Karrieren auf Bühne und Leinwand - Schauspieler und Regisseure im Gespräch: jede Woche ein kurzes Porträt und ein Interview mit Menschen aus der Theater- und Filmwelt aus dem Archiv der Deutschen Welle
"Es ist ein Hobby von mir, Dialekte nachzumachen" – Monika Dahlberg über ihre Sprachbegabung Nach ihrer schauspielerischen Ausbildung wurde sie recht schnell einem breiten Publikum bekannt. Und sie beherrschte alle Facetten der darstellerischen Kunst: sie war sowohl auf der Theaterbühne als auch vor der Film- und Fernsehkamera schnell zu Hause. Monika Dahlberg gehörte zu jenen Schauspielern, die sich jeder Herausforderung stellten. Frühes Bühnendebüt Zur Welt kam Monika Dahlbreg am 30.4.36 in Pommern, wuchs aber in Österreich auf. In Kiel erhielt sie eine Ausbildung als Schauspielerin und Opernsängerin. Mit knapp 18 Jahren debütierte die junge Schauspielerin 1954 auf der Bühne des Kieler Stadttheaters als Papagena in der "Zauberflöte". Dort blieb sie drei Jahre, bevor es dann weiter nach München ging. Dort sollte eine weitere Karriere beginnen, die ihr große Popularität einbrachte. Die singende Schauspielerin In München erhielt Monika Dahlberg 1957 einen Dreijahresvertrag bei der Firma "Constantin Film". Es war die Zeit der Komödie und des Heimatfilms, in denen die Schauspielerin zahlreiche Rollen angeboten bekam. So spielte sie unter anderem in Filmen wie "Der Czardas-König" (Die Emmerich-Kalmann-Story), "Mein Schatz ist aus Tirol", "Mandolinen und Mondschein", an der Seite von Harald Juhnke in "Schön ist die Liebe am Königssee", oder auch in dem TV-Spielfilm "Die ungarische Hochzeit", einer Fernseh-Adaption der Operette von Hermann Hermecke, zu der Nico Dostal die Musik schrieb. Und es sollten noch weitaus mehr Filme entstehen, in denen Monika Dahlberg mitwirkte. Insgesamt kann die Schauspielerin bis heute auf eine Filmografie von mehr als drei Dutzend Filmen zurückblicken. Doch eine Rolle sollte ihr besonders am Herzen liegen. Die Vielseitige Außer der Tätigkeit beim Film, gastierte Monika Dahlberg auch an zahlreichen deutschen Theaterbühnen. So war sie unter anderem am Operettenhaus Hamburg, am Deutschen Theater München oder auch am Theater des Westens in Berlin zu sehen. Die Rolle des Eliza Doolittle in "My Fair Lady" spielte sie über tausend Mal. Dank ihrer Vielseitigkeit war sie stets eine gefragte Schauspielerin. In der Online-Ausgabe des Münchner Merkur ist in diesem Zusammenhang folgendes zu lesen: "Es bleibt ein Merkmal in Dahlbergs Karriere, dass sie zwischen den Stühlen saß, schwer einzuordnen blieb: Opernsängerin oder Schauspielerin, Musicalstar, Boulevard-Nudel oder ernst zu nehmende Actrice? Selbst bezeichnet sie sich als ‚Komödiantin‘…". Ein Multitalent eben. Im September 1975 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Monika Dahlberg über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich verpasste keine Premiere im Bonner Stadttheater " - Wilhelm Semmelroth über seine Begeisterung fürs Theater als Jugendlicher Die Presse bezeichnete ihn einstimmig als den "Erfinder des Straßenfegers", denn Wilhelm Semmelroth führte Regie bei Filmen, die ein Publikumsmagnet waren. Von der BBC zum NWDR Das Licht der Welt erblickte Wilhelm Semmelroth am 4.5.1914 in Bitburg. Seine Kindheit verbrachte er allerding in Bonn, anschließend studierte er in Berlin und in Köln. Seine ersten Erfahrungen sammelte er als Regie-Assistent in Berlin bei Eugen Klöpfer an der Berliner Volksbühne, wurde dann selbst Regisseur. 1945 kam er als Kriegsgefangener nach London, wo er bald eine Tätigkeit im deutschen Dienst der BBC aufnahm. Von der Arbeit im Rundfunk "angesteckt", kam Wilhelm Semmelroth 1946 zum NWDR, dem heutigen WDR, bei dem er eine Anstellung als Regisseur fand. Es dauerte lediglich drei Jahre, bis man ihm die Leitung der Hörspielabteilung übertrug. Erfinder des "Straßenfegers" Noch bevor Wilhelm Semmelroth 1960 Fernsehspielleiter des WDR wurde, betätigte er sich bereits auf dem Gebiet des Films. Seine erste Arbeit war das TV-Drama "Ein Ausgangstag", das er 1957 drehte. Im Jahr 1961 drehte er auch den Dreiteiler "Schiffer im Strom", der jedoch von der katholischen Kirche "als unerträgliche Verkitschung des rheinischen Katholizismus" verurteilt wurde, wie „Der Spiegel“ am 3.5.61 zu berichten wusste. Weitere Filme von Wilhelm Semmelroth, bei denen er Regie führte oder als Produzent tätig war, folgten in regelmäßigen Abständen. Dabei konzentrierte sich Wilhelm Semmelroth auf die Verfilmung der Klassiker des Kriminalromans. Sie wurden wahre "Straßenfeger", die das Fernsehpublikum massenhaft anlockten. So produzierte er etwa 1962 bis 1963 die sechsteilige Krimi-Serie "Tim Frazer" mit Max Eckard in der Hauptrolle. Die Serie war so erfolgreich, dass man sich dazu entschloss, noch sechs weitere Teile mit dem Titel "Tim Frazer und der Fall Salinger" zu produzieren. Auf Erfolgskurs Die nächsten Filme von Wilhelm Semmelroth waren meist erfolgreiche Streifen, die das Publikum fesselten. So etwa die mehrteilige TV-Serie "Die Schlüssel", die er 1964 produzierte und die zur erfolgreichsten Serie des Jahres 1965 wurde. Es folgten dann solche Filme wie "Ernest Barger ist sechzig" mit Paul Dahlke, "Die Frau in Weiß" mit Heidelinde Weis oder auch der Mehrteiler "Das Messer" nach Francis Durbridge mit Hardy Krüger. Insgesamt konnte Wilhelm Semmelroth auf eine Filmographie von knapp drei Dutzend Filmen zurückblicken, bei denen er als Regisseur oder Produzent fungierte. Darüber hinaus inszenierte er zahlreiche Stücke an verschiedenen deutschen Bühnen. Und der Regisseur hatte noch eine Eigenschaft: ähnlich wie Alfred Hitchcock trat er in fast allen seinen Filmen in einer kleinen Gastrolle auf. Wilhelm Semmelroth starb am 1.7.92 bei München. Im Januar 1976 sprach DW-Redakteur Franz Zigelski mit Wilhelm Semmeroth über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das war der Film meines Lebens" - Wilhelm Borchert über den Film "Die Mörder sind unter uns" Wenn in deutschen Kinos synchronisierte Filme mit Henry Fonda, Alec Guinness oder Charlton Heston gezeigt wurden, war eines sicher: der deutsche Text kam von einem Schauspieler, der vielen Hollywood-Stars seine Stimme lieh. Denn Wilhelm Borchert war nicht nur ein gefeierter "Charakterstar an Berliner Bühnen" – wie ihn das "Große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger beschreibt – sondern auch ein gefragter Synchronsprecher. "Brüchige" Persönlichkeiten Zur Welt kam Wilhelm Borchert am 13.3.1907 in Berlin-Neukölln. Für die Schauspielerei interessierte er sich schon als Jugendlicher, darum brach er seine Bibliothekarsausbildung ab und absolvierte 1927 eine Schauspielausbildung an der Reicherschen Hochschule für dramatische Kunst, die 1899 von Emanuel Reicher und Friedrich Moest in Berlin gegründet worden war. Anschließend trat er auf preußischen Wanderbühnen auf, bis er schließlich sein erstes Engagement am Erfurter Theater bekam. Weitere Stationen waren unter anderem Bühnen in Köln und in Sondershausen. 1938 kam dann die Wende: Wilhelm Borchert wurde von dem Berliner Intendanten Eugen Klöpfer an die Berliner Volksbühne und an das Hebbel Theater engagiert. Schon zu dieser Zeit enwickelte Wilhelm Borchert seinen eigenen Schauspielstil, indem er seine Figuren oft als "zerquälte, brüchige Persönlichkeiten" darstellte, wie auf dem Portal "filmportal.de" zu lesen ist. Chirurg Dr. Mertens Sein Debüt vor der Kamera gab Wilhelm Borchert im Alter von 20 Jahren. 1927 spielte er in dem Dokumentarfilm „Die von der Sanitätskolonne“ mit, doch dies sollte für viele Jahre sein einziger Streifen bleiben. Abgesehen von einem Kurzfilm unter dem Titel "Im Frühling des Lebens" kehrte Wilhelm Borchert erst Anfang der 40er-Jahre wieder vor die Filmkamera zurück. So verkörperte er etwa in dem Film "U-Boote westwärts!" den Oberleutnant Griesbach oder spielte auch in dem Film "Mein Leben für Irland" den Thomas O’Neill – beides NS-Propagandafilme. Doch der große Durchbruch sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommen. 1946 spielte Wilhelm Borchert an der Seite von Hildegard Knef die Hauptrolle in der ersten deutschen Nachkriegsproduktion "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte. In diesem Drama spielte Wilhelm Borchert den Chirurgen Dr. Mertens, der beinahe an seinem früheren Hauptmann Selbstjustiz geübt hätte, weil dieser an der Ostfront den Befehl zu einer Vergeltungsaktion gegen die Zivilbevölkerung gab. "Borcherts spätere Filmrollen verblaßten gegenüber dieser packenden, dramatischen Leistung, und nach einigen Jahren wandte sich der Schauspieler ausschließlich seiner Bühnenarbeit zu…" – ist in dem Lexikon von Kay Weniger zu lesen, doch Wilhelm Borchert hatte noch ein weiteres Betätigungsfeld, das er bereits 1936 betrat. Johnny Weissmüller und Kollegen Zählt man die Filme zusammen, in denen Wilhelm Borchert als Schauspieler mitwirkte, so kommt man auf knapp zwei Dutzend Streifen. Dagegen ist die Zahl jener Filme, in denen der Schauspieler als Synchronsprecher tätig war, überwältigend. Knapp neun Dutzend Filme zählt das Portal www.ofdb.de, in denen er seinen ausländischen Kollegen seine Stimme lieh. So sprach er bereits 1936 für Johnny Weissmüller die Rolle des Tarzan, die er bis 1948 noch siebenmal fortsetzen sollte. Doch Wilhelm Borchert war auch die deutsche Stammstimme für Alec Guinness, Richard Widmark, Henry Fonda, Charlton Heston, Burt Lancaster oder auch James Mason, um nur einige zu nennen. Sein letzter Film als Synchronsprecher war die Komödie "Arthur 2: On the Rocks" von Bud Yorkin, in dem er John Gielgud synchronisierte. 1976 wurde er mit dem "Berliner Kunstpreis" geehrt. Wilhelm Borchert starb am 1.6.90 in Berlin. Im April 1977 unterhielt sich DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Wilhelm Bochert über sein Berufsleben. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das Theater wird sich dauernd ändern, denn es ist so lebendig wie das Leben" - Erich Schellow zum Wesen des deutschen Theaters "Nobelnatur und Grandezza sind ihm ins Gesicht geschrieben und machen seine Statur aus" – so beschrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 27.2.75 diesen Schauspieler, der über 50 Jahre das Berliner Theaterleben mitprägte und auch große Popularität bei Film und Fernsehen erlangte. Erich Schellow spielte Dutzende von Rollen auf Theaterbühnen und gehörte seit 1951 zum Ensemble des Berliner Schillertheaters. Berlins bester Mephisto Erich Schellow kam am 27.2.1915 in Berlin zur Welt, wo er auch nach dem Abitur eine schauspielerische Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule absolvierte. Im Alter von 22 Jahren debütierte der junge Schauspieler am Deutschen Volkstheater in Hamburg mit der Rolle des Mortimer in dem Trauerspiel "Maria Stuart" von Friedrich Schiller. Und bald stand fest: die Körpergröße und die äußere Erscheinung legten ihn als jugendlich-klassischen Helden fest. Es folgten weitere Engagements am Staatstheater Berlin, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Schlossparktheater in Berlin. 1951 wurde er ins Ensemble des Berliner Schillertheaters berufen, dem er über Jahre angehörte. Erich Schellow übernahm aber auch Gastrollen an anderen Bühnen des deutschsprachigen Theaterbetriebs. So war er unter anderem am Wiener Burgtheater oder auch am Schauspielhaus in Zürich zu sehen. Doch die größten Bühnenerfolge feierte er in Berlin. "Er war Berlins bester Mephisto" schrieb "Die Welt" am 27.2.85, denn Erich Schellow bewies bald sein Talent nicht nur in dem Rollenfach des jugendlich-klassischen Helden, sondern in unzähligen Rollen auch als Charakterdarsteller. Sherlock Holmes Obwohl vor allem die Bühnenbretter sein "Zuhause" waren, scheute Erich Schellow auch nicht die Arbeit vor der Kamera. Beim Film debütierte er 1947 in dem Episodenfilm "In jenen Tagen" von Helmut Käutner. Er übernahm dort die Rolle des Karl in der Rahmenhandlung des Films. Nach einer siebenjährigen Studioabstinenz folgten weitere Filme mit Erich Schellow: so wirkte er 1954 unter anderem in dem Film "Bildnis einer Unbekannten" von Helmut Käutner mit, stand im gleichen Jahr vor der Kamera für das Drama "Die Stadt ist voller Geheimnisse" von Fritz Kortner, übernahm 1956 an der Seite von Heinz Rühmann die Rolle des Hauptmanns von Schlettow in dem Film "Der Hauptmann von Köpenick". Dem breiten Fernsehpublikum ist Erich Schellow durch die sehr erfolgreiche sechsteilige TV-Serie "Sherlock Holmes" in Erinnerung geblieben, die 1967 vom WDR gedreht wurde. Dort übernahm er die Titelrolle, mit der Rolle des Dr. Watson wurde Paul Edwin Roth betraut. Erich Schellow spielte auch in der Krimiserie "Der Kommissar" mit und in der Mini-TV-Serie "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", die 1986 von Eberhard Itzenpiltz inszeniert wurde. Insgesamt konnte er auf eine Filmografie von knapp zwei Dutzend Streifen zurückblicken. Der Austritt Der populäre Schauspieler wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Erich Schellow war auch Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Die vieldiskutierte "En-bloc"-Übernahme von Ostberliner Akademiemitgliedern hat auch Erich Schallow auf den Plan gerufen. Am 3.3.92 zitierte unter anderem der "Kölner Stadt Anzeiger" Erich Schellow mit folgenden Worten: "Wir sind doch alle wegen unserer individuellen Leistungen in die Akademie gewählt worden. Jetzt strömen Künstler herein, die zum Teil vom SED-Staat hoch dekoriert wurden und Stalin-Oden verfasst haben. Mit solchen Kollegen kann ich nicht an einem Tisch sitzen.“ Nach dieser Erklärung trat Erich Schellow aus der Akademie der Künste aus. Er starb am 25.11.95 in Berlin. In ihren Nachrufen auf den Schauspieler waren sich die Gazetten einig: Erich Schellow war der "Heros des klassischen Repertoires und ein Held der Moderne", wie der "Tagesspiegel" vom 28.11.95 formulierte. Im Oktober 1975 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Erich Schellow über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das war ein Augenblick der Freude auf die Bühne zu gehen bei der Premiere" – Siegfried Arno über die Premiere der "Drei Musketiere" im Großen Schauspielhaus Berlin Etwa zwölf Dutzend Filmrollen, davon knapp 60 in amerikanischen Produktionen, unzählige Theaterrollen auf Theaterbühnen in Deutschland und im Ausland – dies ist die Bilanz der schauspielerischen Karriere von Siegfried Arno, der aus dem Berliner Theaterleben nicht weg zu denken war. Keine "dramatische" Figur Zur Welt kam Siegfried Arno am 27.12.1895 in Hamburg. Zunächst besuchte er die Hamburger Talmud Tora Schule und anschließend eine Realschule. Danach absolvierte er eine dreijährige Ausbildung an der Kunstgewerbeschule. Zwar arbeitete er anschließend als Modezeichner, fühlte sich jedoch zum Theater hingezogen. In Harburg erhielt er die Chance, beim dortigen Theaterdirektor Friedrich Otto Fischer vorzusprechen. Mit einem Ausschnitt aus "Maria Stuart" von Friedrich Schiller stellte der junge Aspirant sein dramatisches Talent unter Beweis und wurde auch engagiert – allerdings als Komiker. Seine weiteren Engagements führten Siegfried Arno nach Hamburg, Prag und schließlich nach Berlin. Hier sollte die Popularität des Schauspielers bald enorm steigen. So spielte er am Thalia Theater, am Metropoltheater, am Berliner Theater und schließlich am Großen Schauspielhaus. Seine letzte Station war das Kabarett der Komiker. Und auch der Film wurde rasch auf Siegfried Arno aufmerksam. Das erste Mal stand er 1921 vor der Kamera, in dem Stummfilm "Die rote Katze" von Erich Schönfelder. Es folgten bald weitere unzählige Rollenangebote aus den Filmstudios. Bis 1932 wirkte Siegfried Arno in über sechs Dutzend Filmen mit. Doch nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde die steile Karriere von Siegfried Arno unterbrochen, denn als Jude musste er Deutschland verlassen. Bald Hollywoodstar Im europäischen Ausland spielte Siegfried Arno an verschiedenen Bühnen und gelangte schließlich in die USA. Vor allem in Hollywood fasste er schnell Fuß und spielte bald in amerikanischen Produktionen mit. Es waren unter anderem solche Streifen wie die Komödie "The Palm Beach Story" von Preston Sturges, in der er die Rolle des Toto übernahm, "This Thing Called Love" von Alexander Hall, der biografische Film über den polnischen Komponisten Frédéric Chopin "A Song to Remember" von Charles Vidor, in dem er den Henri Dupont mimte, ferner der Musicalfilm "The Toast of New Orleans" von Norman Taurog, in dem Siegfried Arno mit der Rolle des Bürgermeisters betraut wurde, oder auch der Musicalfilm "Bring on the Girls" von Sidney Lanfield, in dem er den Joseph spielte. Insgesamt wirkte Siegfried Arno in knapp fünf Dutzend amerikanischen Filmen mit. Doch es sollte noch ein weiterer Zweig in der Karriere von Siegfried Arno enstehen. Bei der "leichten Muse" Außer der Tätigkeit in Hollywood wurde der Schauspieler bald auch am Broadway in New York populär. So trat er unter anderem über drei Spielzeiten in dem Musical "Song of Norway" auf, mit dem er anschließend für zwei Jahre auf Tournee ging. Von dem Musical zur Operette war es nur ein kleiner Sprung. Die damalige Galionsfigur der Unterhaltungsbranche, Edwin Lester, holte Siegfried Arno für seine weiteren Produktionen. So war der Schauspieler in den Inszenierungen von solchen Operetten wie "Rosalinda", "My Friend Irma", "Gipsy Baron" oder auch "The Front Man" zu sehen. Siegfried Arno unternahm mit seiner Frau Kitty Mattern auch eine erfolgreiche Tournee nach Südamerika. Im Jahre 1955 kam er auch nach Deutschland und gab einige Gastspiele an verschiedenen Bühnen. 1958 wurde der Schauspieler mit dem Tony Award, dem wichtigsten US-amerikanischen Theater- und Musicalpreis ausgezeichnet. Nach einer Reihe weiterer Bühnenerfolge starb Siegfried Arno am 17.8.1975 in Hollywood. Im Juli 1966 sprach für die DW Cornelius Kornfeld mit Siegfried Arno über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich hatte schon immer den Traum und den Wunsch Schauspieler zu werden" - Carl Raddatz über seinen Beruf Im Alter von 78 Jahren stand er noch vor der Filmkamera, hatte aber bis dahin schon in zahlreichen Filmen mitgewirkt, war ein anerkannter Theater-Schauspieler, der sich breits 1986 von den Bühnenbrettern verabschiedet hat. Carl Raddatz war eben eine "Ikone" des deutschen Theaters, wie "Der Spiegel" vom 21.5.04 anmerkte. Der UFA-Star Das Licht der Welt erblickte Carl Raddatz am 13.3.1912 in Mannheim. Als 18-Jähriger nahm er Schauspielunterricht bei Willi Birgel, der seit 1924 am Mannheimer Nationaltheater engagiert war. Ein Jahr später, 1931, debütierte Carl Raddatz an dieser Bühne in der Rolle eines Dieners des Octavius in dem Drama von William Shakespeare "Julius Cäsar". Es war der Anfang einer Schauspieler-Karriere, die Carl Raddatz zu einer Legende machte. Weitere Engagements führten den jungen Schauspieler nach Bremen, Leipzig und Berlin. Mit 25 Jahren, 1937, debütierte er auch beim Film: in dem Kriegs-Drama "Urlaub auf Ehrenwort" von Karl Ritter spielte Carl Raddatz den Grenadier Dr. Jens Kirchhoff. Es handelte sich hierbei um einen nationalsozialistischen Propagandafilm, der die Soldatentugenden verherrlichen sollte. Insgesamt drehte der Schauspieler während der Nazi-Zeit circa 20 solcher Filme, was er im Nachhinein allerdings bedauert hat. Der Wahlberliner Nach dem Zweiten Weltkrieg fasste Carl Raddatz relativ schnell wieder Fuß im deutschen Theaterbetrieb. Zunächst nahm er ein Engagement am Deutschen Theater in Göttingen an, an dem er vier Jahre wirkte. Dort feierte er große Erfolge in solchen Stücken wie "Der Korsar" von Marcel Achard oder auch Heinz Hilperts "Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellman“ von Carl Zuckmayer. Schließlich ging der Schauspieler 1958 nach Berlin, wo er den Staatlichen Schaubühnen der Stadt jahrelang verbunden blieb. Unvergessen bleiben aus dieser Zeit vor allem seine Rollen in zahlreichen Stücken von Carl Zuckmayer. Besondere Bewunderung des Publikums erspielte sich Carl Raddatz in Stücken wie "Der Hauptmann von Köpenick" oder auch "Des Teufels General". Es war zugleich auch die Zeit jener Kinofilme, die heute schon längst vergessen sind, damals aber die Filmgemeinde beglückten. Und Carl Raddatz, schon zu UFA-Zeiten ein Star, war auch wieder bei den Produzenten gefragt. So wirkte er unter anderem in solchen Streifen mit wie "Regina Amstetten" von Kurt Neumann, "Rosen im Herbst" von Rudolf Jugert, "Die preußische Heirat" von Helmut Käutner, war auch Johann Buddenbrook sen. in der Verfilmung des Thomas-Mann-Romans vom Hessischen und Österreichischen Rundfunk. Auch im Tonstudio erfolgreich Nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Berliner Intendanten Heribert Sasse schied der Schauspieler 1986 aus dem Theaterbetrieb aus. Das letzte Mal stand Carl Raddatz 1990 in dem Derrick-Film "Solo für vier" vor der Kamera. Insgesamt konnte Carl Raddatz auf eine Filmografie von über vier Dutzend Streifen zurückblicken, in denen er mitwirkte. Außer seiner schauspielerischen Arbeit beim Film betätigte er sich auch als Rezitator und Sänger. So glänzte er etwa mit Texten von Kurt Tucholsky, und es erschien unter anderem auch eine Schallplatte mit Vagabundenliedern von Carl Michael Bellman. Als Synchronsprecher lieh er seine Stimme unter anderem Kirk Douglas, Burt Lancaster, Robert Mitchum und Humphrey Bogart. Carl Raddatz wurde auch mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1972 mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Der Schauspieler starb am 19.5.04 in Berlin. Im Juni 1971 sprach DW-Redakteur Klaus Götze-Claren mit Carl Raddatz über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich bin zum Theater aus der Atmosphäre heraus gegangen" - Gustav Knuth über die Anfänge seiner Karriere Mit siebzehn Jahren ist er von zu Hause ausgerissen, um Schauspieler zu werden. Und es war die richtige Entscheidung, denn Gustav Knuth, der unzählige Theater- und Filmrollen übernahm, erfreute sich beim Publikum großer Popularität. Von zu Hause ausgerissen Zur Welt kam Gustav Knuth am 7.7.1901 in Braunschweig. Nach der Volksschule nahm er neben einer vom Vater aufgezwungenen Schlosserlehre auch Schauspielunterricht, den ihm seine ältere Schwester finanzierte. Die ersten Schritte auf der Theaterbühne, nachdem er von zu Hause fort war, machte er am Stadttheater von Heidelberg. Ein Jahr später, 1919, wechselte er nach Harburg, später an das Stadttheater in Basel, an das Stadttheater Altona, und schließlich an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Sein schauspielerisches Talent weckte auch das Interesse von Gustaf Gründgens, der ihn 1937 an das Preußische Staatstheater in Berlin engagierte. Das Spektrum der Rollen, die ihm angeboten wurden, reichte vom jugendlichen Helden bis hin zu Charakterrollen. So feierte er große Erfolge in dem Märchen "Und Pippa tanzt" von Gerhart Hauptmann, in dem Stück "Munken Vendt" von Knut Hamsun oder auch in "Liliom“ von Ferenc Molnár. Doch auch der Film wurde auf den jungen Schauspieler aufmerksam: bereits 1935 stand Gustav Knuth zum ersten Mal vor der Kamera. In der Komödie "Der Ammenkönig" von Hans Steinhoff verkörperte er an der Seite von Käthe Gold und Theo Lingen den Hans Stork. Und es sollten noch weit mehr Filmrollen werden, die ihm angeboten wurden. Auf der Leinwand und auf dem Fernsehschirm Neben seiner Tätigkeit auf der Bühne des Schauspielhauses Zürich, auf der er ab 1949 große Erfolge feierte, übernahm Gustav Knuth unzählige Filmrollen. So wirkte er unter anderem in der Komödie "Das Geheimnis der Roten Katze" an der Seite von Heinz Rühmann mit, war in der Komödie "Der Theodor im Fußballtor" zusammen mit Theo Lingen und Hans Moser zu sehen, mimte den Senator Brandstetter an der Seite von Hans Albers und Heinz Rühmann in dem Film "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", war auch der Vater von Sissi in der Rolle des Herzogs Max von Bayern. Auch für Fernsehproduktionen griff man gerne auf das Talent von Gustav Knuth zurück. So verkörperte er unter anderem Isaac Newton in der SDR-Produktion nach Dürrenmatts "Die Physiker" von Fritz Umgelter, in der ZDF-Serie "Eine Frau bleibt eine Frau" spielte er an der Seite von Lilli Palmer den Eberhard Müller, unvergessen bleibt auch sein Gustav Hackendahl in der siebenteiligen SWF-Serie "Der eiserne Gustav", die 1979 gedreht wurde. Insgesamt zählt das Portal "ofdb.de" über elf Dutzend Filme, in denen Gustav Knuth mitwirkte. Der Künstlerstammtisch Die Beliebtheit von Gustav Knuth wusste die ARD auch auf eine andere Weise zu nutzen. In den Jahren 1973 bis 1976 wurde die Unterhaltungssendung „Der Künstlerstammtisch“ produziert, die von dem Schauspieler moderiert wurde. Auf http://www.fernsehserien.de/ ist über diese Sendung zu lesen: "Gesprächsrunde mit Gustav Knuth und jeweils 4 prominenten Gästen, die wahre und erfundene Künstleranekdoten zum Besten gaben. Dabei waren den Gästen die Geschichten des jeweiligen Erzählers meist genauso neu wie den Zuschauern." Nicht immer erhielt diese Talkrunde gute Kritiken. So schrieb etwa "Der Spiegel" vom 20.10.75 unter anderem: „Unsere Lieblinge sind im Stande, auch ohne teure Texter eine typische, also trostlose TV-Show auf die Beine zu stellen.“ Doch bei dem Fernseh-Publikum erfreute sich die Runde großer Beliebtheit. Gustav Knuth wurde auch mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Kamera. Er starb am 1.2.87 in Küsnacht bei Zürich. In seinem kurzen Nachruf schrieb „Der Spiegel“ am 9.2.87 auch: "Teuherzig, verschmitzt, mit leicht gekniffenem rechten Auge polterte der grundgütige Graubart über Filmleinwand und Fernsehschirm, ein Prachtexemplar von kreuzbravem Papa und Großvater". Im Juni 1976 sprach DW-Redakteur Herbert Fricke mit Gustav Knuth über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich spiele Theater fürs Publikum und für niemanden sonst" - Christiane Hörbiger über ihr Theaterverständnis Sie ist die Grande Dame des deutschsprachigen Films und Theaters, deren große Popularität seit Jahren unbestritten ist. Bis heute spielte sie in unzähligen Filmen mit und übernahm genauso viele Theaterrollen. Christiane Hörbiger: eines der Mitglieder der "größten Theater-Schauspielerfamilie deutscher Sprache", wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ vom 8.1.09 fomulierte, kann heute auf eine fabelhafte Karriere zurückblicken, die ihr auch unzählige Preise und Auszeichnungen brachte. Keine Konditorin Das Licht der Welt erblickte Christiane Hörbiger am 13.10.38 in Wien als zweite Tochter der berühmten Schauspieler Paula Wessely und Attila Hörbiger. Und nach dem Willen ihrer Eltern sollte sie keineswegs eine Schauspielerin, sondern Konditorin werden. Doch Christiane Hörbiger setzte sich mit ihrem Wunsch nach einer Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien durch. Und bald sollte sie auch ihre erste Filmrolle bekommen: in dem Streifen "Der Major und die Stiere" von Eduard von Borsody spielte sie 1955 an der Seite ihres Vaters eine der Hauptrollen. Noch im gleichen Jahr übernahm sie zwei weitere Rollen: die der Baronesse Mary Vetsera in "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" und der Lore in "Die Wirtin zur Goldenen Krone", diesmal an der Seite ihrer Mutter. Es war der Beginn einer Karriere, die ihresgleichen sucht. Auf Theaterbühnen Ihr erstes Theater-Engagement bekam Christiane Hörbiger 1957 am Wiener Burgtheater. Weitere Stationen waren Heidelberg, Salzburg, München und schließlich das Schauspielhaus Zürich, dem sie jahrelang verbunden blieb und wo sie große Erfolge feierte. Sie übernahm aber auch zahlreiche Gastauftritte an verschiedenen Bühnen und absolvierte auch Tourneen. Das Spektrum der Rollen, die sie übernahm, reichte von der Klassik bis hin zu modernen Stücken. Unter ihren vielen Glanzleistungen bleibt unvergessen unter anderem ihr Ein-Personen-Stück "Die Betrogene", das Gerhard Tötschinger nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann für die Bühne bearbeitet hat. Große Erfolge feierte sie auch als Genia Hofreiter in dem Stück von Arthur Schnitzler "Das weite Land" oder auch als Marie in dem Stück "Das Konzert" von Hermann Bahr, um nur einige wenige zu nennen. Doch den Quantensprung in ihrer steilen Karriere sollte Christiane Hörbiger mit einer Fernsehen-Serie machen. Im Zenit der Karriere Gegen Ende der 80er-Jahre produzierte das ZDF eine Serie mit dem Titel "Das Erbe der Guldenburgs" mit Christiane Hörbiger als Christine von Guldenburg. Es sollte eine der erfolgreichsten Fernseh-Serien Deutschlands werden – Christiane Hörbiger wurde von nun an von einem Millionenpublikum verehrt, denn "die Rolle der Gräfin schien Hörbiger wie auf den Leib geschnitten zu sein", wie die „Frankfurter Rundschau“ am 11.10.08 schrieb. Einstimmig preist die Presse auch ihre Leistungen in dem Film "Schtonk!" von Helmut Dietl, in dem sie die Nichte von Hermann Göring, Freya von Hepp, verkörperte, oder auch die Figur der Bezirksrichterin Dr. Julia Laubach in der TV-Serie "Julia - Eine ungewöhnliche Frau". Für das breite Publikum verkörpert Christiane Hörbiger "den Typ der selbstbewussten Grande Dame jenseits der 50, die ihre Bedürfnisse ohne Rücksicht auf Konventionen auslebt", wie die gleiche "Frankfurter Rundschau" konstatierte. Laut dem Portal "ofdb.de" kann Christiane Hörbiger bisher auf eine Filmografie von elf Dutzend Filmen zurückblicken. Für ihre Leistungen ist sie auch mehrfach ausgezeichnet worden, dazu zählen unter anderem zweimal die "Goldene Kamera" (1988 und 2001), der Deutsche Filmpreis oder auch das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Und so schrieb auch die "Süddeutsche Zeitung" am 6.3.01 unter anderem über Christiane Hörbiger: "Sie ist nicht nur eine der beliebtesten, sondern auch eine der geachtetsten Schauspielerinnen in Österreich und Deutschland." Im September 1972 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Christiane Hörbiger über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich bin ein Naturtalent" - Violetta Ferrari über ihre Gesangskunst In nur zwei Stücken stand sie nach eigenen Angaben 450 Mal mit Harald Juhnke auf der Bühne. Doch die aus Ungarn stammende Schauspielerin hatte auch zahlreiche andere Rollen übernommen. Violetta Ferrari war eine vielseitige Mimin, die in Musicals, auf der Theaterbühne und beim Film gefragt war. Ein schicksalhaftes Stipendium Das Licht der Welt erblickte Violetta Ferrari am 25.4.1930 in der ungarischen Stadt Hódmezövásárhely. Schon während der Schulzeit spielte sie Theater und bewarb sich schließlich um ein Stipendium an der Budapester Schauspiel-Akademie. Nach dem Examen bekam sie ein Engagement am National-Theater in der ungarischen Hauptstadt. Dort übernahm sie zahlreiche klassische Rollen, und auch der Film wurde auf die junge Schauspielerin aufmerksam. So übernahm sie unter anderem einige Rollen in Filmen wie der Komödie "2:0 für Marika" oder auch in dem Drama "Nacht über Budapest". Doch ihre große Karriere sollte Violetta Ferrari in der Bundesrepulik starten, nachdem sie 1956 nach der Niederschlagung des Volksaufstandes Ungarn verließ. Karriere in Deutschland Es dauerte nicht lange, bis Violetta Ferrari ihr erstes Engagement an einer deutschen Bühne bekam: im Frankfurter "Kleinen Theater am Zoo". Ihr Debüt auf den bundesrepublikanischen Theaterbühnen fand – wie könnte es anders sein – mit der Rolle der Piroschka in dem Stück "Ich denke oft an Piroschka" von Hugo Hartung statt. Und bald sollte auch der deutsche Film die Schauspielerin entdecken. Bereits 1958 spielte Violetta Ferrari an der Seite von Claus Biederstaedt in dem Musikfilm "Scala – total verrückt". Es war eine leichte Liebesgeschichte, wie sie in dieser Zeit üblich waren, in der Violetta Ferrai eine der Hauptrollen spielte. Es folgten nun zahlreiche weitere Filme, in denen sie mitwirkte. So war sie unter anderem in solchen Filmen wie "Scheidungsgrund: Liebe" an der Seite von O. W. Fischer zu sehen, spielte die Fabrikantentochter Otilie in der TV-Verfilmung "Im weißen Rößl", verkörperte die Eva Chazal in der Folge "Puppen reden nicht" in der Krimiserie "Dem Täter auf der Spur". Das letzte Mal stand Violetta Ferrari 1982 vor der Kamera: in der Verfilmug des Jugendbuches "Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse" von Christine Nöstlinger übernahm sie den Part der Berti Bartolotti. Insgesamt konnte Violetta Ferrari auf eine Filmografie von weit über zwei Dutzend Filmen zurückschauen. Gut beschäftigt Neben der Arbeit in Film- und TV-Produktionen war Violetta Ferrari auch an zahlreichen Bühnen zu sehen. So spielte sie an den Komödien Berlin und Düsseldorf, an den Kammerspielen und der Kleinen Freiheit in München, am Theater am Dom in Köln, am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg oder auch am Theater an der Wien in Wien. In München war ihr auch der Durchbruch in die ernsten Charakterrollen geglückt. Darüber hinaus trat sie in Musicals und Operetten auf. So feierte sie große Erfolge in den Musicals "Halt die Welt an – ich möchte aussteigen" oder auch "Can-Can". Die vielseitige Schauspielerin nahm auch einige Platten mit Schagern auf. Violetta Ferrari starb am 23.1.14 in Budapest. Im Juli 1974 sprach DW-Redakteur Manfred Moschner mit Violetta Ferrari über ihre Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Persönlich hasse ich Schwänke" - Lucy Millowitsch über die Gründe ihrer späteren Bühnenabstinenz Ihr Name steht für Köln wie der Kölner Dom. Lucy Millowitsch, die ältere Schwester des beliebten Schauspielers Willy Millowitsch, war der Stadt und ihrem Familientheater über das ganze Leben verbunden. Doch die populäre Volksschauspielerin zeichnete sich auch durch ihre menschliche Seite aus. Eine traditionsreiche Theaterfamilie Lucy Millowitsch kam am 8.11.1905 in Chemnitz zur Welt. Und dass sie den Beruf einer Schauspielerin ergreifen würde, war für sie vorbestimmt. Denn sie stammte aus einer Schauspielerfamilie, die sich schon über Generationen den Theaterbrettern verschrieben hatte. Bereits im 18. Jahrhundert hatten ihre Vorfahren ein Puppentheater gegründet. Schon recht früh stand Lucy Millowitsch mit ihrem Vater und mit ihrem Bruder Willy auf der Bühne, bis schließlich 1936 auch das eigene Theater, das Millowitsch-Theater, gegründet wurde, in dem dem Publikum leichte Unterhaltung serviert wurde. Die Popularität von Lucy Millowitsch wuchs mit jeder Vorstellung, so dass schließlich auch der Film auf sie aufmerksam wurde. Das erste Mal stand sie vor der Kamera in dem Drama "Die Unbekannte" von Frank Wisbar. Bald folgten weitere Filmrollen, in denen die junge Schauspielerin ihr Talent zu beweisen wusste. So spielte sie unter anderem in den Filmen "Komödianten" von Georg Wilhelm Pabst, in der Komödie "Kornblumenblau" von Hermann Pfeiffer oder auch in dem Drama "Mein Leben für Irland" von Max W. Kimmich. Doch das Familientheater sollte für Lucy Millowitsch immer im Vordergrund bleiben. Neubeginn in Köln In einem Brief an Lucy Millowitsch ist unter anderem zu lesen "Liebe Frau Lucy! Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief vom 2. Januar. Ich hoffe mit Ihnen, dass das Jahr 1948 doch den Anfang der Besserung bringen wird. Einmal wird für das deutsche Volk ja doch wieder eine bessere Zeit kommen, wenn es sich nicht selbst aufgibt." Der Absender des Briefes: Konrad Adenauer. Und die Bekanntschaft war bei weitem nicht zufällig. Denn auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Kölner Oberbürgermeisters öffnete Lucy Millowitsch gemeinsam mit ihrem Bruder Willy bereits im September 1945 ihr Theater wieder für das Publikum. Der spätere Bundeskanzler war nämlich der Meinung: "Die Leute sollen wieder wat zu lachen haben!" Das Volksstück "Das Glücksmädel" wurde bald zu einem großen Erfolg. Und es sollte nicht nur bei dem einen bleiben. Bei den Indianern Venezuelas Im Oktober 1953 fand in der Bundesrepublik eine Premiere statt, die die Popularität von Lucy Millowitsch und ihrem Bruder noch weiter steigern sollte. Der NWDR, der heutige WDR, übertrug zum erstem Mal in der Geschichte des Fernsehens eine Aufführung eines Theaterstücks. Mit dem Schwank "Der Etappenhase" wurde Lucy Millowitsch bundesweit über Nacht zum Star. Weitere Übertragungen aus dem Millowitsch-Theater folgten bald, wobei sich für diese Zeit die Straßen immer häufiger leerten. Doch die Schauspielerin hatte zunehmend auch andere Interessen entwickelt. Denn Lucy Millowitsch bereiste gerne die Welt. Ihr Augenmerk fiel besonders auf Venezuela. Dort engagierte sie sich für die Verbesserung der problematischen Lage der eingeborenen Indianer. Und dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, Josef Haubrich, kennen, dessen Nachlass sie später betreute. Bis heute ist seine Kunstsammlung in Köln zu bewundern. Lucy Millowitsch starb am 21.6.90 in Köln. Im Oktober 1971 sprach Marianne Schickert-Asbrock für die DW mit Lucy Millowitsch über ihr bewegtes Leben. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Man sollte einfach wissen, darum, wenn man Stimme hat, dass man auch das Schauspiel nie vernachlässigen sollte" - Angelika Milster über Gesang und Darstellung Ihre erste Auszeichnung erhielt sie bereits mit 23 Jahren für ihre Rolle in der Komödie "Meine Sorgen möcht' ich haben" von Wolf Gremm. Und es sollten zahlreiche weitere Ehrungen dieser vielseitigen Künstlerin folgen, denn ihre bisherige Karriere bewies vor allem eines: Angelika Milster ist eine Ausnahmekünstlerin, die auf Theaterbühnen, vor der Kamera oder auch im Tonstudio nur das Beste liefert. Gelungenes Debüt Zur Welt kam Angelika Milster am 9.12.51 in Neustrelitz, aufgewachsen ist sie aber in Hamburg. Den Gesangsunterricht erhielt sie bereits im Alter von zwölf Jahren und absolvierte schließlich eine Ausbildung bei Margot Höpfner. Ihr erstes Engagement folgte sodann 1971 am Hamburger Thalia Theater, und es war der Beginn einer ungewöhnlichen Karriere. Weitere Engagements führten sie unter anderem an die Bühnen von Verden, Bad Godesberg, Berlin, Stuttgart oder auch Düsseldorf, um nur einige wenige zu nennen. Daneben übernahm die junge Schauspielerin auch Rollen in Filmproduktionen. Bereits 1975 wurde sie mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet. In der Komödie "Meine Sorgen möcht' ich haben" übernahm sie die Rolle der Carmen Bornemann, und der "Tagesspiegel" vom 3.1.75 wusste unter anderem zu berichten: "Gremms zweiter Film lebt zu einem nicht geringen Teil von dem komischen Talent der … Schauspielerin." Doch der große Durchbruch sollte noch einige Jahre auf sich warten lassen. Mit Grizabella zum Star Am Theater an der Wien erhielt Angelika Milster 1983 die Rolle der Grizabella in dem beliebten Musical "Cats" von Andrew Loyd Webber. Wie die Zeitung "Neues Deutschland" vom 23.8.90 später ausrechnete, sollte die Schauspielerin circa 1000 Mal in diese Rolle schlüpfen. Der Sprung in die Reihen der beliebtesten Schauspieler war nun geschafft. Und auch der Komponist zeigte sich begeistert vom Talent von Angelika Milster. 1987 wählte er sie für die Rolle der Sängerin Emma in dem Musical "Song and Dance" aus. Das Musical wurde zu einem großen Erfolg und man ging mit ihm auch auf Tournee durch Europa. Als nächstes spielte Angelika Milster in der "Kurt-Weill-Revue", mit der sie auch im Ausland gastierte. Daneben trat sie auch immer wieder vor die Filmkamera. So sah man sie unter anderem in den TV-Serien "Liebling Kreuzberg", "Der Landarzt" oder auch "Drei unter einer Decke". Das Portal ofdb.de zählt knapp vier Dutzend Filme, in denen Angelika Milster bisher mitgewirkt hat. Im Tonstudio und auf Konzertbühnen Auch als Sängerin feiert Angelika Milstner große Erfolge. Seit 1994 sind bereits mehrere CDs von ihr erschienen, mit denen sie ihre Fangemeinde begeistern konnte. Bereits das erste Album "Ich liebe Dich" wurde mit dem Deutschen Schallplattenpreis "Echo" prämiert. Ihr bisher letztes Album "Du hast mir Glück gebracht" erschien im Februar 2013. Neben der Arbeit im Tonstudio gibt die Schauspielerin auch zahreiche Konzerte. Ihr großes Repertoire umfasst unter anderem Brecht-Lieder, Popsongs und Chansons. Dazu gesellen sich eine ganze Reihe klassischer und geistlicher Lieder. Die vielseitige Schauspielerin wurde auch mehrfach mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. So wurde sie unter anderem mit der Goldenen Europa, der Goldenen Stimmgabel, dem International Musical Award Germany oder auch dem Berliner Bären geehrt. DW-Redakteurin Gudrun Stegen porträtierte im Januar 1988 Angelika Milster anlässlich der Aufführung des Musicals "Song and Dance" in München in einer DW-Sendung. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das sollte mir beim ersten Lesen Spaß machen" - Jörg Schüttauf über die Wahl einer Rolle Dank seiner Vielseitigkeit gehört er zu den meistbeschäftigten Schauspielern Deutschlands, der bis heute in etwa 12 Dutzend Filmproduktionen mitwirkte und dabei unzählige Male ausgezeichnet wurde. Doch Jörg Schüttauf ist dem Publikum nicht nur als Filmschauspieler, sondern auch durch seine zahlreichen Theaterrollen bekannt. Am Pioniertheater Das Licht der Welt erblickte Jörg Schüttauf am 26.12.61 in Chemnitz, wo er auch zur Schule ging. Nach einer Lehre als Bühnentechniker und dem Militärdienst, absolvierte Jörg Schüttau ein Studium an der Theaterhochschule "Hans-Otto" in Leipzig. Nun konnte er das fortsetzten, was er bereits in der Grundschule am Pioniertheater zum ersten Mal probiert hatte: nämlich das Schauspielern. Das erste Enagagement führte Jörg Schüttauf nach Potsdam, wo er am Hans-Otto-Theater seine ersten Erfolge feierte. An dieser Bühne blieb er fünf Jahre, wobei er gleichzeitig in Filmproduktionen des DDR-Fernsehens zu sehen war. Besonders populär beim DDR-Publikum wurde Jörg Schüttauf durch seine Titelrolle in der Komödie "Ete und Ali", die er zusammen mit Thomas Putensen bestritt. Dieser Film brachte dem jungen Schauspieler 1986 auch die erste Auszeichnung: den Darstellerpreis bei dem Filmfestival in Köslin. Und es sollte wahrlich nicht bei dieser einen Auszeichnung bleiben. Durchbruch mit „Lenz“ Nach der Wiedervereinigung Deutschlands eröffneten sich weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Jörg Schüttauf. So betraute der Regisseur Egon Günther 1992 den jungen Schauspieler mit der Titelrolle in dem Film über den Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz - "Lenz. Ich aber werde dunkel sein“. Dieser Streifen wurde auch mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet, und für Jörg Schüttauf bedeutete es den Durchbruch. Am 16.7.92 fragte "Die Welt" unter anderem: „Ist er bald der Kriminaler vom Dienst?“ Gemeint hat das Blatt eine neue Rolle, die Jörg Schüttauf anvertraut wurde: in der TV-Serie "Der Fahnder" übernahm er für vier Jahre die Titelrolle. Zugleich wirkte der Schauspieler in zahlreichen weiteren Produktionen und auf der Theaterbühne. Seinen Arbeitstag in dieser Zeit beschrieb der "Tagesspiegel" vom 10.11.92 auf folgende Weise: "Erst Dreharbeiten bis zum Nachmittag. Dann Flug von München nach Berlin. Dann im Taxi zum Theater. Dann zweieinhalb Stunden auf der Bühne." Unaufhaltsame Karriere Jörg Schüttauf avancierte nun inzwischen zu einem vielbeschäftigten Schauspieler. Große Erfolge feierte er sowohl in diversen TV-Serien wie auch Spielfilmen. Der vielseitige Schauspieler übernahm die verschiedensten Rollen, die er meisterhaft bewältigte. Für seine Höchstleistungen wurde er auch immer wieder ausgezeichnet. So unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Bester Schauspieler" für seine Rolle des Werner in dem Drama „Ich habe nein gesagt“. "Der Spiegel" vom 4.10.99 schrieb unter anderem über diesen Streifen, er sei "… das sehr sorgfältig gearbeitete Psychogramm einer Ehe, mit brillianten Schauspielern, exzellentem Drehbuch und sensibler Regie." Aus der langen Liste der Preise, mit denen der Schauspieler geehrt wurde, sei noch der Preis der deutschen Filmkritik genannt, den er für seine Leistung in dem Film "Berlin is in Germany" erhielt. Insgesamt kann Jörg Schüttauf bis jetzt auf eine Filmografie von etwa 12 Dutzend Filmen zurückblicken. Im März 2007 sprach DW-Redakteur Jochen Kürten mit Jörg Schüttauf über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Wenn ich jetzt von dem Film spreche, so ist es sicher eher ein Portrait geworden als ein Historiengemälde" - Margarethe von Trotta über ihren Film "Rosa Luxemburg" International bekannt als Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin und schließlich Professorin an der European Graduate School in Saas Fee in der Schweiz – dies ist die bisherige Bilanz der Karriere von Margarethe von Trotta, die auch den Neuen deutschen Film entscheidend mitgeprägt hat. Die Theater- und Filmschauspielerin Margarethe von Trotta kam am 21.2.42 in Berlin zur Welt, lebte aber nach dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf, wo sie auch zur Schule ging. Nach dem Abitur studierte sie in München Germanistik und Romanistik und nahm gleichzeitig Schauspielunterricht. Ihr erstes Engagement bekam sie dann 1964 an der Bühne in Dinkelsbühl, wechselte aber bald nach Stuttgart und anschließend nach Frankfurt am Main. Doch nicht so sehr die Theaterbühne, als vielmehr der Kino- und Fernsehfilm sollten zum Motor der Karriere von Margarethe von Trotta werden. Ihre erste Filmrolle bekam die junge Schauspielerin 1967 in dem Drama "Tränen trocknet der Wind" von Heinz Gerhard Schier. Es entstanden zahlreiche weitere Filme mit Margarethe von Trotta, die sie bald zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands machten. So spielte sie etwa 1969 in dem Drama "Baal" von Volker Schlöndorff mit, der später auch ihr Lebensgefährte werden sollte. Es folgten dann weitere Filme wie "Götter der Pest" von Rainer Werner Fassbinder oder auch "Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach" und "Die Moral der Ruth Halbfass" von Volker Schlöndorff, um nur einige wenige zu nennen. Zunehmend befasste sie sich nun auch mit der Regie und dem Drehbuch. Und bald sollte auch das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit von Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff in die Kinos kommen. In der "Lehre" bei Volker Schlöndorff und internationaler Durchbruch Der erste gemeinsame Film von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta entstand 1975. Es war die gleichnamige Verfilmung der Erzählung von Heinrich Böll "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Prompt wurde dieser Streifen mit vier Preisen ausgezeichnet und er ebnete Margarethe von Trotta auch den Weg als Regisseurin. Dennoch sollten noch sechs Jahre verstreichen, bis sie damit den internationalen Durchbruch schaffte. Mit insgesamt weit über einem Dutzend internationaler Preise wurde ein Film von Margarethe von Trotta ausgezeichnet, der 1981 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig 1981 zum ersten Mal gezeigt wurde: das Drama "Die bleierne Zeit". Erzählt wird hier die Geschichte zweier Schwestern, die sich in der Zeit der 68er-Proteste politisch engagieren, aber auf unterschiedliche Weise. Während die eine Schwester mehr auf Argumente setzt, zieht die andere den bewaffneten Widerstand vor. Für das Drehbuch stand hier die Lebensgeschichte der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin Pate. Nicht selten standen Frauen im Mittelpunkt der Filme von Margarethe von Trotta. So inszenierte sie 1986 auch den Film "Rosa Luxemburg", der ebenfalls mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Darin erzählt Margarethe von Trotta aus dem politischen und privaten Leben der Sozialistin, die von Barbara Sukowa verkörpert wurde. Und es sollten noch zahlreiche weitere Filme von Margarethe von Trotta entstehen. Immer wieder Frauenthemen Die Frauenthematik setzte Margarethe von Trotta in ihren weiteren Filmen immer wieder fort. So etwa 1987 in dem Streifen "Fürchten und Lieben", der auf dem Stück "Drei Schwesten" von Anton Tschechow basierte, oder auch 1990 in dem Drama "Die Rückkehr" mit Barbara Sukowa und Stefania Sandrelli in den Hauptrollen. Und es gab auch eine Oscarnominierung im Verlauf der Karriere von Margarethe von Trotta: das Drama "Das Versprechen" sollte das deutsche Kino als bester fremdsprachiger Film vertreten. Inzwischen nach Italien umgezogen, verarbeitete Margarethe von Trotta auch ein typisch italienisches Thema. Am 24.4.93 schrieb die "Frankfurter Rundschau" unter anderem: "Il lungo silenzio" ist der erste wirklich 'italienische' Film der Regisseurin, die seit fünf Jahren in Italien lebt." Es handelte sich um den Streifen mit dem deutschen Titel "Das lange Schweigen", der den sizilianischen Witwen der Mafia-Morde gewidmet war. Dieselbe "Frankfurter Rundschau" schrieb weiter: "Dennoch ein großer Film über die Helden unserer Zeit, die wie Falcone und Borsellino das Gesicht Italiens verändert haben." Insgesamt führte Margarethe von Trotta bis jetzt bei über zwei Dutzend Filmen Regie, wirkte bei knapp drei Dutzend Filmen mit und schrieb zu knapp zwei Dutzend Filmen auch das Drehbuch. Ähnlich lang ist auch die Liste der internationalen Auszeichnungen, mit denen sie bis jetzt geehrt wurde. Derzeit lehrt Margarethe von Trotta an der European Graduate School in Saas Fee in der Schweiz. Im März 1986 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Margareth von Trotta über ihren Film „Rosa Luxemburg“. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Schimanski ist immer ein Sensibelchen gewesen, der gewisse Härtemomente hat" - Götz George über seine Figur des Kommissars Horst Schimanski Es gibt nur eine Handvoll Schauspieler, die in annähernd so vielen Filmproduktionen mitwirkten, wie er. Götz George, Spross einer Schauspielerfamilie, gehört heute zur Riege der bekanntesten und populärsten Schauspieler Deutschlands. Früh übt sich Das Licht der Welt erblickte Götz George am 23.7.38 in Berlin als Sohn des berühmten Schauspielers Heinrich George und der Bühnenkünstlerin Berta Drews. Dort absolvierte er seinen schulischen Werdegang und erhielt anschließend eine schauspielerische Ausbildung am Berliner Ufa-Nachwuchsstudio. Den "Bühnenschliff" erhielt dann der junge Schauspieler von 1958 bis 1963 bei Heinz Hilpert am Deutschen Theater Göttingen. Immer wieder kehrte Götz George, der bereits als Elfjähriger in einem Theaterstück mitwirkte, mit Gastrollen oder bei Theatertourneen an verschiedene deutsche Theaterbühnen zurück, jedoch sollte es der Film sein, der seine große Popularität festigte. Unzählige Filmerfolge Das erste Mal stand Götz George 1953 vor der Kamera: in der Komödie "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" debütierte er zusammen mit Romy Schneider in einer kleinen Nebenrolle. Doch bald sollte der junge Schauspieler auch mit Hauptrollen betraut werden. So spielte er 1959 etwa in dem Film "Jacqueline" von Wolfgang Liebeneiner den jungen Boxer Gustav Bäumler, für dessen Darstellung er seine erste Auszeichnung bekam – den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler. Nach einigen weiteren Filmen (unter anderem "Kirmes", "Mörderspiel" oder auch "Nur tote Zeugen schweigen") beginnt man Anfang der 60er-Jahre mit der Verfilmung der Karl- May-Romane. Auch in diesen Produktionen wird das Talent und die „stämmige“ Statur von Götz George gebraucht: ab 1962 spielte er in mehreren Filmen mit (beginnend mit dem Film "Der Schatz im Silbersee") und wurde bald zum Publikumsliebling. Unermüdlich wirkte Götz George in unzähligen weiteren Filmproduktionen mit - aus der Vielzahl seiner Filme seien nur einige wenige genannt: "Sie nannten ihn Gringo" von Roy Rowland, "Ich spreng‘ Euch alle in die Luft – Inspektor Blomfields Fall Nr. 1" von Rudolf Zehetgruber, die Krimireihe "Der Alte" oder auch "Der Illegale. Biographie eines Spions" von Günter Gräwert. Doch in die Rolle, mit der er über Jahre von seinem Publikum assoziiert wurde, sollte Götz George 1981 schlüpfen. Der etwas "andere" Kommissar Über die Recherchen der Drehbuchautoren zu jener Figur, die Götz George zum ersten Mal 1981 spielen sollte, weiß Thorsten Körner in seiner George-Biographie unter anderem auch Folgendes zu berichten: "Sie fuhren für einige Wochen nach Duisburg, durchstreiften die Stadt, trieben sich in Kneipen und Bars herum, hielten die Augen offen, die Kehlen feucht und schrieben ihre Notizblöcke voll." Am Schluss ist die fiktive Figur des Duisburger Kriminalhauptkommissars Horst Schimanski entstanden, die aus der fabelhaften Karriere von Götz George nicht wegzudenken ist. Über Jahrzehnte schlüpfte der Schauspieler in die Haut des Kommissars und kreierte somit eine Kultfigur, die für Millionen Zuschauer sofort ein Begriff und ein Garant für Publikumserfolg wurde. Thorsten Körner berichtet hierzu auch Folgendes: "Für Götz George war die proletarische Identität seiner Figur wichtig, weil sie ihm viele Spiel- und Gestaltungsmomente anbot, mit denen er sich von den traditionellen Kommissaren abheben konnte." Und das tat sie bis heute in jeder Tatort-Folge. Doch Götz George bewies sein schauspielerisches Ausnahmetalent auch in unzähligen anderen Filmproduktionen. Immer aktiv Unendlich lang ist die Liste der Filme, in denen Götz George mitwirkte. So kommt das Onlinefilmportal "ofdb.de" auf über vierzehn Dutzend Streifen, in denen der Schauspieler vor der Kamera stand. Als "Alleskönner" spielte Götz George in Dramen, Komödien, Actionfilmen oder Kriminalfilmen alle möglichen Charaktere. Ob in der Komödie "Schulz & Schulz", in dem Drama "Die Katze" oder in dem Thriller "Abwärts" – es sind nur einige willkürlich herausgegriffene Beispiele – ein Erfolg reihte sich an den nächsten. Für die ARD übernahm er 2013 auch die Rolle seines Vaters Heinrich George in dem Dokudrama "„George". Ähnlich lang wie die seiner Filme ist auch die Liste der Auszeichnungen, mit denen Götz George geehrt wurde. Zu den Ehrungen mit mehreren Bambis und diversen Filmpreisen gesellten sich auch das Bundesverdienstkreuz und das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Im Januar 1987 sprach DW-Redakteur Miguel Sanchez während der Dreharbeiten zu einer neuen Tatort-Folge mit Götz George unter anderem über die Figur des Horst Schimanski. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich fühlte mich erst mal pudelwohl, weil ich hatte alles, aber auch wirklich alles zu lernen" - Ula Stöckl über die Zeit ihres Studiums am Institut für Filmgestaltung in Ulm Es war schon eine bemerkenswerte Karriere: von der Fremdsprachensekretärin zur Grande Dame des deutschen Kinos! Ula Stöckl war eine der ersten weiblichen Regisseurinnen des neuen Deutschen Films und ist heue nicht nur eine gefragte Filmemacherin, sondern auch Professorin an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland. Regie, Drehbuch, Schnitt, Produktion – der auch als Darstellerin agierenden Pädagogin ist nichts fremd. Den Feministinnen voraus Ula Stöckl kam am 5.2.38 in Ulm zur Welt, wo sie nach der Schule eine Ausbildung zur Sekretärin absolvierte. Ihr weiterer Weg führte sie zum Sprachstudium nach Paris und London. Ihrer anschließenden Tätigkeit als Sekretärin folgte ab 1963 ein Studium am Institut für Filmgestaltung in Ulm. Dort drehte sie auch ihre ersten Kurzfilme: so etwa "Antigone", "Miniaturen" oder auch "Sonnabend Abend 17 Uhr". Als Abschlussarbeit inszenierte Ula Stöckl 1968 den gesellschaftskritischen Spielfilm "Neun Leben hat die Katze", zu dem sie auch das Drehbuch schrieb und mit ihrer neu gegründeten Produktionsfirma herstellte. Es ist ein Frauendrama, das die Lage der Frau zur damaligen Zeit schildert. Vorgestellt werden hier "Modelle von weiblichen Strategien zur emanzipatorischen Befreiung aus den Abhängigkeiten der bestehenden und (immer noch) als allgemein gültig angesehenen Geschlechterverhältnisse", wie es auf "www.fassbinderfoundation.de" zu lesen ist. Dem Debütfilm sollten zahreiche weitere Filme folgen, die den Ruf von Ula Stöckl als eine außergewöhnliche Regisseurin festigten. Ein fruchtbares Jahrzehnt Bereits ein Jahr später, 1969, begann ein weiteres Projekt von Ula Stöckl: Zusammen mit dem Regisseur Edgar Reitz inszenierte sie den Film "Geschichten vom Kübelkind". Eineinhalb Jahre dauerte die Produktion des Filmes, der aus 25 unterschiedlich langen Episoden besteht. Im Mittelpunkt des Films steht die Kunstfigur "Kübelkind", die verschiedenen Menschen begegnet und in die unterschiedlichsten Lebenslagen gerät. Der Film wurde von der FSK nur mit Veränderungen zugelassen, doch "Produzent Reitz ignorierte alle geforderten Schnitt-Auflagen", wie „Der Spiegel“ vom 19.7.71 zu berichten wusste. Und besonders die 70er-Jahre brachten viele Werke von Ula Stöckl, die sie auch fürs Fernsehen inszenierte. Darunter solche Filme wie "Das goldene Ding" (WDR), "Hirnhexen" (ZDF), "Ein ganz perfektes Ehepaar" (WDR), "Hase und Igel" (ZDF) oder auch "Eine Frau mit Verantwortung" (ZDF), um nur einige wenige zu nennen. Ula Stöckl wirkte aber nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera. So war sie unter anderem in dem Streifen „Palermo oder Wolfsburg“ als Schöffin zu sehen, verkörpete eine Katholikin in dem Drama "Tag der Idioten" oder auch eine verfolgte Frau in dem Film „Freak Orlando“. Insgesamt wirkte Ula Stöckl als Regisseurin, Drehbuchautorin, Schauspielerin oder Produzentin bisher in knapp drei Dutzend Filmen mit, oft in Personalunion. Pädagogin und Jurorin Ula Stöckl beschränkte sich aber nicht nur auf den Film – sie übernahm auch Regie am Theater. So inszenierte sie beispielweise die Tragödie "Fräulein Julie" des schwedischen Schriftsteller August Strindberg, die er 1888 schrieb. Nicht unerwähnt sollte auch die pädagogische Arbeit von Ula Stöckl bleiben. So übernahm sie Lehrauträge an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin sowie an verschiedenen Universitäten in den USA. Darüber hinaus unterstüzt sie tatkräftig mit ihrem ausgezeichneten Filmwissen verschiedene Filmfestivals. So gehört sie seit etwa zwölf Jahren dem Auswahlgremium der Filmfestspiele in Venedig an. Ula Stöckl wurde auch mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1999 mit dem Konrad-Wolf-Preis für ihr bisheriges Lebenswerk. Im Juli 1988 sprach DW-Redakteurin Gabriela Schaaf mit Ula Stöckl über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich glaube, dass die Autoren immer ein zwiespältiges Verhältnis zum Film haben" - Wolfgang Petersen über seine literarischen Vorlagen und deren Urheber Es gibt nicht viele unter den Regisseuren Hollywoods, die das Privileg des "final cut" – auch "Director’s Cut" genannt - haben, doch er hat das Recht selbst zu bestimmen, in welcher Schnittfassung seine Filme auf der Leinwand zu sehen sind. Wolfgang Petersen ist bereits eine Film-Legende, die für ihre erfolgreichen Streifen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt wurde. Bester Nachwuchsregisseur Wolfgang Petersen kam am 14.3.41 im ostfriesischen Emden zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er in Hamburg, wo er auch das Abitur machte. Schon sehr früh, bereits als Zehnjähriger, fühlte er sich vom Kino magisch angezogen. Der "Zeit" vom 8.4.83 verriet er unter anderem: „Ich war wie besessen darauf, ins Kino zu gehen“. Nach dem Abitur absolvierte Wolfgang Petersen eine Schauspielausbildung und begann schließlich als einer der ersten Studenten eine Ausbildung an der soeben gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin, die am 17.9.66 vom damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt offiziell eröffnet wurde. Nach der Ausbildung stand der Weg zu einer internationalen Karriere als Regisseur offen. Nach einigen Kurzfilmen inszenierte Wolfgang Petersen als Abschlussarbeit an der Filmakademie den Film "Ich werde dich töten, Wolf" und fand zunächst seine Auftraggeber beim Fernsehen. Die Krimireihe "Tatort" sollte schließlich das Talent des jungen Regisseurs zeigen. Es folgten mehrere Filme der "Tatort"-Serie unter der Regie von Wolfgang Petersen, darunter auch die schon als legendär bezeichnete Folge "Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski. Inzwischen sollten auch die ersten Preise an den Regisseur verliehen werden. So wurde er 1973 für seinen Öko-Thriller „Smog“ unter anderem mit dem „Prix Italia“ ausgezeichnet und 1974 für seinen ersten Kinofilm "Einer von uns beiden" mit dem Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsregisseur. Doch große und erfolgreiche Kinofilme von Wolfgang Petersen sollten noch kommen. Sechs Oscarnominierungen Das Jahr 1980 markierte für Wolfgang Petersen einen Meilenstein in seiner Karriere. Für rund 25 Millionen DM drehte der Regisseur den Streifen "Das Boot". Trotz anfänglicher Zurückhaltung der Kritik wurde der Film zu einem Riesenerfolg – bis 1983 spielte dieses U-Boot-Opus150 Millionen DM ein und wurde auch für den Oscar in sechs Kategorien nominiert. Diesem internationalen Erfolg folgte ein weiterer Kassenschlager von Wolfgang Petersen: 1984 kam die Verfilmung der "Unendlichen Geschichte" in die Kinos, die auf dem Bestseller von Michael Ende basierte. Mit Produktionskosten von rund 60 Millionen DM wurde damals der Film zum teuersten Streifen in der deutschen Filmgeschichte. Doch auch dieser Film erwies sich als Publikumsmagnet und spielte über 100 Millionen US Dollar ein. Als Konsequenz aus diesen Erfolgen kam schließlich der Ruf nach Hollywood. Auch hier sollte bald unter der Regie von Wolfgang Petersen großes Kino entstehen. Karriere in Hollywood 1985 wurde nun der erste Hollywood-Film von Wolfgang Petersen gedreht: das Science-Fiction-Drama "Enemy Mine". Es folgten weitere Arbeiten des Star-Regisseurs, die sich als große Kassenerfolge herausstellten. So etwa der Thriller "In the Line of Fire“ mit Clint Eastwood, der nicht nur in den USA, sondern auch in Europa für ein Millionenpublikum sorgte. Auch der Streifen "Outbreak" mit Dustin Hoffman als Colonel Sam Daniels wurde zu einem großen Erfolg. Mit Harrison Ford drehte Wolfgang Petersen den Welterfolg "Air Force One", der auch zwei Oscarnominierungen erhielt. Die Liste seiner Erfolge setzte der Regisseur mit weiteren großen Filmen fort, wie etwa „The Perfect Storm“ mit George Clooney oder "Troja" mit Brad Pitt, dessen Produktion rund 200 Millionen Dollar verschlang. Der weltberühmte Regisseur wurde auch mehrfach mit Bambis und anderen Preisen ausgezeichnet. Im Jahr 2012 wurde er vom Bundesverband Regie mit dem Deutschen Regiepreis "Metropolis" für sein Lebenswerk geehrt. Im April 1984 sprach DW-Redakteurin Cornelia Rabitz mit Wolfgang Petersen über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich bin ein überzeugter Unterhalter und habe auch jederzeit abgelehnt, in einem Film irgendwelche Aussagen, geschweige denn politische Aussagen zu machen" - Géza von Cziffra über sein filmisches Schaffen Auf zwei Gebieten des Filmgeschäfts war er jahrelang zu Hause: Drehbuch und Regie. Und er hinterließ ein Oeuvre, das seinesgleichen sucht – Géza von Cziffra schrieb im Laufe seiner Karriere 138 Drehbücher und inszenierte über sechs Dutzend Filme. Er war auch als Buchautor erfolgreich und unterhielt den interessierten Leser mit amüsanten Anekdoten aus seinem begegnungsreichen Filmleben. Die Wiener und Berliner Bohème Zur Welt kam Géza von Cziffra am 19.12.1900 im ungarischen Arad, das seit 1918 zu Rumänien gehört. Nach dem Besuch einer Kadettenanstalt in Großwardein, das ebenfalls an Rumänien fiel, schlug er sich zunächst nach Budapest und später nach Wien durch, wo er in bekannten Kaffeehäusern die dortige Bohème kennenlernte. Sein weiterer Weg führte ihn 1923 schließlich nach Berlin, wo er unter anderem auf Kurt Tucholsky, Carl Zuckmayer oder auch Bertolt Brecht traf. Seinen Unterhalt verdiente Géza von Cziffra zunächst als Reporter beim "Berliner Tageblatt". Doch nicht der Journalismus sollte seine Bestimmung sein: Géza von Cziffra landete schließlich als Dramaturg bei verschiedenen Filmgesellschaften, für die er eine ganze Reihe von Drehbüchern schrieb. Darunter waren solche Kassenschlager wie "Weißer Flieder", "Frühlingsluft" oder auch "Der grüne Kaiser". Einen seiner größten Erfolge feierte Géza von Cziffra 1943 mit dem Eisrevuefilm "Der weiße Traum", bei dem er auch Regie führte. Und eben der Unterhaltungsfilm sollte seine Karriere beflügeln. Meister der Unterhaltung Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Géza von Cziffra bei seiner Arbeit vor allem auf Unterhaltung. Und so entstanden unzählige Filme der "leichten Kost", zu denen er das Drehbuch schrieb und Regie führte. So zum Beispiel etwa Filme wie "Der himmlische Walzer" mit Paul Hubschmid und Curd Jürgens, "Gabriela" mit Zarah Leander, "Der bunte Traum" mit Josef Meinrad und Walter Giller oder "Tanzende Sterne" mit Germaine Damar und Georg Thomalla. Zu seinen Stammschauspielern gehörten bald auch Heinz Erhardt und Peter Alexander. Mit Heinz Erhardt drehte Géza von Cziffra solche Erfolgsfilme wie "Mädchen mit schwachem Gedächtnis", "Der müde Theodor", "Kauf dir einen bunten Luftballon", mit Peter Alexander "Das süße Leben des Grafen Bobby" oder auch "Charleys Tante". Bei den meisten Streifen stammte das Drehbuch von Géza von Cziffra, das er dann auch in Szene setzte. Nicht selten fungierte er auch als Produzent. Der Vielschreiber Der unermüdliche Vielschreiber Géza von Cziffra gab auch einige Bücher heraus. So erschien unter anderem 1975 das Buch "Kauf dir einen bunten Luftballon – Erinnerungen an Götter und Halbgötter", in dem er auf amüsante Weise seine Beobachtungen im Berliner "Romanischen Café" und in zahlreichen Wiener Kaffeehäusern wiedergibt. Ein ähnliches Buch sollte 13 Jahre später erscheinen: unter dem Titel "Ungelogen. Erinnerungen an mein Jahrhundert" brachte Géza von Cziffra ein weiteres Memoirenbuch auf den Markt. Von seinen anderen Veröffentlichungen seien etwa das Buch über den Reichstagsbrand 1933 "Hanussen, Hellseher des Teufels" oder auch der Roman "Tango" erwähnt. Géza von Cziffra war auch Träger des Bundesverdienstkreuzes der Republik Österreich. Er starb am 28.4.89 in Dießen. Zahlreiche Gazetten würdigten Géza von Cziffra in ihren Nachrufen, so schrieb etwa die "Süddeutsche Zeitung" am 2.5.89 unter anderem: "… unter den Revuefilm-Regisseuren des deutschen Nachkriegsfilms war er der Größte." Im Dezember 1980 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Géza von Cziffra über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Wenn man sich dem Theater so sehr verschreibt, hat man für Filme keine Zeit" - Günther Lüders über seine Arbeit beim Film Mit neunzehn Jahren debütierte er an der Bühne des Stadttheaters seines Geburtsortes Lübeck, von wo er eine Schauspielerkarriere startete, die ihn zu einem der gefragtesten Mimen des deutschen Theaters und Films machte. Günther Lüders spielte im Laufe seines Berufslebens in über zehn Dutzend Filmen mit, übernahm Rollen an verschiedenen Theaterbühnen und im Fernsehen und führte auch gelegentlich Regie. Interniert im KZ Zur Welt kam Günther Lüders am 5.3.1905 in Lübeck, wo er nach dem Abitur eine kaufmännische Lehre begann. Doch bald stellte sich heraus, dass seine Interessen viel mehr der Schauspielerei galten – aus dem angehenden Kaufmann wurde bald, nach einer Ausbildung, ein Schauspieler.1924 debütierte nun Günther Lüders auf den Brettern des Lübecker Städtebund-Theaters in dem Schauspiel "Das Blumenboot" von Hermann Sudermann. Weitere Engagements führten ihn auf die Bühnen in Dessau, Frankfurt am Main und Berlin, wo er nicht nur im Theater spielte, sondern auch im Kabarett auftrat. Die kritischen Texte des Kabaretts "Die Katakombe" brachten Günther Lüders und seinen Mitstreitern dann auch 1935 einige Monate Internierung in einem Konzentrationslager ein. Dennoch sollte die Karriere des Schauspielers ihre Fortsetzung finden. Komiker oder linkischer Jüngling Bereits 1934 stand Günther Lüders zum ersten Mal vor der Filmkamera. In dem Krimi "Die Insel" von Hans Steinhoff spielte er den Presseattaché Barrick. Es folgten unzählige weitere Filme mit Günther Lüders in "kleineren Rollen, als Komiker oder linkischer Jüngling", wie ihn "Das große Personenlexikon des Films" beschrieb. Und es waren Filme aus den verschiedensten Sparten des damaligen Kinos: Dramen, Komödien, Krimis und auch Kurzfilme. Bis zum Untergang des Dritten Reiches übernahm Günther Lüders über fünf Dutzend Rollen. Darunter waren solche Filme wie "Das Wunschkonzert" von Eduard von Borsody, "Alles Schwindel" von Bernd Hofmann, "Geheimakte WB 1" von Herbert Selpin oder auch "Große Freiheit Nr. 7" von Helmut Käutner, um nur einige wenige zu nennen. Doch die besten Filmrollen sollten erst in den 50er-Jahren kommen. Ein gefragter Schauspieler Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Günther Lüders sehr schnell eine Beschäftigung. Zunächst trat er an den Bühnen in Flensburg, Lübeck und Hamburg auf, bis ihn schließlich 1947 Gustav Gründgens an das Düsseldorfer Schauspielhaus verpflichtete. Dort übernahm er zahlreiche Rollen, war aber auch beim Flm sehr gefragt. Zu seinen bekanntesten Filmrollen gehörten unter anderem die des Johann Kesselhut in der Komödie "Drei Männer im Schnee" oder auch die des tolpatschigen Barons Sperling in dem Musikfilm "Das Wirtshaus im Spessart" von Kurt Hoffmann. Günther Lüders konnte sich aber auch als Charakterdarsteller beweisen: in dem zeitkritischen Streifen von Peter Zadek "Ich bin ein Elefant, Madame" übernahm er die Rolle des Dr. Hartmann. Insgesamt spielte Günther Lüders in der Nachkriegszeit in etwa fünf weiteren Dutzend Filmen mit. Zeitweilig übernahm er auch die Funktion des Schauspieldirektors und Leiters des Württembergischen Staatsschauspiels in Stuttgart. Günther Lüders starb am 1.3.1975, kurz vor seinem 70. Geburtstag, in Düsseldorf. Im März 1970 sprach DW-Redakteurin Ursula Deutschendorf mit Günther Lüders über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ein Spielplan und eine theatralische Arbeit, die in größeren Räumen denkt" - Dieter Dorn über sein Rezept für den Erfolg der Münchner Kammerspiele. "Der Kaiser geht" titelte die "Süddeutsche Zeitung" am 9.7.11 und meinte damit eine Ära im Münchner Kulturleben, die ihresgleichen sucht. In der Hauptrolle: Dieter Dorn - Star, Schauspieler, Intendant und vor allem Regisseur, der 35 Jahre lang das Theatergeschehen der Stadt mit unzähligen Inszenierungen nachhaltig prägte. Viele Stationen Zur Welt kam Dieter Dorn am 31.10.35 in Leipzig, wo er nach dem Abitur auch die Theaterhochschule besuchte. Nach seiner Übersiedlung nach West-Berlin 1956 setzte er dort seine Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel fort. Und nach zwei Jahren sollte er nun mit dem Aufbau seiner Karriere in der Theaterwelt beginnen. Das erste Engagement führte Dieter Dorn an das Landestheater Hannover, wo er sich als Schauspieler, Dramaturg und Regieassistent erste Sporen verdiente. Weitere Stationen führten ihn unter anderem nach Essen, Hamburg, Wien und Berlin. Besonders in Berlin setzte er mit seinen Inszenierungen deutliche Akzente, die ihm immer mehr Beachtung verschafften. Seine Interpretationen von Stücken wie "Der Ignorant und der Wahnsinnige" von Thomas Bernhard oder auch der Komödie "Die Vögel" von Aristophanes, die ihre Uraufführung 414 v. Chr. erlebt hatte, waren nahezu legendär. Doch zur "wahren Legende" sollte Dieter Dorn in München werden. Stets ausverkauft 1976 kam Dieter Dorn an die Münchner Kammerspiele, an die er zum Oberspielleiter berufen wurde. Die "Süddeutsche Zeitung" vom 9.7.11 berichtete, dass sein Einstand mit dem Lustspiel "Mina von Barnhelm" von Gotthold Ephraim Lessing zu einem Riesenerfolg wurde. Es war der Beginn einer Ära, die über Jahrzehnte andauern sollte. Sieben Jahre später übernahm er auch die Intendanz des Hauses, in dem er als Regisseur seine großen Erfolge feierte. Die Regiearbeiten von Dieter Dorn wurden nicht nur vom Publikum, sondern auch von der Kritik hoch gelobt. Inszenierungen von Shakespeare, die wegweisend waren, von solchen klassischen Dramen wie "Der Prinz von Homburg" von Heinrich von Kleist oder auch zeitgenössische Lieteratur wie etwa "Karlos" von Tankred Dorst fanden ihren Platz im Spielplan. Und dieser Spielplan garantierte einen enormen Erfolg. Die gleiche "Süddeutsche Zeitung" berichtete in diesem Zusammenhang unter anderem: "… das eigentliche Logo dieser sich stets als etwas Besonderes gebenden, nach außen hin höfisch Distanz und Arroganz wahrenden Bühne war das rote Papperl auf den monatlichen Spielplan-Plakaten. Es bedeutete: 'Ausverkauft'." Doch es sollte nicht nur bei der Leitung der Münchner Kammerspiele bleiben. Geglückter Wechsel Ab September 2001 wechselte Dieter Dorn von den Münchner Kammerspielen zum Bayerischen Staatsschauspiel als neuer Intendant, der jedoch vertraglich verpflichtet wurde, mindestens eine Inszenierung pro Saison selbst zu übernehmen. Grund für den Wechsel war, dass der bisherige Vertrag mit den Kammerspielen nicht verlängert wurde. Mit ihm wechselten aber auch zahlreiche Mitglieder des Ensembles, und so stellte sich der Erfolg erneut sofort ein. Dieter Dorn war inzwischen zu einer umjubelten Institution im Münchner Theaterleben geworden. Die Kritiken bescheinigten ihm eine "bemerkenswerte Sprachtiefe und Sprachgenauigkeit" (SZ), und "Der Spiegel" vom 9.2.11 wusste unter anderem: "Man kann sich bei Dorn immer darauf verlassen, dass er edelstes Handwerk abliefert." Dieter Dorn machte sich aber auch einen Namen als Opernregisseur: so etwa an der Wiener Staatsoper oder bei den Bayreuther Festspielen. Auch an der Metropolitan Opera in New York sah man Inszenierungen von Dieter Dorn. Zuletzt war im März 2013 die Inszenierung des Rings von Richard Wagner in Genf von Dieter Dorn zu sehen. Der Regisseur ist auch mit verschiedenen Ehrungen mehrfach ausgezeichnet worden. Unter anderem ist er seit 2011 Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Im August 1988 sprach DW-Redakteur Manfred Moschner mit Dieter Dorn über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Mit halbem Herzen darf man nicht arbeiten" - Zarah Leander über ihren Beruf Ihren ersten großen Auftritt hatte sie gegen Ende der 20er-Jahre. Damals sang sie als Vertretung für eine erkrankte Kollegin in der Operette "Drogne Emil" (zu Deutsch "Der kleine Emil"). Eines der Lieder trug den Titel "Wollt ihr einen Star sehen? Schaut mich an!", und es sollte wahrlich ein prophetisches Lied werden: Zarah Leander stieg innerhalb kürzester Zeit zum Superstar der Ufa auf, der nach nur wenigen Filmen zum Objekt der Sehnsucht und der Begierde der Deutschen wurde. Über Nacht zum Star Zur Welt kam Zarah Leander am 15.3.1907 im schwedischen Karlstad unter dem Namen Sara Stina Hedberg. Bereits im Alter von vier Jahren bekam sie Klavier- und Geigenunterricht. Nach dem Gymnasium studierte sie Musik und Sprachen. In Riga erlernte sie die deutsche Sprache. Die junge Zarah Leander verspürte immer mehr den Wunsch, Schauspielerin zu werden, doch bei der Aufnahmeprüfung an der Königlichen Schauspielschule Stockholm scheiterte sie. Ihr Weg führte sie dann an eine Provinzbühne, von der sie aber bald an das Vasa-Theater in Stockholm engagiert wurde. Es folgten kurz danach Gastspiele an verschiedenen anderen Bühnen, und auch die Filmindustrie wurde rasch auf die junge Schauspielerin aufmerksam. Das erste Mal stand Zarah Leander 1931 vor der Kamera: in der schwedisch-französischen Komödie "Falska Millionären" spielte sie die Rolle der Marguerite Lebon. Es folgten zwei weitere schwedische Filmproduktionen mit Zarah Leander, bevor sie an das Theater an der Wien wechselte. Hier wurde sie in der Operette „Axel an der Himmelstür“ von Ralph Benatzky als Gloria Mills über Nacht zum Star. Ihr Aufstieg nahm ein rasantes Tempo. Auf dem Gipfel des Ruhms Den ersten deutschsprachigen Film drehte Zarah Leander 1937 in Österreich. In dem Spielfilm "Premiere" von Géza von Bolváry spielte sie die Carmen Daviot. Es hagelte nun Rollenangebote aus London und Hollywood, doch Zarah Leander entschied sich für einen Vertrag mit der Berliner Ufa. Dank der darauf folgenden Filmproduktionen stieg Zarah Leander zur Diva des deutschen Kinos auf. Filme wie "Zu neuen Ufern", "La Habanera", "Es war eine rauschende Ballnacht" oder "Die große Liebe" waren wahre Straßenfeger und brachten dabei der Ufa fabelhafte Einnahmen. Ihre dunkle, tiefe Stimme wurde zum Markenzeichen von Zarah Leander, und viele der Lieder, die sie in den Filmen sang, wurden zu "Hits" in den damaligen Jahren. Lieder wie "Nur nicht aus Liebe weinen", "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen" oder "Kann denn Liebe Sünde sein?" wurden in ganz Deutschland gesungen. Nach der Zerstörung ihres Hauses in Berlin durch Bomben ging Zarah Leander 1943 auf ihr Gut Lönö nach Schweden zurück. Spionin und Kollaborateurin Die Fortsetzung ihrer Arbeit in der Heimat erwies sich jedoch zunächst als schwierig, denn von vielen Landsleuten wurde Zarah Leander als Kollaborateurin mit den deutschen nationalsozialistischen Machthabern angesehen. Zusätzlich lebten auch Gerüchte über eine angebliche Spionagetätigkeit der Diva wieder auf. Sie selbst bezeichnete sich stets als völlig unpolitisch. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs dauerte es noch zwei Jahre, ehe Zarah Leander einen Comebackversuch startete. Zunächst ging die Schauspielerin 1947 in die Schweiz. Von dort absolvierte sie Konzertauftritte und nahm auch neue Lieder auf. Im Nachkriegsdeutschland stand Zarah Leander 1950 wieder vor der Kamera: in dem Drama "Gabriela" von Géza von Cziffra spielte sie die Titelrolle. Es folgten weitere Filme mit ihr wie etwa "Cuba Cabana" von Fritz Peter Buch, "Der blaue Nachtfalter" von Wolfgang Schleif oder auch "Ave Maria" von Alfred Braun. Daneben trat sie erfolgreich in zahlreichen Musicals auf. Das letzte Mal stand sie 1978 auf der Bühne. Zarah Leander starb am 23.6.81 in Stockholm. Im März 1967 sprach für die DW Christine Kaiser mit Zarah Leander über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Solange es Menschen geben wird, solange wird es Theater geben" - Maria Becker über die Zukunft des Theaters Das Theaterlexikon von Manfred Brauneck und Wolfgang Beck nennt sie "eine der bedeutendsten Charakterdarstellerinnen des deutschen Theaters im 20. Jahrhundert", die eine "klassische Tragödin, aber auch im komischen Fach bedeutend" war. Wenn sie auch in nur wenigen Filmen mitwirkte, so spielte sie im Theater alle Rollen, die die klassische und moderne Literatur zu bieten hatte. Maria Becker war eben "das Prunkstück des Schweizer Theaters", wie "Die Welt" vom 26.1.90 konstatierte. Neuanfang in der Schweiz Das Licht der Welt erblickte Maria Becker am 28.1.1920 in Berlin. Der Weg zur Schauspielerei schien für sie vorbestimmt zu sein, denn sie entstammte einer Schauspielerfamilie: ihr Vater Theodor Becker und ihre Mutter Maria Fein gehörten damals zu den ganz Großen der Mimenriege. Ihre schauspielerische Ausbildung erhielt Maria Becker von 1936 – 1938 an dem berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien, wo sie mit ihrer Mutter 1936 von Berlin übersiedelte. Doch noch während des Studiums kamen die ersten Auftritte: unter anderem zusammen mit ihrer Mutter am Deutschen Volkstheater. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland musste Maria Becker weiterziehen und kam 1938 nach Zürich. Dort erhielt sie ein Engagement am Zürcher Schauspielhaus, dem sie – entgegen ihrer ursprünglichen Pläne – jahrelang angehörte. Der Grundstein für eine fabelhafte Theaterkarriere war nun gelegt. Die Prinzipalin Der Aufstieg von Maria Becker zum Bühnenstar nahm ein rasantes Tempo. Konsequent erweiterte sie ihr Repertoire um Rollen sowohl aus der klassischen wie auch der modernen Theaterliteratur. Man sah sie auf der Zürcher Bühne in zahlreichen Klassikern der Literatur unter anderem solcher Autoren wie Aischylos, Schiller, Goethe, Hebbel, Shakespeare, Grillparzer, Ibsen, Wilder oder auch Brecht, um nur einige wenige zu nennen. Insgesamt sollen es über 150 Rollen gewesen sein, in die Maria Becker schlüpfte. Außer den Auftritten am Zürcher Schauspielhaus gastierte die unermüdliche Schauspielerin auch auf anderen Bühnen. So war sie unter anderem in Wien, Berlin, München, Hamburg oder auch in Salzburg zu bewundern. Zusätzlichen Ruhm erwarb sich Maria Becker mit der "Schauspieltruppe Zürich", die sie mit ihrem Mann, dem Schauspieler und Regisseur Robert Freitag und Will Quadflieg 1956 gegründet hatte. Mit ihr ging sie auf zahlreiche Tourneen, die sie nicht nur quer durch Europa, sondern auch auf Bühnen in Übersee geführt haben. Nicht selten übernahm "die Prinzipalin" hier auch die Regie. Eine der größten Tragödinnen So aktiv die große Tragödin auf den Theaterbrettern auch war, umso seltener agierte Maria Becker vor der Filmkamera. Ihr Filmdebüt gab sie 1940 in dem schweizerischen Film "Ist Dr. Ferrat schuldig?" von Edmund Heuberger. Neben weiteren Rollen in Kinofilmen wie in den Dramen "Vor Sonnenuntergang" oder "Wilhelm Tell - Flammende Berge", stand Maria Becker unter anderem auch mehrfach für die Krimiserien "Der Alte", "Der Kommissar" oder "Derrick" vor der Kamera. Insgesamt war sie in knapp zwei Dutzend Produktionen zu bewundern. Bis ins hohe Alter war Maria Becker - sei es als Schauspielerin oder Regisseurin – im Theaterbetrieb tätig. Die "elegante Tragödin", wie sie von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 27.1.90 genannt wurde, war auch Trägerin zahlreicher Auszeichnungen. So wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse und mit der Goldenen Ehrenmedaille des Zürcher Regierungsrates geehrt. Maria Becker starb am 5.9.12 in Uster, Kanton Zürich. Zahlreiche namhafte Gazetten würdigten sie in ihren Nachrufen als eine der größten Tragödinnen des deutschsprachigen Theaters. Im Juni 1972 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Maria Becker über eine ihrer Rollen und über die Zukunft des Theaters. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Wenn wir wieder genügend Nachwuchs haben, dann wird es gutes Kabarett immer geben" - Lore Lorentz über die Zukunft des deutschen Kabaretts Abgesehen von der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses, auf der sie gelegentlich spielte, war sie jahrelang auf einer kleinen Bühne zu sehen, auf der sie dennoch zu einem Star wurde. Im Düsseldorfer "Kom(m)ödchen" machte Lore Lorentz eine lange und vor allem große Karriere, die sie zur "profiliertesten Kabarettistin der deutschen Kleinkunstbühne" aufsteigen ließ, wie "Der Spiegel" vom 28.2.94 bemerkte. Das Zufallsdebüt Zur Welt kam Lore Lorentz am 12.9.1920 in Mährisch-Ostrau als Tochter eines Ingenieurs. Nach dem Abitur studierte sie in Wien und anschließend an der Berliner Humboldt-Universität Geschichte, Germanistik und Philosophie. Noch während des Zweiten Weltkrieges heiratete sie ihren Mann, den Regisseur Kay Lorentz. Die Ehe hielt bis zum Tod des Gatten im Januar 1993. Bereits zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die Eheleute Lorentz die Idee, ein politisches Kabarett zu gründen. In Düsseldorf öffnete sodann die "Kleine Literaten-, Maler- und Schauspielerbühne: Kom(m)ödchen" ihre Pforten mit dem Programm "… positiv dagegen". Lore Lorentz musste zu diesem Zeitpunkt für eine erkrankte Diseuse einspringen - und wie schon bei zahlreichen anderen Schauspielern vor ihr, wurde sie für das Programm der Bühne unverzichtbar. Der Weg zu einer Grande Dame des deutschen Kabaretts wurde nun eingeschlagen. Ruhm mit Hetzkampagnen Nun begann der rasche Aufstieg des Kabaretts und der von Lore Lorentz, die bald zu einer Kultfigur wurde. Die "Stuttgarter Zeitung" vom 12.9.90 beschrieb ihr Rezept für den großen Erfolg unter anderem auf folgende Weise: "Sie fand wunderbar zu einem Stil der kritischen Distanz, der sie ihre Texte mehr kommentieren als spielen läßt. Sie kann ein Lied unnachahmlich gut servieren und zieht sich dabei doch weit dahinter zurück." Das "Kom(m)ödchen" schaffte es auch bald ins Fernsehen, in dem das Programm des Kabaretts regelmäßig übertragen wurde. Doch die unbeugsame Haltung von Lore Lorentz gegenüber der Politik und der Amtsträger brachte ihr auch Ärger ein. Auf Drängen des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß wurden 1959 die Fernsehübertragungen für ein Jahr ausgesetzt. Und es sollte nicht bei dem einen Ärgernis bleiben. "Der Spiegel" vom 20.10.65 berichtete, dass Lore Lorentz sich auch einer Hetzkampagne gegen sie ausgesetzt sah. Einige Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft schickten "rund hundert Schmäh- und Drohbriefe" an die Kabarettistin, in denen sie wegen Kritik an dem Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, dem damaligen Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm attackiert wurde. Das Gros der Sudetendeutschen distanzierte sich jedoch von dieser Kampagne. Nicht nur Kabarett Im Laufe der Zeit entdeckte Lore Lorentz auch andere Darbietungsformen für sich und trat zunehmend mit Soloprogrammen auf. Sie trug nun Texte von Tucholsky, Kästner und Heinrich Heine vor, denen sie ihren eigenen Stil aufprägte. Daneben war sie immer wieder auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses in einigen Rollen zu sehen. So etwa in dem Stück von Carlo Goldoni "La Locandiera" als Mirandolina, in der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht als Jenny oder auch als "Öffentliche Meinung" in Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt". Zudem hat das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium Lore Lorentz 1978 zur Professorin ernannt, nachdem sie bereits seit zwei Jahren an der Essener Folkwang-Hochschule in den Fächern Chanson, Song und Musical gelehrt hatte. Die Kabarettistin wurde auch mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem wurde sie mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Lore Lorentz, stets ihrem Motto "Wir dürfen Demokratie nicht verplempern" getreu, starb am 22.2.94 in Düsseldorf. Im März 1976 sprach DW-Redakteur Horst Pomsel mit Lore Lorentz über das deutsche Kabarett. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Der Regisseur ist der wichtigste Mann für mich" - Ita Maximowna über ihre Arbeitsweise als Bühnenbildnerin Sie war ein Star hinter den Kulissen, doch ihre Arbeit vor der Premiere eines Theaterstücks oder einer Oper war genauso wichtig wie die des Regisseurs. Denn durch die Gestaltung des Gesamtbildes auf der Bühne trug sie entscheidend zur Atmosphäre bei der Aufführung der Stücke bei. Ita Maximowna war die erste und bedeutendste Bühnenbildnerin Deutschlands, die auch international sehr gefragt war. Heirat "aus Angst" Geboren wurde Ita Maximowna am 31.10.1901 im russischen Pskow, wo sie ihre Kindheit und Jugend in einem wohlhabenden Elternhaus verbrachte. Nach dem Tod des Vaters und angesichts der wachsenden inneren Spannungen nach der Oktoberrevolution, emigrierte der Rest der Familie zunächst in die Schweiz und schließlich nach Deutschland. Berlin sollte der Familie Schnakenburg – so der richtige Name von Ita Maximowna – eine neue Heimat werden. Als 19-Jährige ging Ita Maximowna nach Paris, wo sie Russisch unterrichtete, zugleich aber ihre Aufmerksamkeit auf die Arbeiten der französischen Künstlerin Marie Laurencin richtete. Schließlich begann sie bei ihr Grafik und Malerei zu studieren. Zurück in Berlin, setzte sie ihre Ausbildung an der Akademie der Künste in Berlin fort. Inzwischen verheiratet, wie sie selbst sagte "aus Angst um die Existenz", beschäftigte sie sich immer wieder mit kleinen Illustrationen für Bücher, doch eine Karriere als Künstlerin strebte sie zu diesem Zeitpunkt bei Weitem nicht an – diese sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen. Die Expertin Nach dem Zweiten Weltkrieg traf Ita Maximowna auf den späteren Intendanten des Hebbel-Theaters Karlheinz Martin, der bereits 1945 mit dem Wiederaufbau des Berliner Theaterlebens begann. Dieser überzeugte die junge Ita Maximowna, ihr Talent als Bühnenbildnerin unter Beweis zu stellen. Der Startschuss für eine internationale Karriere war nun gefallen. Ita Maximowna war jahrelang als Bühnen- und Kostümbildnerin für solche Berliner Theater wie das Hebbel-Theater, das Renaissance-Theater, das Schiller-Theater oder auch das Schlosspark-Theater tätig. Darüber hinaus wurde Ita Maximowna mit einer Gruppe von Künstlern in die USA eingeladen. Während ihres dreimonatigen Aufenthalts lernte sie dort von ihren amerikanischen Kollegen eine völlig neue Inszenierungstechnik. So sagte sie der "Welt" vom 8.1.87 unter anderem: "Wir sahen Musicals, Opern, neue Theaterstücke. Ich lernte verblüfft, wie man mit Beleuchtungseffekten und ganz wenig Tüll ganze Bühnenbilder herbeizaubern kann." Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland galt sie von nun an als Expertin für moderne amerikanische Autoren. Auch beim Film tätig Die Arbeit von Ita Maximowna beschränkte sich jedoch nicht nur auf deutsche Bühnen. Ihre Entwürfe waren auch sehr begehrt in den Opernhäusern in London, Paris, Buenos Aires, Vancouver, Mailand und New York. Darüber hinaus beauftragte die Filmindustrie die Künstlerin mit Entwürfen für ihre Filmprojekte. So lieferte Ita Maximowna unter anderem Bauten für solche Filme wie "Die Spieler" und "Die Nacht in Zaandam" von Ludwig Berger, "Der Revisor" von Gustav Rudolf Sellner, oder auch für die ZDF-Produktion "Die seltsamen Abenteuer des geheimen Kanzleisekretärs Tusmann" von Helmut Käutner. Mit zunehmendem Alter beschäftigte sich die inzwischen berühmte Bühnenbildnerin mit der Malerei. Ita Maximowna starb am 8.4.88 in Berlin. Ihr künstlerischer Nachlass befindet sich zum Teil im Archiv für darstellende Kunst an der Akademie der Künste in Berlin. Im Mai 1970 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Klaren mit Ita Maximowna über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Mein Mann war ein sehr braver Schauspieler, der sich unbedingt dem Regisseur gefügt hat - ganz merkwürdigerweise" - Valérie von Martens über die Arbeit mit Curt Goetz unter ihrer Regie Mit 20 Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne und wurde bald zu einer gefragten Schauspielerin. Ihre große Popularität erreichte sie jedoch in Theaterstücken, die ihr ihr Ehemann Curt Goetz auf den Leib geschrieben hatte. Valérie von Martens gehörte sowohl vor dem Zweiten Weltkrieg wie auch danach in die Reihe bekannter Film- und Theaterschauspieler. Rascher Aufstieg Das Licht der Welt erblickte Valérie von Martens am 4.11.1894 in Lienz, Österreich-Ungarn, als Valérie Adele Rudolfine Maria Pajér Edle von Mayersperg. Als Tochter eines österreichischen Admirals genoss sie ihre Ausbildung an der Schule Notre Dame de Sion, der sich ein Besuch der Kunstgewerbeschule und schließlich ein Studium am Wiener Konservatorium anschlossen. Das erste Engagement hatte Valérie von Martens 1916 am Theater in der Josefstadt in Wien, an dem sie ein Jahr wirkte, bevor sie dann für drei Jahre an das Landestheater in Prag ging. Weitere Engagements führten die junge Schauspielerin an das Wiener Burgtheater, das Deutsche Theater in Berlin und schließlich an die Barnowsky-Bühnen in Berlin und das Lustspielhaus Berlin. Dort feierte sie große Erfolge, oft in den Stücken ihres Ehemannes Curt Goetz, der nicht nur Regisseur und Schauspieler, sondern auch Theaterschriftsteller war. In Stücken wie "Ingeborg", "Der Lampenschirm", "Die tote Tante" oder "Hokuspokus" eroberte Valérie von Martens die Herzen des Publikums. Doch auch die Filmindustrie sollte auf die Schauspielerin rasch aufmerksam werden. 2000 Hühner Zum ersten Mal stand Valérie von Martens 1921 vor der Kamera. "Im Banne der Kralle" hieß der österreichische Stummfilm von Carl Froelich, der die Schauspielerin nun auch dem Kinopublikum präsentierte. Ein Jahr später stand Valérie von Martens erneut vor der Kamera, diesmal in dem Stummfilm "Der Taugenichts", ebenfalls von Carl Froelich. Es folgten noch zwei weitere Filme mit ihr: "Land der Liebe" von Reinhold Schünzel und "Napoleon ist an allem schuld", zu dem ihr Mann das Drehbuch beisteuerte und die Regie sowie die Besetzung der Hauptrolle übernahm. Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebte Valérie von Martens in den USA, wo sie bis zum Untergang des Nazi-Deutschland blieb. Valérie von Martens versuchte in den USA als Schauspielerin Fuß zu fassen, doch sie hatte kein Glück. Später schrieb sie in ihren Memoiren: "Aber wir brachten es zu einer Musterfarm und waren sehr stolz, wenn das Government uns durch das Forestry Department Leute schickte, sich ein Beispiel zu nehmen." Die 2000 Hühner, die das Ehepaar züchtete, sicherten ein ansehnliches Einkommen. Doch auch Europa sollte bald die schlimmsten Wunden der Kriegsjahre überwinden und ein neues Kulturleben aufkommen lassen. Die Nachlassverwalterin Bereits im Jahr 1946 kehrte Valérie von Martens nach Deutschland zurück und trat noch im gleichen Jahr zusammen mit ihrem Mann in dem Stück "Das Haus in Montevideo" von Curt Goetz auf. Später sollten dieses und einige andere Stücke von Curt Goetz verfilmt werden. So entstanden Filme wie "Frauenarzt Dr. Prätorius", "Hokuspokus" oder "Herbst. Eine Miniatur" aus der dreiteiligen Sammlung von Einaktern von Curt Goetz. Das letzte Mal stand Valérie von Martens 1969 vor der Kamera in der Komödie "Die Kommode" von Kurt Wilhelm. Die letzten neun Jahre vor diesem Film kümmerte sich Valérie von Martens vorwiegend um den Nachlass ihres Mannes, der 1960 gestorben war, und trat immer seltener auf, wobei sie gelegentlich auch die Regie übernahm. Sie brachte auch einige literarische Werke heraus, darunter zwei Bände ihrer Memoiren, die einen ausgiebigen Einblick in das Leben der Eheleute Goetz vermitteln. Valérie von Martens starb am 7.4.86 in Riehen bei Basel. In seinem Nachruf erinnerte der "Spiegel" am 14.4.86 unter anderem daran, dass sie zu "einem festen Bestandteil des Unternehmens Goetz" geworden war. Im Juni 1970 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Valérie von Martens über ihre Arbeit sowie über Leben und Werk ihres verstorbenen Mannes Curt Goetz. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich hatte das Glück in München an dem ersten Theater, das nach dem Krieg wieder begann, spielen zu dürfen" - Benno Sterzenbach über die Fortsetzung seiner schauspielerischen Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg Der "Kölnischen Rundschau" vom 26.6.68 sagte er unter anderem: "…ich liebe die Vielseitigkeit in unserem Beruf. Je weiter der Bogen, desto schöner ist es doch!" Und er wusste wovon er sprach: Benno Sterzenbach gehörte schon zu diesem Zeitpunkt zur Riege der populärsten Schauspieler Deutschlands. Er spielte am Theater, in Kinofilmen und bei TV-Produktionen, vor dem Mikrofon produzierte er Hörspiele und synchronisierte Filme. Erste Sporen verdienen Das Licht der Welt erblickte Benno Sterzenbach am 3.3.1916 in Osnabrück. Seine schauspielerische Ausbildung absolvierte er an der Frankfurter Schauspielschule, wo er anschließend auf den Theaterbrettern debütierte. Seine ersten Sporen verdiente er sich unter anderem auf den Bühnen in Aachen, Mannheim, Hannover und Hamburg. Benno Sterzenbach war nun in der Theaterwelt angekommen, doch der Zweite Weltkrieg unterbrach die so vielversprechende Karriere. Diese sollte dann nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs umso intensiver werden. Groß und kräftig Nach dem Zweiten Weltkrieg fasste Benno Sterzenbach relativ schnell wieder Fuß als Schauspieler. 1947 stand er nun vor der Kamera in einer kleinen Rolle in dem Film "Wege im Zwielicht" von Gustav Fröhlich. Es war ein typischer Nachkriegsstreifen über drei mittellose Jugendliche, die versuchen, sich mit kleinen Schwindeleien über Wasser zu halten. Und eben die Leinwand und später die Mattscheibe sollten dem Schauspieler zu großer Popularität verhelfen. Es folgten zahlreiche weitere Filme mit Benno Sterzenbach, in denen er – auch wegen seiner Größe und mächtigen Statur– nicht selten Rollen eines kräftigen, sogar brutalen Typs übernahm. So spielte er unter anderem in solchen Streifen wie "Der Cornet - Die Weise von Liebe und Tod“ von Walter Reisch, "Der Rächer" von Karl Anton oder an der Seite von Heinz Rühmann in "Max, der Taschendieb" von Imo Moszkowicz. Unvergessen bleibt auch seine Rolle des Major Achbach in der Komödie "Die große Sause" mit Louis de Funès und Bourvil. Doch zunehmend sollte auch das Fernsehen Benno Sterzenbach für seine Produktionen holen. Über fünf Dutzend Filme Benno Sterzenbach war nun auch beim Fernsehen angekommen, das ihm zu weiterer Popularität verhalf. Man sah ihn in den unterschiedlichsten Rollen in zahlreichen TV-Filmproduktionen - sowohl in Spielfilmen als auch in verschiedenen Serien. So spielte er etwa in der Filmproduktion des Süddeutschen Rundfunks "Das heiße Herz" von Peter Beauvais, in dem TV-Film des Hessischen Rundfunks "Die Friedhöfe" von Rolf Hädrich oder auch in "Mirandolina" von Dietrich Haugk. Besonders viel Ruhm erntete Benno Sterzenbach als General Wamsler in der Science-Fiction-Kultserie "Raumpatrouille Orion – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ von Michael Braun und Theo Mezger, einer Produktion, an der mehrere Rundfunkanstalten beteiligt waren. Auch in den Krimi-Serien "Der Alte" oder "Derrick" war er zu sehen. Den Fans von den "Pipi"-Filmen ist der Schauspier als der Polizist in dem Spielfilm "Pipi außer Rand und Band" dem Publikum in Erinnerung geblieben. Das letzte Mal stand Benno Sterzenbach, der in einem Jahr in bis zu sechs Filmen zu spielen vermochte, in der TV-Serie "…Erbin sein – dagegen sehr" von Hermann Leitner. In seiner Filmografie finden sich insgesamt über fünf Dutzend Filme, in denen er mitwirkte. Benno Sterzenbach starb am 13.9.85 in Feldafing. Im Dezember 1975 sprach DW-Redakteurin Ellen Gödde mit Benno Sterzenbach über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Kollegen haben mich nach dem Krieg gebeten: Machen Sie doch ein Theater auf, wir kommen alle zu Ihnen" - Ida Ehre über den Anfang der Hamburger Kammerspiele Nach ihr wurden zwei Schulen, zwei Plätze und schließlich ein Kulturverein genannt – Ida Ehre gehörte über Jahrzehnte zum Hamburger Kulturleben. Sie war Schauspielerin, Intendantin, Regisseurin und nicht zuletzt die Gründerin der Hamburger Kammerspiele, die sie bis ins hohe Alter führte. Eine Institution eben in Sachen Theater. "Gespenstische" Rückfahrt Zur Welt kam Ida Ehre am 9.7.1900 in Prerau in Mähren, doch aufgewachsen ist sie in Wien, wo sie nach dem Abitur eine schauspielerische Ausbildung an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst absolvierte. Mit 18 Jahren debütierte sie in Bielitz in "Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe. Weitere Engagements führten die junge Schauspielerin nach Budapest, Cottbus in der Niederlausitz, Bonn, Königsberg, Stuttgart und schließlich nach Mannheim. Nach zwölf Jahren dieser Wanderschaft kam sie nun nach Berlin, an das Lessing-Theater. Doch die Erfolge an dieser Bühne sollten bald ein Ende nehmen, denn Ida Ehre, die jüdischer Abstammung war, wurde direkt nach der Machtergreifung durch die Nazis mit einem Berufsverbot belegt. Zusammen mit ihrem Mann beschloss sie schließlich nach Chile auszuwandern, doch nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde das Schiff, auf dem sie schon unterwegs waren, zurück nach Deutschland beordert. Die Rückfahrt beschrieb Ida Ehe in ihren Memoiren mit den Worten: "Die Tage, in denen wir zurückfuhren, waren gespenstisch, unendlich gespenstisch." Doch ihre Karriere sollte nach dem Ende des Krieges eine positive Wendung nehmen. Eiskalter Anfang Nach Ende des Dritten Reichs fand Ida Ehre ihre neue Heimat in Hamburg, wo sie noch im Jahr 1945 ein Theater gründete. In ihrem Buch erinnert sie sich an die ersten Schritte in ihrem neuen Theater: "Das erste Stück, das wir uns ausgesucht haben, war 'Leuchtfeuer' von Audrey, einem Amerikaner. … Aber bei allem Enthusiasmus, bei aller Spielfreude, allem Hunger nach Themen – es stellten sich natürlich Probleme ein. Wir haben bei Eiseskälte probiert, bei Eiseskälte das Stück herausgebracht." Doch auch diese Widrigkeiten wurden überwunden, und Ida Ehre begann nun ihr anspruchsvolles Programm aufzubauen. Stücke wie "Kein Krieg um Troja" von Jean Giraudoux oder "Die ehrbare Dirne" von Jean-Paul Sartre fanden Einzug in das Repertoire des Theaters. Doch die Hamburger Kammerspiele blieben nicht die einzige Wirkungsstätte der Schauspielerin. Ida Ehre feierte an zahlreichen anderen Bühnen große Erfolge, an denen sie auch oft die Regie übernahm. Ein Leben für Theater und Film Nicht nur die Theaterwelt interessierte sich für Ida Ehre. Die Schauspielerin war auch bei den Filmemachern gefragt. Das erste Mal stand Ida Ehre 1947 vor der Kamera in dem Film "In jenen Tagen" von Helmut Käutner. Und immer wieder holten sie die Regisseure auf den Plan, etwa für solche Filme wie "Schwarze Seide“ von Hanns Farenburg, Edgar Wallaces "Die toten Augen von London" von Alfred Vohrer oder auch für die Krimireihen "Tatort" und "Ein Fall für zwei". Insgesamt war Ida Ehre in knapp drei Dutzend Filmen zu sehen. Ihre Stimme war auch bei Hörspielproduktionen sehr gefragt. Bereits 1945 spielte sie bei dem Hörspiel "Der Hauptmann von Köpenick" mit, das unter der Regie von Helmut Käutner produziert wurde. Während ihrer grandiosen Karriere wurde Ida Ehre mehrfach ausgezeichnet. So wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz oder auch mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft der Hansestadt Hamburg geehrt. Ida Ehre starb am 16.2.89 in Hamburg. In seiner Trauerrede sagte Altbundeskanzler Helmut Schmidt unter anderem: "Ida Ehre, das war der Wille, Theater zu machen und doch zugleich in jeder Minute sie selbst zu sein". Im Januar 1982 sprach DW-Redakteur Erich Naused mit Ida Ehre über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich habe die Fakten und Informationen im Prozess gesammelt" - Hark Bohm über den Stoff für das Derhbuch zu seinem Film "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen“ Wenn man über die Anfänge des „Neuen Deutschen Films“ spricht, so kommt man um diesen Mann nicht herum. Er ist Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Schauspieler, und schließlich Pädagoge – Hark Bohm ist bis heute aus dem deutschen Filmbetrieb nicht weg zu denken. Vom Juristen zum Filmmenschen Zur Welt kam Hark Bohm am 18.5.1939 in Hamburg, wuchs aber auf der Insel Amrum auf. Zunächst deutete nichts auf seine spätere Karriere beim Film: Abitur, Wehrdienst und ein Jurastudium, das er mit dem Ersten Staatsexamen abschloss, und schließlich eine Anstellung als Referendar in München, das waren die Etappen im Leben von Hark Bohm. Doch eben München sollte die Stadt im Leben des jungen Juristen werden, in der sich sein Wandel zum Filmmenschen vollzog. Denn durch seinen Bruder, den Schauspieler Marquard Bohm, lernte Hark Bohm in München die dortige Filmszene kennen. Und es war schließlich ein Vorschlag von Volker Schlöndorff, gemeinsam mit ihm ein Drehbuch zu schreiben, der den jungen Juristen dazu bewog, seinen erlernten Beruf an den Nagel zu hängen. Der deutsche Film sollte bald um eine weitere Persönlichkeit bereichert werden. Gelungener Start Nach einigen, meist kleineren Filmrollen versuchte sich Hark Bohm auch als Regisseur. Zunächst beteiligte er sich in dieser Eigenschaft zusammen mit anderen Regiekollegen an einem Kurz-Spielfilm: dem 20-Minüter "Oberschüler". Ein Jahr später, 1972, entstand ein Spielfilm, bei dem Hark Bohm nicht nur Regie führte, sondern zu dem er auch das Drehbuch schrieb und als Produzent fungierte. "Tschetan, der Indianerjunge" hieß dieser in Bayern gedrehte Film, der die Begegnung eines Indianerjungen mit einem deutschen Schäfer in den Bergen Montanas schildert. Und bereits dieser erste Spielfilm von Hark Bohm brachte ihm eine Auszeichnung: den Preis der deutschen Filmkritik 1974. Seine Position als Filmregisseur und Drehbuchautor festigte Hark Bohm bald mit dem Jugendfilm "Nordsee ist Mordsee", einer Geschichte über Jugendliche, die in einer Hamburger Hochhaussiedlung heranwachsen. Im Laufe der Jahre sollten noch weitere Filme von Hark Bohm entstehen, darunter zwei Filme über zwei Frauen, deren Geschichte die Öffentlichkeit mit größter Aufmerksamkeit verfolgte. Zwei Frauen im Gerichtssaal Im Herbst 1983 drehte Hark Bohm einen Film, der auf Tatsachen beruhte. Der Streifen trug den Titel "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen". In diesem Film erzählte der Regisseur die Geschichte von Marianne Bachmeier, die 1981 im Gerichtssaal den Mörder ihrer Tochter Anna mit sieben Schüssen aus einem Revolver erschoss. Das Deutsche Filminstitut DIF e.V. schreibt zu diesem Film unter anderem: "Hark Bohm will in seinem Film die Hintergründe der Tat erklären und wirbt um Verständnis für die Täterin…", was ihm schließlich das Prädikat "besonders wertvoll" der Filmbewertungsstelle Wiesbaden brachte. Die Darstellerin Marie Colbin wurde für ihre Rolle der Marianne Bachmeier mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Die Geschichte einer anderen Frau erregte bereits Anfang der 60er-Jahre die bundesdeutschen Gemüter: Vera Brühne und ihre lebenslängliche Verurteilung wegen Mordes nach einem zumindest zweifelhaften Prozess. Hark Bohm setzte diesen Fall 2001 noch mal in Szene und produzierte damit für Sat.1 einen Quotenflopp. Erst die nachgearbeitete Fassung für die ARD fand eine breite Zustimmung sowohl beim Fernsehpublikum, als auch bei der Kritik. So bezeichnete etwa die „Frankfurter Rundschau“ die neue Version am 20.3.08 als "faszinierend". In dem Film wirkte der erfahrene Schauspieler Hark Bohm auch selbst als Darsteller mit. Und alleine in dieser Eigenschaft kann Hark Bohm bis heute auf eine Filmografie von knapp sechs Dutzend Filmen zurückblicken. Zugleich wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Filmband in Gold. Im Januar 1984 sprach DW-Redakteur Jürgen M. Thie mit Hark Bohm über seinen Film "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen". Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Höchste Qualität sowohl was die Erzählung der Geschichte betrifft, als auch was die technische Seite betrifft" - Ottokar Runze über seine Ansprüche an seine Filme Schauspieler, Film- und Theaterregisseur, Produzent, Drehbuchautor und schließlich Synchronsprecher – es darf nicht verwundern, dass bei so vielen Betätigungsfeldern auch die Liste seiner Werke, aber auch Auszeichnungen, unendlich lang ist. Ottokar Runze gehört bis heute zu den ganz Großen im deutschen Kulturbetrieb. Die ersten Engagements Das Licht der Welt erblickte Ottokar Runze am 19.8.1925 in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er seine Ausbildung an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin, die er 1948 abschloss. Im gleichen Jahr sollte nun eine Karriere beginnen, die dem deutschen Kulturbetrieb eine seiner größten Persönlichkeiten brachte. Doch zunächst kam das Bühnendebüt: 1948 stand Ottokar Runze das erste Mal in der Komödie „Der Geizige“ von Molière vor dem Publikum. Bald folgten weitere Engagements an Berliner Bühnen, wie etwa am Deutschen Theater, am Schillertheater oder auch Hebbeltheater. Dort übernahm er auch gelegentlich die Regie. Diese Tätigkeit setzte er dann an den Bühnen in München, Hamburg und immer wieder in Berlin fort, doch sein großer Durchbruch als Regisseur sollte erst mit einem Kinofilm kommen. Durchbruch mit einem Einbrecher Bereits 1949 stand Ottokar Runze zum ersten Mal vor der Kamera: in dem Kriminalfilm „Fünf unter Verdacht“ von Kurt Hoffmann. Es folgten einige weitere Filme mit ihm, doch Ottokar Runze betätigte sich zunächst lieber hinter der Kamera: bei mehreren Filmen von Josef von Báky übernahm er die Regieassistenz. Nach einigen TV-Produktionen kam 1971 schließlich auch der erste Film in die Kinos, der unter der Regie von Ottokar Runze entstand: „Viola und Sebastian“, eine moderne Version des Lustspiels "Was ihr wollt" von William Shakespeare. Dennoch - der ganz große Durchbruch als Filmregisseur sollte noch zwei Jahre auf sich warten lassen. 1973 verfilmte Ottokar Runze unter dem Titel „Der Lord von Barmbeck“ die Lebensgeschichte des Hamburger Einbrechers Julius Adolf Petersen. Der Film wurde zu einem großen Publikumserfolg und wurde auch mehrfach ausgezeichnet. Es war zugleich der Start zu einer Trilogie, in der sich Ottokar Runze mit der Problematik der gesetzlich verankerten Gerechtigkeit auseinander setzte. Ein Jahr später entstand der Film „Im Namen des Volkes“, der ebenfalls mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, und 1975 schließlich der dritte Teil „Das Messer im Rücken“. Zahlreiche weitere Erfolgsfilme sollten nun folgen. Auf Erfolgskurs Mit Marius Müller-Westernhagen und Gerhard Olschewski in den Hauptrollen entstand unter der Regie von Ottokar Runze 1975 das Drama „Verlorenes Leben“ – ein Film über Denunziation und Gewissensbisse, der in der Kategorie „Bester Darsteller“ ein Jahr später mit einem weiteren Filmband in Gold des Deutschen Filmpreises ausgezeichnet wurde. Viel Beachtung fanden auch Literaturverfilmungen von Ottokar Runze: „Die Standarte“ nach der gleichnamigen Vorlage von Alexander Lernet-Hollenia, „Der Mörder“ nach Georges Simenon, oder auch Klaus Manns Roman „Der Vulkan“ sind nur einige Beispiele aus dem umfangreichen Schaffen von Ottokar Runze, der sich auch als Synchronsprecher betätigte. So lieh er seine Stimme etwa Burt Lancaster, Anthony Perkins oder auch Tony Curtis, um nur einige wenige zu nennen. Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor wurde auch mehrfach ausgezeichnet. So wurde er unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis, dem Adolf-Grimme-Preis, dem Bambi oder auch mit dem Prager Regiepreis geehrt. Im März 1983 sprach DW-Redakteur Jürgen M. Thie mit Ottokar Runze über seine Arbeit.
"Außerordentlich charmant und ein großer Könner" – Rudolf Forster über den Regisseur Max Reinhardt Seinen ersten Film drehte er 1914, stumm und natürlich schwarz-weiß, das letzte Mal stand er 1969 vor der Kamera. Rund acht Dutzend Filme wurden es in den 55 Jahren dieser Schauspielerkarriere, die Rudolf Forster zu einem der größten Vertreter deutscher Schauspielkunst auf der Bühne und vor der Kamera machte. Bei Jarno am Theater in der Josefstadt Rudolf Forster kam am 30.10.1889 (nach manchen Quellen 1884) im österreichischen Gröbming zur Welt. Nach dem Gymnasium absolvierte er eine Schauspielausbildung am Konservatorium in Wien und fand seine ersten Rollen zunächst in der Provinz, bevor er seine ersten Erfolge am Theater in der Josefstadt, das damals von Josef Jarno geleitet wurde, verzeichnen konnte. Auch beim Film – damals noch ohne Ton - konnte Rudolf Forster seine ersten Rollen spielen: so etwa in dem Streifen "Das Bild der Ahnfrau" von Hubert Moest oder auch als Graf Ljewin in der Verfilmung der Tolstoj-Romans „Anna Karenina“. Doch den jungen Schauspieler zog es in die Welt. So schrieb er etwa in seinen Memoiren: "Eines Tages verließ ich Jarno. … Er kämpfte hartnäckig um mich, wir kamen sogar vor Gericht, aber ich wurde doch frei, wie, weiß ich heute nicht mehr. Und nach einigen Wochen Ferien ging es im Spätsommer nach Berlin." Hier sollte nun eine beispiellose Karriere ihren Anfang nehmen. Der aristokratische Gentleman Ab 1920 war Rudolf Forster an verschiedenen Berliner Bühnen tätig und stieg bald in die Reihen der großen Darsteller jener Zeit auf. In seinen Rollen verkörperte er vor allem den Typus des aristokratischen Gentleman, glänzte aber auch in Shakespeare-, Schiller- oder Sternheim-Stücken. Ebenso nahm auch seine Filmkarriere einen steilen Kurs nach oben. Rudolf Forster stand immer öfter vor der Kamera: nach Angaben des Frankfurter Deutschen Filminstituts alleine im Jahr 1920 ca. 20 Mal. Auch beim Einzug des Tonfilms gegen Ende der 1920er-Jahre war der Schauspieler der Mann der ersten Stunde. So glänzte Rudolf Forster etwa in dem Film "Die Gräfin von Monte Christo" von Karl Hartl als Hochstapler Rumowski oder auch in einer Doppelrolle in dem Film "… nur ein Komödiant" von Erich Engel. Und das Jahr 1937 sollte auch einen weiteren Erfolg bringen. Der Broadway ruft "An einem wolkenlosen Augusttag sah ich im Morgenlicht die Freiheitsstatue im Hafen von New York“ – schrieb Rudolf Forster in seinen Memoiren. Denn er wurde 1937 an den Broadway verpflichtet, wo er in der Komödie "Towarisch" von Jacques Deval die Hauptrolle übernahm. Zwischendurch drehte er auch in Hollywood den Film „Island of lost Men“ von Kurt Neumann. Seine Tätigkeit am Broadway dauerte bis 1940, und in diesem Jahr kehrte Rudolf Forster nach Deutschland zurück. Nach seiner Rückkehr übernahm er Verpflichtungen in Berlin an den Kammerspielen sowie in Wien am "Theater in der Josefstadt". Nach Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Rudolf Forster ein vielgefragter Schauspieler sowohl am Theater, als auch beim Film. Er entwickelte eine rege Reisetätigkeit zu Gastspielen, war auf den Brettern des Wiener Burgtheaters zu sehen sowie auf verschiedenen Berliner Bühnen. Ebenso unendlich lang ist die Liste der Filme, in denen er mitwirkte. Streifen wie "Unvergängliches Licht", “Rittmeister Wronski“, "Via Mala" oder auch "Wälsungenblut" sind nur einige von rund acht Dutzend Filmen mit Rudolf Forster. Während seiner langen Schauspielertätigkeit wurde der Grandseigneur der deutschsprachigen Bühne und des Films mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auch mit dem Deutschen Filmband in Gold. Rudolf Forster starb am 26.10.68 (nach anderen Quellen am 25.10.) in Bad Aussee. Im August 1967 sprach Rudolf Forster für die DW über seine Erlebnisse mit Max Reinhardt am Wiener Theater in der Josefstadt. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Im Augenblick tanzen wir auf einem Vulkan" – Kurt Hoffmann über die Entwicklungen beim Film der 60er-Jahre Sein Name ist heute schon ein wenig in Vergessenheit geraten, doch dem Kinopublikum der "älteren Semester" sind die Titel und die Stars seiner Filme immer noch geläufig. Der Regisseur Kurt Hoffmann hinterließ eine Filmothek von knapp fünf Dutzend Filmen, mit denen er zum Teil große Erfolge feierte. Erste Schritte Der Weg zum Film schien Kurt Hoffmann vorbestimmt zu sein, denn er kam am 12.11.1910 in Freiburg als Sohn des damals berühmten Kameramannes Carl Hoffmann zur Welt. Nach dem Abitur öffnete ihm sein Vater das Tor zum Filmatelier und vermittelte ihm ein Regie-Volontariat. 1931 drehte Erik Charell seine Operette "Der Kongress tanzt": Kurt Hoffmann durfte bei den Dreharbeiten zu diesem Publikumserfolg als dritter Regieassistent volontieren. Der Weg in die Filmwelt war nun eingeschlagen und sollte dem angehenden Regisseur noch viele Erfolge und zahlreiche Auszeichnungen bescheren. Regieassistenzen und das Debüt Nach mehreren Regieassistenzen, während deren er das Handwerk unter anderem bei Robert Siodmak oder auch Reinhold Schünzel erlernte, folgte nun 1939 das Debüt als selbstständiger Regisseur: Kurt Hoffmann inszenierte seinen ersten Kinofilm "Paradies der Junggesellen" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Und die Zusammenarbeit mit dem damals gefragten Schauspieler sollte noch weitere Früchte tragen: insgesamt drehten sie sieben Filme zusammen. Dies waren unter anderem solche erfolgreichen Filme wie "Quax, der Bruchpilot" (1941) oder auch "Ich vertraue Dir meine Frau an" (1943). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kurt Hoffman 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und konnte schließlich auf den Regiestuhl zurück kehren. Sein erster Nachkriegsfilm kam im Februar 1949 in die Kinos. Es war das Drama "Das verlorene Gesicht" mit Marianne Hoppe in der Hauptrolle, die Verfilmung des authentischen Falls eines verwirrten Mädchens in Stuttgart. Nach zwei Krimis, die Kurt Hoffmann 1950 drehte, kehrte der Regisseur zu seinem eigentlichen Fach zurück: dem der leichten Muse. Und hier sollte er wieder Erfolge feiern und dabei auch eine Schauspielerin entdecken, mit der er zahlreiche Publikumshits drehte. Eine Erfolgsgeschichte Mit der Komödie "Fanfaren der Liebe" nach der gleichnamigen Geschichte von Robert Thoeren und Michael Logan landete Kurt Hofmann 1951 einen großen Kinoerfolg, den auch später Billy Wilder mit seiner Version "Manche mögen’s heiß" wiederholte. Ein Jahr später drehte Kurt Hoffmann die Krimikomödie "Klettermaxe" und holte für die weibliche Hauptrolle Liselotte Pulver aus der Schweiz vor die Kamera. Und es sollte eine schicksalhafte Begegnung werden, den es begann mit ihr eine Zusammenarbeit, die zahlreiche Kassenschlager hervorbrachte. Darunter waren solche Filme wie „Ich denke oft an Piroschka“, die "Spessart-Trilogie" oder "Heute heiratet mein Mann", zehn an der Zahl, allesamt Publikumslieblinge, meistens aus der Sparte "leichte Kost". Doch Kurt Hoffmann befasste sich auch mit ernsteren Stoffen. So verfilmte er unter anderem 1957 die "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann – der Film wurde unter anderem mit dem Golden Globe ausgezeichnet - oder auch 1965 den Roman von Moscheh Ya’akov Ben-Gavriel "Das Haus in der Karpfengasse", eine Geschichte der Bewohner eines Mietshauses im faschistisch besetzten Prag. Dieser Film wurde 1965 mit dem Deutschen Filmpreis prämiert. Doch es waren nicht die einzigen Ehrungen, die Kurt Hofmann zuteil wurden. So wurde er unter anderem mit dem Filmband in Gold oder auch dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt. Nach seinem Rückzug aus der Regietätigkeit 1976 starb Kurt Hofmann am 25.6.01 in München. Im September 1968 sprach DW-Redakteur Rolf Wiest mit Kurt Hoffmann über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Wenn ich weggegangen bin, heißt das nicht, dass ich nicht wiederkommen kann" - Ernst Schröder über seinen Rückzug von der Theaterbühne Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 28.7.94 war er ein „Charakterkopf“ und am gleichen Tag nannte ihn „Der Tagesspiegel“ - „Seine Majestät der Theaterkönig“. Ernst Schröder war in den 50er bis 70er-Jahren eine der profiliertesten Gestalten auf den deutschen Bühnen und im Film, der jedoch im Zenit seiner Karriere das Handtuch geworfen hat. Mit 23 bereits ein Star Zur Welt kam Ernst Schröder am 27.1.1915 im westfälischen Wanne-Eickel. Nach dem Abitur schwankte er zwischen einem Studium der Germanistik und der Architektur, doch das Schicksal hielt für ihn etwas anderes bereit: nachdem der Bochumer Theater-Intendant Saladin Schmitt die Bühnen-Entwürfe von Ernst Schröder gesehen hatte, ernannte er ihn kurzerhand zu seinem Assistenten. Der Weg in die Welt der Bühnenbretter war nun eingeschlagen. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Ernst Schröder in Bielefeld und in Kiel, doch sein „richtiges“ Debüt sollte in Berlin erfolgen. Im Alter von 23 Jahren kam der junge Schauspieler schließlich nach Berlin, wo er am Schiller-Theater bei Heinrich George in Schillers "Kabale und Liebe" die Rolle des Ferdinand angeboten bekam. Und Berlin sollte auch die Stadt seiner größten Triumphe auf der Bühne werden. Eine Koryphäe des Berliner Theaters Das Repertoire von Ernst Schröder wuchs ständig: er spielte alles, von der Antike bis zur Gegenwart. Als großer Charakterdarsteller wuchs er bald in den Rollentypus des tragischen, vom Schicksal gezeichneten Helden, des traurigen Schurken hinein. Unvergessen bleiben seine Leistungen in „Woyzeck“ von Georg Büchner, in Samuel Becketts "Warten auf Godot“ und in dem absurden Theaterstück “Endspiel", oder auch in „Tote ohne Begräbnis" von Jean-Paul Sartre, um nur einige wenige zu nennen. Ernst Schröder wurde zu einer Koryphäe des Berliner Theaters, die nach eigenen Worten die Kunst als "Leidenschaft zur Demaskierung" verstand. Doch so sehr er sich dem Theater verbunden fühlte, scheute der Schauspieler auch nicht davor, sich vor die Kamera zu stellen. Eine verwirrte Witwe Zum ersten Mal stand Ernst Schröder 1939 vor der Filmkamera: in dem Streifen „Fahrt ins Leben“ von Bernd Hofmann spielte er den jungen Kadetten Christian Wagner. Es war eine ziemlich einfach gestrickte Geschichte über Männerfreudschaft, Kameradschaft und Eifersucht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges folgten noch einige Filme mit Ernst Schröder – noch 1944 spielte er an der Seite von Heinrich George in dem Propagandafilm „Die Degenhardts“ – doch das Gros seines filmischen Schaffens sollte erst nach 1945 entstehen. Nach überstandener Kriegsgefangenschaft kehrte Ernst Schröder nicht nur auf die Bühne, sondern auch auf die Leinwand zurück. So spielte er 1949 etwa an der Seite von Fritz Kortner in dem berühmten Streifen „Der Ruf“ mit, oder auch 1954 in dem Film „Rittmeister Wronski“ von Ulrich Erfurth. Der Perfektionist Schröder stellte sein Talent besonders in dem Film „Stresemann“ von Alfred Braun unter Beweis. „Die Zeit“ vom 5.8.94 wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: „… liest er alles vom und über den Außenminister der Weimarer Republik, kann dessen Unterschrift perfekt nachkritzeln, übernimmt fleißig unbewusst den Gang des Politikers und stürzt die zur Premiere aus New York anreisende Witwe in Verwirrung: Schröder spricht im Tonfall ihres Mannes.“ Insgesamt spielte Ernst Schröder in knapp sechs Dutzend Filmen mit, dennoch - seine große Leidenschaft galt dem Theater, dem er aber später den Rücken kehren sollte. Der Aussteiger Im Jahr 1975 sollte Ernst Schröder in einer „Lear“-Inszenierung einen Pappkopf mit übergezogenem Strumpf tragen. Dies soll der Anlass für ihn gewesen sein, das Theater zu verlassen und in die Toskana auszuwandern. Doch die Anziehungskraft der Bühne war stärker: auf seinem italienischen Weingut ließ er eine Scheune in ein Theater umbauen. Zur Einweihung wurde das Stück „Galileo Galilei“ von Bertolt Brecht gespielt. Und immer wieder ließ sich Ernst Schröder zu einer Rolle überreden. Den Fernsehzuschauern blieb er besonders in Erinnerung dank dem Film "Der Aufstieg - Ein Mann geht verloren", in dem er die Hauptrolle übernahm. Zu sehen war er unter anderem auch in den Krimiserien „Derrick“ oder auch „Der Alte“. Ernst Schröder starb am 26.7.94 in Berlin. Zahlreiche Gazetten ehrten den Schauspieler in ihren Nachrufen. So titelte etwa „Der Tagesspiegel“ vom 28.7.94 seine Würdigung: „Seine Majestät der Theaterkönig zeigte uns den Menschen nackt“. Im April 1985 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Ernst Schröder über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Es hat keinen Sinn Filme zu drehen, wenn man sich auf Zeit und Material beschränken muss" - Johannes Schaafs Sicht auf die Filmproduktion Auf sein Konto gehen unzählige Theater- und Operninszenierungen auf vielen internationalen Bühnen, und sein Debüt als Spielfilmregisseur ebnete ihm den Weg zur Leitfigur des Jungen Deutschen Films. Der Regisseur und Schauspieler Johannes Schaaf gehört heute zur Riege der Größten im europäischen Kunstbetrieb. Abgebrochenes Medizinstudium Das Licht der Welt erblickte Johannes Schaaf am 7.4.33 in Stuttgart-Bad Cannstatt. Zunächst studierte er Medizin, doch nach einigen Semestern sollte sich herausstellen, dass eigentlich das Theater für ihn das richtige Metier ist. Also nahm er zunächst eine Stelle als Regieassistent in Stuttgart an – es begann nun eine Karriere, die Johannes Schaaf zu einem "der wichtigsten deutschen Regisseure" machte, wie es ihm "Die Zeit" vom 23.11.73 bescheinigte. Weitere Stationen waren der Südwestfunk Baden-Baden, die Städtischen Bühnen Ulm und das Theater der Freien Hansestadt Bremen. Er betätigte sich aber nicht nur als Regisseur: immer häufiger war er auch als Schauspieler in Fernseh- und Filmproduktionen gefragt. Und schließlich sollte Johannes Schaaf mit einem Streifen als Spielfilmregisseur debütieren, der dann auch mehrfach ausgezeichnet wurde. Prämiertes Debüt Das Filmband in Gold in den Kategorien "Abendfüllende Spielfilme"; "Beste Regie" und "Darstellerische Leistung" – das war die Bilanz des Deutschen Filmpreises 1968, mit dem der Film „Tätowierung“ von Johannes Schaaf geehrt wurde. Es ist die Geschichte eines Sechzehnjährigen, der von einem Jugendheim in eine bürgerliche Fabrikantenfamilie adoptiert wird und schließlich seinen Adoptivvater erschießt. Die Kritik war voller Lob für den Film. So bezeichnete etwa “Der Spiegel“ am 3.7.67 Schaafs Kino-Debüt als "ein technisch perfektes Farbspiel" und schrieb weiter: "Die geschmäcklerische Mischung von Pubertäts-Trübsal und Sozial-Unmut übertrug Schaaf in einen brillanten Bilderfluß…". Und es sollte nicht bei dem einen Meisterwerk bleiben: auch die Filme "Trotta" und "Traumstadt“ bleiben dem Kinopublikum tief in Erinnerung. Bei der Verfilmung des Kinohits "Momo", eines Märchenromans von Michael Ende, führte Johannes Schaaf ebenfalls Regie. Insgesamt kann er derzeit auf eine Filmografie von ca. zwei Dutzend Filmproduktionen zurückblicken, in denen er entweder vor oder hinter der Kamera stand. Doch Anfang der 70er-Jahre beglückte Johannes Schaaf wieder das Theater- und Opernpublikum mit zahlreichen Inszenierungen. Weltenbummler auf Europas Szenen Im Verlauf der Jahre arbeitete Johannes Schaaf an diversen großen Bühnen im In- und Ausland. Unter den unzähligen Häusern, an denen der Regisseur engagiert war, seien solche genannt wie das Düsseldorfer Schauspielhaus, die Salzburger Festspiele, die Salzburger Oper, die Wiener Staatsoper, das Royal Opera House Covent Garden in London, die Staatsoper Stuttgart oder auch das Wiener Burgtheater. An der Hamburger Staatsoper wurde ihm der Posten des Intendanten als Nachfolger von Peter Ruzicka angeboten, doch Johannes Schaaf lehnte diesen ab. Unvergessen bleiben solche Operninszenierungen von Johannes Schaaf wie "Wozzeck" von Alban Berg, "Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch oder auch der "Rosenkavalier" von Richard Strauss, um nur einige wenige zu nennen. Die meisten Inszenierungen von ihm erhielten lobende und positive Kritiken. Anlässlich seines achtzigsten Geburtstages schrieb etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 2.4.13 unter anderem: „In seinem feinzeichnenden Realismus behielten die Figuren immer ihre Glaubwürdigkeit. Das ist leider selten geworden.“ Im Juni 1967 sprach für die DW Christine Kaiser mit Johannes Schaaf über seinen Film "Tätowierung" und weitere künstlerische Pläne. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich glaube nicht, dass ich mich zum Regisseur eigne" - Grete Mosheim über ihre Regiearbeit. Mit siebzehn Jahren debütiere sie am Deutschen Theater in Berlin, wurde schnell zum Star, danach emigrierte sie in die USA und kam in den 50er-Jahren zurück nach Deutschland. Grete Mosheim war ein vielgefeierter internationaler Star, dessen Wirken etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 14.6.86 als "Sternstunden des deutschen Nachkriegstheaters" bezeichnete. Steiler Aufstieg Zur Welt kam Grete Mosheim am 29.1.1905 in Berlin in einer Arztfamlie. Nach dem Lyzeum, an dem sie schon erste Bühnenerfahrungen machte, absolvierte sie ihre schauspielerische Ausbildung an der von Max Reinhardt 1905 eingerichteten "Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin". Und bald sollte ihr Debüt an dieser Bühne kommen: bereits im Alter von siebzehn Jahren bekam sie schon kleinere Rollen. Den Durchbruch verdankte sie der Erkrankung einer Darstellerin, für die sie deren Hauptrolle übernahm. Der Weg zum Star war nun geebnet. Es folgten weitere zahlreiche Rollen an den Berliner Bühnen, wobei sie vor allem als Eliza Doolittle und als Gretchen die Herzen des Publikums eroberte. Doch die "braune Zeit" unterbrach 1933 ihre steile Karriere. Die Millionärsgattin Über Klagenfurt kam Grete Mosheim 1934 nach London, wo sie ebenfalls am Theater spielte, doch nach vier Jahren - inzwischen von ihrem ersten Ehemann Oskar Homolka geschieden - siedelte sie in die USA über. Dort sollte sie eine neue Rolle übernehmen. Noch in London lernte Grete Mosheim den amerikanischen Multimillionär Howard Gould kennen, den sie schließlich heiratete. Nun verbrachte man die nächste Zeit vorwiegend auf Reisen und Kreuzfahrten auf der Jacht des Eisenbahnmagnaten. Aus einem Bühnenstar wurde nun eine Ehefrau im goldenen Käfig, der sie jedoch zu erdrücken schien. Die Ehe wurde geschieden und Grete Mosheim heiratete nun zum dritten Mal. Ein Jahr später, 1952, war die Schauspielerin wieder in Deutschland und ließ sich zu einer Wiederaufnahme ihrer Bühnentätigkeit überreden. Nun sollten Jahre weiterer großer Triumphe folgen – nach vierzehn Jahren Bühnenabstinenz eroberte Grete Mosheim die Herzen des Publikums im Sturm. Zweite Karriere Grete Mosheim wurde auch international bekannt und spielte nicht nur in Berlin, sondern stand auf den Bühnen von Zürich, Basel, Wien, New York und London. Es folgten unzählige Rollen, die sie zu einer der begehrtesten Charakterdarstellerinnen machten. So war sie etwa die Claire Zachanassian in dem Stück "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt, die Winnie in dem Stück "Glückliche Tage" von Samuel Beckett oder Mrs. Dolly Levi in der Farce von Thornton Wilder "Die Heiratsvermittlerin", um nur einige wenige zu nennen. Während Grete Mosheim vor ihrer Emigration in zahlreichen Filmen mitwirkte, so fiel ihre Filmbilanz nach der Rückkehr eher bescheiden aus. Bis 1933 spielte sie in zwei Dutzend Filmen mit, nach 1952 war sie in nur wenigen Streifen zu sehen. Ihre letzte Filmrolle übernahm sie 1978 in dem Drama "Moritz, lieber Moritz" von Hark Bohm als Großmutter. Grete Mosheim starb am 29.12.86 in New York. Die Gazetten würdigten die Schauspielerin in zahlreichen Nachrufen. So stellte etwa der "Kölner Stadt-Anzeiger" am 30.12.86 fest: "Sie war eine Schauspielerin höchsten Ranges…". Mit einem Beschluss vom 24.11.04 benannte die Stadt München eine Straße nach ihr. Im Januar 1975 sprach DW-Redakteurin Renate Deutsch mit Grete Mosheim über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Wenn nicht am Theater dauernd etwas los ist – es kann noch so verrückt und so blöd sein - ist das Theater nicht mehr lebendig" - Oscar Fritz Schuh über den ständigen Wandel seiner Inszenierungen. Er war vor allem ein Theatermensch, vielfach ausgezeichnet, aber nicht unumstritten, ein Mensch, der als Regisseur dem deutschen Theaterbetrieb viele bravouröse Inszenierungen bescherte und der etwa als Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg das schwere Erbe von Gustaf Gründgens anzutreten bereit war. Oscar Fritz Schuh war vor allem in den 50er- und 60er-Jahren auf der Höhe seiner Karriere. Kleine Notlüge Oscar Fritz Schuh erblickte das Licht der Welt am 15.1.1904 in München, wo er auch die Schule besuchte. Schon sehr früh entwickelte er ein reges Interesse fürs Theater. Bereits als 16-Jähriger soll er schon als Theaterkorrespondent für die Zeitschrift "Der Fechter" tätig wesen sein und sogar seine Altersangabe gefälscht haben, um eben diese Tätigkeit ausüben zu können. Nach dem Abitur studierte Oscar Fritz Schuh Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Und bald sollte eine Theaterkarriere beginnen, die sein ganzes Leben erfüllte. Seine Regisseurssporen verdiente sich der vielreisende Oscar Fritz Schuh nach seinem Debüt an der Bayerischen Landesbühne in Augsburg unter anderem in Oldenburg, Osnabrück, Darmstadt, Gera oder auch in Prag. Schließlich, 1940, kam er nach Wien, wo er zehn Jahre bleiben sollte. Doch eine Gastinszenierung in Berlin sollte für Oscar Fritz Schuh eine Wende mit sich bringen. Mit Pirandello auf den Direktorensessel "Sechs Personen suchen einen Autor" heißt ein Stück des italienischen Autors Luigi Pirandello, das bereits 1921 am Teatro Valle in Rom uraufgeführt wurde. Und dreißig Jahre später, 1951, beauftragte nun das Berliner Theater am Kurfürstendamm Oscar Fritz Schuh mit der Inszenierung dieses Stückes. Der Erfolg war anschließend so enorm, dass man ihm die Führung des Hauses als Direktor anvertraute, um das künstlerische Niveau des Theaters zu steigern. Diese Aufgabe löste Oscar Fritz Schuh mit Bravour und steuerte es in den Jahren 1953-1958 an die Spitze der Berliner Bühnen. Nicht selten engagierte er auch österreichische Schauspieler für seine Aufführungen, die dadurch auch beim Berliner Publikum an Popularität gewannen. Doch es sollte nicht das letzte Engagement des inzwischen anerkannten Regisseurs bleiben. Zwei "unglückliche" Engagements 1959 folgte für Oscar Fritz Schuh ein weiteres Engagement: an den Städtischen Bühnen Köln übernahm er die Generalintendanz. Und hier debütierte er auf einem neuen Gebiet, indem er sich auch als Opernregisseur betätigte. Doch interne Streitigkeiten zwangen Oscar Fritz Schuh dazu, vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen und sich nach einem neuen Arbeitgeber umzuschauen. Diesen fand er in Hamburg, wo er 1963 die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses übernahm. Und es war kein leichtes Erbe, das er da antrat: bis dahin zeichnete nämlich Gustaf Gründgens verantwortlich für diese Bühne. Doch ähnlich wie schon in Köln, hatte Oscar Fritz Schuh auch in Hamburg mit Meinungsverschiedenheiten und Stolpersteinen zu kämpfen. Öffentliche Auseinandersetzungen um das Etat des Schauspielhauses, Diskussionen über die Spielpläne und auch die immer stärker werdende Kritik seitens des Publikums spitzten sich zunehmend zu. Schließlich sah er sich auch mit dem Vorwurf einer "Massierung düsterer Stoffe" konfrontiert, was ihn letztlich dazu bewegte, 1968 das Engagement in Hamburg vorzeitig zu beenden. International unermüdlich tätig Für Oscar Fritz Schuh folgten Jahre der Arbeit als Gastregisseur, die ihn an die verschiedensten Bühnen führten. So inszenierte er unter anderem in Mailand, Wien oder auch Salzburg, um nur einige wenige zu nennen. Insbesondere in Salzburg ist er dem Publikum mit seinem komödiantischen Straßentheater in Erinnerung geblieben, das auch international viel Anerkennung fand. Für seine Arbeit wurde Oscar Fritz Schuh mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem wurde er mit dem Preis des Verbandes der deutschen Kritiker in Berlin und auch mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Oscar Fritz Schuh, "dieser viel geehrte, am Ende vergessene Künstler, der in aller Welt fast alles inszeniert hat, was für Oper und Schauspiel geschrieben wurde", wie "Die Zeit" vom 26.10.84 schrieb, starb am 22.10.84 in Großgmain bei Salzburg. Im Juni 1979 sprach DW-Redakteur Peter Csobadi mit Oscar Fritz Schuh über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
„Es stellte sich heraus, dass die Christine Schuberth ein sehr besessenes, sehr präzises, sehr fleißiges und sogar sehr begabtes Mädchen ist“- Dieter Hildebrandt über seine Zusammenarbeit mit Christine Schuberth Als Schauspieler oder Drehbuchautor wirkte er in knapp drei Dutzend Filmen mit, doch vor allem war er Kabarettist, den die Presse etwa als "Institution in Sachen Satire" ("Kölnische Rundschau" vom 22.5.92) oder auch „Anarchist mit Schalterbeamtenlächeln“ ("Stuttgarter Zeitung“ vom 23.5.92) bezeichnete. Dieter Hildebrandt war jahrelang die Galionsfigur der deutschen Kabarettszene. Gelungenes Debüt Zur Welt kam Dieter Hildebrandt am 23.5.1927 im schlesischen Bunzlau. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte er in britischer Gefangenschaft, nach der er sodann das Abitur nachholte. Anschließend studierte er in München Literatur- und Theaterwissenschaften sowie Kunstgeschichte. In München legte er auch seine Schauspielerprüfung ab und fand bald auf die Kabarettbühne. In Schwabing hob er sein erstes Kabarett aus der Taufe, "Die Namenlosen", das er mit seinen Kommilitonen gründete. Für das Programm entstanden auch schon die ersten Texte von Dieter Hildebrandt, doch erst ein Jahr später kam ein weiteres Kabarett mit ihm, mit dem er seine große Karriere startete. Schicksalsjahr 1956 Das Jahr 1956 wurde zum Schicksalsjahr für Dieter Hildebrandt: zusammen mit dem Regisseur Sammy Drechsler gründete er das Kabarett "Münchner Lach- und Schießgesellschaft", das sich bald zu einer wahren Institution entwickelte. In dem ersten Programm "Denn sie müssen nicht, was sie tun" standen auf der Bühne auch Ursula Herking, Klaus Havenstein und Hans-Jürgen Diedrich, und es sollten in den nächsten sechzehn Jahren 19 weitere erfolgreiche Programme, auch in wechselnder Besetzung, folgen. Auch im Fernsehen präsentierte sich das Kabarett bald mit Livesendungen und bescherte der ARD traumhafte Einschaltquoten. Die Auflösung des Ensembles im Jahr 1972 bedeutete keineswegs ein „Aus“ für die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft". Mit Dieter Hildebrandt als Hauptlieferant von Texten und bald auch als Regisseur setzte das Kabarett seine Erfolgsgeschichte fort. Doch Dieter Hildebrandts scharfsinniger Humor war bald auch beim ZDF gefragt. "Klappe der Nation" Im August 1973 strahlte das ZDF die erste Sendung der Reihe „Notizen aus der Provinz“ mit Dieter Hildebrandt aus, die bis 1979 fortgesetzt wurde. Das Format dieser Sendung war an den Stil eines Politmagazins angelehnt: Dieter Hildebrandt präsentierte ein Mal im Monat, am Schreibtisch sitzend, seine Nachrichten, die in vielen Fällen unglaublich erschienen, dennoch aber auf Tatsachen basierten. Und bald wurde diese Satirereihe für manchen Politiker zum Ziel der Kritik. Für das Jahr 1980, das Jahr der Bundestagswahl, wurde der Sendung vom damaligen Programmdirektor Dieter Stolte eine Pause verordnet, die schließlich zur völligen Einstellung der Reihe führte. Dieter Hildebrandt wechselte nun zur ARD, und hier entstand sein Live-Kabarett “Scheibenwischer“, das 23 Jahre lang Erfolge feierte und Dieter Hildebrandt zur “Institution in Sachen Satire“ machte, wie die "Kölnische Rundschau" am 22.5.92 schrieb. Und so beschrieb ihn etwa die "Stuttgarter Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 23.5.92: "Ein Kabarettist per exellence, ohne buntkostümierte Revuehampelei, dafür mit einer Menge schillernder Gescheitheit". Doch Dieter Hildebrandt beschränkte sich nicht nur auf die Kabarettbühne – auch das Kinopublikum sah ihn in einigen Filmen. Der Filmdarsteller und Drehbuchautor Das erste Mal stand Dieter Hildebrandt 1959 vor der Filmkamera: in dem französischen Kassenerfolg "Ich und die Kuh" spielte er einen deutschen Soldaten. Und die erste deutsche Produktion mit ihm, der Spielfilm "Lampenfieber", hatte im März 1960 seine Premiere. In diesem Streifen von Kurt Hoffmann ging es um die ersten Bühnenerfahrungen junger Schauspieler, die die unterschiedlichsten Talente an den Tag legen. Dieter Hildebrandt mimte dort den Atze Müller. Im Laufe der Jahre folgten immer wieder Filme, in denen die "Klappe der Nation" mitwirkte. Unvergessen bleibt seine Rolle des Fotografen Herbie Fried in der Kultserie "Kir Royal", mit Franz Xaver Kroetz in der Hauptrolle. Auch als Dr. Eigenbrodt in dem Film "Man spricht deutsch", mit Gerhard Polt in der Hauptrolle, bleibt er dem Publikum in Erinnerung. Insgesamt wirkte Dieter Hildebrandt in knapp drei Dutzend Filmen mit, sei es als Schauspieler, Drehbuchautor oder Regisseur. Und umfangreich ist auch die Liste der Preise, mit denen Dieter Hildebrandt geehrt wurde. Unter anderem wurde er mehrfach mit dem Adolf-Grimme-Preis oder auch mit dem Kasseler Literaturpreis ausgezeichnet, um nur einige wenige zu nennen. Dieter Hildebrandt starb am 20.11.13 in München. Im Juli 1974 sprach DW-Redakteurin Elisabeth Bachtler mit Dieter Hildebrandt über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Als der Tag kam, an dem das Fernsehen seine Programme verkündete, hatte das Ende des Films geschlagen" - Paul Verhoeven über den deutschen Unterhaltungsfilm. Ruft man sich im Internet seine Schaffensbilanz auf, so wird man regelrecht von ihrer Vielfallt erschlagen. Er war Film- und Theaterschauspieler, Intendant, Regisseur und Drehbuchautor, der in über vier Dutzend Filmen mitwirkte, in fast so vielen Filmen die Regie übernahm und zu zwei Dutzend Filmen das Drehbuch schrieb. Unzählig waren auch seine Theaterrollen. Paul Verhoeven war einer der ganz Großen im bundesdeutschen Kulturbetrieb. Eine folgenschwere „Affäre“ Das Licht der Welt erblickte Paul (Paulus Joseph) Verhoeven am 23.6.1901 in westfälischen Unna. Nach der Realschule besuchte er die Kunstgewerbeschule, da er Architekt werden wollte. Doch sein Leben sollte eine andere Wendung nehmen. Die „Süddeutsche Zeitung“ vom 23.6.71 wusste in diesem Zusammenhang folgendes zu berichten: “Ein leichtsinniger Freund, der ihn animierte, mit ihm einem Hof- und Staatsmimen vorzusprechen (der Freund wurde dann keineswegs zum Schauspieler, der Mime attestierte nur Verhoeven Begabung), zog ihn in die Affäre…“. Eine „Affäre“, die Schauspielerei hieß und den jungen Paul Verhoeven in die Welt der Theaterbretter und der Leinwand führte. Und so debütierte er zunächst als Schauspieler in München am Schauspielhaus, doch bereits nach einem Jahr wurde er dort auch Regieassistent. Nun begann ein Aufstieg, der ihn über Dresden, Wien und Frankfurt am Main nach Berlin führte. Ab 1935 arbeitete nun Paul Verhoeven am Deutschen Theater vorwiegend als Regisseur. Und bald sollte er auch als solcher für den Film tätig werden, der ihn schon als Schauspieler beschäftigte. Das Regie-Debüt beim Film Seinen ersten Film als Regisseur drehte Paul Verhoeven 1937: es war die Verfilmung eines musikalischen Lustspiels - "Die Fledermaus" - nach Motiven der gleichnamigen Operette von Johann Strauß (Sohn). Ein Jahr später folgte ein weiterer Film von Paul Verhoeven, an dem er sich auch als Darsteller, Drehbuch- und Dialogautor beteiligte - "Der Tag nach der Scheidung". Seine Vielseitigkeit konnte sich nun frei entfalten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden so an die 20 Filme, in denen er oft mehrere Funktionen übernahm. Filme wie "Renate im Quartett", "Der Fall (des Leutnants) Rainer“, "Die Nacht in Venedig" oder auch „Gold in New Frisco“ sind nur einige von ihnen. Seinen letzten Film aus dieser Zeit drehte Paul Verhoeven 1944: den Spielfilm „Das kleine Hofkonzert“ mit Elfie Mayerhofer in der Hauptrolle. Doch der Höhepunkt der Karriere des Regisseurs und Schauspielers war noch nicht erreicht. Intendant und Firmenchef Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging Paul Verhoeven zunächst nach Coburg und anschließend, 1946, nach München, wo er den Posten des Intendanten des Bayerischen Staatsschauspiels übernahm. Diese Position behielt er zwei Jahre lang, und bald danach gründete er eine eigene Filmproduktionsfirma. Seinen erster Film als Firmenchef drehte Paul Verhoeven 1949: das Drama „Du bist nicht allein“ mit Carola Höhn und Peter Pasetti in den Hauptrollen. Es war die Geschichte einer jungen Frau, die zusammen mit ihrem Sohn auf die Rückkehr des Vaters ihres Kindes aus dem Krieg wartete, den sie vor seiner Versetzung an die Ost-Front nicht mehr heiraten konnte. In den 50er- und 60er-Jahren folgten nun unzählige weitere Filme von und mit Paul Verhoeven. Erwähnt seien hier solche Filme wie „Die goldene Brücke“ mit Curd Jürgens und Jester Naefe, „Der Jugendrichter“ mit Heinz Rühmann oder auch „Ihr schönster Tag“ mit Inge Meysel, um nur einige wenige von seinem umfangreichen Schaffen zu nennen. Seinen letzten Film als Regisseur drehte Paul Verhoeven 1972: den TV-Spielfilm „Verdacht gegen Barry Croft“ für das ZDF. Paul Verhoeven starb am 22.3.75 in München. In ihren Nachrufen würdigten die Gazetten Paul Verhoeven unter anderem als einen zuverlässigen Handwerker, dessen „Stil die Echtheit war“, wie der Kölner Stadtanzeiger vom 24.3.75 titelte. Im August 1973 sprach für die DW Hans-Joachim Matzerath mit Paul Verhoeven über die Rolle des deutschen Unterhaltungsfilms. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Diese Auszeichnung hat mich schon überrascht" - Hans-Jürgen Syberberg über die Auszeichnung seines Fernsehfilms "Theodor Hirneis oder wie man ehemaliger Hofkoch wird" mit dem Adolf-Grimme-Preis Es waren bis jetzt etwa knapp drei Dutzend Filme, die ihn zu einem Regisseur machten, der für viele zur Kultfigur wurde. "Der Tagesspiegel" vom 10.11.10 bezeichnete ihn dann auch als "Meister des monumentalen Films" und für "Die Zeit" vom 29.8.13 war er "der besessenste Regisseur der Nachkriegszeit". Hans-Jürgen Syberberg – eine der außergewöhnlichsten Gestalten des deutschen Films. Die ersten Auszeichnungen Hans-Jürgen Syberberg kam am 8.12.35 in Nossendorf in Pommern zur Welt. Zur Schule ging er zunächst in Rostock, das Abitur erlangte er allerdings schon in München, wohin er 1953 übersiedelte. Hier studierte er sodann Germanistik und Kunstgeschichte. Seine Karriere nahm ihren Anfang beim Bayerischen Rundfunk, für den er zunächst Kulturberichte, später auch TV-Dokumentionen und Fernsehspielfilme drehte. Erste Erfolge stellten sich auch bald ein: zunächst kam der Film "Fritz Kortner probt Kabale und Liebe" heraus und schließlich die zweite Dokumentation "Fritz Kortner spricht Monologe für die Schallplatte", die mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Und es sollte nicht bei der einen Auszeichnung bleiben. Denn auch dem ersten Spielfilm von Hans-Jürgen Syberberg, "Scarabea – Wie viel Erde braucht der Mensch?", wurde in zwei Kategorien das Filmband in Gold des Deutschen Filmpreises verliehen - für die darstellerische Leistung und für die beste Kamera. Doch die bekanntesten Filme des Regisseurs standen noch bevor. Meister des monumentalen Films Spätestens seit der sogenannten „Deutschen Trilogie“ war Hans-Jürgen Syberberg aus der bundesdeutschen Filmdiskussion nicht mehr wegzudenken. Der erste Teil, "Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König", ebenfalls preisgekrönt, beschäftigt sich mit der Geschichte von Ludwig II., dem König von Bayern und hatte 1972 seine Uraufführung. Zwei Jahre später folgte die Filmbiografie "Karl May" mit Helmut Käutner in der Titelrolle. Und schließlich 1977 "Hitler – ein Film aus Deutschland" – als Abschluss von Syberbergs Versuch einer Auseinandersetzung mit einigen Aspekten deutscher Geschichte. Es folgten nun zahlreiche weitere Arbeiten von Hans-Jürgen Syberberg, die seinen Ruhm festigten. Erwähnt seien hier unter anderem die über vierstündige Verfilmung von Richard Wagners "Parsifal" von 1982, der Experimental-Film "Die Nacht" von 1985, der ihm eine weitere Auszeichnung mit dem Deutschen Filmpreis brachte, oder auch der Dokumentarfilm "Penthesilea" von 1988. Hans-Jürgen Syberberg wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil. Außer den schon genannten Ehrungen mit dem Deutschen Filmpreis, wurde er unter anderem auch mehrfach mit dem Preis der Deutschen Kritiker ausgezeichnet und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Heute lebt der Regisseur in seinem Geburtsort Nossendorf, wo er sein Vaterhaus erwarb. Auf seiner privaten Internetseite kann man das Haus mit vier Webcameras betrachten. Im März 1973 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Hans-Jürgen Syberberg über die Auszeichnung seines Fernsehfilms „Theodor Hirneis oder wie man ehemaliger Hofkoch wird“ mit dem Adolf-Grimme-Preis. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Privat war ich nie eine 'femme fatale'" - Erika Pluhar verrät Privates Unzählige Theaterrollen, über vier Dutzend Filmrollen, zahlreiche Auftritte beim Fernsehen, Regiearbeiten, zahlreiche Schallplatten und Bücher – dies ist die bisherige Bilanz dieser unermüdlichen und vielseitigen Künstlerin. Da verwundert es nicht, wenn der „General Anzeiger“ am 1.6.13 schreibt: „Erika Pluhar ist eine österreichische Ikone“, die auch ihre Autobiografie in einer ungewöhnlichen Form „zwischen Fiktion und Realität“ geschrieben hat. In Wien geadelt Das Licht der Welt erblickte Erika Pluhar am 28.2.39 in Wien, wo sie auch ihre schulische Ausbildung absolvierte. Nach dem Abitur begann sie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar eine Schauspielausbildung, die sie mit Auszeichnung abschloss. Noch im gleichen Jahr, 1959, erhielt die junge Schauspielerin ein Engagement am Wiener Burgtheater, auf dessen Brettern sie vier Jahrzehnte lang zu bewundern war. Ihr außergewöhnliches Talent erlaubte es Erika Pluhar, nahezu jeden Rollentypus zu spielen. So war sie unter anderem Lady Mortimer in Shakespeares "König Heinrich IV.", Ophelia in Stoppards "Rosencrantz und Guildenstern" oder auch Ruth in Pinters "Die Heimkehr", um nur einige wenige aus einer ganzen Fülle von Rollen zu nennen. Die inzwischen bekannte Schauspielerin war auch gern gesehener Gast an den Bühnen in Salzburg, Bregenz, Jagsthausen und nicht zuletzt an den Münchner Kammerspielen. Nach einigen wenigen Filmrollen sollte nun der ganz große internationale Durchbruch mit einen Film folgen: 1967 spielte sie die Hauptrolle in dem Film "Bel Ami" von Helmut Käutner, der sie auch in Übersee bekannt machte. Und zahlreiche weitere Filme sollten folgen. Die Filmschauspielerin Seit ihrem Erfolg in dem Streifen „Bel Ami“ war Erika Pluhar nun eine gefragte Filmschauspielerin und drehte mehrere Filme pro Jahr. So war sie unter anderem in dem Drama „Moos auf den Steinen“ von Georg Lhotsky, in den Krimireihen „Der Kommissar“, „Der Alte“ oder auch im „Tatort“ zu sehen. In dem Drama „Die Nacht von Lissabon“ von Zbynek Brynych spielte sie die Helen, in dem Film „Margarete in Aix“ von Helmut Käutner spielte sie die Titelrolle, so auch in dem Melodrama „Die Brüder“ von Wolf Gremm, des weiteren spielte sie an der Seite von David Bowie und Kim Nowak die Eva in dem Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ von David Hemmings, um nur einige wenige zu nennen. Ihre schon sprichwörtliche Vielseitigkeit erlaubte es ihr auch beim Film jede Rolle zu übernehmen, und so kann sie auf eine Filmografie von über vier Dutzend Streifen zurückblicken. Doch die Schauspielerin hatte bereits Anfang der 70er-Jahre auch andere Wege beschritten. Sängerin und Autorin Im Jahr 1972 kam die erste Schallplatte von Erika Pluhar auf den Markt, die betitelt war „Erika Pluhar singt“. Es waren 11 von ihr interpretierte Lieder, die sie dort veröffentlichte und die einen Grundstein für eine weitere Karriere legten. Denn bald sollten noch mehr Schallplatten der Künstlerin folgen und in unregelmäßigen Abständen erscheinen. Zu manchen der Lieder steuerte sie auch ihre eigenen Texte bei. Und als Autorin wurde sie ebenfalls aktiv. Bereits 1981 erschien ihr erstes literarisches Werk: "Aus Tagebüchern". Im Laufe der Jahre sollte so ein Oeuvre entstehen, das sowohl Liedertexte, Lyrik, kleine Prosa sowie Romane beinhaltet. Ihr bis jetzt letzter Roman „Im Schatten der Zeit“ erschien 2012, und so urteilte etwa das Berliner Literaturportal „sf magazin“ über ihn: „Ein sensibler, wortmächtiger und bilderreicher Roman der großen österreichischen Autorin“. Schauspielerin, Regisseurin, Sängerin, Autorin: in allen diesen Berufen ein erfolreiches Multitalent, eine österreichische Ikone eben, wie schon aus dem „General Anzeiger“ zitiert. Im Februar 2004 porträtierte DW-Mitarbeiter Horst Senker Erika Pluhar in einem Gespräch. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Viele Leute wünschen sich Angstgefühle und zahlen dafür. Warum? Das weiß ich nicht" - Alfred Hitchcock über die Spannung in seinen Filmen Als Schüler soll er mit großem Interesse Mordprozessen beigewohnt haben, als diese am Londoner Schwurgericht Old Bailey verhandelt wurden, und bereits im Alter von 27 Jahren war er der höchstbezahlte Regisseur Englands, der sowohl das Kinopublikum wie auch die Kritik mit seinen Kriminalfilmen in Erstaunen setzte. Kein anderer Filmregisseur prägte das Kino so nachhaltig wie Alfred Hitchcock, der Maßstäbe setzte, die bis heute ihre Gültigkeit haben. Alfred der Zeichner Alfred Hitchcock kam am 13.8.1899 in London in einer streng katholischen Familie zur Welt. Als 11-Jähriger kam er sodann an das St. Ignatius College in London, an dem er nicht nur hervorragende schulische Leistungen, sondern auch ein Talent im "Fuchsen" seiner Jesuitenerzieher und Mitschüler an den Tag legte. Mit fünfzehn Jahren, nach dem Tod seines Vaters, war nun Alfred Hitchcock auf sich alleine gestellt und musste eine Anstellung suchen. Diese fand er zunächst als technischer Angestellter in einer Kabelfabrik. Zugleich besuchte er aber auch eine Abendschule, an der er sich mit Malen und Zeichnen beschäftigte. Und dies sollte sich für den jungen Alfred Hitchcock als glückliche Fügung erweisen, denn eben diese künstlerische Neigung führte ihn zum Film. Als 1919 die amerikanische Filmfirma Paramount Famous Players-Lasky in London ihre Produktionsstudios eröffnete, stellte sich Alfred Hitchcock dort mit selbstentworfenen Zwischentiteln für eine geplante Produktion vor. Nach einigen Aufträgen für Zwischentitel für andere Filme wurde ihm dort eine Festanstellung angeboten. Die Lernphase in der Filmindustrie konnte nun beginnen. Der Lehrling in der Filmbranche Der 20-Jährige Alfred Hitchcock entfaltete nun eine rege Tätigkeit in Filmproduktionen und entwickelte sich bald zu einem Multitalent bei Dekorationen, Requisiten oder auch Drehbüchern. So war es nur eine Frage der Zeit, bis er in jenem Beruf seine ersten Schritte machte, in dem er später weltberühmt werden sollte. 1922 wurde der junge Alfred Hitchcock zum ersten Mal zum Co-Regisseur ernannt und erhielt bald darauf seinen ersten Regieauftrag, jedoch mussten die Dreharbeiten mangels finanzieller Mittel eingestellt werden. Doch Alfred Hitchcock ließ sich durch dieses Fiasko nicht einschüchtern. Nach einem Firmenwechsel – sein amerikanischer Arbeitgeber war inzwischen pleite – setzte Alfred Hitchcock seinen Weg bei dem Filmproduzenten Michael Balcon fort, wobei ihm wieder seine Vielseitigkeit zu nutzen kam. Und bald drehte Alfred Hitchcock seinen ersten eigenen Film als Regisseur: den deutsch-britischen Stummfilm "Irrgarten der Leidenschaft". Nützlich hierbei erwiesen sich auch seine Deutschkenntnisse. Es war zwar eine simple Geschichte über zwei Revuetänzerinnen, sie bewirkte jedoch, dass sich für den jungen Regisseur die Tür zum Weltruhm öffnete. Fotografien von redenden Leuten Als Regisseur nun etabliert, drehte Alfred Hitchcock meistens Kriminalfilme, die sein Prestige steigerten. In solchen Stummfilmen wie „Der Mieter“, „Der Weltmeister“ oder auch „Abwärts“ bewies der Regisseur sein Talent im Aufbau von filmischer Spannung. Doch bald sollte auch eine weitere Entwicklung beim Film eintreten, der Alfred Hitchcock anfänglich skeptisch gegenüber stand: der Tonfilm hielt Einzug in die Produktionsstudios. Bernhard Jendricke weiß in seiner Hitchcock-Biografie in dieser Hinsicht folgendes zu berichten: "Mit dem Aufkommen des Tonfilms, so Hitchcock, drohten die spezifisch filmischen Ausdrucksmittel an Qualität zu verlieren und die Filme zu Fotografien von redenden Leuten degradiert zu werden.“ Dennoch: trotz dieser ablehnenden Haltung gegenüber dem Ton, schuf Alfred Hitchcock 1929 einen Streifen, der als erster britischer Tonfilm sowohl die Kritik wie auch das Kinopublikum zu höchsten Lobeshymnen veranlasste. Doch die wahren Meisterwerke, mit denen Alfred Hitchcock neue Maßstäbe setzte, sollten in den USA entstehen. Auf dem Weg zum Weltstar Nach einigen weiteren Filmen – es waren vor allem Verfilmungen von Theaterstücken, die Alfred Hitchcock völlig langweilten - kam für ihn nun der endgültige Durchbruch als Thriller-Regisseur. Mit dem Krimi „Der Mann, der zuviel wusste“ eröffnete Alfred Hitchcock eine Reihe von Filmen, die ihm den Weg nach Hollywood ebneten. Sein Debüt in der Traumfabrik gab Alfred Hitchcock 1940 mit dem Streifen „Rebecca“, und von nun an sollten weitere Filme entstehen, die Filmgeschichte schrieben. Legendär wurden auch kurze Einblendungen von Hitchcock selbst in die Filmszenen. Von den über fünf Dutzend Filmen, die Alfred Hitchcock schließlich zum Weltstar machten, seien nur solche Werke erwähnt wie „Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“ oder auch „Psycho“. Alles Filme mit hochkarätiger Besetzung, die ihm höchste Anerkennung brachten. Diese Anerkennung spiegelt auch die unendlich lange Liste der Preise wider, mit denen Alfred Hitchcock geehrt wurde. Darunter finden sich mehrere Oscar-Nominierungen und Golden Laurels oder auch die Auszeichnung mit dem Golden Globe für sein Lebenswerk, um nur einige wenige zu nennen. Der weltberühmte Regisseur starb am 29.4.80 in Los Angeles. Im September 1972 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler in München mit Alfred Hitchcock über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich habe nie den Anspruch erhoben, ein Komponist zu sein" - Freddy Quinn über seine musikalische Seite In den 50er- und 60er-Jahren war er der populärste Sänger in Deutschland, der mit seiner Schallplatte "Heimweh", die sich acht Millionen Mal verkaufte, das deutsche Publikum auf einen Schlag eroberte. Hinzu kamen bald auf ihn zugeschnittene Filme, in denen er meistens mit seiner Gitarre zu sehen war, später sah man ihn auch in der Zirkusmanege. Freddy Quinn, der Wahlhamburger, ist bis heute für viele ein fester Begriff im deutschen Kulturleben. Erste "Goldene Schallplatte" Zur Welt kam Freddy Quinn am 27.9.31 in Niederfladnitz in Österreich. Die Volksschule besuchte er in Wien und Antwerpen, später in Wien das Albert-Gymnasium, das er allerdings im Alter von 16 Jahren verließ und sich auf Reisen begab. So schlug er sich nun als Musiker, Sänger und Akrobat beim Zirkus durch, bis er schließlich in Hamburg etwas sesshafter wurde. Sein festes Engagement in der "Washington-Bar" auf St. Pauli erwies sich als eine glückliche Fügung, denn von hier aus wurde er von der Polydor-Gesellschaft unter Vertrag genommen, die seine Qualitäten schnell erkannte und ihm eine Ausbildung ermöglichte. Im gleichen Jahr, 1954, debütierte Freddy Quinn auch auf der Leinwand. In dem biografischen Streifen "Canaris" von Alfred Weidenmann erhielt er eine kleine Nebenrolle als Sänger. Und als Sänger konnte er auch zwei Jahre später den ersten großen Erfolg feiern: seine Schallplatte "Heimweh", die acht Millionen Mal über die Verkaufstheke ging, brachte ihm seine erste "Goldene Schallplatte" ein. Und weitere sollten folgen. Die "Freddy"-Figur Das Kino der 50er-Jahre entdeckte nun Freddy Quinn für sich als einen singenden Schauspieler, den man mit seiner Gitarre dem deutschen Publikum immer wieder anbieten konnte. So entstanden solche Filme wie "Die große Chance", "Freddy unter fremden Sternen", "Freddy, die Gitarre und das Meer" oder auch "Freddy und die Melodie der Nacht". In den 60er-Jahren setzte er die Erfolgsgeschichte mit Filmen wie "Freddy und der Millionär", "Freddy und das Lied der Südsee" oder "Freddy und das Lied der Prärie" fort. Insgesamt spielte Freddy Quinn in über zwei Dutzend Filmen mit, wobei er zu vielen auch den Soundtrack sang. In dieser Zeit hatte er auch weitere Gesangserfolge mit Hits wie "Irgendwann gibt's ein Wiedersehn", "Die Gitarre und das Meer" oder "Junge, komm bald wieder", die immer wieder mit "Goldenen Schallplatten" belohnt wurden. So titelte etwa die "Kölnische Rundschau" am 20.7.63: "Freddy fiel vom Himmel…" und meinte damit die Verleihung der siebten "Goldenen Schallplatte" an den populären Sänger, zu der er per Hubschrauber an Bord des Luxus-Passagierschiffes "Hanseatic" kam. Im Fernsehen und in der Manege Freddy Quinn setzte seine Karriere auch im Theater und im Fernsehen fort. So war er etwa über 600 Mal in dem Musical "Heimweh nach St. Pauli" zu sehen, mit dem er auf zahlreichen Bühnen Deutschlands gastierte. Weitere Musicals kamen hinzu, die meistens auf der Bühne des Hamburger St.-Pauli-Theaters aufgeführt wurden. Freddy Quinn bewies sein schauspielerisches Talent auch in solchen Stücken wie "Der Junge von St. Pauli" oder "Mensch, Kuddel, wach auf!", die sich beim Publikum großer Popularität erfreuten. Neben zahlreichen Tourneen, die ihn unter anderem nach Australien, Japan, USA oder Mexiko führten, trat Freddy Quinn auch vermehrt im Fernsehen auf. Hier war er in seinen eigenen Shows zu sehen, moderierte beim Fernsehpublikum beliebte Zirkusreihen oder auch die Show "Artistencocktail". Sein vielseitiges Talent führte Freddy Quinn auch in die Operettenwelt: so sang er etwa in Frankfurt die Partie des Prinzen Orlofsky in der "Fledermaus" von Johann Strauss. Diese rege Tätigkeit wurde auch mehrfach ausgezeichnet. Neben den 17 "Goldenen Schallplatten" wurde Freddy Quinn unter anderem mit 16 Löwen von Radio Luxemburg, dem Großen Ehrenzeichen der Republik Österreich oder auch dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Im November 1981 sprach DW-Mitarbeiter Dieter Liffers mit Freddy Quinn über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das Primäre ist immer noch das Theater" - Paul Dahlke über sein bevorzugtes Metier Seine Filmografie ist rekordverdächtig, denn man sah ihn auf der Leinwand und im Fernsehen in über 15 Dutzend Rollen, und ähnlich lang ist auch die Liste der Hörbücher, an denen er mitgewirkt hat. Doch die Karriere von Paul Dahlke begann auf der Theaterbühne, der er jahrelang verbunden blieb. Breites Rollenspektrum Das Licht der Welt erblickte Paul Dahlke am 12.4.1904 im pommerschen Groß Streitz. Nach dem Besuch der Schulen in Stargard und Dortmund studierte er in Clausthal-Zellerfeld an der Bergakademie, doch im Bergbau fand er keine große Erfüllung, studierte also zunächst an der Universität Berlin Theaterwissenschaften, Philosophie und Philologie und ging schließlich für zwei Jahre an die Max-Reinhardt-Schauspielschule in Berlin. Sein Bühnendebüt folgte dann 1929 am "Lessing- und Künstlertheater", bald sollte aber das Deutsche Theater in Berlin zu seiner Hauptwirkungsstätte werden, an dem er ein ungewöhnlich breites Spektrum an Rollentypen besetzte. Doch vor allem dem Film verdankte Paul Dahlke seine große Popularität. Zehn Filme in einem Jahr Das erste Mal stand Paul Dahlke 1934 vor der Kamera. In dem Abenteuerstreifen "Liebe, Tod und Teufel" von Heinz Hilpert und Reinhart Steinbicker verkörperte er einen Gouverneur. Und es folgten zahlreiche weitere Filmrollen: bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wirkte Paul Dahlke in ca. vier Dutzend Filmen mit. So war er unter anderem in solchen Streifen wie "Der zerbrochene Krug" von Gustav Ucicky, "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes" von Hans Steinhoff oder auch "Die barmherzige Lüge" von Werner Klingler zu sehen, um nur einige wenige zu nennen. Die steigende Popularität von Paul Dahlke ging einher mit den steigenden Rollenangeboten: alleine im Jahr 1939 wirkte er in zehn Filmen mit. Und diese rege Tätigkeit sollte bald nach Kriegsende ihre Fortsetzung finden. Der Filmtitan Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging Paul Dahlke an die Kammerspiele in München, wo er unter anderem über 150 Mal den General Harras in Zuckmayers "Des Teufels General" verkörperte. Doch bald fand der Schauspieler wieder zum Film. Bereits 1947 stand er in dem Film "Und finden dereinst wir uns wieder…" von Hans Müller, in dem er den Studienrat Bockendahl mimte, erneut vor der Kamera. Und wieder wurde Paul Dahlke zu einem vielbeschäftigten Schauspieler, der in die verschiedensten Rollen schlüpfte. Auch bei Fernsehproduktionen griff man immer wieder gerne auf den erprobten Künstler zurück. So war er unter anderem in den Krimi-Serien "Der Alte", "Sonderdezernat K1" oder auch "Derrick" zu sehen. Unvergessen bleibt seine Rolle des Jakob Wilde in der achtteiligen TV-Serie "MS Franziska" aus dem Milieu der Rheinschifffahrt. Paul Dahlke konnte schließlich auf eine Filmografie zurückblicken, die ihresgleichen sucht: in über 180 Filmen stand er vor der Kamera. Unter den zahlreichen Auszeichnungen, mit denen er geehrt wurde, waren auch das Goldene Filmband und das Große Bundesverdienstkreuz zu finden. Paul Dahlke starb am 24.11.84 in Salzburg. Im September 1972 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Paul Dahlke und seiner Frau Elfe Gerhart über ihre schauspielerische Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Im Schiller-Theater da hatte ich das Glück, dass ich als Eröffnungsvorstellung im "Tell" den Tell spielen konnte" - Paul Esser über seine Anfänge beim Schiller-Theater in Berlin Er spielte in über hundert Kino- und Fernsehfilmen und kreierte unzählige Theaterrollen, bei denen er nicht selten auch die Regie übernahm. Der Wahlberliner gründete aber auch ein eigenes Theater in Berlin, das er jahrelang leitete. Paul Esser war eben ein Bühnenmensch, wie er im Buche steht und eine feste Größe im deutschen Kulturbetrieb. Die ersten Schritte Paul Esser kam am 24.4.1913 im niederrheinischen Kapellen – dem heutigen Stadtteil von Geldern - zur Welt. Nach dem Abitur zog es ihn auf die Bühne, so absolvierte er eine zweijährige Schauspielausbildung. Seine erste Rolle am Theater bekam er 1939 am Westfälischen Landestheater in Paderborn. Weitere Stationen führten ihn unter anderem nach Weimar, Posen und Berlin. Bereits 1941 stand Paul Esser zum ersten Mal vor der Kamera. In der Komödie "Der Gasmann" von Carl Froelich bekam er an der Seite von Heinz Rühmann eine kleine Nebenrolle. 1943 spielte er in der Romanze "Liebesgeschichten" von Viktor Tourjansky mit. Und es sollten noch weitere Filmrollen folgen, die ihm vor allem im deutschen Nachkriegsfilm große Popularität einbrachten. Beeindruckende Filmografie Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Paul Esser an das "Düsseldorfer Schauspielhaus", wo er unter anderem auch unter Gustav Gründgens spielte. Doch seine Faszination für Berlin hat während dieser Zeit nicht nachgelassen, und so ging Paul Esser 1951 an das Berliner Schillertheater, an dem er in der Titelrolle in "Wilhelm Tell" einen herausragenden Erfolg feierte. Bald sollten auch Rollen in Fernsehproduktionen folgen, doch den meisten Zuschauern ist er als der Berliner Kommissar Kasulke im "Tatort" in Erinnerung geblieben. Nicht weniger bekannt war er auch als der Landstreicher Blom in sieben Folgen der TV-Kinderserie "Pippi Langstrumpf", die 1971 gesendet wurde. Insgesamt konnte Paul Esser auf eine Filmografie von über 100 Filmen zurückblicken, wobei er vor keinem Genre dieser Unterhaltung schreckte. So spielte er in Dramen wie etwa in "Rotation" von Wolfgang Staudte, in Krimis wie etwa in "Das Millionending" von Helmuth Ashley oder auch in den Heinz Erhardt-Komödien. Zum letzten Mal stand er 1983 vor der Kamera als Senator Hilton in "Die wilden Fünfziger" von Peter Zadek. Eigenes Theater 1963 erfüllte sich Paul Esser einen Wunsch: in dem Berliner Stadtteil Moabit gründete er das Schauspielhaus Hansa, das später den Namen "Hansa Theater" bekam. Es befand sich im Gebäude des ehemaligen Stadttheaters Moabit, das 1923 zum Filmpalast Hansa umgebaut wurde und bis zu der Initiative von Paul Esser ein eher tristes Dasein fristete. Der Schauspieler leitete das "Hansa Theater" bis 1981 und hatte es zu einem beliebten Volkstheater gemacht, auch wenn die Kunstkritiker es ignorierten. Und Paul Esser konnte immer wieder zahlreiche Stars auf seine Bühne holen: Brigitte Mira, Heinz Erhardt, Harald Juhnke, Eddi Arent oder auch Ilja Richter – dies sind nur einige Namen aus der Liste bekannter Schauspieler, die auf den Brettern des "Hansa Theaters" aufgetreten sind. Paul Esser war auch Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er starb am 20.1.88 auf Teneriffa. In ihrem Nachruf schrieb am 25.1.88 die "Stuttgarter Zeitung" unter anderem: "Wenn es darum ging, Menschen mit Saft und Kraft, vollblutige, schwergewichtige, mitten im Leben stehende Kerle zu verkörpern, dann war der Schauspieler und Regisseur Paul Esser in seinem Element." Im Mai 1978 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Paul Esser über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Das Theater hat wieder eine subpolitische Funktion" - Dieter Borsche über das Theater der 60er-Jahre Unzählige Theaterrollen, neun Dutzend Rollen auf der Leinwand und im Fernsehen – dies ist die Bilanz einer fast 50-Jährigen Schauspielerkarriere, die er vorzuweisen hatte. Dieter Borsche gehörte jahrelang zur Spitze des deutschen Kulturbetriebes. Ein tanzender Schauspielschüler Dieter Borsche wurde am 25.10.1909 in Hannover geboren, wo er auch zur Schule ging. In einer Künstlerfamilie aufgewachsen, war es auch für den jungen Gymnasiasten eine leichte Entscheidung gewesen, Tanzunterricht zu nehmen. Anschließend bekam er ein Engagement als Tänzer an der Städtischen Oper in Hannover, an der er bis 1935 blieb. Doch es sollte nicht beim Tanz bleiben: Dieter Borsche nahm gleichzeitig Schauspielunterricht und debütierte bald beim Film und am Theater. Zum ersten Mal stand er vor der Kamera 1935 in dem Film "Alles weg'n dem Hund" als der Sohn eines Postmeisters. Die ersten Stationen seiner Lehrjahre als Theaterschauspieler führten ihn an die Bühnen von Weimar, Danzig und Breslau, wo er sich als jugendlicher Liebhaber die Sporen verdiente. Über Nacht berühmt Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Dieter Borsche zunächst als Schreiner, doch bald fand er auch zur Schauspielerei zurück. 1947 ging er nach Kiel, wo er an den Städtischen Bühnen Oberspielleiter wurde. Doch der erste große Erfolg sollte sich beim Film einstellen. 1949 kam der Film "Nachtwache" von Harald Braun in die Kinos, der bald zu einem ganz großen Erfolg wurde. Dieter Borsche spielte in diesem Streifen die Rolle des Kaplans von Imhoff und wurde über Nacht berühmt. Ein neuer Star des deutschen Nachkriegskinos war geboren. Bald kamen zahlreiche weitere Filme mit Dieter Borsche auf die Leinwand, doch die große Popularität, der sich der Schauspieler erfreute, hatte auch einen bitteren Beigeschmack: für lange Zeit wurde er auf das Fach des melancholischen, eleganten Liebhabers festgelegt. 1951 und 1952 mit einem Bambi geehrt, stand Dieter Borsche unermüdlich vor der Kamera und drehte bis zu vier Filme pro Jahr. Doch der Schauspieler wollte auch aus dem bisherigen Rollenklischee heraus. Die Wandlung In den 60er-Jahren wurde aus dem sanften und immer verständnisvollen Held, den Dieter Borsche verkörperte, nun ein zwielichtiger Bösewicht. In dem Krimi "Der Henker von London" von Edwin Zbonek etwa war Dieter Borsche der verrückte Wissenschaftler Dr. Mac Ferguson, der Kopftransplantationen durchführen will, oder ein mysteriöser Mann in dem Krimi "Das 7. Opfer" von Franz Josef Gottlieb, um nur einige zu nennen. Doch Dieter Borsche hatte auch komödiantisches Talent. So spielte er etwa bereits 1951 zusammen mit Georg Thomalla in der Komödie "Fanfaren der Liebe" von Kurt Hoffmann, der Vorlage für den späteren Welterfolg "Manche mögen's heiß" von Billy Wilder. Insgesamt konnte der Schauspieler auf eine Filmografie von neun Dutzend Filmrollen zurückblicken. Im Laufe der Zeit wandte sich Dieter Borsche wieder zunehmend dem Theater und dem Fernsehen zu. Unvergessen bleiben seine Leistungen in dem Stück "Die Eingeschlossenen" von Jean-Paul Sartre in Essen oder in dem Stück "Die Ermittlung" von Peter Weiss in Berlin. Für seine Verdienste wurde Dieter Borsche unter anderem mit dem Filmband in Gold und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er starb am 5.8.82 in Nürnberg. Im Oktober 1967 sprach für die DW Christine Kaiser mit Dieter Borsche über das Wesen des Theaters. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich genieße den Augenblick" - Agnes Windeck über ihre Lebenseinstellung Mütter und Tanten – das waren ihre Domäne beim Theater, Fernsehen und Film. Und das nicht zu selten: Agnes Windeck stand knapp 5 Dutzend Mal vor der Filmkamera, spielte unzählige Rollen in Fernsehproduktionen und auf der Theaterbühne – allein als Mrs. Higgins war die große Dame des deutschen Theaters über 400 Mal zu sehen. Eine lange Pause Zur Welt kam Agnes Windeck am 27.3.1888 in Hamburg, wo sie auch ihre schauspielerische Karriere begann. Weitere Stationen waren verschiedene Bühnen in Hannover und Berlin. Doch ein Ereignis im Leben der Schauspielerin sollte ihren Berufsweg für lange Zeit auf Eis legen. Im Jahre 1915 heiratete Agnes Windeck und kehrte über zwanzig Jahre der Bühne den Rücken. Nach dem Tod ihres Mannes zog es Agnes Windeck 1938 ins Berufsleben zurück und sie betätigte sich zunächst als Lehrerin an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. Und bald sollte auch ihr erster Kinofilm folgen. Mütter und Tanten Zum ersten Mal stand Agnes Windeck 1939 vor der Kamera. In dem Spielfilm "Die barmherzige Lüge" von Werner Klingler spielte sie an der Seite von Hilde Krahl und Elisabeth Flickenschildt die Rolle der Mutter Margarete. Nun war sie von da an auf die Rollen der Mütter und liebevollen Tanten abonniert. Dieser Rollentypus sollte ihr auch zum Ruhm verhelfen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges folgten einige weitere Filme mit Agnes Windeck, aber erst in den Nachkriegsjahren entfaltete sie eine rege schauspielerische Tätigkeit. Es waren meistens Nebenrollen, mit denen man sie betraute und die sie liebevoll meisterte. So war sie unter anderem als Mrs. Mulford in dem Krimi "Der Zinker", als Gwendolyne Tern in "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse" oder auch als Elisabeth Zänker in der Komödie "Die Herren mit der Weißen Weste" zu sehen. Unvergessen bleibt ebenso ihre Elisabeth Köpcke in der siebenteiligen TV-Serie "Die Unverbesserlichen", die vom NDR zwischen 1965 und 1971 produziert wurde, wie auch ihre Auftritte bei den "Insulaner"-Sendungen. Insgesamt konnte die Schauspielerin auf eine Filmografie von knapp 5 Dutzend Streifen zurückblicken. Doch Agnes Windeck erfreute auch das Theaterpublikum. Die Mutter des Professors Nicht weniger zahlreich als ihre Filmrollen waren auch die Theaterrollen, die sie ab 1945 fast ausschließlich an verschiedenen Berliner Bühnen übernahm. So war sie etwa am Berliner Deutschen Theater in dem Stück "Unsere kleine Stadt" von Thornton Wilder oder auch an der Freien Volksbühne in der Farce "Die Heiratsvermittlerin" desselben Autors zu sehen, um nur einige wenige zu nennen. Einen überwältigenden Erfolg feierte Agnes Windeck als Mrs. Higgins, Mutter des Professors Henry Higgins, in dem Musical "My Fair Lady". Seit seiner deutschen Uraufführung 1961 am Theater des Westens in Berlin spielte sie diese Rollen knapp 400 Mal. Agnes Windeck war auch als Synchronsprecherin gefragt. So lieh sie etwa ihre Stimme den Schauspielerinnen Margaret Rutherford oder auch Billie Burke. Noch bis ins hohe Alter stand die Schauspielerin vor der Kamera: zuletzt 1973 in der ZDF-Serie "Eine Frau bleibt eine Frau". Agnes Windeck starb am 28.9.75 in Berlin. In seinem Nachruf würdigte sie der damalige Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz als eine "Stimme Berlins". Im März 1973 sprach für die DW Dieter Hasenpusch mit Agnes Windeck über ihre Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Es ist in Deutschland sowieso immer schon schwer gewesen, Komödien zu spielen" - Claus Biederstaedt über seine Theaterarbeit Rund 170 Fernsehproduktionen, knapp acht Dutzend Filme, unzählige Theaterrollen, zahlreiche Inszenierungen – dies ist die bisherige Bilanz des Schauspielers, der bereits mit 25 Jahren mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet wurde. Claus Biederstaedt legte eine beispiellose Karriere hin und ist heute einer der ganz Großen im deutschen Kulturbetrieb. Doch kein Medizinstudium Das Licht der Welt erblickte Claus Biederstaedt am 28.6.28 im pommerschen Stargard. Während des Zweiten Weltkrieges musste seine Familie fliehen und siedelte nach Hamburg über. Dort holte er auch sein Abitur nach. In der WAZ vom 6.6.64 erinnerte sich Claus Biederstädt unter anderem: "Was nun? Sollte ich, was meine Eltern gerne gesehen hätten, Pianist werden oder Medizin studieren? Aber zu keinem von beiden konnte ich mich entschließen. Ich wollte Schauspieler werden!" Und er wurde Schauspieler! Zunächst aber absolvierte er eine schauspielerische Ausbildung an der Hamburger Schauspielschule bei Will Quadflieg, Josef Offenbach und Josef Dahmen. Nun konnte jene Karriere starten, die Claus Biederstaedt sehr schnell den Rang eines Stars bescherte. Ein früher Bundesfilmpreis Am Theater debütierte Claus Biederstaedt in Wiesbaden, wo er nach eigenen Angaben in über vier Jahren in rund achtzig Rollen schlüpfte. Und zum Theater sollte er immer wieder zurückkehren, seine Bekanntheit bei einem größeren Publikum sollte er jedoch vor allem dem Film verdanken. Dieselbe WAZ zitiert Claus Biderstaedt: "Zufällig besuchte Rolf Hansen eine Vorstellung mit mir und holte mich zum Film. 'Das letzte Rezept' war mein erster Film." Dies war 1952, und noch im gleichen Jahr drehte der junge Schauspieler einen weiteren Film: "Die große Versuchung", eine Geschichte über einen Chirurgen ohne Studienabschluss mit Dieter Borsche in der Hauptrolle. Für seine Darstellung des jungen Studenten wurde Claus Biederstaedt mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Ein Aufstieg sondergleichen "Es folgte Film auf Film, und die Autogrammpost der Teenager schwoll von Monat zu Monat an" – so die WAZ weiter. Festgelegt auf den Typ des " Sonnyboy " stand er unermüdlich vor der Kamera, unter anderem mit Romy Schneider, Ewald Balser, Heinz Rühmann, Joachim Fuchsberger oder auch Susanne Cramer, um nur einige wenige zu nennen. Er drehte bis zu fünf Filme im Jahr und wurde sehr schnell zum Publikumsliebling. Es waren meistens Streifen aus der Abteilung "leichte Kost", die in den 50er- und 60er-Jahren massenhaft produziert wurden. Insgesamt kann Claus Biederstaedt heute auf eine Filmografie von rund acht Dutzend Filmen zurückblicken. Doch diese "leichten Rollen" erfüllten den Schauspieler nicht ganz, und so wandte er sich in den 60er-Jahren immer mehr dem Fernsehen und dem Theater zu. Er war auf den Bühnen der Boulevardtheater in zahlreichen Rollen zu sehen und inszenierte auch selbst Stücke. Die Fernsehzuschauer kennen ihn unter anderem auch aus der TV-Serie "Ein Chirurg erinnert sich". So wirkte Claus Biederstädt in rund 170 TV-Produktionen mit. Er machte sich aber auch einen Namen als Synchronsprecher. So war er die deutsche Stimme von Marlon Brando, Yves Montand, Marcello Mastroianni, Paul Newman oder auch James Garner in der Serie "Detektiv Rockford", um nur einige zu nennen. Im Mai 1972 sprach für die DW Ursula Deutschendorf mit Claus Biederstaedt über seine Pläne hinsichtlich der Eröffnung und Leitung eines deutschen Theaters auf Gran Canaria. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich habe sehr gerne den Herodes gespielt" - Eduard Wandrey über seine unzähligen Theaterrollen Als Filmschauspieler machte er keine großen Schlagzeilen, aus dem Berliner Theaterleben jedoch war er nicht wegzudenken. Und es mussten nicht nur die großen Rollen sein, die er übernahm, auch kleine Nebenrollen nahm er immer ernst und spielte sie meisterhaft. Eduard Wandrey blieb dem Berliner Theaterpublikum in guter Erinnerung und das Kinopublikum erkannte ihn vor allem an seiner charakteristischen Stimme, die er auch als Synchronsprecher zahlreichen Schauspielerkollegen lieh. Bei Ferdinand Gregori Zur Welt kam Eduard Wandrey am 26.7.1899 in Berlin-Friedrichshafen. Seine schauspielerische Ausbildung absolvierte er bei Ferdinand Gregori, damals einem der begehrtesten Pädagogen. Der "Telegraf" vom 2.9.69 wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: "Wen Gregori nahm, der war begabt. Bei Eduard Wandrey war sich der Professor ganz sicher…" Am 1.9.1919 debütierte der junge Schauspieler an der Berliner Volksbühne, an der er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb. Und vor allem die Berliner Theaterbretter sollten für ihn von nun an zum Lebensmittelpunkt werden. Nach seiner Rückkehr aus der sowjetischen Gefangenschaft ging Eduard Wandrey an das Hebbel-Theater, später fand er weitere Engagements an der Volksbühne, dem Schillertheater oder auch am Schlossparktheater. Hier spielte er meisterhaft unzählige Rollen sowohl in klassischen als auch modernen Stücken, wobei das Spektrum von ernsten Charakterrollen bis hin zu kleinen Nebenrollen reichte. Derselbe "Telegraf" bescheinigte Eduard Wandrey: "Der Staatsschauspieler hat Respekt vor jeder Bühnenfigur." Selten vor der Filmkamera Beim Film debütierte Eduard Wandrey 1938 mit einer Nebenrolle in dem NS-propagandistisch gefärbten Film "Am seidenen Faden" von Robert A. Stemmle. Bis 1942 folgten noch einige wenige weitere Rollen: so etwa in dem Drama "Die fremde Frau" von Roger von Norman oder auch in dem Bismarck-Streifen "Die Entlassung" von Wolfgang Liebeneiner. Ihre Fortsetzung fand die filmschauspielerische Tätigkeit von Eduard Wandrey 1948 in dem Krimi "1-2-3 Corona" von Hans Müller. Er erhielt auch 1956 eine Rolle in dem Kultdrama "Die Halbstarken" von Georg Tressler, in dem er als Vater von Antonio Garezzo mitwirkte. Insgesamt spielte Eduard Wandrey in knapp zwei Dutzend Filmen, zuletzt stand er 1974 in dem TV-Drama "Preussenkorso Nr. 17" von Claus Peter Witt vor der Kamera. Die deutsche Stimme Daneben war Eduard Wandrey beim Film ein begehrter Synchronsprecher. Seine tiefe, sonore Stimme lieh er zahlreichen Darstellern in knapp vier Hundert Streifen. So war er unter anderem 1969 in dem Kultwestern "Die Unbesiegten" als McCartney, gespielt von Dub Taylor, zu hören. Er war auch die deutsche Stimme von Bud Spencer, Donald Crisp, Oskar Homolka, Orson Welles, Jean Gabin oder auch James Westerfield, um nur einige wenige zu nennen. Unvergessen bleibt er auch als Fred Feuerstein in der TV-Serie "Familie Feuerstein", die in den Jahren 1960-1966 produziert wurde. Eduard Wandrey starb am 23.1.74 in Berlin. In seinem Nachruf schrieb der "Tagesspiegel" vom 25.1.74 unter anderem: "…zeit seines Lebens ein verlässlicher Schauspieler, der auch noch der kleinsten Rolle eigenwillig und präzise Charakter und Gestalt zu geben wusste." Im Dezember 1972 sprach DW-Redakteur Götz Claren mit Eduard Wandrey über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Es hat sich organisch entwickelt, es war kein abrupter Schluss" - Leopold Lindtberg über seine Rückkehr vom Film zum Theater Mit knapp zwei Dutzend Streifen, bei denen er Regie führte, wurde er zum "Schöpfer" des schweizerischen Films. Doch seine Leidenschaft galt vor allem dem Theater. Leopold Lindtberg führte Regie an zahlreichen Bühnen in der Schweiz, Österreich und in Deutschland und konnte schließlich auf eine Bilanz von über vier Hundert Inszenierungen zurück blicken – eine Leistung, die wahrlich nur schwer zu überbieten ist. Vom Schauspieler zum Regisseur Zur Welt kam Leopold Lindtberg am 1.6.1902 in Wien, wo er zunächst als Schauspieler seine ersten Schritte machte. Bald trat er an den Theaterbühnen in Berlin und Düsseldorf auf. Und bereits mit 24 Jahren begann er auch Regie zu führen – eine Tätigkeit, die ihn später weltberühmt machen sollte. 1933 wurde auch für Leopold Lindtberg zu einem schicksalhaften Jahr – der junge Regisseur emigrierte in die Schweiz, wo er am Züricher Schauspielhaus weiter arbeiten konnte und schließlich für einige Jahre zu seinem Direktor wurde. Diese Stadt sollte für ihn eine neue Heimat werden, die er erst nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig für andere Engagements und Projekte verließ. Europa, Israel, Japan Diese Engagements führten Leopold Lindtberg an zahlreiche Bühnen des deutschsprachigen Raums, etwa in Wien, Salzburg, Hamburg oder auch Frankfurt. Zugleich erfreute sich die Qualität seiner Inszenierungen immer größerer Anerkennung. So engagierten auch die Bühnen in Israel und Japan Leopold Lindtner für ihre Aufführungen. Bald galt er als Kapazität für die Interpretation von Klassikern. Unvergessen bleiben dem Theaterpublikum seine Inszenierungen von Shakespeares Dramen, wie "Hamlet", und Schillers "Wallenstein" in Wien, oder auch "Faust I und II" sowie "Iphigenie" von Goethe in Salzburg, um nur einige wenige zu nennen. Die Bilanz einer solch regen Tätigkeit von Leopold Lindtberg weist die imposante Zahl von über vier Hundert Inszenierungen auf Theater- und Opernbühnen auf. Doch nicht nur das Theater profitierte von dem Talent des Regisseurs: auch der schweizerische Film kam unter seinem Einfluss immer mehr zur Geltung. Die große "Chance" Im Vergleich zu seinem theatralischen Schaffen stellt sich das filmische Werk von Leopold Lindtberg etwas kleiner dar. Sein Debüt als Filmregisseur gab er bereits 1932 mit dem Kurzfilm "Wenn zwei sich streiten" mit Käthe Haack. 1938 kam sodann ein Film in die Kinos, der schon etwas mehr Beachtung fand: "Füsilier Wipf" nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Haller mit Paul Hubschmid in der Titelrolle. Doch nach einigen Jahren sollte unter der Regie von Leopold Lindtberg ein Film entstehen, der den Rang einer der berühmtesten Produktionen des schweizerischen Kinos erlangen sollte - "Die letzte Chance", so hieß das Flüchtlingsdrama von 1945, das auch international Furore machte. Für diesen Streifen wurde Leopold Lindtberg mit dem Grand Prix in Cannes und auch mit dem Golden Globe Award im Bereich der internationalen Verständigung ausgezeichnet. Es folgte weitere Filme des Regisseurs, die seinen Ruhm als Meister untermauerten. Knapp zwei Dutzend zählt seine Filmografie, darunter solche Filme wie "Die vier im Jeep" oder auch "Heinrich VI". Unter den zahlreichen Ehrungen, mit denen Leopold Lindtberg ausgezeichnet wurde, befinden sich unter anderem die Josef-Kainz-Medaille oder auch das Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft der Republik Österreich. Leopold Lindtberg starb am 18.4.84 in Sils-Maria im Oberengadin. Im November 1972 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Leopold Lindtberg über seine Arbeit. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich bin nicht pressescheu, aber ich mag es nicht, wenn man mich niedlich auslegt" - Johanna Matz über ihr Verhältnis zur Presse Unmittelbar nach ihrer Schauspielausbildung wurde sie für das Theater entdeckt, dem sie über Jahrzehnte verbunden blieb. Doch ihre enorme frühe Popularität verdankt sie dem Film. Ihre Filmografie umfasst an die vier Dutzend Streifen, die sie bereits zum Anfang ihrer Karriere an die Spitze junger Schauspielerinnen katapultierten. Angesichts ihres steilen Aufstiegs war Johanna Matz für die "Kölnische Rundschau" vom 10.4.65 "die vorletzte Mädchen-Königin des deutschen Films". Debüt mit einer Titelrolle Das Licht der Welt erblickte Johanna Matz am 5.10.32 in Wien, wo sie auch aufwuchs. Das Wiener Max-Reinhardt-Seminar, das sie zwei Jahre lang besuchte, wurde zur letzten Station ihres Ausbildungsweges. Und die steile Karriere von Johanna Matz begann direkt nach der Abschlussvorstellung am Seminar: dort wurde sie von Berthold Viertel, einem damals berühmten Wiener Schriftsteller und Regisseur entdeckt, der die junge Schauspielerin an das Wiener Burgtheater engagierte. Dieses Theater sollte von nun an für Jahre für Johanna Matz zu ihrer "schauspielerischen Heimat" werden, an dem sie auch ihre erste Hauptrolle bekam: in dem Stück "Frankie und die Hochzeit" von Carson McCullers. Es folgten dann unzählige weitere Theaterrollen, doch ihre immense Popularität sollte sie durch den Film erlangen. Der unaufhaltsame Aufstieg Ihr Debüt auf der Leinwand gab Johanna Matz in dem Film "Asphalt" von Harald Röbbeling, den "Der Spiegel" vom 17.12.52 als "einen der missratensten Filme österreichischer Provenienz" bezeichnete. Doch bald sollte sich das Blatt wenden und ein rasanter Aufstieg beginnen. Der große erste Erfolg stellte sich 1952 mit dem Streifen "Die Försterchristl" von Arthur Maria Rabenalt ein, einem leichten Film aus der Abteilung "Sommerflautefüller", der sich - wie der gleiche "Spiegel" schrieb - dennoch zu einem "psychosenerregenden Kassenerfolg" entwickelte. Noch im selben Jahr drehte Johanna Matz einen weiteren Erfolgsfilm: die bereits dritte Verfilmung des Singspiels "Im weißen Rößl" von Ralf Benatzky mit Johannes Heesters als Dr. Siedler. Der Aufstieg zu einem der populärsten Kinostars war nun nicht mehr aufzuhalten. Es folgten weitere Streifen mit Johanna Matz, von denen sie bis zu vier im Jahr drehte. Auch Hollywood holte die Schauspielerin zu sich, wo sie in der deutschen Fassung des Films "The Moon ist Blue" - "Die Jungfrau auf dem Dach" - mitwirkte. So kann sie heute auf eine Filmografie von rund vier Dutzend Filmen blicken, in denen sie mitgewirkt hat. Doch das Theater und das Fernsehen sollten auch von dem Talent der Schauspielerin profitieren. Die "Burg-Johanna" Am 10.4.65 titelte die "Kölnische Rundschau": "Film-Hannerl wurde zur 'Burg-Johanna'". Gemeint war das verstärkte Auftreten in dem Wiener Burgtheater, das ihre schauspielerische Heimat geblieben ist. Hier übernahm sie nun unzählige Rollen und war auch im Fernsehen oft zu bewundern. Sie scheute auch die Strapazen einer Tournee nicht und zog öfters mit dem Burgtheater durch die Lande. Sie gastierte aber auch in Amerika, in Israel und Japan. Johanna Matz trat zunehmend im Fernsehen auf. So war sie unter anderem in den ARD-Produktionen "Die Geschichte der 1002. Nacht" oder in "Eine unwürdige Existenz" zu sehen. Im Dezember 1972 sprach DW-Redakteur Manfred Moschner mit Johanna Matz über ihre Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Die Rollen, die man sich relativ schwer erarbeitet und die zum Erfolg führen, sind Rollen, die man dann am liebsten spielt" - Martin Held über seine Theaterarbeit Er war aus dem Berliner Theaterleben nicht weg zu denken, spielte aber auch in zahlreichen Filmen mit und glänzte in verschiedenen TV-Produktionen. Martin Held wurde auch während seiner langjährigen Schauspielerkarriere mehrfach mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt. Viele Stationen Geboren wurde Martin Helm am 11.11.1908 in Berlin und sollte nach dem Willen seiner Eltern einen technischen Beruf ergreifen. Doch sein Interesse galt vor allem dem Theater. So absolvierte er an der Berliner Theaterschule eine Schauspielausbildung und ging zunächst auf Provinzbühnen. Sein Weg führte ihn nach Königsberg, Dresden, Bremerhaven, Darmstadt, und er landete schließlich 1941 an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Doch Frankfurt sollte nicht die letzte Station seiner Karriere bleiben. Denn nach seinem enormen Erfolg in "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer dauerte es nicht lange, bis Martin Held 1951 an das Berliner Schiller- und Schloßparktheater geholt wurde. Diese Bühne sollte nun zu seiner schauspielerischen Heimat werden. Charakter- und Komödienrollen Für Martin Held begann nun der Aufstieg zu einem Schauspieler, der jeder Rolle gewachsen war, und seine Vielseitigkeit wurde legendär. So spielte er bravourös sowohl Charakterrollen als auch Komödienrollen – Martin Held wurde zu einer wahren Größe des Berliner Theaterbetriebes. "Das große Personenlexikon des Films" schreibt unter anderem über ihn: "Er beherrschte das Unterspielen wie die große Geste, die leise Ironie wie das aufgeplusterte Poltern. Held spielte den Leicester in 'Maria Stuart' und den Bürgermeister Obermüller in 'Der Hauptmann von Köpenick' …" Bei so vielen Talenten war es dann auch nur eine Frage der Zeit, bis der Schauspieler für den Film entdeckt wurde. Trotz Theater auch Film Als Filmschauspieler debütierte Martin Held 1951 – wenn man seine kleine Rolle in dem Stummfilm "Die Hose" 1927 außer Acht lässt – in dem Film "Schwarze Augen", in dem er an der Seite von Will Quadflieg die Rolle des Alexander Grabner übernahm. Besonders in Erinnerung blieb seine Rolle des Obergruppenführers Reinhard Heydrich in dem Film "Canaris", den er an der Seite von O. E. Hasse 1954 drehte. Erzählt wird hier eine fiktive Geschichte aus dem Leben des echten Admirals Canaris, der Anfang April 1945 wegen angeblicher Teilnahme am Hitler-Attentat hingerichtet wurde. Es folgten weitere zahlreiche Filme mit Martin Held, die er trotz sehr intensiver Theaterarbeit immer wieder drehte – mindesten zwei im Jahr. So war er unter anderem 1959 in dem Film "Rosen für den Staatsanwalt" als Oberstaatsanwalt Dr. Wilhelm Schramm zu sehen, in der Komödie "Lange Beine – lange Finger" als Baron Holberg oder auch als Prof. Abel Cornelius in dem Film "Unordnung und frühes Leid". So brachte es Martin Held auf eine Filmografie von über vier Dutzend Filmrollen. Für viele dieser Rollen wurde der Schauspieler auch ausgezeichnet. So wurde er unter anderem mit dem Filmband in Gold des Bundesfilmpreises, mit der "Goldenen Nofretete", mit der Goldenen Kamera oder auch mit dem Ernst-Lubitsch-Preis geehrt. 1988 wurde Martin Held das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der Schauspieler starb am 31.1.92 in Berlin. Im Juni 1964 sprach DW-Redakteur Klaus Colberg mit Martin Held über seine schauspielerische Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Es ist jeden Abend anders, das Publikum ist nicht gleich" - Chariklia Baxevanos über das Theaterspielen Im stolzen Alter von 76 Jahren stand sie noch auf der Bühne in Berlin in dem Theaterstück "Spätlese" von Folke Braband. Denn auf den Theaterbrettern machte sie nicht nur ihre ersten schauspielerischen Schritte, sondern kehrte immer wieder dorthin zurück. Sie feierte aber auch viele Erfolge in Filmen, von denen sie knapp vier Dutzend drehte und bei einigen anderen als Synchronsprecherin mitwirkte. Chariklia Baxevanos war unter anderem die deutsche Stimme von Shirley MacLaine und ist bis heute eine begehrte Darstellerin. Keine Lust auf Schule Zur Welt kam Chariklia Baxevanos in Zürich am 15.3.36 als Tochter eines griechischen Opernsägers, der bald aber ein Engagement an der Wiener Volksoper bekam und mit seiner Familie dorthin zog. Hier verbrachte Chariklia Baxevanos ihre Kindheit und besuchte schließlich in Wien das klösterliche Internat "Sacré Coeur". Anschließend nahm sie ein Studium am Wiener Max-Reinhardt-Seminar auf. Der "Telegraf" vom 13.9.64 zitiert in diesem Zusammenhang die Schauspielerin mit den Worten: "Ich hatte einfach keine Lust mehr, zur Schule zu gehen. Eigentlich wollte ich Sängerin, dann Tänzerin werden… ". Nach zweijähriger Ausbildung ist sie dann eine Schauspielerin geworden, die bereits mit ihrer Debütrolle aufgefallen ist. Im zarten Alter von 17 Jahren, 1953, spielte Chariklia Baxevanos in Wiesbaden am dortigen Staatstheater die Rolle der Gigi in dem Stück von Oscar Wilde "Bunbury oder Ernst sein ist alles". Es war der Beginn einer Karriere, die bis heute Chariklia Baxevanos zu einer festen Größe des deutschen Theaters macht. Erfolge in Wien und München Chariklia Baxevanos feierte bald weitere Bühnenerfolge. So etwa nach ihrem Wechsel an die Münchner Kammerspiele und später an das Wiener Theater in der Josefstadt. So spielte sie unter anderem in München mit Bravour in dem Stück "Mamsell Nitouche". Auch der Film wurde auf die junge Schauspielerin sehr schnell aufmerksam. Nach anfänglichen kleinen Rollen kamen bald auch größere Aufgaben auf sie zu. So etwa in der Komödie "Bademeister Spargel" an der Seite von Paul Hörbiger, in der Romanze "Von allen geliebt", bei der auch Johannes Heesters, Ivan Desny und Tilla Durieux mitwirkten, oder auch in dem Sissi-Streifen "Schicksalsjahre einer Kaiserin". Es waren oft Filme aus der Gattung der "leichten Kost" der 50-er und 60-er Jahre, die ihre Popularität beim Kinopublikum stets steigerten. Auch das Fernsehen griff gerne auf die Schauspielerin zurück. Jedoch: trotz der vielen Erfolge sollte das Theater ihr Hauptbetätigungsfeld bleiben. "Opfer einer Blitzkarriere" Am 11.1.74 titelte das "Hamburger Abendblatt" unter anderem: "Baxy – ein Opfer ihrer Blitzkarriere". Chariklia Baxevanos wurde unter den Kollegen Baxy genannt, weil ihr Name für manche schwer auszusprechen war und in dieser Zeit war sie auch viel unterwegs. Sie spielte erfolgreich auf den Bühnen in Hamburg, Köln oder auch an der "Komödie am Kurfürstendamm" in Berlin, um nur einige zu nennen. Fast jedes Boulevard-Theater, das etwas auf sich hielt, bemühte sich um Chariklia Baxevanos. In dem oben zitierten Artikel beschreibt das "Hamburger Abendblatt" die damalige Zeit: "Die eigene Wohnung in Wien sieht sie kaum. Sie ist Opfer ihrer Blitzkarriere geworden, ausgebucht auf Jahre hinaus. Mit dem Auto und ihrem Yorkshire-Terrier Gini zieht sie von Gastspiel zu Gastspiel, lebt in gerade leerstehenden Wohnungen von Kollegen oder mietet sich, wie jetzt in Hamburg, ihre eigene Wohnung." So verwundert es auch nicht, dass Chariklia Baxevanos auf die stolze Zahl von über hundert Hauptrollen zurück blicken kann, die sie im Laufe der Zeit übernahm. Noch im Januar 2012 war sie am Berliner "Theater am Kurfürstendamm" in dem Stück "Spätlese" von Folke Braband zu sehen. Im Februar 1986 sprach DW-Redakteur Wolfgang Sauer mit Chariklia Baxevanos über die Stationen ihrer Schauspielkarriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich