner Satz entsteht, der das Wesentliche hält. Der Satz enthält die zentrale Paradoxie deines Themas. Die ganze Widersprüchlichkeit kann darin aufgehen.
Dass die Aktienmärkte eine Inflationsrate von über acht Prozent feiern, darf durchaus als außergewöhnlich gelten. Zur Wochenmitte wurde diese scheinbare Paradoxie zur Realität. Der Brent Öl Preis liegt bei 97.81 $.Die asiatisch-pazifischen Märkte kletterten am Donnerstag, nachdem ein besser als erwartet ausgefallener Inflationsbericht in den USA die Aktienkurse in die Höhe schnellen ließ.Heute stehen in Europa keine wichtigen Wirtschaftsdaten an.In den USA werden neben den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe die Erzeugerpreise gemeldet.Geschäftszahlen kommen von Deutsche Telekom, RWE, Siemens, Bechtle, Cancom, Evotec, K+S, ProSiebenSat.1, ThyssenKrupp, Varta, GFT, Aareal Bank, Bilfinger, Ceconomy, CEWE Stiftung, Deutsche Beteiligungs AG, Deutz, Eckert & Ziegler, Grenke, Jost-Werke, New Work, Salzgitter, SMA Solar, Ströer, Zurich Insurance, Aegon undIllumina.Die Futures bewegen sich im grünen Bereich. Der Dax ist 0,43 % im Plus. Der Dow Jones ist 0,19 % im Plus und der S&P 500 ist 0,18 % im Plus. Der technologielastige Nasdaq ist 0,3 % im Plus.Support the show
Critical Infinity Podcast - Kritisches Denken im Sprachnachrichten Dialog
Patrick Breitenbach Patrick greift die ideologischen Steilvorlagen von Christian Lindner auf und fokussiert sich eher auf die Gründermythologie und ihrer prominenten, Lindner und FDP-nahen Multiplikatoren. Dabei hat er ein ziemlich interessantes Muster oder besser Rudel entdeckt, welches er in seiner Sprachnachricht kritisch hinterfragt, bis es schließlich ob der Paradoxie ihres Fetisches etwas eskaliert …
Konflikte haben eine Dynamik, die sich oft nicht stoppen lässt. Dabei gibt es in jedem Konflikt einen kleinen, feinen Punkt, eine Paradoxie, eine Absurdität, die der Dynamik völlig die Schärfe nimmt. Das Konfliktanalyse-Schema hilft dir dabei, diese Absurdität zu finden und zu benennen. Konfliktanalyse-Schema (Download PDF) www.adventuria.org www.zks-medien.de
MS-Perspektive - der Multiple Sklerose Podcast mit Nele Handwerker
Neuer Beitrag von Matthias Horx zur Ukraine, der sachlich, empathisch und vielschichtig auf die aktuelle Situation und Zukunft schaut. Hier geht es zum Blogbeitrag: https://ms-perspektive.de/kolumne-94-von-matthias-horx-die-kunst-des-siegens Diesmal veröffentliche eine Kolumne von Matthias Horx zur Ukraine-Krise in Text- und Audioform. Mir hat es gut getan, den Beitrag zu lesen. Ich habe darin eine Erklärung für meine Zerrissenheit bezüglich der Maßnahmen gefunden, auf welche militärische Art die Ukraine unterstützt werden sollte, aber auch Hoffnung, dass sich ein derartiger Angriffskrieg langfristig immer zu einer Niederlage für den Aggressor herausstellen wird. Vielleicht hilft es Dir auch. Der nachfolgende Text stammt aus der Zukunfts-Kolumne von Matthias Horx: www.horx.com/die-zukunfts-kolumne Siehe auch: www.zukunftsinstitut.de. Kann die Ukraine tatsächlich diesen Krieg „gewinnen“? Über politische Klugheit und die Weisheit der Zukunft. © www.facebook.com/woskerskiART „Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.“ — Sun Tzu, Die Kunst des Krieges 1. Die Botschaft des Dr. Seltsam Vor knapp sieben Jahren, im Juli 2015, kam es in Wladimir Putins Staatsresidenz, 30 Kilometer vor Moskau, zu einer denkwürdigen Begegnung. Oliver Stone, der Regisseur des amerikanischen Moral-Humanismus, Vietnam-Veteran und Regisseur von Filmen wie Platoon oder JFK, drehte einen Dokumentarfilm über den Staatsmann Putin. Um sich ihm zu nähern, führte er dem heutigen russischen Diktator einen Film vor. Der Film hieß „Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben.“ Ein Meisterwerk von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1964. Und das beste: Oliver Stone filmte die Reaktionen Putins: www.irishtimes.com In Kubrick‘s Apokalypse-Komödie kommt ein halbverrückter Spieltheoretiker und „Prophet“ mit seltsamem Akzent vor (Dr. Seltsam, gespielt von Peter Sellers). Dr. Seltsam weiß alles über die Zukunft, und weil er alles weiß, ist er verrückt geworden. Eine weitere Schlüsselrolle spielt ein amerikanischer General, der besessen ist von der Idee, die Kommunisten hätten chemische Substanzen ins Trinkwasser gemixt, um die „bodily fluids“ der Amerikaner zu verderben. Männer werden dadurch impotent. Querdenker gab es auch damals schon. Nicht nur im Film wimmelte es von Verschwörungsdenkern. Im Plot von „Dr. Seltsam“ wird das Konzept der nuklearen Abschreckung durch einen „system flaw“ – einen idiotischen Zufall – ausgehebelt. Die Strategen des CIA haben „zufällig“ vergessen, der russischen Gegenseite mitzuteilen, dass sie eine DOOMSDAY-Maschine konstruiert haben. Einen automatischen Startmechanismus der Atomraketen für den Fall eines Angriffs. Falls der Präsident zögern sollte, den roten Knopf zu drücken, werden alle Raketen und Bomber im Fall eines Angriffs unverzüglich auf RED ALERT und Abschuss gestellt. Deshalb lässt sich ein Irrtum nicht mehr korrigieren. Am Schluss reitet ein amerikanischer Bomberpilot juchzend auf einer Wasserstoffbombe auf Russlands Boden zu. Er sieht die Bombe als ein wildes Pferd, das er zähmen muss. Das Narrativ des Cowboys, eines uramerikanischen Motivs. Wladimir Putin und der Regisseur Oliver Stone beim Viewing des Films „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“, Juli 2015 © www.irishtimes.com Putin fiel zu dem Film irgendwie nicht viel ein. „Es gibt einiges in dem Film, was uns nachdenklich macht…“, sagte er im anschließenden Gespräch. „Eigentlich hat sich ja seitdem nicht viel verändert… Es ist heute noch schwieriger und gefährlicher solche Waffensysteme zu kontrollieren…“ © www.irishtimes.com Beim Abgang überreicht Stone Putin einen Umschlag mit der DVD des Films. Putin tritt durch eine Tür, öffnet den Umschlag, und kommt noch einmal zurück. „Typisches amerikanisches Geschenk! Nichts drin!“ Er hält die leere Hülle der DVD in den Händen. Oliver Stone entschuldigt sich und holt die DVD aus dem Abspielgerät. Man verabschiedet sich. 2. Schwere Waffen Kann die Ukraine diesen Krieg wirklich gewinnen? Darüber bilden sich jetzt in Medien, Köpfen, Gefühlen rasch neue Deutungs-Mehrheiten. Die russische Offensive, so heißt es, hat sich vor den Toren Kiews festgelaufen. Putin hat sich „verkalkuliert“. Wir müssen den Ukrainern einfach SCHWERE WAFFEN liefern! Das ist das GEBOT der Stunde! Dann können sie diesen Krieg gewinnen. All das klingt betörend. Einfach. Geboten eben. Aus moralischen, kriegstaktischen Gründen. Aus dem Recht auf Selbstverteidigung heraus. Auch aus Scham und Schuldgefühl: „Wie konnten wir nur solange stumm zusehen!?“ Wer, außer den rechten Populisten und den wackeren Friedens-Fundamentalisten, möchte das nicht: Dass die tapferen Ukrainer, die auch für unsere Freiheit kämpfen, den Usurpator besiegen? Aber was ist das überhaupt? Siegen? 3. Das Abschreckungs-Paradox In Los Alamos, dem Zentrum der amerikanischen Bombenforschung, war die Atombombe in den letzten Kriegsjahren unter ungeheurem Aufwand von Geist und Geld als ein Instrument erfunden worden, grausame Massen-Kriege für immer zu beenden (siehe dazu die ergreifende Serie „Manhattan“, bei Amazon Prime). www.amazon.de/Manhattan-Staffel-1-dt-OV Führend bei der Entwicklung dieser Massenvernichtungswaffe, waren Wissenschaftler, die den „killing fields” Europas entkommen waren. Ungarische Mathematiker. Jüdische Emigranten, die ihre Verwandten in den Nazi-Konzentrationslagern verloren hatten, nicht wenige von ihnen aus dem Gebiet, der heutigen Ukraine. Physiker, die dem linken Humanismus nahestanden, wie Edward Teller. Einige dieser Wissenschaftler gingen von Los Alamos direkt hinüber ins Lager der Spieltheoretiker, etwa John von Neumann, ein genialerer Kybernetiker und Quantenphysiker (siehe auch meine Kolumne „Future War“). In den frühen 60er Jahren erarbeiteten die Spieltheoretiker in den amerikanischen Think-Tanks das Konzept der nuklearen Abschreckung. Ein regelbasiertes Spiel, das den Untergang der Menschheit durch die Möglichkeit des Untergangs verhindern sollte. Wenn beide Parteien den anderen vernichten können. Und beide Parteien WISSEN, dass ein Erstschlag durch einen umso vernichtenderen Zweitschlag beantwortet wird. Wird keiner mit der Weltzerstörung anfangen. Auch mörderische konventionelle Kriege, wie in den zwei Weltkriegen, könnten so vermieden werden. Denn die könnten ja jederzeit eskalieren. Allerdings verhedderten sich die Spieltheoretiker im Laufe ihrer Arbeit in immer mehr Paradoxien. Je mehr sie rechneten und rechneten, modellierten und modellierten, umso weniger ging ihre Rechnung vom „Gleichgewicht des Schreckens“ auf. Der Bomberkommandant auf dem Ritt in die Apokalypse Screenshot: www.moviepilot.de Was Kubricks Dr. Seltsam auf den Punkt brachte, offenbarte sich immer deutlicher: Gleichgewichte des Schreckens funktionieren nur bei perfekter Information. Und: Es kommt vor allem auf die KOMMUNIKATION an, ob ein Regelsystem hält. Information kann jedoch ebenso wenig „perfekt“ sein wie Kommunikation. Beides ist störanfällig, manipulierbar, verrauscht. Und hängt letztlich vom menschlichen Willen ab. Wenn Information und Kommunikation chaotisch werden, fällt man leicht in Verschwörungswahn und tief eingelernte Reflexe zurück. Etwa in den Cowboy-Wahn. Die Idee, die ganze Welt befreien und zähmen zu müssen. Oder den Zaren-Wahn. Die Vorstellung, das größte, beste und mächtigste Großreich aller Zeiten besitzen zu wollen. Der Commander in Chief fürchtet um seine Potenz. Screenshot: www.moviepilot.de 4. Der Ernstfall-Test Im ersten großen Test der nuklearen Abschreckung, in der Kuba-Krise von 1962, zwei Jahre bevor Kubrick seine Satire veröffentlichte, saßen Spieltheoretiker wie Thomas C. Schelling im Krisenstab des US-Präsidenten. Siehe Tim Hartford, Logic of Life S. 36 ff S. 51 John F. Kennedy vermied durch seinen hellen Geist vor allem EINEN Fehler: Die Entscheidungen den Militärs zu überlassen, die ständig auf den Einsatz „ihrer Kapazitäten“ drängten. (siehe den Film „Thirteen Days“ von 2000). Die Kennedy-Administration legte großen Welt auf das rote Telefon, die Direktverbindung zum Kreml (so wie heute wieder das US-Verteidigungsministerium in der Ukraine-Krise). Die Kuba-Krise wurde beigelegt, indem ein „Hidden Deal“ geschlossen wurde. Die UdSSR zog ihre Atomraketen aus Kuba ab, und die USA ihre Atomraketen aus der Türkei. Wichtig war, dass die Einzelheiten des Deals nie veröffentlicht wurden. Die Welt wurde in aller Diskretion, ohne Beteiligung der öffentlichen Medien und des Propagandaapparates, gerettet. Es gibt so etwas wie die Weisheit des Schweigens. 5. Das Gesetz von Kraft und Gegenkraft Die Ukraine hat in diesem Krieg ein Momentum genutzt, das in der Kriegsgeschichte wohlbekannt ist. Das Phänomen des KULMINATIONSPUNKTS DES ANGRIFFS. Der Historiker Wolfgang Schivelbusch beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch „Rückzug – Geschichten eines Tabus“. Es gibt in der Militärgeschichte viele grandiose Siege, die sich im Moment ihres Eintretens in Niederlagen verwandelten. In katastrophische Erfolge. Etwa Napoleons Eroberung Moskaus im Jahr 1812. Als die Grande Armee nach 3.000 Kilometern Fußmarsch mit Fanfarenklängen in die Stadt einzog, ohne nennenswerten Widerstand, war die Stadt leer. Kein Gegner in Sicht. Leere Straßen. Verrammelte Fenster. Die Folge war: Ratlosigkeit. Mit allem konnte der Oberstratege Napoleon umgehen, außer dem Mangel eines Gegners. Dann brannten auch noch Teile der Stadt. Chaos brach aus, die Moral der französischen Truppen zerfiel. Napoleons Schicksal war besiegelt. Schivelbusch beschreibt diesen Effekt der Sieges-Niederlage auch am Beispiel zweier Entscheidungsschlachten der Weltkriege, an der Marne und in Dünkirchen. Im Ersten Weltkrieg waren es die Pariser Taxifahrer, welche die französischen Soldaten zur Front fuhren, wo sie die deutsche Offensive an der Marne zu Stillstand brachten. Die Frontbeobachter berichteten schon stolz davon, dass sie in ihren Feldstechern Notre Dame sehen konnten. Im Zweiten Weltkrieg kam es nach dem Rückzug der englischen Armee zu einer Reorganisation des weltweiten Widerstands gegen Hitler. Ähnlich war es auch in Vietnam. Im Irak. Und in Afghanistan. Und eben auch jetzt in der Ukraine. „Im Moment des Angriffs mag mag der Angreifer im Vorteil sein, wenn er mit überlegenen Kräften angreift. Weil er das Überraschungsmoment und die Wucht des ersten Schlages auf seiner Seite hat. Doch dieser Vorteil ist von kurzer Dauer. Nach dem Prinzip des Stundenglases oder der kommunizierenden Röhren, kommt die Energie, die der Angreifer durch FRIKTION verliert, dem Verteidiger zugute. Dieser braucht nur warten, bis sich das Kräfteverhältnis umkehrt.“ Das nennt Clausewitz den Kulminationspunkt des Scheiterns. Clausewitz spricht vom „Zurückgeben des Stoßes“ – “die Gewalt eines Rückstoßes ist gewöhnlich viel größer, als die Kraft des Vorstoßes war. Der Affekt (oder Reflex) der Vergeltung vermag Energiereserven zu mobilisieren, über die der Angreifer nicht mehr verfügt.” (Schivelbusch S. 66). Eine kleine Einführung in die systemisch-dynamische Spieltheorie Die fundamentale Spieltheorie sagt uns, dass es in unserem Universum DREI Arten von „Spielen“ gibt. Diese Abläufe beschreiben sowohl die Logik des Lebens, der Evolution, der Zivilisation, wie auch menschlicher Kommunikationsprozesse. Win-Win-Spiele, in denen beide – oder mehrere Parteien – gegenseitige Vorteile generieren. Echte Kooperation, fairer Handel, sinnvolle Arbeitsteilung, Vertrauen, Zuneigung, Liebe, ökologische Vielfalt – all das erzeugt systemische Überschüsse, die grösser sind als die Summe der Investitionen. Durch NON-ZERO-SUM-Games, „Nichtnullsummenspiele“, wird die Welt dauerhaft bereichert. Der Komplexität wird etwas hinzugefügt. Man könnte auch sagen: Fortschritt entsteht. Win-Lose-Spiele, in denen EINE Partei verlieren muss, wenn die andere gewinnt. Bei Tennis etwa, siehe Boris Becker, gibt es immer nur einen Gewinner, der alle anderen hinter sich lässt, dabei aber auch selbst Verluste erleidet. In frontaler Konkurrenz, Spekulation und Korruption entstehen ungünstige Verluste. Auch wenn es einen SIEGER gibt, werden die Verluste in die Zukunft verschoben – und kehren von dort zurück. Lose-Lose-Spiele, in denen BEIDE Parteien verlieren. Neben verheerenden Ehescheidungen ist der Krieg das Beispiel für ein doppeltes Verlustspiel. Krieg ist immer eine Vernichtung von Weltpotential, bei der auch der Sieger verliert. Allerdings können sich auch Kriegsgeschehen asymmetrisch umkehren. Durch kathartische Prozesse entstehen neue Selbstorganisationen, aus Chaos und Zerstörung entsteht – irgendwann – neue Ordnung. Aus Tod entsteht Leben. Aus Verlust entsteht neue Zukunfts-Energie. Tit for Tat: Wie Du mir, so ich Dir, revisited Anatol Rapoport (1911-2007) emigrierte als 11-jähriger aus dem heutigen Losowa in der Ukraine in die USA, er lebte in Chicago und Wien. © en.wikipedia.org Er war Musiker, Mathematiker, Systemwissenschaftler und Philosoph, dazu noch Psychologe und Biologe. Rapoport legte die Grundlagen der angewandten Spieltheorie und teilte „Spiele“ in mehrere Dimensionen auf: Kampf („fight“): Gewalttätige Auseinandersetzung, endet mit der Unterwerfung oder physischen Zerstörung des Verlierers. Spiel („game“): Kräftemessen nach festen Regeln, endet mit der freiwilligen Aufgabe eines Teilnehmers. Debatte („debate“): Versuch, das eigene Normen- und Wertesystem auch dem Gegenüber schmackhaft zu machen. Kriege sind verschlungene Mischungen aus allen drei Komponenten. Die von Rapoport formulierte Tit-for-Tat-Strategie bildet einen wesentlichen Kern der erweiterten Spieltheorie, die auf Konfliktlösungen abzielt. Dabei geht es darum, die inneren Konstruktionen des „Gegners“ zu verstehen und zu integrieren. Die beste Strategie, die langfristig am meisten Erfolge zeigt, ist eine „positive Reaktionsstrategie mit eingebauter Flexibilität“. Sie beinhaltet zwar das Prinzip der Reziprozität „Auge um Auge, Zahn um Zahn: Tue anderen so, wie sie dir getan haben.“ Aber auch der beschränkten Vergeltung, um Strafen gering und Belohnungen hoch zu halten, unabhängig davon, wie das Gegenüber sich verhält. Die Strategie hat außerdem die Regel, zu Beginn einer Interaktion auf jeden Fall kooperativ zu handeln. Tit for Tat plus ist eine freundliche Strategie mit klaren Reaktionen: Nettigkeit: Man beginnt das Spiel immer kooperativ. Provozierbarkeit: Auf unkooperatives Verhalten der Gegenseite folgt Vergeltung. Auf kooperatives Verhalten wird mit Kooperation geantwortet. Nachsichtigkeit: Sobald die andere Partei nach einer Defektion wieder Kooperationsbereitschaft zeigt, nimmt man die Kooperation wieder auf. Trenne in Konflikten immer Person und Verhalten! Klarheit: Durch die Einfachheit der Strategie ist das eigene Verhalten leicht berechenbar. Siehe auch: Robert Axelrod, Die Evolution der Kooperation, 2000 6. Das Spielfeld erweitern Was also ist „Siegen”? Das ist ein bisschen kompliziert. Seit der der Zeit der „symbolischen Schlachten”, als wohl-geordnete Heere in Reih und Glied aufeinander zumarschierten und irgendwann der Sieg „ausgezählt“ wurde (headcount, meistens sogar in Übereinkunft der Kriegsparteien), sind lange vorbei. Kriege sind heute nicht nur materielle „Events“, in denen Menschenleben und Material der Einsatz sind. Kriege sind symbolische, politische, mentale, semantische Geschehen, die weit über das Schlachtfeld hinausreichen. Im hypermedialen Zeitalter werden sie vor allem als DISKURSE begonnen oder beendet. Die Angriffs-Kriege der vergangenen Jahrzehnte – spätestens seit Vietnam – wurden stets ASSYMETRISCH VERLOREN – wobei Öffentlichkeiten, „public opinions“, eine wichtige Rolle spielten. Überlegene Feuerkraft führte dabei immer ins Desaster, in die am Ende klägliche Niederlage. Das haben besonders die Amerikaner erfahren, in Vietnam, Irak, Somalia, Afghanistan. Und endgültig in Syrien. Seit dem Irak-Desaster hat die Supermacht Amerika keinen Interventionskrieg mehr geführt. Aus Amerikas Niederlagen hat das russische Militär viel gelernt. Auch Russlands militärische „Siege“ – Grosny, Syrien etc. – entstanden aus asymmetrischer Verschiebung. Dazu gehörte die Strategie, die Regeln des internationalen Rechts gnadenlos auszuhebeln. Der russische „Barbarismus“, in dem Kindergärten und Krankenhäuser angegriffen werden und jede Grausamkeit grundsätzlich der Gegenseite angelogen wird, besteht aus bewusstem Regelbruch. Und ist sehr erfolgreich. Brutalisierte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung setzt den Gegner und seine Verbündeten nicht nur in Angst und Schrecken. Sondern in ein schreckliches Dilemma: Das Paradox der reziproken Eskalation. Jeder Gegenangriff führt zu einer Verschrecklichung der Situation. Jedes Zögern ebenfalls. Jede Zurückhaltung ist Verrat am Menschlichen, Humanitären. Jede Entschlossenheit auch. Wenn man die Unterlegenen stärkt, vermehrt man den Blutzoll. Man macht sich schuldig. Wenn man sich heraushält, vermehrt man den Tod und die Verzweiflung. Man macht sich schuldig. Wenn man einen Krieg tatsächlich gewinnen will, muss man das Spielfeld erweitern. Man muss das „level playing field“ auf eine höhere Ebene verlegen. Und neue Mitspieler und Verbündete finden. Die weltweite öffentliche Meinung. Die Interessen anderer Länder. Globale Akteure der Zivilgesellschaft wie UNO, NGOS, Internationale Organisationen.Die Kraft von Kunst und Kultur. Kulturelle und religiöse Institutionen. Die Lösungen neuer Kapitalinteressen und Technologien (Die Energie-Revolution). Das Einzige, was diesen Krieg wirklich mit einer Niederlage Russlands beenden könnte, wäre eine überwältigende globale Mehrheit gegen den Krieg. Eine aktive, beharrende, entschlossene Welt-Mehrheit für die Einhaltung oder Wiederherstellung des Völkerrechts. Das ist aber nicht möglich, solange die vielen Völkerrechts-Verletzungen der Supermacht Amerika im Raum stehen, ohne bearbeitet und verziehen worden zu sein. Denn der Vorwurf der Doppelmoral ist die eigentliche semantische Waffe in diesem Krieg. Ukrainische Briefmarke zeigt dem russischen Kriegsschiff Moskwa den Mittelfinger, © www.derstandard.at Die ukrainische Regierung hat, im Zusammenspiel mit der ukrainischen Zivilbevölkerung, bereits eine äußerst kluge Symbolpolitik betrieben. Sie hat auf unvergleichliche Weise die Selbstorganisations-Kräfte der Bevölkerung mobilisiert. Die Ukraine spielt ihre erfolgreichsten Spiele nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im kollektiven Wahrnehmungsraum. In den globalen MEMEN, den Inszenierungen der Widerstands-Empathie. David gegen Goliath, ein Kampf auf dem moralischen Spielfeld. Für den Frieden jedoch ist die Moral eine ungünstige Währung. Sie wirkt ja immer auf beiden Seiten, dient als Bestätigung, Rechtfertigung, ja Begründung der Gewalt. 7. Die dunkle Resonanz Die acht Szenarien, die ich in Kolumne Nr. 92 beschrieben habe, verdichten sich immer mehr zu einem wahrscheinlichen Verlauf. Die östliche Ukraine wird besetzt, durch eine Orgie der Zerstörung, in der das russische Militär noch einmal alle seine Grenzüberschreitungen vorführt. Wie weit das gehen wird, wissen wir nicht. Hier rollt der historische Würfel des Zufalls. Die Zerstörung wird dann als Sieg verkauft werden. Doch die Eroberung eines auf Jahrzehnte verseuchten und verminten Ruinen-Trümmerfelds, das man selbst erzeugt hat, erfordert einen hohen Preis. Eine gigantische Minus-Rechnung muss in einen Triumph umgedeutet werden. Damit könnte sich das Imperium, wie schon viele Imperien zuvor, überheben. In Andrei Tarkowskis dystopischem Film STALKER reisen drei Personen in eine radioaktive Landschaft, die den Ruinen von Mariupol oder der Zone von Tschernobyl ähnelt. Alles schimmelt, rostet, dampft. Irgendwo in dieser ruinösen Landschaft soll sich ein Raum befinden, in dem alle Wünsche endlich erfüllt werden. Man muss sich in diesem Raum nur das wünschen, was man wirklich will. Die Reisenden erreichen diesen Raum nie. Sie vergessen unterwegs, was sie sich wünschen könnten. Sie zerstreiten sich darüber, was überhaupt wünschenswert sein könnte. Und ob man diesen Raum nicht lieber zerstören sollte. Weil er gefährlich ist. 8. Cyber-Nations Zu den Erweiterungs-Optionen des Spielfelds gehört auch das, was man die ankommende Emigration nennen könnte. Aus Vertreibung wird dann Migration. Vertreibung ist immer ein schrecklicher Heimatverlust. Aber es kann auch ein kreativer Welt-Zugewinn werden. So, wie die jüdischen Künstler und Intellektuellen, die Wiener und Berliner Physiker und Naturwissenschaftler im Zweiten Weltkrieg „den Westen“ bereicherten, werden Millionen Ukrainer UND Russen zu einer globalen Bereicherung führen. Der größte Kriegsverlust Russlands ist der „brain drain“, der Verlust von unfassbar vielen Talenten, humanen Potentialen, kreativen Menschen. Der zweite Weltkrieg wurde nicht zuletzt dadurch entschieden, dass Millionen von Menschen in ihren Aufnahme-Ländern große Potentiale von Wissen, Energie und Wandel freisetzten. Hier könnte das vielgerühmte „Metaverse“ endlich einmal zeigen, was es kann. Stellen wir uns vor: In einer neuen CYBER-NATION tun sich die Dissidenten Russlands UND die Vertriebenen der Ukraine zusammen. Solche virtuellen Neu-Staaten können im 21. Jahrhundert reale Machtpotentiale entwickeln. Sie können intensiv auf die Ursprungsländer zurückwirken. Das virtuelle Territorium wird wichtiger als das physische Territorium. Die Besatzung wird sinnlos. Sie scheitert an sich selbst. 9. Bewaffneter Pazifismus Vielleicht lässt es sich nicht verhindern, dass die Ukrainer nun SCHWERE WAFFEN erhalten. Manchmal entwickeln sich die Dynamiken in einer Weise, in der sie nicht aufzuhalten sind. Die buddhistische Lebensweisheit geht von einer wichtigen Differenz zwischen MITLEID und MITFÜHLEN aus. Während Mitleid immer auch einen narzisstischen Aspekt hat – es zieht uns in das Leiden und die Angst mit hinein, es bindet uns an unsere affektive Reaktion – führt Mitgefühl zu einer Zuneigung, in der wir in Empathie einen kühlen Kopf bewahren können. Auch dieser Krieg wird nur asymmetrisch zu gewinnen sein. Wenn „wir“ den Ukrainern schwere Waffen liefern, nehmen wir ihnen womöglich ihre wahre Möglichkeit auf Erfolg. Es könnte sein, dass wir ihren asymmetrischen Sieg verhindern, indem wir sie ihrem Gegner angleichen. Zum Siegen gehört auch, auf die richtige Weise verlieren zu können. Um dann auf einer neuen Ebene weiterzukämpfen. Die Re-Militarisierung, die wir in Europa nun vollziehen müssen, kann nicht in die alten Militarisierungsformen zurückführen. Die Finnen haben das schon lange verstanden, ebenso wie die Letten und Litauer, oder die Schweizer. Ein bloßes „Gegenrüsten“ auf derselben Ebene ist sinnlos. Eine Gesellschaft jedoch, die sich mit Hightech-Defensiv-Waffen und heller Entschlossenheit ihr Land für jeden territorialen Aggressor „unsinnig“ machen kann, ist die richtige Antwort auf das Ende der nuklearen Abschreckung. Individualismus, Vitalität, politische Freiheit, Innovationskraft, Zivilität und Verteidigungsfähigkeit können erstaunlicherweise zusammengehen. Wie die Ukraine, aber auch das Beispiel Israel – in großen Teilen – zeigen. Hoffen wir also auf asymmetrische Weisheit. Hoffen wir auf die Klugheit unserer Politiker, in diesem Konflikt in Sinne von Nicht-Nullsummen-Spielen zu agieren. Dazu bedarf es des wiederholten Ebenenwechsels. Vertrauen wir auf die menschlichen Fähigkeiten, in großer Paradoxie innere Klarheit zu behalten. Das Spiel auf einer höheren Ebene zu spielen. Eine Verhandlungs-Streitmacht zu entwickeln. Hoffen wir auf eine neue Poesie des Friedens. Ein Spielfeld, das sich aus der Zukunft heraus entfaltet. P.S.: Dieser Text bezieht sich auf eine Unmenge kluger und weniger kluger Gedanken in der momentanen Kriegsdebatte. Sehr wertvoll war ein Interview mit dem ehemaligen Pazifisten Arvid Bell, der heute eine „Negotiation Task Force“ an der Harvard University führt, die die Rolle von Verhandlungsstrategien in internationalen Konflikten erforscht („Der Westen nimmt sich wichtiger, als er noch ist“, ZEIT online 17. April 22). Und ein Hinweis auf den wunderbaren Text „Ukraine is our Past and Future“ des Journalisten und Filmproduzenten Peter Pomerantsev, veröffentlicht in TIME Magazine, 6..4.22: Once again, Ukraine is making us rethink our values, our laws, our policies, our defense. This war is not just a problem you can localize to Russia-Ukraine. There's an increasingly coordinated network of dictatorships and soft authoritarians who think the 21st century belongs to them. Working out how to help Ukraine win is the first step to fathom this defining question. As so many times a global fault-line in our thinking, one that we wanted to ignore, is being made apparent in Ukraine. The Ukrainian writer Igor Pomerantsev once defined poetry as a bat flying through the night suddenly illuminated in the flashlight of our focus. That metaphor can apply to politics as well. Ukraine is the place where the invisible is surfaced, where the suppressed will be remembered, where horror is made into meaning. For their freedom and ours. www.time.com Geboren in Kiew, aufgewachsen in Deutschland, lebt Peter Pomerantsev heute in London. Er ist Autor des Buches “Nothing is true and everything ist possible” und “This Is Not Propaganda: Adventures in the War Against Reality”. Ein großes Dankeschön an Matthias Horx für den interessanten Beitrag und die freundliche Erlaubnis ihn teilen zu dürfen! Ich hoffe, es hilft Dir vielleicht wieder etwas mehr mit Mitgefühl auf den Konflikt zu schauen und dabei dennoch aktiv und handelnd zu bleiben, statt im Dunkel zu versinken. Alles liebe und bestmögliche Gesundheit wünscht Dir, Nele
Im Rechtssystem bedeutet Gerechtigkeit konsistentes Entscheiden: Es operiert mit Konditionalprogrammen und behandelt gleiche Fälle gleich sowie ungleiche Fälle ungleich. Im Gegensatz dazu operiert das Politiksystem mit Zweckprogrammen. Die Wahl der Mittel wird mit dem Zweck legitimiert. Der Gesetzgeber kann gleiche Fälle ungleich behandeln. An dieser Stelle stellt sich darum die Frage, ob es überhaupt eine übergreifende Definition von Gerechtigkeit geben kann, die den widersprüchlichen Umgang mit Gleichheit in Rechts- und Politiksystem auf einen Nenner bringt. Als Ausweg schlägt Luhmann vor, die Kontingenzformel Gerechtigkeit ausschließlich auf das Entscheidungssystem des Rechts, die Gerichte, anzuwenden. Denn nur Gerichte müssen jeden vorgelegten Fall entscheiden, selbst wenn er unentscheidbar ist und damit eine Paradoxie vorliegt. Das Verbot der Justizverweigerung gilt nur für Gerichte. Sie bilden das Zentrum des Rechtssystems. Gerichte verkörpern das Gerechtigkeitsprinzip wie keine andere Instanz. Das bedeutet, bei der Gerechtigkeitsfrage alle Bereiche außerhalb der Gerichte auszuklammern – wie die Gesetzgebung in der Politik oder die Verträge in der Wirtschaft. Diese produzieren zwar Rechtsgeltung, und man mag ihnen unterstellen, dass sie sich um Gerechtigkeit bemühen. Aufgrund ihrer strukturellen Kopplungen mit rechtsfremden Systemen unterliegen sie jedoch völlig anderen Voraussetzungen. Eine normative, ausnahmslose Gerechtigkeitskontrolle durch Konditionalprogramme, wie sie Gerichte liefern, erfolgt dort nicht. Zudem schaffen Zweckprogramme per se Ungleichheit. Sie inkludieren eine Gruppe (Mütter, Beamte, Hausbesitzer) und exkludieren logisch alle anderen. Die Intention der Politik mag zwar „gerechte“ Umverteilung im Sinne des Wohlfahrtstaates sein. Ihre zweckorientierte Verfahrensweise produziert jedoch laufend Ungleichbehandlung. Zweckprogramme sind darum untauglich, um dem Begriff der Gerechtigkeit auf die Spur zu kommen. Die Frage, was Gerechtigkeit ist, offenbart damit Probleme der strukturellen Kopplung zwischen den Funktionssystemen Recht und Politik sowie deren Verhältnis zur Gesellschaft. Verfassungsgerichte sollen solche Probleme typisch lösen. Diese sind jedoch selbst mit den Systemen strukturell gekoppelt. Und eine Hierarchie zwischen Recht und Politik gibt es nicht. Luhmann erinnert deshalb noch einmal daran, dass Konditionalprogramme die Bedingung schlechthin dafür sind, dass Gerechtigkeit überhaupt in die Form einer Gleichheit im Sinne einer Regelhaftigkeit gebracht werden kann. Das spricht dafür, die Frage der Gerechtigkeit ausschließlich im Gerichtssystem anzusiedeln. Ausschlaggebend sind dort die Kriterien, anhand derer der Fall zugeordnet werden muss. Was gerecht ist, ergibt sich allein durch die richtige/falsche Zuordnung dieser Kriterien. Nicht mehr der Einzelfall und die „Verhältnisse“, unter denen ein Tausch oder eine Vergeltung vonstatten gingen, stehen im Vordergrund. Sondern die normative Einordnung des Falls in die Systemgeschichte. Theoretisch wäre es möglich, die Zweckprogramme der Gesetzgebung einer Gerechtigkeitskontrolle zu unterwerfen. Praxistauglich erscheint das jedoch nicht. Ein Umweltschutzgesetz müsste dann nicht nur auf den ökologischen Zweck abgeklopft werden, sondern zusätzlich auf die Frage, wie gut es in die Rechtshistorie eingepflegt werden kann. Was wäre wichtiger: Dass das Rechtssystem konsistent entscheidet – oder dass das Gesetz die Chance bekommt, den intendierten Zweck zu erfüllen? Die Funktionssysteme würden sich gegenseitig torpedieren. Kurz, die Frage, was Gerechtigkeit ist, entscheidet das Rechtssystem selbst. Die Antwort ist hier: konsistentes Entscheiden. Externe Beobachter verwenden jedoch einen anderen Gerechtigkeitsbegriff, der losgelöst ist von der operativen Geschlossenheit des Systems. (Vollständiger Text auf luhmaniac.de)
Sendung 110 - Intro Ein Gespräch über das Forschungsprojekt und Buch “New Organizing”, herausgegeben von Torsten Groth, Gerhard Krejci und Stefan Günther, allesamt aus dem Hause Simon Weber + Friends. Das Buch “New Organizing” dokumentiert 14 Fallstudien aus deutschen Großunternehmen und zeigt - teils anonymisiert, teils mit Klarnamen - wie diese Unternehmen Transformationsprozesse angestoßen und verdaut haben. Neben Mit-Herausgeber Torsten Groth von Simon Weber + Friends waren bei dieser Online-Veranstaltung noch die Verfasser der ersten Fallstudie im Buch, Annette Gebauer von der Organisationsberatung ICL und Simon Weber von Metaplan zu Gast. 30 Mitglieder erlebten einen Blick hinter die Forschungskulissen und in das erste Fallbeispiel aus “New Organizing”. Diese Fallstudie trägt den Titel “Agil und hierarchisch - ein Automobilkonzern führt agile Strukturen ein” und ist eine faszinierend nüchterne Betrachtung des Versuchs, den Trend des Agilismus mit der guten alten Hierarchie in Einklang zu bringen. Hört selber, was das Ergebnis im Umgang mit dieser Paradoxie war! Show Notes zur Sendung 110 Torsten Groth bei LinkedIn Simon Weber and Friends, Website New Organizing, Forschungsprojekt und Buch Simon Weber (Metaplan) bei LinkedIn Metaplan Annette Gebauer (ICL) bei LinkedIn Interventions of Corporate Learning (ICL) Das Community Radio zur Gestaltung der Arbeitswelt Expedition Arbeit präsentiert sein Community Radio zur Gestaltung der Arbeitswelt, moderiert von Florian Städtler. Jeden Montag und Freitag erscheint dieser Podcast und präsentiert Nachrichten und Meinungen rund um Themen aus Arbeit und Wirtschaft. Die Inhalte kommen aus über zweihundert ausgewählten Quellen und von den Expedition Arbeit-Mitgliedern selbst. Immer mittwochs um 18 Uhr treffen wir uns in einer einstündigen Zoom-Online-Session, diskutieren die “These der Woche”, lassen uns von Impulsgeber:innen inspirieren oder schauen Könner:innen in Fishbowl-Diskussionen zu, um sie anschließend zu befragen. Mehr Informationen zu unserem Netzwerk findet Ihr unter , Mitglied werden kannst du unter . Wer als Mitglied oder Interessent:in auf dem Laufenden bleiben will, der ist herzlich in die LinkedIn-Gruppe "Expedition Arbeit" eingeladen. Allgemeine Links zu Expedition Arbeit Ideen, Anregungen und Kritisches an die Redaktion: Expedition Arbeit-Mitglied werden, Expedition Arbeit - Offene LinkedIn-Gruppe Community Management und Host Community Radio: Florian Städtler bei LinkedIn Redaktionsleitung: Wolfgang Pfeifer Sprecherin Zwischenmoderationen: Stefanie Mrachacz Schnitt und Mix: Yannik Mattes Die Musik und SFX (Sound-Effekte) in allen Sendungen stammen von der Plattform bzw. von Florian Städtler
Warum die Idee der Gerechtigkeit als „Kontingenzformel“ zu verstehen ist. Kontingenz bedeutet zunächst ganz allgemein: Es kann auch anders kommen. Eine Enttäuschung im Einzelfall ändert jedoch nichts an der normativen Erwartung. In der Theorie sozialer Systeme ersetzt der Begriff Kontingenzformel eine Reihe althergebrachter Kategorien, mit denen Gerechtigkeit bisher oft definiert wurde: Wert, Prinzip, Idee, Tugend. Der Begriff ersetzt diese Kategorien jedoch nicht vollständig. Stattdessen müssen zwei Perspektiven unterschieden werden. Aus der internen Perspektive des Rechtssystems ist Gerechtigkeit zweifellos die oberste Norm: Alle Entscheidungen sollen Gerechtigkeit schaffen. Diese Norm stellt für das System durchaus einen Wert dar, man kann sie als Prinzip verteidigen oder für eine „Tugend“ halten. Aus der Umweltperspektive eines externen Beobachters jedoch kann dieselbe Rechtsentscheidung, die im System Gerechtigkeit verkörpert, ungerecht erscheinen. Aus dieser Beobachterperspektive ist Gerechtigkeit eine Kontingenzformel. Gerechtigkeit wird erwartet, aber Enttäuschung ist nicht ausgeschlossen. Die Begriffswahl soll zudem klarstellen, dass es eine Bezeichnung braucht, die alles abstreift, was durch die einstige Vorstellung eines Naturrechts auch die Vorstellungen von Gerechtigkeit begrifflich mitgeprägt hatte. Da es keine Beziehung zwischen Natur und Recht gibt, gibt es auch keine zwischen Natur und Gerechtigkeit. Wertbegriffe würden zudem Vorstellungen anderer Systeme ins System importieren. Das ist für ein operativ geschlossenes System ausgeschlossen. Besonders gut sieht man das am Wertbegriff der Tugend, der z.B. Keuschheit und Demut umfasst. Derlei Kategorien spielen bei der Entscheidungsfindung im Recht keine Rolle. „Prinzip“ verweist auf Kants Kategorischen Imperativ und die Ethik. Und „Ideen“ sind seit Platon Erscheinungen, die sich von sich aus offenbaren. Mit all dem lässt sich jedoch weder Recht von Unrecht unterscheiden noch Gerechtigkeit definieren. Stattdessen spezifiziert sich die Formel selbst. Die Unterscheidung Recht/Unrecht produziert eine Rechtsentscheidung, die einer weiteren Unterscheidung unterzogen werden kann: Ist die Entscheidung gerecht oder ungerecht? Die Antwort soll positiv ausfallen. Dies ist jedoch weder exakt bestimmbar noch abschließend definierbar. Es kommt auf die Perspektive des externen Beobachters an. Die Funktion einer Kontingenzformel liegt somit in der Differenz zwischen Bestimmbarkeit/Unbestimmbarkeit. Die Grenze zwischen den Begriffen soll gekreuzt werden. Dabei ist der Gegensatz bestimmbar/unbestimmbar selbst paradox, denn wenn man etwas bestimmt (durch Unterscheidung und Bezeichnung), bestimmt man das damit Ausgeschlossene gleichzeitig mit. Man bestimmt also das Unbestimmbare – eine Paradoxie. D.h. Kontingenzformeln stellen gewählte Lösungen in Frage. Die Kommunikation kreist um Fragen, welche anderen Möglichkeiten es gäbe. Innerhalb der Modalkategorien Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit schließt Kontingenz die Notwendigkeit (im Sinne einer Ursache-Wirkung-Beziehung) aus. Der Bereich des Kontingenten beinhaltet das Spektrum dessen, was rechtlich möglich ist und was man als Wirklichkeit ansehen muss. Die Grenzen sind verschiebbar. Tugenden, Prinzipien, Ideen usw. sind demnach Ausformungen der Kontingenz: Aus dem Spektrum der Möglichkeiten verkörpern sie das, was wirklich geworden ist – durch Selektion genau dieser Möglichkeiten und Ausschluss von anderen. Auf diese Weise wird Gerechtigkeit kanonisiert und bleibt wandelbar. Die Tugend kann abgewählt werden, Gerechtigkeit nicht. Die Funktion, die Grenze zwischen bestimmbar/unbestimmbar zu kreuzen, ist eine unausgesprochene, latente Funktion. Dass der Begriff diese Funktion hat, wird nicht mitkommuniziert. Die Paradoxie, dass Gerechtigkeit sowohl bestimmbar sein soll als auch nicht endgültig bestimmbar ist, wird invisibilisiert.
Dummheit. Ein emotional aufgeladener Begriff, der nur so tut, als handle es sich um die neutrale Beschreibung eines Zustands. Vielmehr dient er in der Regel als Schimpfwort und funktioniert über eine Zuweisung. Doch wer sich berufen fühlt, beurteilen zu können, wer dumm ist und wer nicht, ist bereits selbst in die Falle der Dummheit getappt...Karin Barthelmes-Wehr und Dr. Irina Kummert sprechen diesmal über über ein Musterbeispiel an Paradoxie.
Wenn entscheidungen unter Unsicherheit mit einer Gefahr verbunden sind, dann spricht man von einem Risiko. Risiken gehören zum Leben, und manchmal versuchen wir sie zu minimieren, und manchmal suchen wir sie bewusst auf. Über diese scheinbare Paradoxie sprechen Niklas, Claus und Marius.
Über das Verhältnis von Codes und Programmen in Funktionssystemen: Die Paradoxie, dass die Differenz des Codes Recht/Unrecht eine Einheit bildet und für sich proklamiert, Recht zu sein, tritt in den Programmen wieder zutage und befruchtet die Weiterentwicklung des Rechts. Codes und Programme ergänzen einander. Für sich genommen, sind die invarianten Codes der Funktionssysteme noch „leer“. Allein mit der Unterscheidung von Recht/Unrecht kann man keinen Sinn erzeugen, solange ein Bezugspunkt fehlt, ein konkreter „Fall“. Das System könnte weder wachsen noch sich verändern. Woran sollte es seine Autopoiesis vollziehen? Durch Konditionalprogramme definiert das Rechtssystem daher Wenn-Dann-Bedingungen, die regeln, was unter welcher Bedingung Recht sein soll. Die Autopoiesis kommt in Fahrt, indem sich das System auf Konditionen bezieht, die sich stets auf den Code beziehen. Erst auf diese Weise kann es wachsen, ist veränderungsfähig und in dieser Dynamik stabil. Anm.: Durch Konditionalprogramme managen Systeme auch ihr Verhältnis von Inklusion/Exklusion gegenüber der Gesellschaft. Sie bilden Organisationen und stellen Bedingungen sowohl für Mitgliedschaft als auch für Inanspruchnahme auf. Funktionssysteme sind prinzipiell offen für alle (jeder hat Rechtsanspruch). Durch hochspezifische Auswahlkriterien beschränken sie jedoch die Mitgliedschaft und den Zugang. Im Gericht entscheiden nur Richter, in Kanzleien Anwälte, etwa ob eine Klage zulässig ist. In der Praxis blitzt die zugrundeliegende Paradoxie des Rechts, dass die Differenz von Recht/Unrecht eine Einheit bildet, immer wieder hervor. Z.B., wenn ein Fall unentscheidbar erscheint. Unentscheidbarkeit würde bedeuten, das Recht könnte seine soziale Funktion nicht mehr ausüben. Die Autopoiesis käme zum Erliegen. Die Lösung ist Richterrecht. Es ist verboten, eine Entscheidung zu verweigern. Die Paradoxie tritt als widersprüchlicher Fall auf und sorgt so dafür, dass die Kommunikation über dieses Problem einen Ausweg findet. D.h. die Paradoxie ist fruchtbar, sie befruchtet die Evolution des Rechts. Auch am Problem des Rechtsmissbrauchs tritt die Paradoxie auf. Wenn Recht Ungerechtigkeit produziert, steht die Souveränität des Rechts in Frage. In der Formsprache von George Spencer Brown ist Rechtsmissbrauch ein re-entry: ein Wiedereintritt der Form in die Form. Eine Unterscheidung wird in das Unterschiedene wieder eingeführt. Aber nur auf einer Seite, nur auf der Seite des Rechts. Das Wort Recht taucht zweimal auf. Wenn Entscheidungen keine Gerechtigkeit schaffen, enthüllt sich also die zugrundeliegende Paradoxie des Rechtssystems. Genau daran entzündet sich die Kommunikation und findet neue Lösungen. Dass die Kommunikation im Rechtssystem ständig die Grenze zwischen Recht/Unrecht kreuzt („crossing der Grenze der Form“), mag unbewusst geschehen. Spätestens bei der Festlegung jedoch, wenn begrifflich „markiert“ wird, was nun Recht sein soll, wird offensichtlich, dass diese Entscheidung beide Seiten gleichzeitig betrifft. Jede Definition, was Recht ist, definiert gleichzeitig mit, was Unrecht ist. Ein Urteil ist geltendes Recht. Darum ist auch missbrauchtes Recht logisch geltendes Recht. Kurz, aus der Paradoxie gibt es kein Entrinnen. Das Rechtssystem beruht auf ihr. Die Paradoxie beflügelt die Evolution, indem sie Widersprüche aufzeigt, wenn das Recht keine Gerechtigkeit zu schaffen scheint. Genau daran wächst das System.
Nicht von ungefähr gilt das Wandern als eines der zentralen Schubert-Motive. Der Komponist, der im Leben keine großen Kreise zieht und sich den herrschenden Verhältnissen eher beugt, als dass er sie verändert, beschwört musikalisch-rhythmisch nichts so sehr wie die Bewegung: in Liedern, Fantasien und Tänzen. Gleichzeitig tritt er dabei mehr auf der Stelle, als dass er wirklich fortschreitet. Von der Paradoxie einer zerrissenen Seele.
Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://apolut.net/die-macht-der-worte-von-gabriele-gysiEin Kommentar von Gabriele Gysi.So viele Worte werden gesagt, so viele Worte werden geschwiegen (Bertolt Brecht)Wo werden die Worte unserer Zeit gefunden? Was vermögen sie und was verschweigen die Worte?Wir werden überrannt durch Worte, die Medien sind zur Macht geronnene Worte.Aber woher kommt diese Allmacht? Und warum wird sie gebraucht?Wien kann es sein, das so wenige Menschen so vielen immer wieder die Welt erklären dürfen. Warum gibt es keine demokratische Instanz zur Berechtigung dieser Stellvertretung?In den offiziellen Medien wird vorgegeben, das Netz folgt dem, so oder so, wenn zu eigenständig, dann eben nicht, der Kanal geschlossen.Die Macht über unser tägliches Denken, die Macht der Medien liegt in der Verkündung, im Preisen von Personen und im Mord, im Rufmord.Heute ist es möglich Menschen ihre soziale Existenz durch Rufmord zu entziehen. Das gab es natürlich schon immer, aber Menschen um den ganzen Erdball zu jagen, ihnen überall das Ankommen zu verwehren, das können wir heute dank des Netzes in dem wir uns bewegen.Die Priester der modernen Zeit, die meinungsführenden Journalisten, die über Rechtgläubigkeit wachen, dulden nichts was sie nicht dulden wollen oder nicht dulden dürfen.Ungläubige müssen aufgespürt werden. Kein Nichtwissen, kein Problem, keine Paradoxie wird geduldet.Sie finden die neuen Hexen und Hexer, sie warnen uns.In ihren Augen gibt es nur ein Problem, „böse Menschen“, die enttarnt werden müssen!Und dann „auf zur Jagd, zur Hexenjagd“!Egal ob Mann ob Frau, das Jagdfieber muss in der Gesellschaft ankommen, alle müssen gut sein wollen und Böses jagen.Am besten jagt jeder jeden, Frauen gegen Männer, Jugend gegen Alter, Schwarz gegen Weiß, rechts gegen links und alles umgekehrt.Investigativ werden Banalitäten aneinander gereiht. Denn es muss aufgedeckt werden, entdeckt, enttarnt. Die McCarthy-Ära, „die Hexenjagd“ von Arthur Miller werden auf schreckliche Weise neue Realität.Ja, es gibt Verschwörungen, positiv könnte man sie auch Netzwerke nennen. So sind wir Menschen nun mal.Unentwegt schließen Menschen sich zusammen und trennen sich wieder. Sie habengemeinsame Interessen und Differenzen. Aber welche und warum und wofür?Was allerdings bisher fehlt, ist eine Verschwörungstheorie.Wo bleiben Erklärungen statt Denunziationen?Kann es denn sein, das einzelnes Böses, böse Menschen so viel Macht gewinnen?Sind es nicht vielmehr Probleme und Zusammenhänge die es zu verstehen gilt?Wenn allen Ernstes die größte Militärmacht der Erde (übrigens bisher auch der größte Umweltverschmutzer nur nebenbei) von einer Regierung geführt wird, die an Achse des Bösen glaubt, brauchen wir Menschen eine neue Aufklärung.Eine Aufklärung für uns, über uns, über die Grenzen unserer Fähigkeit zu verstehen, zu begreifen.Eine Gesellschaft, die keine Distanz zu sich selbst einnehmen kann, die das eigene Wirken ständig preist, sich selbst als Maß allen Denkbaren etabliert, muss verblöden und Religionen statt Nachdenken produzieren. Wir, die westliche Wertegemeinschaft, führen uns selbst ins Mittelalter.Eine Wissenschaft, die keine Fehler kennt, kennt keine Erkenntnis und schafft Glauben, aber kein Wissen.Statistik muss keine Präzision sein, sondern kann ein Labyrinth werden.Nachrichten werden gemacht und sind nicht das Leben... hier weiterlesen: https://apolut.net/die-macht-der-worte-von-gabriele-gysiUnterstütze apolut:IBAN: DE40 8506 0000 1010 7380 26BIC: GENODEF1PR2Verwendungszweck: apolutKontoinhaber: apolut GmbHVolksbank Pirna eG_Patreon: https://www.patreon.com/apolutflattr: https://flattr.com/@apolutTipeee: https://de.tipeee.com/apolutInstagram: https://www.instagram.com/apolut_netFacebook: https://www.facebook.com/apolutTwitter: https://twitter.com/apolut_netOdysee: https://odysee.com/@apolut:a Our GDPR privacy policy was updated on August 8, 2022. Visit acast.com/privacy for more information.
Ein Code allein macht noch kein Funktionssystem aus. Erst mit der „Zusatzsemantik“ von Programmen kann sich ein System an die Umwelt anpassen. Binäre Codes wie die Unterscheidung von Recht und Unrecht sind nicht einfach nur Prinzipien. Sie sind die leitende Unterscheidung, an der sich alle Operationen des Systems orientieren (auch Leitdifferenz genannt). Dennoch reicht ein Code nicht aus, um das System zu reproduzieren. Der Grund ist, dass Codes nicht variabel sind. Sie stehen fest. Weder zeitlich noch sachlich können sie an die Umwelt „angepasst“ werden. Zeitlich ist der Code invariant. Er ist bereits das „Ergebnis“ einer evolutionären Entwicklung in der Vergangenheit. Das Recht hat sich als alleinzuständiges Funktionssystem für die Unterscheidung von Recht und Unrecht ausdifferenziert. Es hat sich der Umwelt jedoch nicht „angepasst“. Stattdessen grenzt sich das Recht selbst durch seinen Code von der Umwelt ab. Es konstruiert sich durch diesen Code, und es konstruiert damit gleichzeitig die Umwelt als alles andere, das nicht zum System gehört. Die System-Umwelt-Differenz zieht das System, nicht umgekehrt. Es gibt keine Anpassung. Der Code kann auch nicht gegen einen anderen ausgetauscht werden, weil man dann in einem anderen System operieren würde, etwa in der Wirtschaft. Ebenso wenig kann der Code um dritte oder weitere Werte ergänzt werden, wie z.B. der Versuch gezeigt hat, zwischen Recht, Unrecht und Gemeinnutz zu unterscheiden. Bereits mit dritten Werten wird die Komplexität zu hoch. Das System wird zu langsam und schwerlich entscheidungsfähig. Auf der Sachebene wiederum reicht der Code nicht aus, um damit Informationen zu produzieren. Die Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht produziert nur eine Tautologie. Das eine ist das Gegenteil des anderen. Damit ist nichts gesagt. Man produziert eine Leere. Wendet man die Unterscheidung auf sich selbst an und fragt, ob es recht oder unrecht ist, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, landet man bei einer Paradoxie. Die Anwendung der Unterscheidung auf sich selbst (re-entry, Wiedereintritt der Form in die Form, George Spencer Brown) erzeugt einen blinden Fleck, weil man die Form, mit der man beobachtet (etwas unterscheidet und bezeichnet) nicht gleichzeitig mitbeobachten und mitbezeichnen kann. Im Laufe der Geschichte hat das Recht dieses Problem zu lösen versucht, indem es den symmetrischen Code asymmetrisiert hat. Auf der Codeseite „Recht“ wurden Hierarchien eingezogen. Über dem irdischen Recht gab es demnach höheres, höchstes, ewiges Recht, das auf der Meta-Ebene stünde und invariant sei (nach Aristoteles' Meta-Physik: Meta heißt über). Nach unten hin, in die irdische Praxis, wo Fälle entschieden werden müssen, hat man dieses invariante Recht dann varierbar, also zeitlich und sachlich handhabbar gemacht – durch das Welterklärungsmodell der Emanation (Offenbarung, Erscheinung), demnach die Gesamtwirklichkeit hierarchisch strukturiert wäre. Der Begriff „Meta“ zeigt an, dass in Logik und Linguistik diese Erklärungsversuche zumindest semantisch noch nachwirken. Die Theorie sozialer Systeme löst diese Paradoxie des Codes prinzipiell anders auf, nämlich mit Hilfe der systeminternen Unterscheidung von Codierung und Programmierung. Der Code selbst ist, wie gesagt, invariant. Er reflektiert nur das Problem, dass es eine Paradoxie gibt. Erst durch das Einziehen von Wenn-dann-Bedingungen regelt das System, unter welchen Bedingungen etwas Recht oder Unrecht sein soll. Diese eingefügten Konditionen zwingen dazu, jeden Sachverhalt (Information, Kommunikation) einem der Werte zuzuordnen. Der Code ist die Bedingung für Bedingungen. Er ist die Voraussetzung für Programme, die Bedingung ihrer Möglichkeit. Das Urprogramm.
Paul Watzlawick galt als Meister der Paradoxie. Mit seiner "Anleitung zum Unglücklichsein" erreichte er weltweit ein Millionenpublikum. Autor: Matthias Eckoldt
Dante Alighieri, der Schöpfer der Divina Commedia, der Göttlichen Komödie, gilt gleichermaßen als so etwas wie der Begründer der italienischen Literatur wie als deren wichtigster Exponent – heute wie vor einhundert Jahren. Und ähnlich groß wie man dieser Tage seinen siebenhundertsten Todestag begeht, tat man das 1921 entsprechend auch schon mit seinem sechshundertsten. Kein geringerer als Carl von Ossietzky war es, der in der Berliner Volks-Zeitung vom 28. Juni zur Feder griff, um den Jubilar zu würdigen und die Paradoxie zu preisen, dass mit Dante der katholischste aller Weltliteraten zugleich auch der erste moderne sei. Auf dieser Bahn der Argumentation folgt ihm, durch Hölle, Fegefeuer und Paradies, für uns Frank Riede.
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Paradoxien begegnen uns in Unternehmen täglich: Einerseits soll Leistung und Effizienz erbracht werden, andererseits neue Entwicklungen vorangetrieben werden. Das eine gelingt immer nur auf Kosten des anderen. Solche oder andere Paradoxien werden gerne verdrängt. Oder auf die nächste Ebene verlagert, z.B. durch Spezialisierungen oder Zuständigkeitsverschiebungen. Ein Bewusstsein für diese unlösbaren Konflikte zu entwickeln, ist hilfreich. Wie den Paradoxien in Organisationen noch begegnet werden kann, darum geht es in dieser Folge von "Antiintuitiv - der Podcast für systemisches Denken in der Wirtschaft". Wir wünschen viel Spaß beim Zuhören.
Die Regelung von Schuldverhältnissen (obligatio: Verpflichtung) entwickelte sich im Römischen Zivilrecht zu einer der wichtigsten Kategorien. Die Entstehungsanlässe dürften Delikte und Verträge gewesen sein, die als Unrecht empfunden wurden. Folglich bedurfte es einer klaren Trennung zwischen Recht und Unrecht. Einmal vorhanden, wurde diese scharfe Unterscheidung im Lauf der Geschichte in Europa auf immer mehr Fragen angewendet. Die ursprüngliche Paradoxie des Rechts jedoch blitzte immer wieder durch. Sie konnte erst durch Konditionalprogramme aufgelöst werden. Dafür zwei Beispiele. Beispiel eins ist die Figur des Risikos. Wenn rechtmäßiges Verhalten einen Schaden erzeugt, kann das Verhalten nicht nachträglich für unrechtmäßig erklärt werden. Es wäre paradox, dass etwas Rechtmäßiges Unrecht sein könnte. Um das Unlösbare aufzulösen, mussten erst Konditionalprogramme entwickelt werden. Diese stellen Wenn-dann-Bedingungen sowohl für rechtmäßiges als auch für unrechtmäßiges Verhalten auf. Lösung: Das Rechtsinstitut der Gefährungshaftung machte die Übernahme einer Haftung für etwaige Schäden zur Bedingung dafür, dass riskantes Verhalten rechtlich abgesichert sein kann. D.h.: Neue Unterdifferenzen (Risiko, Haftung) ermöglichen es, von diesen Begriffen ausgehend konkrete Wenn-dann-Regeln aufzustellen, wie in welchem Fall zu verfahren ist. Beispiel zwei ist die paradoxe staatliche Duldung rechtswidrigen Verhaltens. Noch im 19. Jh. galt ein „Nachlassen von der absoluten Rechtsforderung“, um den Frieden zu erhalten, als Staatsräson. Dabei handelt es sich jedoch um ein Zweckprogramm („um zu“) und eben nicht um ein Konditionalprogramm („wenn, dann“). Das untaugliche Zweckprogramm mutete dem Recht die Paradoxie zu, sich selbst abzulehnen bzw. zu sabotieren. Recht sollte demnach Unrecht für rechtens erklären. Erst durch das Einziehen von Konditionen konnten Regel-Ausnahme-Schemata definiert werden, die anhand neuer Begrifflichkeiten genau festlegen, unter welchen Bedingungen etwas Recht und unter welchen Bedingungen etwas Unrecht sein kann. Ein Beispiel wäre hier der „zivile Ungehorsam“. Auf das eigene System wirken Konditionalprogramme dynamisierend. Es kann sich an seinen eigenen Programmen, d.h. Bedingungen, Kriterien und Kategorien orientieren, ohne erst ein Urteil abwarten zu müssen. Es wird von diesem Zeitpunkt des Urteils unabhängig. Die Paradoxie des Rechts bleibt jedoch immer vorhanden. Sie wird „nur“ durch Konditionalprogramme immer neu aufgelöst. So wird die Paradoxie selbst zu einem kreativen Prinzip: Um sie zu entfalten, muss das System laufend neue Programme entwickeln, in denen es Ausnahmen von Normalregeln definiert. Dies gelingt abstrakt gesagt durch das Einziehen neuer Unterbegriffe auf beiden Seiten der Recht/Unrecht-Differenz und das Hinzufügen von neuen Kategorien, mit denen man dann operieren kann. Kurz, mit dem binären Code irritiert sich das System dauerhaft selbst. Es geht damit selbst ein Risiko ein, weil es seine existenzbegründende Paradoxie immer wieder rechtmäßig auflösen muss. Durch Konditionalprogramme löst es das Problem.
Wenn wir etwas wirklich annehmen, kann es sich verändern und wir gewinnen echten Freiraum. Das gilt für (Liebes-) Beziehungen genauso wie für den Beruf. Die Paradoxie, die dem zu Grunde liegt, lässt sich am leichtesten erleben, wenn wir das Ganze am eigenen Körper ausprobieren: In dieser Folge leite ich Dich an, innerlich Ja zu sagen zu Deinen Muskelverspannungen und sie genau dadurch loszulassen.
In ihrer eigenen Wohnung fühlen sich die meisten Menschen sicher. Da scheint es paradox, über Fernseher, Tablet oder Mobiltelefon das Verbrechen hineinzulassen; das echte Verbrechen, True Crime, von dem wir trotz aller Inszenierung der entsprechenden Formate auf echten Fällen beruht, sich also zugetragen hat, und in ähnlicher Form jederzeit wieder Menschen -- auch einen selbst -- treffen kann. Über diese Paradoxie und die psychologischen Mechanismen diskutieren Niklas, Claus und Marius.
Das menschliche Gehirn in Zeiten künstlicher Intelligenz. Was alle digitalen und smarten Geräten gemein haben: Sie machen es den Menschen einfacher - auch wenn es den einen besser gelingt als den anderen. Welche Auswirkungen aber hat es auf unser Denken, wenn uns immer mehr (Denk-) Prozesse von Algorithmen abgenommen werden? Wir Mensch werden “denkfauler”, sagt der Neurowissenschaftler und Biochemiker Henning Beck. Die große Paradoxie unserer Zeit: Wir haben Tools und Techniken, die uns Arbeit abnehmen, Zeit ersparen und Zugang zu Informationen beschaffen. Und gleichzeitig beklagen wir häufig das Gegenteil: Die Zeit scheint zu rasen, wir verstehen Zusammenhänge nicht mehr, die Welt scheint komplexer denn je, die Probleme sind kaum mehr zu durchdringen. Welche Auswirkungen es auf unser Denken hat, wenn der Mensch Teile seiner Hirnkapazitäten an Smartphones outsourct, was der eine wesentliche Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz ist und wie gefährlich die Abhängigkeit von digitalen Wissens- und Rechenkapazitäten sind, erläutert Henning Beck im Achten Tag. See acast.com/privacy for privacy and opt-out information.
Was alle digitalen und smarten Geräten gemein haben: Sie machen es den Menschen einfacher - auch wenn es den einen besser gelingt als den anderen. Welche Auswirkungen aber hat es auf unser Denken, wenn uns immer mehr (Denk-) Prozesse von Algorithmen abgenommen werden? Wir Mensch werden “denkfauler”, sagt der Neurowissenschaftler und Biochemiker Henning Beck. Die große Paradoxie unserer Zeit: Wir haben Tools und Techniken, die uns Arbeit abnehmen, Zeit ersparen und Zugang zu Informationen beschaffen. Und gleichzeitig beklagen wir häufig das Gegenteil: Die Zeit scheint zu rasen, wir verstehen Zusammenhänge nicht mehr, die Welt scheint komplexer denn je, die Probleme sind kaum mehr zu durchdringen. Welche Auswirkungen es auf unser Denken hat, wenn der Mensch Teile seiner Hirnkapazitäten an Smartphones outsourct, was der eine wesentliche Unterschied zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz ist und wie gefährlich die Abhängigkeit von digitalen Wissens- und Rechenkapazitäten sind, erläutert Henning Beck im Achten Tag.
Für den Systemtheoretiker Armin Nassehi legt die Corona-Pandemie ein altes Spannungsverhältnis moderner Gesellschaft frei. Liberale Ordnung ist anstrengend – aber leistungsfähig.
Es ist für mich immer wieder aufs Neue faszinierend zu erkennen, wie sich die Einsichten und Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Gebieten gleichen, ergänzen und gegenseitig befruchten. In gleicher Weise kann ich aus meiner langjährigen psychothera-peutischen Erfahrung bestätigen, dass die Voraussetzung für eine gefestigte, selbstsichere, selbstbewusste, selbstbestimmte und im inneren Frieden befindliche Persönlichkeit die notwendige Flexibilität im Denken, Fühlen, Entscheiden und Verhalten ist. Nur aus einer ausreichend vorhandenen Flexibilität lässt sich eine souveräne Haltung ableiten. Sie bildet die Grundlage, auf der das eigene Haus der Persönlichkeit stehen kann. In diesem Kontext ist es die scheinbare Paradoxie zwischen zwei Qualitäten, die uns den Weg zu einer tiefergehenden Erkenntnis ebnet. Das, was uns zunächst als gegensätzlich und sich ausschließend erscheint, ist in einer Verbindung die Voraussetzung für etwas Wertvolles. Wir kennen solche Hinweise, die paradox klingen und doch auf eine tiefergehende Einsicht und Erkenntnis hinweisen aus verschiedenen Bereichen unseres Lebens, so z. B. erkennbar in der Lebensweisheit weniger ist mehr.
Die Pause ist vorbei! Eine neue Season hat begonnen, es wird kalt und düster. Aber nicht bei uns! Die Jungs befassen sich mit den leichten Themen. Es gibt alte-neue Geschichten von Wertstoffhof, Marten war in Quarantäne, Chris fackelt seine Küche ab. Und dann eins der einfachsten Themen der Neuzeit: Was ist eigentlich heutzutage Männlichkeit? Die beiden Recken versuchen sich daran, dies in Worte zu fassen.
Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Dr. Jörg Risse, Partner von Baker McKenzie in Frankfurt/Main sowie Honorarprofessor der Universität Mannheim, gewährt einen Einblick in seine Arbeiten als Wirtschaftsmediator. Dabei wird deutlich, welche Komplexität und Paradoxie, ja gar welche Zumutung Mediation für alle Beteiligten ist.
Wed, 20 Nov 2019 23:05:00 +0000 https://emoratio.podigee.io/299-n028-paradoxie r2azuItu9JEtj9CtX28XJ6dkR59wL6Ax Logik? Kopfmensch? Stratege? Alles Quatsch wenn es um innige Beziehungen geht.... 299 full no Tanja und Samy Bakry
Wie kannst du Menschen helfen, die Unlogik zeigen? Was sind denn eigentlich Merkmale und Charakteristika von Unlogik? Was tun, wenn man selbst betroffen ist? Was tun, wenn das Auswirkung hat auf die ganze Gruppe, auf die Gemeinschaft? Unlogik kann behandelt werden als ein Laster, als negative Eigenschaft, als etwas zu Bekämpfendes - oder als Ausdruck einer tiefen Sehnsucht, die sich nicht sofort zeigt. Eine Definition findest du im Yoga Wiki: Unlogik ist das Gegenteil von Logik. Das Wort Unlogik als Substantiv wird selten gebraucht, das Adjektiv unlogisch dagegen umso häufiger. Logik ist die Lehre und die Wissenschaft von der Folgerichtigkeit des Denkens und des ... weiterlesen.... Ähnliche Eigenschaften sind übrigens Ungereimtheit, Unsinn, Widerspruch, Abwegigkeit, Paradoxie. Dieser Vortrag ist von und mit Sukadev Volker Bretz von https://www.yoga-vidya.de. Dies ist eine der über 2400 Hörsendungen zum Thema Persönlichkeitsmerkmale, Tugenden und Schattenseiten. Um selbst auf deinem Weg voranzukommen, besuche doch eines der Liebe entwickeln Yoga Vidya Seminare. Oder mache mal Yogaferien in einem der Yoga Vidya Seminarhäuser mit. Jetzt aber erst mal viel Inspiration mit diesem Vortrag!